Salento: zu schön um wahr zu sein

Als ich Freitag Abend nach dem Abend mit Paul und Lucy nach Hause kam, wollte ich mich noch einmal schnell dank diesem Internet vergewissern, dass ich am morgigen Tag nur vier Stunden nach Salento brauchen werde, was mein nächstes Ziel war – ja, keine Ahnung woher ich diese Zahl hatte, aber nach Salento sind es von Medellín aus ca. 9 Stunden. Ich bin dann leicht angeschlagen früh um 6 Uhr aufgestanden, und bin mit einem Taxi zum Busterminal del Sur gefahren. Übrigens sehr schöne Unterhaltung mit dem Taxifahrer, der mich fragte, ob ich denn alleine reisen würde. Nachdem ich dies bejahte, meinte er ich würde ja immerhin mit Gott reisen. Er war dann leicht geschockt, als ich antwortete, dass ich nicht an Gott glaube, aber da musste ich dann auch schon aussteigen – die sind hier aber auch gläubig – in jedem Langstreckenbus hängen Marienbilder oder Sprüche wie „Lächle, damit Jesus dich liebt.“ Naja…

Zumindest habe ich dann einen sehr komfortablen Bus nach Armenia genommen, sehr gemütliche Sitze und WiFi. Flotta Occidente heißt die Busgesellschaft (für Personen, die vielleicht auch mal dahin fahren möchten). Es gibt nämlich leider keine Direktbusse nach Salento und man muss entweder in Armenia oder Pereira umsteigen. Das habe ich dann auch gemacht und eine Stunde später gegen späten Mittag bin ich in Salento angekommen. Und in diesem Fall hat der Reiseführer nicht zu viel versprochen, Salento und seine Landschaft sind wunderschön! Hier hätte ich ewig bleiben können, aber geht ja leider nicht. Das erste Mal habe ich in einem vom Lonely Planet empfohlenen Hostel The Plantation House übernachtet, aber das war auch die goldrichtige Wahl, sehr hübsch gemachte Unterkunft mitten im Grünen – und Kaffee umsonst! Kaffee ist nämlich auch einer der Hauptgründe warum man in die Zona Cafetera fährt, in der auch Salento liegt. Hier sind unzählige Kaffeefarmen, die alle mehr oder minder den selben Kaffee anbauen und obligatorisch ist der Besuch einer dieser. Aber wie meist, wenn ich wo angekommen bin, mache ich nicht mehr allzu viel. Ich habe eine nette Engländerin sowie Australierin kennen gelernt mit denen ich mir den Sonnenuntergang vom Haus der Hostelbesitzer aus angeschaut habe, leider wars zu wolkig.

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Die Aussicht

Danach sind wir dann ins Brunch – ein von einem Amerikaner geführtes Restaurant mit Kino. 🙂 Ich kann jedem nur den Brownie mit Erdnussbutter und Eis empfehlen – ich gebs zu, in meinen 3 Tagen in Salento hatte ich jeden Tag einen Brownie… Salento zählt nur ca. 7.000 Einwohner und hat einen kleinen Hauptplatz Plaza Mayor, der natürlich wie könnt es anders sein auf einem Berg liegt, mein Hostel natürlich ganz unten am Berg. Dort haben wir uns vor dem Sonnenuntergang noch einen süßen Maisfladen mit Käse (ja, die Kombi gibts hier oft süß mit „Käse“) und einen Maiskolben gegönnt. So schauts hier auf der Plaza aus:

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Sorry, dachte ich hätte bessere Fotos

Bei zwei Filmen und einem Brownie haben wir den Abend dann ausklingen lassen und schon ging’s am nächsten Tag los zur Kaffeetour. Die Besitzer des Hostels haben eine eigene Kaffeeplantage und je mehr Nächte man im Hostel bleibt, um so billiger ist die Tour – marketingtechnisch gut gelöst. Somit hat mich am Ende die Tour nur 5.000 Pesos, also ca. 2 € gekostet. Tim, der Besitzer des Hostels, ursprünglich Amerikaner führt mit seiner kolumbianischen Frau das Hostel und hat uns in fast vier Stunden erklärt was die Unterschiede der verschiedenen Kaffeesorten sind, wie Kaffee wächst, wie er hergestellt wird usw. – ich bin ehrlich, ich weiß jetzt nicht mehr so viel, aber es war interessant. Lustig war auch, dass ich Michael aus den USA wiedergetroffen habe auf der Tour, ihn kannte ich aus der Seilbahn in Medellín. Mit Michael bin ich dann auch noch zu einem kleinen Bambuswald auf dem Gelände von Tim gelaufen, aber zunächst zum Kaffee. 🙂

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Kleine Kaffeepflanzen – werden bald umgesetzt

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Die verschiedenen Stufen des Kaffees von der Pflanze zum Pulver

Natürlich durfte nicht fehlen, dass wir am Ende frisch gerösteten Kaffee getrunken haben. Auch das ist eine Kunst an sich und man lernt wohl nur beim Fehler machen wann Kaffee genug geröstet ist.

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Kaffeeröstung

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Der frisch geröstet Kaffee wird gemahlen

Lecker war der Kaffee, aber auch stark, konnte ich aber auch gebrauchen, war irgendwie unbeschreiblich müde. Trotzdem bin ich mit Michael los um mir den Bambuswald anzuschauen:

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Nach einem kleinen Schrimpssandwich zum Mittagessen zusammen mit Michael, der an dem Tag weiter nach Cali gereist ist, habe ich mich nachmittags dann meinem Blog, der mittlerweile ein echtes Hobby geworden ist sowie der Beantwortung gewisser E-Mails und der Recherche für meinen restlichen Kolumbientrip gewidmet. Abends bin ich dann noch einmal ins Brunch für Lasagne und Brownie, habe auch versucht mir den Film „Lincoln“ anzuschauen, aber der ging so gar nicht an mich. Danach habe ich mich noch mit 3 Mädels aus Deutschland verquatscht, die ich bei der Kaffeetour kennen gelernt habe. Denn eigentlich wollte ich früher im Bett sein, weil am nächsten Tag mal wieder eine kleine Wanderung anstand ins…

Valle de Cocora

Dieses Tal östlich von Salento ist eine obskure Erscheinung, denn man fühlt sich als wäre man in der Schweiz, nur dass alles voller palmas de cera = Wachspalmen ist. Man nimmt einen der vielen Jeeps, die an der Plaza Mayor stehen und fährt zum Valle de Cocora. Im Jeep habe ich Justin (UK) und Thomas (Schweiz) kennen gelernt als die beiden sich gerade über die verlorene Stadt (Stadt des Grauens) unterhalten haben, da musste ich mich natürlich einklinken. 😉 Zumindest bin ich mit den beiden dann auf zur 5 stündigen Wanderung durch dieses atemberaubend schöne Tal. Wie immer in Kolumbien läuft man durch dschungelartiges Gewächs, überquert Flüße auf Brücken, die in Deutschland niemals erlaubt wären und passiert den ein oder anderen steinigen Weg.

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Auf dem Loop, den man durch das Tal laufen kann, kommt man auch am Reserva Natural Acaime vorbei, auch hier ging’s gut bergauf – ich höre aber auf mich darüber zu beschweren, denn es wird sich auf diesem Kontinent einfach nicht ändern. Oben im Reservat angekommen, trifft man auch sofort auf die Hauptattraktion: Kolibris 🙂 Die kleinen Hubschrauber sausen an Dir vorbei und machen dann halt um sich an einer der vielzähligen Wasserstellen zu stärken, die Viecher sind leider viel zu schnell für gute Fotos und ich glaube, insgeheim lachen die über die doofen Touris, die wie Salzsäulen erstarrt mit der Kamera dastehen, um ein Foto zu bekommen.

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Man zahlt einen kleinen Eintritt für das Reservat, damit die Wege und Brücken erhalten werden. Meine dringende Empfehlung erhöht den Preis, denn manche der Brücken waren echt alles andere als vertrauenserweckend. Aber für die 4.000 Pesos Eintritt ist eine heiße Schokolade enthalten. Möchte man das Getränk auf die kolumbianische traditionelle Art zu sich nehmen, zahlt man noch einmal 1.000 Pesos mehr und bekommt ein Stück Käse zur Schoki. Und das tunkt man dann in die Schokolade – ja, ich finde das auch komisch und ja, es schmeckt auch nicht super, denn der Käse hier ist einfach nur salzig, aber ich wollts mal probieren. Hat man das Reservat erreicht, kann man sich auf den Rückweg machen, entweder den selben Weg wie man ihn gekommen ist (geht auch mit dem Pferdchen) oder man nimmt den anspruchsvolleren Weg bergauf zu La Montaña.

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Hier hat man die Wahl, bergauf oder einfacher Rückweg

Ich spüre förmlich wie jetzt einige schmunzeln, ja da ich mit zwei ambitionierten Wanderern zusammen war, musste ich den anspruchsvollen Weg wählen. Ich warte ja drauf, dass ich endlich mal ein dickes unsportliches deutsches Mädchen kennen lerne, aber nee, immer die sportlichen, aber gut. Der Berg hat mich ziemlich an die Lost City erinnert, oben angekommen hat man aber einen hübschen Ausblick.

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Die Wandergruppe: Justin, meine Wenigkeit, Thomas

Zum Glück ging es nach diesem Aufstieg nur noch bergab, ca. 1,5 Stunden bis wir am Ausgang des Tales waren. Hier ein paar Bilder vom Weg:

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Leider war’s ein wenig bewölkt

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Kühe in der Mitte von Palmen 🙂

Nach dieser anstrengend Wanderung haben wir uns wieder mit einem Jeep aufgemacht und haben uns anschließend zur Belohnung jeder einen Brownie im Brunch gegönnt. 🙂 Musste sein, die Jungs waren auch nach meiner ausschmückenden Beschreibung des Brownies dazu gezwungen zu probieren. Danach wollte ich eigentlich nur noch packen und früh ins Bettchen, weil ich am nächsten Tag nach Bogotá wollte. Allerdings habe ich dann in meinem Zimmer Annie (UK) kennen gelernt, die mit 64 Jahren 4 Monate durch Südamerika gereist ist. So was finde ich ja echt toll und sie hat mich dann eingeladen mit ihr und einer Flasche Wein den Sonnenuntergang zu betrachten. Das war echt wieder mal so eine Begegnung, die meine Reise ausmacht, man unterhält sich mit Leuten von denen man weiß, man sieht sie höchstwahrscheinlich nie wieder, aber dadurch entstehen auch echt tolle Gespräche und ich bewundere Annie total für das was sie die letzten vier Monate alles gemacht hat (u.a. ist sie den Inkatrail gelaufen). Leider wars auch an diesem Abend wolkig, dafür sind wir mit einem netten schweizer Pärchen ins Gespräch gekommen, Nicole und Claudio. Annie ist dann los zum Packen und ich habe mich mit den beiden so gut unterhalten (und Werbung für den Brownie gemacht), dass wir uns zum Abendessen verabredet haben. Und somit hatte ich einen tollen letzten Abend im Brunch in Salento bei einem super leckeren Burger! 🙂

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