Zipaquirá: was machen die nur mit all dem Salz?

Nachdem ich mir die letzten Tage Bogotá angeschaut habe, ging es am Freitag zusammen mit Amit und Amit, die ich im Hostel kennen gelernt habe nach Zipaquirá zu einer der angeblich beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Kolumbiens: Catedral de Sal – eine Kathedrale in einen Salzberg hineingebaut. Gegen neun Uhr sind wir zu einer der vielen Stationen des TransMilenio gefahren. Bogotá verfügt im Gegensatz zu Medellín nicht über ein Metronetz, aber der Transmilenio sind unglaublich lange Busse, die auf einer eigenen Fahrbahn die einzelnen Stadtteile Bogotás miteinander verbinden. Bin ich damit dann auch mal gefahren, für 1.400 Pesos sind wir dann gut 40 Minuten zum Portal Norte, dem Busterminal Bogotás gefahren. Dort schnell auf die andere Seite der Bushaltestelle gehüpft und in einen der vielen Minibusse nach Zipaquirá (ein unaussprechlicher Ort, wie ich finde) gefahren. Für 4.100 Pesos sind wir dann noch mal eine Stunde bis zu unserem Ziel gefahren und haben im Bus einen englischsprachigen halb Japaner / halb Peruaner kennen gelernt, der hat uns dann auch freundlicher Weise gesagt, wann wir aussteigen müssen.

Zipaquirá

Dieser Ort mit 100.000 Einwohnern liegt ungefähr 50 km entfernt von Bogotá und hat soweit ich das beurteilen kann, außer der Salzkathedrale nicht allzu viel zu bieten. Der Hauptplatz ist noch ganz hübsch anzusehen, diesen durchquert man auf dem Weg zur Kathedrale.

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Entstanden ist die Kathedrale in einer gigantischen Salzmine, die schon vom indigenen Volk hier aus der Gegend, den Muisca genutzt wurde, als dann die Spanier kamen, wurde dieses Volk wie so viele ausgebeutet und durfte ab da für die spanische Krone in der Mine arbeiten. Seit 1995 können Touristen die Kathedrale sowie auch die Mine besuchen. Ein paar Fakten, die ich frecher Weise aus meinem Reiseführer klaue (Angaben beziehen sich auf die Kathedrale):

75m lang
18m hoch
Platz für 8.400 Menschen

Nun sind wir dann erstmal zur Mine gelaufen, brauch ich eigentlich nicht erwähnen, aber natürlich etliche Stufen bergauf. Auch wenn die Kathedrale total beeindruckend sein soll, ich fand sie jetzt ehrlich gesagt nicht so atemberaubend. Kann auch an unserem Guide gelegen haben, der versuchte die Führung in Englisch zu halten, aber er war einfach total schwer zu verstehen und hat zusätzlich die ganze Zeit noch versucht in ein Mikrofon zu sprechen, das sehr offensichtlich seine Funktionalität vor langer Zeit eingestellt hat. Die ersten Meter der Kathedrale durchläuft man symbolisiert durch Kreuze die verschiedenen Stationen von Jesus Leidensweg…kennen die meisten wahrscheinlich. Das sah dann z.B. so aus:

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Jede Station war nummeriert

Man kommt nach all diesen Stationen dann zur eigentlichen Kathedrale mit Altar. War schon sehr hübsch gemacht mit dem Licht, aber ich hatte es mir irgendwie spektakulärer vorgestellt.

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Verschiedene Statuen von einem italienischen Bildhauer

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Am Ende der Führung und der Kathedrale wartet dann eine Vielzahl an Möglichkeiten auf den ahnungslosen Touristen um noch mehr Geld als die 20.000 Pesos Eintritt auszugeben. Über Essen, Taschen, Armbändchen und natürlich jede Menge Souvenirs aus Salz kann man auch Salzlampen kaufen, die die schlechte Energie aus einem Raum absorbieren. Umsonst ist allerdings eine LED Show, die mich doch sehr an die Fotos von Mama und Papa aus Las Vegas erinnert hat. War ganz nett anzuschauen, aber auch das war jetzt kein Highlight. Interessant war allerdings der 3D Film, den man sich ebenfalls kostenlos anschauen konnte und der die Geschichte der Mine über die letzten Jahrhunderte erklärt hat mit englischem Untertitel. Eine Frage hat mir der Film aber nicht beantwortet, wenn die Kolumbianer so viel Salz haben, warum benutzen sie es dann nicht? Es ist mir bisher nicht gelungen (außer Baguette) Brot zu kaufen oder Snacks, die eigentlich salzig sein sollten, die nicht süß geschmeckt haben. Jedes Brot oder Brötchen hier hat einen süßen Nachgeschmack, woran ich mich einfach nicht gewöhnen werde und beim Toastbrot oder Baguette bleibe. Wo also geht das ganze Salz hin? Export?? Zumindest nicht in die lokale Brotindustrie, vielleicht finde ich das ja noch raus.

Gegen Nachmittag waren wir dann nach einer recht holprigen Rückfahrt wieder am Busterminal, allerdings sind wir nicht am TransMilenio rausgelassen worden, was uns wiederum eine Taxifahrt mit einem äußerst talentfreien Fahrer beschert hat. Aber wir habens zum Hostel zurück geschafft und sind abends dann zu dritt um die Ecke zu einem Italiener. Der war auch echt gut, die ältere Dame, der das Restaurant gehört, hat auch immer schön in italienisch gesprochen, hab ich kein Wort verstanden… durch Zufall sind wir danach am ältesten Platz Bogotás vorbeigekommen auf dem ab und zu Geschichtenerzähler studentisches Publikum unterhalten. Der Platz war voll mit Studenten und alle saßen sie brav um den Erzähler herum, haben applaudiert und es war einfach eine tolle ausgelassene Stimmung. Nur wie in Ecuador darf man auch in Bogotá nicht in der Öffentlichkeit trinken, weshalb wir uns mit unserem Dosenbier immer ein bisschen weiter weg vom Hauptplatz stellen mussten nach mehrfacher Aufforderung der Polizei. Anschließend sind wir dann noch in eine der Studentenbars auf zwei Bier gegangen. Und ich musste natürlich chicha probieren, ein fermentierter Schnaps aus Mais, der eigentlich mit Spucke hergestellt wird und schon von den Inkas getrunken wurde. Ich kann ein eindeutiges Urteil sprechen: widerlich – ernsthaft das Zeug schmeckt nach Mayonnaise oder Salatcreme, bäh… aber gut nun hatten wir den Becher da stehen, um ihn loszuwerden, haben wir ein englisches Trinkspiel gespielt. Was unfair war, da ich ja keine Muttersprachlerin Englisch bin und somit immer wieder die Wörter vergessen habe, die ich sagen sollte und am Ende habe ich 3/4 von dem Gebräu alleine getrunken. Irgendwie waren wir auch in der falschen Bar gelandet, denn um uns rum saßen nur knutschende Pärchen und ein Jungspund, der gleich zwei Damen bei sich hatte…nach dem Genuss der alkoholischen Getränke haben wir uns dann zurück zum Hostel gemacht und sind schlafen gegangen bevor es am nächsten Tag weiter für mich nach Villa de Leyva ging.

2 Gedanken zu „Zipaquirá: was machen die nur mit all dem Salz?

  1. Ja, eine sehr schöne Touristen-Attraktion diese Kathedrale……
    Ein Bisschen weniger Bling Bling ist manchmal mehr!

    Marina, du hättest es eigentlich besser wissen müssen….“chicha“ aus Spucke hergestellt…tsetsetse!
    Du musst wirklich nicht alles probieren, was dir auf deine Reise als Getränk oder Essen angeboten wird 😉

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