Sucre: eine süße Stadt

Sucre soll angeblich eine der schönsten Städte Südamerikas sein und ich glaube, das würde ich nach fast fünf Tagen hier bestätigen. Wir sind ja am Samstag gegen 16 / 17:00 Uhr hier angekommen und haben zusammen mit dem Taxifahrer erst einmal unser Hostel La Escadilia gesucht, der gute Mann wollte aber auch nicht zuhören, als ich ihm gesagt habe zwischen welchen Straßen sich das Hostel befindet (stand in der Wegbeschreibung von Booking.com). Dennoch haben wir unser Hostel gefunden und trotz des in sich hineinmurmelnden nicht-englisch sprechenden Rezeptionisten bin ich begeistert vom Hostel. Wir hatten ein 2-er Zimmer mit privatem Bad und die Einrichtung erinnerte mehr an ein Mittelklassehotel als an ein Hostel – und das Beste: auch hier ist die Dusche heiß! Ein Traum! Da wir durch die Busfahrt kein Mittagessen hatten, sind wir dann ziemlich direkt los zu El German, einem Restaurant nicht weit entfernt von unserem Hostel, das übrigens auch noch sehr zentral liegt. Hast du toll ausgesucht, Kedda. 🙂

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Die Aussicht aus unserem Zimmer auf das hübsche Sucre

Im „El German“ waren wir zunächst alleine, bis sich dann eine deutsche 3er Gruppe in das Restaurant gesellte, keine Ahnung wo die her waren, aber wann genau wurden blaue Strähnen bei Männern und rosa Flecken bei Frauen frisurentechnisch wieder vertretbar? Der Vater des Blausträhnigen war aber recht nett und mit ihm haben wir uns auch am Ende kurz unterhalten. Sogar der Wein im El German war durchaus trinkbar und Keddas Falafel wie meine Lasagne waren super. Leider ging es Kedda am nächsten Tag nicht so gut, so dass wir unseren Plan in den nahe gelegenen Parque Cretaceous zu fahren, verworfen haben. Kedda hat an diesem Tag dann das Bett gehütet. Meine Idee war mir dafür die Casa de la Libertad anzuschauen, da diese montags geschlossen ist (und wir Sonntag hatten). Nun feiert Bolivien allerdings am 06. August seine Unabhängigkeit von Spanien und die Feierei geht schon vorher los. Somit war am Sonntag die Stadt schon überlaufen von Personen, die der Parade zuschauen wollten. Man muss den Bolivianern wirklich zugestehen, so viele Paraden wie in diesen ca. 3 Wochen habe ich noch nie gesehen bzw. gehört. Nun war aus diesem Grund leider die Casa de la Libertad auch geschlossen…grrr…daraufhin war meine Motiviation dann doch etwas gedrückt und ich bin nach ein paar Erledigungen wieder zurück ins Hostel. Der Tag wurde dann von uns beiden im Bett vergammelt, ich bin abends aber noch einmal raus, um was zu essen. Das muss ja sein. 🙂 Bei einer Art bolivianischer Pizza Hut gab es für mich eine kleine Pizza und zum Nachtisch habe ich mir in einem recht schicken Café einen Zitronenkuchen mitgenommen.

Zum Glück ging es Kedda am nächsten Tag wieder gut und wir haben uns aufgemacht, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Man merkte schon, dass am nächsten Tag der Nationalfeiertag anstand, denn uns kamen öfters Damen mit Papp-Stieren in der Hand entgegen sowie die ein oder andere Parade, die sich uns in den Weg stellte. Wozu jetzt die Pappstiere genau gebraucht werden, kann ich leider nicht erklären, aber hübsch sahen sie aus.

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Parade – mal wieder…

Zunächst haben wir uns das Museo Textil Indígena angeschaut – klein, aber fein. Da ich für das Fotos machen extra bezahlen musste (ist hier gängig in bolivianischen Kultureinrichtungen), habe ich auch Fotos gemacht. 🙂

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Im Museo Textil Indígena

Leider hatte der Shop, der an das Museum angeschlossen ist, zu, weshalb wir weitergezogen sind und den „kurzen Anstieg“ (Zitat Lonely Planet) zum Museo de la Recoleta auf uns genommen haben. Kurzer Anstieg, manchmal frage ich mich ernsthaft, wer dieses Buch schreibt…aber auf unserem Weg durch die Stadt sind wir an mehren Kirchen und weißen Kolonialgebäuden vorbeigekommen, die das Stadtbild von Sucre prägen.

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Der „kurze Aufstieg“ sah dann übrigens so aus:

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Dafür sind wir bei unserem Aufstieg bei einem weiteren Museum vorbeigekommen, dem Museo de Arte Indígena, das Museum haben wir uns dann nicht mehr angeschaut, aber dafür haben wir im Museumsshop etwas zugeschlagen. Unsere Bemühungen wurden dann tatsächlich mit einem tollen Blick über Sucre belohnt. Vorher passierten wir noch ein paar Stände mit Handwerkskunst, bei denen ich ein Armband erstanden habe, das sich jetzt allerdings schon leicht auflöst… als erwähnenswert fand ich die Aneinanderreihung von Tischfußballspielen, die dort oben aufgestellt waren.

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Scheint ein beliebtes Spiel hier zu sein

Irgendwie war Sucre nicht so ganz unsere Stadt, denn an diesem Tag ging es mir nicht so gut und ich hatte Magenkrämpfe, weshalb wir uns für ziemlich lange Zeit einfach in das Café Mirador am Aussichtspunkt gesetzt haben. Trotz Probleme mit meinem Magen, hatte ich Hunger und habe eine kleine Tapas-Platte bestellt. Der Käse war, wie zu erwarten, eher geschmacksneutral, aber die Oliven waren gut, diese habe ich seit Cusco ja meinem Speiseplan hinzugefügt.

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Die Aussicht und mein Mittagessen 🙂

Nach fast 3 Stunden dort oben, haben wir uns dann doch wieder auf den Rückweg gemacht und haben auf dem Nachhauseweg noch eins, zwei Dinge erledigt. Ich habe vor allem mein Busticket zur Weiterfahrt nach Tupiza käuflich erworben. Den Rest des Nachmittages haben wir dann im Hostel verbracht bis es zum Abendessen ins Café Metro ging, wo Kedda und ich unseren letzten gemeinsamen Abend hatten.

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Unser letztes gemeinsames Abendessen, schnief

Leider Gottes war der Wein viel zu warm, doch das Essen war gut und nach etwas Kuchen zum Abschluss sind wir wieder zurück ins Hostel. Am nächsten Tag war dann der Nationalfeiertag Boliviens, der 6. August. Christian und Panos hatten ja leichte Probleme Kolumbien zu verlassen, da ihr Rückflug über Bogotá ging und am Tag des Weiterfluges nach Deutschland in Kolumbien Nationalfeiertag war und deshalb der Flughafen geschlossen war. 🙂 Kedda hatte nun einen Flug von Sucre nach La Paz, um am nächsten Tag von La Paz weiter nach Deutschland zu fliegen und wir hatten schon Angst, dass der Flughafen in Sucre geschlossen sein könnte. Ist aber alles gut ausgegangen. Nun hat sich Kedda an diesem Tag relativ früh verabschiedet und ich habe noch ein wenig unser Luxuszimmer genossen bis ich mit Sack und Pack vor der Rezeptionistin stand, um in den Dorm umzuziehen…ja, hätte ich mal vorher nachgefragt, denn auch der Dorm war im 3. Stock – also bin ich mit Rucksack groß, Rucksack klein und kleiner Tragetasche wieder hoch gelaufen…

Da an diesem Tag eigentlich zu erwarten war, dass alles zu ist, bin ich nach meinem Umzug los, um mir den Parque Bolívar anzuschauen, ein sehr hübscher Park. In diesem halten sich vor allem gerne junge Pärchen auf, das ist mir schon öfters aufgefallen, scheint einer der wenigen Zufluchtsorte für unverheiratete Paare zu sein.

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Parque Bolívar

Auf meinem Weg bin ich noch am Theater und anderen netten Plätzen vorbeigekommen. Kurz habe ich mir auch die Parade angeschaut, die am heutigen Tag abgehalten wurde. Die Militärparade fand schon am Vorabend statt, nur konnten wir diese irgendwie nicht ernst nehmen, da die in Militäruniform gekleideten jungen Männern alle Laternen in der Hand hatten. 🙂 Obwohl dieser Tag der wichtigste für die bolivianische Bevölkerung ist, fand ich die Leute jetzt weniger in ausgelassener Stimmung vor, aber evtl. hatten auch alle nur einen Kater vom Reinfeiern.

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Euphorie sieht ja meiner Meinung nach anders aus

Mein Mittagessen war dann ein sehr leckeres Sandwich im Café Metro sowie ein Oreo Frappucchino. Den Nachmittag habe ich dann im Hostel verbracht mit Skypen und Lesen auf der Sonnenterrasse, die ich an diesem Tag entdeckt hatte. Sehr entspannend. Nach 6 Wochen war ich nun ja das erste Mal wieder alleine, was am Anfang doch kurz etwas ungewohnt war. Aber es ging wie immer ganz schnell und meine neuen Zimmernachbarinnen aus dem Dorm haben mich auf der Terrasse, die direkt neben dem Dorm liegt, mit Küsschen auf die Wange begrüßt. Die vier Damen kamen aus Brasilien, sprachen also portugiesisch, weshalb unsere Kommunikation etwas holprig verlief. Die Mädels waren auch so nett mich zu fragen, ob ich mit ihnen zum Mittagessen gehe, aber von da kam ich ja grad. Das Abendessen habe ich dann sogar ausfallen lassen und mal angefangen mich über Argentinien zu informieren, da ich dort nach Tupiza als nächstes vorhabe einzureisen.

Nun waren meine Zimmernachbarinnen am nächsten Morgen relativ früh am Packen und fertig machen, was mich aber nicht abgehalten hat bis 9:00 Uhr auszuschlafen. Nach einem kleinen Frühstück habe ich mich dann aufgemacht endlich die Casa de la Libertad zu besuchen. Dort wurde am 06. August 1825 die Unabhängigkeitserklärung Boliviens von Spanien unterzeichnet und das Gebäude ist architektonisch sehr besonders und der Guide, der die Führung hielt, war auch richtig gut. Da ich dieses Mal nicht extra für Fotos zahlen wollte, hier nur schnell die heimlich gemachten.

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Casa de la Libertad: Innenhof und ein Saal

Nach der Führung hat mich ein spanischer älterer Herr angesprochen mit dem ich so ins Gespräch kam und da er nicht wusste was er als nächstes machen sollte, hat er mich begleitet, um endlich den Parque Cretaceous zu besuchen – ein Dinosaurierpark! 🙂 Nachdem wir uns bei 3 Leuten durchgefragt hatten, haben wir den Bus Nummer 4 gefunden, der uns fast vor die Tür des Parkes gefahren hatte. Der Park ist dort nur entstanden, weil die ansässige Zementfirma bei Abbauarbeiten im Gestein über 5.000 Dinofußspuren gefunden hat. Vom Park aus kann man diese Spuren nun sehen und um das Ganze ein wenig aufzupeppen, stehen dort noch lebensgroße Dinostatuen rum.

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Parque Cretaceous

Ich weiß ja, der Großteil meiner Freunde steht dem Thema Urzeitechsen weniger euphorisch gegenüber als ich es tue, aber damit kann ich umgehen…

    aber mal ehrlich, wie kann man den nicht süß finden?

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Der Park ist nicht wirklich spektakulär, aber die Führung war im Preis von 30 Bolivianos inkludiert und es war ein netter Zeitvertreib. Die Dinofußspuren sind aber schon irgendwie unwirklich, wenn man sich überlegt, dass die Viecher da mal langgelaufen sind.

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Dinofußspuren

Danach sind der Spanier und ich noch was essen gegangen, leider war sein Name zu spanisch und ich konnte ihn mir einfach nicht merken, aber der Herr war sehr nett und ist Bibliothekar an der Universität von Barcelona. Nach dem Essen habe ich mich dann aber verabschiedet, und habe im Hostel noch digital ein paar Dinge erledigt. Irgendwann überfiel mich aber doch der kleine Hunger und ich habe im Café das täglich 3 Stunden im ersten Stock unseres Hostels geöffnet ist, noch ein Stück Kuchen gegessen und mich dabei wiederum mit einem Deutschen unterhalten, der ebenfalls im Café saß. Also, ich kann sagen, allein war ich dann doch irgendwie nicht. 🙂 Vor lauter Plauderei bin ich fast zu spät los zum Bus, aber ich habe direkt vorm Hostel ein Taxi bekommen und bis zum Busbahnhof Sucres ist es auch nicht weit. Somit hatte ich noch genug Zeit zu beobachten, wie man hier Gepäck einlädt.

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Gepäck wird hier hängen gelassen…

Meine Busfahrt ging ja über Nacht, und eigentlich war ich bei Übernachtfahrten eine Decke sowie rückstellbare Sitze gewohnt…ja, das war dieses Mal nicht so. Also habe ich fast 8 Stunden lang in einem normalen Bus gesessen und das allerbeste war als der definitiv minderjährige Junge, der das Gepäck verladen hat, den DVD Player eingeschaltet hat. Und was für einen Film legt er ein? Wir hatten übrigens Kinder im Bus: SAW II – ich dachte, ich werd nicht mehr. Ich habe mir dann auf meinem (ich liebe es!) iPad „The Social Network“ angeschaut, übrigens ein echt guter Film. Ich habe krampfhaft versucht das Geschreie aus SAW zu überhören, meistens gelang es mir auch. Anschließend passierte das, was immer in diesen Busen passiert, der minderjährige Angestellte bekommt nicht mit, dass der Film vorbei ist und die Musik zum Standbild läuft immer weiter, in diesem Fall war das irgendwas zwischen Death Metal und Rammstein (man verzeihe mir meine Unwissenheit in diesen Musikgenres). Es war mittlerweile 23 Uhr und die meisten Leute wollten schlafen, wobei die Musik nicht unbedingt hilfreich war, aber irgendwann hat sich jemand erbarmt und vorne in der Busfahrerkabine darum gebeten doch mal den Film auszumachen. Ich habe dann noch angefangen Psycho zu schauen, aber nach der Hälfte habe auch ich mich hingelegt. Im Bus war es dann **kalt und ich war froh, dass ich meine beiden Fleece und die Regenjacke mit in den Bus genommen hatte. Gegen 03:30 Uhr kam ich dann in meinem Ziel Tupiza an. Zum Glück hab ich gleich ein Taxi gefunden, zwar hat mich der Taxifahrer erstmal zum falschen Hostel gefahren, aber Tupiza ist auch nicht wirklich groß, weshalb wir schnell bei meinem waren. Mein Hotel Hotel La Torre wird überall im Internet total gelobt, ein Paar schrieb „unsere beste Unterkunft in Südamerika bisher“ – ähm ja, also mein Einzelzimmer (Dorm gibts hier nicht) war, glaube ich, mal eine Küche, zumindest weisen die Fliesen mit abgebildeten Küchenutensilien darauf und erinnert mich jetzt weniger an Luxusunterkunft. Aber ich habe mein eigenes Bad und eine Touragency ist auch gleich im Hostel. So habe ich mich dann gegen 4:00 Uhr endlich in ein Bett gelegt und habe selig bis zum Frühstück „ausgeschlafen“.

3 Gedanken zu „Sucre: eine süße Stadt

  1. Hi Marinchen, heute nur ein kurzes Danke für deinen Bericht, da ich an meinem neuen iPhone das Schreiben lerne! Freie mich aufs nächste Lebenszeichen – deine Kerstin

  2. Hi Marinchen, heute nur ein kurzes DANKE, muss mich weiter mit meinem neuen iPhon beschäftigen… äh!!! Solltest du also doppelte Nachrichten erhalten, ich bin beim Üben… Freue mich auf die nächste Nachricht – deine Kerstin!

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