Alta Gracia: Wunder & Revolutionäre

Hier nun der angekündigte Artikel zu Alta Gracia. Dank des wenigen Schlafes war ich an diesem Morgen doch relativ zerstört, habe es aber dennoch geschafft mir ein Frühstück zu machen. Christy kam dann auch pünktlich in mein Hostel und zusammen haben wir auf unseren Guide gewartet. Zu meiner Überraschung war das ein sehr junges Mädel, das perfekt Englisch sprach. Sie studiert Tourismus und finanziert durch diese Touren ihr Studium mit. Man merkt schon, den Namen weiß ich leider nicht mehr…zunächst einmal hieß es dann zu einem der kleineren Busterminals in Córdoba laufen und ein Busticket für 14 Pesos nach Alta Gracia kaufen. Ca. 50 Minuten dauert die Fahrt zu dieser Stadt in der Provinz Córdoba, die ca. 42.000 Einwohner zählt. Die Fahrt habe ich schlafend verbracht, nur leider waren 50 Minuten nicht ausreichend, um mich erholt zu fühlen. Ich muss wohl auch schlimm ausgesehen haben, denn Christy und unsere Reisegruppenleiterin meinten, ich solle doch mal einen Kaffee trinken. Habe ich dann auch, nach dem ging es mir sogar ein wenig besser.

Ein Grund um nach Alta Gracia zu kommen, ist die Jesuiten-Estancia. 1762 fertiggestellt lebten die Jesuiten in diesem Gebäudekomplex, der unter anderem auch eine Kirche beherbergt, die war allerdings gerade geschlossen wegen Restaurierungsarbeiten. Das Mädel, das uns herumgeführt hat, war wirklich gut und hat uns allerhand interessantes erzählt. Die Jesuiten legten auch einen Staudamm an, der heute noch erhalten ist, nur nicht mehr genutzt wird. Dieser künstliche See zusammen mit dem Uhrenturm ist das typische Postkartenmotiv Alta Gracias.

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Alta Gracia

Die Jesuiten-Estancia ist recht groß und besteht nicht nur aus Wohnbereichen sowie Speisesaal, sondern besitzt auch noch einen Garten mit alter Gußwerkstatt. In dieser wurden die Sklaven angelernt, um verschiedene Stücke aus Metall zu fertigen. Oftmals waren die Sklaven aber talentierter als ihre Lehrer und brachten sich selbst das Handwerk bei. Dazu muss man sagen, dass die Jesuiten ihren Sklaven human behandelt haben, wenn man das in dem Zusammenhang überhaupt sagen kann. Zumindest war körperliche Züchtigung bei den Jesuiten verboten.

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Bilder 1-4: Jesuiten-Estancia, Bild 5: die dazugehörige Kirche

Anschließend sind wir noch über die ortsansässige Plaza geschlendert, die allerdings nicht wirklich hübsch war. Als nächstes stand dann das Museo Casa de Ernesto Che Guevara auf dem Programm. Geboren wurde Che Guevara in Rosario, in einem Bezirk nahe Buenos Aires, aber aufgrund seiner Asthmaprobleme zog die Familie in den 30er Jahren nach Alta Gracia. Angeblich ist hier nämlich die Luft sehr gut, weil sie so trocken ist. Die Familie bewohnte in Alta Gracia mehrere Häuser, aber die meiste Zeit verbrachten sie in der Villa Beatriz, das heutige städtische Museum. Zunächst einmal war der Eintrittspreis recht happig: 75 Pesos, das sind 10€! Der Lonely Planet von 2012 schrieb übrigens Eintritt 5 Pesos, ich weiß nun nicht, ob da die 7 fehlte oder ob die Inflation in Argentinien wirklich solche rasanten Ausmaße angenommen hat…

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Museo Casa de Ernesto Che Guevara & die Marina mit dem kleinen Che

Das Museum an sich war recht ansprechend gestaltet mit Fotos aus seiner Kinder- und Jugendzeit, mit Ausstellungsstücken sein Leben betreffend und ganz makaber: der Asche seines besten Freundes, der hier seine letzte Ruhestätte fand. Leider sind sämtliche Ausstellungsstücke Replikate, was die ganze Atmosphäre weniger historisch machte, zumindest für mich. Dennoch hat man einen netten Überblick über Che’s Leben bekommen. Seine Biografie muss ich jetzt dennoch ganz dringend mal lesen!

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Foto & Motorradreplik aus dem Museum

Che hatte sogar seine eigenen Banknoten und Briefmarken, die von seinem Gesicht geziert wurden.

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Der Nationalheld Argentiniens hat sein eigenes Land und Südamerika mehrmals sehr lange bereist und auch seine Reiseroute konnte man im Museum verfolgen, da merkt man erstmal, dass man unbedingt wieder herkommen muss, um es ihm nachzumachen. 😉 Nun ja, nach dem Museum ging es dann endlich zum Mittagessen: Junk Food. Hach, das war genau das Richtige mit meiner leicht angeschlagenen Verfassung. Nun hatten wir noch drei weitere Punkte zu besichtigen, von denen ich vorher gar nichts wusste, die aber alle drei eine wirklich nette Überraschung waren. So liefen wir dann zu einem der weiteren Museen und haben dabei bemerkt, dass Alta Gracia ein recht hübsches Städtchen ist. Die nächsten beiden Museen haben wir aber jeweils nur von außen betrachtet, so wohnte in Alta Gracia der spanische Komponist Manuel de Falla, der befreundet war mit dem bekannten Schriftsteller Frederico García Lorca. Angeblich hatten die beiden sogar eine Affäre und als Lorca erschossen wurde, war de Falla danach sein Leben lang nicht mehr glücklich und ging nach Alta Gracia.

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Museo Manuel de Falla

Nach dem anstrengenden Marsch bergauf, sind wir dann zu noch einem von einer berühmten Person bewohnten Haus gekommen, dem Museo de Arte Gabriel Dubois. Der Bildhauer Gabriel Dubois ist eigentlich Franzose, wohnte aber in Alta Gracia und hat in Argentinien nicht wenig Ruhm erlangt. So ist eine Vielzahl der Statuen auf dem bekannten Friedhof in Recoleta, Buenos Aires von ihm gefertigt worden. In seinem Garten stehen ein paar Statuen, darunter diese:

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Seine Frau starb leider an Krebs und in der Nacht nach ihrem Tod träumte er von ihr und ihrem gemeinsamen Kind. Gleich danach machte er sich daran seine Erscheinung aus dem Traum in Stein umzusetzen und so entstand diese Skulptur.

Als letztes haben wir uns dann noch ein Mönchskloster erlaufen, das in einem sehr hübschen Park gelegen ist. Die Mönche haben das Gelände von einer reichen verstorbenen Argentinierin vermacht bekommen und nutzen dieses nun für sich. Das Ganze steht gar nicht im Lonely Planet und auch ansonsten habe ich kaum Infos dazu im Internet gefunden, obwohl der Ort sehr sehr schön ist. Dort steht in einen Felsen eingelassen in einer kleinen Grotte eine Marienstatue, vor ihr jede Menge Bänke, denn dort halten die Mönchen wohl ihre Messen ab.

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Das eigentliche Wunder dieses Ortes allerdings befindet sich auf einem kleinen Hügel in dieser Kirche:

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In deren Altar steht eine Marienfigur und als diese herausgenommen wurde, um den Altar zu reinigen, waren alle ganz verblüfft und in religiöser Ehrfurcht erstarrt, weil dort wo die Marienfigur stand nun ihr Abbild zu sehen war. Das klingt erstmal ganz mysteriös, aber als wir das dann gesehen haben, fand ich das Ganze schon ein wenig albern. Ich meine, da hat einfach nie jemand hinten dran geputzt…sieht aber interessant aus.

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Gruta de Lourdes & das Marien“wunder“

Auf unserem Rückweg von der Kirche zum Busterminal sind wir nicht die Stufen runtergegangen, die wir hochgegangen sind, sondern den Leidensweg Christi. Dieser Weg ist gesäumt von Schaukästen, die wie bereits erwähnt, die einzelnen Stationen des Leidensweges Christi bildlich darstellen. An Ostern gibt es übrigens wirklich Leute, die sich von Córdoba aus mit einem Holzkreuz auf den Weg machen eben diese Stationen des Leidens abzulaufen. Keine Ahnung wem das was bringen soll, aber mir scheint die Leute haben einfach zu viel Zeit… (man entschuldige meinen nicht vorhandenen Respekt vor Religion an dieser Stelle).

Das kleine Busterminal platzte fast vor Busen, die alle zurück nach Córdoba fuhren und dieses Mal ging es für 13 Pesos mit einem weitaus bequemeren Bus zurück. Die Fahrt habe ich auch verschlafen und fand es gar nicht schön, als wir auch dieses Mal durch die halbe Stadt zurücklaufen mussten. Auf dem Rückweg bin ich dann noch mal kurz in den Supermarkt gesprungen und mein Abend bestand nur noch aus ruhen und essen, war auch dringend nötig zur Regeneration.