Buenos Aires Teil 3: MALBA, Recoleta, geheime Türen & Tango

Donnerstag stand dann endlich doch mal das MALBA erfolgreich auf dem Plan. Dort ist gerade die Ausstellung der Japanerin Yayoi Kusuma, die durch die Verwendung von Punkten in ihrer Kunst berühmt geworden ist. Ich hatte mal eine Doku über sie gesehen und deshalb wollte ich mir diese Ausstellung nicht entgehen lassen – das dachten sich aber auch an diesem Donnerstag ziemlich viele Leute. So stand ich erstmal 10 Minuten in der Schlange vor dem Museum.

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Warten, warten und warten…immerhin hatte es auf

Die Ausstellung hat sich aber total gelohnt, vom didaktischen Standpunkt her unglaublich gut gemacht. Es war leider etwas voll, aber die Bilder sprechen für sich, finde ich:

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Gemälde aus der aktuellen Schaffensphase und niedlich: überall die Punkte im Museum

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Installationen hat sie auch gemacht

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Lichtinstallation, die kleinen Lämpchen haben die Farben gewechselt

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Zur Eintrittskarte bekam jeder Besucher Punkte zum Aufkleben für diesen Raum

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Spiegel-Punkte-Raum 🙂

Gleichzeitig beherbergt das MALBA aber auch eine Dauerausstellung südamerikanischer Kunst, darunter eines der seltenen Gemälde von Frida Kahlo.

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Frieda Kahlo, eines der vielen Selbstporträts

Fast 3 Stunden habe ich in dem Museum zugebracht, so dass ich es erstmal hungrig verließ. In Buenos Aires gibt es eine Blume gefertigt aus Stahl, die Floralis Genérica, die abends ihre Blüten schließt, an dieser bin ich dann auch noch vorbeigekommen.

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Floralis Genérica

Auf meinem Weg nach Recoleta habe ich dann an einem recht teuer aussehenden Restaurant Halt gemacht, aber es hatte freies WiFi. 🙂 Dort habe ich mir dann einen Lunch gegönnt, der aber wirklich richtig gut war: Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch und Getränk für 129 Pesos. Klingt erstmal viel, aber umgerechnet sind das ca. 20 €. Und das Essen war echt lecker.

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Mein Hauptgang

Der Kellner hat sich dann noch ein wenig mit mir unterhalten wo ich her bin, wo ich in Argentinein so war und wo ich noch hingehe, sehr wissbegieriges Volk die Argentinier. Auf meinem Weg zu einer Hauptattraktionen Buenos Aires habe ich noch Halt gemacht im Museo Nacional de Bellas Artes, das einen großen Bestand an südamerikanischer aber auch französischer und generell europäischer Kunst aus allen Epochen verwaltet. Das Museum war sehr schön gemacht, jede Epoche war in einem anderen farblich abgesetzten Raum und das Beste, es war umsonst. Sehr schön, ansonsten gibt es hier ja immer die Unterscheidung Argentinier und nicht Argentiniern bei der Preisgestaltung. Danach habe ich es dann endlich geschafft den Cementario de la Recoleta zu besuchen. Diese Totenstadt ist das letzte zu Hause für eine Vielzahl argentinsicher wichtiger Politiker und Künstler. Der Friedhof ist wirklich wunderschön, manche der letzten Ruhestätten haben Ausmaße wie kleine Häuschen und sind geschmückt mit unterschiedlichen Skulpturen. Einige der Gräber werden regelmäßig gepflegt, andere vegetieren so vor sich hin. Anders als bei uns, werden die Särge hier auch nicht unter der Erde, also unter den Gruften vergraben, sondern die Särger sind hier mit einem Metall ausgekleidet, so dass die Körpersäfte nicht austreten können. Denn die Särge stehen hier oft sehr gut sichtlich in den Gruften. Erstmal bin ich dort einfach nur rumgelaufen, leider ohne Plan, hatte vergessen mir einen auf das Telefon zu laden. Hier ein paar Eindrücke:

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Cementario de la Recoleta

Da ich aber ums Verrecken nicht Evitas Grab finden konnte, habe ich mir dann spontan doch eine Führerin für den Friedhof genommen, für 75 Pesos sind wir dann noch einmal über das Gelände gelaufen. Und ich habe auch Evitas Grab sehen können, es war allerdings um einiges unspektakulärer als ich dachte. Sie ist übrigens nicht mit ihrem Mann begraben, zunächst einmal weil ihr Sarg samt Inhalt ca. 20 Jahre verschwunden war und weil er nach ihrem Tod auch noch einmal geheiratet hat. So ist sie im Familiengrab Duarte mit ihrer Mutter und anderen Verwandten begraben. Ihre sterblichen Überreste waren nach dem Sturz der Peróns nach Italien entführt worden und dort unter falschem Namen begraben, bis in den 70er Jahren Evita zurück nach Argentinien kam.

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Evitas Grab

Ein paar Geschichten zu den Gräbern habe ich mir gemerkt, so ist das folgende eines der schönsten auf dem gesamten Friedhof, weil hier ein Mädchen begraben ist, dass sehr jung gestorben ist und ihre Familie das Grab wohl noch pflegen lässt.

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Hier mal ein Beispiel für ein weniger gepflegtes Grab

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Das Grab eines berühmten Politikers (dessen Namen ich nicht mehr weiß…), die Frau und das Kind stehen für das Volk, für das er gearbeitet hat und die Kuh für die Agrarwirtschaft in Argentinien.

Die Führung war recht interessant und in Spanisch, danach stellte ich fest, dass die Dame auch fließend Englisch gesprochen hätte. 🙂 Aber gut, habe das meiste verstanden. Lustig war, dass während wir da rumliefen, sie ständig jemand gefragt hat „wo ist denn das Grab von XY“ und sie das immer wusste, sehr beeindruckend.

Nachdem ich mir den Friedhof angeschaut hatte, bin ich in die direkt um die Ecke liegende Mall gegangen, denn nach 5 Monaten hatten sich meine 30 € Sneaker doch etwas aufgelöst und bei Regen war das nicht so schön. Habe auch gleich neue Schuhe gefunden, dieses Mal etwas teurer, hatte mich beim Umrechnen von Pesos in Euros etwas vertan, wie ich später auf der Kreditkartenrechnung sehen konnte. 🙂 Naja, aber vielleicht halten sie ja länger als die 7 Monate und ich habe schöne neue Schuhe. Nach ein paar weiteren Shoppingaktivitäten (ich muss ja schau’n, ob die neue Kreditkarte auch wirklich geht!), bin ich dann heim gelaufen. Naja, nur halb, denn irgendwann hatte ich komplett die Orientierung verloren und ich war um 21 Uhr wieder verabredet, also hab ich schnell ein Taxi genommen. Zu Hause hatte ich dann nur kurz Zeit bis ich wieder los musste, denn am Abend vorher hatten mich die drei anderen gefragt, ob ich mit will zu einem dieser Restaurants mit „geschlossenen Türen“, d.h. Privatpersonen kochen zu Hause für Leute, die sich vorher angemeldet haben. Martin hatte mich freundlicher Weise grad mit angemeldet und der Plan war sich um 21 Uhr am Treffpunkt der Graffititour zu treffen, um von dort gemeinsam zum Restaurant zu laufen. Ja, das war der Plan, da merkt man erstmal wie unschön es ist, wenn man niemanden erreichen kann, weil man kein Internet hat und auch keine Telefonnummer, weil man sonst ja nur über Facebook kommuniziert. Denn die anderen kamen nicht… ich war auch zu spät und wartete dann noch bis halb Zehn, dann bin ich selbst zum Restaurant gelaufen.

Waren zwar nur ein paar Blocks, aber man war ich aus der Puste, weil ich mich beeilt habe. Dort saßen dann schon Gemma und Martin, die meinte wo ich denn geblieben wäre, ja die Frage konnte ich zurück geben. Irgendwie war das Ganze ein großes Missverständnis, denn Tariq mit dem ich den Treffpunkt ausgemacht hatte, war gar nicht gekommen, weil es ihm schlecht ging vom Mittagessen und die anderen beiden wussten von nix. Naja, alles halb so schlimm, schnell mal die Weinflatrate bestellt und genossen. Das Ganze war echt cool, in einer total netten Atmosphäre gab es dann (eigentlich) 5 Gänge, nur ich hatte den Appetizer verpasst. Ärgerlich, aber gut, dafür gab es dann Wein für mich. Das Essen war sehr lecker, leider sind die Fotos etwas dunkel, weil die Beleuchtung dort so kuschelig war:

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Die Speisekarte

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Das Ambiente

Und für Papa, hier das gesamte Menü im Detail (nur die Suppe fehlt, Foto habe ich wohl aus Versehen gelöscht)…

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Salat aus dem eigenen Garten mit Kräutern & Blumen, rote Beete, brasilianischen Nüßen und einem argentinischen echt guten Käse

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Zitronen-Sorbet mit Birne

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In Blatt gewickelte Ente mit Fenchel und Brokkoli

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Quinua (schreibt man das so?) und squash pie (keine Ahnung was das ist) mit Mandarinen, weißer Schokolade und Kumquat (so ein lustiges Wort)

Voll süß war die Rechnung:

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Auch die Bedienung war super nett und für alle, die da auch mal hinwollen, wir waren in der Casa Felix, ist kein Geheimtipp, steht im Lonely Planet (wusst ich vorher aber gar nicht). Man muss dazusagen in diese Restaurants gehen nur Touristen, aber es war trotzdem eine nette Sache, so eine Art bezahlter Kochzirkel, evtl. sollten wir das auch mal überlegen? Finde ich übrigens sehr schön, dass die Tradition des Kochzirkels so schön beibehalten wird, freue mich schon auf den nächsten, wenn ich wieder da bin, aber bitte kein Hühnchen, ja? 🙁

Zu jedem Gang gab es dann einen echt guten Wein und das lustige war, die Weine waren von dem Weingut, das ich in Cafayate besucht hatte, immer schön, wenn Dinge so zusammen spielen. Ich erwähnte ja schon die späte Uhrzeit für Abendessen in diesem Land und so verließen wir das Restaurant auch erst gegen halb Eins. Zum Glück konnte ich mir mit Gemma und Martyn ein Taxi teilen, die beiden haben mich dann an meiner Straße rausgelassen. Leider ist die ziemlich lang und ich durfte noch mal 9 Blocks nach Hause laufen, ein Block ist hier übrigens gesetzlich vorgeschrieben exakt 100 Meter lang, so weiß man auch immer gleich wie viel man laufen muss.

Der nächste Tag war ein fauler, denn Agustin musste (eigentlich) nach Córdoba reisen für die Arbeit, weshalb ich ab diesem Tag ein Hostel in Recoleta hatte. Allerdings sollte an diesem Tag auch meine Kreditkarte endlich per DHL kommen, nur man wusste nicht wann. Also, habe ich gefrühstückt, Kram gemacht, den man so macht, wenn man Internet in Highspeed Qualität hat und mich mit Agustin unterhalten, der HomeOffice gemacht hat. Und dann kam Agustin endlich mit dem verheisungsvollen gelben Umschlag: meine Kreditkarte! 🙂 Danke übrigens für die hübschen Karten, Mama & Papa. Zwischendurch war ich mal beim Supermarkt, um fürs Mittagessen einzukaufen und habe ein Nickerchen gemacht. Gegen vier hat mich Agustin dann zur Subte gebracht, denn mein Hostel lag direkt an einer Haltestelle. Zum Glück nicht ganz so voll, bin ich dann mit all meinem Kram im Hostel El Sol Hostel de Recoleta angekommen. Sehr hübsches, gut gelegenes Hostel in einem alten Haus mit vielen Treppen und keinem Lift. Auch nachmittags habe ich nix gemacht, außer meine Wäsche weggebracht und gelesen bis ich mich abends wieder mit Tariq, Gemma und Martyn in LaCatedral getroffen habe. Das ist ein echt netter Laden für Tango. Man kann sich hier in Buenos Aires ja Tangoshows anschauen, die aber schweineteuer und wohl sehr touristisch sind. Ein Brasilianer hat mir erzählt er war bei einer mit seiner Eltern in der ein Pferd integriert war. 🙂 Sehr authentisch, so war das in den Hafenkneipen Buenos Aires Anfang des 19. Jahrhunderts sicherlich, mit Pferd…

    außerdem

hab ich ja schon genug touristischen Kram gemacht, nicht wahr. So hab ich es dann geschafft rauszufinden wie ich dort mit der Subte hinkam, denn der Laden lag am komplett anderen Ende der Stadt. Sehr nett, nur Kerzenlicht und rein vegetarische Küche, hätte ich nicht ewig auf mein Sandwich warten müssen, wäre ich auch rundum zufrieden gewesen. Man konnte für 25 Pesos einfach den sehr professionellen Tangotänzern zuschauen oder für 40 Pesos eine Tangostunde nehmen. Na gut, dachte ich, erniedrigste dich halt mal selbst, was ist schon Selbstachtung und nimmst eine Stunde. Das Ganze war aber eine große Klasse, also ca. 30 Leute, die zu zweit versuchten Tango zu lernen. Ich kann jetzt die ersten 8 Grundschritte und dann hörts auf. Und ob ich die wirklich kann, sei auch dahingestellt. Glaube Tariq hätte mich gerne öfters mal gegen eine Argentinierin eingetauscht. 🙂 War aber sehr lustig und Tango gefällt mir um einiges besser als Salsa, hat mehr Stil und wenn ich wieder zu Hause bin, habe ich vor Tangostunden zu nehmen.

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In LaCatedral

Die anderen sind dann in ihr Hostel, um dort zu trinken, das war mir aber zu weit weg von meinem neuen Standort, außerdem hatte ich mir für Samstag einiges vorgenommen, so dass ich dann heim bin.

6 Gedanken zu „Buenos Aires Teil 3: MALBA, Recoleta, geheime Türen & Tango

  1. Liebes Marinchen, erst mal Glückwunsch zur neuen Kreditkarte! Und übrigens… bei uns um die Ecke gibt es schon ein Kochstudio, sehr erfolgreich übrigens!
    Beim Tango kann ich wohl auch die Grundschritte nicht mal mehr, wir hatten es vor Jahren mal bis zum Bronzekurs in einer Tanzschule geschafft und da war der Tango auch immer mein Favorit – deine Kerstin!

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