Bariloche & die Route der 7 Seen

Wie bereits berichtet, erreichten wir unser Ziel Bariloche im Westen Argentiniens mit etwas Verspätung. Unser Hostel Penthouse 1004 liegt im 10. Stock eines Hochhauses, weshalb man von hier aus einen wunderschönen Blick über Bariloche bzw. den angrenzenden See hat.

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Aussicht aus unserem Hostel

Penthouse klingt ja erstmal nach Luxus, aber das Ganze war mehr etwas im Stil von Harmonie sowie Ying & Yang aufgebaut inkl. passender Musik, ich fand’s aber schön. Nach diesen Nachtbusen ist das Einzige was ich mir wünsche eine Dusche, nach dieser sind Jens und ich los, um ein wenig was zu Organisieren. Zunächst einmal muss man auch in Bariloche das Fahrtentgelt für den Bus exakt in Münzen haben oder eine aufladbare Magnetkarte, die konnten wir aber im Hostel leihen. Praktisch ist, dass man diese Karten an fast jedem Kiosk aufladen kann, das war unsere erste Aufgabe. Anschließend habe ich es ausnahmsweise mal geschafft problemlos an Bargeld zu kommen, welch Erleichterung. Jens gab immer noch nicht auf in Argentinien Pesos in Euros zu wechseln, weshalb wir in zwei Wechselstuben nachgefragt haben, aber das geht hier einfach nicht. Wenn man nach dem Urlaub zu viele Pesos hast, kannst man sie nicht zurücktauschen, zumindest nicht in Argentinien. Ansonsten würde auch der ganze Bluemarket, also das Wechseln von Fremdwährungen in Pesos zu fast 40 % mehr (im Vergleich zum offiziellen Wechselkurs) machen.

Aber gut, ganz oben auf unserer Prioritätenliste stand das Organisieren eines Mietwagen. Das Büro der Autovermietung zu der wir wollten (vom Hostel empfohlen), war allerdings geschlossen, so dass wir uns auf die Suche nach weiteren gemacht haben. Zwei Angebote haben wir uns eingeholt, die mehr oder weniger identisch waren und zum späten Lunch ging’s dann zu McDonalds. Da die Autovermietung immer noch nicht aufhatte als sie es sollte, sind wir noch mal ins Hostel und die haben Willy dann noch mal angerufen, er wäre um 17.00 Uhr wieder im Geschäft. Daraufhin sind wir mit dem Bus zum Terminal gefahren, um unsere Tickets zur Weiterfahrt nach Mendoza zu kaufen. Gut, es dauerte ca. 20 Minuten bis wir die Bushaltestelle fanden, aber dann ging es recht problemlos, man fühlt sich ja immer so integriert, wenn man mal die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. 🙂

Bei unserer Orga-Tour sind wir schon einiges durch Bariloche gelaufen, das zum einen Ausgansgpunkt für die Route der 7 Seen ist (dazu komme wir später) und auch ein hübsches Skigebiet haben soll. Die Architektur in Bariloche hat mich total an Österreich erinnert. Man nennt das wohl auch alpine Architektur, nur dass die Argentinier zum Bau der Häuser heimisches Gestein und Hölzer verwenden, was dem Ganzen doch einen anderen Touch verleiht als in der Alpenregion.

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Architektur typisch für Bariloche

Das Ticket kaufen dauerte dann doch länger als gedacht durch ewiges Anstehen, zweimal Umentscheiden und doch wieder reumütig zur ersten Busfirma dackeln, um das einzige Ticket zu kaufen, das für uns SInn machte. Leider gab es nur noch Semicama, was ich ja gar nicht so dolle fand. Mit dem Bus wieder zurück sind wir in den Supermarkt, um unseren Proviant für unseren großen Ausflug am nächsten Tag zu beschaffen. Ich weiß nicht warum, aber in Argentinien gibt es immer Warteschlangen und ich meine wirklich Schlangen, nicht wie bei uns mal zwei Leutchen, nee hier wartete man quer durch den Supermarkt. Mittlerweile war es dann auch schon 17.00 Uhr und wir sind zur Autovermietung….die war dann in einem Geschäft für Skibekleidung. Der Willy scheint das nur so nebenbei zu machen und betreibt das Geschäft während er Skiklamotten verkauft. 🙂 Somit standen Jens und ich zweimal vorm falschen Laden, weil wir uns vom AVIS Zeichen am Laden nebenan haben verwirren lassen. Unser Fehler… Wir haben bei WIlly dann 100 Pesos angezahlt und sind zurück zum Hostel. Im Endeffekt sind wir den ganzen Tag von A nach B, nach C, wieder zu A, weshalb wir uns abends was gegönnt haben.

Uhrzeitstechnisch schon total integriert haben wir einen Tisch für 21.00 Uhr im Alto El Fuego reserviert (die Empfehlung hatte ich von Mara aus Puerto Madryn). Bzw. reservieren lassen von dem echten netten Mädel an der Rezeption. Ich weiß nicht warum, aber sie mochte meinen Namen und hat ihn ständig erwähnt. Dazu kam, dass Lateinamerikaner einfach ein Problem mit der Aussprache des Namens Jens haben und sie deshalb ihn vermeiden zu nennen. Als Jens das Mädel bat den Tisch zu reservieren, sagte sie „ah, Marina wants to have dinner“. Er meinte dann nur zu mir „ja, ich vielleicht auch…“, vielleicht war das Situationskomik, aber ich fands lustig. 🙂 So sind wir dann ins Restaurant, das direkt bei uns um die Ecke auf einem kleinen Hügel liegt und sooo süß war, alles aus Holz in türkis und weiß. Töll!

Auch wenn Argentinien sonst teuer ist, beim Fleisch kann man nix sagen für mein Bife de Chorizo (Rumpsteak) habe ich 90 Pesos bezahlt, also um die 13 €. Beilagen haben wir uns (ganz gegen meine Gewohnheit) geteilt, aber für 60 Pesos gab es eine Riesenportion Pommes und Salat – Menge war zum Glück ausreichend für Zwei.

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Noch mehr Fleisch und Wein aus einem Pinguin – das fand ich toll

Das Essen war ein Traum und auch die Kellner waren super aufmerksam, aber wir sind relativ zügig zurück ins Hostel, weil wir beide schlagskaputt waren und am nächsten Tag hieß es ja: Autofahren in Argentinien

Ruta de Los Siete Lagos

Willy kam mehr oder weniger püntklich in unser Hostel, um mich den Vertrag unterschreiben zu lassen und die Schlüssel zu übergeben. Gefahren sind wir einen VW Gol, nein ich habe nicht das f vergessen, Golf gibt es in Argentinien nicht, nur den Gol und das ist eigentlich ein Polo. 🙂 Verrückte Welt. Der Willy und ich haben uns dann das Auto angeschaut, sehr sympathisch bei kleinen Kratzern sind die Argentiner nicht so, das kommt mir als Gelegenheitsunfallbeteiligte ja sehr entgegen. Und los ging es, das erste Mal Autofahren in Südamerika. Jens hat mich vorher auch noch mal gefragt, ob ich denn denke, dass ich das hinbekomme, ja welch Frage! Pff…

Die Route der 7 Seen führt einen auf 400 Kilometern Strecke an Überraschung 7 Seen vorbei. Man kann sich eigentlich nicht verfahren, denn es gibt nur eine Straße und Teile der Strecke fährt man auf der legendären Ruta 40. Ich gebe zu am Anfang war es ein wenig ungewohnt nach über 5 Monaten mal wieder ein Automobil zu lenken, vor allem da ich hier das Vorfahrtssystem nicht verstehe, wir sind aber heile aus der Stadt gekommen und haben dann immer mal wieder an den Aussichtspunkten gehalten. Unser erster Halt war am wunderschönen Puerto Manzana.

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Puerto Manzana

Wir sind dort ein wenig im Kreis gefahren, aber kamen so noch mal zu einer anderen Seite des Sees.

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Nun wollten wir eigentlich als nächstes zum Cerro Bajo, einem Skigebiet. Dort kann man allerdings auch einfach nur so mit der Seilbahn hochfahren. Irgendwie hatten wir aber die Abfahrt verpasst und mussten uns erstmal ein wenig durchfragen bis wir es auch gefunden hatten. Parken war kostenlos, dafür hat die Seilbahn stolze 20€ pro Person gekostet. War aber auch schweizer Qualität die Bahn, vielleicht kostet das mehr.

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Blick aus der Gondel

Oben angekommen, war es Zeit für ein Käffchen und ich musste natürlich auch noch eine der frischen Waffeln mit Dulce de Leche probieren.

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Das Café und der Ausblick von dort

Nach der kleinen Pause sind wir zügig weiter, da noch ein paar Kilometer vor uns lagen. Dummerweise war aber gerade die Seilbahn mit der wir den Berg hinauf befördert wurden außer Betrieb, stattdessen durften wir in einen wenig vertrauenswürdigen, offenen Sessellift steigen. War zwar etwas zugig, aber heil angekommen sind wir. Weiter ging’s, die Straßenverhältnisse bei diesem Rundweg sind eigentlich nicht zu bemängeln, bis auf 33 Kilometer Schotterrpiste gepaart mit Riesenschlaglöchern, ist alles asphaltiert. Doch dieses Teilstück hat es in sich, da ist der Gol nicht unbedingt das passende Beförderungsmittel und ab und zu steht mal ne Kuh im Weg oder befindet sich ein paar Meter über der Straße…

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Kuh in Sicht

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Das ist übrigens unser Gol gewesen

Da ja die Landschaft das Schöne an diesem Ausflug war, mal ein paar Bilder.

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Am Ende des Hinweges ist das Dorf San Martin de Los Andes gelegen, natürlich an einem See. Dort sind wir ein wenig rumgelaufen – zusammen mit unserem neuen Freund Bronko.

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Der See, San Martin de Los Andes & Bronko

Als wir in einem der in Vielzahl vorhandenen Schokoladengeschäfte eingekehrt sind für ein schokoladiges Heißgetränk, hat uns Bronko allerdings verlassen, untereue Seele. Jens hat mit seinen Souvenirkäufen dann noch die argentinische Wirtschaft angeheizt und dann machten wir uns auf den Rückweg – ab da ist dann Jens gefahren. So hatte jeder von uns mal das Vergnügen auf der bekannten Ruta 40 und dem Schotterweg zu fahren.

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Es gibt die Möglichkeit auf dem Rückweg nach der Schotterpiste eine andere Abzweigung als auf dem Hinweg zu nehmen, umman einem anderen Dorf vorbeizukommen. Wir haben das kurz versucht, mussten aber einsehen, dass diese verschlammte Straße nix für den Gol ist, beim Wenden hat man schon gut die Kupplung riechen können, weil die Reifen durchdrehten. Auf unserem Heimweg haben wir dann zwei Unfälle gesehen. Wir schlimm der erste war, war mir gar nicht bewusst bis wir umdrehten, um zu fragen, ob der Fahrer Hilfe bräuchte. Der hat sich aber nur bedankt und meinte es wäre alles gut, die linke Seite vom Auto sah allerdings weniger danach aus. Der zweite Unfall war ein in Einzelteile zerlegter LKW, ob der Fahrer so viel Glück hatte wie der erste, weiß ich nicht, aber die Polizei war schon da. Das war sie auch als wir in Bariloche hineinfahren wollten, aber wenn man die Kontrolle umgehen will, fragt man den Polizeibeamten einfach, ob er Englisch spricht und schon kann man weitefahren. 🙂

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Ein Abschlussbild

Im Hostel angekommen, gab es erstmal die schlechte Nachricht, dass das gesamte Haus bis zum nächsten Morgen kein fließendes Wasser haben würde, nicht so schön. Dafür habe ich ganz vergessen zu erwähnen, dass Jens unsere Brote für den Ausflug und auch für unseren Nachtbus nach Mendoza zubereitet hat, mit Jens reis‘ ich gerne. 😉 Eigentlich war für den nächsten Tag Skifoahr’n geplant, aber ich war einfach unmotiviert, so dass Jens ohne mich auf den Berg ist. Im Hostel hatten wir dann auch wieder Wasser, aber nur kaltes. Ich hatte ja nix vor und konnte dann später warm duschen, danach bin ich nochmal durch Bariloche geschlendert und habe ein super leckeres Lomo Sandwich (Steaksandwich) gegessen. Abends hat Jens dann gute deutsche Küche auf den Tisch gezaubert: Spinat, Kartoffeln & Rührei.

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Montag ging dann unser Bus um 13.00 Uhr nach Mendoza. Ich hatte Glück und konnte duschen ohne mich zu verbrühen, denn das kalte Wasser war weg. Kurz danach ging wassertechnisch wieder gar nix mehr, was ein Mist, aber gut, das Hostel konnte dafür nich wirklich was, denk ich. Von der Busfahrt erzähl ich dann im nächsten Artikel, die war wieder ein Highlight!

Puerto Madryn: auf Wal- & Pinguinfang

Zum Glück ging mein Bus nach Puerto Madrynzu einer angenehmen Zeit, nämlich pünktlich zum Mittagessen. Eigentlich wurde mir vom Hostel erzählt, es gäbe nur ein Busunternehmen, das nach Puerto Madryn fahren würde, aber Martijn hatte seine Tickets direkt am Terminal gekauft und es gab definitiv mehr als ein Unternehmen. Der Preis war aber mehr oder weniger derselbe. Busfahren ist hier übrigens wirklich so teuer wie alle sagen, mein Ticket für die 17-stündige Fahrt hat fast 900 Pesos gekostet, also mehr als 100 €.

Entspannt sind wir nach dem Frühstück und noch etwas Freizeit in den Weiten des Internets los zum Busbahnhof, Ellen ist mit uns gelaufen, da sie sich das Glaciermuseum anschauen wollte. Was mir das Hostel auch nicht erzählt hatte, war dass wir in Rio Gallegos umsteigen und dort auch noch 3 Stunden Aufenthalt haben würden…aber gut, Martijn und ich haben die Zeit im Bus und auch im Restaurant des Busterminals rumbekommen. Überraschenderweise war das Essen in dieser Bahnhofsabsteige richtig gut. Unglücklicher Weise hatten Martijn und ich unterschiedliche Busunternehmen zur Weiterfahrt nach Puerto Madryn, so dass wir dann getrennt waren. 🙁 Außerdem war mein Busunternehmen langsamer, denn ich kam erst gegen 13 Uhr, also nach 24 Stunden Reise an meinem Ziel an, Martijn schon eine Stunde früher. Das Essen im Bus ist auch leider echt schlimm, da hungert man lieber freiwillig als das zu essen, zum Glück war ich aber mit Sandwiches bewaffnet in den Bus gestiegen. Mein Hostel Hi Patagonia lag super direkt in der Nähe der Hauptstraße von Puerto Madryn und nur einen Block entfernt vom Strand.

Bei meiner Ankunft im Hostel war ich allerdings ausgehungert (anscheinend doch nicht genug Proviant dabei gehabt)und wollte einfach nur noch duschen. Martijn hat mich gleich freudestrahlend an der Tür begrüßt, aber auch er merkte, dass ich hungrig nicht die beste Gesellschaft bin. Er und Jens, der ja schon einen Tag vor uns ankam, warteten dann auf mich und los sind wir, um was zu Essen zu finden. Gar nicht mal so einfach, wenn zwischen 14.00-17.00 Uhr 99 % aller Restaurants geschlossen sind. Am Ende hatte aber ein Restaurant direkt am Strand offen, aber war kurz davor zu schließen, so dass es nur noch schnelle Küche und somit für mich einen HotDog gab…grrr..

Der Grund warum man nach Puerto Madryn kommt, sind gleich mehrere Tierchen, denen man bei uns nicht so einfach findet. Zum Einen kommen nach und nach Pinguine hierher zurück, um alles für die kommende Paarungssaison vorzubereiten und Wale sind mit ihren Jungtieren unterwegs. Allein schon mal wieder Strand zu sehen, fand ich aber toll, weniger toll war der tote Pinguin der angespült wurde. Wir hatten ja kurz überlegt ihn fürs Foto zu präparieren, haben uns dann aber aus ethischen Gründen dagegen entschieden.

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Der Strand in Puerto Madryn und die Aussicht vom Restaurant

Das Besondere ist, dass die südlichen Glattwale ganz nah an das Ufer kommen, man muss also eigentlich noch nicht mal eine Tour machen um Wale zu beobachten.

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So machten wir uns (siehe Bild oben) zum Hafen auf und schau an: da schwamm wirklich ein Wal.

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Wal gesichtet! 🙂

Leider kam dann ein Hafenmitarbeiter und wir durften gar nicht da sein, wo wir gerade waren, weil wir uns im Zollbereich befanden. Auf dem Rückweg haben wir aber noch einen Wal gesehen, nur nicht ganz so nah, den vom anderen trennten uns wirklich nur ein paar Meter.

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Damit man auch ma sieht mit wem ich so unterwegs bin: Martijn (links), Jens (rechts)

Mir war dann mittlerweile auch kalt und ich war müde, denn diese Nachtbusfahrten sind einfach nichts für Damen in meinem Alter. So sind wir dann zurück ins Hostel und haben im Supermarkt für die nächsten Tage eingekauft. Im Hostel angekommen, war es auch schon fast wieder Zeit fürs Abendessen. Vorher wollten Jens und ich aber noch online unseren Bus nach Bariloche buchen, dummerweise gab es unseren Bus nicht im Internet zu kaufen, also sind wir los und zum Busterminal gelaufen. Auf dem Weg habe ich doch dann tatsächlich eine Bank gefunden, die mir Bargeld gegeben hat. Ernsthaft, Argentinien ist ein so tolles Land, aber ich bin froh, wenn ich hier nicht mehr dauernd Sorgen haben muss, ob ich Geld am Automaten bekomme oder nicht… Am Busterminal haben wir dann unseren Bus gekauft, nur kurz zu erwähnen: einen Direktbus, hab extra zweimal nachgefragt, aber dazu dann später mehr.

Dann war aber wirklich Essenszeit, der Besitzer vom Hostel veranstaltet alle zwei Tage gemeinsame Abendessen und an diesem Abend gab es Praws all you can eat, da war ich natürlich dabei. WIr waren eine recht große Gruppe und obwohl ich eigentlich früh ins Bett wollte, saßen wir doch noch auf ein paar Bierchen zusammen. Illegalerweise hatten wir Bier ins Hostel geschmuggelt, das man eigentlich nur beim Barmann bestellen darf…der Barmann war auch echt schon gut rumgekommen, war eigentlich aus Italien, arbeitete aber schon in Halbsüdamerika, Irland und nun halt in Argentinien.

Der Abend war superlustig, irgendwie stehen ja alle auf Rammstein und wenn andere Nationen auch kein Wort Deutsch sprechen, Rammsteintexte können alle singen und gut Martijn ist Holländer, die sprechen auch Deutsch. 🙂

Aber schon am nächsten Tag hieß es wieder früh fertig sein, denn ich besuchte die Península Valdés, eine Halbinsel, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Man fährt an einem Tag gute 250 Kilometer (glaube ich zumindest……….) und deshalb geht es auch so früh los. Die Gruppe bestand nur als Leutchen aus meinem Hostel: Mara und David, beide deutsch und zwei Franzosen. Unser Guide war super nett und die ganze Tour war auch auf Englisch, was die Franzosen, glaub ich, weniger gut fanden. Zunächst fährt man mit dem Auto zum Centro de Interpretacíon, eine Art Museum, das einem was zur Flora und Fauna der Halbinsel erzählt und man kann ein echtes Walbabyskelett bewunder. Das arme Tier wurde vor Jahren an den Strand gespült und war nicht mehr zu retten, so dient es nun der Wissenschaft.

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Armes Wal – der schwimmt wohl nicht mehr 🙁

Im gesamten Naturreservat darf man das Auto nicht verlassen, außer es gibt extra Aussichtspunkte. Da ich im Auto ganz hinten saß und kein Fenster zum Runterkurbeln hatte, mussten Mara und die Franzosen für mich die Fotos aus dem Auto machen. So haben wir dann auf dem Weg Guanakos gesehen, Verwandte der Lamas, die auch spucken. Außerdem noch aus weiterer Entfernung Emus und kleine Eulen, die fauchen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Unser nächster Stopp war dann die einzige Stadt, die es auf der Halbinsel gibt: Puerto Pirámides.

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Puerto Pirámides und sein Strand: Ausgangsort zur Walbesichtigung

Im Städtchen hatte ich dann Zeit mir ein echt leckeres Sandwich in einem süßen Café zu kaufen, alle anderen waren top vorbereitet und hatten Proviant dabei. Ich war zu faul gewesen und zog es am Morgen vor in Ruhe zu frühstücken statt Brote zu schmieren. 🙂 In einer größeren Gruppe ging es dann los zur Walbeobachtungstour. Die war natürlich nicht in unserem Ausflugspaket inkludiert, aber das war mir sogar bewusst, unser Ausflug hat 420 Pesos gekostet und die Bootsfahrt dann noch mal 490 Pesos. Im Nachhinein hat sich das Geld aber in jedem Fall gelohnt, denn wenn die Wale zur Aufzucht ihrer Kleinen herkommen, sieht man sie mit fast 100 %iger Wahrscheinlichkeit und das auch richtig richtig nah. Wir haben gleich am Anfang eine Mutter mit ihrem Baby gesehen und beide sind so nah am Boot vorbeigeschwommen, dass man sie hätte streicheln können. Echt unglaublich!
Das einzige Problem ist davon gute Fotos zu machen. 🙂 Fast unmöglich, deshalb hier eine kleine Auswahl meiner Amateurbilder:

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Videos habe ich auch gemacht, aber ich gebe es auf über südamerikanisches Internet Videos in den Blog zu laden, das muss ich dann mal nachholen. Wieder zurück an Land, gab es eine kurze Pause zum Mittagessen und weiter ging es bis zur See-Elefanten-Kolonie. Die Tiere sind gut geschützt und man kann sie nur von weiter weg sehen, was ich aber okay finde. Als wir dort ankamen, bekam gerade eine Seekuh ihr Junges, bizaar war, dass in wenigen Sekunden Unmengen von Möven kamen, um die Plazenta zu fressen….das hätte ich ja jetzt nicht unbedingt sehen müssen.

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Und wer sich, wie ich, fragt was eigentlich der Unterschied zwischen einem See-Elfanten und einem Seelöwen ist, hier die Antwort:

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See-Elefanten können angeblich auch bis zu 5 Metern groß werden, ich kann mir das ja immer noch nicht vorstellen, aber das haben die Schilder da erzählt. Neben den See-Elefanten ist die Natur dort aber auch recht hübsch anzusehen.

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Der nächste Aussichtspunkt war dann für mich eine tolle Überraschung, denn ich hatte von anderen gehört, dass sie leider noch gar keine Pinguine oder nur vereinzelt welche gesehen hatten. Wir hatten Glück und es waren schon ein paar mehr da, die sich genüsslich sonnten und faul direkt am Besucherweg rumlagen! Aktuell sind nur Männchen im Naturschutzgebiet, die Weibchen kommen in ca. einem Monat nach. Denn ‚obacht: die Männchen müssen das Nest vom Vorjahr aufräumen, damit das Weibchen auch wirklich wieder zurück kommt und sich paarungsbereit zeigt. Pinguine sind ja monogam, wie ich gelernt habe.

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Viele Pinguinbilder, aber die sind einfach zu niedlich

Nach diesen beiden Stopps ging es auch schon wieder auf den Rückweg und ich habe geschlafen, Autofahren macht immer so müde. Die Franzosen hatten sich vorher schon überlegt in Puerto Pirámides zu übernachten, nur ohne die Adresse ihres Hostels zu wissen. Aus diesem Grund hatten wir dann eine kostenlose Rundfahrt durch den Ort, den es dauerte ein wenig bis wir das Hostel fanden. Abends waren wir wieder zurück im Hostel und ich habe mich mal ein wenig um meine Weiterreise gekümmert. Das hat mich so beschäftigt, das ich fast in Stress geriet. Man glaubt das gar nicht, da ich ja offiziell ohne Arbeit da stehe, aber es ist doch mehr zu organisieren als man denkt. Sollte ich das schon mal erwähnt haben, sorry! Unglaublicher Weise haben Jens und ich ja zu diesem Zeitpunkt das selbe Reisetempo gefunden, so dass wir noch schnell unser Hostel für unseren nächsten Stopp buchten und dann bin ich auch schon in die Heia.

Mara und David hatten mir erzählt, dass sie am nächsten Tag zur großen Pinguinkolonie fahren würden. Ich wollte ja unbedingt den patagonischen Delfin sehen, der ist ganz klein und schwarz-weiß. Diese Tour kann man aber nur machen, wenn man sich auch die Pinguine anschaut, also habe ich das für den folgenden Tag gebucht. Wieder wurden wir gegen 7.00 Uhr abgeholt, dieses Mal bestand die Gruppe wieder aus zwei Franzosen (aber anderen), zwei Engländerinnen aus unserem Hostel und noch ein paar anderen aus weiteren Hotels. Auch dieser Guide sprach Englisch, ging mir aber ehrlich gesagt auf die Nerven. Der fand sich irgendwie selbst ganz toll und hat durchgängig nur geredet (schlimm, wenn Leute das tun, gelle? :)) Er hat dann zunächst mal die gesamte Mate-Tee-Zeremonie erklärt und dann durfte auch noch jeder das Zeug trinken. Kann jetzt nach fast 7 Wochen sagen: mag ich immer noch nicht. Die Fahrt nach Punta Tombo ist recht eintönig, weshalb ich auch hier geschlafen habe.

Im Sommer herrschen in Patagonien Winde von bis zu 120 Stundenkilometern, ab 150 km/h gilt so was als Hurrikane, wurde uns erzählt. Aus diesem Grund wechselt hier das Wetter auch ständig, man kann alle vier Jahreszeiten an einem Tag mitbekommen. Nun deshalb wurde auch leider die Bootstour zu den Delfinen abgesagt, weil die See zu stürmisch war. Ich tröste mich dann damit, dass ich fast 500 Pesos gespart habe. Nach einer ewigst langen Fahrt kamen wir dann an unserem Ziel an.

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Natürlich war auch hier wieder eine Nationalparkgebühr fällig. Leider war an diesem Tag das Wetter schon am umschwenken, was man an den Fotos sieht, aber dafür waren schon ganz viele Pinguine angekommen.

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Die kleinen Frackträger lagen aber mehr faul rum, die waren wohl noch alle geschafft vom langen Weg hierher und dem Aufräumen der heimischen vier Wände bzw. der Höhle. Auch hier war unser Guide spitzenmäßig informiert: Pinguine sind nämlich Vögel und am Bauch weiß, am Rücken schwarz – welch Erkenntnis, aber er meinte es ja gut.

In diesem Park läuft man auf markierten Wegen durch die Pinguinkolonie und das ist wirklich süß, weil die Pinguine immer „Vorfahrt“ haben. Ich hätte ja echt gerne einen mitgenommen, weil es so putzig aussieht, wenn sie laufen, aber wo soll der die nächsten 6 Monate wohnen? In meinem Rucksack ist defintiv kein Platz, obwohl ich es tatsächlich geschafft habe, ein Paket nach Deutschland zu schicken!

Je tiefer wird in den Park gegangen sind, um so mehr Pinguine konnte man sehen und um so aktiver wurden die dann auch mal. Manche standen, andere kreuzten unsere Wege und dann haben einige sich an den Frühjahrsputz gemacht. Das war ein Bild für die Götter, denn wir haben nur Dreck und Erde aus einem Loch fliegen sehen, keinen Pinguin dazu. Recht effizient muss ich dem Tier da mal zugestehen.

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Noch mehr Pinguine

Wie organisiert ich bin, hat man ja schon mitbekommen und so war mein Kameraakku dann auch leer und mein iPhone hatte keinen Speicherplatz mehr für weitere Fotos, würde sagen das lief suboptimal.

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Für das Foto hat es dann aber noch gereicht….

Ich dachte dann ja als wir den Park verliefen, es ginge heim, aber ha: falsch gedacht. Neben Puerto Madryn liegt der Ort Trelew. Keine hübsche Stadt, aber sie hat walisische Wurzeln, weil die Waliser (oder wie man das schreibt) aus England geflohen sind, um in Argentinien ein neues Land zu gründen. Nun so viel ist davon jetzt nicht mehr übrig außer der Architektur und den Teehäusern. Nun sind wir dann los, um in einem noch kleineren Ort zu halten, in dem zwei walisische Kapellen standen. Äußerst merkwürdig, die eine war angeblich die älteste Kapelle im Ort, die andere die schönste. Nur gab ein Schild an der angeblich jüngeren Kapelle Auskunft darüber, dass sie die erste Kapelle dieses Ortes sei – wie das zusammen passen soll, keine Ahnung…

Anschließend konnte man dann für 110 Pesos an einer echten walisischen Teezeremonie teilnehmen, dazu hatten außer den beidne Engländerinnen mit walisischer Verwandtschaft keiner Lust, so dass Mara, David und ich auf der Suche nach einem Café durch dn Ort (dessen Namen ich noch nicht mal mehr weiß) gestreift, aber es hatte alles zu. In dem Teehaus war es auch nicht möglich einen einzelnen Tee zubestellen, sondern nur die komplette Zeremonie. Ende vom Lied war dann, dass wir drei uns in den Bus gesetzt und dort gewartet haben. Zum Glück brauchen die Waliser nicht so lange für ihren Tee und nach einer knappen Stunde ging es schon wieder weiter. Abends fuhr dann auch schon unser Bus zum nächsten Ziel Bariloche. Ich habe mir noch schnell Nudeln bei einem wärmstens empfohlenen Imbiss geholt, die allerdings jetzt nicht so dolle waren, meiner geschulten Meinung nach. Mit dem Taxi sind Jens und ich dann los zum Busterminal, wir haben es ja geschafft zusammen zu reisen und ich nicht andauernd einen Tag hinterher.

Wir hatten Glück und konnten uns die Sitzplätze ganz vorne am Fenster im oberen Teil des Buses aussuchen, allerdings hatten wir nur Semicama, weil zur Cama 200 Pesos Unterschied im Preis waren. Eigentlich hatten wir auch kein Essen inkludiert, aber dann bekamen auch wir ein Plastiksandwich mit Käse und Schinken. Anmerkung der Autorin: das kommt auf die Liste zu Reis und Hühnchen. Unser Direktbus hielt dann morgens gegen 5 oder 6 Uhr und wir durften umsteigen…das finde ich ja klasse bei einem direkten Bus…aber dafür hatten wir dann Cama Sitze und ich konnte noch mal schlafen. Im kleinen Sessel vorher tat mir alles weh nachdem ich eingeschlafen war. Frühstück gab es sogar auch, das war mehr Plastik als Nahrung, weil alles zweimal eingewickelt war. Mit Verspätung kamen wir dann aber gegen Mittag in unserem Hostel Penthouse 1004
an.

El Chaltén: das Wandern ist des Australiers Lust

Eigentlich dachte ich ja, ich müsste allein wandern gehen in El Chaltén, aber dann hatten Jens und Martjin wohl so begeistert davon erzählt, dass Tom sich doch spontan dazu entschied mitzukommen. So sind wir dann um 7.00 Uhr aufgestanden, haben gefrühstückt und sind los zum Busterminal. Tom ist übrigens Australier und für ihn ist alles epic, was dem Amerikaner sein awesome ist, ist dem Jungaustralier episch.

Grad so kamen wir im Busterminal an, das doch weiter weg war als gedacht. Zusätzlich musste man noch ca. 50 Stufen den Berg hinauf, um zum Terminal zu kommen, was ein Start in den Tag. Mit dem Bus ging es dann 3 Stunden nach El Chaltén. 600 Einwohner zählt das kleine Dorf, das ursprünglich nur zu dem Zweck gegründet wurde, dass Chile dieses Stück Land nicht für sich beansprucht. Im Sommer ist hier wohl die Hölle los, weil man so schön wandern gehen kann und das am Fitz Roy und dem Cerro Torre. Eigentlich hieß der Berg Fitz Roy zunächst einmal El Chaltén, was übersetzt „rauchender Berg“ heißt, weil der Gipfel ständig von Wolken verhangen ist. Dann benannten ihn Perito Moreno und Carlos Moyano um in Fitz Roy und zwar nach dem Kapitän der Beagle, dem Expeditionsschiff von Charles Darwin. Toll was man so alles lernen kann. 🙂 Man muss sagen, wir hatten super super Glück mit dem Wetter, denn es war keine Wolke am Himmel und deshalb hatten wir einen super Blick auf den Gipfel des Fitz Roy.

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Der Bus hat uns direkt am Besucherzentrum des Nationalparkes abgesetzt und ein Ranger hat uns in Englisch die verschiedenen Wanderwege anhand einer Karte gezeigt. Die Karte haben wir dann auch als Miniaturausgabe mitbekomme und es konnte los gehen. Um an den Eingang des Nationalparkes zu kommen, mussten wir aber erstmal das kleine Dorf durchwandern. Bei der Gelegenheit haben wir uns gleich mal mit Frühstück eingedeckt. Zahlen durfte übrigens ich, weil Tom nur Dollar hatte und die hier in Patagonien keiner wechseln wollte, sehr merkwürdig, sonst reißen die Argentinier einem die Fremdwährung ja nur so aus der Hand. Aber habe natürlich alles Geld zurück bekommen.

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Man muss aber sagen, dass Tom echt zügig gelaufen ist. Ich dachte ja mittlerweile meine Kondition hätte sich ein wenig verbessert, aber der kleine Australier war echt fix.

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Der Eingang zum Nationalpark Los Glaciares

Vorallem ging es natürlich mal wieder bergauf über Stock und Stein, kleine Bäche, aber man wurde, wie auch fast immer, mit einer spektakulären Aussicht belohnt, zum einen auf die Stadt und zum anderen auf das hinter dem Berg liegende Tal.

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Der Weg führte uns dann durch eine Art Wald, manchmal stapfte man durch Schnee, manchmal durch Wasser, aber eine sehr schöne Landschaft.

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Der Weg ist das Ziel 🙂 und Tom vorne dran

Wir hatten ihn zwar vorher schon gesehen, aber da war er dann, der Fitz Roy und zwar ohne Wolken!

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Fitz Roy

Wir sind ca. 1,5 Stunden gelaufen mit kleinen Pausen bis wir an der Laguna Capri ankamen, die war allerdings komplett zugefroren. Tom und noch eine paar andere die an der Lagune saßen, versuchten zwar große Steine draufzuwerfen, aber das Eis hat sich davon nicht beeindrucken lassen.

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Laguna Capri

An der Lagune hatten wir dann unser Mittagessen, Tom wollte da faul sitzen bleiben, aber nee, ein wenig ging noch. Also, sind wir noch weiter zu einem Aussichtspunkt gelaufen, der uns dann wieder zurück auf den Ausgangsweg gebracht hat.

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Nochmal der Fitz Roy

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Auf dem Rückweg

Nun waren wir nach 3 Stunden wieder zurück von unserer kleinen Wanderung. Aber ein längerer Weg bis zum nächsten größeren Ziel auf der Karte hätte uns noch einmal ca. 2 Stunden (einfacher Weg) gekostet und unser Bus fuhr um 18.00 Uhr zurück nach El Calafate. So haben wir uns dann vor eine geschlossene Bar in die Sonne gesetzt. Bei einem Kiosk haben wir uns ein Feierabendbier geholt und ich habe mich mit zwei Belgiern unterhalten, die da auch so rum saßen. Tom war irgendwie müde, der ist am Tisch eingeschlafen. 🙂 Behaupte ich zumindest…

Auf der Suche nach einem Internetcafé (das Tom unbedingt brauchte), sind wir noch mal durch die Stadt gelaufen, aber Internet ist hier Mangelware. So sind wir in ein Restaurant mit WiFi Zeichen gegangen und schau da konnte Tom auch online gehen – mit meinem iPhone. Das musste ich erstmal von Deutsch auf Englisch umstellen und dann hatte ich auch kurzzeitig Toms E-Mail Account auf meinem Telefon installiert, ein merkwürdiges Volk die Australier. Vorrausschauend wie ich bin ;), habe ich im Restaurant was gegessen, bevor wir noch mal zum Besucherzentrum gelaufen sind. Warum wir das gemacht haben, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, war Toms Idee…das hatte aber zu, so dass wir einen kleinen Wanderweg hinter dem Zentrum lang gelaufen sind bis es anfing bergaufzugehen. Darauf hatten wir nämlich beide keinen Bock. Aber durch diesen kleinen Spaziergang haben wir drei Kondore gesehen, ganz schön groß.

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KOmmt jetzt aufm Bild nicht so rüber und ich hoffe, das waren auch wirklich Kondore, aber wir waren beide dieser Meinung

Mittlerweile hatten wir dann auch die restliche Wartezeit überbrückt, haben noch schnell die Steuer für das Busterminal bezahlt und sind zurück gefahren. Gehalten haben wir an dem selben Ort wie am Morgen, der irgendwie historisch berühmt ist. Es ist zwar ein Café, aber auch eine Pension in der wohl mal bekannte Leute / Verbrecher übernachtet haben, wenn ich das Faltblatt dazu finde, ergänze ich das noch.

Die Fahrt war unspannend, aber es war sooooo warm im Bus, das fand selbst ich zu warm, gibts also auch. In Kolumbien friert man sich beim Busfahren alles ab, in Argentinien wäre man gerne nackt, so unterschiedlich kann Südamerika sein. Aber dafür konnten wir vom Bus aus dieses Foto machen, Patagonien ist echt eine Reise wert und ich habe mir vorgenommen hier mal im Sommer wiederzukommen, wenn angeblich alles grün ist.

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Zurück in El Calafate war Tom komplett ausgehungert, so dass wir noch mal in den Supermarkt sind. Ich habe nicht mehr viel gemacht und bin dann selig eingeschlafen. Am nächsten Tag stand dann meine Weiterreise nach Puerto Madryn an, zum Glück zu einer humanen Uhrzeit.

El Calafate: sooo viel Eis

Nach meinem Flug am Montag setze ich mein Vorhaben in die Tat um und flog am Freitag erst um 13.00 Uhr nach El Calafate -meinem ersten Ziel in Patagonien. Am Flughafen lief alles reibungslos bis ich wartend in der Schlange zur Sicherheitskontrolle feststellte, dass man hier anscheinend auch eine Steuer für nationale Flüge bezahlen muss. Somit habe ich meinen Platz in der Schlange dann verlassen, habe die 28 Pesos Flughafensteuer bezahlt und habe mich brav wieder hinten angestellt. Nach nur 1,5 Stunden war ich schon an meinem Ziel angekommen. Das Hostel war so freundlich und hatte mir einen Transport mit ves organisiert, für 60 Pesos wird man mit anderen Hotelgästen zu den verschiedenen Hotels gefahren und spart dabei 110 Pesos, denn mein Hostel lag etwas außerhalb des Stadtkerns und der Flughafen ist auch nicht um die Ecke.

Mein Hostel America del Sur kann ich nur empfehlen, das Personal war super freundlich und die Zimmer, selbst die Dorms verfügen über eigene Bäder. Nur ist es halt nicht wirklich im Stadtzentrum, wie bereits erwähnt. Man hat vom Hostel übrigens auch einen wunderschönen Ausblick auf den Lago Argentino.

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Die Aussicht aus dem Hostel (Foto durch die Scheibe)

Über das Hostel buchte ich auch gleich meine Tour für Samstag, um das Highlight in der Region zu sehen: den Gletscher Perito Moreno. Nun hatte ich noch einen angebrochenen Tag mit Aktivität zu füllen, also lief ich in die Stadt und sah mich dort mal ein wenig um. Leider war der Tag etwas bewölkt, was hier wohl normal ist und es war super kalt. Ich lief dann noch zu einer Art Lagune in der sogar Flamingos waren, aber die konnte man nur von Weitem sehen.

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In und um El Calafate

Ansonsten hat das Städtchen jetzt nicht so viel zu bieten, wie jeder Ort in Argentinien ein Casino und ich hörte das Nachtleben soll ganz gut sein, habe ich aber nicht ausprobiert. Meine Stimmung war aus den familiären Gründen natürlich etwas getrübt. Im Supermarkt habe ich mich dann für die nächsten Tage eingedeckt und im Hostel angekommen, habe ich meine Artikel über Buenos Aires geschrieben. Jens aus Ushuaia war im selben Hostel untergekommen, ich reise ihm hinterher, weil er immer einen Tag vor mir abreist, aber mittlerweile haben wir es sogar geschafft komplett gleichzeitig an einem Ort zu sein. 🙂 Während des Abends habe ich mich dann noch mit Ellen (Holland), Martijn (Holland), Danni und Markus (Österreich) unterhalten. Dann bin ich aber in die Heia und habe eins A geschlafen bis ich am nächsten Morgen wieder um 7.00 Uhr aufstehen musste.

Minitrekking auf dem Perito Moreno

Es gibt verschiedene Arten diesen Gletscher zu besuchen, man kann einfach mit dem Bus hinfahren und ihn von den Balkonen aus bewundern, das ist die einfachste, aber auch günstigste Variante. Man kann sich aber auch noch von einem Guide dort herumführen lassen, das kostet dann ein wenig mehr oder man macht wie ich und auch Danni und Markus das Minitrekking. Tom aus meinem Zimmer sollte eigentlich auch bei unserer Tour dabei sein, aber die arme Socke war für die Tour um 7:30 Uhr eingeplant worden. 🙂

Egal wo man diese Tour bucht, sie kostet überall das Gleiche und es gibt auch nur eine Agentur Hielo y Aventura (oder so ähnlich) die das Trekking auf dem Eis anbietet. Mit einem kleinen Wagen sind wir abgeholt worden, haben mehrere Leute auf dem Weg eingesammelt bis wir dann in einen Riesenreisebus eingestiegen sind, in dem auch schon Leute saßen. Auf dem Weg zum Südteil des Nationalparkes Los Glaciares ist schon die Landschaft recht hübsch anzusehen.

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Foto aus dem Bus, daher die schlechte Qualität

Im Park darf man dann noch die Eintrittsgebühr entrichten, für Ausländer 130 Pesos, für Argentinier 50 Pesos – gut ein Argentinier verdient im Schnitt 500-700 Euros im Monat, da will ich mich als Europäer mal nich beschweren, dass sie weniger bezahlen. Und dann waren wir da und hatten den ersten Blick auf den Gletscher Perito Moreno. Das Besondere ist, dass dieser Gletscher im Gegensatz zu anderen Gletschern nicht an Masse verliert. Er schmilzt und kalbt zwar, aber von oben kommt immer die selbe Menge an Eis nach, so dass das Ganze eine Nullgleichung ist. Außerdem ist der Gletscher super zugänglich, nicht so wie seine Kollegen in der Antarktis.

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Perito Moreno und die Marina

Nach einem Stopp an diesem Aussichtspunkt ging es mit dem Bus dann an den Anlegehafen. Mit einem echt super modernen Schiff ging es in einer 15-minütigen Fahrt direkt am Gletscher vorbei. Man kann sich gar nicht vorstellen wie viele Fotos ich vom Eis habe, aber der Anblickt ist einfach unglaublich beeindruckend.

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Der Gletscher strahlt übrigens wirklich so blau, woher die Farbe kommt, weiß ich aber nicht. Man hat es mir sicherlich erklärt, aber ich kann mir ja auch nicht alles merken. Ich weiß jetzt schon, dass Schwertwale (Orcas) keine Wale, sondern Delfine und dass Pinguine monogam sind, das reicht ja erstmal für Wer wird Millionär. An Land wieder angekommen, steht man auf einmal im Wald. Wortwörtlich, gegenüber vom Gletscher trifft man auf eine komplett andersartige Vegetation und das erscheint fast ein wenig surreal.

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In diesem Stück Wald hat Hielo y Aventura zwei große Blockhütten in denen man seine Sachen aufbewahrt bis man wieder zurück kommt. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Wald bekamen wir unsere Steigeisen angezogen – das war anfangs ein komisches Gefühl beim Laufen.

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Besser ist’s sich nicht selbst auf den Fuß zu treten…

Unser Guide sprach gutes Englisch und hat uns einiges zum Gletscher erzählt, das wichtigste habe ich schon erwähnt, wenn ich das nicht aufschreibe, vergesse ich das ja alles wieder. Und dann ging es los laufen auf Eis, direkt auf dem Gletscher. Das Hochlaufen war gar nicht so schwer, runter hingegen war manchmal doch etwas tückisch. Wir waren eine recht große Gruppe und ich frage mich wie das im Sommer ist, wenn hier Hauptsaison ist. Unter anderem hatten wir ein älteres amerikanisches Pärchen, für das natürlich alles awesome war, schon lustig, wenn man seinen Stereotyp so schön erfüllt (mach ich aber bestimmt auch öfters mal).

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Bilder vom Trekking auf dem Eis

Wir waren insgesamt 1,5 Stunden auf dem Eis und das war für mich auch ausreichend. Unangenehm aufgefallen ist dieses Mal übrigens der chinesische Part der Gruppe, die machen ja wirklich von allem ein Foto und stehen dabei so angewurzelt als wären sie grade beim Militärappell und nicht in Argentinien auf einem Gletscher, außerdem haben sie sich nie an die Anweisungen vom Guide gehalten und da oben kann man sich schon wehtun, wenn man nicht aufpasst. Aber es hat super Spaß gemacht und ich fand es die beste Entscheidung mir den Gletscher so anzusehen, auch wenn mich das 800 Pesos (ca. 110 €) gekostet hat. Kröndender Abschluss war dann der Whiskey mit frisch geschlagenem Gletschereis. Auch wenn ich meinen nicht ausgetrunken habe, bin ja (noch) kein Whiskeytrinker.

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Prost, cheers, salud

Zurück liefen wir dann durch den Wald und haben dabei einen Specht gesehen, man beachte den roten hübschen Kopf:

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Bei der Arbeit

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Bilder vom Rückweg zur Hütt’n

An der Blockhütte hatten wir dann unseren Lunch, dieser ist nicht inkludiert und man muss sich selbst versorgen. Hatte mir ein paar Brötchen und Yoghurt mitgebracht und war glücklich satt. Mit dem Boot ging es dann wieder zurück auf die andere Seite des Nationalparkes und weiter mit dem Bus zu den Balkonen, von denen man eine weitere Perspektive zur Ansicht vom Gletscher hat.

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Perito Moreno von den Balkonen aus gesehen

Es gibt insgesamt 3 Kilometer Balkone, die man entlang laufen kann, wobei wir uns die eine Stunde, die wir Zeit hatten einfach vor den Gletscher gestellt haben, weil es so beeindruckend war. Man sieht kilometerlang einfach nur Eis, blaues strahlendes Eis, unglaublich schön. Das Einzige was gefehlt hat, war, dass der Gletscher einmal richtig kalbt, also Eisbrocken sich vom Gletscher lösen und in den See fallen. Aber man hört das Eis die ganze Zeit brechen und krachen, ein sagenhaftes Geräusch. Sorry, wenn ich zu begeistert klinge, aber das war eines der schönsten Dinge, die ich bisher in meinem Leben sehen durfte!

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Erst gegen halb Sieben waren wir wieder daheim, Danni und Markus haben sich im Restaurant ein Steak gegönnt und ich habe mir im Hostel einen Salat gemacht und mit Ellen ihr Malbuch ausgemalt, das ihre Freunde ihr für den langen Flug geschenkt haben. 🙂

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Von mir ausgemalt

Nach und nach gesellten sich dann Tom, Danni, Markus, Jens und Martjin an unseren Tisch und wir nutzten die Happy Hour des Hostels und tranken argentinisches Bier. Es war ein sehr netter und lustiger Abend, von da habe ich übrigens die Geschichte von dem geköpften Schiedsrichter in Brasilien. Außerdem hat uns Tom vom gefährlichen australischen drop bear, dem wütenden Cousins des Koalas erzählt. Angeblich ein bisswütiger Koala, der sich aus den Bäumen auf den armen Touristen wirft und ihn zerfleischen will, was ein Schmarn. Wir konnten Tom dank Wikipedia sehr schnell entlarven und feststellen, dass er uns veräppeln wollte. Ich habe dann als Erste die Gruppe verlassen, denn am nächsten Tag fuhr um 8:00 Uhr morgens mein Bus zum Städtchen El Chaltén, das im Nordteil des Nationalparkes Los Glaciares und zu Füßen des bekannten Fitz Roy liegt.

Ushuaia: am Ende der Welt

Nächstes Mal überlege ich mir das zweimal, ob ich einen so frühen Flug nehme, meine Laune war unterirdischst…und natürlich dann wollen alle Taxifahrer mit einem Konversation betreiben. Aber gegen 9 Uhr kam ich dann in meinem Hostel Cruz del Sur an, sehr hübsch von außen, alles blau und orange. 🙂 Nicht so hübsch, hat mir erstmal keiner aufgemacht – irgendwann wurden aber auch mir die Pforten geöffnet. Auch nicht so schön, dass ich bis 12 Uhr warten musste bis ich in mein Bettchen durfte. Die 3 Stunden bis ich einchecken durfte, nutzte ich dann zur Recherche und war danach so motiviert, dass ich mich gar nicht mehr hingelegt habe, sondern duschen gegangen bin und los in die Stadt.

Ushuaia ist übrigens die südlichste Stadt der Welt, es gibt zwar noch ein chilenisches Dorf südlicher, aber halt nur ein Dorf, keine Stadt. Die Löhne sind hier vergleichsweise hoch, weshalb viele Argentinier sich dafür entscheiden hier zu wohnen und zu arbeiten. Als ich dann aus dem Hostel raus bin, hat es schon geschneit…ist schon lustig, in Deutschland ist Spätsommer und ich laufe am anderen Ende der Welt durch den Schnee. 🙂 Mir hat Ushuaia aber insgesamt sehr gut gefallen und ich fand das mit dem Schnee auch mal eine nette landschaftliche Abwechslung zu den vorherigen 5 Monaten meiner Reise.

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Ushuaia

Zunächst einmal habe ich meine kommenden Tage organisiert, bin zu Canal Fun und habe meinen Ausflug für den nächsten Tag gebucht: Kanu fahren im Nationalpark. Außerdem hatte ich mir vorgenommen eine Hundeschlittenfahrt zu machen, aber leider hatte sich für diese Woche noch niemand angemeldet, so dass ich da erstmal warten musste auf Rückmeldung von der Agentur. Also, bin ich zum Hafen gelaufen und habe für den übernächsten Tag bei Patagonia Adventure Explorer eine Tour auf dem Beagle Kanal gebucht. Rückblickend kann ich jetzt sagen, dass Feuerland (da liegt Ushuaia) und Patagonien, wo ich danach gewesen bin, echt teuer waren…aber man hätte auch einiges billiger haben können als ich es gebucht habe, denke ich.

Nun nach der ganzen Orga ging es dann an die Kultur und ich bin in das Museo Yámana gegangen. Ein sehr kleines, putziges Museum, das sich mit der Geschichte der indigenen Bevölkerung Feuerlands befasst. Daher hat dieser Teil Argentiniens auch seinen Namen Tierra del Fuego (zu dt. Feuerland), weil die Yámanas in ihren Kanus und auch ansonsten immer ein Feuer brennen hatten. Trotz der eisigen Kälte in dieser Region, war dieses Urvolk Tag und Nacht stets komplett unbekleidet. Aus dem einfachen Grund, dass Klamotten hier unten ständig nass werden (Schnee und Regen) und das unangenehm auf der Haut ist, deshalb die Entscheidung zur Freiluftkultur. 🙂

Das Museum ist sogar auf Englisch erklärt und es ist nicht schlecht etwas über die Kultur hier zu wissen, denn man trifft immer wieder auf Dinge und Riten, die damit zusammenhängen. Um mehr Geld zu holen, bin ich danach noch einmal ins Hostel und habe mich dort mit Juan (26, Buenos Aires) unterhalten. Zusammen sind wir dann in das Museo del Fin del Mundo gegangen. Generell ist hier alles „am Ende der Welt“: die Postkarten, der Wein, für alles gibt es eine eigene Marke mit diesem Vermerk. Das Museum fand ich jetzt nicht so dolle, eigentlich hat man das selbe erfahren wie im vorherigen und es gab noch ein paar ausgestopfte Tiere. Immerhin habe ich nur 30 anstatt 50 Pesos Eintritt bezahlt, weil Juan behauptet hat, ich wäre Argentinierin und würde in Buenos Aires leben. Im Preis für dieses Museum ist auch der Eintritt für ein weiteres enthalten, die Legislatura Provincial. In diesem Gebäude hat einmal der Gouverneur der Provinz gewohnt und es gibt zwei Räume, die sich nur mit dem Nationalgetränk der Argentinier beschäftigen: Fernet mit Cola. Bäh…widerlich, trinken die hier aber ständig und in diesen zwei Räumen, waren unterschiedliche Werbeplakate für die Marke Fernet zu sehen. Waren ein paar nette und lustige dabei, aber Fernet werde ich trotzdem nicht kaufen.

Nach so viel Kultur haben Juan und ich uns erstmal ein Stück Torte in einem netten Café gegönnt. Da muss man erst ans Ende der Welt fahren, um Schwarzwälder Kirschtorte zu bekommen.

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Könnte diesen Blog auch „on the road and in the restaurant“ nennen…

Da Juan schon im Museo del Presidio war, hat er mich dort hingebracht und auch dort versucht für mich einen Rabatt zu bekommen in dem er behauptet hat ich wäre Brasilianerin. Hat leider nicht so funktioniert, die müssen auch den vollen Preis bezahlen und dafür hatte ich dann die Informationsbroschüre in Portugiesisch, super, versteh ich nämlich kein Wort. 🙂 Aber gut, dieses Museum ist ein altes Gefängis, denn auf Ushuaia befand sich eine Sträflingskolonie. 1920 wurde das Gebäude fertig, von den Insassen selbst erbaut, die zur Beschaffung von Baumaterial im Wald Bäume gefällt haben und dafür eigens einen kleinen Zug zum Transport hatten. Diese Zugstrecke ist heute eine Touristenattraktion, aber wohl viel zu teuer und der Zug fährt nur unglaubliche 7 km in Schrittgeschwindigkeit. Ich fand das Museum echt interessant, man erfährt echt viel, wenn man das alles lesen mag. Gut fand ich ja die Geschichten über besondere Insassen, da gab es schon ein paar Kranke: einer hatte sehr abstehende große Ohren, der zu extrem brutalen und perfiden Gewaltverbrechen neigte, vor allem das Foltern von Babies und Kleinkindern hat ihm wohl Freude bereitet. Ihm wurden irgendwann die Ohren durch einen kosmetischen Eingrif verkleinert und angelegt, weil man vermutete seine Böswilligkeit käme von dieser Deformation.

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Museo del Presidio

Kurz angemerkt in diesem Museum ist auch noch ein maritimes Museum integriert, das ich mir aber fast komplett gespart habe, Schiffe und Meereskunde sind nicht so meine Steckenpferde. Als ich das Museum verlassen habe, war es dann schön am schneien. Schnell im Hostel angekommen, habe ich mich weiter mit Juan unterhalten. Dazu sind dann noch zwei Chinesen gestoßen, die lustiger Weise Deutsch sprachen, weil sie in Weimar studieren. Irgendwann wurde dann Wein geöffnet und wir waren eine recht lustige Truppe: Jens (mein Alter, Deutschland), Andre und Victor (Brasilien), Juan, Maria (Buenos Aires) und die Chinesen. Maria und Juan wollten dann zum Supermarkt für Pizza einkaufen, und ich sollte mit – warum weiß ich auch nicht, den ich war total nutzlos, habe weder was in die Tüte getan noch bezahlt. 🙂 Allerdings sehr vorbildlich es gibt hier keine Plastiktüten im Supermarkt, nur wiederbenutzbare Taschen für 4,90 Pesos. Maria hat dann zusammen mit dem Hostelbesitzer die Pizza belegt und dann gab es zur argentinisch typischen Uhrzeit Abendessen…ganz so spät wurde es aber insgesamt nicht, da ich am nächsten Tag (wie immer!) früh raus musste in den…

Parque Nacional Tierra del Fuego

Der in der Überschrift genannte Nationalpark befindet sich in zwei Ländern: Chile und Argentinien, die ihn sich hübsch aufgeteilt haben. Ich muss sagen, der Besuch dort war echt toll. Im Winter ist ein Großteil des Parkes wegen dem Schnee für Besucher gesperrt, deshalb kostet er auch kein Eintritt, im Sommer werden dann wieder 130 Pesos fällig…oder im Sommer 2014 dann noch mehr, bei der Inflation hier. Ich hatte ja eine Kanutour und Wanderung durch den Park gebucht, weil ich mich nicht alleine auf den Weg durch den Park machen wollte, wobei das wohl überhaupt kein Problem ist, die Wege sind gut ausgeschildert. So wurde ich dann morgens von der Agentur abgeholt und wir waren zu Dritt, eine Italienerin, ein Argentinier (den ich am Vortag schon im Museum gesehen hatte) und ich, dann noch unser Guide und der Fahrer.

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Der Weg durch den Parque Nacional Tierra del Fuego

Im Park angekommen, ging es dann gleich los mit dem Kanufahren.

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Wir hatten Besuch am Kanu von einem Rotfuchs

Wie man sieht, sind die Rotfüchse hier überhaupt nicht scheu, weil Touristen dazu neigen sie zu füttern. Das Kanufahren hat auch echt Spaß gemacht, bis auf das Stück See, welches komplett zugefroren war, das ging dann doch gut in die Arme, der Ausblick hat die Mühen aber entlohnt!

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Ausblick beim Kanufahren

Lustiger Weise gibt es hier Vögel, die nicht fliegen können und deshalb über das Wasser „rennen“, hab ich leider nicht auf die Linse bekommen, aber das sah schon goldig aus. Mit unserem Kanu sind wir dann am Ende der Ruta 3 rausgekommen, diese zieht sich komplett durch Süd- und Zentralamerika bis runter nach Ushuaia und endet genau hier:

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Am Ende der Welt, am Ende der „Ruta 3“

Anschließend sind wir noch für fast 2 Stunden (würde ich behaupten) durch den Park gelaufen, einfach atemberaubend schön.

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Am ersten Aussichtspunkt direkt am Ende der Ruta 3

Nach einem kleine Aufstieg sind wir dann zu einem weiteren Aussichtspunkt gekommen und unser Guide hat uns einiges zu den Schiffrouten von Ushuaia sowie zu den Falklandinseln erzählt bis wir wieder weiter gelaufen sind.

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Ausblick vom zweiten Aussichtspunkt

Beim weiteren Spaziergang haben wir ein wenig was über die Flora und Fauna von Feuerland gelernt. Ein Problem sind die nicht von hier stammenden Biber, eigentlich wollte man die Tierchen hier züchten, um ihr Fell zu verkaufen. Nur wird es hier leider nie so kalt wie z.B. in Kanada, wo die Biberzucht ganz toll funktoniert, diese fehlende Kälte hat zur Folge, dass das Fell des Bibers nicht so dick wird und sich deshalb nicht verkaufen lässt. Seitdem streifen die Biber alleine durch die Gegend und zerstören regelmäßig große Flächen Baumbestand. Aber ein paar stehen noch:

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Nach dem letzten Aussichtspunkt…

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…ging es dann mit dem Auto zum Mittagessen. Endlich! Ich hatte so Hunger!

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Zum Glück gab es vor den Spaghetti Bolognaise noch Oliven, Käse und Salami. Leider gab es auch schon wieder Wein und ich hatte ja erst am Vorabend welchen, aber wenn er schon von einem Weingut am Ende der Welt ist, muss man ihn ja auch probieren. Typisch patagonischen Nachtisch gab es auch, eine Art Kekse mit Dulce de Leche gefüllt, mit was auch sonst. 🙂 Nach dem Essen sind wir noch zum See Lago Roca (benannt nach einem argentinischen Präsidenten) gelaufen, der hinter dem Restaurant lag. Leider sind wir Dank mir den selben Weg zurückgelaufen wie hin und nicht dorthin wo unser Auto stand, aber zu meinr Verteidigung, ich hatte gesagt, dass ich mir nicht sicher wäre. Haben das Auto dann aber gefunden und auf der Rückfahrt bin ich eingeschlafen, ich war so müde.

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Der Lago Roca

Im Hostel wollte ich dann eigentlich weiterschlafen, aber dann war doch ein wenig was zu tun. Glaubt man gar nicht, da ich ja gerade joblos bin, aber ich musst immer noch ein bissi was organisieren. Da mit der einen Agentur die Hundeschlittenfahrt nicht geklappt hat, bin ich wieder zu Canal Fun und habe da eine Tour für Donnerstag gebucht. Spontan hatte ich mich dann entschlossen zu meinem nächsten Ziel El Calafate zu fliegen und habe den Flug noch schnell online gebucht. Nach dem ganzen Kram und Duschen, bin ich später mit Victor, Andre und Jens Essen gegangen. Da wir ja direkt am Meer waren, wollte ich unbedingt Meeresfrüchte essen. So sind wir dann ins Restaurant Gustino, wo ich eine Königskrabbe hatte. War zwar nur eine Vorspeise, aber das langte und außerdem durfte ich Andre’s Steak aufessen als er nicht mehr konnte. 🙂

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Lecker Königskrabbe und Nachtisch gab’s natürlich auch 🙂

Ich muss mich wieder mal entschuldigen für den langen Artikel, aber Ushuaia war echt ein Highlight für mich, daher die vielen Details, aber Hälfte haben wir geschafft.

Eine Fahrt auf dem Beagle-Kanal…

sollte man gemacht haben, wenn man in Ushuaia war. Eine Fahrt in die Antarktis habe ich nich gemacht, die Fahrten dauern 10-11 Tage im Schnitt und die Zeit wollte ich lieber im Rest von Argentinien verbringen. Also, die kleine Variante eine 4-stündige Schifffahrt auf dem Beaglekanal. Patagonia Adventure Explorer wurde im Reiseführer und von unserem Hostel empfohlen, also habe ich mit denen die Tour gemacht. Müde war ich aber irgendwie wieder, was durch das Geschaukel vom Schiff (das allerdings sehr komfortabel war) nicht besser wurde. Die Fahrt war wirklich nett, zunächst hat man einen Ausblick auf Ushuaia und auf die Stelle wo der Beagle-Kanal in den Atlantik fließt.

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Auf dem Beagle-Kanal

Toll war, dass wir eine Gruppe Pinguine im Wasser schwimmen sahen!

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Leider nicht so leicht aufs Foto zu bekommen: Pinguinschwimmgruppe im Wasser

Unser erstes Ziel war dann eine Seelöwenkolonie, süß, aber jetzt spricht der gelangweilte Tourist, die habe ich jetzt schon so oft gesehen. 🙂 War natürlich trotzdem nett.

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Seelöwenkolonie am Ende der Welt

Spannender fand ich dann fast die Kormorane, deren Brutplatz wir besucht haben. Eigentlich wollte ich ja erzählen, dass das eine Pinguinkolonie ist, weil man das von Weitem auf den Fotos gar nicht so sieht, aber ich bin einfach zu ehrlich, sind nur normale schwarz-weiße Vögelchen.

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Pinguine – nee, ok doch nur Vögel…

Wir erreichten dann den südlichsten Punkt Feuerlands, den Leuchtturm El Faro, wird durch Solarzellen betrieben und ziert hier fast jede Tasse oder T-Shirt.

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El Faro, noch südlicher kommt nicht mehr viel

Nach einer weiteren Insel mit Vogelbrutplätzen gab es dann auch einen kleinen Snack Tee und Gebäck, was sehr angenehm war, da es draußen an Deck doch recht kühl war und da wollte man ja sein, um Fotos machen zu können. Auf dem Schiff hat sich dann ein Argentinier versucht mit mir zu unterhalten, habe ihn aber nicht verstanden und sein Englisch war begrenzt. Ich war an dem Tag einfach nicht so motiviert meine Spanischkenntnisse zu verbessern, sprach ich doch schon mit Juan nur Spanisch und das war anstrengend genug.

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Noch mehr Vögelchen

Nicht bei allen Schiffstouren hat man die Gelgenheit auf der Isla Bridges einen kleinen Spaziergang zu machen, was allerdings, meiner Meinung nach, empfehlenswert ist. Die Yámanas waren ein Nomadenvolk und errichteten aus Zweigen und Ästen kleine Hütten, die sie nur für ein paar Tage nutzten und danach für andere umherstreifende Familien stehen ließen. Der Speiseplan dieses Volkes bestand vorallem aus Muscheln, die es hier zu Hauf gibt. Gegessen wurde in der Hütte, der Müll wurde nach draußen geworfen – durch die Jahre entstand dadurch um den „Zeltplatz“ herum ein Ring aus Müll, der nach und nach zu Erde wurde. So eine Stelle haben wir uns dann angeschaut, denn das kann man sehr gut erkennen, dass die Mitte des Platzes tiefer ist, als die darumliegende Erde. Ich hoffe, man konnte verstehen wie ich das meinte. 🙂 Ansonsten hat die Insel einfach fantastische Aussichten.

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Islas Bridges

Mit dem Boot ging es dann zurück und nach einem erfolglosen Versuch käuflich Haarschaum zu erwerben (scheinen die hier nicht zu benutzen), bin ich zurück ins Hostel. Dort war es aber auch nett, es war eine wirklich sehr lustige Gruppe. Nach einem Mittagsschläfchen und einem spärlichen Abendessen aus meinen Supermarktüberresten haben Andre, Victor, Jens und ich den Abend mit ein wenig Wein ausklingen lassen, denn es war von den Dreien der letzte Abend in Ushuaia. Der Abend war lustig, aber auch nicht allzu spät, so dass ich am nächsten Tag fit war für meine Hundeschlittenfahrt.

Nach dem recht guten Frühstück im Hostel, bin ich unter die Dusche gesprungen und wurde gegen 12 Uhr von der Agentur abgeholt. Ich wusste schon, dass die Zeit mit den Hunden nicht sooo lange sein wird, aber ich wollte wenigstens einmal in so nem Schlitten sitzen. Mit dem Auto ging es dann tief in den Schnee. Mit mir war eine argentinische Familie auf der Tour, Eltern mit zwei Kindern, aber schon älter. Die waren ganz interessiert an meiner Geschichte warum ich reise, wo ich war, wo es hingeht, war mir ja fast unangenehm andauernd zu erzählen. Die Familie war aber so herzlich und hat mich dauernd in ihre Familienfotos integriert. 🙂

Nun, was ich nicht wusste, dass wir drei Aktivitäten vor uns hatten, was sich am Ende als echt cool rausgestellt hat. Zunächst einmal die Fahrt mit dem Hundeschlitten.

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Die Hunde, wir, beim Fahren

Die Fahrt war doch ziemlich schnell und manchmal, wenn es über Senken ging, doch etwas unbequem. Aber nach 20 Minuten war der Spaß schon wieder vorbei, muss ich in jedem Fall noch mal machen mit selbst den Wagen lenken. 🙂

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Hätte ja ewig bei den Hunden bleiben können

Nun stand aber schon die zweite Aktion auf dem Plan, Quad fahren durch den Schnee. Anstatt Rädern mit den Dingern, die auch Panzer haben, mir fällt grad nicht ein, wie das heißt. Das war echt lustig, aber auch anstrengend. Natürlich bin ich einmal fast in einen Busch gefahren und konnte den Rückwärtsgang nicht finden, unser Guide hat mir aber geholfen und dann bin ich unfallfrei den Rest der Strecke gefahren.

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Nach den beiden passiven Fortbewegungsmitteln mussten wir dann mittels Scheeschuhe selbst durch den Wald wandern, war nett, nur war ich mal wieder so hungrig.Ich war froh als wir wieder an der Hütte waren und es Essen gab – unverbesserlich, ich weiß.

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Zum Essen gab es dann selbst gebackenes Brot und mal wieder Wein. Das Hauptgericht war leider nicht so gut wie ich es erwartet hatte. Ich sah, dass unsere Guides Steak mit Pommes bekamen -wir leider nicht, wir hatten irgendwie eine Art Gulasch, ist ja so gar nicht meines. Aber immerhin das Tiramisu zum Nachtisch war gut. Nach dem Anschauen eines Filmes über den Besitzer der Huskeyfarm, der auch das letzte große Hundeschlittenrennen in Alaska bestritten hat, sind wir dann zurück gefahren worden. Alles in allem ein sehr netter Tag bis ich dann wieder im Hostel war und mit der Realität verbunden. Meine Eltern baten mich sie anzurufen, was ja nie etwas gutes bedeuten kann. War es auch nicht, mein Opa war gestorben. Ich hatte schon die ganze Zeit Angst davor, dass das passiert während ich weg bin, aber meine Familie meinte ich müsste nicht nach Hause kommen. Ich habe dann erstmal nach Flügen zurück nach Deutschland geschaut, aber die waren Oneway schon unglaublich teuer zwischen 1.500-1.800 €. Nun bin ich nicht nach Hause geflogen und habe hier an meinen Opa gedacht als die Beerdigung war. Der Tag war danach natürlich gelaufen und ich habe mich früh ins Bett gelegt und bin am nächsten Tag wie geplant nach El Calafate geflogen.

Buenos Aires Teil 5: südamerikanischer Fußball

Nun wissen die meisten ja, dass ich mit Fußball mal so rein gar nichts anfangen kann, ich schlafe dabei immer ein oder rede den anderen zu viel, beides nicht so erheiternd. Aber Südamerikaner leben Fußball wohl um einiges leidenschaftlicher als Europäer und ein Fußballspiel gerade im Land der Messis und Maradonas soll eine außergewöhnliche Erfahrung sein. Allerdings auch gefährlich, Agustin und auch andere hatten mich ausdrücklich davor gewarnt alleine zu einem Spiel zu gehen, gerade als Frau. Es gibt deshalb extra Agenturen, die Touristen mit zu den Spielen nehmen. Das Ganze war eine schweineteure Angelegenheit, ich sage lieber nicht was ich dafür bezahlt habe, aber das war es mir wert ohne ein schlechtes Gefühl hinzugehen.

Dass Fußball für Südamerikaner einen anderen Stellenwert hat als für uns, zeigt übrigens das Anfang des Jahres in Brasilien ein Schiedsrichter auf dem Fußballfeld von verärgerten Fans ermordet wurde. Ist der Hammer, müsst ihr mal googlen, der Schiedsrichter hatte eine (angeblich) falsche Entscheidung getroffen, daraufhin fing der betroffene Spieler an sich zu beschweren, woraufhin der Schiedsrichter ein Messer zog. Das braucht man da wohl als Schiedsrichter…das als Anlass nehmend stürmten die Fans auf das Spielfeld und töteten den Schiedsrichter, indem einfach alle auf ihn einschlugen. Danach zerteilten sie seinen Körper und spießten den Kopf auf einen Stock…ja, wenn das Ganze nicht so abscheulich und traurig wäre, könnte man fast lachen.

Also, safety first, wurde ich von der Agentur tangol pünktlich abgeholt und unser Guide sprach sehr gutes Englisch. Wir waren eine mittelgroße Gruppe, vier Kolumbianer, drei Peruaner, ein Japaner und drei Amis. Mit dem Bus ging es dann zum Stadion. Man darf in das Stadion hinein kein Feuerzeug nehmen, aber man darf im Stadion rauchen – kurz drüber nachgedacht, nicht so wirklich sinnvoll. Bevor man überhaupt ins Stadion geht, durchläuft man zwei Kontrollen, mein Feuerzeug musste ich dann in den Schuh stecken, denn die werden nicht kontrolliert. Bei Frauen geht die Kontrolle allerdings um einiges schneller als bei Männern.

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Auf dem Weg zum Stadion

Hat man die Kontrollen passiert, nimmt man dann auf Holzbänken Platz. Im gesamten Stadion ist Alkohol übrigens verboten und aufgrund von Ausschreitungen bei den letzten Spielen waren auch keine gegnerischen Fans bei dem Spiel zugelassen. Ich war übrigens nicht bei den Boca Juniors, dem berühmten Verein Buenos Aires, weil die entweder gar nicht gespielt haben oder nochmal 300 Pesos teurer waren als mein Spiel, ich war bei

    Rver Plate vs. Tigre

Tigre ist ein kleiner Ort, der vor Buenos Aires liegt und River Plate ist einer der, ich glaube, fünf Vereine, die Buenos Aires hat. Ist aber nicht so gut wie Boca Junior und eher am unteren Ende der Tabelle angesiedelt, die Saison hat aber gerade erst angefangen, wie ich mir habe sagen lassen.

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River Plate Logo

Erstmal habe ich was gegessen, das Essen und auch die Getränke waren nicht grade billig, aber wenn ich mir schon mal Fußball anschaue, dann bitte nicht hungrig oder dehydriert. Auf meine Frage hin, ob hier wirklich schon Leute gestorben sind, hat mir unser Guide erzählt, dass niemand im Stadion stirbt, aber davor schon. Auch in Argentinien hat man Probleme mit Hooligans, die aber im Gegensatz zu ihren europäischen Artverwandten zwar auch auf Gewalt aus sind, aber einfach nur wegen dem Geld. Die Hooligans verwalten z.B. den Parkplatz des River State Stadions, jedes Auto zahlt 100 Pesos und an einem Spiel parken ca. 3.000 davon, kann man sich ausrechnen was die an einem Spieltag verdienen…

Ebenfalls interessant ist, dass auf den oberen Rängen bis kurz vor Anpfiff des Spiels ein bestimmter Bereich nicht besetzt war.

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Leerer Platz

Dieser wird exklusiv von allen freigehalten für die Hooligans, von denen übrigens gerade der Boss und Vizeboss im Gefängnis sitzen und deshalb vor einer Woche vor dem Stadion Auseinandersetzungen innerhalb dieser Hooligangruppe stattfanden, um den neuen Anführer zu bestimmen. Mit Trommel und Musik sind die Hooligans dann kurz vor Anpfiff in das Stadion eingelaufen, schon irgendwie befremdlich das so zu sehen.
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Nicht mehr leer

Dann ging es los und die Spieler liefen ein.

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Spielereinlauf

Ja, was soll ich sagen? Ist halt Fußball, ne. 🙂 Ich war da nicht so involviert wie der Rest vom Stadion, ich habe das Spiel zwar gesehen, aber meine Gedanken waren wo anders, wie immer wenn ich mir Sport anschaue. Kann man ignorant nennen oder total im Frieden mit sich selbst. Klar, habe ich das schon mitbekommen, wenns kurz vor nem Tor war, aber die erste Halbzeit war auch nicht so spannend.

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Die zweite allerdings war dann doch schon etwas mitreißender, da River Plate nach nur ein paar Minuten das erste Tor erzielte. Ich habe mir aber auch die ganze Zeit die Fans angeschaut, die durchgängig gesungen und Trommel gespielt haben. Der Ort an dem die Hooligans standen, war ständig in Bewegung, weil sie gesprungen und gerufen haben. Man muss ja auch dazu sagen, dass ich keinen Vergleich mit deutschen Spielen habe, war noch nie bei einem live dabei. Alles in allem war es daber doch eine beeindruckende Erfahrung und erst recht als River Plate am Ende 3:0 gewonnen hat. Die Menge war am Toben, ich hoffe, dass das Video hier funktioniert.

Video folgt

Ohne Probleme haben wir dann nach dem Spiel das Stadion verlassen und die anderen haben noch kostengünstig ein paar River Plate Merchandise Artikel auf der Straße erstanden. Davon habe ich dann Abstand genommen, wir wollen es ja nicht gleich übertreiben mit der Solidarität zum Ballsport. Ich habe ja auch immer so ein Glück und war die letzte die gegen halb Zehn an ihrem Hostel abgeliefert wurde und dort habe ich dann nur noch ein wenig fertig gepackt, bis ich vier Stunden später wieder aufstehen durfte, um meinen Flug zu erwischen.

Buenos Aires Teil 4: alles steht unter Wasser (Recoleta, Microcentro, Puerto Madero, La Boca)

Samstag wachte ich auf und hörte schon, dass da etwas nicht so richtig war: es regnete und zwar in Strömen. Gut, voller Hoffnung dachte ich, erstmal duschen und frühstücken, das hört schon auf…nein, hat es nicht, es hat fast den ganzen Tag gegoßen wie aus Eimern. Aber davon habe ich mich nicht abhalten lassen, meinen Plan zumindest teilweise durchzuziehen. So bin ich dann los und zur Avenida Alvear gelaufen, die in Recoleta liegt, dort stehen alte Villen und der Stadtteil ist wohl auch ziemlich teuer zum Wohnen, hat man auch an den dort ansässigen Geschäften gemerkt.

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La Avenida Alvear en Recoleta

Nur nach diesem kleinen Spaziergang war ich komplett durchnässt, aber weiter ging es und ich bin zurück gelaufen und weiter zur Plaza San Martín. Der Platz wurde von einem Franzosen gestaltet, der eine Vielzahl an öffentlichen Orten in Buenos Aires designt hat. San Martín ist der größte argentinische Volksheld und gilt auch als der Befreier, falls ich das schon mal erwähnte, sorry dafür. Die Statute zu seinem Ehren wollte ich mir anschauen, ansonsten kann man auch noch ein paar Museen um den Platz besuchen oder das ehemals höchste Gebäude Südamerikas, aber ich war irgendwie nicht so motiviert.

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Plaza San Martín

Deshalb bin ich dann zur Plaza de Mayo gelaufen und habe an einer Führung durch die Casa Rosada, also den Regierungssitz der Präsidentin teilgenommen. Am Wochenende kann man sich mit einer kostenlosen Führung die Räumlichkeiten anschauen, das habe ich dann doch mal gemacht. War super interessant und hat gut eine Stunde gedauert.

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Der Innenhof der Casa Rosada

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In der Casa Rosada

Als ich aus der Casa Rosada nach draußen trat, regnete es wieder…meine Laune hat das nicht unbedingt gesteigert, aber ich bin trotzdem in den neuesten Stadtteil Buenos Aires gelaufen: Puerto Madero – nirgendwo ist Wohnen so teuer in Buenos Aires wie hier. Der Stadtteil hat mich sehr an Hamburg erinnert.

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In Puerto Madero

Dort bin ich dann ein wenig rumgelaufen (im Regen) auf der Suche nach dem Museo Fortabat, ein privates Kunstmuseum geführt von einer reichen argentinischen Familie. Das Museum ist in einem sehr innovativ designten Gebäude untergebracht und hatte ein paar echt interessante Stücke ausgestellt.

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Museo Fortabat

Danach war es dann aber entgültig vorbei mit meiner Motivation weiter nass zu werden, Jeans trocknen auch so schlecht…auf meinem Weg nach Hause bin ich dann aber doch noch einmal komplett die Avenida Florida (die Fußgängerzone) hochgelaufen, auf der Suche nach einem Havaiana FlipFlop Store, den ich vorher dort gesehen hatte. Denn, ha, welch Überraschung ich hatte meine FlipFlops bei Agustin vergessen. 🙂 Aber nicht so schlimm, die waren billig und ich wollte eh ein paar schöne, den Store habe ich zwar nicht gefunden, aber dafür einen anderen Laden, der ein nettes Modell hatte und somit besitze ich nun auch wieder FlipFlops. Danach war es dann aber echt genug, ich bin nur noch zum Supermarkt und bin dann im Hostel geblieben. Habe einen Film geschaut und einfach nix getan, außer gepackt, denn der Sonntag war voller Programm und Montag Morgen um 5.15 Uhr ging mein Flug nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt.

In meinem Zimmer war übrigens eine Deutsche, die ich ganz merkwürdig fand und ich hoffe, dass ich nicht annähernd so deutsch bin. Die Frau war einfach total negativ, war nicht damit zufrieden, dass sie alleine Urlaub machen musste (sie war „nur“ ein paar Wochen in Argentinien) und hat mich deshalb andauernd gefragt, ob ich das echt gut fände alleine zu reisen. Ja, tue ich wirklich, es ist 1.000x besser als ich gedacht hätte und am Ende ist man ja fast nie alleine, weil man dauernd super nette Leute trifft. Aber gut, so gelangweilt wie sie gesprochen hat, trifft man vielleicht doch nicht so viele andere Menschen. Zumindest fand ich es doch interessant, wie Leute sich selbst das Leben so schwer machen können und nicht mit sich alleine zurecht kommen können. Das nur mal so am Rande, sie hat mich irgendwie beschäftigt, deswegen der kleine Kommentar.

Microcentro und La Boca

Sonntag stand dann nicht mehr ganz so viel auf meiner Liste, der Dinge, die ich in Buenos Aires sehen wollte, aber ein Stadtteil: La Boca. Nun, La Boca ist ein Hafenarbeiterviertel und recht arm, aus dieser Armut ist aber etwas einzigartiges entstanden. Weil kein Geld vorhanden war normale Häuser zu bauen und zu bemalen, wurden diese aus Wellblech konstruiert und mit den vom Schiffbau über gebliebenen Farben (zum Bemalen der Schiffe) angestrichen. Herausgekommen ist ein kunterbuntes Farbenspiel. Nach meiner kleinen Geschichte in Córdoba war ich aber doch misstraurischer als sonst und hatte ständig überlegt, ob ich nun dort hinfahre oder nicht, im Internet gibts jede Menge Horrorstories von Leuten, die dort mit Messern überfallen wurden, aber auch mehrere Hunderte begeisterte Berichte. Meine Entscheidung auf später vertagend, bin ich erst noch mal zum Microcentro, um das Museo del Bicentario, ein kostenloses Museum zur Geschichte Argentiniens zu besuchen. Das Museum eröffnete erst kürzlich mit einem Jahr Verzögerung und ist sehr interessant gestaltet, leider war alles nur in Spanisch. Habe mir dann ein paar Videos angeschaut und bin drin herumgeschlendert. Wie so oft in letzter Zeit merkte ich dann aber, dass meine Kamera fast leer war…ich bin so ein Profi. Telefon hatte ich im Hostel gelassen, da ich ja vielleicht nach LaBoca wollte.

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Im Museo de Bicentario

Mein Taxifahrer ins Microcentro hatte mir vorher wärmstens den Buenos Aires City Bus empfohlen, der auch in La Boca hält, nun dachte ich, dann mache ich doch das. Nur war da eine ewigst lange Schlange vorm Ticketschalter, habe mich dann aber doch angestellt. Mit dem Resultat, dass ich den Bus nicht genommen habe, weil die Tour erst um 13.00 Uhr starten und ca. 3,5 Stunden dauern sollte. Ich musste aber um 15.30 Uhr für meine Nachmittagsaktivität im Hostel sein, also passte das nicht. „Komm„, dachte ich mir, du fährst da jetzt selbst hin und schaust wie es ist. Also, ins nächste Taxi und auf nach…

…La Boca

Und meine Güte bin ich froh, dass ich da hin bin! So ein wunderschöner sympatischer Stadtteil, zumal Sonntag war und deshalb ein Markt und es nur so von Touristen wimmelte. Aufgrund der Akkuthematik meiner Kamera, bin ich dann auf dem Caminito gelaufen, das ist die bekannteste Straße in La Boca, die eben das vorher beschriebene bunte Eckchen hier ist.

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Caminito en La Boca

Auf der Straße präsentierten Tangotänzer ihre Show, Fotos wurden gemacht, Künstler verkauften ihre Bilder von La Boca und es war einfach ein wundervolles Gewussel. Dafür habe ich mich dann erstmal in ein Café mitten auf der Straße gesetzt und ein Käffchen getrunken und dem Treiben zugeschaut. Dabei hat einer der Tangotänzer sich mit mir unterhalten… die Argentinier, sind schon ein charmantes Völkchen, hatte ich aber wenigstens Gesellschaft bei meinem Kaffee. Noch einmal bin ich durch die Straßen La Bocas gelaufen, um die bunten Häuser zu bestaunen bevor ich in die Fundación Proa gegangen bin, ein weiteres Kunstmuseum. 🙂 Man sieht in Sachen Kunst kann man in Buenos Aires Tage zubringen, denn ich war noch lange nicht in allen Kunstmuseen- oder hallen. Es gab dort eine Sonderausstellung über Buenos Aires und den Obelisken, der im Microcentro steht.

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Auch hier war das Museum wieder in einem sehr modernen Gebäude untergebracht.

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Fundación Proa

Danach wollte ich mir dann aber ein wenig Ruhe gönnen, bevor ich im Hostel abgeholt wurde. Denn es ging zu meinem ersten und wahrscheinlich letzten Fußballspiel! 🙂

Buenos Aires Teil 3: MALBA, Recoleta, geheime Türen & Tango

Donnerstag stand dann endlich doch mal das MALBA erfolgreich auf dem Plan. Dort ist gerade die Ausstellung der Japanerin Yayoi Kusuma, die durch die Verwendung von Punkten in ihrer Kunst berühmt geworden ist. Ich hatte mal eine Doku über sie gesehen und deshalb wollte ich mir diese Ausstellung nicht entgehen lassen – das dachten sich aber auch an diesem Donnerstag ziemlich viele Leute. So stand ich erstmal 10 Minuten in der Schlange vor dem Museum.

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Warten, warten und warten…immerhin hatte es auf

Die Ausstellung hat sich aber total gelohnt, vom didaktischen Standpunkt her unglaublich gut gemacht. Es war leider etwas voll, aber die Bilder sprechen für sich, finde ich:

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Gemälde aus der aktuellen Schaffensphase und niedlich: überall die Punkte im Museum

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Installationen hat sie auch gemacht

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Lichtinstallation, die kleinen Lämpchen haben die Farben gewechselt

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Zur Eintrittskarte bekam jeder Besucher Punkte zum Aufkleben für diesen Raum

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Spiegel-Punkte-Raum 🙂

Gleichzeitig beherbergt das MALBA aber auch eine Dauerausstellung südamerikanischer Kunst, darunter eines der seltenen Gemälde von Frida Kahlo.

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Frieda Kahlo, eines der vielen Selbstporträts

Fast 3 Stunden habe ich in dem Museum zugebracht, so dass ich es erstmal hungrig verließ. In Buenos Aires gibt es eine Blume gefertigt aus Stahl, die Floralis Genérica, die abends ihre Blüten schließt, an dieser bin ich dann auch noch vorbeigekommen.

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Floralis Genérica

Auf meinem Weg nach Recoleta habe ich dann an einem recht teuer aussehenden Restaurant Halt gemacht, aber es hatte freies WiFi. 🙂 Dort habe ich mir dann einen Lunch gegönnt, der aber wirklich richtig gut war: Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch und Getränk für 129 Pesos. Klingt erstmal viel, aber umgerechnet sind das ca. 20 €. Und das Essen war echt lecker.

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Mein Hauptgang

Der Kellner hat sich dann noch ein wenig mit mir unterhalten wo ich her bin, wo ich in Argentinein so war und wo ich noch hingehe, sehr wissbegieriges Volk die Argentinier. Auf meinem Weg zu einer Hauptattraktionen Buenos Aires habe ich noch Halt gemacht im Museo Nacional de Bellas Artes, das einen großen Bestand an südamerikanischer aber auch französischer und generell europäischer Kunst aus allen Epochen verwaltet. Das Museum war sehr schön gemacht, jede Epoche war in einem anderen farblich abgesetzten Raum und das Beste, es war umsonst. Sehr schön, ansonsten gibt es hier ja immer die Unterscheidung Argentinier und nicht Argentiniern bei der Preisgestaltung. Danach habe ich es dann endlich geschafft den Cementario de la Recoleta zu besuchen. Diese Totenstadt ist das letzte zu Hause für eine Vielzahl argentinsicher wichtiger Politiker und Künstler. Der Friedhof ist wirklich wunderschön, manche der letzten Ruhestätten haben Ausmaße wie kleine Häuschen und sind geschmückt mit unterschiedlichen Skulpturen. Einige der Gräber werden regelmäßig gepflegt, andere vegetieren so vor sich hin. Anders als bei uns, werden die Särge hier auch nicht unter der Erde, also unter den Gruften vergraben, sondern die Särger sind hier mit einem Metall ausgekleidet, so dass die Körpersäfte nicht austreten können. Denn die Särge stehen hier oft sehr gut sichtlich in den Gruften. Erstmal bin ich dort einfach nur rumgelaufen, leider ohne Plan, hatte vergessen mir einen auf das Telefon zu laden. Hier ein paar Eindrücke:

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Cementario de la Recoleta

Da ich aber ums Verrecken nicht Evitas Grab finden konnte, habe ich mir dann spontan doch eine Führerin für den Friedhof genommen, für 75 Pesos sind wir dann noch einmal über das Gelände gelaufen. Und ich habe auch Evitas Grab sehen können, es war allerdings um einiges unspektakulärer als ich dachte. Sie ist übrigens nicht mit ihrem Mann begraben, zunächst einmal weil ihr Sarg samt Inhalt ca. 20 Jahre verschwunden war und weil er nach ihrem Tod auch noch einmal geheiratet hat. So ist sie im Familiengrab Duarte mit ihrer Mutter und anderen Verwandten begraben. Ihre sterblichen Überreste waren nach dem Sturz der Peróns nach Italien entführt worden und dort unter falschem Namen begraben, bis in den 70er Jahren Evita zurück nach Argentinien kam.

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Evitas Grab

Ein paar Geschichten zu den Gräbern habe ich mir gemerkt, so ist das folgende eines der schönsten auf dem gesamten Friedhof, weil hier ein Mädchen begraben ist, dass sehr jung gestorben ist und ihre Familie das Grab wohl noch pflegen lässt.

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Hier mal ein Beispiel für ein weniger gepflegtes Grab

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Das Grab eines berühmten Politikers (dessen Namen ich nicht mehr weiß…), die Frau und das Kind stehen für das Volk, für das er gearbeitet hat und die Kuh für die Agrarwirtschaft in Argentinien.

Die Führung war recht interessant und in Spanisch, danach stellte ich fest, dass die Dame auch fließend Englisch gesprochen hätte. 🙂 Aber gut, habe das meiste verstanden. Lustig war, dass während wir da rumliefen, sie ständig jemand gefragt hat „wo ist denn das Grab von XY“ und sie das immer wusste, sehr beeindruckend.

Nachdem ich mir den Friedhof angeschaut hatte, bin ich in die direkt um die Ecke liegende Mall gegangen, denn nach 5 Monaten hatten sich meine 30 € Sneaker doch etwas aufgelöst und bei Regen war das nicht so schön. Habe auch gleich neue Schuhe gefunden, dieses Mal etwas teurer, hatte mich beim Umrechnen von Pesos in Euros etwas vertan, wie ich später auf der Kreditkartenrechnung sehen konnte. 🙂 Naja, aber vielleicht halten sie ja länger als die 7 Monate und ich habe schöne neue Schuhe. Nach ein paar weiteren Shoppingaktivitäten (ich muss ja schau’n, ob die neue Kreditkarte auch wirklich geht!), bin ich dann heim gelaufen. Naja, nur halb, denn irgendwann hatte ich komplett die Orientierung verloren und ich war um 21 Uhr wieder verabredet, also hab ich schnell ein Taxi genommen. Zu Hause hatte ich dann nur kurz Zeit bis ich wieder los musste, denn am Abend vorher hatten mich die drei anderen gefragt, ob ich mit will zu einem dieser Restaurants mit „geschlossenen Türen“, d.h. Privatpersonen kochen zu Hause für Leute, die sich vorher angemeldet haben. Martin hatte mich freundlicher Weise grad mit angemeldet und der Plan war sich um 21 Uhr am Treffpunkt der Graffititour zu treffen, um von dort gemeinsam zum Restaurant zu laufen. Ja, das war der Plan, da merkt man erstmal wie unschön es ist, wenn man niemanden erreichen kann, weil man kein Internet hat und auch keine Telefonnummer, weil man sonst ja nur über Facebook kommuniziert. Denn die anderen kamen nicht… ich war auch zu spät und wartete dann noch bis halb Zehn, dann bin ich selbst zum Restaurant gelaufen.

Waren zwar nur ein paar Blocks, aber man war ich aus der Puste, weil ich mich beeilt habe. Dort saßen dann schon Gemma und Martin, die meinte wo ich denn geblieben wäre, ja die Frage konnte ich zurück geben. Irgendwie war das Ganze ein großes Missverständnis, denn Tariq mit dem ich den Treffpunkt ausgemacht hatte, war gar nicht gekommen, weil es ihm schlecht ging vom Mittagessen und die anderen beiden wussten von nix. Naja, alles halb so schlimm, schnell mal die Weinflatrate bestellt und genossen. Das Ganze war echt cool, in einer total netten Atmosphäre gab es dann (eigentlich) 5 Gänge, nur ich hatte den Appetizer verpasst. Ärgerlich, aber gut, dafür gab es dann Wein für mich. Das Essen war sehr lecker, leider sind die Fotos etwas dunkel, weil die Beleuchtung dort so kuschelig war:

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Die Speisekarte

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Das Ambiente

Und für Papa, hier das gesamte Menü im Detail (nur die Suppe fehlt, Foto habe ich wohl aus Versehen gelöscht)…

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Salat aus dem eigenen Garten mit Kräutern & Blumen, rote Beete, brasilianischen Nüßen und einem argentinischen echt guten Käse

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Zitronen-Sorbet mit Birne

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In Blatt gewickelte Ente mit Fenchel und Brokkoli

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Quinua (schreibt man das so?) und squash pie (keine Ahnung was das ist) mit Mandarinen, weißer Schokolade und Kumquat (so ein lustiges Wort)

Voll süß war die Rechnung:

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Auch die Bedienung war super nett und für alle, die da auch mal hinwollen, wir waren in der Casa Felix, ist kein Geheimtipp, steht im Lonely Planet (wusst ich vorher aber gar nicht). Man muss dazusagen in diese Restaurants gehen nur Touristen, aber es war trotzdem eine nette Sache, so eine Art bezahlter Kochzirkel, evtl. sollten wir das auch mal überlegen? Finde ich übrigens sehr schön, dass die Tradition des Kochzirkels so schön beibehalten wird, freue mich schon auf den nächsten, wenn ich wieder da bin, aber bitte kein Hühnchen, ja? 🙁

Zu jedem Gang gab es dann einen echt guten Wein und das lustige war, die Weine waren von dem Weingut, das ich in Cafayate besucht hatte, immer schön, wenn Dinge so zusammen spielen. Ich erwähnte ja schon die späte Uhrzeit für Abendessen in diesem Land und so verließen wir das Restaurant auch erst gegen halb Eins. Zum Glück konnte ich mir mit Gemma und Martyn ein Taxi teilen, die beiden haben mich dann an meiner Straße rausgelassen. Leider ist die ziemlich lang und ich durfte noch mal 9 Blocks nach Hause laufen, ein Block ist hier übrigens gesetzlich vorgeschrieben exakt 100 Meter lang, so weiß man auch immer gleich wie viel man laufen muss.

Der nächste Tag war ein fauler, denn Agustin musste (eigentlich) nach Córdoba reisen für die Arbeit, weshalb ich ab diesem Tag ein Hostel in Recoleta hatte. Allerdings sollte an diesem Tag auch meine Kreditkarte endlich per DHL kommen, nur man wusste nicht wann. Also, habe ich gefrühstückt, Kram gemacht, den man so macht, wenn man Internet in Highspeed Qualität hat und mich mit Agustin unterhalten, der HomeOffice gemacht hat. Und dann kam Agustin endlich mit dem verheisungsvollen gelben Umschlag: meine Kreditkarte! 🙂 Danke übrigens für die hübschen Karten, Mama & Papa. Zwischendurch war ich mal beim Supermarkt, um fürs Mittagessen einzukaufen und habe ein Nickerchen gemacht. Gegen vier hat mich Agustin dann zur Subte gebracht, denn mein Hostel lag direkt an einer Haltestelle. Zum Glück nicht ganz so voll, bin ich dann mit all meinem Kram im Hostel El Sol Hostel de Recoleta angekommen. Sehr hübsches, gut gelegenes Hostel in einem alten Haus mit vielen Treppen und keinem Lift. Auch nachmittags habe ich nix gemacht, außer meine Wäsche weggebracht und gelesen bis ich mich abends wieder mit Tariq, Gemma und Martyn in LaCatedral getroffen habe. Das ist ein echt netter Laden für Tango. Man kann sich hier in Buenos Aires ja Tangoshows anschauen, die aber schweineteuer und wohl sehr touristisch sind. Ein Brasilianer hat mir erzählt er war bei einer mit seiner Eltern in der ein Pferd integriert war. 🙂 Sehr authentisch, so war das in den Hafenkneipen Buenos Aires Anfang des 19. Jahrhunderts sicherlich, mit Pferd…

    außerdem

hab ich ja schon genug touristischen Kram gemacht, nicht wahr. So hab ich es dann geschafft rauszufinden wie ich dort mit der Subte hinkam, denn der Laden lag am komplett anderen Ende der Stadt. Sehr nett, nur Kerzenlicht und rein vegetarische Küche, hätte ich nicht ewig auf mein Sandwich warten müssen, wäre ich auch rundum zufrieden gewesen. Man konnte für 25 Pesos einfach den sehr professionellen Tangotänzern zuschauen oder für 40 Pesos eine Tangostunde nehmen. Na gut, dachte ich, erniedrigste dich halt mal selbst, was ist schon Selbstachtung und nimmst eine Stunde. Das Ganze war aber eine große Klasse, also ca. 30 Leute, die zu zweit versuchten Tango zu lernen. Ich kann jetzt die ersten 8 Grundschritte und dann hörts auf. Und ob ich die wirklich kann, sei auch dahingestellt. Glaube Tariq hätte mich gerne öfters mal gegen eine Argentinierin eingetauscht. 🙂 War aber sehr lustig und Tango gefällt mir um einiges besser als Salsa, hat mehr Stil und wenn ich wieder zu Hause bin, habe ich vor Tangostunden zu nehmen.

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In LaCatedral

Die anderen sind dann in ihr Hostel, um dort zu trinken, das war mir aber zu weit weg von meinem neuen Standort, außerdem hatte ich mir für Samstag einiges vorgenommen, so dass ich dann heim bin.

Buenos Aires Teil 2: San Telmo, Centro & Graffitis

Nach meinem recht erfolglosen Versuch Geld zu bekommen, habe ich mich dann am Dienstag wieder der Kultur verschrieben. Da das MALBA nicht allzu weit von meinem Standort in Buenos Aires entfernt war, dachte ich, gehe ich doch heute mal hin. Ich wunderte mich schon als ich gar keine Schlange erspähte und tja, welch Überraschung dienstags ist das Museum geschlossen. 🙂 Gut, also bin ich direkt mal weiter gelaufen zum Museo Xul Solar, der Herr Solar war ein argentinischer Maler, der sogar mal in Deutschland gewohnt hat. Deshalb findet man in seinen Bildern auch gerne mal ein Nazizeichen integriert… das Museum ist in einem kleinen sehr modernen Gebäude untergebracht und recht interessant. Danach bin ich dann mit dem Taxi nach San Telmo gefahren, einem der angeblich interessantesten Stadtteile Buenos Aires.

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Museo Xul Solar

SAN TELMO…

…ist vor allem für seinen Antiquitätenmarkt sonntags bekannt, der auf der kleinen Plaza Dorrego stattfindet. Außerdem sind viele der kolonialen Gebäude noch erhalten und das Stadtbild erinnert an vergangene Zeiten. Nun habe ich mir zuerst das MAMBA (Museo de Arte Moderno de Buenos Aires) angeschaut. Dort gab es einige echt tolle Sonderausstellungen. Ein Künstler hat z.B. metergroße Porträts aus Wachs oder Teppich hergestellt. Die Dauerausstellung zur modernen Kunst war auch toll, nur durfte ich da leider keine Fotos machen. Das Gebäude an sich war aber auch schon sehenswert.

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MAMBA

Danach hatte ich mich erstmal ein wenig verirrt als ich die Plaza Dorrego finden wollte, durch Fragen habe dann aber auch ich meinen Weg gefunden. Ein wenig bin ich dann rumgelaufen, um mal zu schaun, ob das Viertel wirklich so nett ist wie gesagt wird. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es Orte gab die mir besser gefallen haben, irgendwie war da nicht so wirkliches Leben in San Telmo, aber ist nur meine subjektive Empfindung.

Plaza Dorrego

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in San Telmo

Langsam plagte mich der Hunger, und ganz touristisch habe ich mich auf der Plaza in einem der Stühle der überteuerten Restaurants auf der Plaza niedergelassen.

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Plaza Dorrego

Das Essen war leider nicht so dolle, dafür gab’s eine Straßentangoshow, schon beachtlich was Menschen so mit ihrem Körper rhythmisch anstellen können. Nach dem Essen bin ich dann noch zum Mercado San Telmo, der alten Markthalle des Viertels. Viel los war da allerdings nicht…

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Mercado San Telmo

Mittlerweile war es dann Nachmittag und ich wollte wieder heim. Nur war ich aus Versehen komplett in die falsche Richtung gelaufen und befand mich ziemlich weit weg von zu Hause…aber irgendwie wurde mein sportlicher Ehrgeiz geweckt und ich bin doch komplett nach Hause gelaufen. So sieht man wenigstens was von der Stadt, nicht wahr. Fast 2 Stunden habe ich gebraucht, aber danach ging‘ mir gut. 🙂

Abends sind Agustin und ich dann in ein echt nettes Restaurant. Uhrzeittechnisch konnten wir einen Kompromiss schließen, denn Argentinier essen unwahrscheinlich spät für meine deutschen Verhältnisse. Oft gibt es das Abendessen erst gegen 22 oder 23 Uhr, da bin ich ja schon fast im Bett! Dementsprechend hatten wir einen Tisch um 21 Uhr im Restaurant El Reencuentro. Auch hier gab es wieder die Möglichkeit einen Festpreis, nämlich 100 Pesos zu bezahlen und dafür dann so viel Fleisch essen zu können, wie man möchte. Hierbei war allerdings auch noch Salat integriert, der frisch mit den Zutaten zubereitet wurde, die man haben wollte und Pommes. Außerdem konnte man das Fleisch aussuchen (nicht wie in Córdoba, wo ein Stück nach dem anderen einfach gebracht wurde), d.h. man konnte z.B. auch nur Beef de Chorizo, eines der besten Stücke von der Kuh essen. Agustin versuchte allerdings mir Stücke anzudrehen, die ich nie probiert hätte, hätte ich gewusst was es war, aber ich fand vorher schon, dass das Stück Fleisch komisch aussah, war ja auch Niere…bäh. Nee, also der Rest war super und auch die Kellnerin war sehr aufmerksam, insgesamt ein sehr gelungener Abend.

Centro

Da Agustin im Zentrum Buenos Aires arbeitet und die öffentlichen Verkehrsmittel dorthin nutzt, dachte ich mir, ich bin schlau und fahre einfach mit ihm ins Zentrum, dann weiß ich wenigstens wo ich aussteigen muss. Es gibt hier zwar ein Busnetz, aber ich habe erst gar nicht versucht es zu verstehen und bin gelaufen oder habe Taxis genommen. An dem Tag war es dann aber soweit und ich bin das erste Mal subte, also U-Bahn gefahren. Agustin hatte mich schon vorgewarnt, dass es sehr voll sein würde und das war es auch, englische Verhältnisse morgens um kurz vor Neun, man konnte sich nicht bewegen und die Türen schlossen oft nicht, weil menschliches Fleisch dazwischen war. Da fängt der Tag doch gut an! Noch besser war dann, als Western Union sich nicht dort befand, wo es laut Google Maps sein sollte. Leicht angenervt von dieser Geldbeschaffungsproblematik habe ich dann in einer Art Touristeninformation einen Stadtplan von Buenos Aires geholt und sogar erfahren wo Western Union ist. Mein Geld habe ich dann auch problemlos bekommen, welch Glück! Auf diese Freude hin, bin ich erstmal in ein Café und habe die gängigste aller Kombos in diesem Land in Anspruch genommen Medialunas mit Kaffee und Orangensaft, wobei der O-Saft eher selten ist. Medialunas sind übrigens Croissants, auch wenn mir da der ein oder andere französischstämmige Bürger eventuell widersprechen würde.

Total motiviert machte ich mich auf die Plaza de Mayo zu finden, den Hauptplatz Buenos Aires. Als ich dann dort war, wunderte ich mich, denn ich fand weder den Obelisken noch die Casa Rosada, das Regierungsgebäude auf dem Platz – irgendwann machte es dann Klick: ich stand auf dem falschen Platz. 🙂 Der war aber auch spektakulär, weil hier wohl alle Hundeausführmenschen ihre kleinen vierbeinigen Kunden dort abladen, die Viecher kläfften in einer Lautstärke um die Wette, unglaublich.

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Hundesammelplatz

Erneut bewaffnet mit Stadtplan unternahm ich den Versuch die Plaza de Mayo zu finden, hab ich dann auch geschafft, manchmal bin ich echt orientierungslos… wie man an den Fotos sieht, es war echt mieses Wetter, was meine Laune nicht unbedingt steigerte, nach dem ewigen Hin und Her laufen.

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Da sind sie ja: der Obelisk, die Banco Nacional und die Casa Rosada

Zur Mittagszeit war ich mit Agustin zum Essen verabredet, nur war es saukalt und was blieb mir anderes übrig, da musste ich shoppen gehen. Die Galeria Pacífico ist allerdings auch architektonisch total sehenswert und nur deshalb bin ich in diese Shopping Mall, direkt an der Avenida Florida gegangen. Die Avenida Florida ist Fußgängerzone und bietet echt alles was man so käuflich erwerben möchte. Außerdem steht dort an jedem zweiten Block ein Herr, der dir „cambio, cambio“ entgegenschreit, also gerne Dollar in Peso wechseln möchte. Nur ich hatte ja keine mehr!!! Äußerst ärgerlich… in der Galeria Pacífico gab es allerdings nur Luxusmarken, die dann doch ein wenig mein Budget sprengten.

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In der Galeria Pacífico

Erfolgreich Geld habe ich dennoch ausgegeben, denn ich habe mir mal schnell bei Zara einen neuen Mantel gekauft, der hält mich jetzt hier im Süden schön warm. Zum MIttagessen war ich mit Agustin dann bei einem Thai-Schnell-Restaurant. Direkt danach musste ich aber auch los, denn um 15.00 Uhr fing meine gebuchte Tour durch Buenos Aires statt und zwar zum Thema Graffiti.

Graffiti-Tour

Die Tour war echt cool und das Mädel, das uns geführt hat, sprach perfekt Englisch, sie war ja auch Amerikanerin. Interessant ist, das Wände besprühen, bekleben oder what ever wie in Kolumbien nicht wirklich geahndet wird. Klar, es ist illegal, aber die Anwohner gewisser Viertel haben sich daran gewöhnt Streetartkünstler bei Tageslicht zu sehen, die meterweise Wände verschönern. Aus diesem Grund sind auch viele der Kunstwerke sehr groß in ihren Dimensionen, weil die Künstler nicht schnell in der Nacht etwas zu Ende bringen müssen, sondern teilweise Tage Zeit haben, um etwas zu bemalen. Die Tour hatte ich bei graffitimoundo gebucht, und lustiger Weise wer kam ebenfalls zu der Tour ohne das wir uns dafür verabredet hatten? Tariq und Gemma, die ich aus Córdoba kannte. Das war echt ein cooler Zufall. Aber zur Streetart Kunst, hier mal ein paar Bilder:

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Bild hier oben ist ein Gemeinschaftsprojekt, von verschiedenen Künstlern, die das Ganze mit Genehmigung des Hausbesitzers gestaltet haben.

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Ich hoffe, man sieht das auf dem Bild richtig, aber das Bild hier ist riesengroß und wurde zu einem Streetart Festival gemalt. Da Spraydosen so teuer sind, hat dieser Künstler eine Mischung entwickelt wie er Farbe strecken kann, mit Benzin…deshalb sieht man eine Art Pinselführung in seinen Bildern. Das Bild hat übrigens eine traurige Geschichte, wie die in Bogotá, wurden zwei sehr junge Jungs von der Polizei erschossen als sie Wände besprühten. Vor dem Festival war hier ein Gedenkbild an die beiden, als dieses weiß übermalt wurde, hat der Künstler, der die Wand bekommen hat, die Namen der beiden Jungs über die Stiere geschrieben, um das Gedenken an sie aufrecht zu erhalten.

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Streetart ist ja nicht nur Graffiti, sondern z.B. auch Arbeiten mit Schablonen und hier gab es einen Künstler, der nur mit Schablonen arbeitet. Man muss sich mal die Arbeit überlegen, die da dahinter steckt. Das hier ist übrigens die Außenseite eines Restaurants, man sieht von außen fast gar nicht, dass es überhaupt ein Restaurant ist, man muss es kennen, sehr geheimnisvoll…

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Noch mehr Details…

Das Tolle war ja, dass wir gar nicht alles laufen mussten, sondern nach der ersten halben Stunde einen Minibus hatten. 🙂 War super, so konnten wir auch eine kleine Galerie besuchen, in der grad folgendes ausgestellt wurde:

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Und um das Ganze abzukürzen, hier nun ein paar weitere hübsche Exemplare:

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Und ein paar mehr, das letzte fand ich süß, weil da jemand den Mädels Unterwäsche aufgesprüht hat

Ab diesem Moment war dann übrigens der Akku meiner Kamera leer… 🙂 Wir sind aber noch zu einer Graffiti-Bar, in der es auch Ausstellungen gibt. Dort habe ich dann mit Gemma, Tareq und Martyn, einem Freund von den beiden, auch noch was getrunken. War ein netter Abend und nach einem Beef de Chorizo Sandwich bin ich dann auch heim. Hab’s sogar fast direkt gefunden…

Buenos Aires Teil 1: Palermo

5:30 Uhr Wecker klingelt, kein schönes Gefühl, aber es muss halt sein. Nun hatte ich sogar noch Zeit für Frühstück und ich konnte mir sogar was für den Bus mitnehmen. Man weiß ja wie ich drauf bin, wenn ich längere Zeit ohne fest Nahrung auskommen muss, nicht schön, auch nicht für meine Mitmenschen. Auf der Straße habe ich auch ziemlich schnell ein Taxi gefunden, nur leider war der Taxifahrer äußerst witzig drauf und machte unlustige Witze und redete durchgängig, mit „no entiendo“ (ich verstehe nicht) hat er dann aber irgendwann Ruhe gegeben. Dieses Mal habe ich mich sogar in die Schlange für den richtigen Bus eingereiht. 🙂 Zwar hat der Gepäcktyp versucht anstatt 2 Pesos Trinkgeld 5 von mir zu behalten, aber so ja nicht. Mittlerweile sag ich da auch was, ist eh ne Frechheit für 5 Sekunden mein Gepäckstück in den Bus schaffen 2 Pesos zu verlangen…

Die Busfahrt nach Buenos Aires war äußerst bequem, da ich ja durch die Umbuchung ja nun cama gefahren bin. Auf der Busfahrt ist auch nichts passiert, nur als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, ist mir meine dritte Weinflasche hingefallen. 🙂 Aber, ha, war noch ganz, ich hätte mich auch mittlerweile nicht mehr geärgert. Am Busbahnhof wurde ich gleich von einem Taxifahrer angesprochen, was ich erstmal weniger vertrauenswürdig fand, aber wir gingen dann zusammen zu einem kleinen Büro und dort bekam ich dann einen Zettel nach Nennung der Adresse zu der ich wollte und habe vorab bezahlt. Hoffe mal, dass das auch wirklich das offizielle Prozedere war…für günstige 95 Pesos bin ich dann nach Palermo SOHO gefahren worden. Das Taxi hatte allerdings weder ein Taxizeichen noch eine Nummer, aber dafür Zebramuster auf den Sitzen…mein Fahrer war aber nett und hat sich mit mir über Salta unterhalten. An dieser Stelle mal sorry für meine Detailversessenheit, aber das Ganze dient ja mir auch als Tagebuch, deswegen müsst ihr da leider durch. 🙁

Glücklicher Weise musste ich in Buenos Aires in kein Hostel, sondern Agustin aus Tilcara hatte mir angeboten, dass ich bei ihm wohnen kann. Nun hat er ein ähnliches Leben wie ich es mal hatte, Job und abends noch studieren, weshalb ich mich dann in ein Café gesetzt habe und dort auf ihn gewartet habe. Mein Taxisfahrer war auch echt süß und hat sich im Kiosk neben meinem Café vergewissert, dass ich dort auch wirklich WiFi haben werde. 🙂 Agustin hat mich dann dort abgeholt und an diesem Freitag Abend bestand die Freizeitgestaltung nur noch in Sushi bestellen und essen. Man muss sagen, dass ich mich wirklich glücklich schätzen konnte, da Agustin wirklich sehr nett wohnt und mich sein Stadtteil extrem an zuHause, an Bornheim erinnert hat. Praktischer Weise werden die Appartements dort 24 Stunden von Security bewacht, so dass wir den Schlüssel zur Wohnung dort deponieren konnten und ich kommen und gehen konnte wie ich wollte, echt super. Samstag ist Agustin dann seine Familie besuchen und ich bin zum ersten Mal richtig durch Palermo gelaufen und habe mir ein kleines Frühstück gekauft. Der Tag war sonnig und so habe ich mich einfach an die Straße gesetzt und die Leute beobachtet. Nachmittags hat mir Agustin dann Palermo gezeigt, das im Moment das hippste Viertel Buenos Aires ist und aus diesem Grund auch eine Hochburg für Yuppies, aber dennoch hat’s mir da sehr gut gefallen. Wir sind was Essen gegangen in einem super netten Café, saßen draußen und haben den Straßenmusikanten zugehört. Da Wochenende war gab es rund um den Platz Serrano einen kleinen Kunsthandwerksmarkt, den wir uns angesehen haben. Auf dem Platz war unwahrscheinlich viel los und ich wiederhole mich, aber es hat mich total an zu Hause erinnert. Schön war das. 🙂 Abends war auch dieses Mal nicht viel Programm angesagt, wir sind nur zum Supermarkt haben für mein Frühstück und den Abend eingekauft und das war’s dann.

PALERMO

Sonntag musste Agustin arbeiten, weshalb ich mich dann auf meine erste Besichtigungstour von Buenos Aires gemacht habe. Die Stadt ist echt riesig und es gibt in vielen Vierteln was zu sehen, weshalb ich die Berichte mal nach Stadtteilen aufteile. Allerdings liegt in den Stadtteilen das Meiste sehr nah beisammen und ich hatte Glück mit dem Wetter und es war recht sonnig draußen, so dass ich ohne Probleme überall hinlaufen konnte. Auf meinem Streifzug bin ich an der Plaza Italia vorbeigekommen, dem Hauptverkehrsknotenpunkt Palermos. Das schöne an Palermo sind die ganzen Parks, in denen die Leute in der Sonne liegen und natürlich Mate trinken.

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Im (kostenlosen) Jardín Botánico in Palermo

Eigentlich hatte ich gar nicht vor den Jardín Zoológico, sprich den Zoo in Buenos Aires zu besuchen, aber dieser soll architektonisch ein paar Schmuckstücke haben und die Gehege sollen groß genug sein. Naja, fand ich jetzt ehrlich gesagt nicht und es war auch nicht die beste Idee am Sonntag dort hinzugehen, weil es natürlich nur so von Kindern wimmelte. Aber gut, das im Reiseführer angesprochene Elefantenhaus ist wirklich auffallend hübsch.

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Im Zoo von Buenos Aires

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Man achte auf das Schild, das das Gehege beschreibt und das Tier, das sich IM Gehege befindet…

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Noch mehr Bilder aus dem Zoo

Danach habe ich mir dann einen Pancho, also einen HotDog von der Straße gegönnt und bin zum Museo Evita gelaufen. Evita ist ja keine unbekannte Persönlichkeit, die in der politischen Geschichte eine große Rolle gespielt hat, auch wenn sie niemals ein offizielles Amt innehatte. Sie war die Ehefrau von Juan Perón, der 1946 Präsident von Argentinien wurde. Evita spaltet die Nation, entweder man liebt sie oder hasst sie. Sie starb sehr jung an Krebs und es gab Leute, die das ernsthaft damit kommentierten Gott sei Dank, dass es den Krebs gibt! Schon etwas niveaulos.. Das Museum ist sehr hübsch gemacht und in einem kleinen verwinkelten Gebäude untergekommen. Interessant war es die verschiedenen Outfits von Evita zu sehen, eine Art Jackie Kennedy Südamerikas.

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Museo Evita

Ich hatte an diesem Tag viel vor und bin als nächstes in den Jardín Japonés, den japanischen Garten. Sehr sehr hübsch, aber leider auch viel zu voll, da Sonntag…

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Im Jardín Japonés

Eigentlich wollte ich mir danach das MALBA (Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires) anschauen, weil dort eine super Ausstellung sein sollte, aber über die Information verfügte wohl nicht nur ich, denn es war eine RIESENschlange um das Gebäude rum, so dass ich mich dazu entschied den Besuch zu vertagen und zum Museo Nacional de Arte Decorativo gegangen bin. Das Museum ist in einem alten Jugendstilanwesen, das mal einer wichtigen argentinischen Familie gehört hat und zeigt deren Kunstsammlung sowie Originaleinrichtung, wenn noch vorhanden. Wirklich ein ganz tolles Museum und wäre ich nicht so müde gewesen vom Rumlaufen den ganzen Tag hätte ich dort noch mehr Zeit verbracht. Drinnen war Fotos machen leider verboten.

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Museo Nacional de Arte Decorativo

Gegen Nachmittag war ich dann wieder zu Hause und habe erst mal ein Nickerchen gemacht. Abends kam Agustin dann irgendwann zurück und wir haben Pizza bestellt, die leider echt nicht mein Fall war. Argentinisches Fleisch gerne, argentinische Pizza nee, lass mal lieber…

BANKEN IN ARGENTINIEN

Da montags die meisten Museen zu haben, bin ich Montag nach dem Frühstück und skypen mit meiner Lieblingsjule los, um mit meiner Notfall-VISA-Karte Geld zu holen. Das System ist eigentlich recht einfach, man geht mit der Notfallkarte und seinem Ausweis an den Bankschalter und erhält Geld. An den Automaten funktionieren diese Karten nicht, weil sie keine PIN haben, deshalb sind sie auch so schnell verfügbar. Gut, dieses System ist laut Visa in der ganzen Welt anerkannt, nur nicht im verd** Argentinien!!! Ich war bei 3 Banken und am Ende echt den Tränen nahe, weil mir niemand Geld gegeben hat. Das Ganze wäre ja noch nicht mal so ärgerlich, wenn ich dafür nicht einen gesamten Tag verschwendet hätte! Denn in Argentinien geht man nicht einfach in eine Bank und ist 3 Minuten später dran, man zieht Nummern und wartet…

    und wartet

    und wartet

in der ersten Bank habe ich exakt zwei Stunden gewartet, damit mir dann gesagt wurde, das System kennen sie nicht und ich müsste an den Automaten gehen. Danke Banco Nacional de Argentina! Frustriert bin ich in die nächste Bank Banco Provincial, nach 20 Minuten kam ich schon dran, aber nein auch hier kein Geld, „versuch doch mal den Automaten“, ging natürlich nicht. Der Herr vom Schalter hat mich dann zu einem anderen Bereich gebracht, wo ich dann noch mal 40 Minuten gewartet habe, um zu erfahren, nee das würde nicht gehen. Wenigstens hat mir der Bankangestellte zwischendrin Schokolade geschenkt. Ich dachte dann okay, ganz ehrlich dann halt nicht und wollte eigentlich meinen zweiten Versuch fürs MALBA starten, bin dann aber an der Santander Rio Bank vorbeigekommen und dachte, komm Privatbank da probierste es mal. Hmm…wieder 45 Minuten gewartet mit dem Ergebnis nee, das gibt’s hier nicht. Das einzig gute an dem Tag war, dass ich meinen Appleadapter, den ich über Mercadolibre.com.ar (eine Art argentinisches ebay) dank Agustin bestellt hatte, abholen konnte. Wie sich später rausstellte, ist der aber nicht Original und ich habe den vollen Applepreis bezahlt…ach ja, es gibt Tage da mag man einfach nicht mehr. Zu Hause habe ich dann die DKB angerufen, die waren ganz erstaunt und meinten, ich müsste auf diesem Weg Geld bekommen und das Argentinien ja wohl mal hinten dran wäre. Wie hilfreich, danke. 🙂 Also, nochmal bei VISA angerufen und die haben mich genau so weitergebracht offiziell akzeptieren alle argentinischen Banken dieses System – ja, nee eben nicht!!! Der Typ hat mir dann ca. 5x Notfallgeld über Western Union angeboten, aber das kann ich auch selbst. Hab ich dann auch und meine Eltern (die besten der Welt!) haben mir auch Geld geschickt. Der Tag war dann gelaufen und ich habe mich mit Kochen abreagiert. im JUMBO Markt, einem so genannten Hipermercado habe ich für Frikadellen mit Paprikasoße eingekauft. Ist sogar was geworden, was ich bei meiner Laune nicht erwartet hätte…

und nun schließe ich den ersten Teil. Echt sorry, aber vielleicht muss ja auch mal einer von Euch bei der Bank warten und hat dann wenigstens was zu lesen…