Sucre: eine süße Stadt

Sucre soll angeblich eine der schönsten Städte Südamerikas sein und ich glaube, das würde ich nach fast fünf Tagen hier bestätigen. Wir sind ja am Samstag gegen 16 / 17:00 Uhr hier angekommen und haben zusammen mit dem Taxifahrer erst einmal unser Hostel La Escadilia gesucht, der gute Mann wollte aber auch nicht zuhören, als ich ihm gesagt habe zwischen welchen Straßen sich das Hostel befindet (stand in der Wegbeschreibung von Booking.com). Dennoch haben wir unser Hostel gefunden und trotz des in sich hineinmurmelnden nicht-englisch sprechenden Rezeptionisten bin ich begeistert vom Hostel. Wir hatten ein 2-er Zimmer mit privatem Bad und die Einrichtung erinnerte mehr an ein Mittelklassehotel als an ein Hostel – und das Beste: auch hier ist die Dusche heiß! Ein Traum! Da wir durch die Busfahrt kein Mittagessen hatten, sind wir dann ziemlich direkt los zu El German, einem Restaurant nicht weit entfernt von unserem Hostel, das übrigens auch noch sehr zentral liegt. Hast du toll ausgesucht, Kedda. 🙂

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Die Aussicht aus unserem Zimmer auf das hübsche Sucre

Im „El German“ waren wir zunächst alleine, bis sich dann eine deutsche 3er Gruppe in das Restaurant gesellte, keine Ahnung wo die her waren, aber wann genau wurden blaue Strähnen bei Männern und rosa Flecken bei Frauen frisurentechnisch wieder vertretbar? Der Vater des Blausträhnigen war aber recht nett und mit ihm haben wir uns auch am Ende kurz unterhalten. Sogar der Wein im El German war durchaus trinkbar und Keddas Falafel wie meine Lasagne waren super. Leider ging es Kedda am nächsten Tag nicht so gut, so dass wir unseren Plan in den nahe gelegenen Parque Cretaceous zu fahren, verworfen haben. Kedda hat an diesem Tag dann das Bett gehütet. Meine Idee war mir dafür die Casa de la Libertad anzuschauen, da diese montags geschlossen ist (und wir Sonntag hatten). Nun feiert Bolivien allerdings am 06. August seine Unabhängigkeit von Spanien und die Feierei geht schon vorher los. Somit war am Sonntag die Stadt schon überlaufen von Personen, die der Parade zuschauen wollten. Man muss den Bolivianern wirklich zugestehen, so viele Paraden wie in diesen ca. 3 Wochen habe ich noch nie gesehen bzw. gehört. Nun war aus diesem Grund leider die Casa de la Libertad auch geschlossen…grrr…daraufhin war meine Motiviation dann doch etwas gedrückt und ich bin nach ein paar Erledigungen wieder zurück ins Hostel. Der Tag wurde dann von uns beiden im Bett vergammelt, ich bin abends aber noch einmal raus, um was zu essen. Das muss ja sein. 🙂 Bei einer Art bolivianischer Pizza Hut gab es für mich eine kleine Pizza und zum Nachtisch habe ich mir in einem recht schicken Café einen Zitronenkuchen mitgenommen.

Zum Glück ging es Kedda am nächsten Tag wieder gut und wir haben uns aufgemacht, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Man merkte schon, dass am nächsten Tag der Nationalfeiertag anstand, denn uns kamen öfters Damen mit Papp-Stieren in der Hand entgegen sowie die ein oder andere Parade, die sich uns in den Weg stellte. Wozu jetzt die Pappstiere genau gebraucht werden, kann ich leider nicht erklären, aber hübsch sahen sie aus.

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Parade – mal wieder…

Zunächst haben wir uns das Museo Textil Indígena angeschaut – klein, aber fein. Da ich für das Fotos machen extra bezahlen musste (ist hier gängig in bolivianischen Kultureinrichtungen), habe ich auch Fotos gemacht. 🙂

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Im Museo Textil Indígena

Leider hatte der Shop, der an das Museum angeschlossen ist, zu, weshalb wir weitergezogen sind und den „kurzen Anstieg“ (Zitat Lonely Planet) zum Museo de la Recoleta auf uns genommen haben. Kurzer Anstieg, manchmal frage ich mich ernsthaft, wer dieses Buch schreibt…aber auf unserem Weg durch die Stadt sind wir an mehren Kirchen und weißen Kolonialgebäuden vorbeigekommen, die das Stadtbild von Sucre prägen.

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Der „kurze Aufstieg“ sah dann übrigens so aus:

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Dafür sind wir bei unserem Aufstieg bei einem weiteren Museum vorbeigekommen, dem Museo de Arte Indígena, das Museum haben wir uns dann nicht mehr angeschaut, aber dafür haben wir im Museumsshop etwas zugeschlagen. Unsere Bemühungen wurden dann tatsächlich mit einem tollen Blick über Sucre belohnt. Vorher passierten wir noch ein paar Stände mit Handwerkskunst, bei denen ich ein Armband erstanden habe, das sich jetzt allerdings schon leicht auflöst… als erwähnenswert fand ich die Aneinanderreihung von Tischfußballspielen, die dort oben aufgestellt waren.

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Scheint ein beliebtes Spiel hier zu sein

Irgendwie war Sucre nicht so ganz unsere Stadt, denn an diesem Tag ging es mir nicht so gut und ich hatte Magenkrämpfe, weshalb wir uns für ziemlich lange Zeit einfach in das Café Mirador am Aussichtspunkt gesetzt haben. Trotz Probleme mit meinem Magen, hatte ich Hunger und habe eine kleine Tapas-Platte bestellt. Der Käse war, wie zu erwarten, eher geschmacksneutral, aber die Oliven waren gut, diese habe ich seit Cusco ja meinem Speiseplan hinzugefügt.

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Die Aussicht und mein Mittagessen 🙂

Nach fast 3 Stunden dort oben, haben wir uns dann doch wieder auf den Rückweg gemacht und haben auf dem Nachhauseweg noch eins, zwei Dinge erledigt. Ich habe vor allem mein Busticket zur Weiterfahrt nach Tupiza käuflich erworben. Den Rest des Nachmittages haben wir dann im Hostel verbracht bis es zum Abendessen ins Café Metro ging, wo Kedda und ich unseren letzten gemeinsamen Abend hatten.

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Unser letztes gemeinsames Abendessen, schnief

Leider Gottes war der Wein viel zu warm, doch das Essen war gut und nach etwas Kuchen zum Abschluss sind wir wieder zurück ins Hostel. Am nächsten Tag war dann der Nationalfeiertag Boliviens, der 6. August. Christian und Panos hatten ja leichte Probleme Kolumbien zu verlassen, da ihr Rückflug über Bogotá ging und am Tag des Weiterfluges nach Deutschland in Kolumbien Nationalfeiertag war und deshalb der Flughafen geschlossen war. 🙂 Kedda hatte nun einen Flug von Sucre nach La Paz, um am nächsten Tag von La Paz weiter nach Deutschland zu fliegen und wir hatten schon Angst, dass der Flughafen in Sucre geschlossen sein könnte. Ist aber alles gut ausgegangen. Nun hat sich Kedda an diesem Tag relativ früh verabschiedet und ich habe noch ein wenig unser Luxuszimmer genossen bis ich mit Sack und Pack vor der Rezeptionistin stand, um in den Dorm umzuziehen…ja, hätte ich mal vorher nachgefragt, denn auch der Dorm war im 3. Stock – also bin ich mit Rucksack groß, Rucksack klein und kleiner Tragetasche wieder hoch gelaufen…

Da an diesem Tag eigentlich zu erwarten war, dass alles zu ist, bin ich nach meinem Umzug los, um mir den Parque Bolívar anzuschauen, ein sehr hübscher Park. In diesem halten sich vor allem gerne junge Pärchen auf, das ist mir schon öfters aufgefallen, scheint einer der wenigen Zufluchtsorte für unverheiratete Paare zu sein.

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Parque Bolívar

Auf meinem Weg bin ich noch am Theater und anderen netten Plätzen vorbeigekommen. Kurz habe ich mir auch die Parade angeschaut, die am heutigen Tag abgehalten wurde. Die Militärparade fand schon am Vorabend statt, nur konnten wir diese irgendwie nicht ernst nehmen, da die in Militäruniform gekleideten jungen Männern alle Laternen in der Hand hatten. 🙂 Obwohl dieser Tag der wichtigste für die bolivianische Bevölkerung ist, fand ich die Leute jetzt weniger in ausgelassener Stimmung vor, aber evtl. hatten auch alle nur einen Kater vom Reinfeiern.

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Euphorie sieht ja meiner Meinung nach anders aus

Mein Mittagessen war dann ein sehr leckeres Sandwich im Café Metro sowie ein Oreo Frappucchino. Den Nachmittag habe ich dann im Hostel verbracht mit Skypen und Lesen auf der Sonnenterrasse, die ich an diesem Tag entdeckt hatte. Sehr entspannend. Nach 6 Wochen war ich nun ja das erste Mal wieder alleine, was am Anfang doch kurz etwas ungewohnt war. Aber es ging wie immer ganz schnell und meine neuen Zimmernachbarinnen aus dem Dorm haben mich auf der Terrasse, die direkt neben dem Dorm liegt, mit Küsschen auf die Wange begrüßt. Die vier Damen kamen aus Brasilien, sprachen also portugiesisch, weshalb unsere Kommunikation etwas holprig verlief. Die Mädels waren auch so nett mich zu fragen, ob ich mit ihnen zum Mittagessen gehe, aber von da kam ich ja grad. Das Abendessen habe ich dann sogar ausfallen lassen und mal angefangen mich über Argentinien zu informieren, da ich dort nach Tupiza als nächstes vorhabe einzureisen.

Nun waren meine Zimmernachbarinnen am nächsten Morgen relativ früh am Packen und fertig machen, was mich aber nicht abgehalten hat bis 9:00 Uhr auszuschlafen. Nach einem kleinen Frühstück habe ich mich dann aufgemacht endlich die Casa de la Libertad zu besuchen. Dort wurde am 06. August 1825 die Unabhängigkeitserklärung Boliviens von Spanien unterzeichnet und das Gebäude ist architektonisch sehr besonders und der Guide, der die Führung hielt, war auch richtig gut. Da ich dieses Mal nicht extra für Fotos zahlen wollte, hier nur schnell die heimlich gemachten.

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Casa de la Libertad: Innenhof und ein Saal

Nach der Führung hat mich ein spanischer älterer Herr angesprochen mit dem ich so ins Gespräch kam und da er nicht wusste was er als nächstes machen sollte, hat er mich begleitet, um endlich den Parque Cretaceous zu besuchen – ein Dinosaurierpark! 🙂 Nachdem wir uns bei 3 Leuten durchgefragt hatten, haben wir den Bus Nummer 4 gefunden, der uns fast vor die Tür des Parkes gefahren hatte. Der Park ist dort nur entstanden, weil die ansässige Zementfirma bei Abbauarbeiten im Gestein über 5.000 Dinofußspuren gefunden hat. Vom Park aus kann man diese Spuren nun sehen und um das Ganze ein wenig aufzupeppen, stehen dort noch lebensgroße Dinostatuen rum.

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Parque Cretaceous

Ich weiß ja, der Großteil meiner Freunde steht dem Thema Urzeitechsen weniger euphorisch gegenüber als ich es tue, aber damit kann ich umgehen…

    aber mal ehrlich, wie kann man den nicht süß finden?

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Der Park ist nicht wirklich spektakulär, aber die Führung war im Preis von 30 Bolivianos inkludiert und es war ein netter Zeitvertreib. Die Dinofußspuren sind aber schon irgendwie unwirklich, wenn man sich überlegt, dass die Viecher da mal langgelaufen sind.

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Dinofußspuren

Danach sind der Spanier und ich noch was essen gegangen, leider war sein Name zu spanisch und ich konnte ihn mir einfach nicht merken, aber der Herr war sehr nett und ist Bibliothekar an der Universität von Barcelona. Nach dem Essen habe ich mich dann aber verabschiedet, und habe im Hostel noch digital ein paar Dinge erledigt. Irgendwann überfiel mich aber doch der kleine Hunger und ich habe im Café das täglich 3 Stunden im ersten Stock unseres Hostels geöffnet ist, noch ein Stück Kuchen gegessen und mich dabei wiederum mit einem Deutschen unterhalten, der ebenfalls im Café saß. Also, ich kann sagen, allein war ich dann doch irgendwie nicht. 🙂 Vor lauter Plauderei bin ich fast zu spät los zum Bus, aber ich habe direkt vorm Hostel ein Taxi bekommen und bis zum Busbahnhof Sucres ist es auch nicht weit. Somit hatte ich noch genug Zeit zu beobachten, wie man hier Gepäck einlädt.

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Gepäck wird hier hängen gelassen…

Meine Busfahrt ging ja über Nacht, und eigentlich war ich bei Übernachtfahrten eine Decke sowie rückstellbare Sitze gewohnt…ja, das war dieses Mal nicht so. Also habe ich fast 8 Stunden lang in einem normalen Bus gesessen und das allerbeste war als der definitiv minderjährige Junge, der das Gepäck verladen hat, den DVD Player eingeschaltet hat. Und was für einen Film legt er ein? Wir hatten übrigens Kinder im Bus: SAW II – ich dachte, ich werd nicht mehr. Ich habe mir dann auf meinem (ich liebe es!) iPad „The Social Network“ angeschaut, übrigens ein echt guter Film. Ich habe krampfhaft versucht das Geschreie aus SAW zu überhören, meistens gelang es mir auch. Anschließend passierte das, was immer in diesen Busen passiert, der minderjährige Angestellte bekommt nicht mit, dass der Film vorbei ist und die Musik zum Standbild läuft immer weiter, in diesem Fall war das irgendwas zwischen Death Metal und Rammstein (man verzeihe mir meine Unwissenheit in diesen Musikgenres). Es war mittlerweile 23 Uhr und die meisten Leute wollten schlafen, wobei die Musik nicht unbedingt hilfreich war, aber irgendwann hat sich jemand erbarmt und vorne in der Busfahrerkabine darum gebeten doch mal den Film auszumachen. Ich habe dann noch angefangen Psycho zu schauen, aber nach der Hälfte habe auch ich mich hingelegt. Im Bus war es dann **kalt und ich war froh, dass ich meine beiden Fleece und die Regenjacke mit in den Bus genommen hatte. Gegen 03:30 Uhr kam ich dann in meinem Ziel Tupiza an. Zum Glück hab ich gleich ein Taxi gefunden, zwar hat mich der Taxifahrer erstmal zum falschen Hostel gefahren, aber Tupiza ist auch nicht wirklich groß, weshalb wir schnell bei meinem waren. Mein Hotel Hotel La Torre wird überall im Internet total gelobt, ein Paar schrieb „unsere beste Unterkunft in Südamerika bisher“ – ähm ja, also mein Einzelzimmer (Dorm gibts hier nicht) war, glaube ich, mal eine Küche, zumindest weisen die Fliesen mit abgebildeten Küchenutensilien darauf und erinnert mich jetzt weniger an Luxusunterkunft. Aber ich habe mein eigenes Bad und eine Touragency ist auch gleich im Hostel. So habe ich mich dann gegen 4:00 Uhr endlich in ein Bett gelegt und habe selig bis zum Frühstück „ausgeschlafen“.

Potosí: eine Stadt mit zwei Gesichtern

Gesicht 1: das koloniale Potosí

Mit unserem Hostel fange ich auch erst einmal an, das Hostal Eucalyptus ist ein Traum! Es hat erst im Februar 2013 eröffnet und das merkt man auch, denn alles ist neu. Unser Zimmer war riesig und es gab ca. 10 Steckdosen, davon sogar einige in sinnvoller Höhe. Denn ich weiß nicht wieso, aber Steckdosen werden in diesem Land gerne in der Mitte der Wand angebracht, so dass Mobiltelefone mehr oder weniger freischwingend geladen werden. Das absolute Highlight aber: warme, nein heiße Duschen!!! Und zwar nicht wie sonst mithilfe von elektrischen Gerätschaften bei denen im Duschkopf das Wasser erhitzt wird, sondern wirkliches warmes Wasser aus der Leitung. Wir wollten da gar nicht mehr raus! Außerdem hatte unser Hostel eine sehr schöne Dachterrasse mit der man einen tollen Blick über die Stadt hatte.

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Unser Hostel & der Blick von der Dachterrasse

Das Frühstück war im Preis ebenfalls inkludiert und bestand aus Saft, Obst, Rührei, Brötchen (hier hatten wir sogar einmal richtige Baguettebrötchen), Marmelade, Butter und Kaffee. In meiner Euphorie dachte ich ja, das wäre richtiger Filterkaffee gewesen, war aber Nescafé – was mir zu denken gibt, habe ich mich etwa an diese Plörre gewöhnt? Wir hoffen es mal alle inständig nicht, ja?

Frisch gestärkt haben wir uns nach dem Frühstück erst einmal wieder aufs Zimmer verzogen, denn unserer Stadtführung war erst für 14.00 Uhr angesetzt. Da unser Guide allerdings eine halbe Stunde später kam (mit Anruf) sind wir auf die Suche nach einem Geldautomaten gegangen. Wir haben auch mehrere gefunden, die wollten aber alle meine Mastercard nicht haben… einen habe ich dann aber doch gefunden, der sich erbarmt hat mir Bargeld auszuhändigen und das sogar in kleinen Scheinen, ist hier nämlich ebenfalls Mangelware, wie in allen Ländern Südamerikas wie mir scheint. Unser Guide war erstmal erstaunt als ich meinte, die Tour wäre ja in Englisch, denn die Dame von der Agentur hatte mich am Telefon extra noch einmal gefragt in welcher Sprache wir die Tour gerne hätten. Zunächst war er mir ja ein wenig unsympathisch, weil er vorne weggerannt ist und wir es eigentlich nicht eilig hatten. Er lieferte uns dann auch zuerst einmal bei der Casa Nacional de la Moneda ab, einer ehemaligen Münzprägerei zu Kolonialzeiten. Dort hatten wir eine Führung von einer sehr netten, aber auch sehr erkälteten Dame in Englisch, die auch noch Französisch sprach! Das Gebäude in dem heute Kunstwerke und alte Prägemaschinen untergekommen sind, ist sehr schön restauriert worden und die Führung hat einen tollen Überblick über die Münzherstellung gegeben. Allerdings auch über die schrecklichen Umstände, unter denen die indigenen Sklaven unter den Spaniern dort arbeiten mussten.

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Altertümliche Maschinen zum Walzen der Silberbarren

Denn in Potosí mussten Millionen Südamerikaner und Afrikaner, die als Sklaven hierher verschifft wurden, unter menschenunwürdigen Bedingungen für die Spanier schuften – und zwar in denen vor der Stadt gelegenen Silberminen, diese machten Potosí einst zu einer der reichsten Städte der Welt und es wird behauptet, dass man mit all dem Silber, das die Spanier aus dem Berg Cerro Rico haben fördern lassen, eine Brücke von Potosí bis nach Spanien hätte bauen können. Das selbe könnte man aber auch mit den Knochen all derer, die unter den Spaniern gestorben sind, von 8 Millionen ist hier die Rede – allein in Potosí! Da die hierher gebrachten Schwarzamerikaner überhaupt nicht mit der Höhe umgehen konnten (Potosí ist neben oder mit La Paz die höchste Stadt der Welt), sind diese innerhalb weniger Monate gestorben, so dass die Spanier sie irgendwann in niedrigere Gebiete rund um La Paz geschafft haben, damit sie dort Coca anbauen für die indigene Bevölkerung, die dafür in Potosís Minen arbeiten musste. Das Silber wurde u.a. auch zur Münzherstellung verwendet, und um Kleingeld zu produzieren, wurden damals Chemikalien verwendet, die die Arbeiter innherhalb von weniger als 5 Monaten sterben ließen. Schneller als die Esel, die die Maschinen zur Münzverarbeitung antreiben mussten, Esel leben normalerweise ca. 25 Jahre, aber durch diese Arbeitsbelastung starben sie innerhalb von bereits erwähnten 5 Monaten.

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Nachgestellte Szene: Plastikesel setzen Maschine in Gang

Die Spanier hatten noch mehr schöne Dinge in Peto, so wurde von jeder Münzcharge, die in Potosi produziert wurde, ein Geldstück in einer Art Kiste gesammelt, die dann nach einem Jahr nach Spanien geschickt wurde. Dort untersuchten die königlichen Laboranten die Münzen und wenn auch nur eine nicht den Ansprüchen genügte, wurde der zuständige Leiter der Geldherstellung in Potosí getötet.

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Der verhängnisvolle Münzkasten

Trotz der traurigen Geschichten dort, ist die Casa de la Moneda ein wunderschönes Gebäude, das im Innenhof von einer merkwürdigen Maske geschmückt wird.

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La Casa Nacional de Moneda

Man erkennt es auf dem Bild wahrscheinlich nicht so gut, aber die Maske lächelt auf zwei unterschiedliche Art und Weisen. Zumindest ist das eine der Theorien, die diese Maske umranken, denn eigentlich weiß wohl keiner so genau ihre Bedeutung. Nun besagt diese Theorie, dass die rechte Gesichtshälfte amüsiert lächelt, weil sie auf den Cerro Rico schaut – dies soll die spanische Seite symbolisieren, die durch den Berg sehr viel Reichtum erlangt. Die andere Gesichtshälfte lächelt eher gequält und repräsentiert die indigene Bevölkerung, die in diesem Berg ausgebeutet wird und das auch noch in ihrem eigenen Land. Aber auf diese traurigen Geschichten aus der Kolonialzeit trifft man hier ja immer wieder.

Danach ging es dann mit unserem Guide los zum Stadtrundgang. Dabei sind wir an der Plaza 10 de Noviembre vorbeigekommen, ein hübscher kleiner Platz, der das Herz der Stadt ist und an dem auch die Kathedrale und das Verwaltungsbüro des Bezirkes Potosí stehen.

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Plaza 10 de Noviembre

Anschließend sind wir, ich würde behaupten, fast 2 Stunden durch Potosí gelaufen, das mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden ist aufgrund seiner kolonialen architektonischen Charakteristika. Irgendwie ist es aber auch komisch, wenn man von überall auf den Cerro Rico schaut, den Berg in dem bis heute noch geschürft wird, dazu komme ich dann aber noch einmal sehr detailliert (tut mir leid, Leute) weiter unten im Artikel.

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Im historischen Teils Potosís

Wie schon in La Paz vereinigen sich auch hier in der sakralen Architektur Katholizismus und indigene Einflüsse, wie man sehr hübsch an den Fotos der folgenden Kirche erkennen kann, in der Sonne und Mond repräsentiert werden.

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Bei genauerem Hinsehen, erkennt man: der Mond

Unser Guide war dann auch mittlerweile aufgetaut und in einem Spanisch-Englisch Mix war die Führung sehr interessant, wenn auch anstrengend. Obwohl wir ja jetzt schon sehr lange auf diesen Höhen um die 4.000 Meter reisen, hatte ich wirklich Probleme beim Atmen in Potosí und war nach der geringsten Anstrengung, wie Haare kämmen, aus der Puste. Unglaublich, deswegen war unser Spaziergang durch die steilen Gassen Potosís auch nicht gerade erholsam Da wir kein MIttagessen hatten, ich aber den ein oder anderen Snack auf der Stadttour, sind wir nach der Tour erstmal was Essen gegangen.

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Mein Snack: Kartoffelteig gefüllt mit Käse – war das scharf!!

Nach dem Abendessen sind wir dann zurück ins Hostel und haben uns dort noch ein Stück Apfelkuchen gegönnt, das wir im Café vorher mitgenommen hatten, sehr lecker und vor allem nicht zu süß! Am nächsten Tag mussten wir nämlich wieder relativ früh abfahrbereit sein, denn wir haben eine der Minen im Cerro Rico besucht.

Gesicht 2: die Minen

Wir hatten vorher schon gelesen, dass ein Besuch der Minen in Potosí nicht ohne ist und mir hatten das auch schon einige Leute erzählt, somit waren wir gespannt was uns erwarten würde. Zunächst aber einmal musste eine Stärkung in Form des Frühstückes her, danach schnell die dreckigsten Klamotten angezogen und los ging es. Aus unserem Hostel war noch ein nettes holländisches Pärchen mit auf der Tour und so wurden wir alle vier mit einem kleinen Bus abgeholt. Sehr amüsant ist, dass fast alle Busse hier Second Hand sind und zwar aus Japan. Deswegen sind diese normalerweise auf japanisch beschriftet. Wir hatten uns schon gewundert, was es damit auf sich hat. 🙂 Im Bus waren noch mehr Leute, darunter eine Französin, die mirgehörig mit ihrem schrecklichen Gesang auf die Nerven ging. Wie sich später rausstellte, war sie aber ganz nett und wahrscheinlich hat sie meine vorherigen Drohungen auch verstehen können, denn sie sprach perfekt deutsch…

Nach einer kurzen Fahrt hielten wir an, um uns andere Klamotten sowie Gummistiefel über- bzw. anzuziehen. Im Nachhinein bin ich da heilfroh drüber gewesen, wir sahen danach aus wie kleine Schweine, die sich im Dreck gesuhlt hatten!! Es gab auch noch einen Helm inkl. Stirnlampe – modetechnisch befanden wir uns in diesem Moment definitiv ganz weit vorne.

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Stil ist nicht das Ende des Besens, nicht wahr…

In neuer Montour ging es dann zum Straßenmarkt der Bergarbeiter, wo wir in einem Geschäft Dynamit inkl. Zünder sowie Getränke für die Minenarbeiter gekauft haben, sozusagen als Gastgeschenk. So eine Stange Dynamit plus Beschleuniger und Zündschnur kostet übrigens 20 Bolivianos, gut 2€…und da machen sich die USA Gedanken über die Achse des Bösen irgendwo im Nahen Osten, wenn man hier ohne jegliche Kontrolle Dynamit kaufen kann. Außerdem kann man hier auch noch 96%igen Alkohol käuflich erwerben, denn die Minenarbeiter vor allem gerne am Freitag trinken.

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Neulich im Supermarkt: Zigaretten, Alkohol und Dynamit

Auf dem Markt haben wir dann noch Coca-Blätter, ebenfalls als Geschenk für die Minenarbeiter gekauft. Denn das ist das Einzige was sie während der Arbeit zu sich nehmen. Aus diesem Grund mussten auch die afrikanischen Sklaven Coca anbauen, damit es die Minenarbeiter kauen konnten. Essen ist in den Minen nämlich nicht möglich, die Nahrung würde sofort total verschmutzen und die Arbeiter davon krank werden. Vergleicht man die Bedingungen in den Minen heute mit denen zur Kolonialzeit hat sich eigentlich kaum etwas verändert. Heute arbeiten die Bolivianer immerhin für sich selbst, die Minen sind in Kooperativen organisiert und jeder kann so viel arbeiten wie er möchte. Doch auch heute noch sind die Arbeitsbedingungen urtümlich, die Schächte sind nicht ausreichend gesichert, gearbeitet wird mit einfachen Werkzeugen und die Luft dort unten ist kaum zu ertragen. Durch den Quarzstaub, der in den Minen durch das Schürfen freigesetzt wird, werden viele Arbeiter krank und sterben an einer Quarzstaublunge. Dieses Risiko gehen die Arbeiter ein, da es in Potosí zur Mine nicht viele Arbeitsalternativen gibt und sie dort bis zu 5.000 Bolivianos / Monat (ca. 550 €) verdienen können, während das Durchschnittsgehalt in Potosí bei anderen Jobs bei um die 1.000 Bolivianos liegt.

Vor dem Besuch der Mine, haben wir noch die Mineralraffinerie besichtigt, in dieser werden durch Chemikalien die Mineralien voneinander und aus dem Gestein gelöst. Früher konnte reines Silber geschürft werden, heute wird das so genannte completo abgebaut, ein Mix aus verschiedenen Mineralien. Auch hier sind die Arbeiter ständig den giftigen Dämpfen ausgesetzt und wenn man sich die Maschinen mal anschaut, merkt man, dass diese wohl schon ein paar Jahre in Betrieb sind.

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In der Mineralraffinerie

Danach ging es dann los zur Mine, auf dem Weg haben wir noch einmal Halt gemacht für Fotos vom Berg und der Stadt.

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Cerro Rico & der Ausblick über Potosí

Unser Guide sprach ein super Englisch und hat selbst 2 Jahre in der Mine gearbeitet. Die Gruppe hatte sich vorher aufgeteilt in englisch- und spanischsprachig, weshalb die Gruppe aus der Französin (welch Wunder!), den zwei Holländern und uns bestand. Vor dem Mineneingang erzählte unser Guide dann, dass gestern an dieser Stelle ein Lama geopfert wurde und sein Blut über dem Eingang verschmiert wäre, ob das jetzt so stimmt, weiß ich nicht, aber schaurig fand ich das schon.

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Der Mineneingang

Ca. 2 Stunden waren wir in der Mine und ich muss auch ehrlich sagen, mehr ging fast nicht. Zunächst konnten wir noch aufrecht laufen, aber danach ging es mehr gebückt und krabbelnd vorwärts bzw. abwärts.

Die Arbeiter glauben alle an einen Teufel, ihrem Schutzpatron, dem sie Cocablätter und Alkohol opfern, damit er ihnen gute Erträge und Sicherheit bringt. Von diesen Puppen gibt es in den Minen viele. Um zu einer dieser zu gelangen, mussten wir aber erstmal auf allen vieren durch einen engen Schacht krabbeln.

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Der Teufel: Schutzpatron der „mineros“

Ganz wichtig ist, dass diese Puppe einen großen Penis hat, der unseres Schutzpatrones war allerdings abgebrochen und müsste mal restauriert werden. Nach diesem ersten Geschmack wie es in der Mine zugeht, haben die beiden Holländer die Tour abgebrochen, weil sie Probleme mit dem Atmen hatten. Das habe ich auch gemerkt, die Luft dort ist unwahrscheinlich staubig, zum Schutz hatten wir Schals an, aber mit denen kann man nicht wirklich gut Luft bekommen, weshalb man ständig am Wechseln war zwischen Schal tragen und nicht tragen. Zu Dritt plus Guide ging es dann weiter, auf dem Weg durch die Mine hat der Guide unsere vorherigen Einkäufe an die Minenarbeiter verschenkt. In der Mine arbeiten übrigens auch Kinder, ab 14 Jahren helfen sie ihren Vätern bei der Arbeit, stirbt der Vater, müssen die Söhne unverzüglich den Platz in der Mine einnehmen. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich für meine Schulbildung und meine bisherigen Bürojobs bin, ernsthaft.

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Der Weg durch die Mine & Minenarbeiter

Ich habe mir auf dem Weg durch die Mine mehrmals den Kopf angehauen, zum Glück hatte ich den Helm auf, sonst hätte ich mir wahrscheinlich Gehirnerschütterung vier und fünf zugezogen. Den Besuch in der Mine zu beschreiben, ist schwierig. Man klettert wirklich durch sehr sehr enge Schächte oder steigt über wackelige Leitern in noch engere Schächte in denen Menschen arbeiten. Zumal ist es in manchen Tunneln unwahrscheinlich warm, bis zu 40 Grad! Auf dem Weg sucht man immer wieder Schutz an der Seite, weil Arbeiter Waggons mit 2 Tonnen Stein zur Abtransportstelle ziehen, einer vorne, zwei hinten, keine technischen Hilfsmittel.

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„Mineros“ bei der Arbeit

Zwischendrin, wenn es einen Schacht hochging und die Wände glitschig waren, weiß ich jetzt gar nicht mehr, wie wir das hochgekommen sind. Beim letzten Schacht sind die Französin und ich dann alleine mit dem Guide gegangen und das war auch wirklich noch einmal eine Steigerung der vorherigen Wege in der Mine. Zunächst mussten wir uns in einen Schacht hineinrutschen lassen, uns dort drehen, über eine Leiter steigen und uns dann zwischen drei Holzstreben in einen noch engeren Schacht durchzwängen. Leider war ich nicht wirklich in der Lage davon Fotos zu machen, nur vom ersten Teil dieses Weges.

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Unser Guide, der durch den Schacht klettert

In einem kleinen Hohlraum haben wir dann vier Jungs getroffen, von denen zwei erst 18 Jahre alt waren und einer erst seinen ersten Monat in der Mine hinter sich hat, der andere schon 4 Jahre. Trotz allem hatten die Jungs aber wohl Spaß, sie haben sich in Quechua mit unserem Guide unterhalten und ich habe ab und zu mal „chicas“ verstanden, also keine Ahnung worüber die sich ausgetauscht haben, aber bei den Arbeitsbedingungen lasse ich den (wahrscheinlichen) Sexismus mal gelten.

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Meine Kamera ist übrigens nicht beschädigt, das ist der Staub auf der Linse

Der Weg zurück war noch schlimmer, weil ich mich dieses Mal unter der untersten Strebe rückwärts durchzwängen musste, meine Klamotten sahen danach auch sehr gut aus. Wie auch meine Kamera und meine Kameratasche, mal ganz abgesehen von meinen Händen… zum Glück haben wir danach Kedda abgeholt und sind wieder aus der Mine raus!

Draußen haben wir erst einmal die Hände gewaschen und uns mit den Holländern ausgetauscht, die draußen auf uns gewartet haben. Mit dem Bus ging es dann zurück zum Klamotten ausziehen, ich denke die Reinigung lässt mich auch zweimal zahlen für den Dreck, den ich ihr da anschleppe. Unsere Guides haben das auf die französische Art gelöst und die Klamotten sauber getreten.

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Wäsche machen auf bolivianisch

Eigentlich hatte ich noch mit dem Gedanken gespielt mir nachmittags ein Kloster in Potosí anzuschauen, aber wir waren uns beide einig, dass nach dieser Erfahrung das Bett gerufen hat. Ausgeruht sind wir dann abends ins 4.060, einem für Bolivien recht stylischen Restaurant in dem wir auch gut gegessen haben inkl. Eisbecher. Am Samstag haben wir dann mal ein wenig ausgeschlafen und nach dem Frühstück unser Zeug gepackt, da wir an diesem Tag um 13.00 Uhr mit dem Bus nach Sucre gefahren sind. Ich korrigiere mich übrigens, es gibt in Potosí ein richtiges Busterminal mit richtigen Büros und Türen usw., da sind wir nämlich abgefahren und nun seit gestern hier im sehr schönen Sucre. Zusammenfassend, ich würde jedem einen Besuch der Minen empfehlen, aber nur wenn man frei von Platzangst ist und auch ansonsten sich nicht wegen allem was passieren könnte Gedanken macht.

Salar de Uyuni: Natur in weiß, rot und grün

Nun waren wir angekommen in Uyuni, unser Hostel La Magia de Uyuni war zwar etwas teurer, nämlich gute 420 Bolivianos für das 2er Zimmer, aber sehr hübsch. Als wir in Uyuni ankamen, wartete schon eine Dame von unserem Touroperator Empexsa auf uns und hat uns freundlicher Weise zum Hostel gefahren, obwohl dieses direkt um die Ecke war. Uyuni hat nämlich ungefähr die Ausmaße von Rurrenabaque. Nach dem Duschen (welch Wohltat) sind wir zunächst einmal los zum Frühstück, bei Minutemen sind wir fündig geworden und konnten für 50 Bolivianos ein recht ordentliches Frühstücksbüffet genießen. Beim Frühstück haben wir dann einen ehemaligen Unternehmensberater kennen gelernt, der mit seiner Frau ebenfalls ein Jahr auf Reise ist, die aber wegen Höhenkrankheit dem Frühstück fern blieb.

Durch unseren Besuch bei Minutemen sowie einem Stopp bei unserem Touroperator haben wir dann eigentlich auch einmal komplett die Stadt durchlaufen, die einen Faible für Statuen hat, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten. In Uyuni schien zwar die Sonne, aber es war dennoch relativ kühl, zum Glück hatten wir in unserem Zimmer aber eine funktionierende Heizung – nur so als Anmerkung, weil es auf den Fotos doch schon sonnig aussieht.

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Kunstwerke in den Straßen Uyunis & Schnitzelparade auf Futtersuche

Zwar hatten wir erst am Samstag einen Bürotag, aber auch an diesem Sonntag haben wir uns mal dem Nichtstun hingegeben, in Uyuni selbst gibt es aber auch nicht wirklich etwas zu sehen, außer dem Uhrenturm:

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Uyunis Sehenswürdigkeit: der Uhrenturm

Weshalb wir unser hübsches Zimmer genossen haben und es nur verlassen haben, um ein italienisches Restaurant mit dem kreativen Namen Restuarante Italiana zu besuchen – in dem es übrigens auch mexikanische Küche gibt. Das Essen war gut, nur das Bier war nicht so lecker, aber dafür ist es das Bier, das aus der höchsten Brauerei der Welt kommt: aus dem Ort Potosi.

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Direkt aus der höchsten Brauerei der Welt – geschmackstechnisch bringt das leider weniger was…

Zu unserer Freude ging unsere 3-tägige Tour durch den Salar de Uyuni am nächsten Tag erst um 10:30 Uhr los, was uns ausschlafen und sogar das Frühstück unseres Hostels in Anspruch nahmen ließ. Das war auch recht ordentlich mit Müsli, Yoghurt, Eiern, Toast, nur warum auch immer bei solchen Büffets kommen im Menschen ja sämtliche Urtriebe hoch und es herrscht ein Kampf bis zur letzten Mandarine. In unserem Fall stach da recht negativ ein älteres israelisches Pärchen aus der Masse, das Toast in Mengen von ca. 6 Scheiben zurück in seine Höhle, ähm Entschuldigung zurück zu seinem Tisch trug…dabei isst man im höheren Alter doch gar nicht mehr so viel, dachte ich? Na gut, wir wurden satt und nach dem Frühstück packten wir mal wieder, langsam werde ich richtig gut und alles hat 1a gepasst. Beim Weg zu unserem Touranbieter habe ich noch schnell Geld geholt und das sogar problemlos und schon hieß es ein wenig warten. Alle Touren starten wohl gegen halb Elf, denn auf einmal war die sonst recht unscheinbare Straße in der sich unsere Agentur befand, voll mit Touristen. Im Jeep waren wir dann zu siebt, unser Guide Enrique, der auch zeitgleich Fahrer und Koch war und vier Franzosen. Welch Freude, zwei der Franzosen konnten kein Englisch, unser Französisch ist auch ausbaufähig, was in den folgenden 3 Tagen zu sehr kreativen Gesprächen geführt hat. Zwei der vier waren ein Paar, Isabelle und Michael, sie sprach Englisch, er Spanisch, weshalb ich mich mit ihm auf Spanisch unterhalten habe, das nenne ich mal Völkerverständigung. Aline sprach auch Englisch und Anna leider nur französisch, weshalb ich mit ihr auch eigentlich gar nicht aktiv kommuniziert habe.

Unser erster Stopp von vielen auf diesem Ausflug war der Cementerio de Trenes, ein Schrottplatz voll mit alten Dampfloks und Güterwaggons. Sehr schlaue Idee, eine Müllhalde in eine Touristenattraktion zu verwandeln. 🙂

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Cementerio de Trenes

Mit dem Jeep ging es dann immer lustig weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit, in Colchani hat uns eine Dame erklärt wie Salz aus der nahe gelegenen Salzwüste abgebaut und verarbeitet wird. Aber auch hier stelle ich mir die Frage, was machen sie mit all dem Salz??? Zumindest mal nicht exportieren, das gesamte Salz wird nur in Bolivien verkauft, was mich doch staunen ließ.

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Das Salz wird übrigens getrocknet, dann durch eine Maschine weiterverarbeitet und anschließend in Plastikbeutel abgefüllt, leider ist der Verdienst am weißen Gold nicht wirklich groß: 50 Kilogramm kosten gerade Mal 2 Bolivianos. Unser Mittagessen haben wir dann im eigentlich verbotenen Hotel Playa Blanca eingenommen. Das Hotel wurde illegal in der Salzwüste errichtet und verschmutzt dieses einzigartige Naturschauspiel. Leider habe ich auch nicht drüber nachgedacht und dort auch noch Schokolade gekauft…aber nur eine Tafel.

Unseren Koch muss ich an dieser Stelle einmal loben, in den 3 Tagen gab es nur einmal Reis. 🙂 Nach dem Mittagessen ging es dann weiter zum ersten Fotoshooting.

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Vor und im verbotenen Hotel Playa Blanca

Die Salzwüste Salar de Uyuni ist die größte der Welt und liegt auf 3.653 Metern Höhe und bedeckt mehr als 12.000 Quadratkilometer. Sie entstand aus einem Salzsee, dem Lago Minchín, als dieser austrocknete blieben verschieden große Pfützen aus Salz bestehen. Weil dort alles weiß ist, fehlt dem menschenlichen Auge der Bezug zur Perspektive und man kann unglaublich lustige Fotos machen, von denen ich hier mal ein paar zeige:

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Auf was für Ideen man so kommt

Der weitere Weg führte uns dann zur Isla Pescado auch bekannt unter dem Namen Isla Incahuasi – das ist Quechua und bedeutet Haus der Inka. Diese Insel ist umgeben von Salz und sieht selbst auch etwas karg aus, da sie größtenteils aus Stein und Kakteen besteht. Man kann auf der Insel auch einen Weg hochlaufen, dafür zahlt man dann 30 Bolivianos Eintritt. Das haben wir natürlich, sportlich wie wir sind getan, nur beim Rückweg sind wir ein wenig querfeldein gelaufen…auf illegalen Wegen haben aber auch wir unseren Jeep wiedergefunden. Was gar nicht so einfach ist, denn die 3-Tagestour verläuft eigentlich bei allen Touranbietern entlang des gleichen Weges, weshalb an jeder Sehenswürdigkeit ca. 30 Jeeps stehen.

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Der Blick von der Isla Pescado – Foto 2 inkl. Jeeps

Die Fahrt durch die Salzwüste war doch schon etwas holprig, denn auch in diesem Jeep gab es hinten zwei billige Plätze, die genau über der Hinterachse lagen und man somit die Gelegenheit hatte sich von der Unebenheit der Strecke genaustens zu überzeugen. Nach einem weiteren Fotoshooting in der Salzwüste, haben wir dann gegen 17.00 Uhr unser Hotel erreicht. Dieses war tatsächlich aus Salz gebaut und ich kann nun nach einer Nacht in diesem berichten, Salz punktet nicht wirklich durch seine beeindruckende Eigenschaft der Wärmeisolation. Abendessen gab es, sehr zu meiner Unzufriedenheit, erst um 20.00 Uhr und bis dahin habe ich mir gefühlt mehrere Körperteile abgefroren. Das Abendessen war aber lecker, es gab ein typisches bolivianisches Gericht, dessen Namen ich grade nicht weiß, aber es besteht aus Pommes, Wurst, Fleisch, Zwiebeln, Paprika, einer Soße und gekochten Eiern – alles in einem Topf. Vielleicht etwas für den nächsten Kochzirkel? 🙂

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Das Salzhotel, unsere Betten & das Abendessen

Eingemummelt in Schlafsack (hatte ich mir ausgeliehen), Schlafsack Inlay und drei Decken sowie bewaffnet mit Mütze und Handschuhen haben wir dann die Nacht verbracht. Mit all diesen Schichten um einen herum, war es auch warm genug und ich habe sehr gut geschlafen, bis am nächsten Morgen um 5:30 Uhr der Wecker klingelte. Zum Frühstück gab es Toast, Dulce de Leche, Marmelade (unnötig zu erwähnen Geschmack Erdbeere), Rührei und Margarine. Leider ohne Teller. 🙁 Als ich unseren Guide darauf ansprach, fand er das wohl keine so angebrachte Frage und hat nur in sich reingenuschelt, morgen gibt’s dann mehr. Ich wollt ja vor allem nen Teller haben! Abgesehen davon war unser Guide wirklich toll und ein sehr amüsanter Zeitgenosse.

Im tiefen Südwesten Boliviens, wo wir uns befanden, ist es vor allem die Landschaft, die beeindruckt und das Hauptziel ist, weshalb man sich auf die mühsame Fahrt hier hin begibt, denn wie bereits erwähnt, die Straßenverhältnisse sind unterirdisch. Aber aus eben dem genannten Grund haben wir immer mal wieder gehalten, um Fotos zu machen, denn wie unser Guide sagte Fotos sind „muy importante!“

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Ohne Worte: Bolivien einfach schön

Auf unserem Weg passierten wir einige Lagunen und die erste war schon einmal ein Highlight, weil dort Flamingos auf Futtersuche waren. Die Vögelchen haben sich auch gar nicht durch uns Touristen stören lassen und ich hatte mich gefreut als ich in Galapagos einen gesehen hatte. 🙂

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Die erste Lagune mit Flamingos

Ich behaupte einfach mal, dass die Flamingos, die wir dort gesehen haben, die seltenen Jamesflamingos waren. Ansonsten findet man in diesem Teil der Erde noch zwei weitere Flamingoarten: die chilenischen und die Anden Flamingos. An diesem hübschen Ort gab es dann auch unser Mittagessen: Flamingo mit Geschmack Hühnchen, Nudeln & Gemüse.

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Es ist angerichtet 🙂 (Bildrechte: Kedda)

Danach ging es weiter zur nächsten Lagune, die gefühlt um die Ecke lag und dort waren, Überraschung: noch mehr Flamingos. 🙂

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Vor unserer Abfahrt hatten sich noch ein paar Vikunjas an die Lagune verirrt

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Noch eine Lagune, noch mehr Flamingos

Quer durch die Natur ging es dann zum nächsten Stopp, die Landschaft hier verändert sich auch ständig, was eine ungeahnte Vielzahl an Fotomotiven entstehen lässt, deshalb hier noooch mehr Bilder.

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Kurz vor Schluss des zweiten Tages haben wir dann noch zwei beeindruckende Dinge gesehen, zuerst einmal den Árbol de Piedra – der Baum aus Stein. Eine sehr interessante Felsformation, die wie der Name schon sagt, das Aussehen eines Baumes hat. Unsere Tour war ja anfangs etwas gefährdet, weil es in diesem Teil Boliviens geschneit hatte, die Überreste davon ließen sich auch je tiefer wir in den Süden fuhren merklich erkennen. Uns wurde dann auch klar, warum wir ein paar Tage früher gewisse Pässe hätten nicht passieren können, selbst mit Jeep nicht.

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Árbol de Piedra & die dazugehörige Landschaft

Dort um die Ecke des Baumes hatte sich doch jemand erdreistet und in die Wüste „FC BAYERN“ geschrieben…Leute gibts…hätte ja wenigstens die Eintracht sein können….

Das nächste Highlight war dann auch das letzte für diesen Tag die Laguna Colorada – eine rot eingefärbte Lagune. Die Färbung der Lagune hat leider einen sehr traurigen Grund, in ihr lebt ein Mikroorganismus, der die Flamingos massenweise dahinrafft. Sie verenden elendig in der Lagune und durch ihre rosa Federn färbt sich die Lagune rot. Deshalb sollte man sich beeilen diese Attraktion zu bestauenen, denn bald gibt es dort keine Flamingos mehr.

Nein Quatsch. 🙂 In der Lagune ist wirklich irgendwas, ein Mineral meine ich, das in Verbindung mit der Sonne das Planton rot färbt und dadurch entsteht diese Färbung, den Flamingos geht es ganz prima dort.

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La Laguna Colorada

Nach der Lagune durften wir auch endlich die 150 Bolivianos Nationalparkgebühr entrichten, natürlich auch wieder mit Angabe unserer Nummer des Reisepasses, wozu auch immer diese gebraucht wird. Weitere 15 Minuten später waren wir schon im Hostel Las Rocas angekommen und dieses unterschied sich jetzt nicht groß von unserer ersten Übernachtungsmöglichkeit. Aber auch hier wurde es ganz schön kalt, und nach dem Abendessen (Spaghetti mit Tomatensoße) hat unser Guide eine wahre Welle der Begeisterung ausgelöst. Als einzige Gruppe bekamen wir Wärmflaschen und die hat mir wirklich das Leben gerettet. Wie ein kleiner Wurm lag ich nachts in meinem Schlafsack + Inlay und hatte mich total verhedert, weshalb ich nachts den Schlafsack aufmachen musste und die Wärmflasche mich dann über den Rest der Nacht gut weitergewärmt hat.

Am nächsten Tag hieß es noch früher aufstehen: 4:30 Uhr fand der Weckruf statt und es gab Pancakes zum Frühstück – wieder ohne Teller, aber dafür Yoghurt und FruitLoops (die ich ja total unnötig finde). Wir machten uns so früh auf den Weg, weil wir die Geysirbecken Sol de Mañana besuchen wollten und diese morgens wohl am aktivsten sind. Der Weg dorthin hat dann noch einmal aufgezeigt, wie sehr es vorher geschneit haben musste, denn die Straße war rechts und links gesäumt von Schneewänden.

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Geysirbecken Sol de Mañana & der Weg dorthin

Anschließend sind wir dann noch weiter Richtung Chile gefahren – bis zur Grenze fehlten auch nur noch 25 Kilometer, um die Laguna Verde, also die grüne Lagune zu besuchen. Allerdings ist diese im Winter jetzt nicht so richtig grün, deswegen haben wir sie uns halt mal in Blau angeschaut.

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Laguna Verde

Fast vergass ich ja, vor der grünen Lagune hatten wir noch die Möglichkeit die Aguas Calientes zu besuchen, heiße Quellen am Wegesrand. Wir hatten am frühen Morgen aber sicherlich um die Minus 10 Grad und ich hatte auch gar keine Schwimmsachen dabei, weshalb ich auf diese Erfahrung verzichtet habe.

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Bei Aguas Calientes

Auf unserem ca. 400 Kilometer langem Rückweg nach Uyuni habe ich dann die meiste Zeit versucht zu schlafen, das Gerüttel im Jeep wirkt aber auch irgendwann einschläfernd. Wenn wir gehalten haben, konnte ich mich aber auch überwinden und habe für eins zwei Fotos noch einmal das motorenbetriebene Gefährt verlassen.

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Als wir zum Mittagessen in einen kleinen Kiosk eingekehrt sind, grasten davor drei Lamas, das eine ist auf dem oberen Foto zu sehen -hübsch der Ohrenschmuck, oder? Zum Mittagessen gab es dann Feind mit Mais, Champignons und Thunfisch. Simpel, aber hat mich definitiv glücklich gemacht. Ach ja, Reis gab es noch dazu, wie konnte ich den vergessen..

Die allerletzte Sehenswürdigkeit war dann eine Ansammlung kurioser Felsformationen, ich sehe im folgenden Bild ja einen Dinosaurier, der einen Vogel anschreit…

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Wir hatten ab diesem Punkt noch ca. eine Stunde bis zur neugegründeten Gemeinde San Cristobal zu bewältigen und hatten dann noch einmal 1,5 Stunden vor uns. Insgesamt waren wir ab morgens um 5:30 Uhr bis ziemlich genau um 17:00 Uhr unterwegs. Respekt an unseren Fahrer muss ich an dieser Stelle mal sagen, der auch nie (merkbar) die Orientierung verloren hat. In Uyuni angekommen hatten wir uns mit den Franzosen noch schnell für das Abendessen verabredet. Blöd nur, dass die Dame aus der Agentur meinte, dass unser 21 Uhr Bus nach Potosi um 19 Uhr fahren würde. Wir meinten dann, dass wir bitte den um 21 Uhr nehmen möchten, daraufhin erklärte sie, dass um 21 Uhr nur ein Bus nach Sucre fährt – grrrr. Was blieb uns anderes übrig, haben wir den früheren Bus genommen, was im Nachhinein sogar ganz nett war. Nur mussten wir ja den Franzosen Bescheid geben, dass wir am Essen nicht teilnehmen könnten und sind ein wenig planlos durch Uyuni gelaufen bis sie uns tatsächlich wieder über den Weg gelaufen sind und wir uns verabschieden und leider auch absagen konnten. Bei einem kleinen Restaurant haben wir dann Falafel mit Pommes gegessen. Die Falafel war wirklich gut, aber die Pommes…ernsthaft, das waren wohl die schlechtesten bisher in meinem Leben. Wir hatten vorher schon das verdächtige Geräusch der Mikrowelle vernommen und dann wussten wir es, da waren unsere Pommes drin. Wer schon einmal Pommes in der Mikrowelle hatte, weiß, dass diese die Konsistenz von Backsteinen annehmen. Aber gut, danach sind wir direkt zum Busbahnhof, unser Ticket für die Plätze 1 und 2 hatten wir ja schon. Da saßen wir dann friedlich bis auf einmal eine Französin kam und Platz Nummer Eins für sich beanspruchen wollte, das stand auch so auf ihrem Ticket. Ich bin dann in das Büro der Busgesellschaft und bat um Aufklärung – tja, wer lesen kann, ist doch meist im Vorteil, die Französin hatten Platz Nummer Eins, aber bei einer anderen Busgesellschaft. Das habe ich ihr dann erklärt, nachdem ich natürlich bei den Bolivianern im Büro als komplett bescheuert da stand, sie sagte daraufhin schnell danke und weg war sie…ts. Unsere Busfahrt dauerte vier Stunden und unser Busfahrer dachte wohl, er müsste einen neuen Geschwindigkeitsrekord brechen und hat sich durch aufdringliches Hupen Platz auf der Straße verschafft.

Nun hatte ich mit unserem Hostal Eucalyptus einen Abholservice vom Busterminal in Potosi vereinbart. Das war schon schwer genug per E-Mail, ich hatte eigentlich recht deutlich geschrieben, dass wir am 31. Juli um 21 Uhr losfahren und am 01. August gegen 1 Uhr ankommen. Als Antwort bekam ich dann zurück, ja super, dann seid ihr sicherlich am 30. Juli um 20.00 Uhr hier ????? Hä? Meine Antwort erklärte dann noch einmal, nein wir kommen am 01. August morgens an, ich melde mich, sobald ich die Buscompany weiß. Als wir dann bei unserem Touroperator auf den Start des Ausfluges warteten, durfte ich freundlicher Weise im Hostel anrufen und habe versucht die fehlenden Daten durchzugeben. Leider hatte das Mädel keine Ahnung worum es ging und ehrlich gesagt, ich hätte mich gewundert, wenn das mit dem Pickup-Service funktioniert hätte. Nun musste ich ja noch einmal anrufen, um zu erklären, dass wir am 31. August um 23 Uhr ankommen, weil wir einen früheren Bus nehmen. Mit der Dame, die dieses Mal am Telefon war, war ich mir doch recht einig was unsere Ankunftszeit anging und ich war guter Dinge bis sie am Schluss meinte, gut dann bis zum nächsten Morgen. Wir dachten uns schon, okay, das hat nicht funktioniert und so war es auch, aber wir hatten einen sehr netten Taxifahrer, der uns vom Busterminal (das eine Tankstelle ist) zum Hostel gefahren hat. Endlich schlafen in einem richtigen Bett, nicht auf Salz – ein Traum. 🙂

Rurrenabaque: mit Piranhas schwimmen und Delfine angeln

Zum Glück hatten wir uns für den nächsten Tag für einen Fiug um 14:00 Uhr nach Rurrenabaque entschieden, denn so konnten wir in Ruhe ausschlafen, Pancakes (mit Nutella :)) essen und packen. Dabei habe ich sogar eins zwei Sachen wiedergefunden, die ich gesucht hatte, dafür suche ich jetzt wieder meinen neuen Schal…ernsthaft, ich habe das Gefühl je mehr ich versuche die Dinge bei mir zubehalten, um so eher verstecken sie sich vor mir. (Nachtrag: er hat sich mittlerweile wieder auffinden lassen.) Mit dem Taxi ging es dann zum Flughafen El Alto in La Paz. Eigentlich sollte die Fahrt eine Stunde dauern, aber wir waren dann doch schon nach noch nicht einmal 20 Minuten dort. Das war aber gar nicht schlimm, denn so konnten wir länger das unwahrscheinlich schnelle Internet am Flughafen nutzen.

Nach dem Einchecken und der Gepäckausgabe haben wir dann – ja, was haben wir dann? Erstmal die Flughafensteuer bezahlt, es ist ein wahrer Traum, gut in Deutschland gibt es die Vergnügungssteuer und 15 Bolivianos für Inlandsflüge sind ja noch zu verkraften. Verlässt man das Land allerdings sind es 167 Bolivianos. Bei Subway haben wir uns dann zum Mittagessen erstmal gestärkt und es ist schon schön zu sehen wie Systemgastronomie in Südamerika funktioniert. Interessant war nämlich, dass die Preise, die ausgeschildert waren nicht mehr stimmten und wir beide jeweils einen Boliviano mehr bezahlt haben. Da haben wir uns jetzt nicht beschwert, aber man würde ja eigentlich erwarten, dass zumindest die Preise korrekt angegeben werden…

Der Sicherheitscheck verlief ohne Probleme und wir waren pünktlich zum Boarding am Gate, das sollte um 13:30 Uhr sein.Ich glaube, ich habe aber noch nie erlebt, dass das Boarding um diese Uhrzeit jemals stattgefunden hat. Auch dieses Mal startete die Crew das Boarding zu der Uhrzeit als unser Flug eigentlich schon abgeflogen sein sollte. Als Snack gab es im Flugzeug dann einen Apfelsaft und nach 45 Minuten waren wir auch schon in Rurrenabaque.

In Rurrenabaque gibt es nicht wirklich viel außer dem Tourismus und das merkt man der kleinen Stadt auch an. Es gibt mehrere Bars und Restaurants, aber ansonsten passiert dort wohl nicht allzu spektakuläres. Unsere Landung in Rurrenabaque allerdings die war schon ein wenig außergewöhnlich, denn als wir aus der kleinen Maschine ausgestiegen sind, standen schon die Passagiere für den nächsten Flug auf dem Rollfeld und warteten das Flugzeug betreten zu dürfen.

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Noch sind wir am Aussteigen

Mit dem Bus ging es dann zum Büro unserer Fluggesellschaft amaszonas. Und dann kam echt der Hammer, dieser Transport kostete nochmal 10 Bolivianos! Ernsthaft, das sollte mal einer bei uns versuchen, da haben wir auch extra nicht gracias gesagt als wir bezahlt haben und das Ticket für den Transport bekommen haben. Vom Büro aus konnten wir dann zu unserem Hostel El Corichal laufen. Rurrenabaque ist wirklich klein, wir waren fast am Ende der Stadt als wir unser Hostel gefunden haben. Normaler Weise herrschen hier ja tropische Temperaturen, leider hatten wir Pech mit dem Wetter und es war kalt und nass. So sah unser Hostel dann leider auch aus, wenn die Sonne scheint, ist es hier aber bestimmt nett. Wir dachten ja, wir gönnen uns mal was und haben ein Doppelzimmer mit Gartenblick gebucht…ja das war dann der Gartenblick:

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Beschreibung Booking.com: Zimmer mit Gartenblick

Abends sind wir dann los um etwas essbares zu suchen und haben in einem ganz kleinen Imbiss Halt gemacht, weil mich schon seit Tagen das frittierte Hühnchen angelacht hat, das hier an jeder Straßenecke verkauft wird. Normaler Weise kommt das Hühnchen zusammen mit Pommes und Reis, da war die Frau komplett aus dem Konzept gebracht als ich nur Huhn und Pommes wollte und Kedda Pommes und eine Empanada. Das Ganze hat uns zusammen 24,50 Bolivianos gekostet, also ca. 3 €. Das nennt man mal ein günstiges Abendessen. 🙂

Am nächsten Tag ging es dann auf zum Büro unseres Tourveranstalters FluvialTours, auch dort konnten wir ganz einfach hinlaufen. Und nebenan der Traum: eine französische Bäckerei. Jetzt wo ich alles aufgegessen habe, bin ich traurig, dass ich nicht das ganze Sortiment der Bäckerei gekauft habe, denn es war soooo lecker!!!! Ich hoffe inständig, dass die auf haben, wenn wir aus der Pampa zurück sind. Nach einigem Warten ging es dann im Jeep los zur ca. 3stündigen Fahrt nach Santa Rosa. Die Straße war auch ein Traum, wir waren nun einmal in der Pampa und es ging auf einer dreckigen Matschstraße einfach gerade aus, über den Matsch sollten wir noch froh gewesen sein, wie sich später heraus stellte. Unser Mittagessen in einem an der Straße gelegenen Dorf ist eine kleine Erwähnung wert, denn es sah so aus:

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Südamerikanische Küche – eigentlich ohne Worte

Die vegetarische Variante bestand aus den selben Ingredienzien, aber ohne Soße, dafür einem Tomatensalat, leider mag die total sympathische Nicky aus England keine Tomaten. 🙂 Hach ja…
In Santa Rosa angekommen warteten wir auf unser nächstes Transportmittel: kleine motorbetriebene Kanus. Mit diesem sind wir dann zwei Stunden den Fluß Beni (glaub ich) hochgefahren und konnten dabei schon einige Tierchen beobachten.

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Eindrücke vom ersten Tag

Kaimane dort zu sehen, ist wirklich keine Seltenheit, die kleinen Kaltblüter liegen dort ständig in der Sonne herum. Wo genau jetzt der Unterschied ist zwischen einem Alligator und einem Kaiman – ich weiß es nicht. 🙂 Unser Guide zumindest hat die Tiere, die ganze Zeit verwechselt, was wahrscheinlich auch an seinen geringen aktiven Englischkenntnissen lag. Ich weiß aber nun (dank Wikipedia), dass Kaimane nur in Südamerika vorkommen. Die Bootsfahrt war toll, allerdings auch sehr kalt und wir saßen mit mehreren Schichten Klamotten auf unseren einklappbaren Stühlen. Unser Camp kann man der Klasse Basic zuordnen, was aber okay ist und wir vorher auch schon wussten.

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Unser Camp

In unserer Gruppe waren wir übrigens zu acht: zwei Chilenen, Steffi aus Jena, Nicky aus England und ein Halbbolivianer/Halbargentinier mit seiner isländischen Freundin, die meiner Meinung nach nicht allzu helle war, denn sie fragte zwischen durch, ob denn in der Pampa auch Giraffen und Gorillas leben würden – lasse ich einfach mal so stehen. Gudrun, das war ihr Name, war uns aber allen, behaupte ich einfach mal, nicht allzu sehr sympathisch. Unser Abendessen bestand dann aus Spaghetti Bolognaise, Pommes und Salat. Das hieß dann für Nicky wieder trockene Nudeln aber mit trockenen Pommes, Vegetarier sein macht hier einfach keine Freude. Um uns anschließend den Sonnenuntergang anzuschauen, sind wir noch mal zu einem anderen Camp gefahren. Dort haben wir uns dann sehr nett mit zwei Schweizern und zwei Irinnen unterhalten bei einem kostengünstigen Bier (15 Bolivianos). Ich bin nach unseren Ausflügen immer direkt in die Heia, es war natürlich mal wieder total früh, aber es war stockdunkel und kalt. Gelesen habe ich aber noch, zu meiner Verteidigung.

Der nächste Tag war leider überschattet von einem weniger schönen Ereignis, denn es ging los zum Anaconda suchen. Nicht die riesengroßen, sondern eine kleine Art und dafür sind wir wortwörtlich mit Gummistiefeln durch die Pampa gestapft.

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Einmal Pampa, bitte!

Wir waren aber nicht die einzige Gruppe, die mit diesem Ziel unterwegs war und eine der anderen Gruppen hat schon nach 10 Minuten eine Anaconda gefunden und die tat mir wirklich leid. Alle Touristen standen um sie rum und entgegen allen Regeln wurde das Reptil angefasst und wie eine Trophäe in die Kamera gehalten. Ernsthaft das war widerlich, wir haben davon auch keine Fotos gemacht und als ich später gehört habe, dass einer der anderen Touristen gebissen wurde, fand ich das nur gerecht. Ich werde nach diesem Blogeintrag auch noch eine Mail an unseren Reiseveranstalter schreiben, eigentlich wird er im Lonely Planet empfohlen, aber das ging gar nicht. Danach war unser Guide super ehrgeizig eine weitere Schlange zu finden, aber selbst wenn ich eine entdeckt hätte, hätte ich ihr nur gesagt, dass sie sich ganz schnell ein neues Versteck suchen soll… im Camp wieder angekommen, war Freizeit angesagt, was schon sehr nett ist, direkt am Fluß und man sieht die unterschiedlichsten Tiere & Vögel vorbeiziehen. Auch die pinken Delfine haben dort ihre Runden gedreht und wir hatten Affen im Camp. 🙂 Unsere Kleidung, zumindest meine war dann durch den kleinen Ausflug doch etwas in Mitleidenschaft gezogen worden.

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Herr Nilsson 🙂

Das Mittagessen war dann eine Ladung an Vitaminen, es gab grünen Salat, rote Beete Salat mit Kartoffeln, Blumenkohl & Brokkoli, Bohnen mit Kartotten und noch einmal klein gemischt Brokkoli, Bohnen, Blumenkohl und Karotten. Keine Ahnung, was da los war, aber war eine nette Abwechslung, dazu natürlich Hühnchen und Reis. Unser Nachmittagsprogramm enthielt dann das Highlight mit pinken Delfinen schwimmen. Dafür sind wir auf dem Fluß hin und her gefahren und haben auch immer wieder Delfine gesehen, leider nicht in allzu großen Gruppen, eher vereinzelt. Ich gestehe auch, mir war das Wasser zu kalt und weil da keine Schar Delfine im kalten Wasser war, bin ich auch an Boot geblieben. Andere Gruppen haben uns allerdings abends beim Sonnenuntergang erzählt, dass bei ihnen Delfine ganz nah kamen, die sind ja schon recht neugierig. Wir hatten da weniger Glück, aber wir haben sie gesehen und nach der Anaconda Geschichte vom Morgen, fand ich das so auch viel besser. Danach stand Piranha Angeln auf dem Programm, da habe ich allerdings auch nicht mitgemacht, weil ich keinen Fisch fangen will, nur um ihn anschließend wieder in das Wasser zu werfen. Unser Guide hat zwei Katzenfische gefangen, die da jämmerlich blutend am Haken hingen bis er sie dann mal zurück geworfen hat und Piranhas schmecken wohl noch nicht mal. Hätte man sie essen können, dann hätte ich mich angeschlossen, aber so nee danke. Kedda hat die kleinen aber auch nur gefüttert. 🙂 Sie hat das Fleisch einfach am Haken hängen lassen und unser Guide meinte mehrmals sie müsse dann kräftig ziehen, wenn sich die Schnur spannt, aber ihr war wohl das Füttern lieber. Steffi hat aber einen ziemlich großen gefangen, was die Jungs in unserer Gruppe total geärgert hat, muss was mit dem männlichen Ego zu tun haben. Wir mussten dann aber weiter, um uns wie schon erwähnt, wieder den Sonnenuntergang anzuschauen. Also, was heißt musste, das war total schön und dieses Mal war das Wetter auch besser, wir näherten uns an diesem Tag nämlich deutlich der 30 Grad Grenze.

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Eindrücke vom zweiten Tag

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Fisch gefangen & Sonnenuntergang

Mit den Irinnen, die ebenfalls zum Sonnenuntergang schauen da waren, haben wir uns dann auch gleich für den nächsten Tag in Rurrenabaque verabredet, denn wir alle blieben noch eine Nacht länger, um am Samstag früh unseren Flug zu bekommen. Vorher stand aber noch ein Tag Pampas auf dem Programm an dem wir um 6.00 Uhr abfahrtbereit sein mussten, um uns dieses Mal den Sonnenaufgang anzuschauen.

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Zur Abwechslung: Sonnenaufgang

Dort haben wir uns dann nett mit zwei weiteren Deutschen unterhalten, die in einem SOS Kinderdorf für ein Jahr gearbeitet haben. Mit ihr hatte ich ein gutes Gespräch über die bolivianische Küche und sie meinte, es wäre ja schon bezeichnend, dass man hier nicht vor dem Essen guten Appetit wünscht, sondern einfach nach dem Essen provecho und dass es den Bolivianern einfach um das satt werden ginge, weniger um Genuss. Ich kann mich dieser Meinung ja nur anschließen, den Eindruck hatte ich auch. Nach dem Frühstück sind wir dann wieder mit dem Boot los (Frühstück: Pancakes, frittierte Kringel, Käsempanadas sowie Marmelade), um uns der Flora und Fauna in der Pampa zu widmen, war ich heilfroh, dass ich einen dicken Pullover, lange Hosen und meine Regenjacke anhatte. Durch die ansteigenden Temperaturen waren auch Moskitos wieder ein Thema. Wir haben keine Malariatabletten genommen, da Malaria in Rurrenabaque nicht gängig ist und unsere Agentur hat dies auch strikt verneint, zumal haben diese Tabletten ja keine geringen Nebenwirkungen. Die Viecher waren im trockenen Waldteil der Pampa dann aber überall, meine Güte, der Chilene mit kurzen Hosen wird wohl ein Schmankerl für sie gewesen sein. Andauernd hat einer jemand anderem irgendwo einen Schlag hinversetzt, um einen Moskito zu vertreiben, lustig wenn sich Menschen dann auch noch dafür bedanken, dass sie geschlagen werden. :O Unser Guide hat uns dann durch die Pampa geführt und uns verschiedene Dinge erklärt, darunter z.B. auch Feuerameisen, die einen Baum bewohnten. In Bolivien werden diese übrigens für Auftragsmorde eingesetzt, Menschen auf die ein Kopfgeld steht, werden an einen solchen Baum gebunden und innerhalb einer Stunde ist man durch die Säure der Ameisen tot – nettes Land.

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Eindrücke vom 3. Tag

Nach dem frühen Mittagessen, Reis, Gulasch und Salat, ging es dann mit dem Boot wieder zurück nach Santa Rosa. Ich bin ja kein Freund des frühen Aufstehens und somit bin ich dann auf dem Boot eingeschlafen, was ich nicht zu meinen bequemsten Schlaforten zählen würde. Danach mussten wir natürlich auch wieder die 3 Stunden mit dem Auto zurück nach Rurrenabaque. Ein gutes hat ja das südamerikanische Männerverhalten, sie sind meistens höflich und somit konnte ich wieder ganz vorne neben dem Fahrer sitzen und Kedda auf der Bank hinter mir, vier Leute mussten im Auto nämlich sehr beengt ganz hinten auf Bänken an der Längsseite des Autos sitzen, was auf der Schotterpiste bestimmt kein Spaß war. Die Chilenen saßen aber ganz gentlemanlike durchgängig auf den billigen Plätzen. Nun war es ja die letzten Tage wieder sehr heiß und somit auch trocken. Dies hatte zur Folge das die Straße durch voranfahrende Laster und Busse teilweise von meterhohen Staubwolken überdeckt war, mein Job war dann das rechtzeitige Schließen und wieder Öffnen des Fensters. Unsere Rucksäcke, die auf dem Dach des Wagens waren, nur mit einer Plane darüber, waren so was von staubig! Schön war auch der Teil der Strecke als eine Kuhherde uns entgegen kam:

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Gegenverkehr

Ich kann aber alle beruhigen, keiner Kuh ist zu Schaden gekommen. Angekommen in Rurrenabaque tratt dann der worse case ein: die französische Bäckerei hatte zu! 🙁 Dafür haben wir dann von einem Herren Cola angedreht bekommen und einen Flyer mit freien Caipis für die Luna Bar – wie praktisch, da waren wir eh mit den anderen verabredet. Im Hostel angekommen, war dann Duschen eine Wohltat. Steffi hatte sich uns angeschlossen und spontan ein Bett im Dorm unseres Hostels gebucht. Sie hat sich vor unserer Tür dann mit Valerie unterhalten, die aus Köln kam und einen unwahrscheinlichen Hang zum Sparen hatte. Zufälliger Weise waren in diesem Hostel auch zwei Jungs abgestiegen, die wir aus der Küche von unserem Hostel in La Paz kannten und so standen wir dann alle irgendwann draußen und haben uns unterhalten. Ruuid, ein Holländer hat sich noch zu uns gesellt und er sowie Valerie sind dann auch mit in die Luna Bar gekommen. Das war ein cooler Abend, wir hatten unsere freien Drinks, was zu Essen und haben noch den ein oder anderen Cocktail probiert.

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In der Bar lief auch richtig gute Musik, die ich noch nicht mal in Bars in Deutschland gehört habe, sehr nett. Nur mussten Steffi, Kedda und ich am nächsten Tag (mal wieder) früh raus, unser Flieger ging um 7:10 Uhr und wir mussten uns um 6:00 Uhr am amaszonas Büro einfinden…grummel. Haben wir aber getan, unsere 10 Bolivianos für den Transport bezahlt und sind an einem unwahrscheinlich kleinen Flughafen gelandet. Das Gepäck wird dort auch nicht durchleuchtet, aber man bezahlt wieder die Flughafensteuer. Anschließend läuft man dann durch das Rollfeld und besteigt die wirklich sehr kleine Maschine. Auf jeder Seite war nur ein Platz und insgesamt konnten in diesem Flieger 21 Passagiere unterkommen.

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Alles ein wenig kleiner als in Frankfurt…

Der Flug war aber ohne Vorkommnisse und danach sind wir 3 erst mal am Flughafen von La Paz frühstücken gegangen. Das war auch schon wieder fast ein Erlebnis für sich, Kedda und ich, wir wollten beide ein Amerikanisches Frühstück. Das gab es aber nicht, weil sich das nicht in das System eingeben lässt, also haben wir fast alle Bestandteile des Frühstücks dann einzeln bestellt…obwohl der Kellner vorher meinte das ginge auch nicht, geschäftstüchtig kenne ich anders. Aber gut, Frühstück war lecker und nachdem wir Steffi verabschiedet hatten, die länger in La Paz blieb, haben wir uns bei Subway häuslich eingerichtet und einen Bürotag eingelegt. Ich konnte über 400 Bilder in meine Dropbox uploaden, Bankgeschäfte erledigen und noch vieles mehr, so haben wir dort bis 15:00 Uhr unseren Tag verbracht und sind anschließend zurück zu unserem Hostel wo unser Gepäck noch stand. Wir konnten vorher schon bei Subway live im Fernsehen verfolgen, dass eine große Veranstaltung in La Paz durch die Straßen zieht. 10.000 Menschen haben dort gefeiert und dies hatte zur Folge, dass unser Taxifahrer uns dann kurz vor unserem Hostel auf der Hauptstraße rausgeschmissen hat und wir den Rest laufen durften – neben der Parade, durch die Essensstände, durch die Parade, neben Essensständen. Da war was los auf der Straße:

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Eines der 3 P in La Paz

Im Hostel haben wir dann erstmal neu gepackt, ich hatte meine Wäsche zurück von der Death Road, die musste irgendwie in den Rucksack, hat aber alles gepasst.

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Wahre Kreativität findet sich im Chaos wieder

Dank dieser Tanzveranstaltung direkt vor unserem Hostel sind wir zum Busterminal gelaufen, es war auch nicht weit weg, aber bergauf – mit 16 Kilogramm auf dem Rücken nicht wirklich eine nette Angelegenheit.

Eine nette Geschichte noch: am Flughafen hatten wir Postkarten gekauft, nur leider war die Dame, die auch Briefmarken verkaufte, ab 12 Uhr nicht mehr auffindbar, weshalb wir briefmarkenlos zum Busterminal sind. Dort habe ich dann eine kleine Postfiliale erspäht, nur leider waren die schon am schließen. Mein trauriger Blick muss aber geholfen haben, denn die kleine Oma hinter dem Schalter hat sich dann doch erbarmt mir 6 Briefmarken für 54 Bolivianos zu verkaufen, hochoffiziell mit Quittung auf die ich meinen Namen schreiben musste. Nun wollte ich ihr einfach 60 Bolivianos da lassen, weil sie ja so nett war länger aufzuhaben. Sie meinte aber „cambio, cambio“ (Wechselgeld) und meinte, ob ich nicht noch vier Bolivianos klein hätte. Die habe ich ihr dann auch noch gegeben und schon hat sie sich umgedreht – fragende Blicke meinerseits. Als ich sie dann fragte, was mit meinen 10 Bolivianos wäre, meinte sie, ach sie dachte, die wären für sie gewesen. Ich habe ihr dann 5 gegeben und wir waren beide glücklich, ich habe also meine erste offizielle Postbeamte bestochen – nettes Land.

Auf unseren Bus durften wir dann warten, der Busbahnhof von La Paz wurde übrigens vom Herrn Eiffel konstruiert, der der den kleinen Turm in Paris verbrochen hat. Vor unserer Wartebank stand eine Dame, die mit sehr langezogenem „e“ immer „Potosi – Sucreeeeeee“ gerufen hat, um Fahrgäste für diese Ziele anzuwerben. Die Frau hat mich so genervt, ich war kurz davor was zu werfen. Unser Bus sollte um 19:00 Uhr fahren, aber erst gegen diese Uhrzeit ging es überhaupt los zum Bus, der leider nicht so aussah wie auf dem Flyer. Dafür war er billig, umgerechnet ca. 13 Euro für eine 12-stündige Übernachtfahrt. Schlafen im Bus ist nicht wirklich erholsam, wie ich wiederholt feststellen musste, außerdem gab es kein Abendessen, weil es am Bahnhof nur Dinge zu kaufen gab, die ich mir einfach nicht vorstellen konnte zu essen. Aber gut, wir sind mittlerweile in unserem Ziel Uyuni angekommen und welch Freude wir können trotz Schnee fast alles sehen was auf unserer Tour geplant ist, nur ein Geysir fällt wohl weg.

Death Road: die gefährlichste Straße der Welt

Ich hatte es ja schon im letzten Bericht angekündigt, wir hatten an diesem Tag etwas wichtiges vor, nämlich die gefährlichste Straße der Welt, auch bekannt als Death Road mit dem Radl zu befahren. Diese Tour macht, glaube ich, jeder der mal in La Paz gewesen ist und schon im Hostel waren große Werbeposter für diesen Trip zu sehen. Nun wurde mir die Agentur Gravitiy Assisted Mountain Biking empfohlen und sie stand sowohl in Keddas wie meinem Reiseführer, diese Prominenz kostet natürlich auch und so haben wir für den Tagesausflug 750 Bolivianos (also gut 80 €) bezahlt. Dennoch die Straße ist echt nicht ohne und da wollten wir als verantwortungsbewusste junge Erwachsene natürlich nicht am falschen Ende sparen…hüstel.

Das gefährliche an der Straße ist zum einen ihre Breite – es gibt Stellen an denen sie nur 3,20 Meter Breite misst – und das sie an wirklich steilen bis zu 600 Meter tiefen Felswänden vorbeiführt. Abgesperrt ist dort, wie wir jetzt aus eigener Erfahrung wissen, eigentlich nichts. Zudem ist sie wirklich eine ganz normale öffentlich genutzte Fernverkehrsstraße, d.h. sie wird von LKWs, Bussen und normalen Autos befahren. Mein Reiseführer behauptet zwar, dass seit dem Bau einer neuen Verbindungsstraße zwischen La Cumbre und Coroico der Verkehr auf der alten Straße fast nur noch aus Radfahrern und den dazugehörigen Safety Cars (sprich alten Nissan Bussen) besteht, aber das haben wir jetzt nicht so empfunden, aber dazu dann später mehr. <- Spannungsbogen aufgebaut!

Um 7:30 Uhr war Treffpunkt am Cafe Alexander in La Paz, lustiger Weise hatten Tanja und Pria aus unserem Dorm ebenfalls die gleiche Tour für den selben Tag bei der selben Agentur gebucht und so konnten wir uns ein Taxi teilen. Dort angekommen, hat uns unser äußerst motiviert (keine Ironie) Guide Steve begrüßt, geborener Australier, in Neuseeland aufgewachsen und so war er auch. 🙂 Dreadlooks und eigentlich viel zu cool für diese Welt, aber passionierter Radfahrer, das muss man ihm lassen. Unschön war allerdings, dass Kedda und ich nicht auf seiner Liste standen. Leider habe ich vor unserer Reise vergessen den Schlumpf von Rezeptionisten dafür zur Schnecke zu machen…aber das Ganze war kein Drama und wir durften trotzdem mit. Wir hatten ja auch schon bezahlt und hatten vorschriftsmäßig unseren Voucher mit unseren Buchungsnummern dabei. Mit dem Bus ging es dann am Büro der Agentur vorbei, um unsere zwei Fahrräder noch aufzuladen und unser Equipment beizuschaffen. Ca. 1,5 Stunden sind wir dann auf 4.700 Höhenmeter gefahren worden und da oben war es dann doch recht frisch. Ich hatte ein Longsleeve, eine dünne Jacke, meinen Fleece und die Regenjacke an, zum Glück auch noch meinen Schal. Dann haben alle nach und nach Helm, Handschuhe und schickes orangenes Jäckchen ausgehändigt bekommen und natürlich nicht zu vergessen die Fahrräder.

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Startpunkt

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Ich: total motiviert

Im Halbkreis hat sich die Gruppe dann vor unserem Guide formatiert und er hat uns die Basics zum Befahren der Straße erklärt. Er war schon wirklich lustig, das ist schwer im Nachhinein zu beschreiben, aber mit seinem australisch-neuseeländischen Slang hat die Gruppe in manchmal halt auch einfach nicht verstanden. Wir waren insgesamt 11 Leute, eine Holländerin, ein Belgier, zwei französisch Kanadier (Paar), ein französischer Schweizer, zwei Iren (Paar) und wir vier Mädels. Insgesamt war das eine echt nette Gruppe. Nach den einführenden Worten Steves folgte anschließend das Ritual zur Ehren Pachamamas. Steve holte eine kleine Flasche heraus, taufte sein Rad, goß ein paar Tropfen auf die Erde und trank einen Schluck, das musste dann rundum jeder machen. Ich dachte ja das wäre Wasser, nein es war Schnaps…schön so morgens um Neun Uhr….brrrr.

Danach ging es endlich los und wir fuhren ca. 63 km nur bergab, was eine Freude! 🙂 Vor allem war dieser Teil der Straße komplett neu geteert und ohne Probleme zu befahren und man hatte eine super Aussicht auf den Teil der Straße, der noch kommt.

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Wie bei sämtlichen Dingen auf diesem Kontinent wurde dann ab dem richtigen Beginn der Death Road in Unduavi eine Gebühr von 25 Bolivianos pro Person fällig. Dafür habe ich als Gegenleistung einen echt tollen Flyer bekommen, der den Weg der Death Road aufzeigt…(<- Ironie) Mit dem Bus ging es dann noch einmal 10 Min. bergauf, das finde ich eine super Sache, das, sobald es unbequem wird, man gefahren wird, das hätte bei allen anderen Touren auch mal so sein können! Unser Guide hat uns wirklich immer sehr gewissenhaft den kommenden Teil der Straße erklärt, worauf wir achten sollen, wie wir das Rad lenken sollen und vor allem dass wir nicht übermütig werden sollen. Um dem Ganzen noch die Krönung zu verleihen sind wir bei der Fahrt gefilmt worden, wobei unser Guide auch da meinte, sollte einer von uns auf die Idee kommen in die Kamera zu winken und deshalb einen Unfall bauen, wird er uns erst auslachen und erst anschließend erste Hilfe leisten. Netter Typ, der Steve. Auf dieser Straße haben bisher ca. 15 Radfahrer ihr Leben verloren und jedes Jahr verschwinden im Schnitt ca. 26 Fahrzeuge – einfach im Nichts, die Felsabsprünge hinunter. Leider hatten wir anfangs etwas Pech mit dem Wetter, es war super nebelig, was man an den kommenden Bildern noch erkennen wird.

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Leicht neblig

Dieser erste Teil der Straße war allerdings (für mich) nicht ohne, dicker Schotter über die gesamte Straße und ich bin gleich mal ein wenig nach links abgedriftet und stecken geblieben, der Belgier knapp hinter mir. Aber alles gut, niemandem was passiert, ich habe mich auch ganz gegen meine Gewohnheit nicht hingelegt! Danach wurde es aber besser mit der Straße, man wurde dennoch gut durchgeschüttelt. Mir half aber die Anweisung unseres Guides, wenn große Steine oder Hindernisse vor uns liegen, dann nicht bremsen, einfach drüber, das Rad findet seine Spur schon wieder, das habe ich dann auch befolgt und irgendwann hat das Ganze sogar richtig Spaß gemacht.

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Death Road

Danach sind wir ca. 3 Stunden lang einfach nur bergab gefahren. Immer wieder mit Pausen zum Besprechen des nächsten Abschnittes, aber es war einfach nur cool. 🙂 Zwischendrin hat man dann mal kurz nach links geschaut und gesehen ok, da geht es doch ein wenig den Abhang hinunter, aber viele Gedanken habe ich mir darüber nicht gemacht. Es hatte die Tage vorher geregnet, weshalb wir auch durch Teilstücke, die total vermatscht waren, durchgefahren sind, unsere Gruppe hat das ohne Probleme überstanden, nicht so andere Gruppen. Mit uns waren noch ca. 2 andere Gruppen von anderen Touranbietern und noch eine Gravity Assisted Mountain Biking Tour unterwegs, die mal uns mal wir sie überholt haben und eine andere Radfahrerin hat sich bäuchlings einmal komplett in den Matsch gelegt…da freut sich die Reinigung. Allerdings wir sahen auch nicht sehr viel besser aus. Wir haben uns noch gefragt, warum wir denn bitte einmal komplett neue Kleidung inkl. Schuhen mitbringen sollten, ja wir wussten es dann auch als wir zweimal durch Wasser gefahren sind und unsere Schuhe komplett durchnässt waren. Der Rest der Kleidung war verziert mit einer dicken Schicht von Schlamm (siehe kommendes Foto)… schön war auch, dass Steve nach meiner erfolgreichen Passierung des zweiten von Wasser überfluteten Abschnitts meinte, ach schade. Ich entgegnete darauf, wie nett das sei, dass er auf mich gewettet hatte, dass ich mich hinlegen würde und er entgegnete nur, dass das einfach viel lustiger wäre, wenn einer sich vor der Kamera ins Wasser schmeißen würde – naja, danke dafür…

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Schlammig…

Unsere Gruppe hat die Fahrt übrigens fast unfallfrei überstanden, nur die eine Kanadierin hat sich einmal hingelegt, was wir aber nur daran gesehen haben, dass sie auf einmal Schürfwunden am Arm hatte. Auf unserem Weg bergab kam uns zum Glück nicht allzu viel Verkehr vorbei, aber das scheint wohl stark zu variieren, dafür aber gerne mal ein Hund oder eine Frau, aus dem Dorf an der Straße. Unsere Tour endete in Yolosa, wo wir den überstandenen Ausflug erstmal mit einem Bier begossen haben (war inkludiert!). Es gab auch noch die Möglichkeit ZipLine zu fahren, aber da hatten wir uns entgegen entschieden. In unserer Tour war anschließend auch noch ein Besuch des Senda Verde Parkes inkludiert. In Bolivien dürfen Tiere wie z.B. Affen, die einst aus ihrem natürlichen Lebensraum entfernt wurden nicht mehr reintegriert werden, weil sie Krankheiten in das Ökosystem einschleusen könnten. Nun werden diese Tiere vom Menschen für alles mögliche missbraucht und die geretteten Tiere können in Senda Verde unterkommen und ein neues zu Hause finden. Ich hatte mir davon gar nicht viel erwartet, aber das war echt ein netter Abschluss für die Tour. Highlight war, dass wir dort sogar warm (mehr oder weniger) duschen konnten, zum Glück hatte ich wenigstens neue Kleidung mitgenommen. Nur trockene Schuhe wären echt nett gewesen, in meinen nassen habe ich mir fast meine grazilen Füßchen abgefroren! Danach gab es noch ein Buffet, das ebenfalls in unserer Tour inkludiert war. Getränke wurden extra bezahlt, aber alles was zusätzlich konsumiert wurde, kam den Tieren zu Gute, sozusagen das Krombacher Prinzip: Trinken für einen guten Zweck. Für 35 Bolivianos mehr konnte man auch noch eine Tour zu den Affen mitmachen, was wir auch getan haben. Eine der Voluntärinnen hat uns ein wenig was zu den Tieren, die dort leben erzählt und wir konnten die Tierchen von sehr nahem sehen, was ich echt toll fand. Es gibt dort natürlich Regeln zu beachten, wenn man das Gehege der Tiere betritt, eine z.B. ist, dass Besucher die Tiere nicht anfassen dürfen, allerdings die Tiere, die Besucher, d.h. wenn so ein Äffchen auf dich drauf klettert, dann verhalte dich ruhig und einer der Mitarbeiter dort entfernt es dann wieder von Dir. 🙂 Warum auch immer, die Affen mochten wohl mein safarimäßig aussehendes Outfit und ich hatte drei Mal so ein Tierchen auf mir sitzen.

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Kleiner Freund

Nach dieser kurzen 20minüten Führung, sind wir wieder zurück zum Rest der Gruppe und unserem Guide, beim restlichen Bier gab es dann einige Vorurteile über Deutsche und Franzosen zu besprechen und los ging es zur 3-stündigen Heimfahrt nach La Paz… ja, 3 Stunden ohne Zwischenfälle. Nun hatten wir ja, wie bereits erwähnt, einen renommierten Touranbieter gebucht und auch unser Fahrer fuhr standardmäßig südamerikanisch – also mit regelmäßigen gewagten Überholmanövern, aber nicht allzu gedankenlos. Leider war das nicht so beim Fahrer einer der anderen Touranbieter. Zurück sind wir die neue Death Road gefahren, die zum Teil von Erdrutschen schon wieder fast unbefahrbar gemacht worden ist, aber man kann sie befahren. Nun ist rechts zum Berg hin ein ca. 50 cm breiter und 40 cm tiefer Graben, der wahrscheinlich vom Berg kommendes Wasser ableiten soll. Der Fahrer vor uns hatte Pachamama wohl ein wenig zu sehr verehrt und ist mit seinem Bus samt Passagieren und Rädern in diesen Graben gefahren!

Macht ja nix, waren ja nicht wir, denkt man dann, wenn man mitbekommen hat, das niemandem was passiert ist, ja aber da vergisst man als individualistisch denkender Europäer doch grad das kollektivistische Gedankengut des Südamerikaners. Denn natürlich muss unserer Fahrer (und die der weiteren drei Touranbieter) aussteigen und helfen. Nur wie bekommt man ein Auto, das 40 cm nach rechts abgesenkt im Graben liegt wieder raus? Antwort: richtig, gar nicht! Nach einer Viertelstunde hat unser Guide dann dem Fahrer klar gemacht, wir fahren weiter. Sind wir dann auch ca. 20 Meter vor die anderen zwei Buse, die zur Hilfe angehalten hatten… „cinco minutos“ meinte unser Fahrer, dann würden wir weiterfahren. Aus den fünf Minuten wurden dann insgesamt ca. 45 Minuten und irgendwann ist einer von uns raus und meinte, wir könnten jetzt doch mal weiterfahren. Unserem Fahrer hat das wohl das Herz gebrochen, aber wir hatten noch ein gutes Stück Fahrt vor uns und ehrlicher Weise war es ja auch nicht unser Problem, wenn der Fahrer der anderen betrunken in einen Graben fährt. Die Passagiere sind auch alle bei anderen Busen untergekommen, es musste also niemand draußen in der Kälte stehen bleiben. Sah aber schon böse aus, wie das Auto da so drin lag und was der Versuch mit Steinen drunter legen bringen sollte, hatte ich auch nicht so ganz verstanden…

Gegen 21 Uhr hatten wir dann aber das Agenturbüro erreicht und alle hatten sich dazu entschieden die CD mit Videos und Fotos vom Ausflug gleich mitzunehmen anstatt am nächsten Tag nochmal ins Gravitiy Büro zu kommen. Kedda und ich haben dort dann auch unsere T-Shirts bekommen auf denen steht, dass wir die gefährlichste Straße der Welt überlebt haben (super, ein neues Schlafshirt) und danach ging es mit dem Taxi heim ins Hostel. Dort habe ich nur noch alles schnell in die Ecke geschmissen und habe mich ganz schnell ins Land der Träume verabschiedet. Schlafen kann man nach so einem Tag echt gut, auch wenn man eigentlich nur bergab gefahren ist. 🙂

Nachtrag der Autorin: Mittlerweile haben wir uns mit Leuten aus anderen Gruppen unterhalten, die am selben Tag fuhren wie wir und es gab wohl einen bösen Unfall bei dem ein Mädel 6m tief gestürzt ist. Scheint ihr aber nichts schlimmes passiert zu sein. Außerdem hat sich dort in den letzten Tagen ein Japaner den Arm gebrochen, also nicht ohne die Death Road!

La Paz: die höchste Stadt der Welt

Da waren wir nun in der höchsten Stadt der Welt, wie hoch genau La Paz jetzt liegt kann man gar nicht so sagen, weil sich diese Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern an die Hänge um sie herum schmiegt und somit auf unterschiedlichen Höhen liegt. Auf jeden Fall sind es an manchen Stellen bis zu 4.000 Meter über dem Meeresspiegel. An unserem ersten Tag haben wir zunächst einmal das Pancake Frühstück unseres Hostels in Anspruch genommen. Zusammen mit Dulce de Leche und Erdbeermarmelade (eine andere Sorte gibts hier wohl auch einfach nicht!) ist das ja auch eine nette Idee. Nur verstehe ich nicht so ganz, wenn die gute Frau aus der Küche fertig ist mit dem Zubereiten dieser Backwaren, warum lässt sie diese dann so lange am Ort der Zubereitung stehen bis sie kalt sind? Das ist so traurig, wenn man diesen Berg an Pancakes sieht und auch zeitgleich dem Temperaturabfall beobachten kann. 🙁 Aber gut, dafür haben sie eine Mikrowelle hingestellt…trotzdem, da könnte man ja auch Energie sparen, wenn man die Pfannkuchen einfach warm servieren würde. So viel zum Thema Essen an diesem Tag, es lag mir aber auf dem Herzen. 🙂

Unser erster Tag in La Paz hat die Stadt jetzt nicht unbedingt in ihrem besten Licht erscheinen lassen, aber bisher hatte ich eigentlich nur gutes von La Paz gehört, und zum Glück haben wir uns mal wieder einer Free Walking Tour angeschlossen und haben uns deshalb um 10.00 Uhr morgens an der Kirche San Francisco eingefunden. Die Kirche ist recht außergewöhnlich, weil sie von Einheimischen erbaut wurde und somit katholische Symbole mit denen des eigentlichen Glaubens der bolivianischen Bevölkerung verbindet. Das sieht man z.B. sehr hübsch an der Außenfassade, die von gebärenden Frauen geziert wird.

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Iglesia de San Francisco, auch im Detail

Unser Guide war relativ jung, aber sehr motiviert und hat uns z.B. auch erzählst, dass durch La Paz mal ein Fluß lief, der jetzt aber umgeleitet wird und sich an seiner Stelle z.B. auch unser Hostel befindet. Das ist auch ne ganz tolle Sache, in unserem Hostel scheint die Hälfte aller Backpacker abgestiegen zu sein, aber kein Taxifahrer kennt das Hostel, vielleicht weil es einen englischen Namen hat und damit einfach schwer zu merken ist. Lustigerweise waren die vier anderen Personen, die an der Tour teilgenommen haben, nämlich auch aus unserem Hostel bzw. es gibt zwei Adventure Brews, die von ein paar anderen Gebäuden getrennt in der selben Straße sind.
Nach einer ausführlichen Erklärung zur Kirche San Francisco ging es dann auf einen gut 3-stündigen Spaziergang durch La Paz. Und ich möchte hierbei nochmal erwähnen, dass auch La Paz nicht flach ist, sondern man ständig Berge hoch und runter läuft! Wegen der Höhe gibt es auch einen hübschen Ratschlag, den die Einheimischen einem ans Herz legen camina lentito, come pequito y duerme solito – gehe langsam, esse wenig und schlafe allein. Haben wir mit der Tour ja eigentlich nicht so richtig beherzigt, naja, wir waren ja auch schon ein wenig aklimatisiert von Cusco und dem Titicacasee.

Nach der Kirche führte unser Spaziergang uns zu einer architektonischen Scheußlichkeit direkt am Platz der Kirche San Francisco. Weil die hygienischen Umstände der Essensstände an eben diesem wohl recht verbesserungswürdig waren, hat die Stadt dort ein mehrgeschössiges Gebäude errichten lassen indem nun mehrere kleine Geschäfte bzw. Imbisse aneinander gereiht zu finden sind. Allerdings hat das Ganze den Charme des Parkhauses Hauptwache und so viel hygienischer sah das jetzt für mich auch nicht aus. Wir waren aber an einem Sonntag unterwegs, d.h. die Mehrzahl der Stände war gar nicht auf, dennoch wurde uns sehr motiviert versucht Fruchtsalat zu verkaufen, haben wir aber alle abgelehnt. Vor diesem Gebäude beherrscht ein Graffiti die Abtrennung zur Hauptstraße, das von den Schuhputzern, die dieses darstellt, selbst angefertigt wurde. Schuhputzer gibt es in La Paz unzählige, die sich mit 1 oder 2 Bolivians (aktueller Kurs 9 Bolivianos = 1 Euro) ihr tägliches Brot verdienen. Da diese Arbeit als minderwertig angesehen wird, verstecken sie ihr Gesicht hinter Skimasken, die doch zunächst einmal recht bedrohlich aussehen.

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Schuhputzer Graffiti & Aussicht auf die Plaza San Francisco

Als nächstes durchwanderten wir die Calle Jaén, die wirklich recht hübsch aussah, wir hatten aber auch Glück mit dem Wetter und der Tag war schön sonnig trotz Winter in La Paz. Am Anfang eben dieser Straße wurde ein Haus mit einem grünen Kreuz verziert, da sich um diese Ecke eine Legende rangt. Angeblich spukt dort eine Witwe, die nachts betrunkene (oder auch nicht betrunkene) Männer entführt, aus diesem Grund wurde dort dieses Kreuz angebracht. Also Jungs, obacht, wenn ihr mal nachts durch La Paz lauft und aus Versehen der Witwe in die Arme rennt.

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Kreuz zur Austreibung des weiblichen Geistes

In eben dieser Straße ist auch das Museo Casa de Murillo, der gute Herr hat versucht La Paz von den Spaniern zu befreien, die Realisierung dieses Traumes hat er allerdings nicht mehr erleben können, er wurde vorher gehängt. Nun hält sich auch hier das Gerücht, das sein Geist immer noch den Stuhl benutzt, den Herr Murillo zu seinen lebenden Zeiten zu nutzen gedachte in eben diesem Museum. Auch hier ein kleiner Unterschied zu Deutschland, in Bolivien machen Museen sonntags gar nicht erst auf oder schließen um 13.00 Uhr…deshalb konnten wir uns leider nicht selbst von der Existenz des Geistes überzeugen. Auf unserem weiteren Weg kamen wir dann zu einem der wichtigsten Plätze La Paz: die Plaza Murillo. Dort steht auch der Palacio Presidencial, der von eingeschlagenen Gewehrkugeln gezeichnet ist. La Paz ist berühmt für seine 3P: Protest, Party, Parade – eines davon haben die Stadtbewohner immer zu bieten. Nun wollte vor gar nicht allzu langer Zeit die Polizei in La Paz mehr Gehalt und die Regierung hat sich stetig geweigert dieser Forderung nachzukommen. Als die Polizei nun protestieren wollte, kam es auf der Plaza Murillo zu einem Schusswaffenwechsel zwischen Polizei und Militär, dieses hatte sich nämlich auf die Seite der Regierung geschlagen. Seitdem wird dieser Platz bei der kleinsten Demonstration abgeriegelt und der Palast ist von außen leicht lädiert.

Um die Plaza Murillo stehen neben einem zentralen Denkmal für Herrn Murillo noch der Palacio Legislativo und der Kongress. Und nur um die 3P zu bestätigen, kam in eben diesem Moment eine Parade vorbei.

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Plaza Murillo

Das nächste Highlight auf unserer Besichtigung La Paz war dann das Gefängnis San Pedro – gleich vorab, dieses haben wir nur von außen besichtigt. Es war allerdings sehr lange möglich Touren durch das Gefängnis zu buchen und wenn man der richtigen Person Geld gegeben hat, konnte man dort als Tourist auch übernachten. Dieses Gefängnis ist wie eine Stadt in der Stadt und auch an diesem Tag war eine Riesenschlange vor dem Eingang von Personen, die in das Gefängnis wollten. Das System in San Pedro unterliegt vor allem der korrupten Polizei, die es leitet. Gefangene bekommen dort nicht etwas eine Zelle zugewiesen, sondern diese muss bezahlt werden, was zur Folge hat, das Personen mit viel Geld sich richtige Appartements leisten können ausgestattet mit Internet und Flachbildfernseher. Ebenso kann gegen Bestechung ein Gefangener aus- und eingehen wie er möchte und sogar seine Familie kann mit ihm dort wohnen und in den gefängniseigenen Restaurants essen gehen. Die meisten Personen, die vor San Pedro auf den Einlass warten, stehen dort übrigens höchstwahrscheinlich, um Drogen zu kaufen. Nun habe ich gleich nach der Besichtigungstour angefangen das Buch „Marching Powder“ zu lesen, das auf der wahren Geschichte eines Gefangenen beruht, der die Touren durch San Pedro eingeführt hatte. Nach den ersten Seiten kann ich sagen, mein Beileid für jeden der mit dem bolivianischen Gesetz in Berührung kommt! Unser Guide hat auch dringenst davon abgeraten diesem Ort einen Besuch abzustatten, da es durchaus möglich ist, dass man als Tourist ohne Probleme hineinkommt, aber nicht mehr hinausgelassen wird.

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Wachturm links: unbesetzt (San Pedro Jail)

Nach diesem außergewöhnlichen Punkt auf der Besichtigungstour ging es danach auf den Mercado Rodriguez, einem riesigen Markt auf dem es alles zu kaufen gibt und das zu unglaublich günstigen Preisen. Nur Frischkäse konnte ich nicht entdecken…

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Mercado Rodríguez

Auch haben die Bolivianer eine ganz weiße Kartoffel, die sich angeblich ewig hält. Da sage noch mal einer Deutschland wäre ein Kartoffelland, bei den unzähligen Sorten, die die Bolivianer dort feil geboten haben.

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Bei unserem Stadtspaziergang haben wir unterwegs auch die lokale Köstlichkeit probiert: saltenas – gefüllte Teigtaschen, war sehr lecker. Papa, Foto habe ich davon leider nicht machen können, sieht aber eigentlich aus wie eine Empanada.

Danach sind wir dann auf den Hexenmarkt, auf den ich mich ja schon gefreut hatte, weil ich darüber schon etwas gelesen hatte. Dort werden sämtliche Dinge verkauft, die man so nicht braucht. 🙂 Ganz speziell sind die getrockneten Lamaföten…ja, diese werden verbrannt, um Pachamama (Mutter Erde) zu ehren. Auf meine Frage woher denn die ganzen Föten kommen würden, kam leider die Antwort, die ich erwartet hatte. Entweder ist das Lama eines natürlichen Todes gestorben oder es wird des Fötus halber umgebracht und der Fötus damit gleich auch.

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Getrocknete Lamaföten

Neben dieser Scheußlichkeit gab es noch eine Vielzahl an Medikamenten, die in Deutschland wohl niemals zum Verkauf freigegeben werden würden, hauptsächlich drehten sich diese natürlich um die männliche Potenz, was sonst, die Welt hat ja auch sonst keine Probleme. Außerdem konnte man kleine Gefäße kaufen, die mit bunten ?Holz?stücken gefüllt waren, das würde angeblich Glück bringen oder verschiedene Statuen, die Glück oder Kinderreichtum oder nur Reichtum bescheren sollten. Wir haben aber keines dieser Dinge erworben, auch wenn für mich kurz der Lamafötus zu Diskussion stand…

Zum Abschluss der Tour mussten wir uns dann alle noch mal richtig anstrengen, denn zunächst liefen wir zum Kreisel des Grauens, um dort einen Collectivo anzuhalten, der uns zu einem 360 Grad Aussichtspunkt bringen sollte. Super Sache, nur hat er uns nicht ganz genau dort hingebracht, sondern in die Nähe und wir sind danach noch einmal schön unzählige Stufen zum Aussichtspunkt hochgelaufen. Hat sich aber gelohnt, man hatte einen tollen Blick auf La Paz.

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Blick über La Paz

Zurück laufen mussten wir dann natürlich auch noch und bei dieser Gelegenheit konnte man sich auch noch vom bolivianischen Straßenbau- & wartung überzeugen.

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Südamerikanischer Straßenbau

Nach der Verabschiedung unseres Guides wollten wir eigentlich noch in ein Museum, aber die Dame an der Kasse hat uns dann freundlich darauf hingewiesen, dass wir nur noch 10 Minuten zur Besichtigung hätten und somit sind wir erst einmal los um Moskitospray zu kaufen. In einer Apotheke wurden wir dann auch fündig und haben uns danach das Museo de la Coca angeschaut. Ein wirklich kleines, aber nett gemachtes Museum, das die gesamte Geschichte der Coca-Pflanze weltweit thematisiert. Und das beste, es gab die Exponatenbeschreibung oder besser die Geschichtsbeschreibung auch in Deutsch. Man hat dann ein dickes Buch bekommen und konnte anhand von Zahlen die Übersetzung zu den Fotos und Darstellungen lesen, waren zum Teil sehr nette Übersetzungsfehler drin. Das Museum kostet zwar 13 Bolivianos, aber ich fand’s gut gemacht. Coca-Kauen ist in Südamerika schon seit Jahrtausenden eine Tradition doch auch hier musste sich die USA mal wieder einmischen und ein Banker (was bitte hat der für ne Ahnung von Biologie??) machte die Cocapflanze zum Sündenbock und behauptete, dass sie dafür verantwortlich wäre, dass Südamerika wirtschaftlich so zurückgeblieben ist. Mal abgesehen von der unwahrscheinlich arroganten Haltung, hat Coca Cola mit der Coca-Pflanze ja mal das Geschäft seines Lebens gemacht, aber man kann so was ja immer von zwei Seiten aus betrachten. Gemerkt habe ich mir noch, dass die Minenarbeiter (als Sklaven unter den Spaniern) bis zu 48 Stunden durchgängig arbeiten mussten und dies nur dank des Cocas tun konnten und das Cocablätter kauen nicht high macht. Ich kann also bedenklich weiter kauen, Panos hat mir seine Vorräte dagelassen und zusammen mit meinen hab ich da noch länger was von. 🙂 Die USA hat ihre Macht sogar so weit ausgespielt, dass Coca in Peru und Bolivien verboten war, was eigentlich nur den Bauern geschadet hat, die diese Pflanze bis dahin legal anbauten. Heute hat sich die Situation gesetzlich wieder geändert und Coca ist wieder erlaubt, aber die USA versucht immer noch die Pflanze zu verteufeln, weil sie nun einmal die Basis für Kokain ist., Nur wird der Großteil des Kokains für den Drogenmissbrauch in Europa hergestellt. Ich könnte Euch damit jetzt noch länger langweilen, aber ich fand es wirklich interessant wie das alles zusammen spielt, ist in jedem Fall einen Besuch wert, so.

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Museo de la Coca

So viel besichtigen macht natürlich hungrig und somit sind Kedda und ich mal zu einem der wenigen Supermärkte in La Paz. Die Einheimischen kaufen ja alles auf dem Markt, und nach unserem Einkauf sind wir auch ganz dekadent mit dem Taxi zurück zum Hostel. Traurig leider für mich: es gab keine Champignons im Supermarkt!!! Unglaublich, also gab es Salat mit Thunfisch, Mais und Paprika (die war allerdings richtig scharf, huihui…) sowie Brot. Endlich mal was nicht aus dem Restaurant, welch Wohltat. 🙂 Abends haben wir es dann auch geschafft und sind mit den Mädels aus unserem Dorm rüber ins andere Hostel in dessen Sky Bar (Stufen!) und haben uns dort unser Freibier abgeholt. War annehmbar, aber nach zwei Bier sind wir wieder zurück ins Bett. Wie immer hatten wir aber natürlich eine gute Entschuldigung, denn wir vier mussten alle am nächsten Tag früh raus, um die gefährlichste Straße der Welt, auch bekannt als Death Road mit dem Fahrrad zu bezwingen!

Tschüss Cusco – hallo La Paz

Nach unserem Versuch der peruanischen Version McDonald’s war ich dennoch am nächsten Tag recht hungrig, weshalb ich mich doch schon sehr auf unser Frühstück bei Jack’s gefreut hatte. Allerdings mussten Kedda und ich eigentlich um 10.00 Uhr aus dem Zimmer sein, weil wir ja keine weitere Nacht im Hostel Frankenstein hatten, aber wir scheinen einfach total sympathische dynamische Personen zu sein, denn Ludwig wollte uns einen Zettel an die Tür hängen, bemerkte dann aber, dass wir schon wach sind und hat uns freudig verkündet, dass er uns den halben Tag im Zimmer schenkt und wir bis zur Abfahrt unseres Buses umsonst bleiben dürften. Das nenne ich doch wirklich mal eine nette Geste!! 🙂

So ging es dann gut gelaunt zum letzten Frühstück (für Kedda und mich) zu Jack’s. Ich musste natürlich dieses Mal was neues probieren, was zur Folge hatte, dass ich Rührei mit Bacon und Pilzen auf Toast hatte…und einen Porridge…der war aber auch lecker. Gut gestärkt ging es dann daran unser bileto turistico weiter abzuarbeiten. Wir hatten ja schon einige Inkastätten um Cusco besucht nun ging es an die Museen. Natürlich ist das angeblich beste Museum Cuscos das Inca Museum nicht im bileto enthalten. 10 Soles Eintritt waren uns aber nicht zu viel und somit sind wir durch die zweistöckige Ausstellung gewandert. Was soll ich sagen, an’s Städel reicht die Aufbereitung der Exponate nicht heran und ich war auch leider nicht mehr so wirklich aufnahmefähig was die Geschichte der Inkas angeht. Nervtötend waren allerdings die Panflötenspieler im Innenhof, die durchgängig nur einen Hit von Simon & Garfunkel gespielt haben. Zu erwähnen gilt noch, dass man eine Vielzahl von Handwerksarbeiten hätte käuflich erwerben können, aber ich wusste nicht wen genau ich mit einer Scheußlichkeit dieser Art hätte belästigen sollen. Oder hätte wer Interesse gehabt an einem Schachspiel Inka gegen Spanier?

Nach diesem mehr oder weniger bereichernden Museumsbesuch hat sich die Gruppe dann mal voneinander trennen können. Christian ist in die Heia, Panos ist auf Besichtigungstour und Kedda und ich haben zwei weitere Museen abgearbeitet, die sogar im bileto turistico integriert waren. Problem allerdings war diese erst einmal zu finden. Nach längerem Suchen haben wir dann aber in einem Gebäudekomplex das kleine Museo de Arte Popular gefunden. Ja, hierzu fehlen mir fast die Worte um das Erlebte zu beschreiben…was das Ganze mit populär zu tun hatte, war mir schleierhaft. Es gab einen kleinen Raum in dem sehr bunte Tierfiguren standen, die fand ich fast hübsch und dann gab es einen großen Raum, der einfach nur vollgestellt war mit Vitrinen. Diese wiederum waren gefüllt mit den merkwürdigsten Figuren über Marienstatuen aus Salzteig oder Figuren geformt aus Besteck…ich weiß ja nicht, ich hab den Museumsgang dann spontan abgekürzt und Kedda hat sich dem auch ohne Widerstand angeschlossen. 😉 Das nächste Museum, das Museo Municipal de Arte Contemporaneo lag auf unserem Heimweg zum Hostel, weshalb wir dort dann auch noch kurz reingeschaut haben. Der normale Eintrittspreis wären auch unglaubliche 1,50 Soles gewesen, da haben wir mal richtig gespart mit dem bileto… die Ausstellung war jetzt nicht berauschend. Ihr Name war Cusco hoy y ayer (also Cusco heute und gestern), man hat Porträts von Peruanern in traditioneller Kleidung gesehen und eine Fotoausstellung, die recht hübsch war.

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Innenhof des Museo Municipal de Arte Contemporaneo

Nach diesem kulturellen Rundgang sind wir dann auch wieder zurück ins Hostel gekehrt und haben unser Zimmer genossen. Ich habe fleißig den Blogeintrag zu Machu Picchu geschrieben und wir mussten ja auch beide noch packen. Denn um 22:15 Uhr ging unser Bus von Cusco nach La Paz. Vorher haben wir bei Ludwig noch unsere Schulden beglichen und sind mit Panos & Christian zum Abendessen zu – na ratet? 🙂 Richtig, Jack’s. Da haben wir uns auch mal ein gutes Gläschen Wein zu deutschen Preisen gegönnt und sind danach noch einmal schnell ins Hostel eingekehrt, um unsere Rucksäcke zu holen. Komischer Weise waren wir alle fertig mit der Welt und nach der Verabschiedung von meinen Lieben Christian und Panos sind Kedda und ich mit dem Taxi zum Busterminal gefahren.

Cusco – La Paz = 2x umsteigen

Nun hatte unser Ticket nach La Paz nur 80 Soles gekostet, was ein super Preis ist, meiner Meinung nach und wir wussten auch, dass wir nicht direkt fahren werden. Unser erster Bus war auch äußerst bequem und wir hatten die Sitze ganz vorne am Fenster, d.h.keinen vor uns, der seine Lehne zurückgestellt hat. Ich konnte die 6,5 Stunden nach Puno ganz gut schlafen und in Puno habe ich dann erstmal mein Sandwich, das ich von Jack’s noch übrig hatte, gefrühstückt. Wir hatten ca. 1,5 Stunden Aufenthalt in Puno bis um 6.00 Uhr der nächste Bus weiter nach Copacabana fuhr. Mit uns war auch ein Mädel, das ganz aufgelöst feststellen musste, dass man ihr nur ein Ticket bis nach Puno ausgehändigt hatte, obwohl sie bis nach Copacabana wollte. Wir hatten zum Glück einen zweiten Voucher, der uns die Fahrt bis nach La Paz garantierte. Am Ende hat sie dann angefangen zu weinen und meinte sie wäre doch Studentin und hätte schon 70 Dollar bezahlt. 70 Dollar?!? Das ist ja mal definitiv zu viel! Ihr blieb dann aber nix anderes übrig und sie musste für 20 Soles (7 €) doch noch ein Ticket von Puno nach Copacabana kaufen. Die Frau ist aber zusätzlich auch noch mit Gepäck gereist, unglaublich, ein RIESENrollkoffer und ein mittlerer dazu – was genau hatte die da drin? Naja, Spanisch sprach sie auch nicht wirklich und wir haben ihr dann kurz beim Ausfüllen des Bogens für den Bus geholfen. Dort musste sie auch ihr Alter eintragen: 43 (oder 48, war schwer zu lesen) – Studentin??? Wann hat sie denn bitte angefangen? Also, die Frau war durchgängig merkwürdig und hat sich dann aber in Copacabana von uns verabschiedet.

Nachdem wir noch einmal die Einreiseformalitäten nach Bolivien hinter uns hatten (wieder nur 30 Tage Visa!!), ging es mit dem Bus nach Copacabana. Dort sind wir dann in den dritten Bus eingestiegen, der leider nicht mehr ganz so komfortabel und auch leider nicht so sauber war. Das Beste ist allerdings, dass ein Teilstück des Weges nach La Paz über den Titicacasee führt und der Bus einfach am See hält und die Leute aussteigen müssen. Kedda kannte das ja schon, weshalb wir wussten, dass der Bus auf eine Art Floß gesetzt wird, um auf die andere Seite geschifft zu werden. Die Passagiere nehmen dafür ein kleines Motorboot, kostet 2 Bolivianos. War lustig unseren Bus da so schwimmen zu sehen. 🙂

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Schwimmender Bus

Nach dieser kleinen Überfahrt ging es dann ereignislos nach La Paz, hier ist übrigens nur ein Zeitunterschied von 6 Stunden nach Deutschland. Der Bus ließ uns dann auch einfach kommentarlos in La Paz raus. Die selbe Kommunikationslosigkeit fand übrigens auch bei der Verschiffung des Buses statt, was doch bei einigen Touristen zu fragenden Blicken geführt hat. Aber gut, wir waren in La Paz wohl an der Rückseite des Busterminals rausgelassen worden…sah ein wenig runtergekommen aus. Schnell ein Taxi geschnappt und los zu unserem Hostel The Adventure Brew Hostel, super Sache, hier bekommt man pro Übernachtung ein Freibier. 🙂 Das Hostel hat einen super Ruf, aber ehrlich gesagt, weiß ich außer dem Freibier noch keinen Grund. Der Bolivianer, der uns eingecheckt hatte, nuschelte nur so in sich rein und dann war mein Bett auch nicht gemacht als wir den Schlafsaal betreten haben…vielleicht ändert sich meine Meinung noch, aber ich glaube, das Hostel wird überbewertet. Den Nachmittag haben wir dann damit verbracht unsere Tour in die Pampas zu organisieren. Das hat sogar geklappt, am Dienstag fliegen wir nach Rurrenabaque und verbringen 3 Tage in den Pampas. Wir waren so fleißig, dass wir auch schon unsere anschließende Tour in die Salzwüste organisiert haben. Da schneit es nur grade und wir hoffen, dass keiner der Pässe, die wir benötigen, gesperrt ist, also bitte mal am 27. Juli Daumen drücken, da kommen wir aus Rurrenabaque wieder und klären das mit dem Reisebüro. Zwischen unseren Besuchen im Reisebüro haben wir noch versucht Geld abzuheben…Keddas Karte hat ohne Probleme funktioniert und bei mir? 3 Karten wollte der Drecksautomat nicht. Wir haben dann aber einen gefunden, der so gnädig war auch mir Geld auszuhändigen, nur geht das leider nur in 500 Boliviano Schritten (das sind 50 €), somit habe ich jetzt jede Menge Zettel über Geldabhebungen,weil ich das Spiel 5x spielen musste…bin gespannt wann sich meine Bank wegen Kreditkartenbetrug meldet…

Der Kreisel des Grauens

Zu erwähnen gilt noch, dass wir auf der Suche nach einem funktionierenden Bankautomaten mehrmals den Kreisel des Grauens überqueren mussten. Eigentlich war dieser Kreisel ja recht klein, aber ein komplettes Verkehrschaos dort scheint normal zu sein. Ein Knäul aus Collectivos, Taxis und anderen Autos gespickt mit Fußgängern sowie Straßenständen um den Kreisel herum. Wenn man das gesehen hat, fragt man sich warum wir in Deutschland da überhaupt Regeln einhalten, einfach reinfahren in den Kreisel, der Rest ergibt sich dann schon…

Naja, auch das haben wir gemeistert und zum anschließenden Essen waren wir dann in einem ganz kleinen orientalischem Restaurant. Der Besitzer war irgendwie auf Drogen, der hat entweder leicht wirr kommuniziert oder die Tauben vor seinem Restaurant gefüttert, dafür hatten wir Tee und Baklava umsonst. 🙂 Unnötig zu erwähnen, dass nach einer Nacht im Bus unser Schlafdefizit erhöht war und wir selig gegen halb Zehn (bolivianische Zeit) eingeschlafen sind. 🙂

Titicacasee II: an der Copacabana

Copacabana – dieser Ort auf der bolivianischen Seite direkt am Titicacasee ist allerdings nicht der bekannte Strand aus dem bekannten Lied, dieser liegt in Brasilien. Dennoch war dieser Ort in Bolivien nach einem recht hektischen Start im Hostel unser Ziel. Denn unsere Taxis kamen einfach nicht bei und wir hatten Angst, den Bus zu verpassen. Irgendwann saßen wir dann aber doch alle fünf im gewählten Transportmittel. Nun überquerten wir ja die Grenze zwischen Peru und Bolivien und das ist eine sehr putzige Angelegenheit. Bei der Einreise in Peru bekommt man einen weißen Zettel, den man besser nicht verlieren sollte und hey, sogar ich hatte den noch. Mit diesem Zettel und dem Reisepass bewaffnet, verlässt man dann den Bus und geht in das erste peruanische Büro. Dort wird etwas vom Zettel abgerissen und gestempelt, damit geht man dann zum nächsten peruanischen Büro und bekommt den Ausreisestempel, dafür gibt man den Rest vom weißen Zettel ab. Dann geht man mit seinem vorher ausgefüllten grünen Migrationsantrag zum bolivianischen Büro und bekommt dort einen Einreisestempel sowie den grünen Zettel teilweise zurück. Schön ist, dass der Bus währenddessen in Schrittgeschwindigkeit neben dir fährt. Vor der ganzen Sache wechselt man noch schnell Geld in Bolivianos, ich habe mittlerweile nun vier Währungen in meinem Portemonnaie Peruanische Soles, Bolivianos, Kolumbianische Pesos und Dollars. Nicht so schön war, dass unsere Buscrew erstmal Mittag gemacht hat und wir da rumstanden bis sie ihre Suppenteller geleert hatte. Dann waren wir aber schon fast in Copacabana angekommen, noch schnell 1 Boliviano mehr oder weniger legale Einreisesteuer an den bolivianischen Grenzbeamten gezahlt und schon wurden wir nach kurzem Warten von unserem Guide Jaime (oder Pablo, hier ist sich die Gruppe nicht einig) in Empfang genommen. Lustig ist übrigens, dass Kedda diese Grenzprozedur ja schon hinter sich hatte, weil sie in La Paz gelandet war und diese noch einmal bei der Rückreise erlebt hat und es noch ein weiteres Mal mit mir zusammen tun wird, wenn wir von Peru nach Bolivien reisen. 🙂

Jaime/Pablo hat uns dann zunächst die im maurischen Stil errichtete Kathedrale in Copacabana gezeigt. In ihr steht die Virgen de Candelaria, eine Jungfrauenstatue, die in extremer Form verehrt wird und zu der die Menschen von überall her pilgern. Zudem bekommt sie wohl ziemlich viele Geschenke (auch aus aller Welt), die direkt an den Franziskaner Orden übergehen, dem gehört die Kirche nämlich – eigentlich sollten diese Orden ja arm sein, aber gut da kann man ja mal ne Ausnahme machen.

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Die Kathedrale in Copacabana

Als nächstes stand dann zu meiner Freude das Mittagessen an, ja was soll ich sagen, das Menü des Tages, das man hier mittags essen kann, war jetzt nicht wirklich eine Bereicherung. Fisch oder Hühnchen mit Pommes und Reis…wobei wir dazu übergegangen sind, den Reis abzubestellen und dafür mehr Pommes zu bekommen. Aber dabei habe ich gemerkt, dass Bolivien wirklich billig ist. Ich glaube, wir haben 30 Bolivianos für das Essen gezahlt, das sind ca. 3,70€ (inkl. Suppe und Nachtisch). Nach dem Essen ging es dann mit dem Boot los zur Überfahrt mit Ziel Isla del Sol. Ich kann nun bestätigen, dass die bolivianischen Inseln des Titicacasees noch schöner sind als die peruanischen.

Isla del Sol

Die Isla del Sol beherbergt ca. 2.000 Einwohner und dort zu leben, ist gar nicht so einfach. Also, im Sinne von dort hinziehen, das geht nämlich nur, wenn man jemanden, der auf der Insel geboren ist, heiratet. Aber so schön es war, da leben möchte ich dann doch nicht. 😉 Nach einer Legende ist diese Insel der Geburtsort der Incas: von Manco Capac und dessen Schwester und obacht auch Frau Mama Ocllo. Der Name Titicaca beruht übrigens auch auf ebenso einer Legende, die ich hoffentlich noch zusammen bekomme. Denn unsere Welt (die zwischen der oberen und unteren Welt liegt) wird durch den Puma repräsentiert. Die Schlange stellt die Unterwelt dar und die obere göttliche Welt repräsentiert der Kondor. Nun haben eben diese Puma angeblich die Bevölkerung der Insel Marka Pampa vor der Isla del Sol aufgefressen. Daraufhin wurde die Insel überschwemmt (und diese Stadt liegt wirklich vor der Insel) und alle Puma bis auf einer ertranken. Dieser eine hat es dann bis an die Nordküste der Isla del Sol geschafft und sich dort in einen Stein verwandelt. Pumafelsen heißt in Quechua Titicaca und so kam der See zu seinem Namen. 🙂 Ungefähr so soll das gewesen sein, unser Guide sprach nur Spanisch und davon ganz schön viel, weshalb ich mir nicht alles so genau merken konnte/wollte.

Nach einer knapp 2stündigen Fahrt haben wir zuerst an der Südseite der Insel angelegt und haben uns dort Überbleibsel eines Tempels angeschaut, der allerdings nicht auf die Inca zurückzuführen ist, sondern auf die Tiwanakus, das indigene Volk, das vor den Incas geherrscht hat.

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Hoch zu diesen Ruinen war es natürlich mal wieder ein recht anstrengender Aufstieg, wie man sehen kann.

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Der Aufstieg und wie hübsch der See im Hintergrund aussieht 🙂

Nach der Besichtigung dieser archäologischen Stätte ging es dann weiter zu unserem Hostel Las Islas, das sehr hübsch und richtig komfortabel war. Zu erwähnen gilt noch, dass die peruanischen Touristen, diese Stätten wohl nicht mehr als so heilig ansehen, weil sie nämlich oben drauf saßen bis unser Guide ihnen mal kurz die Leviten gelesen hat und sie sich daraufhin an den Abstieg gemacht haben.

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Ausblick von der Terrasse unseres Hostels

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, sind wir auf eine kleine Erkundungstour durch Yumani eines der drei Dörfer der Insel gegangen. Auch hier mussten wir mal wieder unebene Treppen nach oben laufen und als wir dachten, so das war’s jetzt, bald geht’s zum Abendessen, haben wir zwei Engländerinnen von unserer Tour zu den peruanischen Inseln getroffen. Diese haben uns dann gefragt, ob wir schon beim Aussichtspunkt waren…Aussichtspunkt??? Verdammt, da haben wir es auch gesehen, man konnte einen Berg hochlaufen…also, was blieb uns übrig, da auch noch hoch. Und irgendwie war ich in dem Moment mal total sportlich motiviert und bin mit Panos ein paar Meter den Berg hoch gejoggt. 🙂 Danach war ich aber auch aus der Puste…

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Der Weg zum Aussichtspunkt der Isla del Sol

Oben angekommen haben wir dann aber gesehen, dass der richtige Aussichtspunkt noch einen Berg weiter rechts liegt, bis dahin war es dann aber ein Katzensprung und wir konnten den Sonnenuntergang sehen. Allerdings war es saukalt und ich meinte, wir könnten ja jetzt mal schnell wieder umkehren als mich doch so ne alte deutsche Hexe anzischt, ich könnte ja wohl auch mal ruhig sein. Ich war ja so perplex, wir haben sie dann aber heimlich ganz böse beschimpft, so eine dumme Ziege, also ehrlich…naja, hübsch war’s da oben trotzdem.

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Der Sonnenuntergang

Schnell ging es dann aber aufgrund der Kälte auf den Rückweg. Anschließend hatten wir ein kleines Abendessen im Restaurant unseres Hostels. Das Menü des Tages war, ratet mal?! Fisch! Ha, ja, ich habe dann ein Sandwich genommen, noch mal Fisch konnte ich einfach nicht essen. Melanie, Kedda und ich hatten ein nettes 3er Zimmer und als wir dann so das Licht ausgemacht haben, merkten wir, dass es erstens ziemlich kalt und war und zweitens erst halb Neun. Nee, dacht ich mir, so früh schlafen gehen, das is nicht, also noch mal lesen. Nur wie gesagt, es war kalt, weswegen ich mit Keddas Handschuhen und meiner Mütze sowie Stirnlampe gelesen habe. Mich erinnert das Foto ja an Der arme Poet von Spitzweg…

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Um 21:07 Uhr haben wir dann aber beschlossen, dass es spät genug ist und haben schön bis 7 Uhr ausgeschlafen. Beim amerikanischen Frühstück haben wir dann auf unseren Guide gewartet, der netter Weise für uns die gesamte Tour umgeplant hatte. Eigentlich wären wir nämlich um 10 Uhr wieder in Copacabana gewesen, aber er hat für uns ein Boot gechartert mit dem wir auch noch die Isla de la Luna sowie die Nordseite der Isla del Sol besuchen konnten! Auf dem Weg zur Anlegestelle sind wir dann noch am Fuente del Inca einer Quelle, die ewige Jugend verspricht, vorbeigekommen.

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Panos beim Anzapfen des Jungbrunnens

Das Wässerchen mussten wir natürlich auch probieren, wir werden sehen, ob uns nun allen ewige Jugend geschenkt wurde, aber ich glaube eher, dass das ganze hoch und runterlaufen mich schneller altern lässt als ich es sonst tun würde… Beim weiteren Laufen zum kleinen Hafen haben wir dann noch die Escalera del Inca, die vor Jahrhunderten angelegten Terrassen, besichtigt.

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Escalera del Inca

Nach einer kurzen Fahrt im Privatboot kamen wir auch schon auf der Isla de la Luna an und zwar wirklich nur wir, keine anderen Touristen, das war schon nett. Dort wurden gerade Restaurierungsarbeiten an einer der Ruinen dort durchgeführt, weshalb wir nicht alles fotografieren durften. Die Arbeiter der Insel haben den Glauben, dass ihnen ein Foto die Seele stiehlt. Aber wir konnten den Tempel der Sonnenjungfrauen fotografieren. Für dieses Kloster wurden nur sehr hübsche 5-6 jährige Mädchen ausgesucht, die dann im Kloster leben mussten. Später wurde der Komplex als Gefängnis genutzt bis eines Tages bei einem Fußballspiel Wärter gegen Gefangene folgendes passierte: die Wärter waren ganz schlau und haben die Fußbälle bei den Waffen aufbewahrt. Was also hat ein noch schlauerer Gefangener gemacht, als er den Ball holen sollte, er hat sich gegen das Sportgerät und für die Handfeuerwaffe entschieden, die Wärter erschossen und die Gefangenen konnten sich nach Peru absetzen. Seitdem steht das Kloster leer, so viel ist aber auch nicht mehr übrig.

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Tempel der Sonnenjungfrauen

Ganz vergessen habe ich ja die Mauer, die vor den Ruinen steht. Diese ist nämlich aus der Incazeit und das kann man sehr schön an ihrer Zusammensetzung erkennen. Die Incas waren nämlich in der Lage Gebäude komplett ohne Füllmittel zu konstruieren, nur bloße Steine ineinander gesetzt, bilden die Wand.

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Incabauweise

Nach dieser kleinen Besichtigungstour auf der Isla de la Luna sind wir mit dem Boot zurück zur Isla del Sol gefahren, dieses Mal aber nach Cha’llapampa, dem Dorf auf der Nordseite der Insel. Besucht haben wir auch das sehr sehr kleine Museum, das Fundstücke der versunkenen Stadt Marka Pampa zeigt. Richtig gut gemacht war das Museum allerdings nicht und uns musste auch erst aufgeschlossen werden, schon lustig, die Südamerikaner. 🙂 Danach ging es wieder an eine Wanderung, 45 Minuten meistens schön bergauf zu den Ruinen auf der Nordseite der Insel.

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Bild 1: Schnitzelparade lag da so rum am Strand
Bild 2: Der Weg über Strand zu den Ruinen auf der Nordseite der Isla del Sol

Hier haben wir die Ruinenanlage Chincana besichtigt sowie den Fußabdruck der Sonne und das Highlight für mich: der Felsen in den sich der Puma verwandelt hat, der Titicaca. Man hat da aber nicht wirklich nen Puma erkennen können, also ich auf jeden Fall nicht, weshalb ich davon auch irgendwie kein Foto habe.

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Chincana

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Fußabdruck der Sonne

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Ansichten des Titicacasees

Nachdem wir den Rückweg bezwungen hatten, ging es mit dem Boot zurück zur Südseite der Isla del Sol, denn es war Zeit für das Mittagessen. Langsam kann ich ja drüber lachen, aber es gab Fisch mit Pommes…dieses Mal aber Königsfisch, der weißes Fleisch hat im Gegensatz zur Trucha, das ist, glaube ich, Regenbogenforelle. Ab da endete auch unsere Privattour und wir sind mit jeder Menge anderer Touristen zurück nach Copacabana gefahren. Unser Guide hat uns dann an Land noch unsere Rückfahrttickets nach Puno organisiert und schon waren zwei Tage in Bolivien vorbei. Toll war, dass uns diese Extraausflüge nichts mehr gekostet haben, dafür hat der Guide dann auch ordentlich Trinkgeld bekommen, immerhin hat er einen Tag länger gearbeitet. Der Übertritt von der bolivianischen zur peruanischen Grenze verlief dann auch problemlos und für mich vor allem erfreulich. Denn warum auch immer hat mir die Uschi am Flughafen bei meiner ersten Einreise nach Peru nur 30 Tage Visum genehmigt und nun habe ich nach erneuter Einreise auch die verdienten normalen 90 Tage! Ha! Das ist auch sehr praktisch, da Kedda und ich seit heute versuchen einen Trip in den Dschungel Perus zu organisieren und das wäre mit meinen 30 Tagen Visum schon fast knapp geworden. Die Jungs sind dann in Puno noch was essen gegangen, wir Mädels allerdings haben uns nur noch im Hostel aufgehalten. Kedda und ich hatten sogar ein Doppelzimmer, ein Luxus den ich jetzt schon ein paar Wochen nicht mehr hatte. Und nach einer gut durchschlafenen Nacht ging es am nächsten Tag schon weiter zu unserem nächsten Ziel: Cusco – die Incastadt schlechthin.