Wellington: Bären und Kultur

Nach einer sehr erholsamen Nacht habe ich am nächsten Morgen Anna an ihrem Hostel abgeholt, da wir beide nach Wellington wollten. Eigentlich hat Anna einen dieser Buspässe, aber der Bus war wohl ausgebucht und so habe ich sie mitgenommen. Die Fahrt sollte gute vier Stunden dauern, so war es ganz nett, dass ich durch meine neugewonnene Beifahrerin Unterhaltung hatte. 🙂 Vorallem sind wir beide gleich hungrig und fanden es eine super Idee in Paraparaumu (oder wie das Kaff heißt) zum späten Frühstück zu halten. In einer Mall haben wir recht günstiges englisches Frühstück gehabt – wir waren uns aber auch hier einig, dass das mehr ein Appetizer war. Somit sind wir in den Supermarkt und haben noch ein paar Kleinigkeiten gekauft. Man weiß hier in Neuseeland ja auch nie, ob im nächsten Ort überhaupt ein Supermarkt existiert. Gut, weiß man wahrscheinlich schon, wenn man sich vorher über die Einwohnerzahl informiert, ich bin hier aber leider immer noch recht unvorbereitet und bin froh, wenn ich weiß warum ich überhaupt in die nächste Ortschaft fahre…

Paraparaumu scheint übrigens ein Rentnerparadies zu sein, der Altersdurchschnitt lag knapp unter 80, vielleicht etwas für den verdienten Ruhestand?

Ohne größere Vorkomnisse sind wir dann in Wellington, der Stadt der Einbahnstraßen angekommen. Dank Emma (das ist mein Navi) sind wir aber gut an unserem Hostel Nomads Backpackers angekommen. Leider ist Wellington nicht nur einschlägig bekannt für das chaotische Straßensystem sondern auch für die unwahrscheinlich hohen Preise fürs Parken – so habe ich pro Tag lockere 28 Dollar bezahlt…aber was soll man machen, kann das Auto ja schlecht mit ins Zimmer nehmen. Check in war auch erst um 14 Uhr, so dass ich die Gegelegenheit nutzte das Auto umzuparken, nachdem wir das Gepäck in den Aufbewahrungsraum gebracht hatten. Dabei bin ich auch gleich mal positiv aufgefallen, denn der Schlüssel zum Storage Room hing an einem riesigen Plüschteddybären, konnte man eigentlich gar nicht übersehen…habe ihn dennoch im Raum vergessen und dort eingeschlossen. 🙂 Gott sei Dank hatten die einen zweiten Schlüssel. Als wir dann später unsere Taschen aus dem Raum in unserer Zimmer gebracht hatten, wunderte ich mich, was da großes in meiner Jackentasche steckt – ich hatte den Plüschteddy samt Schlüssel mitgenommen. Hach ja, Anna fand das alles sehr amüsant, die Dame an der Rezeption lächelte auch als ich ihr betreten den Bären zurückbrachte…

Wir hatten solches Glück mit unseren 1,5 Tagen in der Hauptstadt Neuseelands, denn es war super sonnig. Also, haben wir uns für eine draußen-Aktivität entschieden und sind mit der alten Standseilbahn zum Botanischen Garten gefahren. Unser Hostel lag sehr zentral, so dass wir nur 5 Minuten zum Ticketschalter der kleinen Bahn laufen mussten.

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Cable Car in Wellington

Die Bahn wurde 1902 gebaut, um den auf einem Berg gelegenen Stadtteil Kelburn mit der City zu verbinden. Das ging auch wirklich recht steil hoch und hat ein wenig gescheppert. Außerdem scheint die oberste Haltestelle gerade saniert zu werden, denn als wir dort ankamen, war nur Gerüst und Bauarbeiter um die Bahn herum zu sehen.

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In der Bahn und der Blick von Kelburn aus

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Noch mehr Aussicht auf Wellington

Der 25ha große Botanische Garten ist einfach zu durchlaufen, leider hatten wir ein Rückfahrticket für die Bahn gekauft. Denn der Weg ging bergab und so mussten wir anschließend wieder alles hochlaufen…immerhin ist der Hauptweg markiert durch diese hübsche rosa Blume.

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1A Wegmarkierung

Der Garten hat auch einen Spielplatz, einen Ententeich, ein Café und ist halt vorallem grün, deshalb ein paar Bilder von unserem Spaziergang.

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Im Botanischen Garten Wellington

Herzallerliebst und zu Tränen rührend war diese Parkbank und wem sie wie gewidmet wurde. Irgendwann will ich auch ne Parkbank!

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Ist das nicht süß??

Nachdem wir durch den Garten geschlendert waren, sind wir auch noch auf einen kurzen Besuch in das Cable Car Museum, das ist nämlich umsonst. Wäre auch unverschämt dafür was zu verlangen, denn der Souvenirshop war fast größer als der Exponatenraum…. Interessant fand ich aber, dass es in Wellington mehrere private kleine Cable Cars gibt, sozusagen Treppenlifte für den Berg. 🙂 Sind wohl wahre Touristenattraktionen geworden.

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Im Cable Car Musem

Nach unserer Rückkehr mit dem Bähnchen sind wir durch Wellington gelaufen und trotz Sonne, der berüchtigte Wind, der durch die Stadt weht, ließ uns frieren. Wir kauften uns als Snacks jeder ein Sandwich, aßen es in der Sonne (das war nett) und liefen an verschiedenen wichtigen Bauten Wellingtons vorbei.

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U.a. die Bibliothek, Regierungsgebäude, Supreme Court

Dabei sind wir auch an der angeblich schönsten Kirche Neuseelands vorbeigekommen, der Old St. Pauls. Die war sogar offen, kostete keinen Eintritt und hat mir persönlich gut gefallen.

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Old St. Pauls Church

Auf unserem Rückweg sind wir an der Waterfront am Hafen entlang gelaufen. Ich hoffe, man sieht das auf den Bildern, da war eine Brücke, die recht interessant aussah und mit Kunst (dem Vogelkopf zum Beispiel) geschmückt war.

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Waterfront

In unserem 10er Dorm war außer uns zu dieser Zeit nur noch ein Ire, dessen Name mir leider gerade nicht einfällt. Zusammen sind wir zum kostenlosen Abendessen, das unser Hostel in der Bar nebenan stellt, gegangen. Das Essen ist nur eine kleine Portion, aber für 2 Dollar kann man auf eine normale Portion upgraden und das haben wir dann zusammen mit einem Bier gemacht. Den Iren mussten wir allerdings erst überreden, also zum Bier, was ist bloß aus den Iren geworden? Danach musste ich leider los, weil ich endlich mal wieder ins Theater gegangen bin. Ich hatte das schon in Auckland vor, aber dann lief dort ja nur das Musical Wicked. Somit bin ich in das Circa Theater, das gerade ein neues Stück spielte „Con“, heißt glaube ich Betrüger oder Schwindler auf Englisch und darum ging es in dem Stück. Recht verdrehte Story, aber sehr amüsant. Nur hatte ich bei einem Schaupsieler echt Probleme sein Englisch zu verstehen. Dennoch ich war richtig glücklich mir mal wieder ein Stück anzusehen und hatte sogar die Gelegenheit nach dem Stück noch bei einem Frage-Antwort-Gespräch mit den Schauspielern, Drehbuchautor und Produzent anwesend zu sein. Allerdings hat meist der Produzent seeehr lange geantwortet und das auch in einem echt schlimmen Neuseelandakzent. Und somit endete der erste Tag in Wellington.

Da Anna Italienerin ist (dem guten Kaffee also genetisch verbunden ist)und ich Kaffee einfach so mag, sind wir am nächsten Morgen auf der Cuba Street auf die Suche nach einem bestimmten Café gegangen, dem Fidel’s. Als wir schon fast aufgeben wollten, haben wir es doch noch gefunden.

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War ja eigentlich kaum zu übersehen die Werbung

Die Cuba Street ist wohl die Café und Shoppingmeile Wellingtons, machte auch einen recht kreativen Eindruck wie z.B. dieses Wasserspiel.

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Aber zu den wichtigen Dingen des Lebens: Nahrung. Denn im Fidel’s sah das Essen so gut aus, dass wir uns spontan einig waren, ein zweites Frühstück zu bestellen und wir hatten fantastische Eggs Benedict, jummy.

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FRÜHSTÜCK – eine meiner drei Lieblingsmahlzeiten am Tag

Am nächsten Tag schien immer noch die Sonne, aber Wellington ist auch die Kulturhauptstadt Neuseelands und somit sind wir zunächst in die kostenlose City Art Gallery geganen, eine Galerie für moderne Kunst. Ja, also die Kunst war dann doch wirklich sehr modern. Beispiel: wir durften uns an einen Tisch mit zwei Mikrofonen und zwei Pflanzen setzen. Durch das Mikrofon konnte man dann der Blume gut zureden, ihr viel Glück beim Wachsen wünschen und so was. Manche Sachen waren wirklich auf einem hohen Level der Konzeptionskunst angesiedelt und ich hätte mir wirklich eine Führung gewünscht, um wenigstens etwas zu verstehen, denn der Flyer zu den Ausstellungen war weniger hilfreich. Dennoch eine architektonisch beeindruckende Galerie und es war umsonst. 🙂

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City Art Gallery

Direkt um die Ecke der Galerie liegt das Te Papa Museum, das Nationalmuseum Neuseelands, ebenfalls kostenfrei. Es ist riesig! 6 Stockwerke voll mit Informationen. Selbst wenn ich dort wohnen würde und jede Woche einmal einen Teil anschauen würde, ich glaube, ich würde es niemals schaffen alles zu lesen. Das Museum ist aber sehr schön aufgebaut, es gibt Wechselausstellungen wie in unserem Fall gerade eine zu den französischen Impressionisten (die Ausstellungen kosten aber um die 17 Dollar Eintritt), ein Café, natürlich einen Souvenirshop und einen Bush Walk hinter dem Museum.

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Das Te Papa Museum

Es wird hier jedes Thema in Neuseeland behandelt, die Flora und Fauna, die Schafszucht, die Maori-Kultur, Erdbeben, Dinosaurier, Frauenrechte in Neuseeland, Kunst in Neuseeland, das einzig in Neuseeland entwickelte und gebaute Auto, der Trakker und vieles mehr. Wir waren einfach nur platt danach, schon zwischendrin wäre ich beinah auf einer Bank eingeschlafen.

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Zwei Dinge sind mir allerdings gut in Erinnerung geblieben, zum einen gab es mehrere Videos, die aus der Perspektive eines Schafes gedreht wurden. 🙂

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Die Schafs-Kamera

Das andere war ein für immer konservierter riesiger Tintenfisch. Dabei habe ich auch gelernt, dass dieses Tierchen das größte Auge im gesamten Tierreich besitzt und dass man bisher nur Weibchen dieser Spezies gefunden hat, keine Männchen, man weiß also nicht wie die aussehen.

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Riesentintenfisch

Zu dem Tintenfisch gab es sogar noch einen kurzen 3D Film, da wird an nix gespart in dem Museum. Die Wechselausstellungen haben wir uns aufgrund Überforderung und hohen Eintrittspreisen gespart und sind stattdessen an die frische Luft zum Mt. Victoria – mit meinem Auto. 🙂 Das ging aber auch steil hoch! Bei dem Aufstieg, okay der Auffahrt haben wir sogar einen dieser kleinen privaten Kabelwägelchen gesehen, niedlich. Leider konnte ich auf der schmalen Straße nicht einfach stehen bleiben zum Foto machen.

Dummerweise sind wir nicht ganz bis hoch gefahren, weil die Straße irgendwie zu aussah…also sind wir diesen Berg hoch.

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Die Aussicht auf Wellington war nett, aber dort oben war es so windig, dass wir uns schnell wieder an den Abstieg und die Rückfahrt gemacht haben.

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Aussicht auf Wellington

Da der Tag noch recht früh war, versuchten wir unser Glück und sind zum Parliament House, dem Regierungsgebäude Neuseelands gefahren, um eine kostenlose Führung mitzumachen. Wir kamen genau pünktlich an, nur der Parkautomat hat uns fast zur Verzweiflung gebracht. Dort kostete übrigens eine halbe Stunde einen Dollar…

Leider durfte man in den Gebäuden keine Fotos machen, aber die Führung war spitze. Unser Guide hat ein sehr klares englisch gesprochen und wir haben insgesamt 3 Gebäude besichtigt. Den Bienenkorb, der für repräsentative Zwecke dient, das Parlamentshaus und die dazugehörige Bibliothek. Alles drei sehr unterschiedliche Gebäude, die innen mit verschiedener Kunst dekoriert sind. DIe Bibliothek ist auch einmal komplett abgebrannt, da sie aus Holz gebaut war. Jemand hat bei einer Restaurierung vergessen einen der Trockner auszustellen und irgendwann stand die Haupthalle in Brand. Da die Bibliothek reichlich verziert ist, aber niemand in Neuseeland wusste wie man diese Dekoration restaurieren könnte, hat das dann der Mann gemacht, der normalerweise für Peter Jacksons Zombie-Filme die Zombiemasken schminkt…verrücktes Land. 🙂

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Das Parlamentshaus – der Bienenkorb war auf einem der anderen Fotos zu sehen

Nach dieser Führung sehnte ich mich dann nach ein wenig Ruhe, Anna ist in die Nationalbibliothek für freies Internet gegangen und ich habe mich im Hostel mit dem nicht kostenfreien grottenschlechten Internet herumgequält. Frage mich ernsthaft warum man etwas, das so einfach ist wie das Internet absichtlich so kompliziert gestaltet. Unser Zimmer war mittlerweile auch voll, aber so richtig ausgegangen ist niemand. Außer zwei Mädels, die sind zu einem Couchsurfing Treffen für zwei Stunden und so war ich faul zu Hause. Am nächsten Morgen musste ich aber auch unverschämt früh aufstehen, da ich um 7.15 Uhr spätestens das Auto auf der Fähre einchecken musste. Von Wellington ging es nämlich nach Picton – 4 Stunden Fähre und das auf überhaupt nicht ruhiger See. Auf der selben Fähre war Renske (29, Holland), die mit mir im Zimmer in Wellington war. Nach dem ich gefrühstück hatte, haben wir uns dort zufällig getroffen und gemeinsam gelitten. Denn die See war rauh und es schlugen ein paar Wellen gegen die Fenster…laufen erinnerte an laufen, wenn man betrunken ist, kein schönes Gefühl. Aber auch das ging um, und so waren wir dann gegen 12.00 Uhr endlich angekommen auf der Südinsel Neuseelands.

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Fähre frisst Auto

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Erster Blick auf die Südinsel