Franz Josef: aus einem ganz anderen Blickwinkel

Obwohl ich einige Stunden Fahrt vor mir hatte, laut Navi um die 6 Stunden, ließ ich mir beim Aufstehen ein wenig Zeit. Frühstück habe ich dennoch ausfallen lassen, da ich in naiver Art und Weise davon ausgegangen bin, dass auf meinem Weg bestimmt demnächst ein Café liegen würde. Nachdem ich mich von Sonja verabschiedet hatte, sind Erwin und ich los zum Gletscher Franz Josef an der Westküste der Südinsel. Benannt wurde der Gletscher nach dem österreichischen Kaiser, da ein Österreicher den Gletscher erforschte und somit seinen Kaiser ehrte. Der Gletscher schiebt sich jeden Tag um 1,5 Meter nach vorne, manchmal sogar 5 Meter. Man kann auch hier auf dem Gletscher wandern mit oder ohne Führung, aber da mein Zeitplan leider auf der Südinsel doch recht straff geplant war, habe ich mich nur auf eine Aktivität beschränkt. Direkt um die Ecke vom Franz Josef Glacier gibt es noch einen zweiten Gletscher den Fox Glacier, denn ich mir aber gar nicht angeschaut habe.

Zunächst aber mal zu meiner Reise dort hin, leider führten die ersten zwei Stunden meiner Fahrt mehr oder weniger durchs Nichts. Vor mir nur kurvige Straße und ab und zu mal ein anderes Auto zu sehen, dementsprechend auch keine Möglichkeit zum Frühstücken… Als sich dann irgendwo im Nirgendwo eine Tankstelle auftat, habe ich erstmal das erledigt, denn man weiß hier nie so richtig wie viele Kilometer es zur nächsten Tankstelle sind. Dem heiligen Spaghettimonster dank war auf der gegenüberliegenden Seite dann eine Art Diner und ich habe gegen 12 Uhr endlich mein englisches Frühstück gehabt. Danach war meine Laune extremst gesteigert, aber um es kurz zu fassen, diese 7 Stunden Fahrt haben mich doch echt ausgelaugt. Ist doch recht anstrengend, wenn man so weite Strecken allein im Auto zurücklegen muss. Ich habe aber meinen Weg zur Franz Josef Town gemacht und das Hostel Chateau Franz Bachpackers & Motel war sehr hübsch. Generell muss ich sagen, dass die Hostels in Neuseeland alle sehr modern, aber auch gemütlich sind, hat mir gut gefallen.

Nachdem ich mich häuslich einrichtete, habe ich mich (mal wieder) diesem Blog gewidmet. Da es im Hostel kostenlose Pizza und Suppe gab, kam ich mit Jess und Helen aus England ins Gespräch. Ich bin dann aber noch mal in den Supermarkt, um Kleinigkeiten einzukaufen. Viel mehr ist hier auch nicht möglich, Franz Josef Stadt besteht eigentlich nur aus Unterkünften, einem kleinen Supermarkt, verschiedenen Touranbietern und Touristen. Als ich wieder im Hostel war, habe ich Jess und Helen wieder getroffen, die mir erzählten, dass sie jetzt gleich den Whirlpool vom Hostel nutzen werden. Super Idee, da habe ich mich doch gleich mal angeschlossen und ein wenig entspannt. Danach gab es wieder Nudeln mit Fertigsoße zum Abendessen. Helen und Jess hatten dann noch ein paar Filme von der Rezeption ausgeliehen und so haben wir am Ende zu sechst „Notting Hill“ geschaut. Ich mag Hugh Grant eigentlich gar nicht und Julia Roberts auch nicht… aus diesem Grund, aber auch weil ich am nächsten Morgen um 07.20 Uhr einen Termin hatte, bin ich vor Ende des Films ins Bett.

Denn endlich war es so weit: mein erster Fallschirmsprung. 🙂 In Taupo war ja das Wetter zu schlecht gewesen, an diesem Tag waren allerdings perfekte Wetterverhältnisse, um aus einem fliegenden Flugzeug zu springen. Die Fallschirmsprünge hier unten sind nicht gerade billlig, aber ein wenig hatte ich gespart. Es gibt eine neuseeländische Internetseite www.bookme.co.nz über die verschiedene Aktivitäten manchmal bis zu 90 % billiger angeboten werden. So viel war es beim Fallschirmsprung jetzt nicht, aber ich glaube ich habe 100 Dollar beim Sprung gespart und so nur noch 320 Dollar bezahlt…nur…aber gut, so was macht man ja auch nicht allzu oft. Da bei Bookme auch Fotos vom Sprung billiger angeboten wurden, habe ich das auch noch dazu gebucht. Pünktlich stand ich dann bei Skydive Franz Josef vor der Tür. Insgesamt waren wir vier Leute, die an diesem Tag sprangen. Mit dem Auto ging es zum kleinen Flugplatz, wo wir unsere schicken Sprungklamotten bekamen und die Einführung in das Springen.

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Noch am Boden – alles gut

Super fand ich übrigens folgendes Hinweisschild, sehr aussagekräftig.

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Ah ja, danke für den Hinweis.

Mit dieser kleinen Propellermaschine (siehe oben) ging es dann auf 15.000 Fuß. Man hätte zwar auch von 18.000 Fuß springen können und hätte dann 75 anstatt 60 Sekunden freien Fall gehabt, aber ich dachte mir beim ersten Sprung reichen mir wahrscheinlich schon die 60 Sekunden aus. Die Aussicht vom Flugzeug war schon super, die Sonne schien auch so schön. Der Gletscher allerdings hat mich jetzt nicht so beeindruckt, nachdem ich den Perito Moreno in Argentinien gesehen habe, ist der Franz Josef leider nicht annähernd so hübsch.

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Die Aussicht

Einmal sind wir recht nah am Berg vorbeigeflogen, ich habe das Flugzeug schon einen Flügel verlieren sehen, aber wir waren ja mit Profis unterwegs, es ist nix passiert. Vorm Springen gab es dann für alle noch eine Extraportion Sauerstoff.

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War ich heilfroh, dass ich nicht die Erste war, die springen musste, sondern die Letzte. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl aus einem Flugzeug zu springen. Aber ohne jetzt irgendwie überheblich wirken zu wollen, ich hatte nicht allzuviel Angst oder war nervös. Ich war ja nicht Diejenige, die aktiv springen musste, sondern der Herr an dem ich dran hing. Er hat das auch ganz oft überprüft, dass wirklich alle Karabinerhaken zu sind. Und da sprangen wir oder besser gesagt er… 🙂

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Der Sprung

Und dann kam der freie Fall, krasses Gefühl. Vorallem taten mir ab dem Sprung meine Ohren sauweh, wegen dem Luftdruck oder was auch immer, meine Güte, den ganzen Tag waren meine Ohren zu. Ich hatte auch eine Art Brille auf, aber meine Augen tränten trotzdem wie sau. Lustig war, dass ich ja einen persönlichen Fotografen hatte, der dann unter mir flog und seine Fotos machte. Was ein geiler Job!

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Freier Fall – ahhhhhh

Vor dem Sprung wurde zigmal abgefragt, was wir tun sollten, wenn uns während des Sprungs auf die Schultern geklopft wird: die Träger loslassen und die Arme ausbreiten. Ich war aber so mit Fallen und Schreien beschäftigt, dass ich das Klopfen auf meiner Schulter gar nicht mitbekommen habe – im Video, das es vom Sprung gibt, kann man das sehr gut sehen, wie ich auf ganzer Linie versagt habe diesbezüglich. 🙂

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Da hab ichs dann auch geschafft die Träger los zu lassem

Nach 1 Minute wurde dann der Schirm geöffnet und das Fliegen kam mir etwas kontrollierter vor.

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Mein Tandempartner löste dann irgendwelche Gurte, so dass ich freier in der Luft hing – meine Güte, war das scary. Dann durfte ich sogar den Fallschirm lenken, sehr cool. Ebenfalls mehrfach eingebläut wurde uns beim Landen mit dem Allerwertesten: die Beine hoch nehmen. Tut man das nicht richtig, kann man sich wohl leicht einen Knochen im Bein brechen. Landung lief aber auch gut, ist also nix passiert.

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Sicher gelandet

Dann gabs noch ein Abschlussbild und fertig waren wir!

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Die anderen waren ja vor mir angekommen und der Chinese war ganz euphorisch. Ich war mehr damit beschäftigt auszurechnen wann ich an meinem nächsten Zielort ankommen würde, denn ich hatte wieder 6,5 Stunden Fahrt vor mir. 🙁 Mit dem Auto ging es dann wieder zurück in die Stadt. Da wir alle Fotos oder Videos mitgekauft hatten, mussten wir auch alle nochmal 1 Stunde auf eben diese warten. Ich habe die Zeit zum Tanken und Frühstücken genutzt, meinen USB-Stick eingesteckt und los ging es – on the road again.

Mein nächstes Ziel war die kleine Stadt Te Anau, die der beste Ausgangspunkt ist, um den Fjord Milford Sound zu besichtigen. Meine Nerven lagen auch recht blank als ich dort angekommen war. Ausgehungert habe ich eingecheckt in meinem Hostel YHA Te Anau und habe mir direkt in einem kleinen Fischladen Fish & Chips mitgenommen. Nach dem Abendessen habe ich mich in meinem Zimmer mit einem Engländer und einem Amerikaner nett unterhalten, habe mich ansonsten aber auch einfach nur hinlegen wollen – was ich dann auch getan habe. 🙂 Nach so einer Autofahrt und einem Fallschirmprung kann man ja auch mal müde sein.