Casabindo: Toreo de la Vincha

So, nun komme ich endlich zur Auflösung des lang gehegten Geheimnisses weshalb ich denn noch länger in Humahuaca geblieben bin. Am 15. August findet nämlich im kleinen Dorf Casabindo jedes Jahr ein seltsames Schauspiel statt. Stierkämpfe sind in Argentinien (an dieser Stelle Applaus dafür!) schon lange verboten, aber zu Mariä Himmelfahrt versuchen sich in Casabindo jährlich Männer jeden Alters daran sich mit den Stieren zu messen. Das Ziel ist es dem Stier, der an seinen Hörnern ein rotes Band mit drei eingearbeiteten Münzen trägt, dieses zu entreißen. Dabei steht den Toreros nur ein rotes Tuch zur Ablenkung des Stieres zur Verfügung. Wem es gelingt, der darf das Band anschließend der Jungfrau Maria opfern. Dem Stier passiert bei dem ganzen nichts, außer das er sich vielleicht fragt warum andauernd jemand mit einem roten Tuch vor seiner Nase rumwedelt.

Da ich in der Nähe von Casabindo war, dachte ich mir, dass es bestimmt interessant ist bei so einem Fest mal dabei zu sein, also habe ich mich dem Ausflug, den das Hostel organisiert hat, angeschlossen. Sehr früh ging es los, da die Fahrt ca. 3 Stunden dauern sollte. Casabindo ist gar nicht so weit von Humahuaca, allerdings ist die Straße eher bolivianischer Qualität und deshalb dauert der Weg doch etwas länger. Aus unserem Hostel sind eigentlich fast alle mit: Jan, die drei Engländer und ich. Um 6:30 Uhr klingelte unser Wecker, denn wir sollten um 7:00 Uhr abgeholt werden. Sehr zu unserem Unmut kam der Fahrer eine halbe Stunde zu spät, sonst ja kein Problem, aber die hätten wir auch schlafen können. Aber gut, nach dem Einsammeln weiterer Gäste aus anderen Hostels ging es dann los zu unserem kleinen Ausflug. Auf der Fahrt habe ich noch einmal ein wenig geschlafen und die drei Stunden gingen ziemlich gut rum und da waren wir dann auch schon:

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Angekommen in Casabindo

Nun geht das eigentliche Spektakel erst um 15 Uhr los, wir waren aber schon um 11 Uhr an unserem Ziel angekommen. Der Grund dafür war, dass es nicht soo viele Sitzplätze um die Arena gab und wir deshalb unsere Plätze freihalten mussten. Wie ich später erfahren habe, hat das Ganze sogar Eintritt gekostet 25 Argentinische Pesos, nur dass ich die nicht bezahlt habe, muss da gerade auf Toilette gewesen sein als die Dame mit den Eintrittskarten rum ging.

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Die Arena

Die Zeit habe ich mir dann mit einer meiner Lieblingsbeschäftigung vertrieben: essen. Sehr leckere Tortillas gabs da zu essen, in diesem Fall waren das Teigtaschen gefüllt mit Käse und Schinken, sehr zu empfehlen. Außerdem gab es noch Waffelrollen gefüllt mit Dulce de Leche – yummy. Zu bemängeln war, dass die Waffel in der Mitte nicht mit Dulce de Leche gefüllt war! Aber gut, dafür war sie echt groß und hat nur 5 Pesos gekostet. Auf meinen Antrieb hin, sind Adrian und ich dann auch mal los und haben Bier gekauft. Was gar nicht mal so leicht war, denn erstens gibt es hier standardmäßig eher größere Bierflaschen, sprich 1 Liter (undhandlich) und zweitens wollte mir die Dame die Flaschen nicht mitgeben, weil es Pfandflaschen waren. Bis wir ihr dann erklärt haben, dass wir den Pfand auch bezahlen und sie uns den wiedergibt, wenn wir die Flaschen zurückbringen, verging etwas Zeit. Am Ende hatten wir aber drei kühle Flaschen Bier und ich war glücklich. 🙂 Ich dachte ja eh bei diesem Fest wird mehr getrunken… es blieb unglaublicher Weise bei den drei Bier und die haben wir auch noch geteilt. Aber so ging die Zeit wenigstens ein wenig rum…

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Die Reisegruppe: Adrian (links), Jan (rechts), zwei argentinische Mädels aus dem Bus (unten)

Auf unserem Weg zur Bierbeschaffung hatten wir Glück, denn der Umzug zur Ehrung der Jungfrau Maria fing gerade an und nahm seinen Weg durch das kleine 150 Seelendorf.

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Der Umzug zu Ehren der Virgen Maria

Und dann ging es endlich los! Die Toreros waren leider nicht wirklich festlich angezogen, sondern stellten sich dem Stier in eher alltagstauglicher Bekleidung. Die Stimmung und der Moment als der erste Stier in die Arena gelassen wurde, war dann schon besonders. Allerdings hatte das arme Vieh mehr Angst als der Torero und ist ständig zurück zum Tor, um aus der Arena zu flüchten. 🙂

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Mögen die Spiele beginnen

Der Torero hat es dann auch geschafft dem Stier das Band mit den drei Münzen abzunehmen und das Tierchen wurde danach wieder zurück zu seiner Herde geführt. Nun ist es schon interessant zu sehen wie der Mensch doch tickt, denn man hat sich schon irgendwie gewünscht, dass jetzt mal was passiert und der Stier in Angriffsstellung übergeht. Gleichzeitig war auch interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Stiere waren, denn manche sind sofort auf den Torero los gestürmt, andere hat das Ganze gar nicht gekümmert. Hier mal ein paar der spektakuläreren Bilder der Geschehnisse:

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Ich kann beruhigen: niemandem ist was ernsthaftes passiert

Unter den Toreros war auch ein Tourist, den man sehr eindeutig an seiner Kleidung identifizieren konnte. Auch der hat es überlebt, nur seine Hose ist durch eines der Hörner des Stieres aufgerissen worden und er hat eine Schramme am Oberschenkel hinzugefügt bekommen. Ansonsten sahen die Zusammenstöße Stier – Mensch manchmal doch echt böse aus, aber immer wenn einer der Toreros am Boden lag und der Stier auf ihn los ging, sind andere Toreros gekommen die den Stier wieder abgelenkt haben. Beeindruckend war, dass ein 14-jähriger ebenfalls mitmachen durfte (bei den oberen Bildern ist er auf Bild 1 zu sehen). Sein Stier war aber auch noch klein und hatte noch nicht so wirklich große Hörner. Wenn ich mich recht erinnere, wurde auch allen Stieren das Band abgenommen.

Das Ganze war schon außergewöhnlich zu sehen und hat Spaß gemacht, wobei nach dem 6. Stier die Szenerie doch wiederholend ist. Zudem saßen wir den ganzen Tag in der Sonne, weshalb wir wohl alle etwas rot nach Hause gekommen sind. Nachdem das Fest vorbei war, habe ich noch schnell ein paar Souvenirs gekauft, das Bier zurück gebracht und wir machten uns pünktlich auf den Nachhauseweg. Im Hostel habe ich mich dann ziemlich direkt ins Bett gelegt, am nächsten Tag sollte ich nämlich endlich meine Weiterreise nach Tilcara antreten.

2 Gedanken zu „Casabindo: Toreo de la Vincha

  1. Unglaublich, die kennen Flaschenpfand!?!

    „sonst ja kein Problem, aber die hätten wir auch schlafen können.“ .- Ja wenns um den Schlaf geht verstehst Du keinen Spass hehe. 🙂

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