Buenos Aires Teil 5: südamerikanischer Fußball

Nun wissen die meisten ja, dass ich mit Fußball mal so rein gar nichts anfangen kann, ich schlafe dabei immer ein oder rede den anderen zu viel, beides nicht so erheiternd. Aber Südamerikaner leben Fußball wohl um einiges leidenschaftlicher als Europäer und ein Fußballspiel gerade im Land der Messis und Maradonas soll eine außergewöhnliche Erfahrung sein. Allerdings auch gefährlich, Agustin und auch andere hatten mich ausdrücklich davor gewarnt alleine zu einem Spiel zu gehen, gerade als Frau. Es gibt deshalb extra Agenturen, die Touristen mit zu den Spielen nehmen. Das Ganze war eine schweineteure Angelegenheit, ich sage lieber nicht was ich dafür bezahlt habe, aber das war es mir wert ohne ein schlechtes Gefühl hinzugehen.

Dass Fußball für Südamerikaner einen anderen Stellenwert hat als für uns, zeigt übrigens das Anfang des Jahres in Brasilien ein Schiedsrichter auf dem Fußballfeld von verärgerten Fans ermordet wurde. Ist der Hammer, müsst ihr mal googlen, der Schiedsrichter hatte eine (angeblich) falsche Entscheidung getroffen, daraufhin fing der betroffene Spieler an sich zu beschweren, woraufhin der Schiedsrichter ein Messer zog. Das braucht man da wohl als Schiedsrichter…das als Anlass nehmend stürmten die Fans auf das Spielfeld und töteten den Schiedsrichter, indem einfach alle auf ihn einschlugen. Danach zerteilten sie seinen Körper und spießten den Kopf auf einen Stock…ja, wenn das Ganze nicht so abscheulich und traurig wäre, könnte man fast lachen.

Also, safety first, wurde ich von der Agentur tangol pünktlich abgeholt und unser Guide sprach sehr gutes Englisch. Wir waren eine mittelgroße Gruppe, vier Kolumbianer, drei Peruaner, ein Japaner und drei Amis. Mit dem Bus ging es dann zum Stadion. Man darf in das Stadion hinein kein Feuerzeug nehmen, aber man darf im Stadion rauchen – kurz drüber nachgedacht, nicht so wirklich sinnvoll. Bevor man überhaupt ins Stadion geht, durchläuft man zwei Kontrollen, mein Feuerzeug musste ich dann in den Schuh stecken, denn die werden nicht kontrolliert. Bei Frauen geht die Kontrolle allerdings um einiges schneller als bei Männern.

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Auf dem Weg zum Stadion

Hat man die Kontrollen passiert, nimmt man dann auf Holzbänken Platz. Im gesamten Stadion ist Alkohol übrigens verboten und aufgrund von Ausschreitungen bei den letzten Spielen waren auch keine gegnerischen Fans bei dem Spiel zugelassen. Ich war übrigens nicht bei den Boca Juniors, dem berühmten Verein Buenos Aires, weil die entweder gar nicht gespielt haben oder nochmal 300 Pesos teurer waren als mein Spiel, ich war bei

    Rver Plate vs. Tigre

Tigre ist ein kleiner Ort, der vor Buenos Aires liegt und River Plate ist einer der, ich glaube, fünf Vereine, die Buenos Aires hat. Ist aber nicht so gut wie Boca Junior und eher am unteren Ende der Tabelle angesiedelt, die Saison hat aber gerade erst angefangen, wie ich mir habe sagen lassen.

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River Plate Logo

Erstmal habe ich was gegessen, das Essen und auch die Getränke waren nicht grade billig, aber wenn ich mir schon mal Fußball anschaue, dann bitte nicht hungrig oder dehydriert. Auf meine Frage hin, ob hier wirklich schon Leute gestorben sind, hat mir unser Guide erzählt, dass niemand im Stadion stirbt, aber davor schon. Auch in Argentinien hat man Probleme mit Hooligans, die aber im Gegensatz zu ihren europäischen Artverwandten zwar auch auf Gewalt aus sind, aber einfach nur wegen dem Geld. Die Hooligans verwalten z.B. den Parkplatz des River State Stadions, jedes Auto zahlt 100 Pesos und an einem Spiel parken ca. 3.000 davon, kann man sich ausrechnen was die an einem Spieltag verdienen…

Ebenfalls interessant ist, dass auf den oberen Rängen bis kurz vor Anpfiff des Spiels ein bestimmter Bereich nicht besetzt war.

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Leerer Platz

Dieser wird exklusiv von allen freigehalten für die Hooligans, von denen übrigens gerade der Boss und Vizeboss im Gefängnis sitzen und deshalb vor einer Woche vor dem Stadion Auseinandersetzungen innerhalb dieser Hooligangruppe stattfanden, um den neuen Anführer zu bestimmen. Mit Trommel und Musik sind die Hooligans dann kurz vor Anpfiff in das Stadion eingelaufen, schon irgendwie befremdlich das so zu sehen.
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Nicht mehr leer

Dann ging es los und die Spieler liefen ein.

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Spielereinlauf

Ja, was soll ich sagen? Ist halt Fußball, ne. 🙂 Ich war da nicht so involviert wie der Rest vom Stadion, ich habe das Spiel zwar gesehen, aber meine Gedanken waren wo anders, wie immer wenn ich mir Sport anschaue. Kann man ignorant nennen oder total im Frieden mit sich selbst. Klar, habe ich das schon mitbekommen, wenns kurz vor nem Tor war, aber die erste Halbzeit war auch nicht so spannend.

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Die zweite allerdings war dann doch schon etwas mitreißender, da River Plate nach nur ein paar Minuten das erste Tor erzielte. Ich habe mir aber auch die ganze Zeit die Fans angeschaut, die durchgängig gesungen und Trommel gespielt haben. Der Ort an dem die Hooligans standen, war ständig in Bewegung, weil sie gesprungen und gerufen haben. Man muss ja auch dazu sagen, dass ich keinen Vergleich mit deutschen Spielen habe, war noch nie bei einem live dabei. Alles in allem war es daber doch eine beeindruckende Erfahrung und erst recht als River Plate am Ende 3:0 gewonnen hat. Die Menge war am Toben, ich hoffe, dass das Video hier funktioniert.

Video folgt

Ohne Probleme haben wir dann nach dem Spiel das Stadion verlassen und die anderen haben noch kostengünstig ein paar River Plate Merchandise Artikel auf der Straße erstanden. Davon habe ich dann Abstand genommen, wir wollen es ja nicht gleich übertreiben mit der Solidarität zum Ballsport. Ich habe ja auch immer so ein Glück und war die letzte die gegen halb Zehn an ihrem Hostel abgeliefert wurde und dort habe ich dann nur noch ein wenig fertig gepackt, bis ich vier Stunden später wieder aufstehen durfte, um meinen Flug zu erwischen.

5 Gedanken zu „Buenos Aires Teil 5: südamerikanischer Fußball

  1. Ach, Marinchen beim Fußball, ist ja der Wahnsinn! 🙂
    Aber das mit der Stimmung kriegen wir hier in Deutschland auch ganz gut hin 😉

    Die Geschichte mit dem ermordeten Schiedrichter hat man hier auch lesen können… etwas befremdlich, dass so etwas überhaupt passieren kann…

    Ich lese immernoch begeistert jeden Deiner Beiträge und reise in Gedanken mit. 🙂 Weiterhin viel Spaß und schreib bloß weiter! 🙂

    Liebste Grüße aus einem klitschnassen und eisekalten Deutschland
    nadine 🙂

  2. … ja, auch ich lese immer alles ganz neugierig! Zufällig bin ich eher ein großer Fußballfan und ich erinnerte mich bei deinen Zeilen ans Match im Quitoer Stadion am 23. Januar diesen Jahres, ach – mein Ecuador! deine Kerstin

  3. Die letzte Live-DVD von AC/DC wurde im Riverplate-Stadion gedreht. An drei Abenden hintereinander sind da insgesamt ca. 200000 Fans total abgegangen. Verrückte Rocker, die Argentinier!

    Gute Reise weiterhin!

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