Buenos Aires Teil 2: San Telmo, Centro & Graffitis

Nach meinem recht erfolglosen Versuch Geld zu bekommen, habe ich mich dann am Dienstag wieder der Kultur verschrieben. Da das MALBA nicht allzu weit von meinem Standort in Buenos Aires entfernt war, dachte ich, gehe ich doch heute mal hin. Ich wunderte mich schon als ich gar keine Schlange erspähte und tja, welch Überraschung dienstags ist das Museum geschlossen. 🙂 Gut, also bin ich direkt mal weiter gelaufen zum Museo Xul Solar, der Herr Solar war ein argentinischer Maler, der sogar mal in Deutschland gewohnt hat. Deshalb findet man in seinen Bildern auch gerne mal ein Nazizeichen integriert… das Museum ist in einem kleinen sehr modernen Gebäude untergebracht und recht interessant. Danach bin ich dann mit dem Taxi nach San Telmo gefahren, einem der angeblich interessantesten Stadtteile Buenos Aires.

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Museo Xul Solar

SAN TELMO…

…ist vor allem für seinen Antiquitätenmarkt sonntags bekannt, der auf der kleinen Plaza Dorrego stattfindet. Außerdem sind viele der kolonialen Gebäude noch erhalten und das Stadtbild erinnert an vergangene Zeiten. Nun habe ich mir zuerst das MAMBA (Museo de Arte Moderno de Buenos Aires) angeschaut. Dort gab es einige echt tolle Sonderausstellungen. Ein Künstler hat z.B. metergroße Porträts aus Wachs oder Teppich hergestellt. Die Dauerausstellung zur modernen Kunst war auch toll, nur durfte ich da leider keine Fotos machen. Das Gebäude an sich war aber auch schon sehenswert.

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MAMBA

Danach hatte ich mich erstmal ein wenig verirrt als ich die Plaza Dorrego finden wollte, durch Fragen habe dann aber auch ich meinen Weg gefunden. Ein wenig bin ich dann rumgelaufen, um mal zu schaun, ob das Viertel wirklich so nett ist wie gesagt wird. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es Orte gab die mir besser gefallen haben, irgendwie war da nicht so wirkliches Leben in San Telmo, aber ist nur meine subjektive Empfindung.

Plaza Dorrego

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in San Telmo

Langsam plagte mich der Hunger, und ganz touristisch habe ich mich auf der Plaza in einem der Stühle der überteuerten Restaurants auf der Plaza niedergelassen.

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Plaza Dorrego

Das Essen war leider nicht so dolle, dafür gab’s eine Straßentangoshow, schon beachtlich was Menschen so mit ihrem Körper rhythmisch anstellen können. Nach dem Essen bin ich dann noch zum Mercado San Telmo, der alten Markthalle des Viertels. Viel los war da allerdings nicht…

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Mercado San Telmo

Mittlerweile war es dann Nachmittag und ich wollte wieder heim. Nur war ich aus Versehen komplett in die falsche Richtung gelaufen und befand mich ziemlich weit weg von zu Hause…aber irgendwie wurde mein sportlicher Ehrgeiz geweckt und ich bin doch komplett nach Hause gelaufen. So sieht man wenigstens was von der Stadt, nicht wahr. Fast 2 Stunden habe ich gebraucht, aber danach ging‘ mir gut. 🙂

Abends sind Agustin und ich dann in ein echt nettes Restaurant. Uhrzeittechnisch konnten wir einen Kompromiss schließen, denn Argentinier essen unwahrscheinlich spät für meine deutschen Verhältnisse. Oft gibt es das Abendessen erst gegen 22 oder 23 Uhr, da bin ich ja schon fast im Bett! Dementsprechend hatten wir einen Tisch um 21 Uhr im Restaurant El Reencuentro. Auch hier gab es wieder die Möglichkeit einen Festpreis, nämlich 100 Pesos zu bezahlen und dafür dann so viel Fleisch essen zu können, wie man möchte. Hierbei war allerdings auch noch Salat integriert, der frisch mit den Zutaten zubereitet wurde, die man haben wollte und Pommes. Außerdem konnte man das Fleisch aussuchen (nicht wie in Córdoba, wo ein Stück nach dem anderen einfach gebracht wurde), d.h. man konnte z.B. auch nur Beef de Chorizo, eines der besten Stücke von der Kuh essen. Agustin versuchte allerdings mir Stücke anzudrehen, die ich nie probiert hätte, hätte ich gewusst was es war, aber ich fand vorher schon, dass das Stück Fleisch komisch aussah, war ja auch Niere…bäh. Nee, also der Rest war super und auch die Kellnerin war sehr aufmerksam, insgesamt ein sehr gelungener Abend.

Centro

Da Agustin im Zentrum Buenos Aires arbeitet und die öffentlichen Verkehrsmittel dorthin nutzt, dachte ich mir, ich bin schlau und fahre einfach mit ihm ins Zentrum, dann weiß ich wenigstens wo ich aussteigen muss. Es gibt hier zwar ein Busnetz, aber ich habe erst gar nicht versucht es zu verstehen und bin gelaufen oder habe Taxis genommen. An dem Tag war es dann aber soweit und ich bin das erste Mal subte, also U-Bahn gefahren. Agustin hatte mich schon vorgewarnt, dass es sehr voll sein würde und das war es auch, englische Verhältnisse morgens um kurz vor Neun, man konnte sich nicht bewegen und die Türen schlossen oft nicht, weil menschliches Fleisch dazwischen war. Da fängt der Tag doch gut an! Noch besser war dann, als Western Union sich nicht dort befand, wo es laut Google Maps sein sollte. Leicht angenervt von dieser Geldbeschaffungsproblematik habe ich dann in einer Art Touristeninformation einen Stadtplan von Buenos Aires geholt und sogar erfahren wo Western Union ist. Mein Geld habe ich dann auch problemlos bekommen, welch Glück! Auf diese Freude hin, bin ich erstmal in ein Café und habe die gängigste aller Kombos in diesem Land in Anspruch genommen Medialunas mit Kaffee und Orangensaft, wobei der O-Saft eher selten ist. Medialunas sind übrigens Croissants, auch wenn mir da der ein oder andere französischstämmige Bürger eventuell widersprechen würde.

Total motiviert machte ich mich auf die Plaza de Mayo zu finden, den Hauptplatz Buenos Aires. Als ich dann dort war, wunderte ich mich, denn ich fand weder den Obelisken noch die Casa Rosada, das Regierungsgebäude auf dem Platz – irgendwann machte es dann Klick: ich stand auf dem falschen Platz. 🙂 Der war aber auch spektakulär, weil hier wohl alle Hundeausführmenschen ihre kleinen vierbeinigen Kunden dort abladen, die Viecher kläfften in einer Lautstärke um die Wette, unglaublich.

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Hundesammelplatz

Erneut bewaffnet mit Stadtplan unternahm ich den Versuch die Plaza de Mayo zu finden, hab ich dann auch geschafft, manchmal bin ich echt orientierungslos… wie man an den Fotos sieht, es war echt mieses Wetter, was meine Laune nicht unbedingt steigerte, nach dem ewigen Hin und Her laufen.

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Da sind sie ja: der Obelisk, die Banco Nacional und die Casa Rosada

Zur Mittagszeit war ich mit Agustin zum Essen verabredet, nur war es saukalt und was blieb mir anderes übrig, da musste ich shoppen gehen. Die Galeria Pacífico ist allerdings auch architektonisch total sehenswert und nur deshalb bin ich in diese Shopping Mall, direkt an der Avenida Florida gegangen. Die Avenida Florida ist Fußgängerzone und bietet echt alles was man so käuflich erwerben möchte. Außerdem steht dort an jedem zweiten Block ein Herr, der dir „cambio, cambio“ entgegenschreit, also gerne Dollar in Peso wechseln möchte. Nur ich hatte ja keine mehr!!! Äußerst ärgerlich… in der Galeria Pacífico gab es allerdings nur Luxusmarken, die dann doch ein wenig mein Budget sprengten.

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In der Galeria Pacífico

Erfolgreich Geld habe ich dennoch ausgegeben, denn ich habe mir mal schnell bei Zara einen neuen Mantel gekauft, der hält mich jetzt hier im Süden schön warm. Zum MIttagessen war ich mit Agustin dann bei einem Thai-Schnell-Restaurant. Direkt danach musste ich aber auch los, denn um 15.00 Uhr fing meine gebuchte Tour durch Buenos Aires statt und zwar zum Thema Graffiti.

Graffiti-Tour

Die Tour war echt cool und das Mädel, das uns geführt hat, sprach perfekt Englisch, sie war ja auch Amerikanerin. Interessant ist, das Wände besprühen, bekleben oder what ever wie in Kolumbien nicht wirklich geahndet wird. Klar, es ist illegal, aber die Anwohner gewisser Viertel haben sich daran gewöhnt Streetartkünstler bei Tageslicht zu sehen, die meterweise Wände verschönern. Aus diesem Grund sind auch viele der Kunstwerke sehr groß in ihren Dimensionen, weil die Künstler nicht schnell in der Nacht etwas zu Ende bringen müssen, sondern teilweise Tage Zeit haben, um etwas zu bemalen. Die Tour hatte ich bei graffitimoundo gebucht, und lustiger Weise wer kam ebenfalls zu der Tour ohne das wir uns dafür verabredet hatten? Tariq und Gemma, die ich aus Córdoba kannte. Das war echt ein cooler Zufall. Aber zur Streetart Kunst, hier mal ein paar Bilder:

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Bild hier oben ist ein Gemeinschaftsprojekt, von verschiedenen Künstlern, die das Ganze mit Genehmigung des Hausbesitzers gestaltet haben.

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Ich hoffe, man sieht das auf dem Bild richtig, aber das Bild hier ist riesengroß und wurde zu einem Streetart Festival gemalt. Da Spraydosen so teuer sind, hat dieser Künstler eine Mischung entwickelt wie er Farbe strecken kann, mit Benzin…deshalb sieht man eine Art Pinselführung in seinen Bildern. Das Bild hat übrigens eine traurige Geschichte, wie die in Bogotá, wurden zwei sehr junge Jungs von der Polizei erschossen als sie Wände besprühten. Vor dem Festival war hier ein Gedenkbild an die beiden, als dieses weiß übermalt wurde, hat der Künstler, der die Wand bekommen hat, die Namen der beiden Jungs über die Stiere geschrieben, um das Gedenken an sie aufrecht zu erhalten.

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Streetart ist ja nicht nur Graffiti, sondern z.B. auch Arbeiten mit Schablonen und hier gab es einen Künstler, der nur mit Schablonen arbeitet. Man muss sich mal die Arbeit überlegen, die da dahinter steckt. Das hier ist übrigens die Außenseite eines Restaurants, man sieht von außen fast gar nicht, dass es überhaupt ein Restaurant ist, man muss es kennen, sehr geheimnisvoll…

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Noch mehr Details…

Das Tolle war ja, dass wir gar nicht alles laufen mussten, sondern nach der ersten halben Stunde einen Minibus hatten. 🙂 War super, so konnten wir auch eine kleine Galerie besuchen, in der grad folgendes ausgestellt wurde:

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Und um das Ganze abzukürzen, hier nun ein paar weitere hübsche Exemplare:

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Und ein paar mehr, das letzte fand ich süß, weil da jemand den Mädels Unterwäsche aufgesprüht hat

Ab diesem Moment war dann übrigens der Akku meiner Kamera leer… 🙂 Wir sind aber noch zu einer Graffiti-Bar, in der es auch Ausstellungen gibt. Dort habe ich dann mit Gemma, Tareq und Martyn, einem Freund von den beiden, auch noch was getrunken. War ein netter Abend und nach einem Beef de Chorizo Sandwich bin ich dann auch heim. Hab’s sogar fast direkt gefunden…

Ein Gedanke zu „Buenos Aires Teil 2: San Telmo, Centro & Graffitis

  1. Hi Marinchen, der Wunsch nach B.A. zu reisen (irgendwann) verfestigt sich, aber im Sommer!!! Bin weiterhin neugierig auf deine nächsten Zeilen, halte die Ohren steif – un abrazo y muchos saludos ti Kerstin

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