Titicacasee II: an der Copacabana

Copacabana – dieser Ort auf der bolivianischen Seite direkt am Titicacasee ist allerdings nicht der bekannte Strand aus dem bekannten Lied, dieser liegt in Brasilien. Dennoch war dieser Ort in Bolivien nach einem recht hektischen Start im Hostel unser Ziel. Denn unsere Taxis kamen einfach nicht bei und wir hatten Angst, den Bus zu verpassen. Irgendwann saßen wir dann aber doch alle fünf im gewählten Transportmittel. Nun überquerten wir ja die Grenze zwischen Peru und Bolivien und das ist eine sehr putzige Angelegenheit. Bei der Einreise in Peru bekommt man einen weißen Zettel, den man besser nicht verlieren sollte und hey, sogar ich hatte den noch. Mit diesem Zettel und dem Reisepass bewaffnet, verlässt man dann den Bus und geht in das erste peruanische Büro. Dort wird etwas vom Zettel abgerissen und gestempelt, damit geht man dann zum nächsten peruanischen Büro und bekommt den Ausreisestempel, dafür gibt man den Rest vom weißen Zettel ab. Dann geht man mit seinem vorher ausgefüllten grünen Migrationsantrag zum bolivianischen Büro und bekommt dort einen Einreisestempel sowie den grünen Zettel teilweise zurück. Schön ist, dass der Bus währenddessen in Schrittgeschwindigkeit neben dir fährt. Vor der ganzen Sache wechselt man noch schnell Geld in Bolivianos, ich habe mittlerweile nun vier Währungen in meinem Portemonnaie Peruanische Soles, Bolivianos, Kolumbianische Pesos und Dollars. Nicht so schön war, dass unsere Buscrew erstmal Mittag gemacht hat und wir da rumstanden bis sie ihre Suppenteller geleert hatte. Dann waren wir aber schon fast in Copacabana angekommen, noch schnell 1 Boliviano mehr oder weniger legale Einreisesteuer an den bolivianischen Grenzbeamten gezahlt und schon wurden wir nach kurzem Warten von unserem Guide Jaime (oder Pablo, hier ist sich die Gruppe nicht einig) in Empfang genommen. Lustig ist übrigens, dass Kedda diese Grenzprozedur ja schon hinter sich hatte, weil sie in La Paz gelandet war und diese noch einmal bei der Rückreise erlebt hat und es noch ein weiteres Mal mit mir zusammen tun wird, wenn wir von Peru nach Bolivien reisen. 🙂

Jaime/Pablo hat uns dann zunächst die im maurischen Stil errichtete Kathedrale in Copacabana gezeigt. In ihr steht die Virgen de Candelaria, eine Jungfrauenstatue, die in extremer Form verehrt wird und zu der die Menschen von überall her pilgern. Zudem bekommt sie wohl ziemlich viele Geschenke (auch aus aller Welt), die direkt an den Franziskaner Orden übergehen, dem gehört die Kirche nämlich – eigentlich sollten diese Orden ja arm sein, aber gut da kann man ja mal ne Ausnahme machen.

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Die Kathedrale in Copacabana

Als nächstes stand dann zu meiner Freude das Mittagessen an, ja was soll ich sagen, das Menü des Tages, das man hier mittags essen kann, war jetzt nicht wirklich eine Bereicherung. Fisch oder Hühnchen mit Pommes und Reis…wobei wir dazu übergegangen sind, den Reis abzubestellen und dafür mehr Pommes zu bekommen. Aber dabei habe ich gemerkt, dass Bolivien wirklich billig ist. Ich glaube, wir haben 30 Bolivianos für das Essen gezahlt, das sind ca. 3,70€ (inkl. Suppe und Nachtisch). Nach dem Essen ging es dann mit dem Boot los zur Überfahrt mit Ziel Isla del Sol. Ich kann nun bestätigen, dass die bolivianischen Inseln des Titicacasees noch schöner sind als die peruanischen.

Isla del Sol

Die Isla del Sol beherbergt ca. 2.000 Einwohner und dort zu leben, ist gar nicht so einfach. Also, im Sinne von dort hinziehen, das geht nämlich nur, wenn man jemanden, der auf der Insel geboren ist, heiratet. Aber so schön es war, da leben möchte ich dann doch nicht. 😉 Nach einer Legende ist diese Insel der Geburtsort der Incas: von Manco Capac und dessen Schwester und obacht auch Frau Mama Ocllo. Der Name Titicaca beruht übrigens auch auf ebenso einer Legende, die ich hoffentlich noch zusammen bekomme. Denn unsere Welt (die zwischen der oberen und unteren Welt liegt) wird durch den Puma repräsentiert. Die Schlange stellt die Unterwelt dar und die obere göttliche Welt repräsentiert der Kondor. Nun haben eben diese Puma angeblich die Bevölkerung der Insel Marka Pampa vor der Isla del Sol aufgefressen. Daraufhin wurde die Insel überschwemmt (und diese Stadt liegt wirklich vor der Insel) und alle Puma bis auf einer ertranken. Dieser eine hat es dann bis an die Nordküste der Isla del Sol geschafft und sich dort in einen Stein verwandelt. Pumafelsen heißt in Quechua Titicaca und so kam der See zu seinem Namen. 🙂 Ungefähr so soll das gewesen sein, unser Guide sprach nur Spanisch und davon ganz schön viel, weshalb ich mir nicht alles so genau merken konnte/wollte.

Nach einer knapp 2stündigen Fahrt haben wir zuerst an der Südseite der Insel angelegt und haben uns dort Überbleibsel eines Tempels angeschaut, der allerdings nicht auf die Inca zurückzuführen ist, sondern auf die Tiwanakus, das indigene Volk, das vor den Incas geherrscht hat.

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Hoch zu diesen Ruinen war es natürlich mal wieder ein recht anstrengender Aufstieg, wie man sehen kann.

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Der Aufstieg und wie hübsch der See im Hintergrund aussieht 🙂

Nach der Besichtigung dieser archäologischen Stätte ging es dann weiter zu unserem Hostel Las Islas, das sehr hübsch und richtig komfortabel war. Zu erwähnen gilt noch, dass die peruanischen Touristen, diese Stätten wohl nicht mehr als so heilig ansehen, weil sie nämlich oben drauf saßen bis unser Guide ihnen mal kurz die Leviten gelesen hat und sie sich daraufhin an den Abstieg gemacht haben.

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Ausblick von der Terrasse unseres Hostels

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, sind wir auf eine kleine Erkundungstour durch Yumani eines der drei Dörfer der Insel gegangen. Auch hier mussten wir mal wieder unebene Treppen nach oben laufen und als wir dachten, so das war’s jetzt, bald geht’s zum Abendessen, haben wir zwei Engländerinnen von unserer Tour zu den peruanischen Inseln getroffen. Diese haben uns dann gefragt, ob wir schon beim Aussichtspunkt waren…Aussichtspunkt??? Verdammt, da haben wir es auch gesehen, man konnte einen Berg hochlaufen…also, was blieb uns übrig, da auch noch hoch. Und irgendwie war ich in dem Moment mal total sportlich motiviert und bin mit Panos ein paar Meter den Berg hoch gejoggt. 🙂 Danach war ich aber auch aus der Puste…

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Der Weg zum Aussichtspunkt der Isla del Sol

Oben angekommen haben wir dann aber gesehen, dass der richtige Aussichtspunkt noch einen Berg weiter rechts liegt, bis dahin war es dann aber ein Katzensprung und wir konnten den Sonnenuntergang sehen. Allerdings war es saukalt und ich meinte, wir könnten ja jetzt mal schnell wieder umkehren als mich doch so ne alte deutsche Hexe anzischt, ich könnte ja wohl auch mal ruhig sein. Ich war ja so perplex, wir haben sie dann aber heimlich ganz böse beschimpft, so eine dumme Ziege, also ehrlich…naja, hübsch war’s da oben trotzdem.

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Der Sonnenuntergang

Schnell ging es dann aber aufgrund der Kälte auf den Rückweg. Anschließend hatten wir ein kleines Abendessen im Restaurant unseres Hostels. Das Menü des Tages war, ratet mal?! Fisch! Ha, ja, ich habe dann ein Sandwich genommen, noch mal Fisch konnte ich einfach nicht essen. Melanie, Kedda und ich hatten ein nettes 3er Zimmer und als wir dann so das Licht ausgemacht haben, merkten wir, dass es erstens ziemlich kalt und war und zweitens erst halb Neun. Nee, dacht ich mir, so früh schlafen gehen, das is nicht, also noch mal lesen. Nur wie gesagt, es war kalt, weswegen ich mit Keddas Handschuhen und meiner Mütze sowie Stirnlampe gelesen habe. Mich erinnert das Foto ja an Der arme Poet von Spitzweg…

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Um 21:07 Uhr haben wir dann aber beschlossen, dass es spät genug ist und haben schön bis 7 Uhr ausgeschlafen. Beim amerikanischen Frühstück haben wir dann auf unseren Guide gewartet, der netter Weise für uns die gesamte Tour umgeplant hatte. Eigentlich wären wir nämlich um 10 Uhr wieder in Copacabana gewesen, aber er hat für uns ein Boot gechartert mit dem wir auch noch die Isla de la Luna sowie die Nordseite der Isla del Sol besuchen konnten! Auf dem Weg zur Anlegestelle sind wir dann noch am Fuente del Inca einer Quelle, die ewige Jugend verspricht, vorbeigekommen.

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Panos beim Anzapfen des Jungbrunnens

Das Wässerchen mussten wir natürlich auch probieren, wir werden sehen, ob uns nun allen ewige Jugend geschenkt wurde, aber ich glaube eher, dass das ganze hoch und runterlaufen mich schneller altern lässt als ich es sonst tun würde… Beim weiteren Laufen zum kleinen Hafen haben wir dann noch die Escalera del Inca, die vor Jahrhunderten angelegten Terrassen, besichtigt.

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Escalera del Inca

Nach einer kurzen Fahrt im Privatboot kamen wir auch schon auf der Isla de la Luna an und zwar wirklich nur wir, keine anderen Touristen, das war schon nett. Dort wurden gerade Restaurierungsarbeiten an einer der Ruinen dort durchgeführt, weshalb wir nicht alles fotografieren durften. Die Arbeiter der Insel haben den Glauben, dass ihnen ein Foto die Seele stiehlt. Aber wir konnten den Tempel der Sonnenjungfrauen fotografieren. Für dieses Kloster wurden nur sehr hübsche 5-6 jährige Mädchen ausgesucht, die dann im Kloster leben mussten. Später wurde der Komplex als Gefängnis genutzt bis eines Tages bei einem Fußballspiel Wärter gegen Gefangene folgendes passierte: die Wärter waren ganz schlau und haben die Fußbälle bei den Waffen aufbewahrt. Was also hat ein noch schlauerer Gefangener gemacht, als er den Ball holen sollte, er hat sich gegen das Sportgerät und für die Handfeuerwaffe entschieden, die Wärter erschossen und die Gefangenen konnten sich nach Peru absetzen. Seitdem steht das Kloster leer, so viel ist aber auch nicht mehr übrig.

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Tempel der Sonnenjungfrauen

Ganz vergessen habe ich ja die Mauer, die vor den Ruinen steht. Diese ist nämlich aus der Incazeit und das kann man sehr schön an ihrer Zusammensetzung erkennen. Die Incas waren nämlich in der Lage Gebäude komplett ohne Füllmittel zu konstruieren, nur bloße Steine ineinander gesetzt, bilden die Wand.

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Incabauweise

Nach dieser kleinen Besichtigungstour auf der Isla de la Luna sind wir mit dem Boot zurück zur Isla del Sol gefahren, dieses Mal aber nach Cha’llapampa, dem Dorf auf der Nordseite der Insel. Besucht haben wir auch das sehr sehr kleine Museum, das Fundstücke der versunkenen Stadt Marka Pampa zeigt. Richtig gut gemacht war das Museum allerdings nicht und uns musste auch erst aufgeschlossen werden, schon lustig, die Südamerikaner. 🙂 Danach ging es wieder an eine Wanderung, 45 Minuten meistens schön bergauf zu den Ruinen auf der Nordseite der Insel.

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Bild 1: Schnitzelparade lag da so rum am Strand
Bild 2: Der Weg über Strand zu den Ruinen auf der Nordseite der Isla del Sol

Hier haben wir die Ruinenanlage Chincana besichtigt sowie den Fußabdruck der Sonne und das Highlight für mich: der Felsen in den sich der Puma verwandelt hat, der Titicaca. Man hat da aber nicht wirklich nen Puma erkennen können, also ich auf jeden Fall nicht, weshalb ich davon auch irgendwie kein Foto habe.

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Chincana

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Fußabdruck der Sonne

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Ansichten des Titicacasees

Nachdem wir den Rückweg bezwungen hatten, ging es mit dem Boot zurück zur Südseite der Isla del Sol, denn es war Zeit für das Mittagessen. Langsam kann ich ja drüber lachen, aber es gab Fisch mit Pommes…dieses Mal aber Königsfisch, der weißes Fleisch hat im Gegensatz zur Trucha, das ist, glaube ich, Regenbogenforelle. Ab da endete auch unsere Privattour und wir sind mit jeder Menge anderer Touristen zurück nach Copacabana gefahren. Unser Guide hat uns dann an Land noch unsere Rückfahrttickets nach Puno organisiert und schon waren zwei Tage in Bolivien vorbei. Toll war, dass uns diese Extraausflüge nichts mehr gekostet haben, dafür hat der Guide dann auch ordentlich Trinkgeld bekommen, immerhin hat er einen Tag länger gearbeitet. Der Übertritt von der bolivianischen zur peruanischen Grenze verlief dann auch problemlos und für mich vor allem erfreulich. Denn warum auch immer hat mir die Uschi am Flughafen bei meiner ersten Einreise nach Peru nur 30 Tage Visum genehmigt und nun habe ich nach erneuter Einreise auch die verdienten normalen 90 Tage! Ha! Das ist auch sehr praktisch, da Kedda und ich seit heute versuchen einen Trip in den Dschungel Perus zu organisieren und das wäre mit meinen 30 Tagen Visum schon fast knapp geworden. Die Jungs sind dann in Puno noch was essen gegangen, wir Mädels allerdings haben uns nur noch im Hostel aufgehalten. Kedda und ich hatten sogar ein Doppelzimmer, ein Luxus den ich jetzt schon ein paar Wochen nicht mehr hatte. Und nach einer gut durchschlafenen Nacht ging es am nächsten Tag schon weiter zu unserem nächsten Ziel: Cusco – die Incastadt schlechthin.