Baños: das wahrscheinlich sportlichste Wochenende meines Lebens

Heute habe ich ausnahmsweise mal keine Schule und kann somit in Ruhe von meinem echt tollen Wochenende in Baños berichten. Baños ist ein kleiner Ort mit gerade mal 15.000 Einwohnern ca. 3,5 Stunden von Quito entfernt, der bekannt ist für seinen gelegentlich aktiven Vulkan, unzählige Sportmöglichkeiten, heiße Quellen und Melcocha – das ist eine Art Toffee, das es dort an jeder Ecke zu kaufen gibt in zig verschiedenen Sorten. Aufmerksamen Lesern ist jetzt nicht entgangen – SPORT?? Was will Marina denn da?? Absolut richtig, ich habe mich das auch gefragt, aber Baños soll sehr schön sein und stand auf meiner Liste der Orte, die ich besuchen wollte. Nun ging es leider Freitag erstmal gar nicht so gut los, denn mein Magen hatte sich mit irgendwas, das ich lecker fand, nicht so gut verstanden, weshalb ich mich nach 2 Stunden Spanischunterricht auf die Couch in der Sprachschule gelegt habe. Ganz lieb habe ich Tee & Zwieback bekommen und den ganzen Tag eigentlich nur gelegen. Gegen 17 Uhr wurden Franzi und ich dann von Marco mit dem Taxi abgeholt und es ging in Richtung Busterminal. Da Quito so lang gezogen ist, gibt es für jede Himmelsrichtung in die man fährt mehr oder weniger ein eigenes Busterminal, mittlerweile war ich, glaub ich, an 3en. Am Busterminal haben wir Freunde von Franzi und Marco getroffen: Gabi und Gabi. Der Bus fuhr dann auch pünktlich los und gegen 22 Uhr waren wir in Baños. Dort wurden wir von englischen Freunden von Gabi & Gabi abgeholt und sind erstmal ins Hostal Erupcion (zu dt. Ausbruch, konnt man sich ja aber auch denken.) – welch schöner Name in einem Ort in dem ein aktiver Vulkan steht.

Nach kurzer Stärkung in einem Döner Lädchen (für mich trockene Pommes), sind wir dann auch in die Heia, denn am Samstag stand einiges auf dem Plan.

Joah, wir sin‘ mim Rad’l do, joah, wir sin‘ mim Rad’l do

Das Frühstück war im Preis von 9 $/Nacht für das 4Bettzimmer (Franzi, Marco, Gabi & ich) im Preis enthalten und nach Stärkung von Instantkaffee (stehen die hier drauf) und Spiegeleiern gings dann schnell in den Supermarkt Proviant kaufen und los zum Fahrräder ausleihen. Wir waren relativ viele, Marco, Franzi, Gabi, Gabi, ich und 3 Engländer (Mat, Oli und Archi – ob ich den letzten Namen richtig schreibe, weiß ich leider grad nicht) und die ecuadorianische Freundin von Mat – Alejandra. Hab ich jemanden vergessen? Glaub nich…zumindest gibt es einen 60 km weiten Weg nach Puyo, den man sich erradeln kann. Vorab: nein, wir sind nicht die komplette Strecke gefahren. Unser kleiner Ausflug wurde auch prompt nach ca. 2 km unterbrochen, als sich Mat beim Umdrehen in der Kurve richtig schön in den Straßengraben gelegt hat. Sah relativ böse aus wie er sich alles aufgeschürft hatte… 🙁 Marco und Gabi waren vorgefahren und Marco hatte ein 1. Hilfekit, zum Glück konnte Franzi einen Rollerfahrer bitten, dass er die beiden informiert zurückzukommen. Mit einem Pickup kamen sie dann auch wieder und Mat konnte ein wenig verarztet werden. Für ihn und Alejandra allerdings war die Tour dann leider schon zu Ende. Die dezimierte Gruppe ist dann ca. 15 weitere Kilometer an einen Fluß gefahren. Ging übrigens manchmal ganz schön bergauf, aber die Strecke war stark kurvig und Radfahren macht ja sogar mir Spaß. Am Fluß habe ich dann aufgrund der Kälte des Wassers Abstand genommen vom Baden und mich auf Füße eintauchen beschränkt. Aber gesonnt habe ich mich im Bikini, mit dem Ergebnis nun weiß – rot gestreift zu sein. Ein Traum… nach der erholsamen Pause gings dann zum Pailón del Diablo.

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Die Aussicht von meinem Sonnenbad-Plätzchen

Der Pailón del Diablo ist ein beeindruckender Wasserfall, den man sogar begehen kann. Nachdem wir es geschafft hatten mit einer Kette 7 Fahrräder abzuschließen, sind wir zu Fuß zum Wasserfall gelaufen. Allerdings lerne ich auch einfach nicht, dass alles was ich runterlaufe, ich nachher auch irgendwie wieder hochkommen muss… denn es ging doch bestimmt 20 Minuten bergab zum Wasserfall. Nach einigen Aussichtspunkten kann man sich dann noch weiter hoch begeben und durch einen kleinen Gang, den man fast auf Knien bewältigen muss hoch zum Wasserfall kämpfen. Ich kann sagen: ja, man wird nass.

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Nach einem kurzen Sonnenbad mit Bierchen & Trockungsversuch für mein T-Shirt an einem Aussichtspunkt, den man man nach einer mehr oder weniger vertrauenswürdigen Hängebrücke erreichen konnte, haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht. Das war dann doch anstrengender als gedacht. Deshalb war ich danach auch relativ happy als es hieß wir fahren mit dem Auto zurück, die Räder mit uns hinten in einem Transportwagen (Kosten: 1,50 $). Der Plan war nämlich anschließend die Gegend mit Quads zu erkunden (für meine lieben Großeltern: das sind so vierrädige motorradähnliche Verschnitte). Vorher gab es noch ein spätes Mittagessen im Park mit Brötchen, Avocado, Frischkäse, Thunfisch und natürlich: Tomate – auch hier wieder leichte Irritation „wie du magst keine Tomate?“ Ja, ich find die doof…aber das wissen mittlerweile auch alle. Während unseres Picknickes hatten wir auch einen neuen Freund, der uns nach seiner Fütterung immer mal wieder auf Schritt und Tritt gefolgt ist:

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Aber zurück zum Quad fahren, denn dafür braucht man entweder einen Führerschein ODER einen Ausweis im Original – hatte aber nicht jeder dabei. Da Gabi sich fürs Quadfahren doch mehr begeistern konnte als ich jetzt (hätts gemacht, aber die Gelegenheit ergibt sich sicherlich nochmal), hab ich ihr meinen deutschen Reisepass gegeben. Kurzes Auswendiglernen wie sie heißt und ja, das geht wirklich, eine Ecuadorianerin mit grünen Augen konnte meinen Ausweis benutzen, um ein Quad zu mieten (Anmerkung: ohne Ausweis geht aber nicht!). Wie sinnvoll… aber gut. Franzi und ich haben die Zeit dann genutzt, um unter die Dusche zu hüpfen und im OSAKA Spa eine Massage zu buchen. Traumhaft kann ich nur sagen, hübsches Ambieten mit Musik, Schokomaske im Gesicht und Ganzkörpermassage (60 Minuten) für 20$ – Jule, da musste ich natürlich an Dich denken. 🙂 Eigentlich hatten wir 80 Minuten für 25 $ gebucht, aber die Damen haben nach einer Stunde aufgehört, nach kurzem Hin und Her sagen wir jetzt was, haben wir dann doch mal nachgefragt und nur den Preis für die 60-minütige Massage bezahlt. Danach hätte ich sofort einschlafen können, andere Personen, die ich aus Datenschutzgründen nicht nennen möchte, haben das mit dem Schlafen ja auch schon vorher hinbekommen. 🙂

Wie gesagt, ich war fertig mit der Welt, aber Baños hat ja noch einen Vulkan, den es zu besichtigen gibt. Und somit sind wir mit einem sogenannten Partybus (hab vergessen wie die in Spanisch heißen) um 23 Uhr zu einem Aussichtspunkt gefahren. Die Fahrt war lustig, weil man in einem überdachten, aber ansonsten offenen Bus mit einer Lichtanlage, die epileptische Anfälle und einer Musikanlage, die Tinitus auslösen kann im Dunkeln fährt. Getanzt haben wir auch, aber irgendwann wurde mir doch ein wenig schlecht von dem ständigen Geblinke in rot, grün, weiß und blau. Angekommen am Aussichtspunkt wurde auf Spanisch etwas zu dem Vulkan erzählt, aber ich bin mal ehrlich, ich habe nix gesehen…die Aussicht auf die Stadt war aber ganz nett.

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Kommt jetzt aufm Foto nich so rüber

Nach einem Schluck Zuckerrohrschnaps gings dann weiter – ich dachte ja hoch auf den Vulkan, aber nee rein in ne Disko…kam mir ein wenig vor wie auf ner Kaffeefahrt, aber ihr könnt beruhigt sein, ich habe keine Lamadecke gekauft…nach 5 Minuten sind wir aus dem Laden auch wieder raus und ins Hostal. Denn am nächsten Morgen sollte es früh losgehen…

Piscina de la Virgen

Die kleine Stadt ist nämlich wie bereits erwähnt für heiße Quellen bekannt, diese sind ab 7 Uhr aber schon total überfüllt, weshalb wir gegen 6 Uhr los sind, um dort ein Bad zu nehmen. Ha, von wegen ab 7 Uhr, lieber Lonely Planet, wir kamen an und schon ne Schlange an ecuadorianischen Großfamilien. Ich muss gestehen hübsch war das jetzt nicht, es gab zwei Ebenen, unten konnte man kostengünstig (30 Cent) die obligatorische Badekappe aus Plastik erwerben sowie sich umziehen und oben gab es dann drei Becken – gefüllt mit Menschen, die alle Badekappen trugen. Sah ein wenig merkwürdig aus. 🙂 Nett ist, dass neben dem Thermalbad ein Wasserfall entlang fließt, was widerrum schon eine hübsche Aussicht war. Wir dann zumindest mal auf ins erste heiße Bad und das war wirklich heiß!!! Hat sich super mit meinem neuerworbenen Sonnenbrand verstanden. 🙁 Lange waren wir nicht in dem Bad, zwei mal heiß gebadet und kalt abgeduscht, dann sind wir wieder heim, es war einfach zu voll und wir mussten unseren Kram packen. Denn anschließend ging es auf zum Canyoning (Erklärung folgt) und deshalb mussten wir unser Hostelzimmer räumen und auschecken.

Canyoning – Auge in Auge mit der Höhe und weiteren Ängsten

Wikipedia bescheibt Canyoning als Schluchteln oder Schluchting :). Kommt bestimmt aus Österreich der Ausdruck – d.h. man begeht eine Schlucht von oben nach unten durch Abseilen, Abklettern, Springen, Rutschen und Schwimmen. Davon haben auch wir einiges getan. Nach Packen und Frühstück ging es dann etwas verspätet los zu unserem Touranbieter. Da schon mal die erste Freude für mich: Wetsuits – man sieht aus wie ein Pinguin, der lieber blau als Schwarz trägt und das ganze wird getoppt durch einen Bauchgurt mit Sicherungsseilen und einem schicken Helm in wahlweise Rot oder Blau. Fotos habe ich leider noch nicht, aber ich hoffe, die werden demnächst getauscht, denn das will ich Euch nicht vorenthalten. Ach, ganz wichtig noch, damit man sich beim Rutschen nicht den Wetsuit kaputt macht, eine schicke „Windel“ in dezentem Knallrot.

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Im Pickup gings dann los, 12 Leute waren wir, wenn ich mich nicht verzähle und ich kann sagen, es war ein Riesenspaß. Marco hatte es ja vorher voll drauf, mir das Ganze positiv zu verkaufen ja, ist schon anstrengend, man klettert halt und wird nass, Marina dachte nämlich zuerst wir reden von Rafting beim Ausdruck Canyoning. Sicherheitshalber haben wir auch vor Start der Tour erstmal unsere Versicherungsdaten ausgetauscht, naja… wie eine kleine Familie im Einheitslook sind wir dann neben einem Wasserfall hochgelaufen bis wir auf einem Felsvorsprung saßen, neben dem Wasser herunterlief – sozusagen neben dem Wasserfall. Unser Guide Nacho erklärte uns dann, dass wir jetzt nacheinander rückwärts gesichert am Seil diesen Felsen runterlaufen und am Ende dann ins Wasser springen. Toll wie einfach sich das liest, aber ich saß da und habe mir erstmal Gedanken über mein bisheriges Leben gemacht. Ich war die vorletzte, die das versucht hat, obwohl meine Antwort auf Mat’s „Ladys first“ „I don’t care when I will die“ war. Aber ganz ehrlich, das hat Spaß gemacht. 🙂 Ich war ja noch nie richtig klettern, d.h. das Zurücklehnen beim Klettern kenne ich nicht und es fühlt sich auch irgendwie unnatürlich an sich an einem Felsen nach hinten zu lehnen. Der Guide meinte aber, wenn ich das nicht tue, würde ich nicht runterkommen und obwohl ich seine Frage „are u ready“ mit „no“ beantwortet habe, hab ichs tatsächlich runtergeschafft. Eine Stelle gabs an der hat sich, glaube ich, jeder hingelegt. Und am Ende das Seil loslassen und schön ins Wasser fallen, war nur halb so schlimm wie ich dachte. Nach dieser Aktion (Kiners, ihr dürft stolz auf mich sein), ging es dann zum nächsten kleineren Wasserfall, denn wir zu zweit aneinandergebunden auf dem Rücken runtergerutscht sind. Natürlich gesichert, was dann auch dazu geführt hat, dass der Guide jede der kleinen 2er Gruppen im Wasserfall hat hängen lassen. Hier gibt es auch einige tolle Fotos dazu. 🙂 Eine Riesengaudi – wie der Bayer sagt. Abschließend ging es dann zu einem anderen Wasserfall, so saßen wir dann alle hintereinander an der Stelle, an der das Wasser anfängt runterzufließen im Nass und freuten uns unseres Lebens. Denn nun hieß es 40 m tief Abseilen – ich wäre die letzte gewesen, wenn Gabi es nicht mit der Angst bekommen hätte und sich erstmal nebenan gestellt hat. Genau richtig war die Entscheidung einfach nicht nach unten zu schauen als ich mich um den Felsen bewegt habe. Denn von oben konnte ich ebenfalls nicht sehen wie es unten aussieht und vor allem wie tief das Ganze war. Und wieder hieß es zurücklehnen und 1 m nach unten klettern und aufeinmal die Instruktion „jump“ – wie jump???? Ich soll da runterspringen???? :(? Aber gut, hab ich auch gemacht und es war cool!! 🙂 Durch den Wasserfall und einen Regenbogen gesprungen (gesichert natürlich) und unten nochmal richtig schön ins Wasser gefallen. Aber eine echt coole Erfahrung! Man muss auch sagen, dass unsere Gruppe echt cool war und man immer angefeuert wurde, wenn man dran war mit Springen, Klettern oder sonst was. Gabi hat es dann nämlich auch noch geschafft!

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Mit dem Pickup ging es zurück ins Städtchen zum Umziehen & Duschen. Und langsam kann ich ja mal erzählen, was ich auf dem Trip schon alles verloren/vergessen habe:

1. Meinen Buff (Schal) im Bus von Quito nach Tena – wollte ihn auf dem Rucksack trocknen lassen, dabei ist er mir wohl runtergefallen.

2. Meine Schuhe in der Hektik des Umziehens beim Canyoning Anbieter (Name folgt) bin ich nur mit FlipFlops los und habe meine Sneaker stehen lassen -aber die hab ich wieder. 🙂

3. Meine Sonnencreme war aber nicht meine Schuld. Gabi hatte sie zum Eincremen vorm Canyoning und irgendwie hat es die Flasche Sonnencreme nicht wieder zurück in meinen Rucksack geschafft…wäre ja nicht so schlimm, wenn hier ne Flasche Sonnencreme nicht 18 $ kosten würde!

Geht doch aber eigentlich nach 28 Tagen, oder? 🙂

Oh Leute, es tut mir leid, dass der Bericht so lang geworden ist, aber in den 2 Tagen haben wir echt viel gemacht. Is aber gleich geschafft: nach Körperhygiene und Stärkung in Form eines trockenen Stück Fleischs getränkt in einer nach Koriander schmeckenden Soße (das Zeug ist hier ÜBERALL drin!) – den Reis hatte ich abbestellt – und Pommes haben Marco, Heidi (die ist am Samstag noch dazugestoßen), Franzi und ich noch ein wenig gebummelt. Gabi hat sich währenddessen im Park ausgeruht. Shopping war erfolgreich, bin nun stolze Besitzerin eines Lederarmbandes (1$), einer braunen Käppi (4,50$) und eines neuen Reisegefährten: Señor Snugglez – habe ihn heute morgen spontan von Mr. Snugglez auf Señor umgetauft 🙂 Sind ja schließlich in Südamerika.

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Für 2,50$ – is er nicht süß 🙂

Schön ist, dass er auch laut von sich gibt, wenn man ihn drückt und dass im Bus das ein oder andere Mal auch getan hat….sorry an die Mitreisenden. Er wird ab sofort in meinem Rucksack wohnen. Das absolute Highlight war aber die Rückfahrt, denn wir waren grad um die erste Ecke gebogen, ging ein Raunen durch den Bus: der Vulkan nahe Baños war aktiv!!! Eine tiefdunkle Wolke kam aus dem Vulkan und wurde immer größer – Hammer, das mal gesehen zu haben!

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Nach knapp 3,5 Stunden Fahrt zurück sind wir dann mit abschließender Taxifahrt gegen 22 Uhr wieder zu Hause gewesen und schließe nun hiermit meinen Bericht. Denn ich muss noch ins Reisebüro meine Tickets für Galapagos abholen, da gehts nämlich morgen hin. Ihr habt jetzt also erstmal 8 Tage Ruhe von mir, denn WLAN gibts auf meinem Schiffchen noch nicht. 🙂