Bogotá: die Hauptstadt Kolumbiens kann sich sehen lassen

Mittlerweile bin ich schon den dritten Tag in Bogotá und ich kann sagen, hier gibt es einiges zu tun, weshalb ich mal wieder meinen geplanten Aufenthalt verlängern werde. Aber Jungens keine Angst, ich hab’s geschafft und einen Flug nach Lima gebucht, werde also pünktlich am 26. Juni auf Euch warten. Nach der doch relativ langen Busfahrt am Dienstag bin ich nach der Ankunft in meinem Hostel Lima Lémon angekommen. Kerstin, nochmal lieben Dank für den Tipp, ist echt ein süßes Hostel! Allerdings befindet sich die Altstadt Bogotás La Candelaria natürlich auf einem Berg. Wie in Medellín besteht hier das Straßensystem aus Carreras und Calles, diese verlaufen gitterförmig: carreras verlaufen von Osten nach Westen (ansteigend) und die calles senkrecht dazu. Nun wohne ich ganz oben in der Carrera 1, 12B-15 – 12B ist die calle, die hier am nächsten verläuft, somit hat man eine Orientierung wo auf der Carrera sich ein Ort befindet, klingt eigentlich ziemlich logisch, aber dazu nachher mehr. Zumindest ist mein Hostel ganz oben auf diesem Berg, grrr, aber okay, lauf ich halt wieder mal. Bogotá war ja wie Medellín Schauplatz diverser Verbrechen, aber auch hier hat sich einiges getan. Kommt man am Busbahnhof an, findet man dort eine Liste mit Hinweisen wie man sich ein Taxi in die Stadt nimmt und man muss vorher ein Ticket für das Taxi ziehen. Sollte der Taxifahrer irgendwie versuchen mehr Geld rauszuschlagen, hat man auf diesem Ticket sein Kennzeichen und kann sich damit direkt beschweren gehen. Mein Taxifahrer wusste erstmal nicht wohin, aber ansonsten hat er sich ganz den Richtlinien verhalten. Nach meiner Ankunft bin ich nur noch schnell in den Supermarkt und habe für Abendessen und diverse Mittagessen eingekauft. Dabei habe ich allerdings schon solche Kopfschmerzen bekommen, dass ich froh war, als ich wieder im Hostel war. Dort hat mich dann ein Amerikaner drauf gebracht, dass das gut von der Höhe kommen kann, denn Bogotá liegt wie Quito ziemlich hoch auf 2.600 m. Nach dem Essen habe ich mich dann nur noch mit einer Kopfschmerztablette ins Bett gelegt und hab gegen Neun geschlafen. Aber irgendwie gings mehreren so, mein gesamtes Zimmer hat bis auf eine Person früh die Augen zugemacht.

Um so sportlicher ging es dann am nächsten Tag los. Glaubt nicht, dass das so weitergeht, wenn ich zu Hause bin, da wird wieder kontinuierlich Sport verweigert. Nach dem Frühstück, das in meinem Übernachtungspreis inbegriffen ist, wollte ich nämlich auf zu einer Radtour durch Bogotá. Zum Frühstück kurz: es gibt hier eine extrem leckere Karamellcreme (Kathi, kennt die ja :))Arequipe, in Argentinien heißt sie Dulce de Leche und das gibt’s hier morgens zum Croissant – lecker! Nun habe ich mich dann aufgemacht, um Bogotraveltours zu finden, laut Google Maps 6 Minuten Fußweg von mir entfernt…ja, wenn man das Straßensystem versteht. Die Marina ist nämlich viel zu weit gelaufen und hat dann die Adresse einfach nicht gefunden – gut, dacht ich, dann ist heute halt Museumstag, aber dann auf einmal stand Kevin (USA) aus dem Hostel vor mir mit einem der Räder von Bogotraveltours. Ha, die hatten mich auch gesucht. 🙂 Nachdem ich dann ein echt schickes Stadtrad bekommen habe (4-stündige Tour 35.000 Pesos), gings dann zu zweit plus Guide los. Wir sind einmal komplett durch die Candelaria gefahren und unser Guide hat uns auf Spanisch sehr interessante Sachen erzählt. Unter anderem haben wir an dem Platz Halt gemacht an dem am 09. April 1948 Jorge Eliécer Gaitán ermordet wurde. Er war Anwalt und kolumbianischer Politiker, der die Hoffnung Kolumbiens in dieser Zeit war. Nach seiner Ermordung litt Kolumbien unter der sogenannten Violencia (Gewalt) und einem 10 Jahre andauernden Bürgerkrieg.

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Jorge Eliécer Gaitán’s letzer Ort an dem er lebend war

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Plaza de Bolívar

Solche Plätze mit dramatischer Geschichte gibt es viele in Bogotá und somit waren wir auch am Plaza de Bolívar, dem Hauptplatz Bogotás. Dort stehen mehrere wichtige Gebäude zur Geschichte der Stadt aneinander gereiht. Gegenüber der Statue von Herrn Bolívar in der Mitte des Platzes befindet sich der Palacio de Justicia, der am 6.November 1985 einmal fast komplett in Schutt und Asche gelegt wurde. Guerillas haben damals den Palast gewaltsam eingenommen und um die 300 Menschen als Geiseln festgehalten. Das Militär hat daraufhin mit Panzern und Geschossen den Palast bombardiert, obwohl der damalige Justizminister, der auch eine Geisel war (meine ich, der war’s) versucht hat durch die Presse zu kommunizieren, dass das Militär aufhören soll das Gebäude zu bombardieren, hat es aber nicht. Seltsamerweise hat man am Ende Personen, die man vorher lebend aus dem Palast hat herauskommen sehen, später getötet durch Kopfschüsse aufgefunden. Die einzige Schlussfolgerung ist, dass dies auch die Militärs waren. Bis heute gehen die Untersuchungen diesbezüglich wohl noch voran. Ein sehr dunkler Fleck in der Geschichte Kolumbiens und dieses Datum ist ebenfalls ein extrem wichtiges für die Bevölkerung dieses Landes.

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Palacio de Justicia

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das Capitolio Nacional, sozusagen der Sitz des Kongresses Kolumbiens, der Präsident allerdings arbeitet in einem anderen Gebäude hinter dem Kongress. Und damit auch alle versammelt sind, zwischen den beiden genannten Gebäuden befindet sich das Alcaldía Mayor, der Sitz vom Bürgermeister. Sehr interessant war, dass auf einer der Treppen, die zum Capitolio Nacional hochführen einzelne Schuhe und Handtaschen aufgereiht waren. Unser Guide fragte dann eine Gruppe Frauen neben diesem seltsamen Kunstwerk und die Geschichte dazu ist auch traurig. In 8 Jahren zwischen 2004 – 2012 starben rund um diesen Platz 1.200 Frauen – ermordet durch verschiedene Personen und jede/r Schuh/Handtasche steht für eine Frau. Heute war das Ganze schon wieder entfernt, schien also eine einmalige Aktion gewesen zu sein. Die vierte Seite des Platzes wird von mehreren wichtigen Gebäuden gesäumt: Palacio Arzobispal (hat was mit dem Bischof zu tun), Capilla del Sagrario das einzige Kolonialgebäude am Platz und die Catedral Primada, die größte Kirche Bogotás.

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Catedral Primada

Sehr hübsch war die Iglesia de San Augustin, die wir mit unseren Rädern betreten haben. Ich glaube, in Deutschland wäre der Pfarrer ausgerastet, hier hat das aber keinen gestört.
Leider ist das Bild schlecht, aber sie haben eine Jesusstatue in einem schwarzen Offiziersgewand, denn Kolumbien ist das einzige Land in dem Jesus der oberste Befehlshaber über das Militär ist und er auch ein Gehalt bezieht, wie er das allerdings bekommt, habe ich nicht gefragt.

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Jesus im Offiziersgewand

Auf unserem Weg durch Bogotá haben wir auch in einem typischen Markt Halt gemacht und Früchte probiert. Lecker, einige kannte ich aber schon aus Ecuador.

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Wirklich toll fand ich auch die Arena in der bis vor einem Jahr noch Stierkämpfe aufgeführt wurden. Bei dieser Art Veranstaltung starben hier bis vor kurzem noch 600 Stiere in zwei Wochen zur Belustigung der Mengen. Jetzt steht die Arena mehr oder weniger leer, was bis auf die schöne Architektur für mich kein Verlust ist.

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Die Stierkampfarena von außen

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Marinchen neben einem berühmten Torrero

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Die Arena

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Torrero beim Üben?

Kurze Zeit später fühlte ich mich auf einmal wie in London, die Häuschen sahen genau so aus wie ich sie aus England kannte und unser Guide hat dann auch erzählt, dass sich hier einige Engländer niedergelassen haben und die Häuser im englischen Stil haben errichten lassen.

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England in Kolumbien

Vorbei an diesem Kleinengland sind wir in einen Park gefahren, der auch schon mehrmals komplett überflutet war. Heute kann man darin schwimmen, wenn einen der Müll im Wasser nicht so stört. Dort haben wir auch endlich was essen können, ich war ja schon ganz ausgehungert…

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Parque Nacional Olaya Herrera

Anschließend haben wir noch eine Botero Figur besichtigt und sind am Centro Memoria
vorbeigekommen. Dieses erinnert an all die Opfer der Violencia, war aber leider geschlossen, weil ein Fernsehfilm über diese Personen gedreht wird. Insgesamt habe ich hier jetzt schon vier oder fünf Fernsehteams gesehen, Bogotá scheint gerade ein sehr populäres Thema zu sein.

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Centro Memoria

Nach einem Besuch einer Kaffeerösterei und dem obligatorischen café tinto haben wir uns nach vier Stunden dann auf den Rückweg gemacht. Dabei sind wir durch ein Viertel gefahren, dass man abends nicht besuchen sollte und indem es nur so von Prostituierten in äußerst fragwürdigen Outfits wimmelt…nach dieser Tour habe ich dann den Nachmittag im Hostel verbracht bis ich mich abends mit Lilly, Lisa und Pauline aus Deutschland getroffen habe. Die drei hatte ich vorher in Salento kennen gelernt und somit habe ich mich dann aufgemacht in den Norden Bogotás.

Wir waren in einem sehr coolen Thai-Restaurant essen, das im reichen Teil Bogotás liegt. Wirklich, hier ist ein Designerladen neben dem anderen und sehr teure Restaurants & Bars, hier scheint die (kleine) Elite Kolumbiens auszugehen und zu wohnen. Ich habe mir dort mal was gegönnt und hatte Phad-Thai Reisnudeln mit Langostinos. 🙂 Sooo lecker!

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Für Papa 😉

Begleitet wurden die beiden von zwei kolumbianischen Freunden, bei dem einen wohnen sie. Es war echt ein lustiger Abend und die Stimmung war ausgelassen, weil die Mädels am nächsten Tag (also heute) wieder zurück nach Deutschland sind, nach mehreren Monaten. Nach dem Essen sind wir noch in eine total abgefahrene Location gegangen, die Bar, Restaurant und Bailando (zum Tanzen) war, aber teuer – ca. 11.000 Pesos für ein Bier oder 37.000 Pesos für einen Cocktail. Ich würde sagen, dass sind ca. 4fache Preise wie ich sie sonst kenne. Aber es war ein super Abend dort, denn German (einer der Kolumbianer) hat dem Kellner erzählt, dass er Pauline Geburtstag hat, woraufhin eine extrem merkwürdige Musikkombo ihr eine kolumbianische Scherbe und Krone überreicht sowie ein Ständchen gebracht hat. 🙂

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Ich nach dem Trinken dieses ekligen Anisschnapses hier

Auf dem Weg zur nächsten Bar in der man tanzen konnte, haben die zwei Kolumbianer dann Freunde getroffen, die mit uns auf der Straße Fotos machten und Wein getrunken haben. Alles sehr außergewöhnlich. 🙂 Nach einer Stunde Tanzen zu Reggaeton (kann man als Europäer einfach nicht, behaupte ich) gings dann nach Hause. Obwohl vor dem Club ca. 100 Taxis standen, haben die beiden Kolumbianer darauf bestanden mir ein Taxi zu rufen, weil das sicherer wäre. Der Taxifahrer hat auch echt gewartet bis ich im Hostel drin war bevor er weiter gefahren ist. Somit endete mein zweiter Tag in Bogotá.

Leute, es tut mir leid, aber es kommt noch mehr. Hier kann man aber auch einfach so viel machen…sonst lest morgen ab hier meinen 3. Tag in Bogotá weiter.

Bei aktuer Langeweile hier erst morgen weiterlesen

Ich hatte ja schon erzählt, dass ich es echt toll finde, wie gut man hier Leute kennen lernt. Dabei muss ich kurz ausholen, in Salento hab ich mehrmals einen indischen Jungen getroffen, mich auch kurz unterhalten, aber nie wirklich länger als eine Minute. An meinem ersten Kopfschmerzabend hier im Hostel kommt er auf einmal ins Zimmer. Da mussten wir uns natürlich unterhalten, nur ich kann mir indische Namen einfach nicht merken…noch krasser war der Zufall dann, dass Kevin, der mit mir die Fahrradtour gemacht hat, der Freund war von dem der Inder vorher erzählt hat, dass er jetzt in Bogotá ankommt. 🙂 Somit kannte ich dann beide und sie haben mich dann gefragt, ob ich heute mitwill zu einer besonderen Tour Bogotás und zwar eine Graffiti bzw. Streetatart Tour. Da wollte ich natürlich mit. Also, alle die das gar nicht interessiert (es kommt noch härter mit richtiger Kunst in Museen) sollten jetzt aufhören zu lesen.

Kolumbianische Streetart

Diese Tour funktioniert wie die anderen Free Walking Tours und finanziert sich durch Spenden der Teilnehmer am Ende. Für mich war sie aber definitiv die 30.000 Pesos wert! Gestartet sind wir am Parque de los Periodistas bei uns um die Ecke. Ich war total zu spät, weil ich irgendwie dachte wir starten um 10.30 Uhr, war aber 10.00 Uhr…sorry Opa, dass ich so schnell auflegen musste! Wir waren insgesamt 2 Stunden unterwegs und haben echt interessante Details zu den verschiedenen Graffitis erfahren und da das Ganze hier ja auch mir als Tagebuch fungiert, hier eine Auswahl der besten.

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Künstler: Stinkfish, Kolumbien

Der Künstler, der diese Art von Graffitis zu seinem Markenzeichen gemacht hat, ist hier mittlerweile sehr erfolgreich und kann von seiner Kunst sogar leben. Er fotografiert Menschen ohne dass sie es bemerken und wandelt diese Fotografien dann in Bilder wie das obige um.

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Künstler: Rodez, Kolumbien

Rodez ist ein inzwischen über 50-jähriger Illustrator, der zusammen mit seinen beiden Söhnen StreetArt neben seinem Job betreibt und auch in Einverständnis mit Besitzern von kleinen Geschäften deren Außenwände verschönert. Sein Markenzeichen sind die vielen Augen, auch wenn er eine Phase hatte in der er Augen komplett ausgespart hat:

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Wie ich heute gelernt habe, ist der Unterschied zwischen südamerikanischer und westlicher Streetart das die Südamerikaner viel buntere Farben verwenden und der Zweck oft einfach nur die Verschönerung der Stadt sein soll. Obwohl es auch hier einige politische und gesellschaftskritische Künstler gibt.

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Nicht ganz so gesellschaftskritisch, aber typisch für Streetart sehr ironisch das obige Bild. In Bogotá gibt es ein großes Problem mit Wildpinklern und wirklich ab und zu riecht es doch streng. Man erkennts leider nicht so gut, aber auf dem Bild ist ein Pissoir gesprayt mit dem Spruch „bitte hier pinkeln“. Die Besitzer der Hauswand werden sich gefreut haben…

Der Gründer der Bogota Graffiti Tour ist selbst Streetartkünstler unter dem Pseudonym CRISP und stammt ursprünglich aus Australien. In Kolumbien werden Vergehen wie das Besprühen von Hauswänden nicht hart geahndet, d.h. man muss evtl. 24 Stunden ins Gefängnis und das ist der schlimmste Fall, ansonsten zahlt man eine sehr kleine Strafe. Ein wenig anders als in Deutschland wo es spezielle Units nur gegen Graffitisprüher gibt, aber gut in Bogotá gibt’s ein paar dringlichere Verbrechen zu klären oder zu vermeiden. Crisp’s Bilder sollen eigentlich einfach nur schön aussehen und mir haben sie sehr gut gefallen, auch wenn keine tiefgründige Bedeutung dahinter steckt.

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Anders hingegen die Arbeiten von Toxicomano (= toxische Hand), der sehr wohl die Probleme Kolumbiens aufgreift sowie DJ LU, der heute neben der Streetart Professor für Architektur ist und früher einmal DJ war, weshalb der Name geblieben ist.

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Künstler: DJ LU, Kolumbien

Das obige Bild soll die Rekrutierung Jugendlicher und Kinder thematisieren, denn sowohl die Guerillas sowie die Paramilitärs gewinnen oft diese Zielgruppe für sich, weil die Kinder meist keine andere Alternative haben als sich einer der Gruppen anzuschließen.

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Künstler: Toxicmano, Kolumbien

In der Sprechblase, die aus dem Mund des Mannes kommt, dem die Augen von einem Fernseher zugehalten werden, steht „jetzt kann ich sehen“. Eine Kritik an den Massenmedien, die uns den Blick für das wirklich wichtige nehmen.

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Beide Bilder: APC

Das APC steht für Animal Powered Crew, und wie der Name schon sagt, thematisiert diese kolumbianische Gruppe bestehend aus ca. 35 Mitgliedern Tiere in ihren Bildern. Wenn ich mich recht erinnere, ist das die größte Crew hier in Bogotá.

Wie so oft in der Kunst, kommen die Frauen zu kurz, aber zum Glück gibt es hier in der Szene auch Frauen, die äußerst bekannt und anerkannt sind. Bastardilla ist eine von ihnen. Sie hatte eine ziemlich harte Kindheit und verarbeitet mit ihren Bildern die frühe Vergewaltigung, die ihr widerfahren ist. Sie malt aber vor allem in den ärmeren Stadtvierteln, um den Menschen dort eine Freude zu machen. Interessant ist, dass sie oft eine Farbe verwendet, die fluoresziert, wenn Autos nachts mit ihren Scheinwerfern die Bilder streifen.

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Künstler: Bastardilla, Kolumbien

Am Ende haben wir dann eine Zusammenarbeit von vier Künstlern gesehen, die alle vier die Missstände in Kolumbien thematisieren, fand ich wirklich toll.

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Die gesamte Wand

Normalerweise haben diese Kunstwerke eine Haltbarkeit von 6 Monaten, danach ist es okay, wenn drübergesprüht, geklebt oder was auch immer wird. Diese Wand existiert allerdings schon seit fast zwei Jahren.

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Wie bereits erwähnt, gibt es hier in Kolumbien eine große Schere zwischen reich und arm, dieses Bild zeigt das recht deutlich. Ein Armer muss einen Reichen tragen und dies war gängige Praxis im Dschungel Kolumbiens. Da es dort keine richtigen Straßen gibt zum Transport, auch von Menschen, wurden diese von anderen Leuten für Geld getragen. Auf dem Bild sieht man es leider nicht, aber die arme Person hält verschiedene Fäden in der Hand. Hinter sich zieht er Geld, Schuld und Besitztümer, die ihn belasten und vorne sind Tauben, die seinen Wunsch nach Freiheit zeigen sollen. Und der Rest der Wand, wobei jedes der einzelnen Bilder Kritik an der Gesellschaft beinhaltet:

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Hier sieht man zwei Bilder nebeneinander. Das linke soll den Präsidenten Kolumbiens Uribe präsentieren, der in dem Land die Sicherheit um einiges verbessert hat, aber auch als Hardliner bekannt ist und nicht nur gutes über das Land gebracht hat. Aus diesem Grund sieht er ein wenig aus wie ein Vogel und die Krone soll an Kolumbus erinnern, der ebenfalls gutes im Sinne hatte, aber am Ende doch die Indianer zu ihrem Untergang geführt hat. Rechts davon sehen wir unten eine Frau, sie repräsentiert die Oberschicht Kolumbiens, die sich plastische Eingriffe leisten kann. Über dem Mann steht wir gestalten unser Lächeln (so oder ähnlich), was sich eben auf die Schönheits-Ops bezieht, aber auch auf den Mann mit dem weniger schönen Lächeln. Denn die Unterschicht konsumiert hier eine Droge, die eingeatmet wird und durch deren „Genuss“ man seine Zähne verliert – die ärmere Bevölkerung gestaltet also auch ihr Lächeln.

Das hier muss ich euch noch zeigen, weil es den Stierkampf, der ja grade erst verboten wurde, thematisiert. Links erkennt man ein Nashorn, das ja geschützt ist vor Wilderern und ganz rechts unten erkennt man einen Stier, dem dieses Recht bis vor kurzen nicht zuteil wurde.

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Stierkampf – nein, danke! Sorry, das Nashorn wollte nicht ganz drauf, aber da war rechts eines…

Es gab noch viel mehr einprägende Bilder mit Geschichten, aber ich will es mal hier belassen. Ihr hasst mich jetzt bestimmt eh schon. Aber um den Tag abzuschließen, erzähle ich noch kurz wo ich heute dann nachmittags noch war. Ich habe einen richtigen Museumsmarathon veranstaltet und bin zuerst in das Museo Botero gegangen. Es ist in einem sehr hübschen Gebäude untergebracht und das Beste umsonst. 🙂 Hier nur ein paar Bildchen, denn das Museum beherbergt Gemälde vieler internationaler bekannter Künstler und einige Botero Werke:

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Der Innenhof des Museo Botero

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Miró und Giacometti

Danach habe ich den folgenden Stätten einen Besuch abgestattet:

Museo de Arte Colonial
= leider für mich nicht so interessant, weil es nun einmal religiöse Kunst ist und das nicht mein Ding ist, aber ebenfalls ein sehr nettes Gebäude.

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Der Blick vom Innenhof des Museo de Arte Colonial

Iglesia Santa Clara
= ist sehr klein und die Kirche wurde in ein Museum umgewandelt. Wieder natürlich religiöse Thematik, deshalb war ich auch hier schnell durch.

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Museo de la Independencia – Casa del Florero
= interessant gemachtes Museum zur Unabhängigkeitsgeschichte Kolumbiens. Allerdings hauptsächlich in Spanisch, weshalb ich nicht alles verstanden habe, aber es waren sehr interessante Videos zu sehen über den Anschlag vom 06. November (siehe ganz oben Blogeintrag). Um die Unabhängigkeit dreht sich die Legende, dass zu einem Bankett eine Blumenvase gezeigt werden sollte, der damalige kolumbianische Verwalter oder wie auch immer hat sich dessen aber verweigert und die Vase hingeschmissen, daraufhin soll wohl der Wunsch nach der Unabhängigkeit von Spanien gewachsen sein…ich hoffe, das stimmt so, wenn einer die Geschichte besser weiß, lass ich mich gerne korrigieren.

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Der Obelisk der Unabhängigkeit im Innenhof der Casa del Florero

Zum letzten Museum hatte ich dann das Highlight der Museen Bogotás auserkoren, das Museo del Oro sprich Goldmuseum. Das ist wirklich sehr schick gemacht u.a. mit einem Raum dessen Türen sich schließen, wenn man ihn betreten hat, dann hört man Schamanengesänge und Goldschmuckstücke werden unterschiedlich durch Licht in Szene gesetzt. Übrigens haben alle Museen heute jeweils nur 3.000 Pesos gekostet, da ging das finanziell auch mit dem Kulturmarathon. So, und nun habt ihr’s geschafft, ich verspreche der nächste Artikel wird kürzer, aber die Geschichte Bogotás und auch die Straßenkünstler haben mich echt beeindruckt. Bis bald!

3 Gedanken zu „Bogotá: die Hauptstadt Kolumbiens kann sich sehen lassen

  1. Hola Marinchen, ich freue mich, dass dir Bogotá auch so gut gefällt bzw. gefallen hat. Hatte ich dir also nicht zu viel versprochen? Ich bin von meinem einwöchigen Besuch in Kolumbiens Hauptstadt auch immer noch beeindruckt und total angenehm überrascht. Vor allem, von den Leuten, die echt cool drauf waren. War schon ein Highlith – auch meiner Reise! Schön haste wieder alles kommentiert, bin beeindruckt, weiter so und weiterhin `ne gute Reise! Ich bin in Vilcabamba, ganz im Süden Ecuadors (wirklich im Paradies) angekommen und habe hier auch verlängert. Adios – deine Kerstin

  2. wow…. von wegen Langeweile… Dein Bericht über die Streetart-Künstler war super-interessant… so lernen wir „daheimgebliebenen“ auch mal etwas über das andere Ende der Welt 😉
    DANKE 🙂

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