Pyin Oo Lwin (Maymyo): perfekt zur Erholung

Wie bereits im letzten Artikel erwähnt, sollte mich mein Taxi um 10.00 Uhr abholen, das tat es auch. Vorher hatte ich noch ein entspanntes Frühstück und packte meinen Kram zusammen – ich habe echt ein Talent innerhalb von Sekunden mein Zeug im gesamten Raum zu verstreuen. Immerhin bin ich nach fast einem Jahr Übung in der Lage alles innerhalb von 10 Minuten wieder einzupacken. 🙂

Anmerkung der Autorin: okay, alles ist wohl übertrieben, wenn man sich anschaut, was ich so alles vergessen habe im letzten Jahr…

Nach Pyin Oo Lwin gibt es keine Busse, weshalb man entweder im geteilten Pick-Up oder einem der geteilten Taxis mitfährt. Im Taxi lernte ich Ole (23, Deutschland) kennen, wir verstanden uns super und brachten mit plaudern die 2,5 Stunden Fahrt zu unserem Ziel problemlos rum. Wir hielten nur einmal, damit der Fahrer den Motor mit fließendem Wasser abkühlen lassen konnte.

Ole und ich verabredeten und für 14.00 Uhr, um zusammen zu den Botanischen Gärten zu gehen. Zuvor wurde jeder von uns an seinem Hotel abgesetzt, das war im Preis von 7.000 Kyat inkludiert. Mein Hotel Royal Flower Guesthouse war für bumesische/birmanische/myanmarische (was auch immer!) Verhältnisse sehr hübsch eingerichtet. Das Personal war, auch wie immer, super super freundlich und ich bekam zur Begrüßung einen Stadtplan, eine Erklärung zu diesem, einen frischen Limonensaft, eine große Flasche Wasser und das Beste in diesem Land: ich muss NIE selbst mein Gepäck ins Zimmer tragen. 🙂

Ich ruhte mich ein wenig aus bevor ich durch Pyin Oo Lwin lief, um zum Golden Triangle Café zu laufen. Das Städtchen war so etwas wie die Sommerresidenz der englischen Kolonialherren. Pyin Oo Lwin liegt mehr als 3.000 Meter über dem Meeresspiegel, weshalb hier ein sehr angenehmes Klima herrscht im Gegensatz zur erdrückenden Hitze in Mandalay.

Auf meinem Weg kam ich am Purcell Tower, einer kleinen Big Ben-Variante vorbei.

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Purcell Tower

Ich fand das Café ohne Probleme und Ole war sogar schon da. Ich bestellte mir etwas zu essen und als ich zurückkam, unterhielt er sich mit einem Engländer namens Patrick. Patrick hatte allerdings am Vorabend zu viel Valium (was haben eigentlich alle mit Valium??) genommen und das Gespräch lief eher etwas, sagen wir, langsam. 🙂 Patrick konnte sich auch nicht aufraffen sich an unserem Ausflug zu den National Kandawgyi Gardens zu beteiligen.

Somit versuchte ich hinten auf Ole’s geliehenem Radl Platz zu nehmen, wir fuhren erstmal bis zu seinem Hotel, aber ich beschloss mir für 1.000 Kyat dort selbst einen fahrbaren Untersatz zu leihen. Los ging es und wir kamen an einer Blumenvariante des Purcell Towers vorbei.

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Der Weg zu den Gärten war nicht allzu weit und auch nicht anstrengend, gegen halb Vier kamen wir dort an, zahlten den Eintritt von, ich glaube, 5.000 Kyat und liefen los. Dort traffen wir mehrmals ein holländisches Pärchen, das ich vorher in meinem Hotel kurz kennen gelernt hatte (das wird für den nächsten Bericht wichtig). Der Garten wurde von den Engländern als Erholungsgebiet angelegt, wenn sie schon nicht kochen können, dann können sie doch aber gärtnern, die Engländer. 🙂

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National Kandawgyi Gardens

Der Garten war sehr hübsch und das Klima in Pyin Oo Lwin ist perfekt für einen Spaziergang durch die Blumenfelder, vorbei an Seen und Tiergehegen – wobei wir immer noch nicht wissen, was das ist?!

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Wie irgendwie überall in diesem Land, gab es auch hier einen Aussichtsturm Nan Myint, auf den wir natürlich hoch sind. Davor gab es zwar eine Kasse, aber die nette Dame ließ uns ohne irgendwelche Einwände vobei und als wir wieder hinunter kamen, war die Kasse auch schon geschlossen.

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Ausblick vom Wachturm

Wir besuchten noch das Schmetterlings-Museum, in dem ich ja, falscher Weise, vermutete echte Schmetterlinge herumfliegen zu sehen. Ja, nee, die waren aufgepickst hinter Glasscheiben. 🙁 Dabei waren aber unglaublich bunte und riesige Schmetterlinge, die man nicht fotografieren durfte, weil das Licht der Kamera die Farben ausbleichen lässt. Neben Schmetterlingen waren auch riesige widerliche Käfer zu sehen….bäh… einige auch aus Brasilien, bin ich froh, dass ich denen da nicht begegnet bin.

Nach dem Museumsbesuch beendeten wir unseren Spaziergang, liefen nochmal am See vorbei und radelten wieder zurück in Richtung Stadt.

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Also, das war der „Plan“, wir kamen aber an einem netten Café vorbei und beschlossen dort einzukehren. Der Eiskaffee war okay, aber viel zu teuer und der auf der Karte abgebildete Kuchen war auch nicht vorrätig…
da es langsam schon dunkel wurde, merkte man richtig wie anders hier das Klima ist, ich fror! Nach Sonnenuntergang ist ja bekanntlich auch Abendsessenszeit (wobei das bei mir eh flexibel von 10 Uhr morgens bis 5 Uhr morgens sein kann). Wir radelten also etwas zurück und fanden das sehr hübsche Woodland Restaurant. Ich kam mir ja fast underdressed vor, so nett war der Außenbereich des Restaurants gestaltet. Ole und ich aßen zu abend und wollten ein Bier trinken…gut, daraus wurde eine Rechnung von 40 Dollar – was echt viel ist in dem Land und zum Bier gesellten sich auf meinen Vorschlag hin auch noch zwei Jäger Bombs, die unglücklicher Weise warm waren – bäh, aber gut Kampf dem Verderb, nicht wahr.

Wir radelten zurück zu Oles Hotel, damit ich das Radl zurück bringen konnte, aber irgendwie fanden wir den Weg nicht. Wir fuhren etwas kurios durch die Gegend, zwischendrin verfolgt von 3 Straßenhunden, die bellend meinem Radl hinterher rannten – ich hatte doch erst ne Tollwutimpfung! Ohne gebissen zu werden, standen wir auf einmal vor Ole’s Hotel. 🙂 Keine Ahnung, wie das passierte, aber ich war froh, gab das Radl ab und Ole wollte mich, trotz das ich ihm versicherte ich könnte auch alleine heim gehen, mich unbedingt nach Hause bringen.

Das wäre aber wirklich ein weiter Weg für ihn gewesen, so dass ich auf der Straße einfach ein Auto anhielt und die beiden Burmesen fragte, ob sie mich zum Hotel bringen würden. Was ich bei uns nie machen würde, ist hier kein Problem, es gibt nahezu KEINE Verbrechen gegen Ausländer und ich hatte schon öfters gehört, dass die Burmesen sehr gerne Touristen weiterhelfen, wenn sie mal ein Taxi brauchen. Ich stieg also auf die Pickup Ladefläche und war 10 Minuten später vor meinem Hotel. Ich bedankte mich, fragte, ob ich mich an den Benzinkosten beteiligen könnte, aber nein, wollte der Fahrer nicht. Da war ich also am Hotel … nun, was jetzt passierte werde ich nicht in diesen Blog schreiben, es sei nur so viel gesagt mir war der Zutritt zum Hotel durch ein Tor versperrt…

So, trotz aller Hindernisse schaffte ich es in mein Zimmer und stand am nächsten Morgen gegen 7 Uhr auf, denn ich wollte den berühmten Zug von Pyin Oo Lwin nach Hsipaw nehmen. Der Zug startet in Mandalay und hat als Endstation Lashio, das noch hinter Hsipaw liegt, da der Zug aber seeeehr langsam fährt, wollte ich nur dieses kurze Teilstück auf den Gleisen hinter mich bringen. WIr haben für ca. 50 Meilen fast 8 Stunden gebraucht…sagt ja schon fast alles nicht wahr.

im Hotel gab es typische Shan-Nudelsuppe zum Frühstück, denn immerhin befand ich mich ja schon seit Mandalay im Shan-Staat. Nur kurz zur Erklärung, die Shan-Provinzen waren den Großteil ihrer Geschichte unabhängig von Birma und unterstanden nicht direkt der birmanischen Regierung. Nach dem Putsch des Militärs wurden die Shan-Völker systematisch terrorisiert und ausgebeutet – bis heute gibt es Teile des Staates, den Touristen nicht besuchen dürfen (der gesamte Teil hinter Lashio bis zur chinesischen Grenze).

Nach dem Frühstück wurden wir (das holländische Paar und ich) vom Hotel für 1 Dollar pro Person zum Bahnhof gebracht. Wir wurden aus der Schlange in der wir standen, raus gewunken und durften zusehen wie unsere Tickets (6 Dollar) für den Zug handgeschrieben gestellt wurden. Bezahlen durften wir nur in Dollar, zum Glück gab mir Flor (die Holländerin) eine 1-Dollarnote, weil der Beamte meinen 10er nicht wechseln konnte. Wir entschieden uns für die „Upper Class“, einfach aufgrund von Platz- und Bequemlichkeitsfaktoren.

Danach nahmen wir unsere Plätze im Zug ein und zu meiner Freude hatte ich eine 2-er Reihe für mich alleine.

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Bahnhof in Pyin Oo Lwin

Dieser Zug fährt nie pünktlich los, weshalb wir auch nicht verwundert waren, dass sich der Zug anstatt um 08:23 Uhr erst gegen 9 Uhr in Bewegung setzte. Ich kann nun bestätigen, der Zug ist wirklich sehr langsam und schaukelt dabei wie ein Schiff auf hoher See von rechts nach links. Man sollte also nie versuchen während der Fahrt von einem Wagon in den anderen zu gehen, da die Türen sich so verschieben, dass das Ganze eher einer Szene aus Indiana Jones gleicht.

Die Zugfahrt war unendlich schön – unbeschreiblich. Die gesamte Mischung passte einfach, ich hörte Musik, genoss die frische Luft (die Fenster waren scheibenlos) und erfreute mich an der wunderbaren Landschaft.

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Ich war in dem Moment so glücklich, dass mir tatsächlich die Tränen kamen, verrückt, denn Myanmar hatte mich schon etwas geschafft, hauptsächlich wegen der Nahrungssituation, aber hier sammelte ich neue Kraft für meiner verbliebene Reisezeit. Diese Zugfahrt gilt aber auch als eine, wenn nicht die schönste der Welt.

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Mir gegenüber saß übrigens ein schwer beschäftigter Mitarbeiter des Bahnunternehmens bzw. des Staates, dem ich mein Nackenkissen lieh.

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Auch hier waren die Menschen wieder unglaublich freundlich, wenn wir durch Dörfer fuhren, winkten uns Kinder und später schenkte jemand Flor, Jeroen und mir große Stücke Honigmelone, einfach so.

Das Highlight der Zugfahrt und warum die meisten Touristen diese Teilstrecke fahren, ist der Gok Teik Viadukt. 1901 erbaut, überspannt eine Eisenbahnbrücke einen tiefen Canyon – schon von weitem kann man sie sehen:

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Wir hielten kurz an der Gok Teik Station und dann schob sich der Zug Zentimer für Zentimer über die quietschende Brücke…

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Gok Teik Viadukt

Ab hier waren es noch ca. 3 Stunden bis zu unserem Eintreffen in Hsipaw. Dort teilten die Holländer und ich uns ein Tuk Tuk mit Dani aus Kalifornien, der mal professionell in einer Beatles Cover Band gespielt hatte. 🙂 Im Hotel Mr. Charles angekommen, gönnte ich mir den Luxus eines Upgrades meines Zimmers. An diesem Tag tat ich nicht mehr viel, ich unterhielt mich mit verschiedenen Leuten, darunter Stefan (25, Brasilien), der in der Schweiz wohnt und deshalb deutsch spricht. Ich machte noch mein Mini-Trekking für den nächsten Tag im Guesthouse klar und außer Abendessen im hoteleigenen Restaurant war der Tag ereignislos.