Medellín: die ehemalst gefährlichste Stadt der Welt

Ich habe endlich den Absprung von der Küste Kolumbiens geschafft und bin Dienstag Nachmittag in Medellín, der zweitgrößten Stadtkolumbiens (über 2 Millionen Einwohner) angekommen. Ich hatte Glück und habe Omar und Elias aus dem Hostel in Palomino am Flughafen wiedergetroffen und saß lustiger Weise direkt hinter Elias im Flugzeug. Übrigens 1A Fluggesellschaft innerhalb Kolumbiens: Avianca. Wenn sie dann mal fliegen, ist schon das zweite Mal das ich auf einer Kurzstrecke bei einer südamerikanischen Fluggesellschaft ein Eintertainment-Center nutzen und Big Bang Theory schauen konnte. 🙂 Super war auch, dass wir uns danach das Taxi geteilt haben, das kostet nämlich mind. 60.000 Pesos. Normalerweise steigen irgendwie alle Reisenden im Stadtteil El Poblado ab und so heißt auch mein Hostel Hostal Poblado Park, sehr sauber, nett, super Internetverbindung, aber kaum Leute. Nach den letzten Wochen des fast nie alleine seins, find ich das aber gar nicht schlimm, sondern eine willkommene Abwechslung. Ich bin an meinem ersten Abend dann als erstes in den örtlichen Supermarkt und habe eingekauft, auch hier: nutella unwahrscheinlich teuer mittleres Glas um die 5€… im Hostal habe ich mir dann was zu Essen gemacht und bin früh schlafen gegangen. Aber ich kann schon so viel sagen Medellín hat mir von Anfang an gefallen, war diese Stadt in den 90er Jahren die gefährlichste der Welt so ist davon heute kaum noch was zu spüren. Die Zeiten von Drogenboss Pablo Escobar sind vorbei seit er 1993 erschossen wurde und seit die Regierung hart durchgreift sind auch Guerillas und Paramilitärs in ihrer Macht stark eingeschränkt. So viel mal kurz zur kolumbianischen Geschichte und der aktuellen Situation…ich fühle mich hier sicherer als in Quito und auch da wars’s ja nicht schlimm.

Beim Frühstück am nächsten Tag habe ich dann Paul und Lucy aus England kennen gelernt, die sich mir spontan zur Free Walking Tour Medellín angeschlossen haben. Um 10 Uhr haben wir uns mit der Gruppe an der Metrohaltestation El Poblado getroffen und schon gings los. Medellín ist die einzige Stadt in Kolumbien, die über ein Metronetz verfügt und diese sowie viele weitere Umstände tragen dazu bei, dass sich die Einwohner dieser Stadt, die paisas so überlegen gegenüber dem Rest Kolumbiens fühlen. Medellín liegt ähnlich wie Quito in den Bergen und die Einwohner waren bis vor 300 Jahre isoliert von der Außenwelt bis sie Kaffee anpflanzten und eine Straße bauten, um den Kaffee zu transportieren. Die Staße bedeutete dann das Ende der Isolation. Aber zurück zur Tour, von der weiß ich nämlich die ganzen schlauen Sachen über Kolumbien bzw. von unserem Guide Pablo. Wir haben eine super interessante Tour durch Medellín gemacht, Highlight war für mich dabei die Plaza de la Luz, ein ansprechend angelegter Platz auf dem früher nur Junkies und Kriminelle zu finden waren.

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Plaza de la Luz (unbeleuchtet)

Von diesen Säulen stehen hunderte auf dem Platz, die nachts beleuchtet sind. Leider habe ich es nicht nochmal abends in die Stadt geschafft, ich bin grad einfach ein wenig faul.

Generell hat Pablo uns zu Plätzen gebracht, die stark mit der Geschichte und dem Wandel Medellíns verbunden sind. Toll ist der Plazoleta de las Esculturas auf der 23 Bronzeskulpturen des wichtigsten Künstlers Medellíns stehen Botero– gestiftet vom Künstler selbst. Kennen vom Sehen her bestimmt viele, er hat eine Vorliebe für dicklich aussehende Figuren wie man auf den Bildern erkennen kann.

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Dickes Kind vor Dicker Frau

Sehr amüsant war auch die Geschichte des Palacio de la Cultura, der im Zentrum Medellín’s steht. Ein belgischer Architekt sollte den neuen Palast für Kultur entwerfen, weil den Kolumbianern die europäische Architektur so gut gefallen hat. Er hat das Angebot auch angenommen, jedoch nach wenigen Monaten verärgert die Stadt verlassen, weil aufgrund ständiger politischer Streitigkeiten das Gebäude nicht fertig wurde. Nun wussten die Kolumbianer nicht wie sie den Palast vollenden sollten – bisher stand nur 1/4 des ursprünglich angedachten Gebäudekomplexes. Und hier kommt nun südamerikanische Arbeitsweise zu Tage: sie haben das Gebäude 1. einfach viel kleiner gebaut (machen wir doch einfach die Büros auch kleiner!). Betrachtet man die Vorderseite des Gebäudes:

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sieht man wie aufwändig die Gestaltung der Außenfassade angedacht war. Die Kolumbianer dachten sich aber, 2. ach komm weiße simple Backsteine reichen doch auch und somit sieht diese nun so aus:

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Links: europäisch – rechts: kolumbianisch

Eigentlich sollten diese grobklotzigen Steine wenigstens noch abwechselnd schwarz bemalt oder weiß gelassen werden, damit das Muster fortgeführt wird, aber das war ihnen dann auch zu viel Arbeit. 🙂

Geendet hat die Tour an einem Platz auf dem in den 90er Jahren (wenn ich mich recht erinnere) bei einem Fest eine Bombe explodiert ist und zwar in einer der beliebten Boterofiguren: einem Vogel. Auf Wunsch Boteros hin wurde der gesprengte Vogel als Mahnmahl inkl. einer Gedenktafel an die Opfer, die ums Leben kamen stehen gelassen und eine neue Figur wurde direkt nebenan aufgestellt.

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Der gesprengte Vogel

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Der neue

Medellín hat echt eine bewegte Vergangenheit, auch wenn Pablo die Geschichten über seinen Namensvetter Escobar ausgespart hat. Es gibt hier auch eine Rundtour, die sich nur mit dem ehemaligen Syndikatsboss beschäftigt und am Ende kann man mit seinem Bruder sprechen, aber ehrlich gesagt halte ich nicht viel davon einen Drogendealer zum Nationalhelden zu pushen, außerdem kostet die Tour 60.000 Pesos…nee nee. Anschließend sind ein paar der Gruppe noch mit der Seilbahn gefahren, ich auch. 🙂 Diese verbindet den ärmeren Norden der Stadt mit dem Zentrum und ist eine Fahrt wert, weil man von oben sehen kann wie die Häuser der ärmeren Bevölkerung gebaut sind. Ein krasser Unterschied, wenn man hier im Süden wo ich grade diesen Bericht schreibe die ganzen schicken Hochhäuser sieht. Wir sind sogar noch hoch bis zum Parque National Arví gefahren, allerdings gabs da nicht wirklich was zu tun und so ein hinterhältiger Kolumbianer hat meine schlechten Spanischkenntnisse ausgenutzt, und hat uns 5 anstatt zurück zur Seilbahnstation zu irgendso nem ZipLine Gelände im Park gefahren. Nach Verhandlungen hat er uns dann aber wieder zurückgefahren und wir sind mit der Seilbahn wieder heil im Zentrum der Stadt angekommen.

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Foto aus der Kabine

Abends wollten sich alle dann noch in dem InHostel Casa Kiwi treffen und danach auf eine Party im naheliegenden Park gehen, aber ich war so müde, dass ich das abgesagt habe und seelig eingeschlafen bin. Wie sich rausgestellt hat, war das auch die richtige Entscheidung, als Lucy und Paul in der Casa Kiwi ankamen, waren die anderen nicht da und somit fiel auch die Party ins Wasser. Heute bin ich dann alleine los, denn es gab noch ein paar Dinge, die ich hier besichtigen wollte, aber mein Glückstag war heute nicht. Medellín hat einen hübschen Botanischen Garten, der u.a. ein Schmetterlingshaus beheimatet – das war geschlossen – grmpf…

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Danach bin ich in den direkt neben dem botanischen Garden gelegenen Parque Explora gegangen, eine Art interaktives Museum, mehr für Kinder gedacht, aber ich fands cool. Denn es gab Dinosaurier! Es wollt ja keiner mit mir im Januar in die Dinosaurier-Show, da hab ich mich hierüber um so mehr gefreut:

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Die bewegen sich nämlich 🙂

Es gibt auch ein Aquarium in dem ich sowas von riesengroße Fische gesehen habe, Hammer – bis zu 4,5 m werden die lang und leben im Amazonas, na danke, da streck ich meine Füße sicherlich niemals rein! Abgerundet wird das Ganze von einer Vielzahl Mitmach- & Denkspiele – war ich aber nich so erfolgreich, muss an den spanischen Erklärungen gelegen haben. Aber auch hier Pech, das 3D Kino war geschlossen oder man musste irgendwas reservieren, hatte ich aber keine Lust zu. Wie gesagt, ich habe mich hier bisher total sicher gefühlt, was allerdings wirklich große Ausmaße annimmt und auch nervt, ist dass du als Gringo/a hier echt auffällst. Bei der gestrigen Walking Tour (wir waren über 20 Leute, alle Europäer) standen zum Teil Gruppen von 10 Kolumbianern um uns herum und haben uns bestaunt…sehr strange. Unser Guide erklärte uns auch, es gäbe in Kolumbien eine Papaya-Regel und zwar bedeutet diese, dass es für Kolumbianer ganz normal ist, wenn du Ihnen Papaya sprich die Gelegenheit gibst etwas zu klauen (z.B. Rucksack hinten tragen, Kamera am Arm baumeln), dann ist das total legitim, weil es deine Schuld war. Ob das so stimmt, muss ich noch googlen, aber einleuchtend klingts ja irgendwie.

Nach dem Park bin ich dann zum Parque de los Pies Descalzos gegangen bzw. mit der Metro gefahren und dann hab ich das blöde Ding erstmal gesucht. Der Park ist dafür bekannt, dass man dort barfuss umherlaufen soll – tja, nur wird der grad überarbeitet und ich konnte meine Füße nur in ein wenig Sand stecken…

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Hinter mir der Park

Zum Abschluss dacht ich dann an etwas Kultur und wollte zum Museo del Arte Moderno, gesagt, getan, hin mit dem Taxi und dann: GESCHLOSSEN – weil sie für ne neue Ausstellung umbauen…argh…das ist aber gar nicht nett!!! Naja, danach bin ich heimgelaufen und habe mich mit einem Brownie & Eis getröstet. Medellíns Nachtleben soll total berauschend sein – klar, Dir wird hier auch an jeder Ecke Koks angeboten, aber ich bin die Tage mal langweilig und werde auch heute früh zu Bett gehen, denn morgen gehts gegen alle meine Wünsche wieder mal auf einen Berg: El Peñol
Anschließend werde ich mich aufmachen zum wichtigsten Exportprodukt Kolumbiens Kaffee und einige Tage in der Zona Cafetera verbringen, ob ich dort online bin, weiß ich noch nicht, also nicht wundern falls ihr mal nichts von mir hört. Ist ja aber auch mal nett so Ruhe von mir. 😉

PS: Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass ich eine Sonnenbrille auf dem Foto trage – ja, ich habe eine auf den Boden gefunden und die benutz ich jetzt bis ich mir ne neue kaufe, irgendwie hab ich doch ein wenig Glück.

Palomino: Entspannung pur

Ja, nix wars mit schnell ins Flugzeug hüpfen, mein Flug is verspätet, da kann ich auch noch den letzten Artikel fertig schreiben. Nun waren Sanne und ich ja endlich in Palomino angekommen und es ist ein Traum. Vor 5 Jahren gabs hier noch keinen Tourismus und er steckt immer noch in den Kinderschuhen. Weshalb hier am Strand kaum jemand ist und man auch nicht viel tun kann, außer am Strand liegen und den Pelikanschwärmen beim Fliegen zuschauen. Das haben wir auch emacht. Gestern war Sonntag und wir haben nichts getan außer zu Essen und am Strand zu liegen. Wunderschön – hatten wir uns ja auch verdient. In der Nähe von Santa Marta gibt es auch noch einen Ort, ein kleines Fischerdorf in dem jeder Backpacker eigentlich mal gewesen sein muss: Taganga. Allerdings ist mit den Touristen auch die Kriminalität gestiegen und ich habe so viel schlechtes von dem Ort gehört, dass ich dem Städtchen keinen Besuch abstatten werde. Ich hatte überlegt dort meinen Tauchschien zu machen, aber nun habe ich schon 250 € für die Lost City ausgegeben, so dass ich auf die nächste Gelegenheit warte und heute nach Medellin fliege.

Gestern Abend haben wir diesen dann noch bei dem ein oder anderen alkoholischen Getränk mit Femke und Maurits ausklingen lassen, die gestern auch hier angekommen sind. Vorher gabs noch gebratene Riesengarnelen, was ein Tag. Das einzige Problem in diesem Paradies hier ist die Internetverbindung, es können nur 3 Leute gleichzeitig das WLAN benutzen, was natürlich mehr oder minder heißt, dass du es nie benutzen kannst, außer in der Nacht. Aber ansonsten ists hier wunderwunderschön, wie man sieht:

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Nachdem wir Sonntag gar nichts getan haben, sind Sanne und ich Montag aktiv gewesen und wollten Tubing gehen. Das heißt mit Reifen einen Fluß runterpadeln. Klang erstmal super, wir werden abgeholt, dann gehts zum Fluß und schon ist man im Wasser. So wars mehr oder weniger, abgeholt wurden wir von Motorradtaxis, was ich ja cool fand. Anschließend hieß es dann 40 Minuten durch den Dschungel zum Fluß laufen. Ich hab gedacht ich werd nicht mehr, schon wieder Laufen? Durch den Dschungel? Bergauf???? Auch dieser Guide hatte mitbekommen, dass ich das gar nicht cool finde und er hat dann auch Abstand genommen uns seine Bergwanderung weiter anzubieten… war aber jetzt nicht so schlimm. Sanne meinte aber auch, er wäre zuerst etwas eingeschüchtert gewesen. Das Tubing war aber super cool und chillig, nur mussten wir danach nochmal 30 Minuten zurück zum Hostel laufen, aber wenigstens schön am Strand entlang. An genau diesem lagen wir auch als ich das geschrieben habe, jeder mit seinem frischgepressten Fruchtsaft und dem Versuch gleichmäßig zu bräunen. Gestern lagen wir so doof, dass die eine Seite komplett gebräunt war und die andere nicht – das sind Probleme nicht wahr? 🙂 In so Momenten weiß ich dann immer wieder, warum ich meinen Job gekündigt habe. Ach, an dieser Stelle mal ganz lieben Dank an meine Exkollegen für die SUPER Abschiedsgeschenke, ich nutze davon vieles regelmäßig oder hab’s gegessen. 🙂 Gestern Abend sind wir unserem Standardprogramm treu geblieben und haben nach super leckerem Essen im Hostal mit Femke und Maurits noch was getrunken. So, der Artikel war jetzt relativ umspannend, aber ich wollt ja auch ma nix tun. 🙂

Nachtrag der Autorin: Doch, was spannendes war. Sanne und ich haben die Zeche für die 2 Fruchtsäfte am Strand geprellt. Zusammen sollten sie 6.000 Pesos kosten und wie immer in Südamerika kann Dir kein Nudelholz mit Wechselgeld dienen. Mein 20.000 Pesoschein konnte nicht gewechselt werden, natürlich stand ich aber erstmal 10 Minuten an der Bar während der Barkeeper versucht hat irgendwie Kleingeld zu beschaffen. Am End hieß es dann, ich soll nachher nochmal wiederkommen und dann bezahlen – ja, und das haben wir einfach nich gemacht. Hoffe das stört mein Karma nich zu sehr.

Ciudad Perdida: Stadt des Grauens

Dieser Artikel wird allen gefallen, die sich schon sehr über den Artikel „Berg des Grauens“ amüsiert haben, nur das es dieses Mal noch viel schlimmer war. Die Ciudad Perdida – oder verlorene Stadt ist eines der Highlights Kolumbiens (sagt der allwissende Lonely Planet). Sie wurde angeblich zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert von den Tayronas erbaut, dem indigenen Volk aus dieser Gegend. Der Bau der Stadt hat ca. 200 Jahre gedauert, nur wie so oft in der südamerikanischen Geschichte, kamen die Spanier und haben das Volk mit ihren Krankheiten ausgerottet. Die Tayrona existieren heute nicht mehr, allerdings leben hier noch verschiedene andere indigene Gruppen, von denen eine behauptet, sie seien die Nachfahren der Tayrona, bewiesen ist das aber nicht. Die Stadt geriet nach dem Verschwinden der Tayrona in Vergessenheit und wurde erst in den 1970er Jahren von Goldgräbern entdeckt. Die haben zwei Jahre lang die Stadt wortwörtlich umgegraben, bis eine andere Gruppe auch etwas von dem Gold haben wollte und ein Mann erschossen wurde. Erst dann wurde die Polizei informiert und die Stadt wurde für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich. Seit den 90er Jahren (mein ich) können nun dumme Touristen wie ich 250 € dafür zahlen, dass sie 4,5 oder 6 Tage depp durch den Dschungel laufen, um die Ruinen zu besichtigen. Diese sind aber nicht wirklich spektakulär, der Weg ist das Ziel – den Spruch konnte ich noch nie leiden. Mein Lonely Planet beschrieb den Weg als anspruchsvolle Wanderung, ja das kann ich bestätigen.

Insgesamt beträgt der Weg zur Lost City einfach ca. 23 km, in 3 Tagen läuft man zur verlorenen Stadt, am vierten wird sie besichtigt und am 4. und 5. Tag läuft man die gesamten 23 km wieder zurück. Nur dass es keine ebenen Wege sind, sondern steile, die sich durch den Dschungel nach oben schlängeln. Hinzukommt, dass die Wege durch den Regen (wir sind ja immerhin im Regenwald) extrem aufgeweicht sind und die Schuhe bis oben hin im Schlamm stecken. Ehrlich gesagt, kann ich mich gar nicht mehr einzeln an jeden der 5 Tage erinnern, ich habe fast jede Minute gehasst und mich gefragt, ob ich eigentlich noch alle Sinne beisammen habe. Aber ich versuche den Weg mal anschaulich für Euch (und für mich, wenn ich mal richtig alt bin) zu rekonstruieren.

Tag 1

Tag 1 begann relativ chaotisch, was ja für mich total untypisch ist. Die netten Holländer hatten mir am Abend vorher nämlich noch sämtliche Insidertipps mitgegeben was die verlorene Stadt angeht, somit habe ich dann erstmal meinen Rucksack (meinen kleinen) gepackt. Gegen 10.30 Uhr sollte ich abgeholt werden und hatte bis dahin noch ein wenig Zeit. Das war verhängnisvoll, denn Sven, Ben, Mark und Daniel haben kurz bevor ich los bin meinen Rucksack genauer angeschaut und mir bei 50 % der eingepackten Sachen mitgeteilt „you will not need that“ – u.a. sprechen wir hier über Shampoo, Duschgel, Sonnenbrille und Reisepass, aber ganz wichtig: Take your towel with you! Ja, das trocknete gerade in der Sonne, weils noch nass war vom Nationalpark. Ich also schnell wieder zu meinem großen Rucksack und alles umgepackt, dabei muss ich wohl irgendwie meine Sonnenbrille samt Case verloren haben, zumindest ist sie bisher noch nicht wieder aufgetaucht…ein wenig ärgerlich… auf einmal musste ich dann los und in all der Hektik habe ich mein Handtuch (das ich ja unbedingt brauchte) im Baum hängen lassen – ein super Start.

Zu 10. ging es dann nett aneinander gekuschelt in einer Art Jeep zum Startpunkt. In meiner Gruppe waren: Femke und Maurits (Holland), Sanne (Holland), Jack (UK), Lara (UK), Ben & Sémus (UK) sowie ein etwas älteres deutsches Pärchen, das uns noch viel Freude bereitet hat. Unser Guide Yonatan ist ein Jahr jünger als ich und macht diesen Job seit einem Jahr, d.h. er läuft im Monat ca. 3-4x in die verlorene Stadt und zurück, ich könnt mir ja schönere Jobs vorstellen… Nach einer Stunde Fahrt wurde kurz gerastet und weiter gings mit dem Auto, aber wie! Der Weg war ein einziges großes Schlagloch und wir wurden kräftig durchgeschüttelt, ich frag mich warum die Holländer darüber kein Wort verloren haben, denn mir war schlecht nach der Stunde Achterbahn. Angefangen hat der „Ausflug“ dann aber gut mit Lunch, das fand ich super, denn ich hatte wirklich Respekt vor dieser Wanderung und damit lag ich auch genau richtig. Zusammengefasst sind wir am ersten Tag über Stock und Stein mit Rast an einem Fluß zum Baden zu unserem ersten Camp gelaufen. Purer Horror war für mich jedes Mal das bergauf laufen, und an diesem Tag kam rückblickend auch der schlimmste. Die anderen sind da hoch gespurtet und ich komplett außer Atem hinterher. Ich gebs ja offen zu, ich war meist die letzte, aber zu meiner Verteidigung auch die älteste. Es ging sowas von steil bergauf, aber nicht gerade, sondern man läuft Kurve um Kurve den Berg hoch, d.h. du weißt nie, wann es endlich aufhört, hoffst jede Kurve ist die letzte ist sie aber nicht. So sind wir 500 Höhenmeter hochgestiefelt als es dann auch noch anfing zu regnen. Und zwar wirklich richtig, Regenwaldmäßig halt. Dadurch hat sich der Boden so aufgeweicht, dass man echt Probleme hatte sich nicht hinzulegen. Netterweise hat mir Jack einen seiner Wanderstöcke geliehen. Auf einem Plateau angekommen, hab ich erstmal zwei Flaschen Wasser getrunken und ernsthaft an meiner psychischen Zurechnungsfähigkeit gezweifelt – war ich denn bekloppt??? Das weitere 4 Tage lang??? Ich dachte ja ich mache nur 4 Tage, damit ich einen weniger leide, aber ehrlicher Weise, das hätte ich gar nicht gepackt. Den Rest des Weges habe ich verdrängt, ich kann mich nur noch erinnern, dass wir schneller am Camp waren als gedacht und ich so froh war, dass Tag 1 lauftechnisch beendet war. In dieser Nacht schliefen wir in Hängematten, was mir nichts ausmacht, so langs nicht kalt ist. Die Zeit bis zum Abendessen wurde verquatscht und dann gabs: Hühnchen mit Reis…hat meine Motivation natürlich ungemein gestärkt. Bis 21 Uhr gab es elektronisches Licht im Camp, und da wir uns im Dschungel befanden, fliegt um dieses eine Menge Viehzeug rum. Motten, Fliegen, aber in Größen, die es bei uns nicht gibt. Das anschließende Kartenspiel wurde immer mal wieder von einem Schrei oder lauten Klatuschen (Versuch das Tier zu töten) unterbrochen. Ernsthaft das war nicht schön, vor allem nicht der handflächengroße Käfer, der 1 m entfernt zu sehen war. Deshalb sind wir dann auch schlafen gegangen und ich fürchtete mich vor Tag 2-5.

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Das Camp

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Beispielhafter Weg

Tag 2

Ich muss gestehen, dass ich mich an Tag 2 nicht mehr wirklich erinnern kann. Wir sind an diesem Tag 4 Stunden zum nächsten Camp gelaufen und der Weg war, wie nicht anders zu erwarten, Horror. Ich hätte ja mehr Fotos gemacht, aber meist hab ich da gar nicht mehr dran gedacht, weil ich einfach nur ankommen wollte. Wir sind mit Sicherheit über meterhohe Steine geklettert, sind durch Flüße gewatet und sind hoch sowie runtergelaufen in Schlamm und Sand. Meine Schuhe waren blau, nun sind sie braun, aber davon gibts dann ein Bild am Ende des Blogeintrags. Tag 2 war aber der leichteste der folgenden 3, da der Weg meist eher eben war. Gegen 12 Uhr sind wir dann im zweiten Camp angekommen und es gab Suppe zum Mittagessen, hab ich ja ne besondere Vorliebe für. Die gesamten Tage sind wir immer früher aufgestanden, damit wir vor der Mittagshitze und dem Regen im Camp ankommen, manche Flüße steigen durch den Regen immens an und der Weg wird richtig gefährlich. Nun sitzt man dann da im Dschungel ohne Fernsehen, Internet und nur einem aufgeweichten Buch…da unterhält man sich dann über alles mögliche und spielt Karten. Thema war auch, dass ich ja so viel vergesse, Femke und Maurits hatten am ersten Tag im Hostel mitbekommen wie ich hektisch umgepackt habe und sie meinten für eine Deutsche wäre ich ja ziemlich unorganisiert. Nach und nach kam dann auch raus, was ich alles so vergessen habe und nach 5 Tagen zusammen hat die Gruppe dann beschlossen, dass ich eigentlich gar keine richtige Deutsche bin, weil mir die deutschen Tugenden fehlen. Gut, da kann ich auch einfach nicht widersprechen…die Nachmittage waren dann eher unspektakulär und nach dem Abendessen sind wir alle relativ früh gegen 21 Uhr ins Bettchen. Nachtrag: Das mit dem Handtuch war gar nicht so schlimm, ich durfte das unseres Guides mitbenutzen. Generell scheine ich irgendwie ein Helferbedürfnis bei meinen Mitmenschen zu wecken, Dave hat mir sein After Bite für die Mückenstiche gegeben, Mark hat mir sein DET Spray gegen Moskitos geschenkt und ein neues Handtuch habe ich auch von Femke. Ein Problem sind meine Stiche allerdings mittlerweile, irgendwie reagiere ich auf Moskitos extrem und meine Beine sehen schlimm aus. Hoffe das wird bald besser.

Tag 3

Auch an diesen Tag kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, aber die Tage wurden immer anstrengender, weil meine armen Beinchen das ja nicht gewöhnt sind so viel zu laufen. Leute, da war unser Feldberg-Ausflug echt’n Sonntagsspaziergang dagegen. Ich glaube aber es war der dritte Tag als ich auf einem naßen Stein ausgerutscht bin und mich schön auf meinen allerwertesten gesetzt habe. Das Camp in dem wir an diesem Tag übernachtet haben, war von allen das schlechteste und die Matratzen waren so dünn, dass ich mich freiwillig für eine Hängematte entschieden habe.

Tag 4

An diesem Tag war es dann soweit, wir sind zur verlorenen Stadt gelaufen. Vom Camp aus ist es noch einmal eine Stunde in der man fast hüfthohes Wasser durchquert und sich durch den Dschungel kämpft. Dem nicht genug, um zur Stadt zu gelangen, muss man anschlie0end 1.200 Stufen erklimmen, die zum Teil durch Moos bewachsen äußerst rutschtig waren. Wie bereits erwähnt die Ruinen sind nicht so spannend, aber unser Guide hat uns interessante Details über die Tayrona und die Geschichte der Stadt erzählt womit das Ganze dann schon den Weg wert war. Interessant auch, dass die Stadt von ca. 40 Militärs bewacht wird. Die armen sitzen dort 6 Monate fest, um die Touristen vor der FARC zu schützen. Vor 10 Jahren wurden hier 5 Touristen von der FARC entführt, aber wie überall in Kolumbien sind die Guerillas mittlerweile extrem dezimiert und in der Stadt ist seitdem nichts mehr passiert. Spektakulär war dann zu beobachten wie ein Militärhubschrauber gelandet ist, um Vorräte und Toruisten abzuliefern. Für ca. 2.000.000 Pesos kann man sich zur Stadt nämlich auch fliegen lassen, dass haben die Damen mit den Higheels und falscher Oberweite dann auch getan und haben eine Exklusivführung von den Militärs bekommen. Hier mal ein paar Fotos zur Stadt:

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Keine Angst, der brennt nicht, ist nur das Feuer der kolumbianischen Armee

Was man hochläuft, muss man anschließend auch wieder runterlaufen und nach 2-stündiger Besichtigungstour der Ciudad Perdida ging es an den Abstieg der Stufen. Was teilweise wirklich trickreich war, aber wir habens alle überlebt.

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Nicht dass dieser fast vierstündige Ausflug nicht schon genug gewesen wäre, nach einer kurzen Pause für das Mittagessen sind wir auch schon wieder auf dem Rückweg gewesen. 8 km sind wir an diesem Tag zurückgelaufen, davon ca. 40 Minuten rein bergauf und querfeldein durch den Dschungel. Um das ganze perfekt zu machen und meiner Laune richtigen Aufschwung zu geben, hat es dann auch noch angefangen zu regnen. Unser Guide neigete dazu uns falsche Angaben zu geben, wenn wir fragten wie lange es denn noch bergauf, bergab oder generell bis zum Ziel wäre. Weshalb ich die letzte halbe Stunde so was von angenervt war, dass kann sich vielleicht der ein oder andere, der mich gut kennt, vorstellen. War kein Spaß für den Guide, aber wir haben das anschließend geklärt – war alles seine Schuld…hehe 🙂

Im Camp gabs dann die nächste böse Überraschung, keine Zigaretten mehr – Hälfte der Gruppe Rauche, die Stimmung war am Nullpunkt. Naja, ganz so schlimm wars nicht, aber förderlich auch nicht gerade. Doch manchmal hat man Glück und im strömenden Regen kamen vier Mulis angeritten, die unter andem auch Zigaretten transportierten. Ein Problem weniger, lag nur noch der letzte und schlimmste Tag vor mir…

Tag 5

Man kann sagen, dass ich an diesem Tag wirlich nicht gut aufgelegt war beim Aufstehen. Bisher habe ich vergessen zu erwähnen, dass der Trip bezüglich der hygienischen Verhältbnisse einfach nur unzureichend war. Wir hatten alle mehr oder weniger nur ein T-Shirt zum Laufen dabei, das nach 10 Minuten Bewegung komplett durchgewschitzt war. Nachmittags konnten wir dann Klamotten wechseln, aber das Laufshirt ist einfach nie richtig trocken geworden, ebenso meine Schuhe nicht. Das hieß morgens in naße Schuhe und nasse Klamotten, hinzu kommt der Geruch – wahrlich so was hab ich noch nicht erlebt. Diesen Geruch nimmt naürlich auch dein Rucksack an, es war ein wahrer Traum und am 5. Tag mocht ich einfach nicht mehr. Bockig sein kann ich ja gut, also ich mit versteinerter Miene los, um die letzten 15 km zu laufen. Das hieß zwei Berge hoch und den steilen vom ersten Tag runter. Da Sanne und ich langsamer waren als der Rest der Gruppe, ist der Koch mit uns gelaufen. Der hatte am Ende etwas Angst vor mir, wie unser Guide mir nachher erzählt hat. Denn auch er meinte, es wären nur 6 Minuten den Berg hoch – es waren aber definitv mehr und ich war so sauer. Ich ließ mehrmals verlauten, dass ich ihn umbringen werde, sollte ich ihn jemals einholen. Der Junge sprach zwar kein Wort Englisch, aber to kill hat er wohl verstanden. Irgendwann sind auch wir im ersten Camp angekommen, wo die anderen schon eine Stunde auf uns warteten. Ich muss echt sauer ausgesehen haben, denn auch unser Gudie hat sich nicht getraut mich anzusprechen. Ab da ging es dann mehr oder weniger, bergab hat mir nicht so viel ausgemacht, auch wenn es Horror für die Knie war knöcheltief im Schlamm runter zu watscheln. Auf dem Weg haben wir uns dann auch wieder vertragen und wie sich rausstellte, konnte er Sanne und mich abends mit nach Palomino nehmen, das war nämlich unser nächstes Ziel. Aber dazu dann später mehr.

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Marinchen in der verlorenen Stadt

Nach einem vorzüglichen Mittagessen, mal wieder frittierter Fisch, ging es mit dem Auto wieder 2 Stunen zurück. Ach, was ich vergass: das deutsche Pärchen hatte einen eigenen Gudie und war immer langsamer als wir, sogar langsamer als ich. Wirklich integriert hatten sie sich nicht und der Höhepunkt war dann, als wir auf dem Rückweg am Natioalpark hielten, weil die beiden dort zwei Nächte verbringen wollten. Das war ja nicht schlimm, aber die zwei hatten wohl eine Art Exklusivpaket gebucht, was hieß, dass unser Auto sie hoch zum Parkeingang fuhr und wir 30 Minuten in der Sonne an der Straße warten mussten. Die beiden hätten auch einfach einen der 1000 Busse für 2.000 Pesoso pro Person nehmen können, aber nein, man ließ sich chauffieren. Irgendwann waren wir dann doch wieder zurück in unserem Hostal und Sanne und ich haben schnell unser Zeug gepackt, sind einmal unter das kalte Wasser gehüpft und haben auf unseren Guide gewartet, der in einer Stadt 15 Minuten entfernt von Pamolino wohnt. Der Bus, den wir nahmen, war restlos überfüllt, weshalb wir froh waren wenigstens kurz geduscht zu haben und in dem ganzen Trubel hab ich dann mein Busgeld verloren, waren aber nur 10.000 Pesos. Nach einiger Zeit konnten wir uns dann setzen als auf einmal das Licht ausging, ich weiß nicht, ob die das immer so machen im Bus, aber die anderen Fahrgästen schienen nicht so überrascht. Super nett war, dass der 13-jährige Bruder von unserem Guide uns mit seinem Motorrad abgeholt hat und Yonatan uns einzeln mit dem Motorrad zum Hostel gebracht hat. The Dreamer hat auch hier ein Hostel und Yonatan hatte für uns freundlicherweise noch schnell Zimmer gebucht. Dort angekommen, traffen wir die vier Holländer wieder und nach dem Horrortrip hab ich mir erstmal ein Bier gegönnt. Auf der anschließenden Strandparty waren es dann noch ein paar mehr sowie der ein oder andere Cuba Libre. Eigentlich dachte ich ja, dass ich um 20 Uhr in den Federn liege, aber es wurde dann doch etwas später. War mir aber auch egal, ich musste ja erstmal nirgendwo mehr hin.

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Zum Abschluss: der Weg

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Und: meine Schuhe

Santa Marta: Dschungelcamp 2013 reloaded

Freitag bin ich nun in Santa Marta angekommen, diese kleine Stadt (ca. 500.000 Einwohner) liegt mit dem Bus ungefähr 4 Stunden von Cartagena entfernt. Und wie im letzten Artikel erwähnt, auch wenn man einen Direktbus nimmt, steigt man hier in Baranquilla um, aber gut, hat reibungslos geklappt. Mein Hostal The Dreamer liegt ein Stück außerhalb vom historischen Zentrums Santa Martas, aber es hat einen Pool, deshalb hab ich mich dafür entschieden. Nun kam ich dann Freitag spät Nachmittag an und wundere mich warum Männer mit Werkzeug ohne Wasser im Pool sitzen?!? Ja, der wird gerade neu gemacht und ist für die nächsten 2 (kolumbianischen) Tage nicht zu verwenden – am Ende ist der Pool heute am Montag fertig geworden und war wohl schon seit letztem Montag nicht zu benutzen. Immerhin gabs 20 % Rabatt auf den Zimmerpreis. Freitag Abend hab ich dann auch nicht mehr viel gemacht, außer mich mit Malte & Johannes aus Deutschland zu unterhalten sowie einem amerikanischen Pärchen und mit eben diesen der örtlichen Mall einen Besuch abzustatten. Samstag stand dann Sightseeing auf dem Programm, den direkt um die Ecke vom Hostal steht das Anwesen Quinta de San Pedro Alejandrinoauf dem Simón Bolívar – der hat versucht alle Länder Südamerikas zu vereinen und gilt hier allgemein als Libertador – Befreier seine letzten Tage zugebracht hat.

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El Libertador

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Der Platz ist auch wirklich wunderschön und verfügt über einen sehr nett angelegten Garten (siehe oben). Meine Führung war auf Spanisch, aber immerhin die Hälfte habe ich verstanden. Nur war es leider schon um halb Elf sooo warm, dass es nicht mehr zum Aushalten war, deshalb bin ich schnell in ein Taxi geflüchtet, um mir die Altstadt anzuschauen. Die Altstadt Santa Martas ist zu Fuß super schnell und einfach zu erlaufen, allerdings hat mir die Hitze schon zu schaffen gemacht. Ein Highlight Santa Martas ist die Catedrale, schneeweiß und in der Mitte der Altstadt gelegen.

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Die Catedrale

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An der Strandpromenade Santa Martas

Aufgrund dieser Hitze habe ich mich dann dazu entschlossen ins Hostel zurückzugehen, nun war ja Samstag und da das Internet streikte, blieb mir nichts anderes übrig als das Champions League Finale Bayern – Dortmund anzuschauen. Aber es war eine illustre Runde, Schweden, Deutsche, Engländer (die sind wirklich überall), die in der Halbzeit fröhlich über die Eurokrise diskutiert haben, langsam glaub ich ja auch, dass Fußball Völkerverständigung vorantreibt. Langweilig fand ich das Spiel trotzdem…einfach zu viel beruhigendes Grün… 🙂 Nach dem Spiel bin ich mit Katharina in die Mall gegangen um für den morgigen Tag einzukaufen. Wie sich herausstellte, hatten wir nämlich beide vor am nächsten Tag in den Parque Nacional Natural Tayrona zu gehen. Unser Abendessen bestand dann übrigens aus Crevetten, die unglaubliche 1€ pro Person im Supermarkt gekostet haben, so lässts sich leben.

Parque Nacional Natural Tayrona

Dieser Nationalpark ist der populärste in ganz Kolumbien und das zu Recht. In diesem Naturschutzgebiet findet sich von schneeweißen Stränden bis zum Regenwald alles, weshalb der Park auch so beliebt ist. Katharina und ich sind relativ früh gegen 7 Uhr aufgestanden, aber irgendwie kamen wir doch erst gegen halb Zehn los. Mit dem Bus geht es dann ca. 40 Minuten zum Eingang des Nationalparkes. Eine Besonderheit in südamerikanischen Bussen ist ja das ortsansässige Verkaufstalent. In diesem Fall ist ein Mann eingestiegen, der ca. 25 Minuten auf Spanisch über ein Wundermittel erzählt hat, das alle Krankheiten heilt, natürlich auch AIDS und Krebs. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube in Deutschland kann man ins Gefängnis kommen, wenn man kranken Menschen verspricht, dass man sie gegen Geld heilen kann…am Ende war das Wundermittel einfach nur Tee und soweit ich das beobachten konnte, hielt sich sein Abverkauf auch in Grenzen. Zum Glück verstehe ich nicht gut genug Spanisch, um den ganzen Quatsch mitzubekommen. Im Park angekommen zahlt man dann den Eintritt von 37.000 Pesos und nimmt sich dann noch einen Minivan, der einen zum Wanderweg fährt, kostet auch nur 2.000 Pesos. Es gibt einen Weg durch den Park, den eigentlich jeder läuft und der ist wirklich toll gewesen. Wie immer hier an der Küste war es aber natürlich heiß und feucht zugleich, weshalb man sich nach einer halben Stunde einfach nur eklig findet, aber zu diesem Zustand kommt dann im nächsten Bericht mehr. Man läuft zunächst über einen aus Holz angelegten Weg, der einen durch den Dschungel führt, unbeschreiblich in der Natur zu laufen durch Riesensteine, Lianen und natürlich auch jede Menge Getier.

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Man kommt auf diesem Weg auch an verschiedenen Stränden und Unterkünften vorbei, nach 45 Minuten kommt man zum ersten Strand Arrecifes, hier kann man allerdings nicht schwimmen. Die Strömung ist an vielen Stränden gefährlich und jedes Jahr sterben ca. 5 Touristen. Als nächstes folgt La Piscina, ein weiterer Strand an dem man nicht schwimmen kann, aber die Aussicht war trotzdem umwerfend. Irgendwie haben wir auch länger gebraucht als die normal angesetzten 2 Stunden…wir kamen nach ca. 3 Stunden an unserem Ziel dem Cabo San Juan an und haben uns schnell eine Hängematte mit Aussicht gesichert. So sah unser Schlafplatz für die Nacht aus:

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Traumhaft – aber um bei der Wahrheit zu bleiben. Nachts war es unglaublich kalt durch den Wind und ich habe Ratten die Treppen hoch und hinunter laufen sehen, also auch das Paradies hat Fehler. Trotzdem hatten wir einen unglaublich tollen Tag am Strand der uns viel Schweiß gekostet hat.

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Abends haben wir uns noch mit zwei Brasilianern unterhalten, von denen einer 1 Jahr in Deutschland gewohnt hat und perfekt Deutsch gesprochen hat, nach dem ein oder anderen Feierabendbierchen gings dann aber in die Hängematte zum Schlafen. Wie bereits erwähnt, ich habe mir einiges abgefroren, nur wer denkt schon an nen dicken Pulli, wenn er 3 Stunden durch tropische Wälder laufen soll?? Am nächsten Tag haben wir uns dann auch wieder einfach an den Strand gelegt und haben nicht wirklich was getan. Ich habe mich dann gegen 14 Uhr auf den Rückweg gemacht, Katharina ist noch eine Nacht länger geblieben. Und da ich wusste, dass ich am nächsten Tag einen Horrortrip (siehe nächster Blogeintrag) vor mir haben werde, war ich so dekadent und habe mir für den Rückweg ein Pferdchen gemietet (32.000 Pesos). Das arme Tier tat mir dann aber doch leid, es ging nämlich gut steil berauf über wahrlich Stock und Stein, aber es hat mich sicher zum Ausgang zurückgebracht. Mein Pferdeführer oder wie man das nennt Jesus (ja, die geben ihren Kindern hier echt super Namen) hat davon auch gleich mal ein Foto gemacht.

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Das witzige ist allerdings, was ich so auch nicht erwartet hätte, das ich hier wirklich alle 5 Minuten jemandes neues kennen lerne
. Im Minibus zurück zum Eingang des Parkes kam ich mit einem Ami ins Gespräch, der im Park einen Professor mit seiner Studienklasse kennengelernt hatte. Als wir dann vor dem Park auf den Bus Richtung Santa Marta gewartet haben, meinte der Ami nur „let’s go“ und schon saß ich mit der kolumbianischen Studienklasse mit im Bus zurück nach Santa Marta. Studiert haben alle Tourismus, sprechen aber kein Wort Englisch, das hat sich mir nicht ganz so erschlossen, aber mit Fremdsprachen haben dies hier einfach nicht so. Durch diesen gemieteten Schulbus konnte ich mir die 8.000 Pesos für den Bus zurück sparen und hatte wirklich Glück, denn wir sind genau an meinem Hostel vorbeigefahren. Kurz Stop gerufen und schon war ich wieder daheim. 🙂 Abends wollte ich dann eigentlich gar nichts mehr tun, aber wie das Schicksal so spielt, habe ich Lisa aus Deutschland kennengelernt und vier Holländer. Denn als Lisa und ich uns gerade so in richtig schöner deutscher Manier über das nicht funktionierende WiFi beschweren wollten, hab ich zwei der Jungs gefragt, ob das Internet bei ihnen geht und so kamen wir ins Gespräch. Geendet hat das ganze mit einem Besuch von McDonalds in der Mall und ein paar Bier. Die Jungs (Mark, Sven, Ben & Daniel) waren an diesem Tag von der verlorenen Stadt zurück gekommen und haben mir ausführlichst von ihrem 4-tägigen Trip berichtet, aber dazu dann mehr im nächsten Artikel. 🙂