Popayán: meine letzte Stadt in Kolumbien

Sonntag Morgen war es dann soweit und ich bin los zu meiner letzten großen Stadt in Kolumbien. Morgens um 8.00 Uhr bin ich (mit dem Taxi) den Berg runter nach San Agustín und wartete vor dem Büro der Busfirma auf mein Transportmittel nach Popayán. So ganz habe ich auch dieses System nicht verstehen können, aber wir sind erst mit einem Auto abgeholt worden und sind anschließend mitten auf der Straße ausgesetzt worden, damit uns dort dann der richtige Bus abholt. Hat auch alles gut geklappt, aber die Fahrt war enrsthaft Horror. Mit Abstand war dies bisher meine schlimmste Fahrt in Südamerika. Nicht nur das die Strecke extremst bergig und damit kurvig war, nein, der Fahrer wollte natürlich auch noch den Geschwindkeitsrekord brechen und hat sich richtig angestrengt, dass die Kurven einen komplett durch den Bus warfen. Ich war der letzte Fahrgast somit musste ich hinten in einer kleinen 4-er Reihe sitzen, die meiner Meinung nach am ungünstigsten war, um den Fliehkräften entgegenzuwirken, weil nichts da war zum Festkrallen. Um das Ganze rund abzuschließen fuhren wir zu 85 % auf unbefestigter Straße bei Regen… ach nein, der gelungene Abschluss waren die kotzenden Kleinkinder in den Reihen vor mir. Komplett entnervt und meinem Gleichgewichtsgefühl beraubt, bin ich ausgestiegen und in das nächstbeste Taxi gestolpert. Zum Glück zu meinem Hostel Hosteltrail Guesthouse war es nicht weit. Es war aber schon gut 15.00 Uhr als ich mit Auspacken usw. fertig war, so dass ich mir dachte, was jetzt tun? Antwort: Shopping. 🙂 Habe schon vorher gesehen gehabt, dass Popayán eine Mall hat, da bin ich dann gleich mal hin – und sogar fündig geworden. Allerdings nur in einem Shop, ansonsten sind die Klamotten hier sehr dem südamerikanischen Geschmack angepasst (Sternchen, Glitter, knallbunte Farben). Meine Ersatzsonnenbrille hatte sich mittlerweile auch verabschiedet, weshalb ich sozusagen keine andere Wahl hatte und in einen Optikerladen gehen musste, um käuflich eine neue Sonnenbrille zu erwerben. Das war auch mal nach fast drei Monaten ohne (Quito zählt nicht, eines der beiden neuen T-Shirts habe ich schon wieder verloren) Shopping dringend notwendig. Nachdem ich meinen letzten Blogeintrag fertig geschrieben hatte, bin ich dann abends mit einem holländischen Pärchen zu einem kleinen Italiener und somit endete mein erster Tag in Popayán.

Am nächsten Tag schaute ich mir zunächst einmal die Altstadt von Popayán an und das an einem richtig schönen sonnigen Tag. Mein mich jederzeit begleitender Reiseführer lobte diese Stadt nah an der Grenze zu Ecuador ja ungemein, was ich jetzt nicht ganz so verstehen kann. Popayán hatte zwar eine hübsche Altstadt, aber einen besonderen Flair konnte ich in meinen fast vier Tagen dort nicht finden. Wie so viele Orte in Südamerika wurde auch Popayán bei einem Erdbeben in 1983 zerstört, mit ihr auch alle Kirchen, die heute aber wieder komplett neuaufgebaut sind. Einmal im Jahr findet hier eine sehr kitschige Prozession zur Karwoche statt, bei denen riesige Bilder des Leidensweges Christi durch die Stadt getragen werden. Wäre ganz interessant gewesen, hat aber leider mit meinem Timing nicht funktioniert und außerdem sind hier die Hotels dann auch gerne viermal so teuer wie sonst üblich. Auf meinem ersten Gang durch die Stadt habe ich mir zuerst die ganzen Kirchen angeschaut. Einige waren leider geschlossen, so dass ich mir die Innenarchitektur nicht anschauen konnte. Bei der Iglesia de San Francisco hatte ich aber Glück und konnte sie von außen wie innen betrachten.

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Iglesia de San Francisco

Auch die klassizistische Kathedrale war geöffnet, sie ist im Jahre 1906 fertiggestellt worden und damit die jüngste Kirche Popayáns. Beim Erdbeben in den 80ern starben in ihr einige Menschen, die unter der einstürzenden Kuppel begraben wurden, tragisch, aber heute sieht man davon nichts mehr.

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La Catedral

Irgendwie war mir an diesem Montag aber nicht so wohl, so dass ich nach meinem Stadtspaziergang nochmal ins Hostel bin und gelesen habe. Man muss sich ja auch mal ausruhen, nicht wahr. Aber nachmittags bin ich noch einmal los, um mir eines der vielen so gerühmten Museen Popayáns anzuschauen. Ich geb’s zu, ich hatte mit dem Gedanken gespielt auf den Aussichtspunkt hochzulaufen, damit ich einen Ausblick auf die Stadt habe. Aber dieser Aussichtspunkt war ein Berg und es gab keinen offiziellen Weg, und da ich mich ja erst in San Agustín hingelegt hatte, wollte ich das Risiko nicht noch mal eingehen. Dafür habe ich dann der Casa Museo Mosquera einen Besuch abgestattet. General Tomás Cipriano de Mosquera war von 1845 – 1867 Präsident Kolumbiens und auch seine vier Söhne waren alle wichtige Persönlichkeiten in der Geschichte Kolumbiens. Nett ist, das Museum kostet nichts und man bekommt eine Führung vom Sicherheitsmann. Der Wachmann scheint dort eine Doppelposition inne zuhaben und hat mir einiges interessantes über die Familie Mosquera erzählt. Was ich allerdings wirklich, sagen wir mal außergewöhnlich fand, war, dass mir der Guide erzählte, dass sie nach dem Tod des Generals sein Herz herausgeschnitten haben und es heute immer noch aufbewahren. Was ich nicht wusste, dass es genau hinter einer Gedenktafel im Haus ist, die hat er dann geöffnet, eine kleine Kiste aus dem Hohlraum in der Wand hervorgeholt und in dieser befand sich dann ein Glas in dem das Herz Mosqueras eingelegt in Formaldehyd schwamm…damit hatte ich ja nicht gerechnet. Mit diesem Highlight endete dann auch meine Tour und darauf habe ich mir in einem kleinen süßen Café erstmal ein superleckeres Stück Schokoladentorte und einen richtigen Kaffee gegönnt. Bei meinen Besuchen der Altstadt habe ich öfters die zentrale Plaza durchquert, die sehr nett angelegt war:

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Plaza Mayor

Abends habe ich mich mit Arepa und einer Empanada begnügt. Arepa ist, wenn ich mich recht erinnere, ein Maismehlfladen, dieser war noch gefüllt mit Käse und wird anschließend mit Butter bestrichen – kalorisch also ganz unbedenklich. Früh bin ich an diesem Abend schlafen gegangen, weil ich am nächsten Tag ein kleines Dorf besuchen wollte.

SILVIA

Silvia – das ist der Name dieses kleinen Dorfes mit 30.800 Einwohnern. Man fährt dort wegen der Guambino hin, dass ist eines der 68 indigenen Völker Kolumbiens. Dienstag ist in Silvia Markttag und die Guambino verlassen ihr Reservat, um dort ihre Waren zu verkaufen, aber auch alltägliches für sich selbst einzukaufen. An der Tracht ist dieses indigene Volk ganz leicht zu erkennen, Männer wie Frauen tragen blaue Wollröcke, die abgeschlossen sind mit einer pinken oder türkisenen Naht, sieht sehr hübsch aus. Eigentlich sollte man dort nicht fotografieren, aber ich habe doch den ein oder anderen Schnappschuss versucht.

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Spannend ist der Markt an sich nicht, dort werden wirklich nur Dinge des alltäglichen Lebens angeboten. Über Früchte, Fleisch (ungekühlt in einer Ecke neben den Früchten), Brot, Panela (wir erinnern uns die Zuckerblöcke) und Klamotten findet man dort auch andere gängige Haushaltswaren. Nach einem Gang über den Markt und längerem am Hauptplatz in der Sonne sitzen, habe ich mich dann auch wieder auf den Heimweg gemacht, weil ich noch ein Museum besuchen wollte in Popayán, das Museo Guillermo Valencia.

Zuerst habe ich aber im Supermarkt ein paar Sachen für Abendessen & Frühstück am nächsten Tag eingekauft, mich zu Hause meinem Rucksack gewidmet, meine Wäsche in der Wäscherei des Hostels gesucht, um vorherigen zu packen und bin dann los zum Museum. Das Museo Guillermo Valencia ist das ehemalige Haus des eben dieses Herren, der ein in Popayán geborener Dichter war und sich auch diplomatisch für Kolumbien eingesetzt hat. Auch hier kein Eintritt, aber brav in die Liste eintragen mit Passnummer usw., keine Ahnung wozu die das brauchen, aber mittlerweile ist meine Passnummer über kolumbianische Einrichtungen verstreut. Und auch hier: der Wachmann gab die Führung. Leider habe ich den aber nicht so gut verstanden wie meinen ersten Guide. War aber trotzdem nett und auch hier konnte ich mir zumindest die Gräber der Familie Valencia anschauen. Die ganze Familie ist irgendwann hier in das Haus umgebetet worden. Mehr war dann nicht mehr und nach Abendessen und einer netten Unterhaltung mit einer Kanadierin ging es ins Bett.

Mittwoch war es dann soweit, zum Glück hatte ich mich für den 13:44 Uhr Flug von Popayán nach Bogotá entschieden und gegen den um 08:00 Uhr, denn somit konnte ich am Mittwoch ganz entspannt etwas länger schlafen und in Ruhe mein Frühstück essen. Gepackt hatte ich am Vortag ja schon weitestgehend und irgendwie war der Mittwoch Abreisetag, denn ich war auf einmal die Einzige in meinem Zimmer und langsam wurde es auch Zeit für mich die letzten sieben Sachen zu schnappen und mich auf den Weg zum Flughafen zu machen. Der Flughafen von Popayán ist wirklich winzig, es gibt ein Gate und der Kiosk verkauft nur Nescafé mit Milchpulver…das weiß ich, weil ich einen gekauft habe ohne das zu wissen und nach zwei Schlucken habe ich das Getränk dann auch artgerecht im Mülleimer entsorgt…bäh. Bei der Aufgabe meines Gespäckes wurde ich dann erst einmal darüber aufgeklärt, dass die Polizei meinen Rucksack (den großen!) erst noch nach gefährlichen Gegenständen durchsuchen müsste bevor ich das Gepäck aufgeben darf. Ich dachte dann, ja gut die haben so’n Durchleuchtkastending – nee, falsch gedacht, die machen das manuell. Nun kann man sich wahrscheinlich vorstellen, dass in diesem Rucksack ein kompliziertes System besteht, das versucht die größte Menge an Sachen & Kleidung in den immer gleich bleibenden zur Verfügung stehenden Platz zu stopfen, perdon zu packen. Der gute Polizist fand mich aber irgendwie nett und hat zu meinem Glück die ganze Zeit mit mir geplaudert und sich somit recht wenig um den Inhalt in meinem Rucksack gekümmert. Ich sah wohl unverdächtig aus. 🙂 Los ging es dann mit einer Propellermaschine nach Bogotá von wo aus ich abends weiter nach Lima fliegen sollte.

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In Bogotá angekommen, habe ich nach meiner legalen Ausreise erstmal was gegessen. Aber vorher habe ich mich total gefreut, denn ich musste keine Flughafensteuer zahlen! Das ist hier sonst üblich, warum ich das nich musste, weiß ich nicht, evtl. weil ich nicht länger als 2 Monate in Kolumbien war. Das gesparte Geld habe ich dann erstmal dank der fachlichen Beratung eines sehr außergewöhnlichen männlichen Verkaufstalentes in zwei neue Lippenstifte von MAC investiert, muss ja auch mal sein. 15.000 Pesos habe ich noch übrig, vielleicht mach ich damit ne Collage. Toll war aber vor meinem Weiterflug das Essen. Es gibt hier eine Kette Crepes & Waffles, die vor allem (welch Überraschung) Crêpes in allen Varianten gefüllt verkaufen. Ich habe mich aber für eine Variante entschieden, die äußerst lecker war: französisches Brot gefüllt mit Garnelen in einer äußerst knoblauchaltigen Soße. Und weil das so lecker war, habe ich mir danach noch einen Crêpe mit Nutella gegönnt, nach mehr als 5 Wochen mal wieder Nutella Geschmack. Also egal wer mich noch besuchen kommt, bringt Nutella mit, ja? Danke.

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Soo lecker

Mein Flieger hatte dann mal locker 40 Minuten Verspätung und das obwohl am Gate (ich habe mehrmals gezählt!) 12 Angestellte von Avianca standen, die konnten aber auch nix dran ändern, dass wir somit erst gegen 21.00 Uhr in Lima gelandet sind. Und nun kommts: ich bin manchmal so dämlich. Kennt ihr das, wenn man sehenden Auges in sein Unheil rennt? Ja, man fühlt das und so ging es mir auch. Ich wusste, dass ein Taxi nach Miraflores, wo mein Hostel war, nicht mehr als 60 Soles kosten durfte. Als ich nun den Flughafen verliess, bin ich gleich mit einem Taxifahrer mit und ich weiß nicht warum erst als wir gefahren sind, habe ich gefragt was es kostet. Und ja da hat der nette Herr die Touristin doch mal richtig ausgenommen und von mir 120 Soles verlangt, was a) der doppelte normale Preis ist und b) umgerechnet ca. 35 € sind. Ich habe kurz protestiert, aber was sollte ich machen, ich saß ja schon drin. Heute zwei Tage später ärgere ich mich nicht mehr ganz so, aber das war einfach dämlich von mir, gut ich habe gelernt…Melanie, die Freundin von Christian (mit der ich mir in Lima das Doppelzimmer geteilt habe) hat es richtig gemacht und sich vom Hostel abholen lassen. Und auch Christian & Panos haben nur 50 Soles für ein offizielles Taxi bezahlt…oh Mann, aber gut aufregen bringt auch nichts, musste ich aber loswerden. So kam ich dann gegen 22 Uhr in meinem Hostel Boulevard Backpacker an und habe Melanie getroffen. Christian & Panos hatten ja gleich am Anfang gesagt, dass sie mich besuchen kommen, was ich auch echt cool finde, dass sie das auch getan haben. Melanie hat sich unserer Idee dann angeschlossen und somit sind wir nun fast vier Wochen zu viert unterwegs. Bzw. bald zu fünft, weil Kedda mich dann auch noch besuchen kommt. Ich hab so tolle Freunde. 🙂 (muss man auch mal sagen!) Um meinen Ärger über das Taxi zu besänftigen, brauchte ich erstmal ein Bier, das heißt hier in Peru aber nicht cerveza sondern chella…musste ich auch erst lernen. Tja, im Hostel war das Bier aber leer und Peru hat ein ganz tolles Gesetz, dass nach 23 Uhr Läden & Kioske keine alkoholischen Getränke mehr verkaufen dürfen. Wer macht denn sowas?? Habe mich darüber erstmal beschwert und der Koch des Hostels ist dann noch mal zu einer geheimen Quelle los und hat mir zwei Dosenbier mitgebracht hat. 🙂 Ich habe mich dann noch ein wenig mit zwei chilenischen Jungs unterhalten (Gabriel & David) und bin dann gegen 1 Uhr endlich in die Heia. Nachts habe ich noch ganz kurz Christian und Panos begrüßt, die auch angekommen waren, aber dann hab ich geschlafen wie ein Stein bis zum nächsten Morgen.

3 Gedanken zu „Popayán: meine letzte Stadt in Kolumbien

  1. Hi Marina!
    …ich muss immer grinsen, wenn du von „Dörfern“ oder „kleinen Orten“ mit 10-30 Tausend Einwohnern erzählst… Du erinnerst Dich noch an Niederems? Wir haben ca. 800… 😀
    Wahnsinn, wie viele Leute zu unterwegs so kennen lernst… Du bleibst aber nicht mit allen in Kontakt oder? …btw: sprichst Du mehr Englisch oder Spanisch im Moment? Deutsch eher weniger oder?
    Man merkt so langsam, dass sich Dein Satzaufbau ändert.. da ist ein gewisser Einfluss deutlich zu erkennen. 😉 😉 😉
    Liebe Grüße!
    nadine 🙂

    • Jetzt mach ich mir Gedanken, ja ich habe bis vor einer Woche fast nur Englisch und Spanisch gesprochen..oh Gott, ich verlerne meine Muttersprache. Und ja ich erinnere mich an den Ort. :))

  2. Hi Marinchen, mach dir keinen Kopf wegen der Kohle der Taxifahrt – Geld ist auch nur Papier. Irgendwann hättest du dies auch ausgegeben. Grüß Lima von mir, ich hatte vor zwei Jahren auch in Miraflores gewohnt, eine tolle Ecke von Lima (übrigens auch mit coolem Shopping-Center an der Küste) Habt ihr auch Nebel vom kalten Humboldt-Strom? Ich erinnere mich, in Lima regnet es nie! Viel Spaß noch in Peru und pass auf dich auf – Grüße an deine Mitreisenden, ich umarme dich und grüße dich besonders lieb – deine Kerstin, die genau noch 4 Nächte in Ecuador hat, bevor sie wieder in DE aufschlägt!

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