Die ersten Tage in Quito

Ich kann schon einmal vorweg sagen, dass dieser Bericht wahrscheinlich weniger unterhaltsam sein wird als der letzte, denn mir ist tatsächlich noch nichts für mich typisches passiert…ich bin selbst etwas irritiert, aber die Reise ist ja noch lang. Also, die Hoffnung nicht aufgeben. 🙂

Nach meiner gestrigen Anreise konnte ich mir ganz kurz die Sprachschule anschauen, diese ist erst vor zwei Tage umgezogen. Zum alten Standort hätte ich von meiner Gastfamilie aus vier Minuten Laufweg gehabt, nun sind es ca. 15 Minuten, aber das ist nicht wirklich schlimm. Ich wohne bei der Besitzerin der Sprachschule Rosa und habe jetzt für 4 Wochen eine Gastschwester Daniela (21 Jahre) und einen Gastbruder Maeto (11 Jahre alt). Daniela hat in München studiert und kann somit ziemlich perfekt Deutsch, ihr Freund Kai, der in der Schule aushilft ebenfalls. Nach einem kurzen Mittagessen gestern, habe ich mich dann erst einmal hingelegt und habe auch bis zum Abendessen nichts getan außer ein wenig Film geschaut (habe ich schon erwähnt, dass ich mein iPad Mini liebe?). Meine vegetarischen Ambitionen kann ich in Südamerika aber wohl wirklich komplett vergessen, hier besteht eigentlich jedes Mahl (bisher) aus Hähnchen.

Heute war dann mein erster Tag in der Sprachschule. Nach einem „ecuadorianischen“ Frühstück – meines bestand aus extrem leckeren Müsli mit Papaya und Banane sowie Yogur (Joghurt), Toast mit Marmelade, die aber aus ganz anderen Früchten besteht als bei uns (irgendwie auch logisch) und Kaffee, ging es dann zu Fuß in die Sprachschule. Zu Fuß, weil heute Mittwoch ist in Ecuador und in Quito nicht an jedem Tag alle Autos fahren dürfen. Es hängt vom Nummernschild ab, wann das Auto gefahren werden darf. Eine Maßnahme, um den CO2 Ausstoß hier zu reduzieren, was auch dringend nötig ist. Denn zu der enormen Höhe hier – Quito liegt auf 2.850 m – kommt der Smog, der Neuankömmlinge aus Flachlandeuropa wie mich erstmal schnaufen lassen. Ich habe eine sehr nette Spanischlehrerin, die mit mir morgens 4 Stunden lang Vokabeln und Grammatik paukt und eine ebenfalls sehr sympathische Lehrerin, die mit mir nachmittags zwei Stunden Dialoge sprechen übt. Aber ich bin da jetzt mal ehrlich meine Sätze klingen noch ziemlich nach Grundschulniveau. Es ist schon interessant in ein Land zu kommen in dem man sich nicht verständigen kann. Gerade zusammen mit der Gastfamilie ist es schon komisch nicht gleich mitreden zu können, aber das motiviert wenigstens die Sprache schnell zu lernen.

Mein Highlight heute (am Mittwoch) war allerdings bisher das almuerzo – Tagesmenü. Man bekommt in kleinen Restaurants für 2 Dollar eine Suppe und ein Hauptgericht. Oft ist das Hühnchen mit Reis und/oder Linsen. Ich hatte heute dazu auch noch gebackene Kartoffeln, Kochbanane und es ist unglaublich auch in Südamerika ist der Feind zu Hause: GURKENsalat. Muss ich nicht erwähnen, dass ich den habe stehen lassen… ich dachte ja schon die wollen von mir als nicht Ecuadorianerin mehr Geld, aber nein 2 Dollar…

Nun habe ich als Streberin meine Hausaufgaben für heute erledigt und werde mich gleich noch mal hinlegen bevor ich nachher mit Leuten aus der Sprachschule auf einen Mojito weggehe. 🙂 Und wer sich jetzt denkt, warum ich auf meiner kleinen Weltreise so viel schlafe: die Höhe nimmt einen echt mit. Heute Mittag war mir während des Unterrichts schlecht und schwindelig. Man soll es die ersten Tage auch ruhig angehen lassen, weshalb ich auch heute Abend nicht gleich in vollen Zügen das ecuadorianische Nachtleben austesten werde. Das hat auch einigermaßen funktioniert, ich war gegen 0 Uhr wieder daheim. Allerdings mein nicht ganz erst gemeinter Vorsatz gar nicht zu trinken, wurde radikal untergraben. Denn in Quito gibt es 3 Bars in denen Frauen bis 22 oder 23 Uhr umsonst trinken. 🙂 Das Konzept wie man damit Umsatz macht, hat sich mir noch nicht erschlossen, aber hat mir zwei Mojitos beschert. Danach sind wir noch in eine Art Diskothek / Salsa Bar – man tanzt dort halt Salsa. Und hier Obacht mal an die deutschen Männer, die Ecuadorianer tanzen alle.

Und ja ich gebe es zu: ein Bier habe ich mir noch in der Bar gegönnt, Ich habe sogar ein wenig Salsa getanzt – also das was ich dafür halte, denn Tanzstunden hatte ich noch nicht. Als Frau steht man an der Seite und wartet bis man aufgefordert wird zum Tanzen. Allerdings habe ich die meiste Zeit mit den einheimischen Freundinnen unserer Studienkoordinatorin Franzi getanzt.

Am Donnerstag (also gestern) begann der Tag dann mit strahlendem Sonnenschein, ich bin mit meiner Gastmutter und dem Hund der Familie Fidou im Auto (heute durfte es gefahren werden) zur Schule gefahren und hatte meine vier Stunden Grammatikunterricht. Und wehe es sagt noch mal einer Spanisch lernen sei einfach – ha! Da schaue man sich mal die Verben ser, estar, tener, haber und hacer an….5 Verben für ähnliche Bedeutung…aber meine Lehrerin meinte, das würde noch werden. Mittags bin ich zusammen mit Malwina, die ebenfalls aus Deutschland kommt und hier Spanisch lernt wieder in das kleine Restaurant zum almuerzo. Leider haben wir die Bedienung mit keinem Wort verstanden als sie uns mitteilen wollte, was es als Hauptgericht gibt. Ich habe mir dabei jetzt nichts groß gedacht, wie es meine schüchterne Art ist, habe ich nämlich erstmal festgestellt, dass ich nicht weiß, was ich da zu mir nehme. Malwina fragte mich deshalb, ob ich wissen wolle, was ich da esse. Leichtsinnig sagte ich ja klar…hätte ich das mal besser sein lassen, es war nämlich Zunge. Und ab dem Moment konnte ich das nicht mehr essen. Ich habe mich dann an den Reis gehalten…glaube irgendwie so was passiert mir noch öfters. Kai hat mir dann erzählt, dass in der Suppe zur Vorspeise oft Hühnerherzen sind, aber da habe ich alles was nicht aussah wie Kartoffel nicht angerührt, war wohl besser so. Naja, so viel zum kulinarischen Teil – und Papa ja, ich mach Fotos 🙂

Nun ist mein Eintrag schon so lang, aber es sind ja auch ein paar Tage vergangen. Gestern hat sich der strahlende Sonnenschein dann in ein Ungewitter mit Massen an Regen verwandelt. Das ist aber aufgrund der Höhe von Quito nichts ungewöhnliches. Abends habe ich dann mal Vokabeln gelernt und bin relativ früh eingeschlafen.

Heute ist Freitag und bisher ist uns die Sonne erhalten geblieben. Nach der gestrigen Erfahrung waren Malwina und ich allerdings zum MIttagessen in einer Bäckerei und dort gab es dann ein komplett zungenfreies Sandwich für mich. Davon habe ich keine gegessen, aber lecker sehen sie aus, oder?

20130412-180950.jpg

Wenn alles klappt, werde ich die dritte meiner vier Wochen Unterricht zusammen mit Malwina in Tena machen können. Dort ist Dschungel und man hat nur vormittags Unterricht, nachmittags erkundet man dann den „Urwald“. Mal schaun, ob das klappt. Rosa (meine Gastmutter) muss das noch für mich umbuchen. Ansonsten habe ich es heute das erste Mal in den ecuadorianischen Supermarkt geschafft, um dort Handcreme zu kaufen. Aber es ist krass, wie teuer hier alles ist, gerade die Kosmetikartikel. Zum Beispiel kostet Shampoo 3-5 Dollar, Mascara (bin halt dran vorbeigelaufen) 18 Dollar usw… aufgefallen ist mir, dass hier alle Verpackungen viel größer sind als bei uns. Brot, Margarine, Käse, alles fast doppelt so groß als bei uns. Ich schließe das darauf zurück, dass es hier normal ist Familie zu haben, nicht so wie in der Single-Haushalt Großstadt Frankfurt. 😉 So, und nun habe ich Euch genug Eurer Zeit geklaut. Obwohl heute Freitag Abend ist, werde ich wohl zu Hause bleiben, weil wir morgen nach Otavalo wollen. Dazu dann aber mehr demnächst. Freu mich auf Eure Kommentare – habe mich auch sehr über die letzten gefreut!!!