Phnom Penh: OneStop in Phnom Penh

An der „Bushltestelle“ – sprich dem Büro der Busfahrgesellschaft lernte ich einen älteren Holländer kennen, der sehr gut Deutsch sprach. Somit unterhielten wir uns die Hälfte der Busfahrt und er schenkte mir sogar ein Buch. Der Bus war super komfortabel und neben mir saß ein kleiner Junge, der brauchte nicht so viel Platz. 🙂 Lustig war als der Holländer bei einem kurzen Stopp in PP auf der Suche nach einer Toilette nicht mehr zustieg und ich ihn 5 Minuten später winkend auf einem Roller an unserem Bus vorbeifahren sah. Er hats aber an einer Ampel wieder in den Bus und somit bis zum Busterminal geschafft.

Die Busfahrt war ohne besondere Vorkommnisse bis auf einen Fastunfall in dem der Bus elegant rapide von rechts nach links und von links nach rechts gelenkt wurde. Ach, und wir stoppten an einer Raststätte an der es frittierte Spinnen, Grashüpfer und Kakerlaken gab, jummy!

In Phnom Penh ließ ich mich von einem der 100 Tuk Tuk Fahrer in sein Gefährt bringen und wir fuhren zum OneStop Hostel, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Mein Tuk Tuk Fahrer hatte ein super Plakat in seinem Tuk Tuk angebracht „over 100 years of drving experience in 5 countries, free kiss for pretty ladies, free high five for gentlemen“.

Im Hostel angekommen, habe ich endlich meine restlichen Fotos hochladen können und mir mit Siobhan geschrieben, die auch gerade mit Sam in Phnom Penh war. Für einen Snack lief ich am Flußufer entlanag und suchte mir ein nettes Restaurant.

20140310-154038.jpg

Irgendwie find ich grad die Bilder vom Fluß nicht, hier dann die Straßenseite am Fluß

Ich habe erneut festgetellt, ich mag einfach Städte. Einen Ort mit Leben in dem es Restaurants und Bars gibt, somit hatte ich für PP auch vier Nächte veranschlagt ohne zu wissen, ob es dort überhaupt genug zu tun gibt. Nach einer heißen! Dusche ging ich los, um mich mit den beiden Engländern zu treffen. Wir liefen am Flußufer entlang und entschieden uns eine Pizza essen zu gehen, die übrigens sehr gut war. Auf einmal standen Kinder neben uns, die Bücher und Schals verkauften. Das eine Mädel war so unwahrscheinlich lustig und sprach ein extrem gutes Englisch. Ich kaufte bei einem kleinen Jungen zwei Bücher über die Geschichte Kambodschas in der Zeit der Roten Khmer. Eine Frau sah mich mitleidig an und so kaufte ich auch von ihr zwei Bücher…oh Mann, ich hab doch schon 25 Kilo Gepäck. Das Problem ist, wenn man bei einem was kauft, kommen 5 andere, darunter ein Mädel, das super unverschämt war und der ich aus Prinzip nix abgekauft habe. Irgendwann wurde es uns aber zu viel und wir sind in eine weitere Bar gegangen, und in noch eine, und noch eine und noch eine. 🙂 Der Abend war super lustig und ich glaube, die Leutchen aus meinem Dorm waren hellauf begeistert als ich spät heimkam.

Da das Hostel aktuell direkt neben einer Großbaustelle liegt, war ich um 7.30 Uhr dank Bohrgeräuschen wach. An Einschlafen war nicht mehr zu denken, so dass ich duschte und mich gerade auf den Weg zum Sightseeing machen wollte. Im Dorm kam ich mit Jeroen (25, Holland) ins Gespräch und wir entschieden zusammen an diesem Tag die Killing Fields zu besuchen. Nach einem sehr guten Frühstück in einem der Cafés am Flußufer, ging es mit einem äußerst freundlichen Tuk Tuk Fahrer los – über die staubigste Straße ever. Unser Tuk Tuk Fahrer war aber so nett und kaufte jedem von uns einen Mundschutz.

20140310-154408.jpg

Safety first

Ein wenig unpassend war der Zwischenstopp den unser Fahrer einlegte: an einer Shooting Range…irgendwie ist man nicht so sehr von dieser Idee überzeugt, wenn man anschließend zu den Killing Fields fährt. Ohne eine Kuh zu erschießen (das kann man hier nämlich) ging es direkt zu den Killing Fields. Kurze Hintergrundgeschichte: von 1975 waren nach dem Ende des Bürgerkrieges die Roten Khmer in Kambodscha an die Macht gekommen, für 3 Jahre, 8 Monate und 20 Tage. In dieser Zeit töteten sie 2 Millionen Kambodschaner, ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Pol Pot, der Anführer der Roten Khmer hatte Mao als Vorbild und wollte einen Bauernstaat gründen. Aus diesem Grund wurden alle Stadtbewohner evakuiert und zur Landarbeit aufs Land umgesiedelt. Die Roten Khmer waren äußerst brutal und viele Menschen starben entweder an Unterernährung oder weil sie als Feinde des Regimes erst gefoltert und dann auf einem der 153 Killing Fields in Kambodscha umgebracht wurden.

Das Choeung Enk Völkermord Gedenkzentrum wurde auf einem ehemaligen Killing Field, 15 Kilometer von PP errichtet. In fast jeder Sprache gibt es einen AudioGuide mit dem man über das Gelände läuft. WIrklich sehr traurig. Man sieht nichts mehr von den alten Gebäuden, die dort einst standen, da nach dem Ende der Roten Khmer viel Baumaterial gebraucht wurde und die Gebäude deshalb abmontiert wurden.

20140310-155140.jpg

Der Weg zum Startpunkt der Audiotour

20140311-144455.jpg

20140311-144429.jpg

20140311-143853.jpg

Eines der Massengräber

Obwohl von den einstigen Gebäuden nichts mehr zu sehen ist, um so erschreckender ist es über Knochenfragmente, Zähne und Kleidungsfetzen zu laufen, die über das gesamte Areal verstreut sind. Nach und nach werden die Gebeine der Getöteten ausgegraben und verwahrt. Die Brutalität der Roten Khmer nahm schreckliche Ausmaße an, so wurden Babies mit dem Kopf gegen diesen Baum geschlagen, oft mussten ihre Mütter das mitansehen.

20140311-144733.jpg

Viel mehr Details mag ich gar nicht schreiben, sonst wird das ein ganz deprimierender Artikel. Der Ort hat dennoch eine für mich nun friedliche Ausstrahlung gehabt, da man um einen hübschen See herumläuft und alle Besucher schweigend den Geschichten der Überlebenden und den Beschreibungen der einzelnen Audioguide-Nummern lauschen.

20140311-144914.jpg

20140311-144931.jpg

Das Gelände des ehemaligen Killing Fields

Nach der fast 2-stündigen Audiotour haben wir uns noch einen 20-minütigen Film und das dazugehörige Museum angeschaut, anschließend mussten wir uns auf ein Kaltgetränk (antialkoholisch) erstmal hinsetzen. Es war schon gut, dass wir zu zweit dort hin sind, damit man jemanden hat, um das „Erlebte“ besprechen zu können. Der Besuch hat mich übrigens stark an meinen Besuch des Yad Vashem , der Holocaustgedenkstätte in Israel erinnert, am Ende sind Menschen irgendwie immer zu unglaublicher Gewalt und Brutalität fähig, wenn man erstmal eine Feindgruppe definiert hat…

Nun gut, ich kann den Besuch nur jedem empfehlen der in Kambodscha Urlaub macht und sich für die Kultur der Khmer interessiert. Mit dem Tuk Tuk ging es zurück in die Stadt zum Tuol Sleng Genozid Museum, das ehemalige Foltergefängnis S21 der Roten Khmer in Phnom Penh. Vorher hatten wir noch ein spätes Mittagessen im Tuk Tuk Café. Der Besuch des Museums hob die Stimmung nicht wirklich. Es sind Bilder der Opfer vor und nach ihren Misshandlungen ausgestellt und man kann die ehemaligen „Zellen“ besichtigen.

20140311-145549.jpg

Das Gefängnis von außen

20140311-145720.jpg

20140311-145745.jpg

20140311-145757.jpg

Die Zellen und Folterräume von innen

Jeroen und ich verstanden uns trotz der bedrückenden Besichtigung super, so dass wir uns nach unserer Rückkehr im Hostel aufmachten, um ein paar Bier am Flußufer zu trinken – und das war der Beginn einer der verrücktesten Nächte meiner Reise 🙂

Zum einen kamen immer wieder Kambodschaner vorbei, die Zigaretten oder Bier schnorren wollten, darunter auch Kleinkinder, die Zigaretten haben wollten. Mit einem Khmer haben wir uns länger unterhalten, er hatte Mutter und Vater verloren. Am Ende gab ich ihm 5 Dollar für was zu essen, doch wie uns ein taubstummer Junge versuchte zu erklären gab er das Geld für Bier aus. Zwischen all diesem Geschehen überließ eine Mutter mir ihr nacktes Baby, das kurze Zeit darauf von seiner Schwester (hoffe ich zumindest) wieder abgeholt wurde. Total kurios! Irgendwann plagte uns der Hunger und wir sind in ein kleines billiges Lokal Khmer Küche essen gegangen. Gerade als wir heimgehen wollten, sprachen uns zwei Tuk Tuk Fahrer an, die uns Bier aus ihrem Pitcher für 2 Dollar ausgaben. Die beiden sprachen nicht wirklich gutes Englisch, aber wir unterhielten uns lange und tranken einen Pitcher nach dem anderen – wer die bezahlt hat, muss ich wohl kaum erwähnen…

Am Nachbartisch saß ein Australier mit zwei Kambodschanerinnen, die Oskar (Tuk Tuk Fahrer Nummer 1 mit Kappe) und Polly (Tuk Tuk Fahrer Nummer 2) kannten, somit setzten wir uns an deren Tisch und aufeinmal ging es los ins Nachtleben Phnom Penhs. Polly hatte sich verabschiedet nachdem er seinen Roller betrunken gegen ein Tuk Tuk gesetzt hatte. Mit dem Tuk Tuk ging es zu einer belebten Straße, gefahren wurde es übrigens vom gut angetrunkenen Oskar. In einer Art Food Court hatten wir noch einen Pitcher Bier, wo dieses Foto entstand – mit Polly, der aufeinmal wieder da war. 🙂

20140311-150450.jpg

Oskar, unbekannte Touristin, Polly

Bis früh in den Morgen tanzten wir in einem Nachtclub und gaben für Kambodscha echt viel Geld aus, aber das war der Abend wert! Oskar war so betrunken, dass er sein Handy zurück ließ, was wir fürsorglich einsteckten.

Dieses Handy bescherte uns am nächsten Morgen viel Spaß. Ab 6.30 Uhr morgens ging bei irgendwem im Dorm ein Alarm los, alle zehn Minuten. Mann, war ich genervt, wer war denn bitte zu doof seinen Wecker auszuschalten? Irgendwann gegen 10 Uhr kam Jeroen drauf, dass das eventuell Oskars Handy gewesen sein könnte… oh ja, das war es: 33 missed calls. Was ein Glück keiner aus dem Dorm bekam mit, dass wir das gewesen waren. Beim 35. Anruf ging ich dran und verabredete mit wem auch immer, Namen hatte ich nicht verstanden, dass wir uns um 16.00 Uhr an unserem Hostel treffen würden.

Der Verlauf des Tages war dann recht unspannend, gegen 15 Uhr waren wir fertig mit Duschen und Aufstehen, um uns um Frühstück zu kümmern. Als ich auf Jeroen draußen wartete, kamen gerade Polly und Oskar auf einem Roller und freuten sich des Lebens, dass ich Oskars Handy hatte. 🙂 Jeroen und ich hatten wieder ein sehr gutes Frühstück im Café am Flußufer und vergammelten den restlichen Tag bis wir uns kurz vor Sonneuntergang zu eiem Spaziergang aufraffen konnten.

20140311-151012.jpg

20140311-151022.jpg

Impressioen von Phnom Penh

Bei unserer kleinen Stadterkundung probierte ich endlich mal die bekannte Stinkfrucht, die Jeroen überteuert bezahlt hatte – Ergebnis: schmeckt mir persönlich nicht. Durch Zufall liefen wir über einen lokalen Markt, der uns beide Nerven kostete. Durch super kleine Wege, über die natürlich auch Roller fuhren, mussten wir an Frauen vorbei die Hühner und Fische ausnahmen und der ganze Schmodder lag auf dem Boden.

Notiz an mich: Beim nächsten Marktbesuch KEINE FlipFlops!

In einem Supermarkt kauften wir Wasser und weil er im Angebot war für 0,25 Cent einen aufblasbaren Beachball. Mit unseren Erfrischungsgetränken setzten wir uns wieder ans Flußufer bis ein kleiner Junge kam, der uns Erdnüsse und Wachteleier verkaufen wollte. Neugierig betrachtete er unseren Beachball, so dass Jeroen ihm anbot mit ihm zu spielen. Das taten die beiden auch. Kann man gar nicht beschreiben wie sich der Junge gefreut hat, eigentlicht sollte er ja dauernd spielen können, anstatt vertrockente Nüsse verkaufen zu müssen. Nach dem Spiel schenkten wir dem Jungen den Ball, er bekam unglaublich große leuchtende Augen. Ein echt toller Moment war das!

Anschließend gingen wir in ein super gutes, wenn auch teures Restaurant zum Abendessen. Danach war frühe Heia angesagt, uns beiden ging es immer noch nicht soo gut. Der nächste Tag war schon besser und zum Glück lerne ich immer so nette Menschen kennen, den Jeroen fuhr mit seinem Motorrad zu einer Bäckerei und brachte mir enen richtigen Kaffee und einen Schokobrownie als Überraschung mit ! So lässt sich der Tag beginnen! Der Rest des Tages bestand aus der Besichtigung des Royal Palace, der königlichen Residenz auf deren Areal auch die Silver Pagoda steht. Wir nahmen uns einen Guide, der uns herumführte, was auch interessant war, aber vom Hocker gehauen hats mich jetzt nicht.

20140311-151848.jpg

20140311-151918.jpg

20140311-151926.jpg

20140311-151952.jpg

20140311-152032.jpg

Royal Palace

Unser Tuk Tuk Fahrer wartete schön auf uns und brachte uns zu einem sehr guten traditionellen Khmer Restaurant am Flußufer, wo ich das typsiche Landesgericht Amok hatte. Super Name, besteht aus Gemüse, Kokosmilch und jede Menge Lime Leaf, sehr lecker.

20140311-152231.jpg

Amok mit Shrimps

Am Abend saßen wir vor unserem Hostel als mir nun schon zum dritten Mal die beiden Österreicherinnen vom Bus aus Tha Khaek über den Weg liefen. Edith und Sarah steigen direkt vor unserem Hostel aus und konnten es auch nicht glauben mich schon wieder zusehen. 🙂 Endlich stellten wir uns vor und verabredeten uns fürs Abendessen. Zusammen mit Jeroen gingen wir in die Pizzeria in der ich am ersten Abend mit Siobhan und Sam war. Lustiger Weise kamen dort die gleichen Kinder zum Bücher und Schal verkaufen an, die ich vom ersten Abend kannte und die erkannten mich! Jeder kaufte etwas und der Abend war feuchtfröhlicher als ich mir vorgenommen hatte. Dennoch wieder ein sehr gelungener Tag auf dieser langen Reise!

Der kommende Tag war dann unser letzter In Phnom Penh, Jeroen hat sich in Thailand ein Motorrad gekauft (ohne einen Führerschein zu haben) und fährt damit durch Thailand, Laos und Kambodscha. Sein nächstes Ziel war Kampot und ich nahm einen Bus nach Sihanoukville – dem Nummer 1 Strandort Kambodschas. Zu erwähnen gilt noch, dass ich an diesem Tag ein Paket von 6 Kilogramm nach Hause geschickt habe bevor mein Pick up kam. Am Busbahnhof holte ich mir noch schnell gebratenen Reis mit Gemüse (kanns auch nicht glauben, hatte ich irgendwie Bock drauf) und genoss meine 7 Stunden Busfahrt.