Cial: Bus des Grauens

Ich muss ja sagen, dass bisher meine Reisen von A nach B in Ecuador sowie in Kolumbien einwandfrei funktioniert haben, mal abgesehen von den Straßenverhältnissen vielleicht. In Peru haben wir aber zu viert Südamerika total erlebt. Um 20.00 Uhr sollte unser Nachtbus am Sonntag Abend in Ica losfahren und 12 Stunden später in Arequipa ankommen. Und jetzt ein Tipp für alle die durch Peru reisen:

    Fahrt niemals mit Cial!!!!

Zunächst einmal war die Busstation von Cial komplett runtergekommen, von den Toiletten erst gar nicht zu sprechen, das waren die miesesten die ich in Südamerika bis dahin jemals gesehen hatte. Nun wurde es dann 20.00 Uhr und unser Bus fuhr auch ein, aber es hieß wir sollten noch kurz warten, Tickets hatten wir auch noch nicht. Diese wurden uns aber kurz später ausgehändigt, mit den großen Rucksäcken ging es dann an den Bus, aber nein „momento“ hieß es dann von einem dieser kleinen Peruaner, die da wohl zum Arbeiten angestellt waren. Da standen wir nun, nach ein paar Minuten wurde mir das zu blöd und ich habe ihn freundlich darauf hingewiesen, dass so ein Rucksack Gewicht hat und wir die gerne in den Bus laden würden. Nein, das würde jetzt nicht gehen, stellt die Rucksäche hier in die Ecke. Da standen sie dann auch vorm Bus – eine lange Zeit standen sie da. Es wurde dann irgendwann halb Neun meine ich, als der Herr meinte wir könnten jetzt in den Bus da gäbe es jetzt Essen, aber die Rucksäcke nicht. Gut, wir dann in den Bus und unser Essen bekommen: Reis mit Hühnchen. Ich find’s ja mittlerweile schon fast lustig. Dazu noch ein Schluck IncaCola, nein die habe ich verweigert, das Zeug ist knallgelb und schmeckt wie Waldmeister nur noch synthetischer.

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Incacola

Uns hat ja schon irritiert, dass unsere Rucksäcke immer noch nicht eingeladen wurden und es immer später wurde…gegen 22 Uhr habe ich dann mal einen anderen echt ätzenden Typen gefragt, was denn jetzt eigentlich los wäre und warum unsere verdammten Rucksäcke immer noch vor dem Bus stehen würden. Seine Antwort: dieser Bus wird nicht fahren. Das hatten wir uns auch schon fast gedacht, weil ein Mechaniker unter dem Bus lag und zwischendrin verzweifelt telefoniert hat. Meine Frage, was denn dann die Lösung wäre, wurde mit „en cinco minutos“ abgetan. Nach diesen 5 Minuten habe ich mit Panos den Herren erneut aufgesucht, meint er „dime“ also sag mir. Ich: die 5 Minuten sind um. Er: Ja, der Bus fährt nicht. DANKE für diese Information! Als ich dann nachfragte, was denn seine Lösung sei, meinte er, es kommt ein neuer Bus um halb Eins und dann fahren wir nach Arequipa…großartig. Gut, also dachten wir uns warten wir halt, sind ja nur 4 Stunden Verspätung. Der eine Teil hat geschlafen, der andere, darunter meine Wenigkeit vor dem Bus hin und her getigert. Jetzt weiß ich wie sich Raubkatzen im Zoo fühlen, denn wir durften das Gelände auch nicht verlassen, sondern waren eingeschlossen. Da ist natürlich die erste Idee: Bier! Ich dann den kleinen Peruaner gefragt wo ich denn hier Bier kaufen kann. Nein, ich darf kein Bier kaufen, weil dann könnten wir nach Alkohol riechen…?????? WAS?! Okay, also kein Bier für uns, das hat die Laune nicht gebessert. Ich weiß gar nicht mehr warum wir dann noch mal mit dem Hässlichen gesprochen haben, aber irgendwann kam raus, dass im 1 Uhr Bus nicht genug Platz für alle sein wird und es einen anderen Bus um 3 Uhr gibt. Da war’s dann ja vorbei mit meiner Diplomatie und der Typ wollte uns am Ende auch einfach nicht verstehen und hat sich damit rausgeredet, dass er unser Spanisch nicht versteht. Irgendwie sollte es dann eine Lotterie geben, um auszulosen wer in welchem Bus fährt, aber da wir ja eine Gruppe wären, würde es ja Sinn machen, dass wir erst gar nicht daran teilnehmen. Der Typ wollte halt erstmal alle Peruaner besänftigen, bevor die dummen Ausländer dran sind. Ganz demokratisch ist er dann in den Warteraum und hat nach fast 3 Stunden eigen initiativ mal mit uns kommuniziert. Das war ja eh das Beste, der Bus fuhr und fuhr nicht, aber kein Schwein hat was gesagt. Wir hätten da auch immer noch wie die Schafe mit den Rucksäcken vor dem Bus stehen können…

Die Menge hat die Nachricht von der Verspätung aber relativ gelassen aufgenommen, es kam dann noch der abwegige Vorschlag Personen mit Kindern sollten definitiv im ersten Bus fahren, aber das wurde dann auch schnell verworfen. Ich habe meiner Wut dann in einer Flut von Kraftausdrücken, natürlich in Deutsch, freie Luft gelassen und mit kleinen Akten der Gewalt mich gegen das Busunternehmen gewehrt wie z.B. Klopapier in die Toilette zu schmeißen (was man in Südamerika niemals tun sollte), Plakate abzureißen und meinen Müll auf den Boden zu werfen. So richtig gut hat das aber auch nicht getan. Irgendwann konnt ich nicht mehr tigern und habe mich im kaputten Bus hingelegt. Ach so, es war übrigens nur die Kupplung, die nicht mehr ging. Grad war ich eingeschlafen als Melanie mich und Panos weckte, los wir müssen mit den Rucksäcken zum Bus.

Da standen wir dann alle, wir die Peruaner und noch zwei Franzosen vor den vergitterten Toren. Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein. Dann kam auch endlich der Bus und auf einmal waren die kleinen Peruaner ganz schnell und haben ihr Zeug hinten in die Gepäckaufbewahrung geschmissen. Ich habe mich schon gewundert woher auf einmal die Eile und warum auf einmal alle (außer der 12köpfigen frnazösischen Reisegruppe, die vorher schon aussortiert wurde) es so eilig haben. Ja, als wir dann im Bus drinne waren, wussten wir es: es gab nicht genug Sitzplätze!!!

Ich dachte ja, dass muss ein Missverständnis sein. Nein, nach dem Nachfragen wussten wir, dass in Nazca 8 Personen aussteigen werden und dann können alle sitzen. Vorher müssen wir aber 2 Stunden stehen! Ich konnt’s nicht glauben, gab natürlich auch keine Preisreduktion. Eine halbe Stunde haben Panos, Christian und ich es geschafft zu stehen, es war mittlerweile nach 1 Uhr und wir hatten 5 Stunden Verspätung. Danach haben wir uns auf die Treppe hoch zum zweiten Stock gesetzt und tatsächlich, ich weiß nicht wie, wir sind da eingeschlafen. Eingekeilt, saukalt und immer mal wieder gestört von Personen, die zur Toilette im ersten Stock wollten. Melanie hatte das Glück und konnte einen Sitz ergattern. Als wir dann in Nazca ankamen, sind wir sofort in das Abteil gegangen und haben uns 4 Sitze geschnappt. Wenigstens hatten wir jetzt cama, obwohl wir nur semicama gebucht hatten. Danach hieß es dann ca. 13 Stunden lang Bus fahren und aus dem Nachtbus wurde ein halber Tagesbus. Wir konnten auch so lange schlafen bis um 8.30 Uhr das Entertainment mit amerikanischen Sinnlosfilmen losging mit spanischer Synchronisierung. Aber hier kann man sich nicht aussuchen, ob man den Ton hört, man MUSS ihn über die Lautsprecher hören.

Zusammengefasst: wir waren schlagskaputt als wir gegen viertel vor Zwei in Arequipa ankamen!
Verspätung insgesamt: 6 Stunden und 2 Stunden mehr oder weniger ohne Sitzplatz verbracht. In Arequipa haben wir uns gleich bei Cial beschwert, die wollten uns dann als Entschädigung was zu essen geben, wir haben sie immerhin auf 10 Soles pro Person gehandelt. Kam dann in die Gemeinschaftskasse…nach einer kurzen Taxifahrt hatten wir es dann geschafft und waren in unserem Hostel in Arequipa angekommen. Ab jetzt fahren wir nur noch die Luxusklasse Cruz del Sur!!!

Nachtrag: trauriger Weise habe ich dann in diesem Bus meine super tolle Schlafmaske vergessen :(, gibt jetzt auch nen Artikel unter Allgemein in dem steht, was ich bisher alles vergessen habe…