Villa de Leyva: Besuch in der Dorfkneipe

Letzten Samstag habe ich mich wieder in Richtung Norden Kolumbiens aufgemacht: Villa de Leyva war mein Ziel. Seit 1954 ist dieser kleine Ort mit noch nicht mal 10.000 Einwohnern Nationaldenkmal und an am Zustand des Städtchens wurde nichts mehr geändert. Das bemerkt man übrigens gleich an den Straßen, die aus großen unregelmäßigen Steinen bestehen und die es einem nicht leicht machen mit FlipFlops auf ihnen zu laufen.

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Kleiner Einblick in die Straßenverhältnisse

Lustigerweise hat sich Freitag Abend rausgestellt, dass Libby (UK) und ihr Freund ?Charois? (hab doch keine Ahnung wie man französische Namen schreibt) auch am Samstag Morgen nach Villa de Leyva wollten. Somit sind wir dann am nächsten Morgen zusammen mit dem TransMilenio zum Portal Norte gefahren und haben uns einen der Busse mit Ziel Tunja genommen. Es gibt am Tag nur zwei Direktbusse nach Villa de Leyva, deshalb ist ein Stopp in Tunja fast obligatorisch. Ich hatte überlegt dort auch ein oder zwei Tage zu verbringen, aber dann wurde mir von Leuten, die hier wohnen erzählt, dass sich das nicht lohnen würde. Nach zwei Stunden für 18.000 Pesos sind wir in Tunja in einen der Minibusse (4.100 Pesos) umgestiegen und waren dann am frühen Nachmittag in Tunja. Mein Hostel Rana liegt mitten in Villa de Leyva, was aber auch nicht schwer ist, der Ort besteht nur aus jeweils ca. 15 Carreras und Calles. Schnell hab ich mein Zeug abgeladen und bin losgeschlendert. Wirklich ein sehr hübscher Ort, verstehe warum viele Kolumbianer hier ihr Wochenende verbringen. Zunächst bin ich zur Plaza Mayor gelaufen, dem Hauptplatz, der angeblich der größte seiner Art in Kolumbien ist. Die Kirche habe ich mir auch von innen anschauen können, nur war da gerade eine Hochzeit, bin ich also dann schnell wieder raus, man will ja nicht stören…aber hübsch.

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Plaza Mayor und darüber die Gemeindekirche (außen und innen)

In der Touristeninformation habe ich mir schon schnell ein Kärtle vom Ort geholt und dann einen der Innenhöfe Cada de Juan de Castellanos angeschaut, eine rekonstruierte Kolonialvilla, die im Innenhof kleine Cafés und Shops beherbergt. Weil hier alles um die Ecke ist, habe ich dann dem Case Museo de Luis Alberto Acuña einen Besuch abgestattet. Der Herr Acuña war Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Historiker und sein altes Haus wird von seiner Familie als ein privates Museum geführt. Vom Stil her wurde er als dem Pointilismus verwandt beschrieben, aber er war wie bereits erwähnt in vielen musischen Feldern tätig. Das Museum gibt einem ein Informationsblatt mit, was ich echt gut fand.

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Beispiele für die Malerei Acuñas & Innenansicht des Museums

Richtig schön ist allerdings der Innenhof des Museums, Acuna hat alle Wände des Hauses bemalt zum einen mit Dinosauriern (um Villa de Leyva sind mehrere archäologische Fundstätten), aber auch mit mythologischen Themen. D.h. verschiedene Götter aus der hier ansässigen Kultur, hab ich mir jetzt nicht alles gemerkt, aber war sehr interessant.

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Der Innenhof & eine der bemalten Wände

Zu guter letzt habe ich dann noch die Iglesia del Carmen aufgesucht, die wohl innen sehr hübsch sein soll, sie war aber geschlossen. Von außen mit dem Traumwetter aber auch einen Blick wert.

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Iglesia del Carmen

Nach so viel Kultur bin ich erstmal zurück in mein Hostel und habe Fredrik (Schweden) kennen gelernt. Er hat mich gleich gefragt, ob ich mit auf ein Bier gehe und da sag ich ja nicht nein. Hier muss ich mal den englischen Colombia Lonely Planet rügen: die Kneipe am Plaza Mayor heißt nicht Dortkneipe – sondern Dorfkneipe…tststs mies recherchiert! In eben dieser Bar haben wir uns dann jeder 1 Liter Bier für 5.000 Pesos (gut 2€) gegönnt und uns auf die Treppen der Plaza Mayor gesetzt. In so einem kleinen Ort kennt man natürlich auch jemanden, der vorbeiläuft und somit haben sich dann Libby und ihr Freund zu uns gesellt, was noch ein Bierschäppchen bedeuete. Ein wenig angetrunken waren wir dann ja schon, um dem entgegenzuwirken, sind wir in ein italienisches Restaurant – ja gut, es schmeckte, aber so richtig italienisch war das auch nicht. Da wir relativ früh angefangen haben mit Trinken, waren wir auch relativ früh müde, als es dann 21 Uhr war fanden wir das diese Uhrzeit okay ist für die Heia. 🙂

Wie so oft wollten wir nämlich am nächsten Tag früh aufstehen und die Umgebung Villa de Leyvas erkunden. Nachdem wir einen Ort zum Frühstücken gefunden hatten und unsere Einkäufe für das Mittagessen erledigt hatten, hat uns noch Jay aus unserem Hostel Gesellschaft beim Frühstück geleistet. Ich muss sagen, ich werde diesen Liter frisch gepressten Maracujasaft für gut 1€ am Morgen vermissen, wenn ich wieder in europäische Gefilde zurückkomme…
Auf ging es dann zu einem der vielzähligen Fahrradverleihe im Ort bei dem ich schon am vorherigen Tag (typisch deutsch) reserviert habe…Fredrik ist übrigens fast 2m groß, d.h. das Fahrrad optimiert für kolumbianische Einheitsgröße war ihm erstmal zu klein, aber wir sind schon mal los – bis ich gemerkt habe, nee also ich brauch meinen Rucksack mit Umhängetasche geht das nicht. Also, wieder zurück zum Hostel und Sachen umgepackt. Bei der kurzen Fahrt merkte Fredrik seine Gänge schalten nicht richtig, also wieder zum Fahrradverleih – anstatt uns ein neues Radl zu geben, hat der gute Mann dann 15 Minuten am alten Rad rumgeschraubt und dabei ständig telefoniert, das Ergebnis war mäßig. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich die Reifen nochmal aufpumpen lassen, sicher ist die Mutter der Porzellankiste oder des kolumbianischen Radls. Nach ungefähr 40 Minuten seit unserem eintrudeln im Fahrradverleih gings dann los, denn um Villa de Leyva gibt es einiges zu sehen und man kann in einem Loop eine Vielzahl von Sachen besichtigen. Wir wollten aber sogar noch weiter und unser erstes richtiges Ziel war das Monasterio de Santo Eppchomo. Traumhaft schön dort – aber der Weg! Natürlich war auch Fredrik einer dieser sportlichen Typen, der zuhause mal schnell 70 km an einem Tag radlt, großartig für mich…und die ersten Meter nach verlassen der Stadt: BERGAUF! Aber wie…ich wollt mich ja nicht mehr beschweren, aber das war Höchschstarbeit für meine Beinmuskeln oder was davon da ist… zwischendurch musste ich schieben, weil es so steil war. Man muss auch sagen, dass die Räder mies waren, Frederik war da auch meiner Meinung, dass es mit guten Rädern viel leichter gewesen wäre da hinzukommen. 😉 Hier mal ein paar Eindrücke von unserem Weg:

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Auf unserem Weg hätten wir auch noch El Fosil besuchen können, das wohl am besten erhaltene Fossil eines Meeresdinos, aber das hätte 8.000 Pesos Eintritt gekostet, das haben wir uns dann gespart, auch haben wir Abstand genommen von der Weinprobe, die man auf dem Weg machen konnte. Aber irgendwann haben wir dann unser Ziel erreicht, das Monasterio:

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Wieder so ein hübscher Innenhof.

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Das Ganze hat mir wirklich gut gefallen, weniger gut fand ich, dass die Gesänge, die man ständig während des Besuches gehört hatte nicht von einem Chor sondern vom Band kamen…Kolumbianer. Zeitlich hat es gut gepasst und so haben wir uns danach in die Sonne gesetzt und ein Picknick veranstaltet, auf der Wiese vor dem Kloster werden jetzt ein Orangenbaum, ein Avocadobaum und eine Thunfischpflanze wachsen, die beiden ersteren habe ich dort liegen lassen und letzteres habe ich verschüttet. 🙂 Die Mönche werden sich freuen..

Zurück gings dann erstmal schön bergab, hach wat war dat herrlich, so gefällt mir das Radeln! Nun sind wir dann den Loop auf der anderen Seite zurückgeradelt und hätten beinahe die für mich tollste Sehenswürdigkeit verpasst: die Casa de Barro. Ein aus Terrakotta gebautes Häuschen, designt bei einem Architekten, dem Herrn Barro und der hat sich das wirklich schlau überlegt wie er sein Häuschen baut. Heute steht es leer bzw. man kann es nur besichtigen, aber es ist wohl geplant, dass man dort auch bald mal ein Wochenende zubringen kann. Würde ich glatt machen, so hübsch wie es da ist:

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Casa de Barro

Auf unserem Weg dahin haben wir noch eine Sache von unserer Liste gestrichen, die Estación Astronómica Muisca (El Infiernito). Das sind Steinmonolithen mit denen die Muisca die Jahreszeit bestimmt haben. Hätte aber auch 8.000 Pesos gekostet und durch den Maschendrahtzaun konnte man die sehr gut sehen ohne Eintritt zu bezahlen, aber ehrlicher Weise sah das jetzt nicht so spektakulär aus, also sind wir direkt weiter zur Casa de Barro.
Da wir leider auf unserem ersten Teil des Loops die Pozos Azules verpasst haben, sind wir sogar noch mehr gefahren als die zweimaligen 11 km. Die Pozos Azules sind Seen, die eine wunderschöne Färbung haben, leider durfte man dort nicht schwimmen, was Fredrik überhaupt nicht verstanden hat und sich ständig beschwert hat, warum wir das jetzt nicht dürfen. 🙂 Aber gut, war sehr hübsch anzusehen, nur hab ich schon beim Weg zu den Seen bemerkt, das wir steil bergab fahren (als wir eine Herde berittener Pferdchen überholt haben) und uns war beiden bewusst, dass wir das wieder hoch müssen. Das war nicht schön! Hier mal der Weg vor und hinter uns:

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Und natürlich die Seen an sich:

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Pozos Azules

Wir hatten echt Glück mit dem Wetter. Nachdem wir komplett fertig am Hostel wieder angekommen sind, war erstmal duschen angesagt. Die Fahrräder haben wir natürlich vorher abgegeben, nett war, dass die uns nur vier anstatt der eigentlichen 5 Stunden berechnet haben, aber das war auch gut bei der nicht vorhandenen Qualität der Räder. Natürlich mussten wir dieses sportliche Ereignis begießen, aber dieses Mal nur mit einem kleinen Bierchen. Und wie es der Zufall will, haben wir wieder Libby und ihren Freund getroffen, und dieses Mal sind wir in eine Pizzeria um die Ecke der Plaza Mayor. Auch hier ja gut richtig italienisch is was anderes und vor allem hat mein erstes Glas Hauswein nach Essig geschmeckt, das habe ich dann gleich mal zurück gehen lassen, gab auch anstandslos dann ein neues mit richtigem Geschmack. Das englisch-französische Pärchen hat sich eine Pizza bestellt mit Ei drauf. Das war der Sonderwunsch des französischen Teiles, nur kennen die das hier nicht – Magnus, da musste ich an Dich denken bei Ei auf der Pizza. 🙂 Die haben das hier dann so gelöst in dem sie ein Ei vorgekocht haben und die Scheiben auf die Pizza gelegt haben, erklärt auch warum die Pizza so viel länger als die Nudeln gebraucht hat. Nach unserem sportlichen Tag waren wir dieses Mal noch fertiger als am Abend zuvor und sind gegen halb Neun ins Bett. 🙂 Hat mich aber nicht davon abgehalten am nächsten Tag länger zu schlafen, denn gestern war einer der Tage an denen ich mir vorgenommen hatte mal nichts zu tun. Ich habe nur gegessen, gelesen, geskypt und telefoniert. Abends bin ich noch mal in ein Restaurant zum Essen, hier gibt es wirklich riesige Fleischportionen (und ein Stück, das genau so groß war, habe ich schon gegessen gehabt als ich das Foto gemacht habe) zusammen mit Pommes und Salat für 28.500 Pesos (12€):

Kann das Foto nich finden – wird nachgeliefert

Natürlich begleitet von einem frisch gepressten Maracujasaft, muss ja auch mal nen Abend ohne Bierchen geben, nicht wahr. Der Tag gestern (Dienstag) ist nun fast rum, aber heute kann ich schnell zusammenfassen in einem Wort: BUS. Mehr habe ich nicht gemacht, außer zu packen, zu frühstücken und dann mit einem Direktbus nach Bogotá zu fahren. Netterweise hat mir Miguel aus dem Bus Bescheid gegeben, dass ich später aussteigen muss als ich ursprünglich wollte, wirklich nett die Kolumbianer. Nun war ich gegen 17 Uhr im Busterminal von Bogotá angekommen und seitdem warte ich auf meinen Nachtbus (9,5 Stunden) nach San Agustín. Eigentlich wollte ich später in Bogotá sein, aber gestern habe ich den Fehler gemacht dem Sohn einer der Hostelbesitzerinnen mein iPad zum Spielen zu leihen. Danach haben mich diese Bälger nicht mehr in Ruhe gelassen und ich mag Kinder doch noch nicht mal wirklich. Das unverschämte Ding hat mich dann dauernd gefragt, ob es nochmal spielen darf, ist zwischendurch als ich gepackt habe mit meiner iPad Hülle abgehauen, hat meinen Rucksack lustig durch die Gegend gerollt…argh…ja und als ich da dann eigentlich nur noch auf gepackten Taschen warten wollte bis es 13 Uhr ist, haben mich diese Kinder so genervt, das ich früher das Haus verlassen habe. Sonst war das Hostel echt nett, aber ich lerne ja, das war das letzte Mal das Kinder mit meinem Technikszeug spielen dürfen…so und nun noch eine Stunde bis zu meinem Nachtbus. Evtl. habe ich da ja sogar WLAN und kann meinen Artikel hier gleich hochladen. Es kann gut sein, dass ich in San Agustin kein Internet habe, konnte ich nicht so rausfinden, also wundert Euch nicht, wenn ich offline bin. SMS gehen aber immer noch, außer es ist wie in Villa de Leyva wo ich keinen Handyempfang hatte.

Nachtrag: Ich hatte kein WLAN und die Fahrt dauerte 12 Stunden. Hier in San Agustín is Internet echt Mangelware und ich zahle gerade das erste Mal für die Benutzung dieses… Sonntag bin ich wohl in Popayán, mal schaun ob es da besser is.