Cartagena: Karibik, Strand & Schlamm

Nach Ecuador bin ich nun im zweiten Land meiner Reise angekommen: Kolumbien. Zunächst einmal war ich total erschlagen von der Luftfeuchtigkeit hier in Cartagena. Ich hatte zwar gelesen, dass hier ein feuchtes Klima herrscht, aber darauf war ich dann doch nicht vorbereitet als ich den klimatisierten Flughafen verlassen habe. Cartagena ist nicht wirklich groß (obwohl dieses Städtchen 1,1 Mio. Einwohner hat), liegt am karibischen Meer und alle die ich bisher getroffen habe, waren begeistert von dieser Stadt. Nun ich kann das nur bestätigen, man fühlt sich hier gleich wohl und will am liebsten bleiben, aber leider geht das ja nicht. Nach meiner Ankunft am Montag im Hostal Venecia war ich allerdings nicht mehr in der Lage mir irgendetwas anzuschauen. Ich habe mein Bett im 6-Bett Schlafsaal bezogen und danach habe ich mich in den Innenhof des Hostals gesetzt und mich mit Brian (Neuseeland) und seiner Frau Martha (Polen) unterhalten. Und ich wusste doch, dass es mehr von meiner Sorte gibt: Brian mag keine rohen Tomaten! Seine Frau hält ihn deswegen für verrückt, aber ich konnte ihn natürlich gut verstehen. 🙂 Mit den beiden bin ich dann auch hier in der Straße schnell Pizza essen gegangen für 3.000 kolumbianische Pesos, das sind ca. 1,30€. Anschließend habe ich mich noch sehr nett mit einem argentinischen Pärchen aus dem Hostal unterhalten Orfelia und Sebastian. Hätt ich ja nicht gedacht, dass das so schnell geht mit dem Leute kennen lernen.

Das besondere an Cartagena ist seine Altstadt, die einfach nur traumhaft ist, bunt bemalte Häuser mit bepflanzten Balkonen in kleinen verwinkelten Gassen. In der Kolonialzeit war Cartagena die wichtigste Küstenstadt für die Spanier, dort wurde Raubgut gelagert, weshalb die Stadt ständig Belagerungen ausgesetzt war. Aus diesem Grund verfügt Cartagena über dicke Stadtmauern, die noch heut erhalten sind und auf denen man sogar spazieren gehen kann. Die Marina hat nämlich erstmal den Stadtplan falsch gelesen und lief da fröhlich auf Mauern rum, die aber gar nicht zur Altstadt gehört haben. Und dann fing es auch noch an zu regnen! Man muss sagen, dass ich mit dem Wetter ein wenig Pech hatte, denn es war immer mal wieder total wolkenverhangen. Trotz Sonnenlosigkeit herrscht hier aber eine Luftfeuchtigkeit, die einen ohne jede Bewegung von oben bis unten nass sein lässt. Übrigens wenn mir nochmal einer was von Moskitos im ecuadorianischen Dschungel erzählt, ich bin hier in der ersten Nacht so was von zerstochen worden, gezählt habe ich 40 Stiche an einem Bein, danach habe ich aufgegeben. Die Altstadt habe ich dann aber auch noch gefunden nach dem ich mich auf Spanisch durchgefragt habe und irgendwann fand auch ich mich vor der Puerta de Reloj wieder, dem Eingang zur Altstadt.

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Bei der naheliegenden Touristeninformation habe ich mir dann noch ein paar Infos und eine richtige Mappe von Cartagena geholt. Leider war das Museo del Arte Moderno geschlossen, obwohl es auf sein sollte, mein Nachfragen ergaben dann, dass die Person, die aufschließt wohl grad nich da ist. Ah ja, das hätte ich mir auch schon fast denken können, aber gut auch Kolumbien liegt in Südamerika. Während ich mich so nett mit den Damen von der Touristeninformation unterhalten habe, fing es dann richtig an zu regnen. Ich wartete also…und wartete…und wartete…

irgendwann dacht ich dann, dass ich die Zeit besser nutzen kann und habe mir das Convento de San Pedro Claver und die dazugehörige Kirche angeschaut. Cartagena war auch ein Umschlagplatz für Sklaven aus Afrika und der nette Herr San Pedro hat für eben diese ein Hospital aufgemacht. Auf 3 Stockwerken kann man sich die Originalräume anschauen in denen er und die Sklaven lebten und im Innenhof stehen Palmen und Papageien. Leider hats ja geregnet, die Fotos vermitteln deshalb leider weniger Karbikfeeling…

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Der Innenhof

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Der gute Herr San Pedro

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Die dazugehörige Kirche San Pedro Claver

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Der Altar – der untere beleuchtete Teil beherbergt die sterblichen Überreste San Pedros

Danach war der Regen dann auch nicht mehr ganz so schlimm und ich konnte meinen Spaziergang durch die Altstadt vorsetzen, hier lasse ich einfach mal Bilder sprechen.

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Früher gab es in dieser Küstenstadt auch Verliese, die heute, wie könnte es anders sein, als Verkaufsstände dienen. Hübsche Sachen hatten die, aber mir war es doch jedes Mal zu anstrengend Pesos in Euros umzurechnen und außerdem hat mein Rucksack schon 16 Kilo…

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Die alten Verliese „Las Bovédas“

Nachdem ich meinen Rundgang beendet hatte, kam natürlich die Sonne raus. Und ab da war es eigentlich unerträglich warm, aber ich wollte noch mehr sehen und habe mir deshalb ein Taxi gegönnt, dass mich für umgerechnet ca. 2 € zum Castillo de San Felipe de Barajas gebracht hat. Diese Festung aus Stein sollte zum Schutz Cartagenas dienen und ist schon imponierend. Da es sogar einen deutschen Audioguide gab, der die lange Geschichte der Festung erklärt hat, habe ich den gleich mit gekauft und bin dann fast 3 Stunden durch das Fort und seine unterirdischen Gänge gelaufen. War wirklich interessant und kann ich nur empfehlen.

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Castillo de San Felipe de Barajas

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Der Ausblick von einem der Wachposten auf die Stadt

Total fertig bin ich abends dann nur nochmal kurz eine Pizza essen gegangen – ja, ich weiß die zweite in zwei Tagen, aber ich versuche einfach Reis zu umgehen, wenn ich die Möglichkeit habe. 🙂

Islas del Rosario & Playa Blanca

An meinem zweiten Tag stand ein Ausflug an, der zum Standardprogramm rund um Cartagena dazugehört, ein Besuch des Nationalparkes hier auf hoher See. 27 kleine Inseln bilden zusammen den Parque Nacional Corales del Rosario, manche der Inseln bieten gerade mal Platz genug für ein Häuschen. Mit einer vorab gebuchten Tour fährt man durch diese Inselchen und macht normalerweise Halt am Aquarium auf einer dieser. Leider war auch an diesem Tag das Wetter äußerst bescheiden und ich hatte den Fehler gemacht mich im Boot rechts außen hinzusetzen – ich war so nass!!! Man hätte auch Schnorcheln gehen können, allerdings hatte ich davon, weil mir eh schon kalt war, die Nase voll und habe das Aquarium besucht. War ganz nett, aber umgehauen hats mich jetzt nicht. Süß waren die Delfine, die meines Erachtens nach ein viel zu kleines Becken bewohnen…danach ging es zum Mittagessen auf eine andere Insel: mal wieder Tilapia fritta und Reis, aber lecker wars.

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Eindrücke vom Aquarium & eine Insel

Auf dem Boot habe ich mich dann auch mit ein paar Argentinierinnen unterhalten können, wobei ich echt Probleme habe die Leute hier zu verstehen, wenn sie schnell sprechen, hoffe das wird noch. Ich habe auch noch drei Jungs auf dem Boot kennen gelernt Andrew & Peter (New York) und Dave (Jersey) mit Dave war ich abends auch noch was essen. Die drei wohnen in der Altstadt und die wollte ich mir unbedingt nochmal beleuchtet anschauen. Wir waren in einem echt hübschen Weinladen, der auch Tapas verkauft hat. Aufgrund des Preisniveaus von Wein in Ecuador, gabs dort ja nur Tetrapak Wein (1 Liter = 6$) und in Cartagen gab’s jetzt mal richtig guten Wein aus der Flasche, nur kühlen die hier den Rotwein…aber war trotzdem mal ein wenig Luxus. Und ihr werdet’s nicht glauben, aber ich habe Cherrytomaten gegessen! Die waren mit auf der Platte und ich hab sie einfach mal probiert. Sarah, du hattest also Recht, dass ich auf der Reise anfange Tomaten zu essen. Aber die waren klein, zu den großen ist’s noch ein langer Weg, aber ich hab ja Zeit. 🙂 Danach sind wir leider noch ein wenig in der Altstadt abgestürzt und ich kann sagen ein Kater mit gefühlten 50 Grad am nächsten Morgen ist nicht so lustig.

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Das verhängnisvolle 1. Bier

Volcán de Lodo el Totumo

Ca. 50 km von Cartagena entfernt liegt der größte Schlammvulkan Kolumbiens. Genau, dieser Vulkan spuckt kein Feuer sondern Schlamm. Also spucken ist zu viel gesagt, aber der Schlamm soll wohltuend sein für die Haut und stand bei mir ganz oben auf der Liste der Dinge, die ich hier unternehmen will. Mit meinem Kater habe ich mich aber erstmal in das Museo de Arte Moderno geqüalt, war leider nicht klimatisiert, aber es gab eine echt gute Ausstellung über peruanischen Surrealismus, kriegt man ja sonst bei uns zu Hause nicht so mit.

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Schnell bin ich dann noch in die Kathedrale Cartagenas gehuscht, da war aber gerade Gottesdienst und die Kathedrale ist auch nicht zu vergleichen mit der Kirche, die ich in Quito gesehen habe, deshalb war das ein kurzer Ausflug. Auf meinem Rückweg habe ich noch schnell die Tour zum Schlammvulkan gebucht (30.000 kolumbianische Pesos) und hab mich erstmal hingelegt. David hat mich dann abgeholt und nach einem Mittagessen gings dann mit nem kleinen Bus los. Wie das so ist bei den Touren holt man erstmal jede Menge andere Leute ab, hat mich aber nicht gestört, ich hab im Bus die Klimaanlage genutzt und gedöst. Dieser Ausflug hat echt Spaß gemacht, was stört ist, dass dort eine Touristenindustrie der anderen Art gewachsen ist. Zunächst kann man sich im Schlamm massieren lassen (nein, danke), anschließend kann man sich in der nahe liegenden Lagune waschen lassen und man bezahlt natürlich auch noch jemanden der Fotos vom Schlammbad macht. Wie gesagt die Massage habe ich abgelehnt, den „Kameramann“ habe ich mir für 3.000 Pesos gegönnt (ein bissi mehr als’n €). Ich war fest davon überzeugt, dass ich mich selbst waschen werde, aber das war einfach nicht möglich, dieser Schlamm ist nach einem fast 30-minütigen Bad recht hartnäckig und so hab ich mich für 3.000 Pesos von einer professionellen Waschfrau reinigen lassen – liebevoll war sie nicht gerade, aber effektiv. Zurückgekommen an der Umkleide standen dann auch schon alle Dienstleister da, die bezahlt werden wollten. Und am Ende gabs noch 1.000 Pesos für den Herren, der ungefragt meine FlipFlops gewaschen hat…naja, bei dem Preis. Nach dieser Tour war ich mal wieder schagskaputt und fand es gar nicht lustig als unser Busfahrer auf der Heimfahrt einen Unfall gebaut hat. Nichts schlimmes, nur ein Blechschaden, aber so standen wir dann erstmal mitten auf der Straße in Cartagena. Aber auch das ging vorbei, der andere Unfallteilnehmer ist zu erst weitergefahren und damit hat er in Kolumbien wohl „verloren“ und muss beide Schäden bezahlen. Auch ein System. 🙂 Nach Rigatoni Carbonara bei einem Italiener mit David bin ich dann gegen halb Zehn direkt in mein Bett und habe selig geschlafen.

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Schlammig

Mittlerweile ist Freitag und ich bin an meinem nächsten Ziel angekommen: Santa Marta. Hiervon dann bald mehr. Ich kann nur schon sagen, auch wenn man sich versichern will und fragt, ob ein Bus direkt nach Santa Marta fährt und die Antwort ja ist, steigt man auf der Hälfte der Fahrt in einen anderen Bus um…

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