Quito: El Teleférico & der Berg des Grauens Rucu Pichincha

So, meine Lieben, bevor ich morgen nach Tena in den Urwald fahre (ja, das hat geklappt), schreibe ich mal schnell die jüngsten Ereignisse auf. Heute ist Samstag und der Plan war mit dem Teleférico zu fahren, das ist die Seilbahn Quitos, die einen auf 4.100 m auf den Volcán Pichincha bringt. Ich weiß übrigens nicht, welcher Vulkan hier letztens ausgebrochen ist, hier weiß keiner von was, war also anscheinend nicht so schlimm. 🙂

Der Plan hat auch ziemlich gut funktioniert. Aktuell ist einer der sechs Brüder meiner Gastmutter zu Besuch, normalerweise wohnt und arbeitet er in Deutschland, wir können also in zwei Sprache mehr oder minder sprechen. Nachdem er mir gestern geholfen hat im Norden Quitos ein Reisebüro für die Galapagos Inseln zu finden, hat er sich uns heute angeschlossen auf den Ruca Pichincha zu wandern. Das ist nämlich der zweite Teil des Planes gewesen nach dem Teleférico 500 Höhenmeter auf den Gipfel zu laufen. So, und der Dre*** Lonely Planet sagt dazu: „about a three-hour hike for fit walkers.“ Hmmm…fit walker bin ich anscheinend nicht…aber dazu später mehr. Maurizio (der Bruder) und ich haben uns um kurz nach 8 Uhr mit Karrey an der alten Sprachschule getroffen, die ist ja umgezogen. Dort haben wir dann unverhoffter Weise erstmal jede Menge biologischen Abfall in ein Auto geworfen, ist ja kein Thema, man hilft ja gerne. Danach wollten wir uns eigentlich um halb Neun mit Stephan treffen, der kam aber nicht, also wir los ins Taxi und für 6 Dollar zum Teleférico gefahren. Und auch hier das wunderbare Preissystem: andere Nationen 8,50 $ und Ecuadorianer 4,90 $, aber find ich immer noch nicht teuer. Wir waren grade oben, als Stephan doch noch dazukam und wir uns zu viert auf den Weg gemacht haben. Man kann dort oben übrigens auch Pferde mieten – hätt ich das mal besser getan. . .

Man muss vor allem erwähnen, dass heute das schlechteste Wetter überhaupt für diesen „Spaziergang“ war. Es war nämlich total wolkig, wenn es klar ist, kann man auf den Cotopaxi schauen und auf noch ein paar andere Dinge, bin aber grade zu müde nach zuschauen welche das sind. Zumindest war bei uns mieses Wetter, und ich habe gleich beim Loslaufen gemerkt, dass ich wohl noch nicht so richtig aklimatisiert bin, denn ich habe echt schlecht Luft bekommen. Ich gebs auch ehrlich zu: ich war das schwächste Glied in der Gruppe, aber dafür hatte ich den coolsten Rückweg, dazu nachher mehr. Irgendwann habe ich den anderen auch gesagt, sie können einfach weiterlaufen und sollen nicht auf mich warten. Später konnte ich sie auch nicht mehr sehen. Eigentlich konnte man den Weg nicht verfehlen, denn mitten im Grün und im Gras war ein schmaler Weg, dem man einfach folgen musste. Bis der irgendwann aufgehört hat…ja da stand ich nun, wieder zurück und hochgeklettert. Und jetzt mal wirklich fit walkers hin oder her, ich musste da an Felswänden langklettern und es ging schon ein Stückerl bergab. Ich war allerdings nicht in der Lage davon ein Foto zu machen als mich leichte Panik überkam. Dann wurde es immer kälter und es hat natürlich auch noch geregnet, ein Heidenspaß für Groß und Klein, nur nicht für Marina…

Über kleine Bäche, Steine, Felswände und so weiter kam ich dann irgendwann in so einen Nebel, das man nicht mehr viel gesehen hat und dort habe ich dann Maurizio und Karrey wiedergetroffen – die waren nur schon auf dem Rückweg. Auf meine Frage wie lange ich denn noch hoch brauchen würde, kam die Antwort 15 Minuten (Anmerkung der Autorin: ich weiß jetzt, das sämtliche Zeitangaben, die mir an diesem Tag mitgeteilt wurden, gelogen waren, ob zur Motivation oder aus Unwissenhheit weiß ich jetzt nicht, aber ich glaube es sollte mir ein Gefühl geben, dass ich es hochschaffen kann.) Maurizio bot mir dann an mit mir nochmal hochzugehen, und ich dachte mir wenn ich jetzt hier schon bin, dann geht der Rest auch noch. Es ging auch, aber ich war zwischendrin wirklich am Verzweifeln, ohne die Hilfe von Maurizio wäre ich wieder umgekehrt. Wir waren auch nicht GANZ GANZ oben (Stephan wohl schon), das wäre für mich auch einfach zu gefährlich gewesen, der Nebel wurde immer schlimmer und ich war wirklich entkräftet. Nach kurzer Pause hieß es dann zurückgehen…von wegen der ABSTIEG ist leichter!!!! Ich hab zwischendrin wirklich Panik bekommen, weil durch den Regen die Steine rutschig waren und ich einfach nur noch mich da diesen Berg habe runterstürzen sehen. Aber wie ihr merkt, ich habs überlebt. 🙂 Allerdings hab ich beim Abstieg echt das ein oder andere Mal fast geheult, weil ich es sooo schrecklich fand, gut wir wissen auch alle, dass ich Sport doof finde und Rauchen ist auch nicht grade förderlich. Gehässige Kommentare werden übrigens nicht veröffentlicht, also versucht’s erst gar nicht. 😉 Stephan kam dann irgendwann zu uns zweien dazu (Karrey ist alleine zurück) und der Abstieg wurde nach dem felsigen Stück auch für mich machbar, ich habe zwar in allen mir zur Verfügung stehenden Sprachen (seit 2 Wochen +1) geflucht, aber ansonsten gings mit Pausen.

Irgendwann haben wir dann Motorengeräusche gehört und als wir um die Ecke gebogen sind, haben wir am grasigen Abhang (jetzt nicht ganz so steil) 5 Motorradfahrer gesehen, die mit ihren motorisierten Weggefährten hochfahren wollten. Es hatte aber so geregnet, dass die Strecke ziemlich matschig war und die Räder sich festgedreht hatten. Wir haben dann versucht zu helfen und einen oder zwei konnte (vor allem Maurizio) hoch helfen. Oben haben wir uns dann mit einem der 5 Jungs unterhalten und dabei habe ich dann beschossen, dass ich den Rest mit dem Motorrad zum Teleférico zurück fahre. 🙂 Der Ecuadorianer hatte da auch nix dagegen und somit war das ausgemacht (war übrigens der erste Ecuadorianer, der größer war als ich.)

Meine beiden Weggefährten haben sich dann zu Fuß aufgemacht während ich versucht habe noch mal einem der Motorradfahrer zu helfen, das ging auch, nur als er losgefahren ist, waren danach alle Helfer von oben bis unten voll mit Matsch, den das Hinterrad hochgewirbelt hatte…naja egal, schmutzig, nass und demoralisiert war ich eh schon. Ich bin dann schwupp rauf auf dieses Crossbike oder wie die sich nennen und dann ging’s den Weg zurück. Ich hatte den Weg aber irgendwie in meiner Vorstellung idealisiert, denn so uneben hatte ich den nicht in Erinnerung…irgendwann fiel mir auch auf, dass ich ja gar keinen Helm habe, aber egal man lebt nur einmal und die Jungens machen das wohl jedes Wochenende – ich hatte Vertrauen. Ging auch alles gut, wenns zu gefährlich wurde, bin ich abgestiegen und wurde danach wieder aufgesammelt. Irgendwann habe ich dann meine ursprüngliche Begleitung überholt und Herdentier, das ich bin, habe ich den Rest des Weges zu Fuß zurückgelegt. Und ich kann Euch gar nicht sagen wie froh ich war, als ich endlich diese Seilbahn wieder sehen konnte… Wir waren dann mit dem Taxi (das uns nicht ganz nach Hause gefahren hat und ich schon wieder laufen musste!!!!!!) gegen 16 Uhr daheim und sind eben nochmal mexikanisch Essen gegangen. Also, Maurizio, mein Gastbruder Mateo und ich, da habe ich mir mal zwei Bier gegönnt nach dem Tag. Jetzt packe ich noch schnell für Tena und dann werde ich sofort schlafen und mich psychisch auf den morgigen Muskelkater vorbereiten, den mir tut jetzt schon alles weh.

Alles in allem wars trotzdem ein cooler Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde und wir hatten in den Zeiten, in denen ich nicht geflucht, schwer geatmet oder den Tränen nahe war, auch echt Spaß. Außerdem wird mein Spanisch ein wenig besser und das freut mich ja schon. Und hier zwei Impressionen vom Berg der Grauens: Rucu Pichincha.

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Da war noch alles gut, ca. 5 Minuten nach dem Ausstieg aus der Seilbahn

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Ich auf dem „fast-Gipfel“