Purmamarca: ein kleiner Tagesausflug

Samstag Morgen war ich ja noch der festen Meinung, dass ich mit meinem gesamten Gepäck nach Purmamarca reisen werde, um dort zu übernachten. Nun hatte mir Agustin schon erzählt, dass es dort mit Hostels nicht so dolle und ein Tagesausflug sinnvoller wäre. Nach dem Frühstück saß ich mit Agustin auf der Dachterrasse und war immer noch der Meinung, dass ich gleich mit allem losziehe, weshalb wir uns schon halb verabschiedet hatten, da er los wollte, um in Tilcara ein paar Sachen einzukaufen. Mit einem der Hostelmitarbeiter habe ich mich dann aber auch noch mal unterhalten und er meinte ebenfalls, dass ein Tagesausflug viel sinnvoller wäre. Gut überzeugt, mein Bett war für die Nacht noch frei und somit habe ich dann um eine Nacht verlängert. Am Busterminal habe ich mir dann für mittags ein Ticket nach Purmamarca gekauft und eines für den nächsten Tagn nach Salta. Ich hatte aber noch Zeit und habe mich dann wieder auf meine mittlerweile sehr liebgewonnene Dachterrasse gesetzt bis mein Bus fuhr.

Dieses Mal war ich schlau und habe das Mädel im Bus neben mir gebeten mir Bescheid zu geben, wenn wir in Purmamarca sind, damit ich nicht wieder Ewigkeiten in die falsche Richtung fahre. Nach 25 Minuten waren wir schon in Purmamarca angekommen und sind dabei noch an Maimará vorbeigefahren, das für seinen Friedhof am Hang als Postkartenmotiv bekannt ist.

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Der Friedhof von Maimará (Foto aus dem Bus)

In Purmamarca angekommen, hat mir das kleine Dorf mit 510 Einwohnern (wer zählt das eigentlich nach?) sofort gefallen. Jeden Tag verkaufen unzählige Geschäfte in den Straßen und Stände am Hauptplatz ihre Webwaren und Souvenirs. Da habe ich dieses Mal doch gleich zugeschlagen, muss dann demnächst mal eine Post suchen, um das heim zu schicken. Mama, Papa, also nicht wundern, wenn da in den nächsten 2 Monaten mal ein Paket ankommt.

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Jede Menge Zeugs in Purmamarca

Neben all dem Konsum hat Purmamarca auch landschaftlich noch etwas zu bieten, denn es liegt am Cerro de Los Siete Colores – dem Hügel der sieben Farben. Er hat ebenfalls eine außergewöhnliche gezackte Form und schimmert in mehreren Farben. Man kann ganz einfach ca. 1 Stunde um den Berg herumlaufen, was ich dann auch getan habe nachdem ich mir Empanada und eine Coca Cola Life gegönnt habe.

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Am und um den „Cerro de Los Siete Colores“

Das war mal zur Abwechslung ein angenehmer und vor allem ebenerdiger Spaziergang. 🙂 Auf dem Weg kommt man auch am Friedhof von Purmamarca vorbei, der wie der von Marimará recht malerisch an einen Berg geschmiegt liegt.

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Friedhof Purmamarca

Nun war leider gerade der Bus abgefahren, so dass ich in den verbliebenen 50 Minuten noch durch fast alle restlichen verbliebenen Geschäfte geschlendert bin, habe aber nichts mehr gefunden. Mit dem Bus bin ich dann abends wieder in Tilcara angekommen, dieses Mal wusste ich ja auch wo ich aussteigen muss. 🙂 Im Hostel angekommen habe ich mich auf der Dachterrasse mit Agustin unterhalten bis es wieder zu kalt wurde. Der Plan war aber eh später in ein Restaurant in Tilcara zu gehen und bis dahin habe ich mal meine Fotos vom iPad gelöscht, das kein Megabyte Speicherplatz mehr frei hatte. So sind wir dann später los in ein Restaurant, das ich vorher schon gesehen hatte als ich das erste Mal in Tilcara war. Zum Glück waren wir gegen halb Neun dort, denn der Laden war total voll und wir mussten auch etwas warten bis wir bestellen konnten, aber dafür war das Essen dann echt gut und leider auch der Wein. Dieses Mal habe ich dann übrigens Lama gegessen, wieder Milanesa mit kleinen angebratenen Kartoffeln. Zum Essen kann man zu zweit ja mal zwei Flaschen Wein trinken nicht wahr. Nun im Restaurant gab es dann auch Livemusik, die Band bestehend aus zwei Argentiniern muss wohl auch ganz lustig gewesen sein, da das Publikum dauernd gelacht hat. Ab und zu habe ich auch mal was verstanden, aber bis ich das Spanischlevel erreicht habe, dauert wohl noch ein wenig.

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Die Band…

Interessant war die Zwischeneinlage von einem anderen Argentinier, der mit Schlapphut eine Art argentinisches Digeridoo gespielt hat, nur das man das waagrecht durch die Luft hält und es unwahrscheinlich schwer sein muss das Instrument spielen zu können. Gut ich gebs an der Stelle zu, die dritte Flasche Wein war meine Idee, aber am nächsten Tag habe ich das auch als eine meiner weniger guten Ideen eingestuft… beim Rauchen vor der Bar haben wir uns noch nett mit anderen Gästen aus dem Lokal sowie dem Spieler dieses ungewöhnlichen Instrumentes unterhalten. So entstand der Plan noch weiterzuziehen, aber das haben wir dann doch sein lassen. Feuchfröhlich endete somit dieser Tag und am nächsten habe ich nicht viel gemacht außer am Busbahnhof zu liegen und auf meinen Bus nach Salta zu warten.

Tilcara II: auf zum Wasserfall

Letzten Freitag hatte ich dann endlich den Absprung aus Humahuaca geschafft. Gegen 11 Uhr habe ich den lokalen Bus genommen und bin nach Tilcara gefahren – da kannte ich mich mittlerweile ja auch schon etwas aus. 🙂 Zu Fuß bin ich dann zu meinem Hostel La Albahaca und konnte gleich einchecken. Das Hostel sieht von außen noch nicht wirklich fertig gestellt aus, ist aber innen drin sehr hübsch und zudem auch noch billig (45 Pesos für eine Nacht inkl. Frühstück).

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La Albahaca Hostel

Der Dorm war sehr niedlich, nur vier Betten, von denen aber alle (inkl. mir) besetzt waren. Im Zimmer habe ich mich dann mit Agustin aus Buenos Aires unterhalten und glücklicher Weise ging das sogar auf Englisch. Ich musste dann aber los, weil ich mir vorgenommen hatte an diesem Tag zum Garganta del Diablo, einem Wasserfall, zu laufen. Angeblich ist der Weg 7 Kilometer lang, aber so ganz kann das nicht hinhauen, denn nach gefühlten 5 Minuten kam ich zu diesem Schild.

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Noch 4 Kilometer vor mir

Leider kam danach kein Schild mehr und ich finde es eigentlich immer ganz nett zwischendrin mal einen Einblick zu bekommen wie weit ich schon bin. Denn der Weg war natürlich wieder steil bergauf und das in der prallen Sonne, hatte leider meine Mütze vergessen, was einen leichten Sonnenbrand zur Folge hatte. Allerdings diese Mühen haben sich schon gelohnt, die Landschaft war sehr hübsch anzusehen.

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Der Weg & der Ausblick

Zwischendrin war ich aber kurz davor umzudrehen, bis ich dann auf einmal doch fast da war. Kurzzeitig verwirrt, ob der Wasserfall wirklich dort sein könnte, war mir dann aber sicher als ich 5 Pesos Eintritt zahlen sollte. Nun fand ich den Wasserfall leider überhaupt nicht spektakulär, der Weg war um einiges betrachtenswerter.

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Dort saß auch nur ein Mädel mit dem ich mich ganz kurz unterhalten habe. Interssant war, dass einer der vielen von Touristen aufgetürmten Steinhaufen direkt am Wasserfall halb zusammen gefallen ist, wir haben das dann auf die Kraft von Pachamama zurück geführt.

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Zerstört von Pachamama

Ich bin dann noch kurz in den Canyon gelaufen, aber ich gebe es zu, auch nicht den gesamten Weg, ich hatte Hunger.

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Am Garganta del Diablo

Aufgrund des dringenden Bedürfnisses nach Nahrung habe ich mich dann schnell auf den Rückweg gemacht und war tatsächlich in 40 Minuten wieder im Stadtzentrum von Tilcara. Dort saß ich dann nett in der Sonne und habe ein Milanesa Neapolitana gegessen, sehr lecker war das – wie Schnitzel mit Käse und Schinken überbacken. Allein war ich auch nicht, zwei Hunde haben mir Gesellschaft geleistet. Ab dem Moment in dem mein Essen auf dem Tisch stand waren sie treue Begleiter – beide haben dann auch was abbekommen. Kurzzeitig war großer Aufruhr vor dem Restaurant, da ein kleines Mädchen von einem Auto angefahren wurde. Es waren aber sofort Polizei und Krankenwagen vor Ort und so wie ich das gesehen habe, ist ihr nichts richtig schlimmes passiert, nur stand sie natürlich total unter Schock. Die Hälte der Anwesenden Passanten ebenfalls…

Bei einem Eis im Laden nebenan habe ich dann Maria kennen gelernt. Sie kommt eigentlich aus Buenos Aires, arbeitet aber in Tilcara und da wir uns so nett unterhalten haben, hat sie mich auch gleich auf einen Tee eingeladen – für später. Ich bin aber nicht hin, das Ganze war sehr locker gehalten und ich war an dem Tag ehrlicher Weise recht unmotiviert für rein spanische Konservationen. Lustiger Weise habe ich auf dem Rückweg zum Hostel das Mädel vom Wasserfall wiedergetroffen, die mir dann erzählt hat, dass ich über diesen ersten Wasserfall hätte drüber laufen sollen, um zum eigentlichen Wasserfall zu kommen. Angeblich war der aber auch nicht so spektakulär…naja, zurücklaufen war zumindest mal keine Option für mich.

Im Hostel habe ich mich dann auf die Dachterrasse gesetzt bis es dafür zu kalt wurde. Im Zimmer waren außer Agustin und mir noch ein Holländer, dessen Name, glaube ich Peter war und ein Mädel mit dem ich mich aber gar nicht unterhalten habe. Peter war auch sehr nett und wir haben uns über Argentinien unterhalten. Eigentlich war geplant in der Stadt Essen zu gehen, aber Agustin eröffnete uns dann, dass der Hostelbesitzer Pablo kochen würde und wenn wir wollten, könnten wir alle mitessen. Fand ich ne super Idee, da ich in meinem oberen Stockbett jedes unnötige Herunterklettern vermeide und da somit liegen geblieben bin, ich habe nämlich auch noch den echt guten Film „3 Zimmer, Küche, Bad“ geschaut. Jedes Mal, wenn Agustin dann ins Zimmer kam, dachte ich ja, es heißt jetzt „Essen ist fertig“ – nee, die Ansage war mehrmals 15, 20 Minuten noch. Zum Glück war ich nicht so hungrig, da mein Mittagessen recht spät war. Agustin war zwar der festen Überzeugung, dass ich hungrig gewesen wäre, aber dafür habe ich zu viel gesprochen. Irgendwann war es dann aber soweit und es gab Hackfleischbällchen in Tomatensoße mit Kartoffelbrei, sehr lecker. Und natürlich Wein. 🙂 Ich war aber von meinem kleinen Spaziergang so müde, dass ich mich dann ganz schnell ins Bett gelegt habe. Und somit endete mein erster richtiger Tag in Tilcara und da ich am nächsten Tag einen Tagesausflug nach Purmamarca gemacht habe, gibts dafür einen neuen Artikel.

Casabindo: Toreo de la Vincha

So, nun komme ich endlich zur Auflösung des lang gehegten Geheimnisses weshalb ich denn noch länger in Humahuaca geblieben bin. Am 15. August findet nämlich im kleinen Dorf Casabindo jedes Jahr ein seltsames Schauspiel statt. Stierkämpfe sind in Argentinien (an dieser Stelle Applaus dafür!) schon lange verboten, aber zu Mariä Himmelfahrt versuchen sich in Casabindo jährlich Männer jeden Alters daran sich mit den Stieren zu messen. Das Ziel ist es dem Stier, der an seinen Hörnern ein rotes Band mit drei eingearbeiteten Münzen trägt, dieses zu entreißen. Dabei steht den Toreros nur ein rotes Tuch zur Ablenkung des Stieres zur Verfügung. Wem es gelingt, der darf das Band anschließend der Jungfrau Maria opfern. Dem Stier passiert bei dem ganzen nichts, außer das er sich vielleicht fragt warum andauernd jemand mit einem roten Tuch vor seiner Nase rumwedelt.

Da ich in der Nähe von Casabindo war, dachte ich mir, dass es bestimmt interessant ist bei so einem Fest mal dabei zu sein, also habe ich mich dem Ausflug, den das Hostel organisiert hat, angeschlossen. Sehr früh ging es los, da die Fahrt ca. 3 Stunden dauern sollte. Casabindo ist gar nicht so weit von Humahuaca, allerdings ist die Straße eher bolivianischer Qualität und deshalb dauert der Weg doch etwas länger. Aus unserem Hostel sind eigentlich fast alle mit: Jan, die drei Engländer und ich. Um 6:30 Uhr klingelte unser Wecker, denn wir sollten um 7:00 Uhr abgeholt werden. Sehr zu unserem Unmut kam der Fahrer eine halbe Stunde zu spät, sonst ja kein Problem, aber die hätten wir auch schlafen können. Aber gut, nach dem Einsammeln weiterer Gäste aus anderen Hostels ging es dann los zu unserem kleinen Ausflug. Auf der Fahrt habe ich noch einmal ein wenig geschlafen und die drei Stunden gingen ziemlich gut rum und da waren wir dann auch schon:

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Angekommen in Casabindo

Nun geht das eigentliche Spektakel erst um 15 Uhr los, wir waren aber schon um 11 Uhr an unserem Ziel angekommen. Der Grund dafür war, dass es nicht soo viele Sitzplätze um die Arena gab und wir deshalb unsere Plätze freihalten mussten. Wie ich später erfahren habe, hat das Ganze sogar Eintritt gekostet 25 Argentinische Pesos, nur dass ich die nicht bezahlt habe, muss da gerade auf Toilette gewesen sein als die Dame mit den Eintrittskarten rum ging.

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Die Arena

Die Zeit habe ich mir dann mit einer meiner Lieblingsbeschäftigung vertrieben: essen. Sehr leckere Tortillas gabs da zu essen, in diesem Fall waren das Teigtaschen gefüllt mit Käse und Schinken, sehr zu empfehlen. Außerdem gab es noch Waffelrollen gefüllt mit Dulce de Leche – yummy. Zu bemängeln war, dass die Waffel in der Mitte nicht mit Dulce de Leche gefüllt war! Aber gut, dafür war sie echt groß und hat nur 5 Pesos gekostet. Auf meinen Antrieb hin, sind Adrian und ich dann auch mal los und haben Bier gekauft. Was gar nicht mal so leicht war, denn erstens gibt es hier standardmäßig eher größere Bierflaschen, sprich 1 Liter (undhandlich) und zweitens wollte mir die Dame die Flaschen nicht mitgeben, weil es Pfandflaschen waren. Bis wir ihr dann erklärt haben, dass wir den Pfand auch bezahlen und sie uns den wiedergibt, wenn wir die Flaschen zurückbringen, verging etwas Zeit. Am Ende hatten wir aber drei kühle Flaschen Bier und ich war glücklich. 🙂 Ich dachte ja eh bei diesem Fest wird mehr getrunken… es blieb unglaublicher Weise bei den drei Bier und die haben wir auch noch geteilt. Aber so ging die Zeit wenigstens ein wenig rum…

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Die Reisegruppe: Adrian (links), Jan (rechts), zwei argentinische Mädels aus dem Bus (unten)

Auf unserem Weg zur Bierbeschaffung hatten wir Glück, denn der Umzug zur Ehrung der Jungfrau Maria fing gerade an und nahm seinen Weg durch das kleine 150 Seelendorf.

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Der Umzug zu Ehren der Virgen Maria

Und dann ging es endlich los! Die Toreros waren leider nicht wirklich festlich angezogen, sondern stellten sich dem Stier in eher alltagstauglicher Bekleidung. Die Stimmung und der Moment als der erste Stier in die Arena gelassen wurde, war dann schon besonders. Allerdings hatte das arme Vieh mehr Angst als der Torero und ist ständig zurück zum Tor, um aus der Arena zu flüchten. 🙂

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Mögen die Spiele beginnen

Der Torero hat es dann auch geschafft dem Stier das Band mit den drei Münzen abzunehmen und das Tierchen wurde danach wieder zurück zu seiner Herde geführt. Nun ist es schon interessant zu sehen wie der Mensch doch tickt, denn man hat sich schon irgendwie gewünscht, dass jetzt mal was passiert und der Stier in Angriffsstellung übergeht. Gleichzeitig war auch interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Stiere waren, denn manche sind sofort auf den Torero los gestürmt, andere hat das Ganze gar nicht gekümmert. Hier mal ein paar der spektakuläreren Bilder der Geschehnisse:

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Ich kann beruhigen: niemandem ist was ernsthaftes passiert

Unter den Toreros war auch ein Tourist, den man sehr eindeutig an seiner Kleidung identifizieren konnte. Auch der hat es überlebt, nur seine Hose ist durch eines der Hörner des Stieres aufgerissen worden und er hat eine Schramme am Oberschenkel hinzugefügt bekommen. Ansonsten sahen die Zusammenstöße Stier – Mensch manchmal doch echt böse aus, aber immer wenn einer der Toreros am Boden lag und der Stier auf ihn los ging, sind andere Toreros gekommen die den Stier wieder abgelenkt haben. Beeindruckend war, dass ein 14-jähriger ebenfalls mitmachen durfte (bei den oberen Bildern ist er auf Bild 1 zu sehen). Sein Stier war aber auch noch klein und hatte noch nicht so wirklich große Hörner. Wenn ich mich recht erinnere, wurde auch allen Stieren das Band abgenommen.

Das Ganze war schon außergewöhnlich zu sehen und hat Spaß gemacht, wobei nach dem 6. Stier die Szenerie doch wiederholend ist. Zudem saßen wir den ganzen Tag in der Sonne, weshalb wir wohl alle etwas rot nach Hause gekommen sind. Nachdem das Fest vorbei war, habe ich noch schnell ein paar Souvenirs gekauft, das Bier zurück gebracht und wir machten uns pünktlich auf den Nachhauseweg. Im Hostel habe ich mich dann ziemlich direkt ins Bett gelegt, am nächsten Tag sollte ich nämlich endlich meine Weiterreise nach Tilcara antreten.

Tilcara I: „No Hay“

Nachdem ich am gestrigen Tag ja eher untätig war, stand an diesem Tag doch einiges auf dem Programm. Da wir am nächsten Tag einen Ausflug mit dem Hostel geplant hatten, bin ich allerdings nur für einen Tagesausflug nach Tilcara gefahren und habe abends wieder in Humahuaca übernachtet.

Jan, den ich aus dem Hostel kannte, hatte an dem Tag ebenfalls vor sich Tilcara anzuschauen, allerdings wollte er die Wanderung zum Garganta del Diabolo (einem Wasserfall) laufen, so dass wir erst einmal nur gemeinsam Bus gefahren sind. Nach dem Frühstück hatten wir gerade den Bus verpasst, so dass wir 40 Minuten am Busbahnhof warten mussten. Die Zeit beim Warten und die 1-stündige Busfahrt haben wir aber gut rumbekommen, da Jan unbedingt Deutsch lernen möchte und wir so zusammen fließig Verben konjugiert haben. 🙂

In Tilcara angekommen, sind wir zunächst zu den Pucará Ruinen. Da Jan ja Spanier ist und dunkelhaarig war, hat uns der Pförtner für Argentinier gehalten und wir mussten nur 15 Pesos Eintritt bezahlen, anstatt 30 wie es eigentlich für nicht Südamerikaner der Fall gewesen wäre. Allerdings ist Argentinien jetzt kurzzeitig für mich günstig, da ich bei einer Freundin von Adrian Dollar gewechselt habe und das zu einem echt guten Kurs. Da die Argentinier irgendwie keine Fremdwährung besitzen dürfen, bekommt man auf dem Schwarzmarkt aktuell für Euro und Dollar unverschämt gute Wechselkurse. Hätte ich mal dran gedacht in Bolivien noch mehr Dollar abzuheben… – das nur als kleine Zusatzinformation, falls jemand demnächst vorhaben sollte ins das wunderschöne Argentinien zu reisen.

Aber zurück zu den Ruinen, die eine rekonstruierte präkolumbianische Festung war.

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Der Weg zu den Pucará Ruinen

In den bereits erwähnten 15 Pesos ist sowohl der Eintritt zu den Ruinen, einem Museum und dem botanischen Garten direkt vor den Ruinen inkludiert. Der botanische Garten ist allerdings mehr ein Kaktusgarten. 🙂

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Der botanische Garten in Tilcara

Die Rekonstruktion der Ruinen ist an manchen Stellen allerdings recht frei interpretiert worden und am Standort der Plaza, die dort hingehören würde, steht ein Denkmal für die Archäologen, die Pucará entdeckt haben.

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Das „fragwürdige“ Denkmal

Trotzdem hat man von den Ruinen aus einen wunderschönen Ausblick und das Laufen durch die riesengroßen Kakteen hat Spaß gemacht.

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Der Weg, die Kakteen, Jan & ich

An dem Platz wo das letzte Foto entstanden ist, hat Jan dann Hobbyfotograf gespielt und sämtlichen Touristen angeboten hat sie zu fotografieren, haben wir da oben einige Minuten zugebracht. Auch wenn der Himmel sehr sehr blau ist und die Sonne geschienen hat, da oben wars dann doch ganz gut windig. So dass wir uns dann an den Abstieg gemacht haben. Auf dem Weg zu den Ruinen überquert man eine Brücke und an dieser geht auch der Weg zum Garganta del Diabolo ab, so dass wir dann da doch gemeinsam in diese Richtung hochgelaufen sind.

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Die Brücke – kreativere Bildunterschrift hab ich grad nicht

Nach einem stetig bergauf gehenden Weg kamen wir dann zu einem Schild, das uns sagte, dass es bis zu unserem Ziel noch 4 Kilometer wären, also haben wir das sein lassen und sind stattdessen dem Autoweg zum Garganta del Diabolo gefolgt und haben von dort Fotos von der Aussicht gemacht.

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Noch mehr Aussicht auf Tilcara & Umgebung

Auf einem eher inoffiziellen Weg sind wir den Berg dann wieder heruntergestiegen und haben Caravana de Llamas einen Besuch abgestattet. Das ist ein Touranbieter, der Trekking mit, ja welch Überraschung, Lamas anbietet. Jan hatte sich mittlerweile auch gegen die Wanderung und für die Lamas entschieden. 🙂 Lamas kann man allerdings nicht reiten, sie tragen nur die Ausrüstung der Wanderer. Ich hatte vorher schon mit der Agentur geemailt und da sie keine längeren Trekkings an meinen möglichen Terminen hatten, haben Jan und ich dann das 90-minütige Tilcara & Umgebungspaket gebucht. Das hatte zeitlich perfekt gepasst, denn wir hatten noch 1,5 Stunden Zeit bis wir bei den Lamas zurück sein mussten und konnten so an der Plaza Tilcaras was essen.

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Die Kirche an der Hauptplaza in Tilcara

Bei einem Restaurant, das uns der Besitzr der Lamaagentur empfohlen hatte, sind wir dann eingekehrt. Und nun kommen wir auch zur Erklärung der Headline, denn als wir bestellen wollten, kam zu allem was Jan wollte „no hay“, zu Deutsch „haben wir nicht“, außerdem musste die Kellnerin jedes Mal erst in die Küche gehen und nachfragen, ob den das ein oder andere Gericht verfügbar wäre. Irgendwann hatte Jan dann was gefunden und als ich bestellen wollte, hieß es gleich beim ersten Versuch „no hay“, daraufhin habe ich dann gefragt, was sie denn hätten, das musste die Frau auch lachen. Am Ende gab’s Carne Milanesa für mich, ist im Endeffekt ein Schnitzel, sehr sehr dünn geklopft mit Pommes. Das Essen war lecker und danach sind wir wieder los zu den Lamas. 🙂

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Bei Caravana de LLamas

Jan war sich noch einen Kaffee holen und kam etwas zu spät (die Südländer…), naja, aber am Ende hat jeder sein Lama zugeteilt bekommen. Meines hieß Churu, hoffe ich schreibe das richtig, das ist Quechua und heißt „gut“. Wir haben auch echt gut zusammen gepasst, denn Churu hat die ganzen anderthalb Stunden über vor sich hin gemuht. Also, nicht richtig gemuht, so wie Lamas halt muhen, aber er war zumindest nicht still.

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„Mein“ Lama: Churu

Ich muss gestehen so viel habe ich bei der kleinen Wanderung von der Landschaft gar nicht mitbekommen, weil ich das so toll fand mit meinem Lama durch die Straßen zu laufen. Das hat wirklich richtig Spaß gemacht und für 150 Pesos fand ich das auch okay. Deshalb gibt es an dieser Stelle gar nicht so viel zu erzählen, sondern wir lassen mal die Bilder sprechen.

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Beim Lama Trekking

So sieht es übrigens aus, wenn das Lama mit seinem Touristen Gassi geht:

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Nach der Rückkehr auf den kleinen oder eher großen Lamabauernhof, gab es für alle noch Snacks und Getränke. War richtig lecker, es gab richtigen Käse, den dieser Bauernhof selbst herstellt, getrocknete Bananen, Nüsse und natürlich Mate. Das ist, glaube ich, für jeden Argentiniern Pflicht immer seinen Matebecher, Trinkhalm und heißes Wasser dabei zu haben. Man brüht den Tee super heiß ohne Filter auf und trinkt dann, das Becherle wird dann in der Runde weiter gegeben. Das Zeug schmeckt super bitter, aber ich hatte schon gelesen, dass man seinen Mate beim ersten Mal hasst und ihm danach verfällt. Mal schaun, bisher habe ich keinen mehr getrunken. 🙂

Nach dieser wirklich sehr netten Nachmittagsbeschäftigung haben wir dann einen Bus zurück nach Humahuaca genommen. Leider saßen mit uns im Bus zwei Halbstarke, die in einer Lautstärke schlechte Musik gehört haben, dass ich leicht grundaggressiv wurde. Mein Versuch mit Slipknot und meinem iPhone gegen-Musik zu machen, ist leider kläglich gescheitert. Naja, zu Hause wieder angekommen, war es mittlerweile schon 20 Uhr. Die freudige Nachricht: Adrian kocht, die unfreudige: es wird ca. 23 Uhr – grummel, naja beschwert man sich ja nicht, aber eigentlich hätte ich auch direkt ins Bett fallen können. Am nächsten Tag hieß es auch wieder unverschämt früh raus, denn da sollte unser Ausflug zu einem besonderen Ereignis stattfinden…

Humahuaca: schöner geht’s fast nicht

Wo war ich stehen geblieben beim letzten Mal, ach ja: Traum. 🙂 Die Tatsache, dass ich anstatt einer Nacht nun insgesamt 5 Nächte hier im Hostel La Humahuacasa geblieben bin, spricht wohl schon für sich. Am Busbahnhof hat mich Maggie angesprochen und wir wollten beide in das besagte Hostel und ab dem Moment haben wir uns so gut verstanden, dass es eine Schande ist, dass wir in exakt entgegengesetzte Richtungen reisen und nur in Humahuaca (ja, es ist ein unaussprechlicher Name!) gleichzeitig waren. Bei unserer Ankunft begrüßte uns Adrian, Schweizer, der für ein halbes Jahr in Argentinien im Hostel bei einer Freundin, der Besitzerin Paula arbeitet und das restliche Jahr in der Schweiz verbringt. Schön war es alles auf Deutsch erklärt zu bekommen. Da Maggie und ich beide Hunger hatten sind wir erstmal los, um was zu Essen und uns über unsere Reiseziele auszutauschen. Bei leckeren Empanadas habe ich ihr so ziemlich alle Highlights meiner Reise erzählt und sie hat mir verraten wo ich in Salta Dollars zu einem guten Kurs wechseln kann.

Danach haben wir uns aufgemacht, um die Stadt zu erkunden. Vorbei gekommen sind wir dabei an der Iglesia Catedral Nuestra Sra. de la Candelaria und der hübschen kleinen Plaza in Humahuaca. Gleich neben der Kathedrale steht das „geschmacklose“ Monumento a los Héroes de la Independencia – wirklich hübsch ist es wahrlich nicht, aber dafür von einem Bildhauer aus Tilcara entworfen worden – Tilcara, war das kleine Städtchen in dem ich aus Versehen vorher gelandet war.

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Erste Eindrücke aus Humahuaca

Im Humahuaca gibt es einen hübschen Aussichtspunkt bei einem alten Friedhof, von dem aus wir uns den Sonnenuntergang angeschaut haben. Natürlich mussten wir bis dort erst noch ein Stückerl laufen, natürlich auch bergauf und da wir beide echte Orientierungsprofis waren, haben wir uns erst noch mal kurz verlaufen. Aber am Ende konnten wir den Sonnenuntergang von unserem Plätzen der Virgen de la Medalla Milagrosa aus genießen. Mit dem Untergehen der Sonne wird es hier aber schlagartig kalt, so dass wir uns schnell auf den nach Hauseweg gemacht haben.

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Der Weg & der Sonnenuntergang

Im Hostel war zu dieser Zeit noch eine französische Familie bestehend aus der Mutter Silvie, dem Sohn Felix und dem anderen Sohn Quentin, der 6 Monate in Buenos Aires verbracht hat und gerade Besuch von seinen Lieben hatte. Außerdem war noch ein französisches Pärchen da. An diesem Abend haben die Franzosen eine Suppe und Tortilla gekocht, bei der wir mitessen durften. Der Abend war unwahrscheinlich nett, wir haben Karten gespielt, uns unterhalten und viel gelacht. Richtig toll. 🙂 Am nächsten Tag sind Maggie und ich dann abgeholt worden, um uns die Ruinen Coctaca anzuschauen. Das sind uralte Inkaterrassen, von denen aber nicht mehr so viel übrig ist, dennoch war es eine nette Vormittagsbeschäftigung.

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An den Coctaca Ruinen

Beeindruckend sind diese unwahrscheinlich alten Kakteen, die die Landschaft hier säumen. Generell bin ich total überrascht wie wunderschön es hier ist, ich habe Argentinien schon in den ersten Tagen komplett in mein Herz geschlossen und freue mich, dass ich hier noch 5 oder 6 Wochen länger habe – daran merkt man, ich habe Chile nun ganz aus meinem Plan gestrichen. Muss ja auch ein Land geben, das ich noch gar nicht gesehen habe.

Nach unserem kleinen Vormittagsausflug sind wir wieder zurück ins Hostel gegangen. Ich habe meine Blog geschrieben und mit Adrian Chorizo mit Kartoffelbrei aus dem Restaurant nebenan gegessen. Denn um 15.00 Uhr wurden wir wieder von „unserem Fahrer“ abgeholt und sind los zur Quebrada de Humahuaca. Die Quebrada ist die gesamte Landschaft hier rund um die Orte Humahuaca, Tilcara, Pucamarca und Jujuy und sie besticht durch die einzigartige Zackenform, die an Haifischzähne erinnert und das Farbenspiel der Berge.

Da nur wir zwei an diesem Tag auf sind, um uns dieses Naturschauspiel anzuschauen, sind wir mit einem älteren Pärchen zusammen erst zu deren Dorf gefahren. Dorf ist gut – es waren ziemlich genau 6 Lehmhütten im Nirgendwo. So idyllisch das mancher finden möchte, wenn ich da wohnen müsste, würde ich mich erschießen.

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Im Nirgendwo

Danach ging es dann zum Aussichtspunkt, um den Cerro de 14 colores zu bestaunen. Der Berg hat gar keine 14 Farben, war aber dennoch äußerst beeindruckend und wunderschön.

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Quebrada de Humahuaca – unter anderem: Der Berg mit 14 Farben

Im Hostel zurück gekommen, wurde beschlossen wieder für alle zu kochen. Das waren in dem Moment nur Maggie, Adrian und ich. Es gab Nudeln mit feinstem argentinischen Fleisch in Paprikasause, sehr lecker. Zu später Stunde klingelte es dann und Jan (Barcelona), Martina (Buenos Aires) und Dani (Ecuador) sind angereist. Maggie und ich haben uns danach mit Finya.de amüsiert, das kennen ja wahrscheinlich eh alle, aber es ist äußerst amüsant zu sehen wer sich da so anmeldet. Nur warum man sich den Nickname Bratschlauch oder Volleybear gibt, hat sich mir nicht erschlossen…irgendwann sind wir dann aber doch in die Heia. Kann jetzt aber sagen, dass in Frankfurt und Umgebung definitiv nix brauchbares männliches in diesem Portal vertreten ist.

Der nächste Tag fing traurig an, denn Maggie ist abgereist. Ich wollte eigentlich weiter nach Tilcara, aber fand die Möglichkeit einfach im Hostel in der Sonne zu liegen dann doch reizvoller. Mittags habe ich mich dann aber doch aufgemacht, um Geld abzuheben. Vor der Bank habe ich dann Martina aus dem Hostel getroffen, die ein wenig alternativ angehaucht war…so mit selbstgemachtem Schmuck verkaufen und ständig auf der Panflöte rumpusten. Sie war aber ganz nett, nur muss ich sagen, dass meine Motivation Konversation rein in Spanisch zu führen, gerade eher unteres Niveau erreicht hat und ich deshalb mit ihr nicht so viel geredet habe. Außerdem habe ich ein echtes Problem den argentinischen Akzent zu verstehen, weshalb ich hier doch öfters mal nachfragen muss, wenn mir was erzählt wird. Mit Martina bin ich dann aber das Indiomonument auch einmal hochgelaufen, um eine hübsche Aussicht auf Humahuaca zu haben.

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Die Aussicht vom Monumento a los Héroes de la Independencia

Hinter dem Monument sind wir durch Zufall auf den lokalen Friedhof gestoßen und Maria fand es eine super Idee den mal zu besichtigen. Im Endeffekt war das eine sehr interessante Erfahrung. Die Gräber bestehen hier aus kleinen oder auch größeren Häuschen, die mit Plastikblumen geschmückt sind, dadurch wirkt alles aber ein wenig freundlicher und bunter als bei uns zu Hause.

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Argentinischer Friedhof

Durch Zufall haben wir auf der Plaza dann noch Dani getroffen, die mit Jan Iruya, eine weitere Stadt im Nordwesten Argentiniens, die sehr schön sein soll, besucht hatte. Zu Dritt haben wir uns dann 15 Empanadas gekauft und uns an die Plaza gesetzt. Dort hatte ich dann einen neuen Freund, der so lange mein Freund war, bis es nichts mehr zu Essen gab…

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Unloyales Vieh

Zu den recht leckeren Empanadas hatte ich dann eine Coca Cola Life. Diese Cola besteht komplett (angeblich) aus natürlichen Zutaten und das Besondere: das Label ist grün! Argentinien ist für Coca Cola ein Testmarkt für das Getränk und wenn es gut läuft, wird es weltweit eingeführt.

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Neue „grüne“ Cola

Die Mädels sind dann noch an der Plaza geblieben und ich habe mich wieder dem Sonnen gewidmet. Immerhin hatte ich dann ja doch ein wenig was an dem Tag gemacht und mir den Friedhof angeschaut. Eigentlich hatte ich auch schon mein Hostel für Tilcara gebucht, aber aufgrund eines Ereignisses zwei Tage später, wollte ich dann doch im Hostel in Humahuaca bleiben. Dazu dann in einem der nächsten Berichte mehr. Ehrlich gesagt, kriege ich alles danach zeitlich nicht mehr so richtig auf die Reihe, aber ich meine, dass ich an diesem Abend mit Adrian los bin, um für das Abendessen einzukaufen. Unsere WG hatte sich übrigens mittlerweile ein wenig verändert, Dani und Martina waren abgereist, dafür hatten wir drei Engländer (2 Jungs, 1 Mädel) dazubekommen. Irgendwie hatte an dem Tag aber alles zu, was wir brauchten, so dass Adrian später noch mal alleine los musste. Da habe ich mich dann aber geweigert mitzugehen, da es an diesem Abend so **kalt war. Wir hatten nachts angeblich auch Minus 15 Grad draußen, zum Glück gabs eine Heizung im Dorm.

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Gekocht wurde dann direkt über dem Feuer des Kamins, gegessen aber erst gegen halb Zehn. Ernsthaft, das ist zu spät für mich, zum Glück hatte ich nocn Schokolade, die ich vorher essen konnte! Dennoch hatte mein ganzer Aufenthalt in Humahuaca etwas von einer WG und ich habe mich dort einfach super wohlgefühlt. Weshalb ich am nächsten Tag zwar nach Tilcara bin, aber nicht dort übernachtet habe. Dank E-Mail konnte ich meine Reservierung ohne Probleme ändern. Und somit schließt mein Bericht über mein erstes Ziel in Argentinien.

Tupiza: Wild Wild West

Nachdem ich ja mitten in der Nacht in Tupiza angekommen war, bin ich nach 4 Stunden Schlaf wieder aufgestanden, um das Frühstück in Anspruch zu nehmen. Was soll man sagen, es war typisch bolivianisch: Brot, Margarine, Marmelade (aber wie süß), Kaffee, Joghurt und eine Banane, die aber meiner Meinung nach noch etwas länger hätte an der Staude hängen können.

Nach diesem kulinarischen Highlight habe ich mich erstmal wieder hingelegt. 🙂 Zur Mittagszeit hat mich dann aber doch der Hunger nach draußen getrieben und in meiner Straße war ein italienisches Restaurant in dem es doch eine recht annehmbare Pizza gab. Danach habe ich mich aufgemacht, um Geld abzuheben. Gar nicht mal so einfach hier, 3 Automaten und keiner wollte mir Geld geben. In meiner Verzweiflung bin ich zur Prodem Bank, eine rein bolivianische Bank, die aber bei Vorlage einer Kreditkarte Geld auszahlt. Nur hatte ich meinen Pass nicht dabei, weshalb ich noch mal wieder kommen sollte – mit Pass. Das hat mir aber so gar nicht gepasst, also habe ich den einen Automaten doch noch mal mit meiner Mastercard probiert und das ging dann plötzlich. Sehr erleichtert habe ich mir dann auf der Plaza Independencia einen frischen Orangensaft gegönnt für 3,50 Bolivianos, also ca. 40 Cent. Danach habe ich noch mal schnell in der Postfiliale reingeschaut und Postkarten gekauft, das Porto nach Europa ist mit einem Euro so billig, da schreibt man doch gerne mal an die Lieben zu Hause. Die kleine Plaza ist recht hübsch und voller Leben, es werden Zeitungen verkauft, Schuhe geputzt oder musiziert.

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Nach meinem kleinen Spaziergang durch das Stadtzentrum habe ich mich aufgemacht zum Aufstieg des Cerro Corazón de Jesús gemacht, einem Aussichtspunkt Tupizas. Natürlich bin ich erstmal auf den falschen Berg draufgeklettert, ich hatte mich auch schon gewundert, dass der Weg so gar nicht begehbar ist. Nicht dass auf dem richtigen Berg eine riesengroße weiße Jesusstatue stehen würde, die mir den richtigen Weg gewiesen hätte… aber auch ich habe es noch an diesem Tag geschafft.

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Cerro Corazón de Jesús

Muss aber gestehen, oben war ich doch ziemlich aus der Puste. Tupiza liegt auch auf irgendwas über 2.000 Meter und eigentlich müsste ich die Höhe ja mittlerweile ein wenig gewöhnt sein. Oben angekommen hat man wirklich einen hübschen Ausblick, wenn nicht der gesamte Aussichtspunkt besprüht wäre – aber das ist hier generell ein Problem: kein Respekt vor Kultur auf diesem Kontinent.

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Die Aussicht auf Tupiza

Nach meinem kleinen Ausflug bin ich wieder zurück ins Hostel und habe meinen Nachmittag mit Postkarte und Blog schreiben verbracht. Zum Abendessen bin ich der Reisebibel Lonely Planet gefolgt und habe im Tú Pizza Nudeln gegessen, leider kann man diesen Tipp getrost aus dem Büchlein streichen, hat sich nicht gelohnt. Für den Nachtisch habe ich dann verzweifelt versucht ein Snickers käuflich zu erwerben, in einem kleinen Shop wurde ich dann auch fündig, die Dame hat alles mögliche an Dosenwaren und Süßigkeiten verkauft. Am Verkaufstresen hat dann ihr 12 Jahre alter Sohn ein Huhn zerlegt, sehr ansprechend. Das erste Mal in meiner gesamten Zeit hier in Südamerika habe ich dann mal den Fernseher eingeschaltet, was super war, denn es gibt hier jede Menge amerikanische Fernsehsender, die auf englisch senden mit spanischem Untertitel. 🙂

Am nächsten Tag stand dann mein 7-stündiger Reitsausflug an. Ich kam ja schon vorher irgendwann von alleine drauf, dass sieben Stunden auf einem Pferd evtl. zu gewissen Schmerzen führen könnte, aber da hatte ich schon gebucht und gezahlt. Mein Guide Orlando, 20 Jahre jung, hat mich auch fast pünktlich im Hostel um 10.00 Uhr abgeholt. Nach einem kurzen Fußweg standen da auch schon die Pferdchen: Moro, ein weißes war meines und Domino, dunkel war Orlandos.

Und los ging es, gemütlich im Schritt durch die wunderschöne Landschaft Tupizas. Nur wegen der kommt man eigentlich her, und man fühlt sich wie im wilden Westen – zumindest stell ich es mir so vor.

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Auf dem Weg hoch zu Ross

Wir haben auf unserem Weg noch eine Gruppe Reiter plus Guide an der Puerta del Diablo getroffen, 2 Franzosen mit denen ich mich auf spanisch und sogar englisch unterhalten habe. Ab diesem Treffen sind unsere Gruppen dann zusammen geritten.

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Puerta del Diablo

Zwischendurch war dann auch mal Trab angesagt, und ernsthaft: das war so anstrengend. Es war aber zum Aushalten bis man dann mal vom Pferdle abgestiegen ist und merkte, dass man ganz komisch läuft. Am Cañon del Inca haben wir dann Mittagspause gemacht. Dort ging allerdings so ein Wind, dass die Tupperdose mit meinem Essen am Ende leicht gefüllt war mit Sand.

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„Leichter“ Wind

Aber das Essen war wirklich lecker, Reis (ok, der is halt obligatorisch), Frikadellen und ein Spiegelei, konnt ich mich nicht beschweren. War aber schwierig zu essen mit Wind, so dass wir uns irgendwann hinter eine verfallene Ruine gesetzt haben – so viel besser wars da aber auch nicht. Ab dem nächsten Moment wo ich wieder auf dem Getier saß, fing schon langsam meine Oberschenkelinnenmuskulatur (tolles Wort, benutzt man viel zu selten im aktiven Sprachgebrauch) an zu rebellieren, aber es lagen ja noch ein paar Stunden vor uns…

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La Torre

Die Landschaft war wirklich sehr schön, aber immer wenn der Trab wieder anstand, hatte ich doch schon leichte Probleme mich auf dem Tier zu halten, meine Kraft war einfach weg. Galopp ging, das hat richtig Spaß gemacht, aber so ein Pferd wird ja auch irgendwann wieder langsamer. Wie ihr seht ich habe es aber überlebt.

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Ach ja, durchs Wasser gings auch!

Am Ende war ich wirklich erleichtert, als wir wieder am Ausgangspunkt ankamen. Die Franzosen hatten sich kurz vorher in eine andere Richtung verabschiedet und ritten davon. Nicht so toll fand ich allerdings, dass ich dann alleine zurück zum Hostel laufen musste, als ob ich mir den Weg gemerkt hätte?! Habe ihn aber gefunden und war schon stolz auf meinen Orientierungssinn, vielleicht hat der ja auch was von der Reise und bessert sich. Im Hostel angekommen, hab ich mich erstmal nur hingelegt. Zum zweiten Mal an diesem Tag musste ich dann duschen, denn ich war von oben bis unten voll mit Staub. Danach hab ich es tatsächlich noch zum Post Office geschafft, um die Karten abzugeben, denn der Plan war am nächsten Tag nach Argentinien weiter zu reisen, wo sie mir meine bolivianischen Karten wohl kaum transportiert hätten. Gott, mir tat alles so weh beim Laufen – ja, ihr dürft denken, dass ich pinze, aber es war schlimm! So! Zum Abendessen bin ich wieder in mein italienisches Restaurant gegangen und habe dort auch mal Nudeln in Käsesauce probiert, waren um Längen besser als in der Lonely Planet Empfehlung und billiger. Den Abend habe ich dann mit vier Folgen „The Bachelor“ aus den USA, Staffel 14 ausklingen lassen, hach Trash TV, is auch mal schön nach vier Monaten.

Dann kam der nächste Morgen: der Wecker klingelte um 6:30 Uhr, so früh weil ich am Abend vorher nicht mehr in der Lage war zu Packen. Ich war aber an diesem Morgen auch nicht in der Lage aufzustehen, ich hatte solchen Muskelkater in Beinen und Rücken, dass ich mich nicht bewegen konnte. Abgesehen davon war ich schlagskaputt und konnte mir nicht vorstellen, mit meinem 16-18 Kilo-Rucksack über die argentinische Grenze zu laufen. Hier gibt’s nämlich leider keinen Bus, der den Rucksack bequem über die Grenze fährt, während man selbst den Papierkram erledigt. Zumal hatte ich gelesen, dass die Grenze bei Villazón sehr chaotisch ist und die Argentinier manchmal Stunden benötigen, um das Gepäck zu checken. Kurzum: ich bin liegen geblieben, habe mich irgendwann aufgerafft zu fragen, ob ich noch eine Nacht länger bleiben kann und hab ich mich wieder hingelegt. Zum Frühstück hab ich es dann auch noch mal geschafft, aber ansonsten war mein Bett mein zu Hause für diesen Tag. Ich habe gelesen, diesem Blog ein paar sinnlose Kategorien zugefügt und Dinge erledigt, die ich schon lange vorhatte. Sehr erholsam und ehrlicher Weise sowas brauchts auch zwischendurch mal beim Reisen.

Allerdings hatte ich natürlich irgendwann Hunger, was doof war, denn Samstag Nachmittag hat hier fast alles zu. Ein Restaurant habe ich wieder verlassen, nachdem sie a) keine Cola Light hatten (stand auf der Karte) b) kein Wasser mit Kohlensäure (stand auf der Karte) und c) keine Lasagne. Wer sich übrigens denkt, warum die Frau ständig italienisch isst, ich kann leider auch mit der bolivianischen Küche nicht viel anfangen und ja, ich meide sie. Generell muss ich sagen, Bolivien hat wirklich wunderschöne Ecken, aber ich bin mit Bolivien und auch Peru nie so richtig warm geworden wie mit Kolumbien, das bisher immer noch mein absoluter Favorit in Südamerika ist.

Nun ja, abends bin ich dann wieder in mein Stammlokal, habe eine große Pizza und zwei Gläser trinkbaren Rotwein bestellt und mich danach wieder auf den Heimweg gemacht. Auf diesem habe ich noch schnell zwei Snickers gekauft. Eigentlich nicht erwähnenswert, außer dass hier keiner in der Lage ist ohne Taschenrechner zu rechnen. Die Dame war aber grad in Eile und hat deshalb im Kopf gerechnet anstatt den Taschenrechner zu suchen und somit hat sie mir spontan 15 Bolivianos zu viel rausgegeben. Vorher habe ich, wenn so was passiert ist, immer was gesagt, aber irgendwann war mir das dann auch zu blöd. Der Typ von der Pizzeria hatte sich sogar mit Taschenrechner verrechnet, aber gut dem habe ich 12 Bolivianos Trinkgeld da gelassen. Die Bolivianos mussten ja weg, dachte ich, da ich davon ausging, dass mir die keiner wechseln wird, wurde aber am nächsten Tag eines besseren belehrt. Früh bin ich an dem Abend ins Bett, denn für Sonntag stand der Grenzübertritt wirklich fest im Programm. Gepackt hatte ich nachmittags schon, so konnte ich bis 7 Uhr schlafen und habe mich nach dem Frühstück zu Fuß auf den 5minütigen Weg zum Busterminal gemacht. Das Hostel hatte ich auch schon am Tag vorher bezahlt und zu meiner positiven Überraschung kostete das Zimmer nur 7,50 € pro Nacht anstatt 10 €. 🙂

Zur Grenze nach Villazón kann man entweder mit dem Bus fahren, was ca. 2 Stunden dauert, aber auch nur 10 oder 15 Bolivianos kostet oder man nimmt ein kleines Microtaxi für 25 und ist in einer Stunde da. Am Bahnhof schreien einem Leute schon Villazón entgegen, nach 10 Minuten waren alle Plätze im Microtaxi besetzt und los gings Richtung argentinische Grenze.

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Mein Micotaxi

In Villazón haben mir schon gleich Leute versucht Bustickets zu verkaufen, aber davon habe ich Abstand genommen, am Ende gibts gar keinen Bus, das hatte ich schon von anderen gehört bzw. gelesen. Ca. 10 Minuten bin ich dann zur Grenze gelaufen und habe auf dem Weg für meine 200 Bolivianos noch 259 Argentinische Pesos bekommen, was ein Traumkurs war: denn 9 Bolivianos sind ein Euro, aber nur 6 Pesos entsprechen dem selben Wert. Deshalb war ich sehr positiv überrascht, dass ich so viele Pesos bekommen habe. Der Grenzübertritt war komplett unproblematisch, Bolivien hat mir meinen Ausreisestempel gegeben und Argentinien hat für mich den Imigrationszettel ausgefüllt und mir ein 90 Tage Visa gegeben. Ich mag Argentinien. 🙂

Schwieriger wars dann ein Taxi auf der argentinischen Seite zu bekommen, deshalb habe ich mir dann mit einem argentinischen Pärchen ein Taxi geteilt, das ebenfalls zum Busterminal wollte. Am Busbahnhof wurde ich, natürlich, gleich wieder angesprochen, ob ich nach Salta will. Ich wollte aber nach Humahuaca, was nur 2,5 Stunden von der Grenze entfernt ist. Zu meinem Glück, ein Bus fuhr gerade los in diese Richtung und noch besser ich konnte mein Ticket mit meinen letzten Bolivianos bezahlen.

Nicht so schön war, dass mir keiner Bescheid gesagt hat, als wir in Humahuaca angekommen waren. Irgendwann bemerkte ich, dass wir durch Städte fahren, die hinter Humahuaca liegen. Panisch habe ich den Busfahrer und seinen Hansel gefragt, was da los ist. Das Gespräch war äußerst sinnlos und am Ende hieß es in „20, 30 Minuten“ wären wir dort. Ich habe das komplett nicht verstanden, weil das geografisch einfach keinen Sinn gemacht hat. Tja, meine Intuition hat mich nicht getäuscht, die haben mich dann einfach in Tilcara, 42 km entfernt von Humahuaca rausgelassen und ich durfte zum Busterminal laufen und mir ein neues Ticket von Tilcara nach Humahuaca kaufen. Super! Ich hatte schon überlegt einfach in Tilcara zu bleiben, aber ich hatte mein Hostel in Tilcara schon und dort hin zu gehen, war eine meiner besten Entscheidungen wie sich rausstellen sollte. Ehrlich gesagt, ich habe ja schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass mir so etwas passiert, aber ich hatte noch Glück im Unglück und 40 Minuten später war ich in meinem Zielort (wieder) angekommen…am Busbahnhof habe ich dann Maggie kennen gelernt, die mit mir auch noch im selben Hostel wohnt und seitdem bin ich in Argentinien angekommen und es ist ein einziger Traum. 🙂 Davon dann aber mehr im nächsten Artikel…

Sucre: eine süße Stadt

Sucre soll angeblich eine der schönsten Städte Südamerikas sein und ich glaube, das würde ich nach fast fünf Tagen hier bestätigen. Wir sind ja am Samstag gegen 16 / 17:00 Uhr hier angekommen und haben zusammen mit dem Taxifahrer erst einmal unser Hostel La Escadilia gesucht, der gute Mann wollte aber auch nicht zuhören, als ich ihm gesagt habe zwischen welchen Straßen sich das Hostel befindet (stand in der Wegbeschreibung von Booking.com). Dennoch haben wir unser Hostel gefunden und trotz des in sich hineinmurmelnden nicht-englisch sprechenden Rezeptionisten bin ich begeistert vom Hostel. Wir hatten ein 2-er Zimmer mit privatem Bad und die Einrichtung erinnerte mehr an ein Mittelklassehotel als an ein Hostel – und das Beste: auch hier ist die Dusche heiß! Ein Traum! Da wir durch die Busfahrt kein Mittagessen hatten, sind wir dann ziemlich direkt los zu El German, einem Restaurant nicht weit entfernt von unserem Hostel, das übrigens auch noch sehr zentral liegt. Hast du toll ausgesucht, Kedda. 🙂

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Die Aussicht aus unserem Zimmer auf das hübsche Sucre

Im „El German“ waren wir zunächst alleine, bis sich dann eine deutsche 3er Gruppe in das Restaurant gesellte, keine Ahnung wo die her waren, aber wann genau wurden blaue Strähnen bei Männern und rosa Flecken bei Frauen frisurentechnisch wieder vertretbar? Der Vater des Blausträhnigen war aber recht nett und mit ihm haben wir uns auch am Ende kurz unterhalten. Sogar der Wein im El German war durchaus trinkbar und Keddas Falafel wie meine Lasagne waren super. Leider ging es Kedda am nächsten Tag nicht so gut, so dass wir unseren Plan in den nahe gelegenen Parque Cretaceous zu fahren, verworfen haben. Kedda hat an diesem Tag dann das Bett gehütet. Meine Idee war mir dafür die Casa de la Libertad anzuschauen, da diese montags geschlossen ist (und wir Sonntag hatten). Nun feiert Bolivien allerdings am 06. August seine Unabhängigkeit von Spanien und die Feierei geht schon vorher los. Somit war am Sonntag die Stadt schon überlaufen von Personen, die der Parade zuschauen wollten. Man muss den Bolivianern wirklich zugestehen, so viele Paraden wie in diesen ca. 3 Wochen habe ich noch nie gesehen bzw. gehört. Nun war aus diesem Grund leider die Casa de la Libertad auch geschlossen…grrr…daraufhin war meine Motiviation dann doch etwas gedrückt und ich bin nach ein paar Erledigungen wieder zurück ins Hostel. Der Tag wurde dann von uns beiden im Bett vergammelt, ich bin abends aber noch einmal raus, um was zu essen. Das muss ja sein. 🙂 Bei einer Art bolivianischer Pizza Hut gab es für mich eine kleine Pizza und zum Nachtisch habe ich mir in einem recht schicken Café einen Zitronenkuchen mitgenommen.

Zum Glück ging es Kedda am nächsten Tag wieder gut und wir haben uns aufgemacht, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Man merkte schon, dass am nächsten Tag der Nationalfeiertag anstand, denn uns kamen öfters Damen mit Papp-Stieren in der Hand entgegen sowie die ein oder andere Parade, die sich uns in den Weg stellte. Wozu jetzt die Pappstiere genau gebraucht werden, kann ich leider nicht erklären, aber hübsch sahen sie aus.

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Parade – mal wieder…

Zunächst haben wir uns das Museo Textil Indígena angeschaut – klein, aber fein. Da ich für das Fotos machen extra bezahlen musste (ist hier gängig in bolivianischen Kultureinrichtungen), habe ich auch Fotos gemacht. 🙂

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Im Museo Textil Indígena

Leider hatte der Shop, der an das Museum angeschlossen ist, zu, weshalb wir weitergezogen sind und den „kurzen Anstieg“ (Zitat Lonely Planet) zum Museo de la Recoleta auf uns genommen haben. Kurzer Anstieg, manchmal frage ich mich ernsthaft, wer dieses Buch schreibt…aber auf unserem Weg durch die Stadt sind wir an mehren Kirchen und weißen Kolonialgebäuden vorbeigekommen, die das Stadtbild von Sucre prägen.

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Der „kurze Aufstieg“ sah dann übrigens so aus:

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Dafür sind wir bei unserem Aufstieg bei einem weiteren Museum vorbeigekommen, dem Museo de Arte Indígena, das Museum haben wir uns dann nicht mehr angeschaut, aber dafür haben wir im Museumsshop etwas zugeschlagen. Unsere Bemühungen wurden dann tatsächlich mit einem tollen Blick über Sucre belohnt. Vorher passierten wir noch ein paar Stände mit Handwerkskunst, bei denen ich ein Armband erstanden habe, das sich jetzt allerdings schon leicht auflöst… als erwähnenswert fand ich die Aneinanderreihung von Tischfußballspielen, die dort oben aufgestellt waren.

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Scheint ein beliebtes Spiel hier zu sein

Irgendwie war Sucre nicht so ganz unsere Stadt, denn an diesem Tag ging es mir nicht so gut und ich hatte Magenkrämpfe, weshalb wir uns für ziemlich lange Zeit einfach in das Café Mirador am Aussichtspunkt gesetzt haben. Trotz Probleme mit meinem Magen, hatte ich Hunger und habe eine kleine Tapas-Platte bestellt. Der Käse war, wie zu erwarten, eher geschmacksneutral, aber die Oliven waren gut, diese habe ich seit Cusco ja meinem Speiseplan hinzugefügt.

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Die Aussicht und mein Mittagessen 🙂

Nach fast 3 Stunden dort oben, haben wir uns dann doch wieder auf den Rückweg gemacht und haben auf dem Nachhauseweg noch eins, zwei Dinge erledigt. Ich habe vor allem mein Busticket zur Weiterfahrt nach Tupiza käuflich erworben. Den Rest des Nachmittages haben wir dann im Hostel verbracht bis es zum Abendessen ins Café Metro ging, wo Kedda und ich unseren letzten gemeinsamen Abend hatten.

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Unser letztes gemeinsames Abendessen, schnief

Leider Gottes war der Wein viel zu warm, doch das Essen war gut und nach etwas Kuchen zum Abschluss sind wir wieder zurück ins Hostel. Am nächsten Tag war dann der Nationalfeiertag Boliviens, der 6. August. Christian und Panos hatten ja leichte Probleme Kolumbien zu verlassen, da ihr Rückflug über Bogotá ging und am Tag des Weiterfluges nach Deutschland in Kolumbien Nationalfeiertag war und deshalb der Flughafen geschlossen war. 🙂 Kedda hatte nun einen Flug von Sucre nach La Paz, um am nächsten Tag von La Paz weiter nach Deutschland zu fliegen und wir hatten schon Angst, dass der Flughafen in Sucre geschlossen sein könnte. Ist aber alles gut ausgegangen. Nun hat sich Kedda an diesem Tag relativ früh verabschiedet und ich habe noch ein wenig unser Luxuszimmer genossen bis ich mit Sack und Pack vor der Rezeptionistin stand, um in den Dorm umzuziehen…ja, hätte ich mal vorher nachgefragt, denn auch der Dorm war im 3. Stock – also bin ich mit Rucksack groß, Rucksack klein und kleiner Tragetasche wieder hoch gelaufen…

Da an diesem Tag eigentlich zu erwarten war, dass alles zu ist, bin ich nach meinem Umzug los, um mir den Parque Bolívar anzuschauen, ein sehr hübscher Park. In diesem halten sich vor allem gerne junge Pärchen auf, das ist mir schon öfters aufgefallen, scheint einer der wenigen Zufluchtsorte für unverheiratete Paare zu sein.

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Parque Bolívar

Auf meinem Weg bin ich noch am Theater und anderen netten Plätzen vorbeigekommen. Kurz habe ich mir auch die Parade angeschaut, die am heutigen Tag abgehalten wurde. Die Militärparade fand schon am Vorabend statt, nur konnten wir diese irgendwie nicht ernst nehmen, da die in Militäruniform gekleideten jungen Männern alle Laternen in der Hand hatten. 🙂 Obwohl dieser Tag der wichtigste für die bolivianische Bevölkerung ist, fand ich die Leute jetzt weniger in ausgelassener Stimmung vor, aber evtl. hatten auch alle nur einen Kater vom Reinfeiern.

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Euphorie sieht ja meiner Meinung nach anders aus

Mein Mittagessen war dann ein sehr leckeres Sandwich im Café Metro sowie ein Oreo Frappucchino. Den Nachmittag habe ich dann im Hostel verbracht mit Skypen und Lesen auf der Sonnenterrasse, die ich an diesem Tag entdeckt hatte. Sehr entspannend. Nach 6 Wochen war ich nun ja das erste Mal wieder alleine, was am Anfang doch kurz etwas ungewohnt war. Aber es ging wie immer ganz schnell und meine neuen Zimmernachbarinnen aus dem Dorm haben mich auf der Terrasse, die direkt neben dem Dorm liegt, mit Küsschen auf die Wange begrüßt. Die vier Damen kamen aus Brasilien, sprachen also portugiesisch, weshalb unsere Kommunikation etwas holprig verlief. Die Mädels waren auch so nett mich zu fragen, ob ich mit ihnen zum Mittagessen gehe, aber von da kam ich ja grad. Das Abendessen habe ich dann sogar ausfallen lassen und mal angefangen mich über Argentinien zu informieren, da ich dort nach Tupiza als nächstes vorhabe einzureisen.

Nun waren meine Zimmernachbarinnen am nächsten Morgen relativ früh am Packen und fertig machen, was mich aber nicht abgehalten hat bis 9:00 Uhr auszuschlafen. Nach einem kleinen Frühstück habe ich mich dann aufgemacht endlich die Casa de la Libertad zu besuchen. Dort wurde am 06. August 1825 die Unabhängigkeitserklärung Boliviens von Spanien unterzeichnet und das Gebäude ist architektonisch sehr besonders und der Guide, der die Führung hielt, war auch richtig gut. Da ich dieses Mal nicht extra für Fotos zahlen wollte, hier nur schnell die heimlich gemachten.

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Casa de la Libertad: Innenhof und ein Saal

Nach der Führung hat mich ein spanischer älterer Herr angesprochen mit dem ich so ins Gespräch kam und da er nicht wusste was er als nächstes machen sollte, hat er mich begleitet, um endlich den Parque Cretaceous zu besuchen – ein Dinosaurierpark! 🙂 Nachdem wir uns bei 3 Leuten durchgefragt hatten, haben wir den Bus Nummer 4 gefunden, der uns fast vor die Tür des Parkes gefahren hatte. Der Park ist dort nur entstanden, weil die ansässige Zementfirma bei Abbauarbeiten im Gestein über 5.000 Dinofußspuren gefunden hat. Vom Park aus kann man diese Spuren nun sehen und um das Ganze ein wenig aufzupeppen, stehen dort noch lebensgroße Dinostatuen rum.

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Parque Cretaceous

Ich weiß ja, der Großteil meiner Freunde steht dem Thema Urzeitechsen weniger euphorisch gegenüber als ich es tue, aber damit kann ich umgehen…

    aber mal ehrlich, wie kann man den nicht süß finden?

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Der Park ist nicht wirklich spektakulär, aber die Führung war im Preis von 30 Bolivianos inkludiert und es war ein netter Zeitvertreib. Die Dinofußspuren sind aber schon irgendwie unwirklich, wenn man sich überlegt, dass die Viecher da mal langgelaufen sind.

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Dinofußspuren

Danach sind der Spanier und ich noch was essen gegangen, leider war sein Name zu spanisch und ich konnte ihn mir einfach nicht merken, aber der Herr war sehr nett und ist Bibliothekar an der Universität von Barcelona. Nach dem Essen habe ich mich dann aber verabschiedet, und habe im Hostel noch digital ein paar Dinge erledigt. Irgendwann überfiel mich aber doch der kleine Hunger und ich habe im Café das täglich 3 Stunden im ersten Stock unseres Hostels geöffnet ist, noch ein Stück Kuchen gegessen und mich dabei wiederum mit einem Deutschen unterhalten, der ebenfalls im Café saß. Also, ich kann sagen, allein war ich dann doch irgendwie nicht. 🙂 Vor lauter Plauderei bin ich fast zu spät los zum Bus, aber ich habe direkt vorm Hostel ein Taxi bekommen und bis zum Busbahnhof Sucres ist es auch nicht weit. Somit hatte ich noch genug Zeit zu beobachten, wie man hier Gepäck einlädt.

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Gepäck wird hier hängen gelassen…

Meine Busfahrt ging ja über Nacht, und eigentlich war ich bei Übernachtfahrten eine Decke sowie rückstellbare Sitze gewohnt…ja, das war dieses Mal nicht so. Also habe ich fast 8 Stunden lang in einem normalen Bus gesessen und das allerbeste war als der definitiv minderjährige Junge, der das Gepäck verladen hat, den DVD Player eingeschaltet hat. Und was für einen Film legt er ein? Wir hatten übrigens Kinder im Bus: SAW II – ich dachte, ich werd nicht mehr. Ich habe mir dann auf meinem (ich liebe es!) iPad „The Social Network“ angeschaut, übrigens ein echt guter Film. Ich habe krampfhaft versucht das Geschreie aus SAW zu überhören, meistens gelang es mir auch. Anschließend passierte das, was immer in diesen Busen passiert, der minderjährige Angestellte bekommt nicht mit, dass der Film vorbei ist und die Musik zum Standbild läuft immer weiter, in diesem Fall war das irgendwas zwischen Death Metal und Rammstein (man verzeihe mir meine Unwissenheit in diesen Musikgenres). Es war mittlerweile 23 Uhr und die meisten Leute wollten schlafen, wobei die Musik nicht unbedingt hilfreich war, aber irgendwann hat sich jemand erbarmt und vorne in der Busfahrerkabine darum gebeten doch mal den Film auszumachen. Ich habe dann noch angefangen Psycho zu schauen, aber nach der Hälfte habe auch ich mich hingelegt. Im Bus war es dann **kalt und ich war froh, dass ich meine beiden Fleece und die Regenjacke mit in den Bus genommen hatte. Gegen 03:30 Uhr kam ich dann in meinem Ziel Tupiza an. Zum Glück hab ich gleich ein Taxi gefunden, zwar hat mich der Taxifahrer erstmal zum falschen Hostel gefahren, aber Tupiza ist auch nicht wirklich groß, weshalb wir schnell bei meinem waren. Mein Hotel Hotel La Torre wird überall im Internet total gelobt, ein Paar schrieb „unsere beste Unterkunft in Südamerika bisher“ – ähm ja, also mein Einzelzimmer (Dorm gibts hier nicht) war, glaube ich, mal eine Küche, zumindest weisen die Fliesen mit abgebildeten Küchenutensilien darauf und erinnert mich jetzt weniger an Luxusunterkunft. Aber ich habe mein eigenes Bad und eine Touragency ist auch gleich im Hostel. So habe ich mich dann gegen 4:00 Uhr endlich in ein Bett gelegt und habe selig bis zum Frühstück „ausgeschlafen“.

Potosí: eine Stadt mit zwei Gesichtern

Gesicht 1: das koloniale Potosí

Mit unserem Hostel fange ich auch erst einmal an, das Hostal Eucalyptus ist ein Traum! Es hat erst im Februar 2013 eröffnet und das merkt man auch, denn alles ist neu. Unser Zimmer war riesig und es gab ca. 10 Steckdosen, davon sogar einige in sinnvoller Höhe. Denn ich weiß nicht wieso, aber Steckdosen werden in diesem Land gerne in der Mitte der Wand angebracht, so dass Mobiltelefone mehr oder weniger freischwingend geladen werden. Das absolute Highlight aber: warme, nein heiße Duschen!!! Und zwar nicht wie sonst mithilfe von elektrischen Gerätschaften bei denen im Duschkopf das Wasser erhitzt wird, sondern wirkliches warmes Wasser aus der Leitung. Wir wollten da gar nicht mehr raus! Außerdem hatte unser Hostel eine sehr schöne Dachterrasse mit der man einen tollen Blick über die Stadt hatte.

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Unser Hostel & der Blick von der Dachterrasse

Das Frühstück war im Preis ebenfalls inkludiert und bestand aus Saft, Obst, Rührei, Brötchen (hier hatten wir sogar einmal richtige Baguettebrötchen), Marmelade, Butter und Kaffee. In meiner Euphorie dachte ich ja, das wäre richtiger Filterkaffee gewesen, war aber Nescafé – was mir zu denken gibt, habe ich mich etwa an diese Plörre gewöhnt? Wir hoffen es mal alle inständig nicht, ja?

Frisch gestärkt haben wir uns nach dem Frühstück erst einmal wieder aufs Zimmer verzogen, denn unserer Stadtführung war erst für 14.00 Uhr angesetzt. Da unser Guide allerdings eine halbe Stunde später kam (mit Anruf) sind wir auf die Suche nach einem Geldautomaten gegangen. Wir haben auch mehrere gefunden, die wollten aber alle meine Mastercard nicht haben… einen habe ich dann aber doch gefunden, der sich erbarmt hat mir Bargeld auszuhändigen und das sogar in kleinen Scheinen, ist hier nämlich ebenfalls Mangelware, wie in allen Ländern Südamerikas wie mir scheint. Unser Guide war erstmal erstaunt als ich meinte, die Tour wäre ja in Englisch, denn die Dame von der Agentur hatte mich am Telefon extra noch einmal gefragt in welcher Sprache wir die Tour gerne hätten. Zunächst war er mir ja ein wenig unsympathisch, weil er vorne weggerannt ist und wir es eigentlich nicht eilig hatten. Er lieferte uns dann auch zuerst einmal bei der Casa Nacional de la Moneda ab, einer ehemaligen Münzprägerei zu Kolonialzeiten. Dort hatten wir eine Führung von einer sehr netten, aber auch sehr erkälteten Dame in Englisch, die auch noch Französisch sprach! Das Gebäude in dem heute Kunstwerke und alte Prägemaschinen untergekommen sind, ist sehr schön restauriert worden und die Führung hat einen tollen Überblick über die Münzherstellung gegeben. Allerdings auch über die schrecklichen Umstände, unter denen die indigenen Sklaven unter den Spaniern dort arbeiten mussten.

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Altertümliche Maschinen zum Walzen der Silberbarren

Denn in Potosí mussten Millionen Südamerikaner und Afrikaner, die als Sklaven hierher verschifft wurden, unter menschenunwürdigen Bedingungen für die Spanier schuften – und zwar in denen vor der Stadt gelegenen Silberminen, diese machten Potosí einst zu einer der reichsten Städte der Welt und es wird behauptet, dass man mit all dem Silber, das die Spanier aus dem Berg Cerro Rico haben fördern lassen, eine Brücke von Potosí bis nach Spanien hätte bauen können. Das selbe könnte man aber auch mit den Knochen all derer, die unter den Spaniern gestorben sind, von 8 Millionen ist hier die Rede – allein in Potosí! Da die hierher gebrachten Schwarzamerikaner überhaupt nicht mit der Höhe umgehen konnten (Potosí ist neben oder mit La Paz die höchste Stadt der Welt), sind diese innerhalb weniger Monate gestorben, so dass die Spanier sie irgendwann in niedrigere Gebiete rund um La Paz geschafft haben, damit sie dort Coca anbauen für die indigene Bevölkerung, die dafür in Potosís Minen arbeiten musste. Das Silber wurde u.a. auch zur Münzherstellung verwendet, und um Kleingeld zu produzieren, wurden damals Chemikalien verwendet, die die Arbeiter innherhalb von weniger als 5 Monaten sterben ließen. Schneller als die Esel, die die Maschinen zur Münzverarbeitung antreiben mussten, Esel leben normalerweise ca. 25 Jahre, aber durch diese Arbeitsbelastung starben sie innerhalb von bereits erwähnten 5 Monaten.

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Nachgestellte Szene: Plastikesel setzen Maschine in Gang

Die Spanier hatten noch mehr schöne Dinge in Peto, so wurde von jeder Münzcharge, die in Potosi produziert wurde, ein Geldstück in einer Art Kiste gesammelt, die dann nach einem Jahr nach Spanien geschickt wurde. Dort untersuchten die königlichen Laboranten die Münzen und wenn auch nur eine nicht den Ansprüchen genügte, wurde der zuständige Leiter der Geldherstellung in Potosí getötet.

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Der verhängnisvolle Münzkasten

Trotz der traurigen Geschichten dort, ist die Casa de la Moneda ein wunderschönes Gebäude, das im Innenhof von einer merkwürdigen Maske geschmückt wird.

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La Casa Nacional de Moneda

Man erkennt es auf dem Bild wahrscheinlich nicht so gut, aber die Maske lächelt auf zwei unterschiedliche Art und Weisen. Zumindest ist das eine der Theorien, die diese Maske umranken, denn eigentlich weiß wohl keiner so genau ihre Bedeutung. Nun besagt diese Theorie, dass die rechte Gesichtshälfte amüsiert lächelt, weil sie auf den Cerro Rico schaut – dies soll die spanische Seite symbolisieren, die durch den Berg sehr viel Reichtum erlangt. Die andere Gesichtshälfte lächelt eher gequält und repräsentiert die indigene Bevölkerung, die in diesem Berg ausgebeutet wird und das auch noch in ihrem eigenen Land. Aber auf diese traurigen Geschichten aus der Kolonialzeit trifft man hier ja immer wieder.

Danach ging es dann mit unserem Guide los zum Stadtrundgang. Dabei sind wir an der Plaza 10 de Noviembre vorbeigekommen, ein hübscher kleiner Platz, der das Herz der Stadt ist und an dem auch die Kathedrale und das Verwaltungsbüro des Bezirkes Potosí stehen.

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Plaza 10 de Noviembre

Anschließend sind wir, ich würde behaupten, fast 2 Stunden durch Potosí gelaufen, das mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden ist aufgrund seiner kolonialen architektonischen Charakteristika. Irgendwie ist es aber auch komisch, wenn man von überall auf den Cerro Rico schaut, den Berg in dem bis heute noch geschürft wird, dazu komme ich dann aber noch einmal sehr detailliert (tut mir leid, Leute) weiter unten im Artikel.

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Im historischen Teils Potosís

Wie schon in La Paz vereinigen sich auch hier in der sakralen Architektur Katholizismus und indigene Einflüsse, wie man sehr hübsch an den Fotos der folgenden Kirche erkennen kann, in der Sonne und Mond repräsentiert werden.

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Bei genauerem Hinsehen, erkennt man: der Mond

Unser Guide war dann auch mittlerweile aufgetaut und in einem Spanisch-Englisch Mix war die Führung sehr interessant, wenn auch anstrengend. Obwohl wir ja jetzt schon sehr lange auf diesen Höhen um die 4.000 Meter reisen, hatte ich wirklich Probleme beim Atmen in Potosí und war nach der geringsten Anstrengung, wie Haare kämmen, aus der Puste. Unglaublich, deswegen war unser Spaziergang durch die steilen Gassen Potosís auch nicht gerade erholsam Da wir kein MIttagessen hatten, ich aber den ein oder anderen Snack auf der Stadttour, sind wir nach der Tour erstmal was Essen gegangen.

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Mein Snack: Kartoffelteig gefüllt mit Käse – war das scharf!!

Nach dem Abendessen sind wir dann zurück ins Hostel und haben uns dort noch ein Stück Apfelkuchen gegönnt, das wir im Café vorher mitgenommen hatten, sehr lecker und vor allem nicht zu süß! Am nächsten Tag mussten wir nämlich wieder relativ früh abfahrbereit sein, denn wir haben eine der Minen im Cerro Rico besucht.

Gesicht 2: die Minen

Wir hatten vorher schon gelesen, dass ein Besuch der Minen in Potosí nicht ohne ist und mir hatten das auch schon einige Leute erzählt, somit waren wir gespannt was uns erwarten würde. Zunächst aber einmal musste eine Stärkung in Form des Frühstückes her, danach schnell die dreckigsten Klamotten angezogen und los ging es. Aus unserem Hostel war noch ein nettes holländisches Pärchen mit auf der Tour und so wurden wir alle vier mit einem kleinen Bus abgeholt. Sehr amüsant ist, dass fast alle Busse hier Second Hand sind und zwar aus Japan. Deswegen sind diese normalerweise auf japanisch beschriftet. Wir hatten uns schon gewundert, was es damit auf sich hat. 🙂 Im Bus waren noch mehr Leute, darunter eine Französin, die mirgehörig mit ihrem schrecklichen Gesang auf die Nerven ging. Wie sich später rausstellte, war sie aber ganz nett und wahrscheinlich hat sie meine vorherigen Drohungen auch verstehen können, denn sie sprach perfekt deutsch…

Nach einer kurzen Fahrt hielten wir an, um uns andere Klamotten sowie Gummistiefel über- bzw. anzuziehen. Im Nachhinein bin ich da heilfroh drüber gewesen, wir sahen danach aus wie kleine Schweine, die sich im Dreck gesuhlt hatten!! Es gab auch noch einen Helm inkl. Stirnlampe – modetechnisch befanden wir uns in diesem Moment definitiv ganz weit vorne.

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Stil ist nicht das Ende des Besens, nicht wahr…

In neuer Montour ging es dann zum Straßenmarkt der Bergarbeiter, wo wir in einem Geschäft Dynamit inkl. Zünder sowie Getränke für die Minenarbeiter gekauft haben, sozusagen als Gastgeschenk. So eine Stange Dynamit plus Beschleuniger und Zündschnur kostet übrigens 20 Bolivianos, gut 2€…und da machen sich die USA Gedanken über die Achse des Bösen irgendwo im Nahen Osten, wenn man hier ohne jegliche Kontrolle Dynamit kaufen kann. Außerdem kann man hier auch noch 96%igen Alkohol käuflich erwerben, denn die Minenarbeiter vor allem gerne am Freitag trinken.

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Neulich im Supermarkt: Zigaretten, Alkohol und Dynamit

Auf dem Markt haben wir dann noch Coca-Blätter, ebenfalls als Geschenk für die Minenarbeiter gekauft. Denn das ist das Einzige was sie während der Arbeit zu sich nehmen. Aus diesem Grund mussten auch die afrikanischen Sklaven Coca anbauen, damit es die Minenarbeiter kauen konnten. Essen ist in den Minen nämlich nicht möglich, die Nahrung würde sofort total verschmutzen und die Arbeiter davon krank werden. Vergleicht man die Bedingungen in den Minen heute mit denen zur Kolonialzeit hat sich eigentlich kaum etwas verändert. Heute arbeiten die Bolivianer immerhin für sich selbst, die Minen sind in Kooperativen organisiert und jeder kann so viel arbeiten wie er möchte. Doch auch heute noch sind die Arbeitsbedingungen urtümlich, die Schächte sind nicht ausreichend gesichert, gearbeitet wird mit einfachen Werkzeugen und die Luft dort unten ist kaum zu ertragen. Durch den Quarzstaub, der in den Minen durch das Schürfen freigesetzt wird, werden viele Arbeiter krank und sterben an einer Quarzstaublunge. Dieses Risiko gehen die Arbeiter ein, da es in Potosí zur Mine nicht viele Arbeitsalternativen gibt und sie dort bis zu 5.000 Bolivianos / Monat (ca. 550 €) verdienen können, während das Durchschnittsgehalt in Potosí bei anderen Jobs bei um die 1.000 Bolivianos liegt.

Vor dem Besuch der Mine, haben wir noch die Mineralraffinerie besichtigt, in dieser werden durch Chemikalien die Mineralien voneinander und aus dem Gestein gelöst. Früher konnte reines Silber geschürft werden, heute wird das so genannte completo abgebaut, ein Mix aus verschiedenen Mineralien. Auch hier sind die Arbeiter ständig den giftigen Dämpfen ausgesetzt und wenn man sich die Maschinen mal anschaut, merkt man, dass diese wohl schon ein paar Jahre in Betrieb sind.

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In der Mineralraffinerie

Danach ging es dann los zur Mine, auf dem Weg haben wir noch einmal Halt gemacht für Fotos vom Berg und der Stadt.

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Cerro Rico & der Ausblick über Potosí

Unser Guide sprach ein super Englisch und hat selbst 2 Jahre in der Mine gearbeitet. Die Gruppe hatte sich vorher aufgeteilt in englisch- und spanischsprachig, weshalb die Gruppe aus der Französin (welch Wunder!), den zwei Holländern und uns bestand. Vor dem Mineneingang erzählte unser Guide dann, dass gestern an dieser Stelle ein Lama geopfert wurde und sein Blut über dem Eingang verschmiert wäre, ob das jetzt so stimmt, weiß ich nicht, aber schaurig fand ich das schon.

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Der Mineneingang

Ca. 2 Stunden waren wir in der Mine und ich muss auch ehrlich sagen, mehr ging fast nicht. Zunächst konnten wir noch aufrecht laufen, aber danach ging es mehr gebückt und krabbelnd vorwärts bzw. abwärts.

Die Arbeiter glauben alle an einen Teufel, ihrem Schutzpatron, dem sie Cocablätter und Alkohol opfern, damit er ihnen gute Erträge und Sicherheit bringt. Von diesen Puppen gibt es in den Minen viele. Um zu einer dieser zu gelangen, mussten wir aber erstmal auf allen vieren durch einen engen Schacht krabbeln.

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Der Teufel: Schutzpatron der „mineros“

Ganz wichtig ist, dass diese Puppe einen großen Penis hat, der unseres Schutzpatrones war allerdings abgebrochen und müsste mal restauriert werden. Nach diesem ersten Geschmack wie es in der Mine zugeht, haben die beiden Holländer die Tour abgebrochen, weil sie Probleme mit dem Atmen hatten. Das habe ich auch gemerkt, die Luft dort ist unwahrscheinlich staubig, zum Schutz hatten wir Schals an, aber mit denen kann man nicht wirklich gut Luft bekommen, weshalb man ständig am Wechseln war zwischen Schal tragen und nicht tragen. Zu Dritt plus Guide ging es dann weiter, auf dem Weg durch die Mine hat der Guide unsere vorherigen Einkäufe an die Minenarbeiter verschenkt. In der Mine arbeiten übrigens auch Kinder, ab 14 Jahren helfen sie ihren Vätern bei der Arbeit, stirbt der Vater, müssen die Söhne unverzüglich den Platz in der Mine einnehmen. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich für meine Schulbildung und meine bisherigen Bürojobs bin, ernsthaft.

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Der Weg durch die Mine & Minenarbeiter

Ich habe mir auf dem Weg durch die Mine mehrmals den Kopf angehauen, zum Glück hatte ich den Helm auf, sonst hätte ich mir wahrscheinlich Gehirnerschütterung vier und fünf zugezogen. Den Besuch in der Mine zu beschreiben, ist schwierig. Man klettert wirklich durch sehr sehr enge Schächte oder steigt über wackelige Leitern in noch engere Schächte in denen Menschen arbeiten. Zumal ist es in manchen Tunneln unwahrscheinlich warm, bis zu 40 Grad! Auf dem Weg sucht man immer wieder Schutz an der Seite, weil Arbeiter Waggons mit 2 Tonnen Stein zur Abtransportstelle ziehen, einer vorne, zwei hinten, keine technischen Hilfsmittel.

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„Mineros“ bei der Arbeit

Zwischendrin, wenn es einen Schacht hochging und die Wände glitschig waren, weiß ich jetzt gar nicht mehr, wie wir das hochgekommen sind. Beim letzten Schacht sind die Französin und ich dann alleine mit dem Guide gegangen und das war auch wirklich noch einmal eine Steigerung der vorherigen Wege in der Mine. Zunächst mussten wir uns in einen Schacht hineinrutschen lassen, uns dort drehen, über eine Leiter steigen und uns dann zwischen drei Holzstreben in einen noch engeren Schacht durchzwängen. Leider war ich nicht wirklich in der Lage davon Fotos zu machen, nur vom ersten Teil dieses Weges.

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Unser Guide, der durch den Schacht klettert

In einem kleinen Hohlraum haben wir dann vier Jungs getroffen, von denen zwei erst 18 Jahre alt waren und einer erst seinen ersten Monat in der Mine hinter sich hat, der andere schon 4 Jahre. Trotz allem hatten die Jungs aber wohl Spaß, sie haben sich in Quechua mit unserem Guide unterhalten und ich habe ab und zu mal „chicas“ verstanden, also keine Ahnung worüber die sich ausgetauscht haben, aber bei den Arbeitsbedingungen lasse ich den (wahrscheinlichen) Sexismus mal gelten.

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Meine Kamera ist übrigens nicht beschädigt, das ist der Staub auf der Linse

Der Weg zurück war noch schlimmer, weil ich mich dieses Mal unter der untersten Strebe rückwärts durchzwängen musste, meine Klamotten sahen danach auch sehr gut aus. Wie auch meine Kamera und meine Kameratasche, mal ganz abgesehen von meinen Händen… zum Glück haben wir danach Kedda abgeholt und sind wieder aus der Mine raus!

Draußen haben wir erst einmal die Hände gewaschen und uns mit den Holländern ausgetauscht, die draußen auf uns gewartet haben. Mit dem Bus ging es dann zurück zum Klamotten ausziehen, ich denke die Reinigung lässt mich auch zweimal zahlen für den Dreck, den ich ihr da anschleppe. Unsere Guides haben das auf die französische Art gelöst und die Klamotten sauber getreten.

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Wäsche machen auf bolivianisch

Eigentlich hatte ich noch mit dem Gedanken gespielt mir nachmittags ein Kloster in Potosí anzuschauen, aber wir waren uns beide einig, dass nach dieser Erfahrung das Bett gerufen hat. Ausgeruht sind wir dann abends ins 4.060, einem für Bolivien recht stylischen Restaurant in dem wir auch gut gegessen haben inkl. Eisbecher. Am Samstag haben wir dann mal ein wenig ausgeschlafen und nach dem Frühstück unser Zeug gepackt, da wir an diesem Tag um 13.00 Uhr mit dem Bus nach Sucre gefahren sind. Ich korrigiere mich übrigens, es gibt in Potosí ein richtiges Busterminal mit richtigen Büros und Türen usw., da sind wir nämlich abgefahren und nun seit gestern hier im sehr schönen Sucre. Zusammenfassend, ich würde jedem einen Besuch der Minen empfehlen, aber nur wenn man frei von Platzangst ist und auch ansonsten sich nicht wegen allem was passieren könnte Gedanken macht.

Salar de Uyuni: Natur in weiß, rot und grün

Nun waren wir angekommen in Uyuni, unser Hostel La Magia de Uyuni war zwar etwas teurer, nämlich gute 420 Bolivianos für das 2er Zimmer, aber sehr hübsch. Als wir in Uyuni ankamen, wartete schon eine Dame von unserem Touroperator Empexsa auf uns und hat uns freundlicher Weise zum Hostel gefahren, obwohl dieses direkt um die Ecke war. Uyuni hat nämlich ungefähr die Ausmaße von Rurrenabaque. Nach dem Duschen (welch Wohltat) sind wir zunächst einmal los zum Frühstück, bei Minutemen sind wir fündig geworden und konnten für 50 Bolivianos ein recht ordentliches Frühstücksbüffet genießen. Beim Frühstück haben wir dann einen ehemaligen Unternehmensberater kennen gelernt, der mit seiner Frau ebenfalls ein Jahr auf Reise ist, die aber wegen Höhenkrankheit dem Frühstück fern blieb.

Durch unseren Besuch bei Minutemen sowie einem Stopp bei unserem Touroperator haben wir dann eigentlich auch einmal komplett die Stadt durchlaufen, die einen Faible für Statuen hat, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten. In Uyuni schien zwar die Sonne, aber es war dennoch relativ kühl, zum Glück hatten wir in unserem Zimmer aber eine funktionierende Heizung – nur so als Anmerkung, weil es auf den Fotos doch schon sonnig aussieht.

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Kunstwerke in den Straßen Uyunis & Schnitzelparade auf Futtersuche

Zwar hatten wir erst am Samstag einen Bürotag, aber auch an diesem Sonntag haben wir uns mal dem Nichtstun hingegeben, in Uyuni selbst gibt es aber auch nicht wirklich etwas zu sehen, außer dem Uhrenturm:

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Uyunis Sehenswürdigkeit: der Uhrenturm

Weshalb wir unser hübsches Zimmer genossen haben und es nur verlassen haben, um ein italienisches Restaurant mit dem kreativen Namen Restuarante Italiana zu besuchen – in dem es übrigens auch mexikanische Küche gibt. Das Essen war gut, nur das Bier war nicht so lecker, aber dafür ist es das Bier, das aus der höchsten Brauerei der Welt kommt: aus dem Ort Potosi.

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Direkt aus der höchsten Brauerei der Welt – geschmackstechnisch bringt das leider weniger was…

Zu unserer Freude ging unsere 3-tägige Tour durch den Salar de Uyuni am nächsten Tag erst um 10:30 Uhr los, was uns ausschlafen und sogar das Frühstück unseres Hostels in Anspruch nahmen ließ. Das war auch recht ordentlich mit Müsli, Yoghurt, Eiern, Toast, nur warum auch immer bei solchen Büffets kommen im Menschen ja sämtliche Urtriebe hoch und es herrscht ein Kampf bis zur letzten Mandarine. In unserem Fall stach da recht negativ ein älteres israelisches Pärchen aus der Masse, das Toast in Mengen von ca. 6 Scheiben zurück in seine Höhle, ähm Entschuldigung zurück zu seinem Tisch trug…dabei isst man im höheren Alter doch gar nicht mehr so viel, dachte ich? Na gut, wir wurden satt und nach dem Frühstück packten wir mal wieder, langsam werde ich richtig gut und alles hat 1a gepasst. Beim Weg zu unserem Touranbieter habe ich noch schnell Geld geholt und das sogar problemlos und schon hieß es ein wenig warten. Alle Touren starten wohl gegen halb Elf, denn auf einmal war die sonst recht unscheinbare Straße in der sich unsere Agentur befand, voll mit Touristen. Im Jeep waren wir dann zu siebt, unser Guide Enrique, der auch zeitgleich Fahrer und Koch war und vier Franzosen. Welch Freude, zwei der Franzosen konnten kein Englisch, unser Französisch ist auch ausbaufähig, was in den folgenden 3 Tagen zu sehr kreativen Gesprächen geführt hat. Zwei der vier waren ein Paar, Isabelle und Michael, sie sprach Englisch, er Spanisch, weshalb ich mich mit ihm auf Spanisch unterhalten habe, das nenne ich mal Völkerverständigung. Aline sprach auch Englisch und Anna leider nur französisch, weshalb ich mit ihr auch eigentlich gar nicht aktiv kommuniziert habe.

Unser erster Stopp von vielen auf diesem Ausflug war der Cementerio de Trenes, ein Schrottplatz voll mit alten Dampfloks und Güterwaggons. Sehr schlaue Idee, eine Müllhalde in eine Touristenattraktion zu verwandeln. 🙂

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Cementerio de Trenes

Mit dem Jeep ging es dann immer lustig weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit, in Colchani hat uns eine Dame erklärt wie Salz aus der nahe gelegenen Salzwüste abgebaut und verarbeitet wird. Aber auch hier stelle ich mir die Frage, was machen sie mit all dem Salz??? Zumindest mal nicht exportieren, das gesamte Salz wird nur in Bolivien verkauft, was mich doch staunen ließ.

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Das Salz wird übrigens getrocknet, dann durch eine Maschine weiterverarbeitet und anschließend in Plastikbeutel abgefüllt, leider ist der Verdienst am weißen Gold nicht wirklich groß: 50 Kilogramm kosten gerade Mal 2 Bolivianos. Unser Mittagessen haben wir dann im eigentlich verbotenen Hotel Playa Blanca eingenommen. Das Hotel wurde illegal in der Salzwüste errichtet und verschmutzt dieses einzigartige Naturschauspiel. Leider habe ich auch nicht drüber nachgedacht und dort auch noch Schokolade gekauft…aber nur eine Tafel.

Unseren Koch muss ich an dieser Stelle einmal loben, in den 3 Tagen gab es nur einmal Reis. 🙂 Nach dem Mittagessen ging es dann weiter zum ersten Fotoshooting.

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Vor und im verbotenen Hotel Playa Blanca

Die Salzwüste Salar de Uyuni ist die größte der Welt und liegt auf 3.653 Metern Höhe und bedeckt mehr als 12.000 Quadratkilometer. Sie entstand aus einem Salzsee, dem Lago Minchín, als dieser austrocknete blieben verschieden große Pfützen aus Salz bestehen. Weil dort alles weiß ist, fehlt dem menschenlichen Auge der Bezug zur Perspektive und man kann unglaublich lustige Fotos machen, von denen ich hier mal ein paar zeige:

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Auf was für Ideen man so kommt

Der weitere Weg führte uns dann zur Isla Pescado auch bekannt unter dem Namen Isla Incahuasi – das ist Quechua und bedeutet Haus der Inka. Diese Insel ist umgeben von Salz und sieht selbst auch etwas karg aus, da sie größtenteils aus Stein und Kakteen besteht. Man kann auf der Insel auch einen Weg hochlaufen, dafür zahlt man dann 30 Bolivianos Eintritt. Das haben wir natürlich, sportlich wie wir sind getan, nur beim Rückweg sind wir ein wenig querfeldein gelaufen…auf illegalen Wegen haben aber auch wir unseren Jeep wiedergefunden. Was gar nicht so einfach ist, denn die 3-Tagestour verläuft eigentlich bei allen Touranbietern entlang des gleichen Weges, weshalb an jeder Sehenswürdigkeit ca. 30 Jeeps stehen.

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Der Blick von der Isla Pescado – Foto 2 inkl. Jeeps

Die Fahrt durch die Salzwüste war doch schon etwas holprig, denn auch in diesem Jeep gab es hinten zwei billige Plätze, die genau über der Hinterachse lagen und man somit die Gelegenheit hatte sich von der Unebenheit der Strecke genaustens zu überzeugen. Nach einem weiteren Fotoshooting in der Salzwüste, haben wir dann gegen 17.00 Uhr unser Hotel erreicht. Dieses war tatsächlich aus Salz gebaut und ich kann nun nach einer Nacht in diesem berichten, Salz punktet nicht wirklich durch seine beeindruckende Eigenschaft der Wärmeisolation. Abendessen gab es, sehr zu meiner Unzufriedenheit, erst um 20.00 Uhr und bis dahin habe ich mir gefühlt mehrere Körperteile abgefroren. Das Abendessen war aber lecker, es gab ein typisches bolivianisches Gericht, dessen Namen ich grade nicht weiß, aber es besteht aus Pommes, Wurst, Fleisch, Zwiebeln, Paprika, einer Soße und gekochten Eiern – alles in einem Topf. Vielleicht etwas für den nächsten Kochzirkel? 🙂

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Das Salzhotel, unsere Betten & das Abendessen

Eingemummelt in Schlafsack (hatte ich mir ausgeliehen), Schlafsack Inlay und drei Decken sowie bewaffnet mit Mütze und Handschuhen haben wir dann die Nacht verbracht. Mit all diesen Schichten um einen herum, war es auch warm genug und ich habe sehr gut geschlafen, bis am nächsten Morgen um 5:30 Uhr der Wecker klingelte. Zum Frühstück gab es Toast, Dulce de Leche, Marmelade (unnötig zu erwähnen Geschmack Erdbeere), Rührei und Margarine. Leider ohne Teller. 🙁 Als ich unseren Guide darauf ansprach, fand er das wohl keine so angebrachte Frage und hat nur in sich reingenuschelt, morgen gibt’s dann mehr. Ich wollt ja vor allem nen Teller haben! Abgesehen davon war unser Guide wirklich toll und ein sehr amüsanter Zeitgenosse.

Im tiefen Südwesten Boliviens, wo wir uns befanden, ist es vor allem die Landschaft, die beeindruckt und das Hauptziel ist, weshalb man sich auf die mühsame Fahrt hier hin begibt, denn wie bereits erwähnt, die Straßenverhältnisse sind unterirdisch. Aber aus eben dem genannten Grund haben wir immer mal wieder gehalten, um Fotos zu machen, denn wie unser Guide sagte Fotos sind „muy importante!“

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Ohne Worte: Bolivien einfach schön

Auf unserem Weg passierten wir einige Lagunen und die erste war schon einmal ein Highlight, weil dort Flamingos auf Futtersuche waren. Die Vögelchen haben sich auch gar nicht durch uns Touristen stören lassen und ich hatte mich gefreut als ich in Galapagos einen gesehen hatte. 🙂

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Die erste Lagune mit Flamingos

Ich behaupte einfach mal, dass die Flamingos, die wir dort gesehen haben, die seltenen Jamesflamingos waren. Ansonsten findet man in diesem Teil der Erde noch zwei weitere Flamingoarten: die chilenischen und die Anden Flamingos. An diesem hübschen Ort gab es dann auch unser Mittagessen: Flamingo mit Geschmack Hühnchen, Nudeln & Gemüse.

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Es ist angerichtet 🙂 (Bildrechte: Kedda)

Danach ging es weiter zur nächsten Lagune, die gefühlt um die Ecke lag und dort waren, Überraschung: noch mehr Flamingos. 🙂

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Vor unserer Abfahrt hatten sich noch ein paar Vikunjas an die Lagune verirrt

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Noch eine Lagune, noch mehr Flamingos

Quer durch die Natur ging es dann zum nächsten Stopp, die Landschaft hier verändert sich auch ständig, was eine ungeahnte Vielzahl an Fotomotiven entstehen lässt, deshalb hier noooch mehr Bilder.

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Kurz vor Schluss des zweiten Tages haben wir dann noch zwei beeindruckende Dinge gesehen, zuerst einmal den Árbol de Piedra – der Baum aus Stein. Eine sehr interessante Felsformation, die wie der Name schon sagt, das Aussehen eines Baumes hat. Unsere Tour war ja anfangs etwas gefährdet, weil es in diesem Teil Boliviens geschneit hatte, die Überreste davon ließen sich auch je tiefer wir in den Süden fuhren merklich erkennen. Uns wurde dann auch klar, warum wir ein paar Tage früher gewisse Pässe hätten nicht passieren können, selbst mit Jeep nicht.

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Árbol de Piedra & die dazugehörige Landschaft

Dort um die Ecke des Baumes hatte sich doch jemand erdreistet und in die Wüste „FC BAYERN“ geschrieben…Leute gibts…hätte ja wenigstens die Eintracht sein können….

Das nächste Highlight war dann auch das letzte für diesen Tag die Laguna Colorada – eine rot eingefärbte Lagune. Die Färbung der Lagune hat leider einen sehr traurigen Grund, in ihr lebt ein Mikroorganismus, der die Flamingos massenweise dahinrafft. Sie verenden elendig in der Lagune und durch ihre rosa Federn färbt sich die Lagune rot. Deshalb sollte man sich beeilen diese Attraktion zu bestauenen, denn bald gibt es dort keine Flamingos mehr.

Nein Quatsch. 🙂 In der Lagune ist wirklich irgendwas, ein Mineral meine ich, das in Verbindung mit der Sonne das Planton rot färbt und dadurch entsteht diese Färbung, den Flamingos geht es ganz prima dort.

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La Laguna Colorada

Nach der Lagune durften wir auch endlich die 150 Bolivianos Nationalparkgebühr entrichten, natürlich auch wieder mit Angabe unserer Nummer des Reisepasses, wozu auch immer diese gebraucht wird. Weitere 15 Minuten später waren wir schon im Hostel Las Rocas angekommen und dieses unterschied sich jetzt nicht groß von unserer ersten Übernachtungsmöglichkeit. Aber auch hier wurde es ganz schön kalt, und nach dem Abendessen (Spaghetti mit Tomatensoße) hat unser Guide eine wahre Welle der Begeisterung ausgelöst. Als einzige Gruppe bekamen wir Wärmflaschen und die hat mir wirklich das Leben gerettet. Wie ein kleiner Wurm lag ich nachts in meinem Schlafsack + Inlay und hatte mich total verhedert, weshalb ich nachts den Schlafsack aufmachen musste und die Wärmflasche mich dann über den Rest der Nacht gut weitergewärmt hat.

Am nächsten Tag hieß es noch früher aufstehen: 4:30 Uhr fand der Weckruf statt und es gab Pancakes zum Frühstück – wieder ohne Teller, aber dafür Yoghurt und FruitLoops (die ich ja total unnötig finde). Wir machten uns so früh auf den Weg, weil wir die Geysirbecken Sol de Mañana besuchen wollten und diese morgens wohl am aktivsten sind. Der Weg dorthin hat dann noch einmal aufgezeigt, wie sehr es vorher geschneit haben musste, denn die Straße war rechts und links gesäumt von Schneewänden.

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Geysirbecken Sol de Mañana & der Weg dorthin

Anschließend sind wir dann noch weiter Richtung Chile gefahren – bis zur Grenze fehlten auch nur noch 25 Kilometer, um die Laguna Verde, also die grüne Lagune zu besuchen. Allerdings ist diese im Winter jetzt nicht so richtig grün, deswegen haben wir sie uns halt mal in Blau angeschaut.

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Laguna Verde

Fast vergass ich ja, vor der grünen Lagune hatten wir noch die Möglichkeit die Aguas Calientes zu besuchen, heiße Quellen am Wegesrand. Wir hatten am frühen Morgen aber sicherlich um die Minus 10 Grad und ich hatte auch gar keine Schwimmsachen dabei, weshalb ich auf diese Erfahrung verzichtet habe.

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Bei Aguas Calientes

Auf unserem ca. 400 Kilometer langem Rückweg nach Uyuni habe ich dann die meiste Zeit versucht zu schlafen, das Gerüttel im Jeep wirkt aber auch irgendwann einschläfernd. Wenn wir gehalten haben, konnte ich mich aber auch überwinden und habe für eins zwei Fotos noch einmal das motorenbetriebene Gefährt verlassen.

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Als wir zum Mittagessen in einen kleinen Kiosk eingekehrt sind, grasten davor drei Lamas, das eine ist auf dem oberen Foto zu sehen -hübsch der Ohrenschmuck, oder? Zum Mittagessen gab es dann Feind mit Mais, Champignons und Thunfisch. Simpel, aber hat mich definitiv glücklich gemacht. Ach ja, Reis gab es noch dazu, wie konnte ich den vergessen..

Die allerletzte Sehenswürdigkeit war dann eine Ansammlung kurioser Felsformationen, ich sehe im folgenden Bild ja einen Dinosaurier, der einen Vogel anschreit…

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Wir hatten ab diesem Punkt noch ca. eine Stunde bis zur neugegründeten Gemeinde San Cristobal zu bewältigen und hatten dann noch einmal 1,5 Stunden vor uns. Insgesamt waren wir ab morgens um 5:30 Uhr bis ziemlich genau um 17:00 Uhr unterwegs. Respekt an unseren Fahrer muss ich an dieser Stelle mal sagen, der auch nie (merkbar) die Orientierung verloren hat. In Uyuni angekommen hatten wir uns mit den Franzosen noch schnell für das Abendessen verabredet. Blöd nur, dass die Dame aus der Agentur meinte, dass unser 21 Uhr Bus nach Potosi um 19 Uhr fahren würde. Wir meinten dann, dass wir bitte den um 21 Uhr nehmen möchten, daraufhin erklärte sie, dass um 21 Uhr nur ein Bus nach Sucre fährt – grrrr. Was blieb uns anderes übrig, haben wir den früheren Bus genommen, was im Nachhinein sogar ganz nett war. Nur mussten wir ja den Franzosen Bescheid geben, dass wir am Essen nicht teilnehmen könnten und sind ein wenig planlos durch Uyuni gelaufen bis sie uns tatsächlich wieder über den Weg gelaufen sind und wir uns verabschieden und leider auch absagen konnten. Bei einem kleinen Restaurant haben wir dann Falafel mit Pommes gegessen. Die Falafel war wirklich gut, aber die Pommes…ernsthaft, das waren wohl die schlechtesten bisher in meinem Leben. Wir hatten vorher schon das verdächtige Geräusch der Mikrowelle vernommen und dann wussten wir es, da waren unsere Pommes drin. Wer schon einmal Pommes in der Mikrowelle hatte, weiß, dass diese die Konsistenz von Backsteinen annehmen. Aber gut, danach sind wir direkt zum Busbahnhof, unser Ticket für die Plätze 1 und 2 hatten wir ja schon. Da saßen wir dann friedlich bis auf einmal eine Französin kam und Platz Nummer Eins für sich beanspruchen wollte, das stand auch so auf ihrem Ticket. Ich bin dann in das Büro der Busgesellschaft und bat um Aufklärung – tja, wer lesen kann, ist doch meist im Vorteil, die Französin hatten Platz Nummer Eins, aber bei einer anderen Busgesellschaft. Das habe ich ihr dann erklärt, nachdem ich natürlich bei den Bolivianern im Büro als komplett bescheuert da stand, sie sagte daraufhin schnell danke und weg war sie…ts. Unsere Busfahrt dauerte vier Stunden und unser Busfahrer dachte wohl, er müsste einen neuen Geschwindigkeitsrekord brechen und hat sich durch aufdringliches Hupen Platz auf der Straße verschafft.

Nun hatte ich mit unserem Hostal Eucalyptus einen Abholservice vom Busterminal in Potosi vereinbart. Das war schon schwer genug per E-Mail, ich hatte eigentlich recht deutlich geschrieben, dass wir am 31. Juli um 21 Uhr losfahren und am 01. August gegen 1 Uhr ankommen. Als Antwort bekam ich dann zurück, ja super, dann seid ihr sicherlich am 30. Juli um 20.00 Uhr hier ????? Hä? Meine Antwort erklärte dann noch einmal, nein wir kommen am 01. August morgens an, ich melde mich, sobald ich die Buscompany weiß. Als wir dann bei unserem Touroperator auf den Start des Ausfluges warteten, durfte ich freundlicher Weise im Hostel anrufen und habe versucht die fehlenden Daten durchzugeben. Leider hatte das Mädel keine Ahnung worum es ging und ehrlich gesagt, ich hätte mich gewundert, wenn das mit dem Pickup-Service funktioniert hätte. Nun musste ich ja noch einmal anrufen, um zu erklären, dass wir am 31. August um 23 Uhr ankommen, weil wir einen früheren Bus nehmen. Mit der Dame, die dieses Mal am Telefon war, war ich mir doch recht einig was unsere Ankunftszeit anging und ich war guter Dinge bis sie am Schluss meinte, gut dann bis zum nächsten Morgen. Wir dachten uns schon, okay, das hat nicht funktioniert und so war es auch, aber wir hatten einen sehr netten Taxifahrer, der uns vom Busterminal (das eine Tankstelle ist) zum Hostel gefahren hat. Endlich schlafen in einem richtigen Bett, nicht auf Salz – ein Traum. 🙂

Rurrenabaque: mit Piranhas schwimmen und Delfine angeln

Zum Glück hatten wir uns für den nächsten Tag für einen Fiug um 14:00 Uhr nach Rurrenabaque entschieden, denn so konnten wir in Ruhe ausschlafen, Pancakes (mit Nutella :)) essen und packen. Dabei habe ich sogar eins zwei Sachen wiedergefunden, die ich gesucht hatte, dafür suche ich jetzt wieder meinen neuen Schal…ernsthaft, ich habe das Gefühl je mehr ich versuche die Dinge bei mir zubehalten, um so eher verstecken sie sich vor mir. (Nachtrag: er hat sich mittlerweile wieder auffinden lassen.) Mit dem Taxi ging es dann zum Flughafen El Alto in La Paz. Eigentlich sollte die Fahrt eine Stunde dauern, aber wir waren dann doch schon nach noch nicht einmal 20 Minuten dort. Das war aber gar nicht schlimm, denn so konnten wir länger das unwahrscheinlich schnelle Internet am Flughafen nutzen.

Nach dem Einchecken und der Gepäckausgabe haben wir dann – ja, was haben wir dann? Erstmal die Flughafensteuer bezahlt, es ist ein wahrer Traum, gut in Deutschland gibt es die Vergnügungssteuer und 15 Bolivianos für Inlandsflüge sind ja noch zu verkraften. Verlässt man das Land allerdings sind es 167 Bolivianos. Bei Subway haben wir uns dann zum Mittagessen erstmal gestärkt und es ist schon schön zu sehen wie Systemgastronomie in Südamerika funktioniert. Interessant war nämlich, dass die Preise, die ausgeschildert waren nicht mehr stimmten und wir beide jeweils einen Boliviano mehr bezahlt haben. Da haben wir uns jetzt nicht beschwert, aber man würde ja eigentlich erwarten, dass zumindest die Preise korrekt angegeben werden…

Der Sicherheitscheck verlief ohne Probleme und wir waren pünktlich zum Boarding am Gate, das sollte um 13:30 Uhr sein.Ich glaube, ich habe aber noch nie erlebt, dass das Boarding um diese Uhrzeit jemals stattgefunden hat. Auch dieses Mal startete die Crew das Boarding zu der Uhrzeit als unser Flug eigentlich schon abgeflogen sein sollte. Als Snack gab es im Flugzeug dann einen Apfelsaft und nach 45 Minuten waren wir auch schon in Rurrenabaque.

In Rurrenabaque gibt es nicht wirklich viel außer dem Tourismus und das merkt man der kleinen Stadt auch an. Es gibt mehrere Bars und Restaurants, aber ansonsten passiert dort wohl nicht allzu spektakuläres. Unsere Landung in Rurrenabaque allerdings die war schon ein wenig außergewöhnlich, denn als wir aus der kleinen Maschine ausgestiegen sind, standen schon die Passagiere für den nächsten Flug auf dem Rollfeld und warteten das Flugzeug betreten zu dürfen.

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Noch sind wir am Aussteigen

Mit dem Bus ging es dann zum Büro unserer Fluggesellschaft amaszonas. Und dann kam echt der Hammer, dieser Transport kostete nochmal 10 Bolivianos! Ernsthaft, das sollte mal einer bei uns versuchen, da haben wir auch extra nicht gracias gesagt als wir bezahlt haben und das Ticket für den Transport bekommen haben. Vom Büro aus konnten wir dann zu unserem Hostel El Corichal laufen. Rurrenabaque ist wirklich klein, wir waren fast am Ende der Stadt als wir unser Hostel gefunden haben. Normaler Weise herrschen hier ja tropische Temperaturen, leider hatten wir Pech mit dem Wetter und es war kalt und nass. So sah unser Hostel dann leider auch aus, wenn die Sonne scheint, ist es hier aber bestimmt nett. Wir dachten ja, wir gönnen uns mal was und haben ein Doppelzimmer mit Gartenblick gebucht…ja das war dann der Gartenblick:

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Beschreibung Booking.com: Zimmer mit Gartenblick

Abends sind wir dann los um etwas essbares zu suchen und haben in einem ganz kleinen Imbiss Halt gemacht, weil mich schon seit Tagen das frittierte Hühnchen angelacht hat, das hier an jeder Straßenecke verkauft wird. Normaler Weise kommt das Hühnchen zusammen mit Pommes und Reis, da war die Frau komplett aus dem Konzept gebracht als ich nur Huhn und Pommes wollte und Kedda Pommes und eine Empanada. Das Ganze hat uns zusammen 24,50 Bolivianos gekostet, also ca. 3 €. Das nennt man mal ein günstiges Abendessen. 🙂

Am nächsten Tag ging es dann auf zum Büro unseres Tourveranstalters FluvialTours, auch dort konnten wir ganz einfach hinlaufen. Und nebenan der Traum: eine französische Bäckerei. Jetzt wo ich alles aufgegessen habe, bin ich traurig, dass ich nicht das ganze Sortiment der Bäckerei gekauft habe, denn es war soooo lecker!!!! Ich hoffe inständig, dass die auf haben, wenn wir aus der Pampa zurück sind. Nach einigem Warten ging es dann im Jeep los zur ca. 3stündigen Fahrt nach Santa Rosa. Die Straße war auch ein Traum, wir waren nun einmal in der Pampa und es ging auf einer dreckigen Matschstraße einfach gerade aus, über den Matsch sollten wir noch froh gewesen sein, wie sich später heraus stellte. Unser Mittagessen in einem an der Straße gelegenen Dorf ist eine kleine Erwähnung wert, denn es sah so aus:

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Südamerikanische Küche – eigentlich ohne Worte

Die vegetarische Variante bestand aus den selben Ingredienzien, aber ohne Soße, dafür einem Tomatensalat, leider mag die total sympathische Nicky aus England keine Tomaten. 🙂 Hach ja…
In Santa Rosa angekommen warteten wir auf unser nächstes Transportmittel: kleine motorbetriebene Kanus. Mit diesem sind wir dann zwei Stunden den Fluß Beni (glaub ich) hochgefahren und konnten dabei schon einige Tierchen beobachten.

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Eindrücke vom ersten Tag

Kaimane dort zu sehen, ist wirklich keine Seltenheit, die kleinen Kaltblüter liegen dort ständig in der Sonne herum. Wo genau jetzt der Unterschied ist zwischen einem Alligator und einem Kaiman – ich weiß es nicht. 🙂 Unser Guide zumindest hat die Tiere, die ganze Zeit verwechselt, was wahrscheinlich auch an seinen geringen aktiven Englischkenntnissen lag. Ich weiß aber nun (dank Wikipedia), dass Kaimane nur in Südamerika vorkommen. Die Bootsfahrt war toll, allerdings auch sehr kalt und wir saßen mit mehreren Schichten Klamotten auf unseren einklappbaren Stühlen. Unser Camp kann man der Klasse Basic zuordnen, was aber okay ist und wir vorher auch schon wussten.

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Unser Camp

In unserer Gruppe waren wir übrigens zu acht: zwei Chilenen, Steffi aus Jena, Nicky aus England und ein Halbbolivianer/Halbargentinier mit seiner isländischen Freundin, die meiner Meinung nach nicht allzu helle war, denn sie fragte zwischen durch, ob denn in der Pampa auch Giraffen und Gorillas leben würden – lasse ich einfach mal so stehen. Gudrun, das war ihr Name, war uns aber allen, behaupte ich einfach mal, nicht allzu sehr sympathisch. Unser Abendessen bestand dann aus Spaghetti Bolognaise, Pommes und Salat. Das hieß dann für Nicky wieder trockene Nudeln aber mit trockenen Pommes, Vegetarier sein macht hier einfach keine Freude. Um uns anschließend den Sonnenuntergang anzuschauen, sind wir noch mal zu einem anderen Camp gefahren. Dort haben wir uns dann sehr nett mit zwei Schweizern und zwei Irinnen unterhalten bei einem kostengünstigen Bier (15 Bolivianos). Ich bin nach unseren Ausflügen immer direkt in die Heia, es war natürlich mal wieder total früh, aber es war stockdunkel und kalt. Gelesen habe ich aber noch, zu meiner Verteidigung.

Der nächste Tag war leider überschattet von einem weniger schönen Ereignis, denn es ging los zum Anaconda suchen. Nicht die riesengroßen, sondern eine kleine Art und dafür sind wir wortwörtlich mit Gummistiefeln durch die Pampa gestapft.

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Einmal Pampa, bitte!

Wir waren aber nicht die einzige Gruppe, die mit diesem Ziel unterwegs war und eine der anderen Gruppen hat schon nach 10 Minuten eine Anaconda gefunden und die tat mir wirklich leid. Alle Touristen standen um sie rum und entgegen allen Regeln wurde das Reptil angefasst und wie eine Trophäe in die Kamera gehalten. Ernsthaft das war widerlich, wir haben davon auch keine Fotos gemacht und als ich später gehört habe, dass einer der anderen Touristen gebissen wurde, fand ich das nur gerecht. Ich werde nach diesem Blogeintrag auch noch eine Mail an unseren Reiseveranstalter schreiben, eigentlich wird er im Lonely Planet empfohlen, aber das ging gar nicht. Danach war unser Guide super ehrgeizig eine weitere Schlange zu finden, aber selbst wenn ich eine entdeckt hätte, hätte ich ihr nur gesagt, dass sie sich ganz schnell ein neues Versteck suchen soll… im Camp wieder angekommen, war Freizeit angesagt, was schon sehr nett ist, direkt am Fluß und man sieht die unterschiedlichsten Tiere & Vögel vorbeiziehen. Auch die pinken Delfine haben dort ihre Runden gedreht und wir hatten Affen im Camp. 🙂 Unsere Kleidung, zumindest meine war dann durch den kleinen Ausflug doch etwas in Mitleidenschaft gezogen worden.

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Herr Nilsson 🙂

Das Mittagessen war dann eine Ladung an Vitaminen, es gab grünen Salat, rote Beete Salat mit Kartoffeln, Blumenkohl & Brokkoli, Bohnen mit Kartotten und noch einmal klein gemischt Brokkoli, Bohnen, Blumenkohl und Karotten. Keine Ahnung, was da los war, aber war eine nette Abwechslung, dazu natürlich Hühnchen und Reis. Unser Nachmittagsprogramm enthielt dann das Highlight mit pinken Delfinen schwimmen. Dafür sind wir auf dem Fluß hin und her gefahren und haben auch immer wieder Delfine gesehen, leider nicht in allzu großen Gruppen, eher vereinzelt. Ich gestehe auch, mir war das Wasser zu kalt und weil da keine Schar Delfine im kalten Wasser war, bin ich auch an Boot geblieben. Andere Gruppen haben uns allerdings abends beim Sonnenuntergang erzählt, dass bei ihnen Delfine ganz nah kamen, die sind ja schon recht neugierig. Wir hatten da weniger Glück, aber wir haben sie gesehen und nach der Anaconda Geschichte vom Morgen, fand ich das so auch viel besser. Danach stand Piranha Angeln auf dem Programm, da habe ich allerdings auch nicht mitgemacht, weil ich keinen Fisch fangen will, nur um ihn anschließend wieder in das Wasser zu werfen. Unser Guide hat zwei Katzenfische gefangen, die da jämmerlich blutend am Haken hingen bis er sie dann mal zurück geworfen hat und Piranhas schmecken wohl noch nicht mal. Hätte man sie essen können, dann hätte ich mich angeschlossen, aber so nee danke. Kedda hat die kleinen aber auch nur gefüttert. 🙂 Sie hat das Fleisch einfach am Haken hängen lassen und unser Guide meinte mehrmals sie müsse dann kräftig ziehen, wenn sich die Schnur spannt, aber ihr war wohl das Füttern lieber. Steffi hat aber einen ziemlich großen gefangen, was die Jungs in unserer Gruppe total geärgert hat, muss was mit dem männlichen Ego zu tun haben. Wir mussten dann aber weiter, um uns wie schon erwähnt, wieder den Sonnenuntergang anzuschauen. Also, was heißt musste, das war total schön und dieses Mal war das Wetter auch besser, wir näherten uns an diesem Tag nämlich deutlich der 30 Grad Grenze.

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Eindrücke vom zweiten Tag

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Fisch gefangen & Sonnenuntergang

Mit den Irinnen, die ebenfalls zum Sonnenuntergang schauen da waren, haben wir uns dann auch gleich für den nächsten Tag in Rurrenabaque verabredet, denn wir alle blieben noch eine Nacht länger, um am Samstag früh unseren Flug zu bekommen. Vorher stand aber noch ein Tag Pampas auf dem Programm an dem wir um 6.00 Uhr abfahrtbereit sein mussten, um uns dieses Mal den Sonnenaufgang anzuschauen.

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Zur Abwechslung: Sonnenaufgang

Dort haben wir uns dann nett mit zwei weiteren Deutschen unterhalten, die in einem SOS Kinderdorf für ein Jahr gearbeitet haben. Mit ihr hatte ich ein gutes Gespräch über die bolivianische Küche und sie meinte, es wäre ja schon bezeichnend, dass man hier nicht vor dem Essen guten Appetit wünscht, sondern einfach nach dem Essen provecho und dass es den Bolivianern einfach um das satt werden ginge, weniger um Genuss. Ich kann mich dieser Meinung ja nur anschließen, den Eindruck hatte ich auch. Nach dem Frühstück sind wir dann wieder mit dem Boot los (Frühstück: Pancakes, frittierte Kringel, Käsempanadas sowie Marmelade), um uns der Flora und Fauna in der Pampa zu widmen, war ich heilfroh, dass ich einen dicken Pullover, lange Hosen und meine Regenjacke anhatte. Durch die ansteigenden Temperaturen waren auch Moskitos wieder ein Thema. Wir haben keine Malariatabletten genommen, da Malaria in Rurrenabaque nicht gängig ist und unsere Agentur hat dies auch strikt verneint, zumal haben diese Tabletten ja keine geringen Nebenwirkungen. Die Viecher waren im trockenen Waldteil der Pampa dann aber überall, meine Güte, der Chilene mit kurzen Hosen wird wohl ein Schmankerl für sie gewesen sein. Andauernd hat einer jemand anderem irgendwo einen Schlag hinversetzt, um einen Moskito zu vertreiben, lustig wenn sich Menschen dann auch noch dafür bedanken, dass sie geschlagen werden. :O Unser Guide hat uns dann durch die Pampa geführt und uns verschiedene Dinge erklärt, darunter z.B. auch Feuerameisen, die einen Baum bewohnten. In Bolivien werden diese übrigens für Auftragsmorde eingesetzt, Menschen auf die ein Kopfgeld steht, werden an einen solchen Baum gebunden und innerhalb einer Stunde ist man durch die Säure der Ameisen tot – nettes Land.

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Eindrücke vom 3. Tag

Nach dem frühen Mittagessen, Reis, Gulasch und Salat, ging es dann mit dem Boot wieder zurück nach Santa Rosa. Ich bin ja kein Freund des frühen Aufstehens und somit bin ich dann auf dem Boot eingeschlafen, was ich nicht zu meinen bequemsten Schlaforten zählen würde. Danach mussten wir natürlich auch wieder die 3 Stunden mit dem Auto zurück nach Rurrenabaque. Ein gutes hat ja das südamerikanische Männerverhalten, sie sind meistens höflich und somit konnte ich wieder ganz vorne neben dem Fahrer sitzen und Kedda auf der Bank hinter mir, vier Leute mussten im Auto nämlich sehr beengt ganz hinten auf Bänken an der Längsseite des Autos sitzen, was auf der Schotterpiste bestimmt kein Spaß war. Die Chilenen saßen aber ganz gentlemanlike durchgängig auf den billigen Plätzen. Nun war es ja die letzten Tage wieder sehr heiß und somit auch trocken. Dies hatte zur Folge das die Straße durch voranfahrende Laster und Busse teilweise von meterhohen Staubwolken überdeckt war, mein Job war dann das rechtzeitige Schließen und wieder Öffnen des Fensters. Unsere Rucksäcke, die auf dem Dach des Wagens waren, nur mit einer Plane darüber, waren so was von staubig! Schön war auch der Teil der Strecke als eine Kuhherde uns entgegen kam:

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Gegenverkehr

Ich kann aber alle beruhigen, keiner Kuh ist zu Schaden gekommen. Angekommen in Rurrenabaque tratt dann der worse case ein: die französische Bäckerei hatte zu! 🙁 Dafür haben wir dann von einem Herren Cola angedreht bekommen und einen Flyer mit freien Caipis für die Luna Bar – wie praktisch, da waren wir eh mit den anderen verabredet. Im Hostel angekommen, war dann Duschen eine Wohltat. Steffi hatte sich uns angeschlossen und spontan ein Bett im Dorm unseres Hostels gebucht. Sie hat sich vor unserer Tür dann mit Valerie unterhalten, die aus Köln kam und einen unwahrscheinlichen Hang zum Sparen hatte. Zufälliger Weise waren in diesem Hostel auch zwei Jungs abgestiegen, die wir aus der Küche von unserem Hostel in La Paz kannten und so standen wir dann alle irgendwann draußen und haben uns unterhalten. Ruuid, ein Holländer hat sich noch zu uns gesellt und er sowie Valerie sind dann auch mit in die Luna Bar gekommen. Das war ein cooler Abend, wir hatten unsere freien Drinks, was zu Essen und haben noch den ein oder anderen Cocktail probiert.

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In der Bar lief auch richtig gute Musik, die ich noch nicht mal in Bars in Deutschland gehört habe, sehr nett. Nur mussten Steffi, Kedda und ich am nächsten Tag (mal wieder) früh raus, unser Flieger ging um 7:10 Uhr und wir mussten uns um 6:00 Uhr am amaszonas Büro einfinden…grummel. Haben wir aber getan, unsere 10 Bolivianos für den Transport bezahlt und sind an einem unwahrscheinlich kleinen Flughafen gelandet. Das Gepäck wird dort auch nicht durchleuchtet, aber man bezahlt wieder die Flughafensteuer. Anschließend läuft man dann durch das Rollfeld und besteigt die wirklich sehr kleine Maschine. Auf jeder Seite war nur ein Platz und insgesamt konnten in diesem Flieger 21 Passagiere unterkommen.

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Alles ein wenig kleiner als in Frankfurt…

Der Flug war aber ohne Vorkommnisse und danach sind wir 3 erst mal am Flughafen von La Paz frühstücken gegangen. Das war auch schon wieder fast ein Erlebnis für sich, Kedda und ich, wir wollten beide ein Amerikanisches Frühstück. Das gab es aber nicht, weil sich das nicht in das System eingeben lässt, also haben wir fast alle Bestandteile des Frühstücks dann einzeln bestellt…obwohl der Kellner vorher meinte das ginge auch nicht, geschäftstüchtig kenne ich anders. Aber gut, Frühstück war lecker und nachdem wir Steffi verabschiedet hatten, die länger in La Paz blieb, haben wir uns bei Subway häuslich eingerichtet und einen Bürotag eingelegt. Ich konnte über 400 Bilder in meine Dropbox uploaden, Bankgeschäfte erledigen und noch vieles mehr, so haben wir dort bis 15:00 Uhr unseren Tag verbracht und sind anschließend zurück zu unserem Hostel wo unser Gepäck noch stand. Wir konnten vorher schon bei Subway live im Fernsehen verfolgen, dass eine große Veranstaltung in La Paz durch die Straßen zieht. 10.000 Menschen haben dort gefeiert und dies hatte zur Folge, dass unser Taxifahrer uns dann kurz vor unserem Hostel auf der Hauptstraße rausgeschmissen hat und wir den Rest laufen durften – neben der Parade, durch die Essensstände, durch die Parade, neben Essensständen. Da war was los auf der Straße:

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Eines der 3 P in La Paz

Im Hostel haben wir dann erstmal neu gepackt, ich hatte meine Wäsche zurück von der Death Road, die musste irgendwie in den Rucksack, hat aber alles gepasst.

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Wahre Kreativität findet sich im Chaos wieder

Dank dieser Tanzveranstaltung direkt vor unserem Hostel sind wir zum Busterminal gelaufen, es war auch nicht weit weg, aber bergauf – mit 16 Kilogramm auf dem Rücken nicht wirklich eine nette Angelegenheit.

Eine nette Geschichte noch: am Flughafen hatten wir Postkarten gekauft, nur leider war die Dame, die auch Briefmarken verkaufte, ab 12 Uhr nicht mehr auffindbar, weshalb wir briefmarkenlos zum Busterminal sind. Dort habe ich dann eine kleine Postfiliale erspäht, nur leider waren die schon am schließen. Mein trauriger Blick muss aber geholfen haben, denn die kleine Oma hinter dem Schalter hat sich dann doch erbarmt mir 6 Briefmarken für 54 Bolivianos zu verkaufen, hochoffiziell mit Quittung auf die ich meinen Namen schreiben musste. Nun wollte ich ihr einfach 60 Bolivianos da lassen, weil sie ja so nett war länger aufzuhaben. Sie meinte aber „cambio, cambio“ (Wechselgeld) und meinte, ob ich nicht noch vier Bolivianos klein hätte. Die habe ich ihr dann auch noch gegeben und schon hat sie sich umgedreht – fragende Blicke meinerseits. Als ich sie dann fragte, was mit meinen 10 Bolivianos wäre, meinte sie, ach sie dachte, die wären für sie gewesen. Ich habe ihr dann 5 gegeben und wir waren beide glücklich, ich habe also meine erste offizielle Postbeamte bestochen – nettes Land.

Auf unseren Bus durften wir dann warten, der Busbahnhof von La Paz wurde übrigens vom Herrn Eiffel konstruiert, der der den kleinen Turm in Paris verbrochen hat. Vor unserer Wartebank stand eine Dame, die mit sehr langezogenem „e“ immer „Potosi – Sucreeeeeee“ gerufen hat, um Fahrgäste für diese Ziele anzuwerben. Die Frau hat mich so genervt, ich war kurz davor was zu werfen. Unser Bus sollte um 19:00 Uhr fahren, aber erst gegen diese Uhrzeit ging es überhaupt los zum Bus, der leider nicht so aussah wie auf dem Flyer. Dafür war er billig, umgerechnet ca. 13 Euro für eine 12-stündige Übernachtfahrt. Schlafen im Bus ist nicht wirklich erholsam, wie ich wiederholt feststellen musste, außerdem gab es kein Abendessen, weil es am Bahnhof nur Dinge zu kaufen gab, die ich mir einfach nicht vorstellen konnte zu essen. Aber gut, wir sind mittlerweile in unserem Ziel Uyuni angekommen und welch Freude wir können trotz Schnee fast alles sehen was auf unserer Tour geplant ist, nur ein Geysir fällt wohl weg.