Slow Boat: es geht noch langsamer

Das nächste Ziel auf meiner Reise sollte Luang Prabang sein, eine der schönsten Städte Südostasiens, wie es heißt. Man kann mit dem Bus anreisen oder man nimmt eine 2-tägige Bootsfahrt mit Übernachtung in Pakbeng in Anspruch – ich entschied mich für letzteres. So eine Schiffsfahrt auf dem Mekong macht man ja auch nicht alle Tage. Das Ganze nennt sich dann Slow Boat und macht seinem Namen alle Ehre, meine Güte, das wir nicht ruckwärts gefahren sind, war alles. Es hätte zwar auch die Alternative Speed Boat gegeben, aber wie wurde mir zugetragen im englischen Lonely Planet steht „it is not uncommon to die“ – so sehr wollte ich mein Schicksal doch nicht herausfordern.

Nach einem Frühstück in meinem Guesthouse wartete ich auf den obligatorischen Tuk Tuk Pick Up, der war etwas zu spät, aber mittlerweile kümmert mich das gar nicht mehr so, bisher ging ja alles reibungslos in Sachen Transport. Am Anlegesteg angekommen deckte ich mich noch schnell mit Proviant ein, denn auf dem Schiff gibt es außer Chips und Bier nichts zu kaufen.

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Abfahrt sollte um 10.30 Uhr sein – sie war dann gegen 12.00 Uhr. Grund: wir warteten auf noch mehr Passagiere. Die wollten das Boot aber auch wirklich voll bekommen, wie man sehen kann.

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Slow Boat – Full Boat

Interessanter Weise legte gleichzeitig ein Schiff der gleichen Dimension ab, aber mit nur 2 Passagieren! Es ging das Gerücht um, dass die beiden älteren Herrschaften das Boot gechatert hatten und deshalb so komfortabel reisen konnten. Ich hatte noch Glück, ich saß ganz vorne im Boot und nicht hinten direkt beim Motor, dem man live bei der Arbeit zu sehen konnte, da er weder abgetrennt noch verdeckt installiert war.

Die Fahrt dauerte 7 Stunden, anfangs findet man die Landschaft noch interessant, denn Laos ist wirklich sehr schön. Mir war vorher gar nicht bewusst wie viele Berge es hier hat.

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Mehrmals sahen wir auch die berüchtigten Speedboote vorbeirauschen, deren Passagiere tragen zum Schutz einen Motorradhelm, sieht recht amüsant aus. Das Boot schlägt die ganze Zeit aufs Wasser und ich kann mir nicht vorstellen wie es den Nackenwirbeln nach 7 Stunden Fahrt ergangen ist. Ein Speedboot passt so gar nicht zum eigentlichen Mottos der Lao P.D.R. (eigentlich People’s Democratic Republic) – für uns aber: Laos Please Don’t Rush – ist echt stark angesagt in dem Land.

Während der Fahrt las ich, schlief ich und unterhielt mich mit verschiedenen Leuten, darunter einem kanadischen Pärchen und einem Schweden, der gerade aus Myanmar wiedergekommen war. Kurz bevor wir in Pakbeng anlegten, setzte sich neben mich ein Laote, mit dem ich aber nur ein paar Worte wechselte. Ebenfalls kurz zuvor schaltete sich ein Amerikaner in das Gespräch der zwei Kanadier und mir ein, aber auch nur kurz. Und nun komme ich zum Punkt was ich am alleine reisen so liebe, du weißt nie mit wem Du die nächsten Stunde, Tage, Wochen verbringen wirst. Denn kaum legten wir Pakbeng an (wo unzählige bettelnde Kinder im Weg herumstanden und dreist nach MEINEN Pringles fragten!) kam es irgendwie dazu, dass ich mit eben jenem Laoten und kurz erwähntem Amerikaner eine Bleibe suchte. 🙂

So lustig, wir hatten uns fast gar nicht unterhalten, doch es geschah so, dass wir uns zu dritt ein Zimmer teilten. Man frage bitte nich was für ein Zimmer. Es war ja zum Glück nur für ein paar Stunden, aber mehr als die 3 Betten hätten in die rosa gestrichene Besenkammer auch nicht gepasst. Dort stellten wir uns auch gegenseitig vor, der Laote hieß Boun (31 Jahre alt) und der Amerikaner Eric (26 Jahre alt), nachdem die Förmlichkeiten ausgetauscht waren, suchten wir uns ein nettes Restaurant und ich ass tradtionell laotisch: Sticky Rice und Curry auf Bouns Empfehlung hin. Boun besitzt in Luang Prabang eine Bar und hat uns im Restaurant einen Longdrin gemixt: LaoLao (der billige laotische Whiskey), SevenUp, Minze und Limone, nicht schlecht. Boun spricht sogar ein wenig Deutsch, da er mal einen Freund aus Deutschland hatte und 2 Monate in Deutschland zum Reisen war, generell ist er schon viel rumgekommen. Er war ein halbes Jahr in Amerika, weshalb es auch der erste Laote war, den ich traff, der fließend Englisch sprach.

Nach dem Essen gingen wir noch auf ein Bierchen (Bierchen ist gut, hier gibts ja nur große Flaschen) aus und danach früh in die Heia. Am nächsten Tag standen ja wieder 7-8 Stunden Bootsfahrt an. Äußerst hilfreich ist so ein Laote in Laos, wenn man am frühen Morgen Kaffee bestellen möchte. 🙂 Wir holten uns Kaffee und Sandwiches to go für den letzten Tag an Bord und suchten uns zwei hübsche Bänkchen aus, um die Reise fortzusetzen.

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Tag 2 auf dem Boot

Die Landschaft war zwar immer noch sehr schön, aber irgendwann ist’s halt doch ä bissi fad, nicht wahr… immerhin lenkten unsere Gespräch von den sich langsam dahinstreichenden Stunden ab. Nach kurzer Zeit gesellte sich Djamel dazu (21, Deutschland), mit dem Boun sich am Tag vorher kurz auf dem Boot unterhalten hatte. War das schön mal wieder Deutsch zu reden nach den 3 Tagen Gibbon Experience mit australischer Mehrheit in der Gruppe.

Sehr nett war auch das deutsche ältere Paar neben uns, das mir doch tatsächlich nicht glauben wollte, dass Mainz nicht zu Hessen gehört und Wiesbaden unsere Landeshauptstadt ist?!?! Ich gab ihnen meine Emailadresse, bat sie es zu googlen und mich dann mit Bitte um Entschuldigung zu kontaktieren, bisher ist mein Postfach noch leer…

Doch es kam der Zeitpunkt da halfen auch keine intellektuellen Gespräche mehr, da musste ein Bier daher (<- ein Reim!). Damit fing das Verhängis meines Telefons an…Eric und ich teilten uns zwei Bier und auf einmal waren wir doch schon da. Der Anlegesteg des Bootes ist jetzt außerhalb von Luang Prabang, vorher war er direkt an der Stadt, nun muss man ein Tuk Tuk nehmen und sich eigentlich dafür anstellen. Zunächst hieß es aber warten auf die Rucksäcke, meiner und Djamels waren die letzten, aber Eric und Boun hatten auf uns gewartet. Wieder kam der laotische Vorteil zutage, denn Boun lief mit uns einfach an der Schlange wartender Menschen vorbei und wir bestiegen das Tuk Tuk. Ein wenig asozial kam ich mir dabei ja schon vor, ich schiebe es auf den Alkohol.

Das Tuk Tuk ließ uns ans Bouns' Bar in der Nähe des Stadtzentrums raus. Sein Angestellter war gerde dabei die Bar zu öffnen, was natürlich hieß das wir noch schnell ein Bierchen trinken mussten. Um uns herum lief die ganze Zeit so ein merkwürdiger Typ, der ständig versuchte seine Drogen zu verkaufen.

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Eric, Bound & ich sowie die Red Bull Bar von außen

Als es langsam dunkel wurde, half Boun Djamel und mir ein Hotel zu finden. In Asien ist die Hostlekultur ja irgendwie noch nicht so ausgesprägt und sich ein Zimmer zu teilen, kostet meist dasselbe wie ein Bett im Dorm, deshalb teilten wir uns spontan für die knappe Woche Luang Prabang ein Zimmer. Eine halbe Minute von der Bar entfernt, gab es ein kleines Guesthouse und wir konnten dort für 10€ pro Nacht einchecken. Schnell liefen wir zurück zur Bar und holten unsere großen Rucksäcke – da hatte ich mein Handy noch. Nachdem wir im Hotel geduscht hatten, suchte ich meine Sachen zusammen und stellte fest, mein Handy ist weg. Djamel meinte, nee, das ist irgendwo, das finden wir schon…hmmm… nee leider nicht. Irgendwie wusste ich das es weg war. In der Bar erzählte ich Boun davon, der meinte er würde morgen mal die Überwachungskamera checken. Ich ignorierte das verschwundene Telefon einfach und genoss den restlichen Abend. Denn nett wie Boun ist nahm er uns mit zu einem Essen mit seinen Freunden in einem super schönen Restaurant in Luang Prabang.

Dort gab es auch endlich mal wieder einen g’scheiten Rotwein. Eric verschwand irgendwann, weil er sich die Stadt erlaufen wollte, so dass Djamel und ich uns alleine mit dem deutsch sprechenden Laoten unterhielten, der gerade zur Gruppe dazu gekommen war. Leider fehlt mir ab hier meine Erinnerung, ich weiß noch, dass wir zu einer laotischen Bar gefahren sind und ich kann mich bruchstückhaft daran erinnern was da war, aber ein komplettes Bild habe ich nicht mehr. Weiß aber noch, dass ich mich mit einem Argentiner auf Spanisch unterhalten habe und dass da eine superschöne Katze war!

Dabei habe ich nur Bouns Rat gefolgt „you have to drink, supports local economy!“ 🙂

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Djamel, ich unds Kätzle (Fotos sind übrigens von Djamel)

Zumindest sind wir aber gesund für 10.000 Kip Tuk Tuk Fahrtgeld wieder im Hotel angekommen und schliefen am nächsten Tag erstmal laange aus.