Belo Horizonte: gelungener Abschied von Brasilien

Ich hatte ja das große Glück in Ushuaia zwei Brasilianer, Andre und Victor, kennen gelernt zu haben, die beide aus Belo Horizonte stammen. Und noch viel mehr Glück hatte ich, dass ich bei Andre über das Wochenende wohnen durfte und er mich sogar vom Flughafen abgeholt hat. 🙂 Andre war aber ein wenig zu spät und ich stellte fest, sollte er mich nicht abholen, habe ich echt Null Ahnung wo es in Belo Horizonte sicher ist zu wohnen und wo ich dann hin sollte, aber glücklicher Weise hatte er mich nicht vergessen.

Belo Horizonte ist nicht wirklich ein Ziel für Touristen, zumindest haben mich alle immer fragend angeschaut und nicht verstanden warum ich denn dort hin will…ich hatte dafür ja aber einen ganz bestimmten Grund: den Kunstpark Inhotim. Ansonsten hatte mein Reiseführer nicht viel zur Stadt zu sagen, außer das es einen großen Markt gibt. Andre allerdings hat mir schon auf dem Weg zu seiner Wohnung seine Heimatstadt näher gebracht. Wir sind auf dem Weg zum Mittagessen nämlich an einer Lagune (künstlich) vorbeigekommen. Essen war wir lustiger Weise in einer Schnellrestaurantkette für Nudeln und das im Stadion von Belo Horizonte, oder besser gesagt auf dem Komplex gelegen. Und da ja bald die WM ansteht, war vor dem Stadion auch einiges los und Bauarbeiter haben irgendetwas fertig gestellt.

Das Essen war ausgesprochen lecker, Nudeln hatte ich schon lange nicht mehr…glaub ich zumindest.

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Für die WM 2014: das Stadion in Belo Horizonte

In Brasilien gibt es einen ziemlich bekannten Architekten Oskar Niemayer und der hat auch einiges in Belo Horizont gestaltet wie z.B. die Kirche, die an der Lagune steht. Sieht meiner Meinung nach nicht aus wie eine typische Kirche, aber sehr cool.

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Architektur by Oskar Niemayer

Die Lagune fand ich wirklich hübsch, auch wenn Andre meinte, dass das Wasser eher dreckig wäre, aber da habe ich mittlerweile schon schlimmeres gesehen.

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Ich find sie ja hübsch

Nach der kleinen Besichtigungstour haben wir uns dann auf den Weg gemacht zu Andre’s Wohnung. Er wohnt recht schick in einem Apartementhaus, zusammen mit seiner Mutter, was aber für Brasilianer nichts ungewöhnliches ist. Ausgezogen wird normaler Weise erst, wenn man verheiratet ist. Andre ist dann noch mal für ein paar Stunden arbeiten gegangen und ich habe mich am Hochgeschwindigkeitsinternet erfreut. Außerdem hatte ich noch Gesellschaft vom Hund der Familie, Sissi, ein ganz hässliches kleines Rattentier, das habe ich ihr aber nur in Deutsch gesagt, so dass sie das nicht verstanden hat. Sissi ist auch schon älter und richtig schnell ist sie nicht mehr, aber ab und zu hat sie mich besucht während ich mich endlich mal über Neuseeland informiert habe, wenn auch nur meine erste Destinition: Auckland. Ich muss auch erwähnen, dass sich Andre wirklich sehr bemüht um mich gekümmert hat, ebenso Victor, der mir schrieb, wenn ich will könnten wir uns treffen, da Andre ja arbeiten ist. Ich hatte aber echt noch n bissi was zu tun und somit dachte ich als es schon nach 19 Uhr war, dass Andre heimkommen würde. Das war dann aber seine Mutter, die eigentlich über das Wochenende verreisen wollte. Leider spreche ich ja kein Portugiesisch und Andre’s Mama nicht wirklich Englisch, wir haben aber dennoch versucht eine Unterhaltung zu führen bis Andre dann auch heimkam. Mit dem Auto sind wir dann los, um Victor und seine Freundin Gabi zu treffen.

In einer ganz coolen Bar saßen die beiden schon und hatten auch Essen bestellt: Hühnchenherzen…armes kleines Huhn…oder besser die armen Hühner, aber wenigstens wird der Rest hier ja auch gegessen. In der Bar arbeitete auch Bianca, eine langjährige Freundin der beiden und zu fünft hatten wir einen echt guten Freitag Abend. Ich mag ja eigentlich keinen Schnaps, aber hier habe ich dann doch mal welchen probiert, da man sich aus 50 verschiedenen Geschmäckern 3 für einen Shot aussuchen konnte, der dann noch mit einem Tropfen Pfefferessenz verfeinert wird…also brauch ich jetzt nicht unbedingt. Die Nacht war dann fast zu kurz, da wir erst gegen halb Drei heimkamen, aber schon um 7 Uhr wieder aufgestanden sind, weil wir am nächsten Tag den eigentlichen Grund für meinen Besuch in Angriff nehmen wollten, Inhotim. Angeblich wurde der Kunstpark nur gebaut, um Geld zu waschen, aber darüber gibt es verschiedene Meinungen, ob das nun wahr ist oder nicht, war mir aber eh relativ egal. 🙂

Ich fands ja echt toll, dass Andre mitgekommen ist, denn der Park liegt doch noch mal fast 45 MInuten Autofahrzeit von Belo Horizonte entfernt, ich wäre am Ende auf der Autofahrt auch fast eingenickt, wenn die Straße nicht in einem so dermaßen schlechten Zustand gewesen wäre, dass an Schlafen nicht zu denken war. Vorm Parkplatz bot uns dann der Securitymann an die Eintrittskarten bei ihm zu kaufen – für 20 Reals anstatt 28 am Eingang…haben wir gemacht, aber merkwürdig war das schon. Der Park war relativ gut besucht, was mich ja fast gewundert hat, da ja oftmals noch nicht mal Brasilianer was von dem Park wussten.

Der Park hat mir sehr gut gefallen und ich bin super froh, dass ich den von meiner möchte ich einmal im Leben gesehen haben-Liste abhaken kann. Zumal der Park auch echt recht groß ist – leider nicht flach…wir sind manchmal echt gut bergauf gelaufen, aber das war es wert, denn die höher gelegenen Kunstwerke waren meist die coolsten. Der Park besteht aus geschlossenen Galerien, aber auch jeder Menge Freiluftkunst sprich Skulpturen und Installationen. Die Galerien sind alle architektonisch außergewöhnlich gestaltet und manchmal an den jeweiligen Künstler, der dort ausstellt angepasst. Manche Kunstwerke wurden auch extra nur für Inhotim angefertigt.

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In Inhotim

Ich versuche mal den Gang durch das Gelände zu rekonstruieren.

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Künstler: Hélio Oiticica

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Künstler: Edgar de Souza

Die im oben gezeigten Statuen zeigen ein und die selbe Figur bei einer Rollbewegung des Körpers, aber ohne Kopf. Sehr süß war, dass später ein Kind probiert hat das nachzumachen und seine Eltern ihn fotografiert haben.

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Künstler: Doug Aitken

In der oben gezeigten Galerie gab es nicht viel zu sehen, nur zu hören und zwar die Geräusche der Erde. In der Mitte ist ein Loch in das 12 Meter tief eine Mikrofon hinab gelassen wurde und man nun in der Galerie der Erde lauschen kann. Viel hört man zwar nicht, aber das Ganze hatte eine irgendwie interessante Atmosphäre.

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Sammelsurium von Dingen, die mir gefallen haben 🙂

Insgsamt konnte sich aber auch die Landschaftsarchitektur im Park sehen lassen:

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Nach einem erneuten Aufstieg kamen dann wir zu einem meiner Lieblingskunstwerke, von dem ich vorher schon gehört hatte. Die Autos waren alle drei unterschiedlich farbig, der Künstler hat dann die Teile der einzelnen Autos miteinander getauscht, so dass alle drei nun bunt sind. Mit einem dieser Autos ist er dann auf einen Roadtrip, die zwei anderen wurden von Freunden gefahren und seitdem wurde an den Fahrzeugen wohl auch nichts mehr geändert.

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Künstler: Jarbas Lopes

Noch weiter oben stand dann die folgende Installation, der Künstler hat da wohl Männerträume wahr werden lassen und hat mithilfe eines Krans diese Metallstangen in flüssigen Zement fallen lassen – sozusagen Mikado im großen Stil nur umgekehrt. 🙂

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Künstler: Chris Burden

Nach dem wir diesen Berg erklimmt hatten, ging es endlich mal flach weiter und zwar zu dem hier:

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Künstler: Marilá Dardot

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Die Aussicht vom Berg hat sich aber wenigstens gelohnt

Die Buchstaben sind eigentlich Blumenkästen, in manchen wuchsen auch noch Pflanzen, aber irgendwie nicht in denen die ich brauchte. Die ganze Wiese war voll mit den Kästen und es war interessant zu sehen was für Worte die Leute doch so legen. Es gab sogar Gießkannen und frisches Wasser mit denen man sein Wort gießen konnte.

Direkt nebenan, gab es diesen Pool, der ein Telefonbuch darstellen soll. Ich erinnere mich noch, dass das ein Merkmal des Künstlers war, dass er versucht Alltagsgegenstände probiert in neuen Formen zu interpretieren, wie das Telefonbuch im Pool.

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Künstler: Jorge Macchi

Mittags waren wir dann in einem der zwei (oder waren es drei) Restaurants im Park essen. Billig war das nicht gerade, aber es hat sehr gut geschmeckt und hätten wir nicht ewig warten müssen, wäre ich rundum zufrieden gewesen. 😉 Von einem meiner persönlichen Highlights durfte ich leider keine Bilder machen, denn ganz am Anfang waren wir in einer Galerie in der ein Videofilm gezeigt wurde, es ging zusammengefasst um Karneval und Natur und die Beziehung des Menschen zu beiden, irgendwie so, komplett hatte ich das nicht verstanden. Aber der Künstler ließ eine Art Monstertruck im Karnevalszug mitfahren, dieser steht unter einer Art Glaskubel mitten im Wald in Inhotim, aber wie gesagt leider kein Foto. Allerdings hat die SCHIRN auch schon darüber berichtet (ist das letzte Bild im Artikel)einfach hier klicken.

Es gab noch ganz viele andere tolle Sachen, die ich leider nicht fotografieren durfte oder die sich nicht fotografieren ließen wie die Soundinstallation von Janet Cardiff und George Bures Miller mit dem Titel The Murder of Crows. Man sitzt in einer riesigen Halle umgeben von Unmengen an Lautsprechern, die um die Zuhörerstühle herum verteilt wurden. Die Lautsprecher spielen nie alle gleichzeitig, man muss sich das so vorstellen, dass man z.B. das Gefühl bekommt jemand läuft hinter einem vorbei, weil jeder Lautsprecher nur einen Schritt wiedergibt, total cool gemacht und singen kann die Janet auch.

Wir waren im Park bis er geschlossen hat und dennoch haben wir nicht alles gesehen, manche Galerien waren aber auch gerade geschlossen, um für neue Kunstwerke Platz zu machen. Mit dem Auto sind wir wieder zurück nach Belo Horizonte und nach einer kurzen Ruhepause sind wir dann bei einem Argentinier Pizza Essen gegangen. Das Restaurant war echt gut und es gab eine Pizza mit vier verschiedenen Belägen, u.a. benannt nach den Fußballclubs Buenos Aires‘. 🙂

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Man sieht leider nicht so viel, aber ein wirklich schönes Restaurant

Zu Hause haben wir uns dann noch eine Flasche Rotwein gegönnt und dann war auch schon Sonntag, mein letzter kompletter Tag in Brasilien. 🙁 Das Frühstück haben wir ausfallen lassen, da ich erstmal mit meinen Lieblingseltern geskypt habe (inkl. meiner Oma und meinem Bruderherz) und es dann schon Zeit fürs Mittagessen war. In einem netten Restaurant saßen wir draußen, denn es war aufeinmal richtig warm. Den Nachmittag habe ich dann bei Victor und seinen Freunden verbracht, da Andre arbeiten musste. Victor’s Appartementhaus hat auch einen Pool mit BBQ Anlage, und da wohl ein wichtiges regionales Fußballspiel anstand, waren Freunde da, um sich das Spiel bei einem BBQ anzuschauen. Was soll ich sagen, ich habe das Spiel auf der Sonnenliege verschlafen. 🙂 Abends gab es noch ein paar Bier und nachdem Andre mich abgeholt hatte, sind wir nur noch heim und haben Pizza nach Hause bestellt. Übrigens ne Unverschämtheit in Brasilien hat McDonalds einen LIEFERSERVICE!! Nur nicht in das Viertel in dem Andre wohnt, hätte ich ja gerne mal ausprobiert.

Ich hatte echt ein Rundumsorglospaket, den Montag Morgen wurde ich von Andre auch wieder zum Flughafen gebracht und das war gar nicht mal spät. Um 09:17 Uhr ging mein Flug zurück nach Rio de Janeiro, mein Plan war den Tag am Flughafen zu verbringen, da es dort aber kein WiFi gibt und ich irgendwie schlagskaputt war, habe ich mir mal richtig was gegönnt. Ganz dekadent habe ich mich im Flugzeughotel einquartiert. Die hatten einen Infoschalter direkt am Gate und hatten mir den stolzen Preis von 350 Reals genannt, aber das hatte ich eh die ganze Zeit schon vor und somit wurde ich mit dem Shuttle Service in das Linx Hotel gebracht und habe in einem so luxoriösen Zimmer gewohnt – ein Traum. 🙂 Mit eigenem Bad, Doppelbett, TV, Klimaanlage und einem Pool im 2. Stock.

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Das Allerbeste war allerdings das Internt, es war so schnell, dass ich über 1.000 Bilder hochladen konnte, daran denke ich sehnsüchtig zurück, denn das Internet in Neuseeland – ich sag es mal ganz direkt – kotzt mich an! Man darf zahlen, aber die Qualität ist super mies und ich bin froh, wenn ich heute 5 Bilder der 270 verbliebenen hochladen kann…aber gut. Kommen wir mal schnell zum Ende, denn ich war dann bis 23 Uhr im Hotel, hatte freundlicher Weise wieder einen kostenlosen Shuttle-Service zum Flughafen und bin an den Check-In Schalter. Da haben die erstmal nach meinem Ticket aus Neuseeland raus gefragt, hatte ich ja sogar nur nicht zusammen mit dem Hinflugticket gebucht. Dann musst erst recherchiert werden, ob ich als Deutsch den ein Visum für Neuseeland brauche – nein, nicht für 90 Tage oder für Australien – nein, war nur ein Transitflug…der Herr von Emirates war aber sehr nett und wir konnten uns dann einigen, dass ich mitfliegen darf, wenn ich meine Wasserflasche vorher austrinke. Und dann ging er los mein Marathon:

Rio de Janeiro – Dubai – Melbourne – Auckland = 43 Stunden unterwegs
Dabei habe ich komplett das Gefühl für die Zeit verloren und wusste nicht, ob ich frühstücken oder Abend essen sollte. Am Flughafen von Dubai hatte ich dann 11 Stunden Aufenthalt, die ich mit Blog schreiben, shoppen (brauchte ne neue Tasche und Kopfhörer) verbracht habe. Und da ich mir dachte, ich bin mal richtig dekadent habe ich mir im Spa am Flughafen eine Massage gegönnt, dort konnte ich dann auch gleich mal duschen, ganz nett so bei 3 Tagen Reise. Und dann war ich endlich da: NEUSEELAND!

7 Gedanken zu „Belo Horizonte: gelungener Abschied von Brasilien

  1. Na, das klingt ja nach tollen letzten Tagen in Südamerika und einer aufregenden Reise nach Neuseeland. 🙂

    Der Kunstpark sieht ja wirklich toll aus… die Buchstabenblumenkästen fand ich am tollsten!!!

    Weiterhin viel Spaß, süße! 🙂

  2. … bist du nicht doch ein wenig traurig América del Sur verlassen zu müssen???
    Na ja, auf ein Neues in Auckland… viel Spaß bei weiteren Abenteuern, meine Süße – deine Kerstin

  3. Rio de Janeiro – Dubai – Melbourne – Auckland = 43 Stunden unterwegs

    Wie lange war die Flugzeit insgesamt? Schon sehr krass die Tour. Spart man da so viel?

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