Jakarta: Stadt des Grauens

Meinen 2-stündigen Flug nach Jakarta verschlief ich komplett. Netter Weise haben mir die Indonesier aber eine Stunde geschenkt, denn in Java ist eine Stunde hinter Singapur. Am Flughafen erinnerte mich dann alles wieder an Südamerika, man verlässt gerade den Gepäckbereich und hört 50 verschiedene Menschen „Taaaaxi“ rufen. Mein Hostel Six Degrees hatte mir vorher eine Mail geschickt in der stand welchem Taxiunternehmen man trauen kann, darunter Bluebird. Silverbird hatte noch im Flughafen einen Stand, die wollten allerdings 250.000 Rupih von mir haben, das sind umgerechnet ca. 16 €. Das war mir fiel zu teuer, also stellte ich mich draußen in die ewigst lange Schlange von Bluebird. Da man mir irgendwie anzusehen scheint, dass ich kein Asiate bin, sprachen mich ca. 10 Menschen an, ob ich denn nicht en Taxi bräuchte – nur zur Erinnerung: ich stand in der Schlange für ein Taxi!!! Man hätte also durchaus erkennen können, dass ich nich vorhabe mit einem dieser haöbillegelan Selbstsmörder zu fahren. Zwischendurch kam mir dann doch der Gedanke, dass es vielleicht besser gewesen wäre, den teureren Taxiservice in Anspruch zu nehmen, da hätte ich schon längst im klimatisierten Auto gesessen anstatt bei 85 % Luftfeuchtiggkeit draußen zu warten. Irgendwann kam aber ein Taxi und für nur 130.000 Rupih bin ich an meinem Hostel angekommen.

Die Besitzerin war wahrschlich ein Schatz und auch mein Zimmer war total okay, mit Klimaanlage, eigenem Licht über dem Bett und einem Handtuch. In meinem Dorm waren zu dieser Zeit nur ein weiterer Typ mit dem ich mich kurz unterhielt, aber dann bin ich ins Bett gefallen. In der Nacht war ziemlich was los im Zimmer, da immer wieder jemand angereist ist, aber so müde wie ich war, hat mich das nicht wirklich gestört. Frisch ausgeruht ging es am nächsten Tag los zu einer Besichtigung Jakartas. Vorher gab es aber noch Frühstück. Ich war kaum im Frühstücksbereich angelangt, als mich schon zwei Philippininnen (schreibt man das so??) ansprachen, ob ich mich nicht zu ihnen setzen will. Die beiden waren ganz begeistert von meiner langen Reise und auch ansonsten super lieb und freundlich. Das Frühstück war mehr als erwartet, frisches Obst, Toast, Erdnussbutter und Marmelade, ich bin ja mittlerweile schon mit wenig zufrieden…

Zusammen mit den zwei Philippininnen (Namen sind mir leider entfallen) ging es dann los zur Besichtigung. Mit dem, nenen wir es mal, S-Bahnsystem sind wir nach Kota gefahren, dem alten niederländischen Viertel. War mir vorher auch nicht bewusst, dass Java mal von den Niederländern besetzt war. Der Weg zur S-Bahn-Station war schon Horror, brütende Hitze, 1.000e Roller, Müll in jeglicher Form überall und Gehwege, die sich mir nichts, dir nichts in metertiefe Abgründe verwandelten.

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Da möchte ich aus mehreren Gründen nicht reinfallen

An der Station haben wir dann ein günstiges Ticket gekauft, wobei die eine Philippinin auf einem 5-minütigen Weg ca. 20 Menchen nach eben diesem gefragt hat und ob das denn wirklich der richtige Zug wäre, man kanns ja auch ein wenig übertreiben nicht wahr. Dort ist mir gleich ein Schild aufgefallen, da sage mal einer im MRT von Singapur wäre viel verboten, das kann Java noch besser.

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Finde gerade das bessere Foto nicht…

In Kota angekommen, verlässt man die S-Bahn-Station auf eine Riesenstraße und muss sich durch sämtliche Autos quetschen und dabei aufpassen nicht von Rollerfahrern überrannt zu werden, die den Gehweg als Abkürzung verwenden, nochmal Horror! Dann standen wir endlich da auf dem Taman Fatahillah Platz und was soll ich sagen, es war nicht schön. 🙁 Riesenbaustelle und einfach zu warm. Ich hatte auch gar keine Zeit mir das genau anzuschauen, denn es kamen ca. alle 3 Minuten kleine Gruppen von Jugendlichen, die mir Fragen stellen wollten und Fotos mit mir machen. Zusätzlich kam noch der ein oder andere Indonesier, der ebenfalls eine Foto haben wollte. Habe die Welt nicht mehr verstanden…

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Taman Fatahillah Platz

Während wir zum Café Batavia liefen und ich im Gehen weiterhin Fragen beantwortete, kam man sich echt ein wenig beobachtet vor, andauernd hat einer geschaut oder „heimlich“ in Foto gemacht. Ich verstehe jetzt ja total, warum nicht viele Touristen sich nach Jakarta verirren, aber das Europäer so selten sind? Nun ja, wir fanden das Café dann und dieses ist berühmt, weil es um 1805 gebaut wurde und das im kolonialen Stil.

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Café Batavia

Dort nahmen wir dann jeder einen frischen Fruchtsaft und ein leichtes Mahl zu uns, ich frittierte Shrimps mit Mayo, 🙂

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Von unserem Sitzplatz am Fenster hatte man noch einmal einen sehr schönen Blick auf den Platz…

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Nachdem wir gespeist hatten, machte ich den Vorschlag, dass wir uns den alten Hafen Sunda Kelapa anschauen könnten. Ca. 1 Kilometer sollte der weg sein. Leider gibt es in Jakarta kaum Gehwege und der Weg dorthin war, ja wie soll ich sagen: Horror. Es war immer noch viel zu warm, andauernd brüllt dir einer was hinterher „hello, how are you, where are you from, transport?“ – die Sätze und Worte sind dabei variabel in ihrer Reihenfolge. Die beiden Philippininnen waren auch leicht genervt vom Laufen, soweit mein Eindruck, und wollten andauernd jemanden nach dem Weg fragen, was recht unnötig war, denn man musste nur geradeaus. Irgendwann kamen wir dann zu einer Art maritimen Museum, das sich keiner anschauen wollte, aber es war zumindest mal in der Nähe des alten Hafens.

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Museum zu Schiffen- und Schiffsfahrt

So sind wir dann Richtung Hafen gelaufen, die Gegend dort war so gar nicht schön und überalle stand dreckiges Wasser. Die Philippininnen waren mittlerweile gut genervt, aber ich dachte mir, jetzt sind wir schon mal hier, da finden wir auch diesen verdammten Hafen – leider haben wir das nicht. WIr landeten irgendwann in einer Sackgasse und als wir dort raus waren, wollten die Philippininnen zurück.

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Impressionen vom Weg

Immerhin schafften wir es uns auf dem Rückweg eine von Jakartas Sehenswürdigkeiten anzuschauen: die alte Geflügelmarktbrücke. Die Philippinin fragte wieder 5 Menschen nach dem Weg, obwohl es wieder nur gerade aus ging. Nun kamen wir dann an einer Brücke vorbei und sie meinte, die würde ja gar nicht aussehen wie auf dem Foto…ja, weil das nicht die Brücke war! Mir war das klar, dass die richtige hinter dieser Brücke liegen würde, aber sie hat zur Sicherheit noch einmal jemanden gefragt. Leider Gottes war auch die Geflügelmarktbrücke kein wirkliches Highlight und zudem auch noch gerade unter Restaurationsarbeiten.

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Geflügelmarktbrücke

Richtig unschön war der „Fluß“, der unter der Brücke entlang floss, ich habe selten in meinem Leben so etwas schwarzes gesehen, das auch noch blubberte, vom Geruch gar nicht zu reden.

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Als wir zurück nach Kota liefen, konnte man aber sogar eine hübsche Seite Jakartas sehen, auch wenn es nur von kurzer Dauer war.

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Vorbei kamen wir noch am Toko Merah, was glaube ich, etwas in Richtung rotes Haus heißt. Hier hatte der Gouverneur seine Residenz errichtet. Man kann sich das Gebäude wohl auch von innen anschauen, aber die drei Herren, die am Eingang saßen, sprachen leider kein Englisch oder schliefen, da haben wir uns gegen einen Besuch entschieden.

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Toko Merah

Mittlerweile waren wir auch alle der Meinung, dass das Wetter nicht mehr zum Aushalten wäre und wir haben den Rücweg zur S-Bahn-Station gesucht. Diese fanden wir dann überraschender Art und Weise schnell, riskierten noch einmal unser Leben beim Überqueren der Straße und stellten uns gefühlte 30 Minuten in eine Schlange, um ein Fahrtticket zu einem Wert von 0,50 Cent zu erwerben. Jakarta ist einfach ein Traum. 🙂 Sehr anwenderfreundlich ist es auch, dass nirgendwo ein Plan hängt wo welcher Zug hinfährt, was aber auch egal ist, da die S-Bahnen auch nicht beschriftet sind. Man fragt dann halt mal (konnte eine von uns ja sehr gut), wie durch ein Wunder stiegen wir in den richtigen Zug ein und liefen von unserer Station Chikini zurück zum Hostel.

Dort habe ich mir gleich ein Taxi bestellen lassen, denn ich zog an diesem Tag um. Grund war, dass meine Mädels an diesem Abend in Jakarta landen sollten und da wir am nächsten Tag direkt weiter nach Yogyakarta flogen, hatten wir uns ein Hotel in Flughafennähe ausgesucht. Ca. eine Stunde fuhr ich zu unserer neuen Bleibe, dem Lathyshya Boutique Guest House. Im Nachhinein denke ich ja der Fahrer ist mit mir nen hübschen Umweg gefahren, aber Jakarta ist so riesig (8,9 Millionen Einwohner), dass ich keine Chance hatte irgendwie den Weg zu verfolgen. Auf die Spitze trieb er es dann aber als er mich einfach irgendwo an der Straße rauslassen wollte, Englisch sprach er auch nicht wirklich, aber ich blieb einfach stur sitzen. Unser Hotel war in einer Art abgeriegeltem Wohnviertel, dort pasierten wir dann eine Sicherheitskontrolle und der Herr bestätigte mir auch, dass dort unser Hotel liegen würde. Am Ende hat er mich doch tatsächlich direkt vor der Haustür abgeliefert, die Eule. Das Hotel war wirklich nett und vorallem der Manager war ein Goldstück und sprach Deutsch. Mit ihm unterhielt ich mich ein Weilchen und organisierte den eigentlich schon organisierten Flughafentransport von Stevie, Kathi und Kati. Nachdem mir Benni, der Manager noch eine Pizza bei Pizza Hut bestellt hatte (die liefern hier! – zwar nicht das, was man bestellt hat, aber gut) und ich diese gegessen hatte, habe ich mich noch mal hingelegt bis wir um 21.30 Uhr los sind um die Mädels vom Flughafen abzuholen.

Erst mal standen wir am Flughafen vorm falschen Ausgang, am Ende kam dann raus, es gäbe drei Ausgänge, die die Mädels benutzen könnten…zudem wurde ich als Einzige zum Rauchen woanders hingeschickt, die Indonesier hat der Polizist nicht belangt, nur die Touristin. Wenn man mich fragt: öffentliche Diskriminierung! Aber am Ende ging alles gut, die Mädels waren ganz perplex, dass ich da schon am Flughafen stand und wir haben uns, behaupte ich jetzt einfach, alle tierisch gefreut uns nach 7,5 Monaten wiederzusehen! An dieser Stelle auch noch mal 1000 Dank, dass ihr hier seid, meine Lieben!

Im Hotel wurde dann Wiedersehen gefeiert, denn mir wurde Ebbelwoi in Dosen mitgebracht!! 🙂 Zu spät wurde es dann aber auch nicht, wir sind wieder in unser 4-er Zimmer, haben am nächsten Tag gefrühstückt und sind entspannt zum Flughafen gefahren.