Ciudad Perdida: Stadt des Grauens

Dieser Artikel wird allen gefallen, die sich schon sehr über den Artikel „Berg des Grauens“ amüsiert haben, nur das es dieses Mal noch viel schlimmer war. Die Ciudad Perdida – oder verlorene Stadt ist eines der Highlights Kolumbiens (sagt der allwissende Lonely Planet). Sie wurde angeblich zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert von den Tayronas erbaut, dem indigenen Volk aus dieser Gegend. Der Bau der Stadt hat ca. 200 Jahre gedauert, nur wie so oft in der südamerikanischen Geschichte, kamen die Spanier und haben das Volk mit ihren Krankheiten ausgerottet. Die Tayrona existieren heute nicht mehr, allerdings leben hier noch verschiedene andere indigene Gruppen, von denen eine behauptet, sie seien die Nachfahren der Tayrona, bewiesen ist das aber nicht. Die Stadt geriet nach dem Verschwinden der Tayrona in Vergessenheit und wurde erst in den 1970er Jahren von Goldgräbern entdeckt. Die haben zwei Jahre lang die Stadt wortwörtlich umgegraben, bis eine andere Gruppe auch etwas von dem Gold haben wollte und ein Mann erschossen wurde. Erst dann wurde die Polizei informiert und die Stadt wurde für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich. Seit den 90er Jahren (mein ich) können nun dumme Touristen wie ich 250 € dafür zahlen, dass sie 4,5 oder 6 Tage depp durch den Dschungel laufen, um die Ruinen zu besichtigen. Diese sind aber nicht wirklich spektakulär, der Weg ist das Ziel – den Spruch konnte ich noch nie leiden. Mein Lonely Planet beschrieb den Weg als anspruchsvolle Wanderung, ja das kann ich bestätigen.

Insgesamt beträgt der Weg zur Lost City einfach ca. 23 km, in 3 Tagen läuft man zur verlorenen Stadt, am vierten wird sie besichtigt und am 4. und 5. Tag läuft man die gesamten 23 km wieder zurück. Nur dass es keine ebenen Wege sind, sondern steile, die sich durch den Dschungel nach oben schlängeln. Hinzukommt, dass die Wege durch den Regen (wir sind ja immerhin im Regenwald) extrem aufgeweicht sind und die Schuhe bis oben hin im Schlamm stecken. Ehrlich gesagt, kann ich mich gar nicht mehr einzeln an jeden der 5 Tage erinnern, ich habe fast jede Minute gehasst und mich gefragt, ob ich eigentlich noch alle Sinne beisammen habe. Aber ich versuche den Weg mal anschaulich für Euch (und für mich, wenn ich mal richtig alt bin) zu rekonstruieren.

Tag 1

Tag 1 begann relativ chaotisch, was ja für mich total untypisch ist. Die netten Holländer hatten mir am Abend vorher nämlich noch sämtliche Insidertipps mitgegeben was die verlorene Stadt angeht, somit habe ich dann erstmal meinen Rucksack (meinen kleinen) gepackt. Gegen 10.30 Uhr sollte ich abgeholt werden und hatte bis dahin noch ein wenig Zeit. Das war verhängnisvoll, denn Sven, Ben, Mark und Daniel haben kurz bevor ich los bin meinen Rucksack genauer angeschaut und mir bei 50 % der eingepackten Sachen mitgeteilt „you will not need that“ – u.a. sprechen wir hier über Shampoo, Duschgel, Sonnenbrille und Reisepass, aber ganz wichtig: Take your towel with you! Ja, das trocknete gerade in der Sonne, weils noch nass war vom Nationalpark. Ich also schnell wieder zu meinem großen Rucksack und alles umgepackt, dabei muss ich wohl irgendwie meine Sonnenbrille samt Case verloren haben, zumindest ist sie bisher noch nicht wieder aufgetaucht…ein wenig ärgerlich… auf einmal musste ich dann los und in all der Hektik habe ich mein Handtuch (das ich ja unbedingt brauchte) im Baum hängen lassen – ein super Start.

Zu 10. ging es dann nett aneinander gekuschelt in einer Art Jeep zum Startpunkt. In meiner Gruppe waren: Femke und Maurits (Holland), Sanne (Holland), Jack (UK), Lara (UK), Ben & Sémus (UK) sowie ein etwas älteres deutsches Pärchen, das uns noch viel Freude bereitet hat. Unser Guide Yonatan ist ein Jahr jünger als ich und macht diesen Job seit einem Jahr, d.h. er läuft im Monat ca. 3-4x in die verlorene Stadt und zurück, ich könnt mir ja schönere Jobs vorstellen… Nach einer Stunde Fahrt wurde kurz gerastet und weiter gings mit dem Auto, aber wie! Der Weg war ein einziges großes Schlagloch und wir wurden kräftig durchgeschüttelt, ich frag mich warum die Holländer darüber kein Wort verloren haben, denn mir war schlecht nach der Stunde Achterbahn. Angefangen hat der „Ausflug“ dann aber gut mit Lunch, das fand ich super, denn ich hatte wirklich Respekt vor dieser Wanderung und damit lag ich auch genau richtig. Zusammengefasst sind wir am ersten Tag über Stock und Stein mit Rast an einem Fluß zum Baden zu unserem ersten Camp gelaufen. Purer Horror war für mich jedes Mal das bergauf laufen, und an diesem Tag kam rückblickend auch der schlimmste. Die anderen sind da hoch gespurtet und ich komplett außer Atem hinterher. Ich gebs ja offen zu, ich war meist die letzte, aber zu meiner Verteidigung auch die älteste. Es ging sowas von steil bergauf, aber nicht gerade, sondern man läuft Kurve um Kurve den Berg hoch, d.h. du weißt nie, wann es endlich aufhört, hoffst jede Kurve ist die letzte ist sie aber nicht. So sind wir 500 Höhenmeter hochgestiefelt als es dann auch noch anfing zu regnen. Und zwar wirklich richtig, Regenwaldmäßig halt. Dadurch hat sich der Boden so aufgeweicht, dass man echt Probleme hatte sich nicht hinzulegen. Netterweise hat mir Jack einen seiner Wanderstöcke geliehen. Auf einem Plateau angekommen, hab ich erstmal zwei Flaschen Wasser getrunken und ernsthaft an meiner psychischen Zurechnungsfähigkeit gezweifelt – war ich denn bekloppt??? Das weitere 4 Tage lang??? Ich dachte ja ich mache nur 4 Tage, damit ich einen weniger leide, aber ehrlicher Weise, das hätte ich gar nicht gepackt. Den Rest des Weges habe ich verdrängt, ich kann mich nur noch erinnern, dass wir schneller am Camp waren als gedacht und ich so froh war, dass Tag 1 lauftechnisch beendet war. In dieser Nacht schliefen wir in Hängematten, was mir nichts ausmacht, so langs nicht kalt ist. Die Zeit bis zum Abendessen wurde verquatscht und dann gabs: Hühnchen mit Reis…hat meine Motivation natürlich ungemein gestärkt. Bis 21 Uhr gab es elektronisches Licht im Camp, und da wir uns im Dschungel befanden, fliegt um dieses eine Menge Viehzeug rum. Motten, Fliegen, aber in Größen, die es bei uns nicht gibt. Das anschließende Kartenspiel wurde immer mal wieder von einem Schrei oder lauten Klatuschen (Versuch das Tier zu töten) unterbrochen. Ernsthaft das war nicht schön, vor allem nicht der handflächengroße Käfer, der 1 m entfernt zu sehen war. Deshalb sind wir dann auch schlafen gegangen und ich fürchtete mich vor Tag 2-5.

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Das Camp

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Beispielhafter Weg

Tag 2

Ich muss gestehen, dass ich mich an Tag 2 nicht mehr wirklich erinnern kann. Wir sind an diesem Tag 4 Stunden zum nächsten Camp gelaufen und der Weg war, wie nicht anders zu erwarten, Horror. Ich hätte ja mehr Fotos gemacht, aber meist hab ich da gar nicht mehr dran gedacht, weil ich einfach nur ankommen wollte. Wir sind mit Sicherheit über meterhohe Steine geklettert, sind durch Flüße gewatet und sind hoch sowie runtergelaufen in Schlamm und Sand. Meine Schuhe waren blau, nun sind sie braun, aber davon gibts dann ein Bild am Ende des Blogeintrags. Tag 2 war aber der leichteste der folgenden 3, da der Weg meist eher eben war. Gegen 12 Uhr sind wir dann im zweiten Camp angekommen und es gab Suppe zum Mittagessen, hab ich ja ne besondere Vorliebe für. Die gesamten Tage sind wir immer früher aufgestanden, damit wir vor der Mittagshitze und dem Regen im Camp ankommen, manche Flüße steigen durch den Regen immens an und der Weg wird richtig gefährlich. Nun sitzt man dann da im Dschungel ohne Fernsehen, Internet und nur einem aufgeweichten Buch…da unterhält man sich dann über alles mögliche und spielt Karten. Thema war auch, dass ich ja so viel vergesse, Femke und Maurits hatten am ersten Tag im Hostel mitbekommen wie ich hektisch umgepackt habe und sie meinten für eine Deutsche wäre ich ja ziemlich unorganisiert. Nach und nach kam dann auch raus, was ich alles so vergessen habe und nach 5 Tagen zusammen hat die Gruppe dann beschlossen, dass ich eigentlich gar keine richtige Deutsche bin, weil mir die deutschen Tugenden fehlen. Gut, da kann ich auch einfach nicht widersprechen…die Nachmittage waren dann eher unspektakulär und nach dem Abendessen sind wir alle relativ früh gegen 21 Uhr ins Bettchen. Nachtrag: Das mit dem Handtuch war gar nicht so schlimm, ich durfte das unseres Guides mitbenutzen. Generell scheine ich irgendwie ein Helferbedürfnis bei meinen Mitmenschen zu wecken, Dave hat mir sein After Bite für die Mückenstiche gegeben, Mark hat mir sein DET Spray gegen Moskitos geschenkt und ein neues Handtuch habe ich auch von Femke. Ein Problem sind meine Stiche allerdings mittlerweile, irgendwie reagiere ich auf Moskitos extrem und meine Beine sehen schlimm aus. Hoffe das wird bald besser.

Tag 3

Auch an diesen Tag kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, aber die Tage wurden immer anstrengender, weil meine armen Beinchen das ja nicht gewöhnt sind so viel zu laufen. Leute, da war unser Feldberg-Ausflug echt’n Sonntagsspaziergang dagegen. Ich glaube aber es war der dritte Tag als ich auf einem naßen Stein ausgerutscht bin und mich schön auf meinen allerwertesten gesetzt habe. Das Camp in dem wir an diesem Tag übernachtet haben, war von allen das schlechteste und die Matratzen waren so dünn, dass ich mich freiwillig für eine Hängematte entschieden habe.

Tag 4

An diesem Tag war es dann soweit, wir sind zur verlorenen Stadt gelaufen. Vom Camp aus ist es noch einmal eine Stunde in der man fast hüfthohes Wasser durchquert und sich durch den Dschungel kämpft. Dem nicht genug, um zur Stadt zu gelangen, muss man anschlie0end 1.200 Stufen erklimmen, die zum Teil durch Moos bewachsen äußerst rutschtig waren. Wie bereits erwähnt die Ruinen sind nicht so spannend, aber unser Guide hat uns interessante Details über die Tayrona und die Geschichte der Stadt erzählt womit das Ganze dann schon den Weg wert war. Interessant auch, dass die Stadt von ca. 40 Militärs bewacht wird. Die armen sitzen dort 6 Monate fest, um die Touristen vor der FARC zu schützen. Vor 10 Jahren wurden hier 5 Touristen von der FARC entführt, aber wie überall in Kolumbien sind die Guerillas mittlerweile extrem dezimiert und in der Stadt ist seitdem nichts mehr passiert. Spektakulär war dann zu beobachten wie ein Militärhubschrauber gelandet ist, um Vorräte und Toruisten abzuliefern. Für ca. 2.000.000 Pesos kann man sich zur Stadt nämlich auch fliegen lassen, dass haben die Damen mit den Higheels und falscher Oberweite dann auch getan und haben eine Exklusivführung von den Militärs bekommen. Hier mal ein paar Fotos zur Stadt:

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Keine Angst, der brennt nicht, ist nur das Feuer der kolumbianischen Armee

Was man hochläuft, muss man anschließend auch wieder runterlaufen und nach 2-stündiger Besichtigungstour der Ciudad Perdida ging es an den Abstieg der Stufen. Was teilweise wirklich trickreich war, aber wir habens alle überlebt.

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Nicht dass dieser fast vierstündige Ausflug nicht schon genug gewesen wäre, nach einer kurzen Pause für das Mittagessen sind wir auch schon wieder auf dem Rückweg gewesen. 8 km sind wir an diesem Tag zurückgelaufen, davon ca. 40 Minuten rein bergauf und querfeldein durch den Dschungel. Um das ganze perfekt zu machen und meiner Laune richtigen Aufschwung zu geben, hat es dann auch noch angefangen zu regnen. Unser Guide neigete dazu uns falsche Angaben zu geben, wenn wir fragten wie lange es denn noch bergauf, bergab oder generell bis zum Ziel wäre. Weshalb ich die letzte halbe Stunde so was von angenervt war, dass kann sich vielleicht der ein oder andere, der mich gut kennt, vorstellen. War kein Spaß für den Guide, aber wir haben das anschließend geklärt – war alles seine Schuld…hehe 🙂

Im Camp gabs dann die nächste böse Überraschung, keine Zigaretten mehr – Hälfte der Gruppe Rauche, die Stimmung war am Nullpunkt. Naja, ganz so schlimm wars nicht, aber förderlich auch nicht gerade. Doch manchmal hat man Glück und im strömenden Regen kamen vier Mulis angeritten, die unter andem auch Zigaretten transportierten. Ein Problem weniger, lag nur noch der letzte und schlimmste Tag vor mir…

Tag 5

Man kann sagen, dass ich an diesem Tag wirlich nicht gut aufgelegt war beim Aufstehen. Bisher habe ich vergessen zu erwähnen, dass der Trip bezüglich der hygienischen Verhältbnisse einfach nur unzureichend war. Wir hatten alle mehr oder weniger nur ein T-Shirt zum Laufen dabei, das nach 10 Minuten Bewegung komplett durchgewschitzt war. Nachmittags konnten wir dann Klamotten wechseln, aber das Laufshirt ist einfach nie richtig trocken geworden, ebenso meine Schuhe nicht. Das hieß morgens in naße Schuhe und nasse Klamotten, hinzu kommt der Geruch – wahrlich so was hab ich noch nicht erlebt. Diesen Geruch nimmt naürlich auch dein Rucksack an, es war ein wahrer Traum und am 5. Tag mocht ich einfach nicht mehr. Bockig sein kann ich ja gut, also ich mit versteinerter Miene los, um die letzten 15 km zu laufen. Das hieß zwei Berge hoch und den steilen vom ersten Tag runter. Da Sanne und ich langsamer waren als der Rest der Gruppe, ist der Koch mit uns gelaufen. Der hatte am Ende etwas Angst vor mir, wie unser Guide mir nachher erzählt hat. Denn auch er meinte, es wären nur 6 Minuten den Berg hoch – es waren aber definitv mehr und ich war so sauer. Ich ließ mehrmals verlauten, dass ich ihn umbringen werde, sollte ich ihn jemals einholen. Der Junge sprach zwar kein Wort Englisch, aber to kill hat er wohl verstanden. Irgendwann sind auch wir im ersten Camp angekommen, wo die anderen schon eine Stunde auf uns warteten. Ich muss echt sauer ausgesehen haben, denn auch unser Gudie hat sich nicht getraut mich anzusprechen. Ab da ging es dann mehr oder weniger, bergab hat mir nicht so viel ausgemacht, auch wenn es Horror für die Knie war knöcheltief im Schlamm runter zu watscheln. Auf dem Weg haben wir uns dann auch wieder vertragen und wie sich rausstellte, konnte er Sanne und mich abends mit nach Palomino nehmen, das war nämlich unser nächstes Ziel. Aber dazu dann später mehr.

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Marinchen in der verlorenen Stadt

Nach einem vorzüglichen Mittagessen, mal wieder frittierter Fisch, ging es mit dem Auto wieder 2 Stunen zurück. Ach, was ich vergass: das deutsche Pärchen hatte einen eigenen Gudie und war immer langsamer als wir, sogar langsamer als ich. Wirklich integriert hatten sie sich nicht und der Höhepunkt war dann, als wir auf dem Rückweg am Natioalpark hielten, weil die beiden dort zwei Nächte verbringen wollten. Das war ja nicht schlimm, aber die zwei hatten wohl eine Art Exklusivpaket gebucht, was hieß, dass unser Auto sie hoch zum Parkeingang fuhr und wir 30 Minuten in der Sonne an der Straße warten mussten. Die beiden hätten auch einfach einen der 1000 Busse für 2.000 Pesoso pro Person nehmen können, aber nein, man ließ sich chauffieren. Irgendwann waren wir dann doch wieder zurück in unserem Hostal und Sanne und ich haben schnell unser Zeug gepackt, sind einmal unter das kalte Wasser gehüpft und haben auf unseren Guide gewartet, der in einer Stadt 15 Minuten entfernt von Pamolino wohnt. Der Bus, den wir nahmen, war restlos überfüllt, weshalb wir froh waren wenigstens kurz geduscht zu haben und in dem ganzen Trubel hab ich dann mein Busgeld verloren, waren aber nur 10.000 Pesos. Nach einiger Zeit konnten wir uns dann setzen als auf einmal das Licht ausging, ich weiß nicht, ob die das immer so machen im Bus, aber die anderen Fahrgästen schienen nicht so überrascht. Super nett war, dass der 13-jährige Bruder von unserem Guide uns mit seinem Motorrad abgeholt hat und Yonatan uns einzeln mit dem Motorrad zum Hostel gebracht hat. The Dreamer hat auch hier ein Hostel und Yonatan hatte für uns freundlicherweise noch schnell Zimmer gebucht. Dort angekommen, traffen wir die vier Holländer wieder und nach dem Horrortrip hab ich mir erstmal ein Bier gegönnt. Auf der anschließenden Strandparty waren es dann noch ein paar mehr sowie der ein oder andere Cuba Libre. Eigentlich dachte ich ja, dass ich um 20 Uhr in den Federn liege, aber es wurde dann doch etwas später. War mir aber auch egal, ich musste ja erstmal nirgendwo mehr hin.

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Zum Abschluss: der Weg

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Und: meine Schuhe

Santa Marta: Dschungelcamp 2013 reloaded

Freitag bin ich nun in Santa Marta angekommen, diese kleine Stadt (ca. 500.000 Einwohner) liegt mit dem Bus ungefähr 4 Stunden von Cartagena entfernt. Und wie im letzten Artikel erwähnt, auch wenn man einen Direktbus nimmt, steigt man hier in Baranquilla um, aber gut, hat reibungslos geklappt. Mein Hostal The Dreamer liegt ein Stück außerhalb vom historischen Zentrums Santa Martas, aber es hat einen Pool, deshalb hab ich mich dafür entschieden. Nun kam ich dann Freitag spät Nachmittag an und wundere mich warum Männer mit Werkzeug ohne Wasser im Pool sitzen?!? Ja, der wird gerade neu gemacht und ist für die nächsten 2 (kolumbianischen) Tage nicht zu verwenden – am Ende ist der Pool heute am Montag fertig geworden und war wohl schon seit letztem Montag nicht zu benutzen. Immerhin gabs 20 % Rabatt auf den Zimmerpreis. Freitag Abend hab ich dann auch nicht mehr viel gemacht, außer mich mit Malte & Johannes aus Deutschland zu unterhalten sowie einem amerikanischen Pärchen und mit eben diesen der örtlichen Mall einen Besuch abzustatten. Samstag stand dann Sightseeing auf dem Programm, den direkt um die Ecke vom Hostal steht das Anwesen Quinta de San Pedro Alejandrinoauf dem Simón Bolívar – der hat versucht alle Länder Südamerikas zu vereinen und gilt hier allgemein als Libertador – Befreier seine letzten Tage zugebracht hat.

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El Libertador

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Der Platz ist auch wirklich wunderschön und verfügt über einen sehr nett angelegten Garten (siehe oben). Meine Führung war auf Spanisch, aber immerhin die Hälfte habe ich verstanden. Nur war es leider schon um halb Elf sooo warm, dass es nicht mehr zum Aushalten war, deshalb bin ich schnell in ein Taxi geflüchtet, um mir die Altstadt anzuschauen. Die Altstadt Santa Martas ist zu Fuß super schnell und einfach zu erlaufen, allerdings hat mir die Hitze schon zu schaffen gemacht. Ein Highlight Santa Martas ist die Catedrale, schneeweiß und in der Mitte der Altstadt gelegen.

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Die Catedrale

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An der Strandpromenade Santa Martas

Aufgrund dieser Hitze habe ich mich dann dazu entschlossen ins Hostel zurückzugehen, nun war ja Samstag und da das Internet streikte, blieb mir nichts anderes übrig als das Champions League Finale Bayern – Dortmund anzuschauen. Aber es war eine illustre Runde, Schweden, Deutsche, Engländer (die sind wirklich überall), die in der Halbzeit fröhlich über die Eurokrise diskutiert haben, langsam glaub ich ja auch, dass Fußball Völkerverständigung vorantreibt. Langweilig fand ich das Spiel trotzdem…einfach zu viel beruhigendes Grün… 🙂 Nach dem Spiel bin ich mit Katharina in die Mall gegangen um für den morgigen Tag einzukaufen. Wie sich herausstellte, hatten wir nämlich beide vor am nächsten Tag in den Parque Nacional Natural Tayrona zu gehen. Unser Abendessen bestand dann übrigens aus Crevetten, die unglaubliche 1€ pro Person im Supermarkt gekostet haben, so lässts sich leben.

Parque Nacional Natural Tayrona

Dieser Nationalpark ist der populärste in ganz Kolumbien und das zu Recht. In diesem Naturschutzgebiet findet sich von schneeweißen Stränden bis zum Regenwald alles, weshalb der Park auch so beliebt ist. Katharina und ich sind relativ früh gegen 7 Uhr aufgestanden, aber irgendwie kamen wir doch erst gegen halb Zehn los. Mit dem Bus geht es dann ca. 40 Minuten zum Eingang des Nationalparkes. Eine Besonderheit in südamerikanischen Bussen ist ja das ortsansässige Verkaufstalent. In diesem Fall ist ein Mann eingestiegen, der ca. 25 Minuten auf Spanisch über ein Wundermittel erzählt hat, das alle Krankheiten heilt, natürlich auch AIDS und Krebs. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube in Deutschland kann man ins Gefängnis kommen, wenn man kranken Menschen verspricht, dass man sie gegen Geld heilen kann…am Ende war das Wundermittel einfach nur Tee und soweit ich das beobachten konnte, hielt sich sein Abverkauf auch in Grenzen. Zum Glück verstehe ich nicht gut genug Spanisch, um den ganzen Quatsch mitzubekommen. Im Park angekommen zahlt man dann den Eintritt von 37.000 Pesos und nimmt sich dann noch einen Minivan, der einen zum Wanderweg fährt, kostet auch nur 2.000 Pesos. Es gibt einen Weg durch den Park, den eigentlich jeder läuft und der ist wirklich toll gewesen. Wie immer hier an der Küste war es aber natürlich heiß und feucht zugleich, weshalb man sich nach einer halben Stunde einfach nur eklig findet, aber zu diesem Zustand kommt dann im nächsten Bericht mehr. Man läuft zunächst über einen aus Holz angelegten Weg, der einen durch den Dschungel führt, unbeschreiblich in der Natur zu laufen durch Riesensteine, Lianen und natürlich auch jede Menge Getier.

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Man kommt auf diesem Weg auch an verschiedenen Stränden und Unterkünften vorbei, nach 45 Minuten kommt man zum ersten Strand Arrecifes, hier kann man allerdings nicht schwimmen. Die Strömung ist an vielen Stränden gefährlich und jedes Jahr sterben ca. 5 Touristen. Als nächstes folgt La Piscina, ein weiterer Strand an dem man nicht schwimmen kann, aber die Aussicht war trotzdem umwerfend. Irgendwie haben wir auch länger gebraucht als die normal angesetzten 2 Stunden…wir kamen nach ca. 3 Stunden an unserem Ziel dem Cabo San Juan an und haben uns schnell eine Hängematte mit Aussicht gesichert. So sah unser Schlafplatz für die Nacht aus:

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Traumhaft – aber um bei der Wahrheit zu bleiben. Nachts war es unglaublich kalt durch den Wind und ich habe Ratten die Treppen hoch und hinunter laufen sehen, also auch das Paradies hat Fehler. Trotzdem hatten wir einen unglaublich tollen Tag am Strand der uns viel Schweiß gekostet hat.

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Abends haben wir uns noch mit zwei Brasilianern unterhalten, von denen einer 1 Jahr in Deutschland gewohnt hat und perfekt Deutsch gesprochen hat, nach dem ein oder anderen Feierabendbierchen gings dann aber in die Hängematte zum Schlafen. Wie bereits erwähnt, ich habe mir einiges abgefroren, nur wer denkt schon an nen dicken Pulli, wenn er 3 Stunden durch tropische Wälder laufen soll?? Am nächsten Tag haben wir uns dann auch wieder einfach an den Strand gelegt und haben nicht wirklich was getan. Ich habe mich dann gegen 14 Uhr auf den Rückweg gemacht, Katharina ist noch eine Nacht länger geblieben. Und da ich wusste, dass ich am nächsten Tag einen Horrortrip (siehe nächster Blogeintrag) vor mir haben werde, war ich so dekadent und habe mir für den Rückweg ein Pferdchen gemietet (32.000 Pesos). Das arme Tier tat mir dann aber doch leid, es ging nämlich gut steil berauf über wahrlich Stock und Stein, aber es hat mich sicher zum Ausgang zurückgebracht. Mein Pferdeführer oder wie man das nennt Jesus (ja, die geben ihren Kindern hier echt super Namen) hat davon auch gleich mal ein Foto gemacht.

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Das witzige ist allerdings, was ich so auch nicht erwartet hätte, das ich hier wirklich alle 5 Minuten jemandes neues kennen lerne
. Im Minibus zurück zum Eingang des Parkes kam ich mit einem Ami ins Gespräch, der im Park einen Professor mit seiner Studienklasse kennengelernt hatte. Als wir dann vor dem Park auf den Bus Richtung Santa Marta gewartet haben, meinte der Ami nur „let’s go“ und schon saß ich mit der kolumbianischen Studienklasse mit im Bus zurück nach Santa Marta. Studiert haben alle Tourismus, sprechen aber kein Wort Englisch, das hat sich mir nicht ganz so erschlossen, aber mit Fremdsprachen haben dies hier einfach nicht so. Durch diesen gemieteten Schulbus konnte ich mir die 8.000 Pesos für den Bus zurück sparen und hatte wirklich Glück, denn wir sind genau an meinem Hostel vorbeigefahren. Kurz Stop gerufen und schon war ich wieder daheim. 🙂 Abends wollte ich dann eigentlich gar nichts mehr tun, aber wie das Schicksal so spielt, habe ich Lisa aus Deutschland kennengelernt und vier Holländer. Denn als Lisa und ich uns gerade so in richtig schöner deutscher Manier über das nicht funktionierende WiFi beschweren wollten, hab ich zwei der Jungs gefragt, ob das Internet bei ihnen geht und so kamen wir ins Gespräch. Geendet hat das ganze mit einem Besuch von McDonalds in der Mall und ein paar Bier. Die Jungs (Mark, Sven, Ben & Daniel) waren an diesem Tag von der verlorenen Stadt zurück gekommen und haben mir ausführlichst von ihrem 4-tägigen Trip berichtet, aber dazu dann mehr im nächsten Artikel. 🙂