Arequipa: die weiße Stadt

Nach unserer unwahrscheinlich erholsamen Busfahrt sind wir dann gegen 14 Uhr in unserem Hostel Amazing Hostel Arequipa angekommen. Nach der Fahrt war natürlich erstmal eine Dusche fällig und Auspacken. Am späten Nachmittag sind wir dann los zu einer ersten Erkundung Arequipas – der weißen Stadt. Weiß deshalb, da die zweitgrößte Stadt Perus aus weiß getünchtem Vulkangestein errichtet wurde. Denn Arequipa wird von mehreren Vulkanen umgeben, von denen sieben semiaktiv sind. Der bekannteste ist wahrscheinlich Misti (5.822 m), den man auch von der Stadt aus sehr gut sehen kann. Zunächst einmal sind wir nach Stunden ohne Essen auf die Suche nach Nahrung gegangen. Fündig geworden sind wir in der Straße San Francisco bei El Turko, ein Dönerladen. Und allen Vorurteilen entgegenwirkend, ich fand’s lecker und war glücklich über mein günstiges Mittag/Abendessen inkl. freiem WiFi. Allerdings wird es in Arequipa auch relativ schnell kalt und ich hatte mich ein wenig unpassend angezogen, aber zum Glück kann man ja auch hier käuflich warme Kleidung erwerben und das sogar aus Baby Alpaca. 🙂 Der liebe Panos hat mir mal schnell etwas Geld geliehen und ich habe mir in einem kleinen Laden (von denen es hier 100e gibt) eine schwarze Jacke aus eben diesem weichen und warmen Stoff gekauft. Ich war eh schon die ganze Zeit auf der Suche nach einer schwarzen Jacke… danach sind wir runter zur Plaza de Armas gelaufen und konnten den Platz sowie die Kathedrale bewundern.

20130706-201743.jpg

Die Kathedrale

Mittlerweile nähere ich mich auch dem dritten Monat in dem ich nicht zu Hause war und somit musste der ein oder andere Kosmetikartikel nachgekauft werden. In Kolumbien war ich eine Riesenauswahl von eben diesem Sortiment gewöhnt, das war jetzt leider in Arequipa im Supermarkt nicht so. Außerdem sind hier Shampoo, Bodylotion und sämtliche andere Flüssigkeiten zur Körperpflege eingeschlossen, man muss erst eine Dame bitten, dass sie einem das gewünschte Produkt aus dem Schrank gibt und diesen zuvor aufschließt. Zusätzlich sind die Preise hier echt der Hammer: 13 Pesos für Shampoo, also mehr oder weniger 4€. Wattepads hatten die erst gar nicht und in der Apotheke wollten sie für ein Päckchen 2,50 Soles…die liebe Kedda bringt mir aber jetzt auch das mit. Danke. 🙂 Nach diesem mehr oder weniger erfolgreichen Shopping ging unser erster Tag in Arequipa dann auch zu Ende.

In unserem Hostel war sogar Frühstück inkludiert, Pfannkuchen mit Banane und Arequipa. Frisch gestärkt sind wir dann los, um uns der Kultur Arequipas zu widmen. Zunächst haben wir uns die Kathedrale direkt an der Plaza de Armas mit einer Führung angeschaut. Für nur 5 Soles pro Person wurde uns die Kathedrale, das Museum der Kathedrale und der Turm gezeigt. Hier wurde auch mal wieder die südamerikanische Arbeitsweise deutlich, denn in der Kathedrale steht eine riesige Orgel, die in Belgien gefertigt wurde. Als sie in Peru ankam wusste aber niemand wie sie zusammen gebaut werden sollte, somit stand die Orgel 100 Jahre lang still in der Kathedrale bis in den 90er Jahren ein paar Peruaner die Pläne in Belgien geholt haben und die Orgel richtig zusammen setzen konnten. Bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob auch ein Belgier in Arequipa dann mal geholfen hat, aber viel toller finde ich, dass das Instrument einfach mal ewige Zeiten ungenutzt rumstand.

20130706-201922.jpg

Die Orgel -jetzt auch mit Funktion

Die Kathedrale wurde durch eines der vielen Erdbeben in Arequipa schon drei Mal komplett zerstört und wurde mit Hilfe von Spenden nun wieder aufgebaut. Toll war, dass wir auf die Kathedrale drauf konnten und somit einen super Blick auf die Plaza de Armas und den Vulkan Misti hatten.

20130706-202047.jpg

20130706-202134.jpg

Die Aussicht von der Kathedrale

20130706-204407.jpg

Misti: der Vulkan

Das Museum, das wir vorher noch besichtigt haben, war jetzt nicht so spannend, man hat verschiedene religiöse Artefakte sowie die Gewänder des Bischofs für unterschiedliche Anlässe gesehen. Danach sind wir zum Museum Sanctuarios Andinos nur ein paar Minuten von der Kathedrale entfernt gegangen. Das Highlight dort ist „Juanita, die Eisprinzessin„. Um die Götter z.B. bei Kriegen, Vulkanausbrüchen oder Lawinen zu besänftigen, opferten die Inkas Kinder auf den verschiedenen Vulkanen rund um Arequipa. Juanita war eine davon, sie ist so besonders, da sie in Eis eingeschlossen war und somit sehr gut erhalten ist. Das Museum kostet 30 Soles Eintritt und man bekommt zurst einen Film über die Entdeckung Juanitas gezeigt. Anschließend wird man von Studenten durch das Museum geführt, dem Guide gibt man dann noch ein Trinkgeld, weil die Führung im Preis nicht enthalten ist. Ich fand die Führung gut, man hat die Kleidung gesehen, die Juanita und andere geopferte Kinder getragen haben sowie die Grabbeigaben, die mit den Kindern gefunden wurden, darunter z.B. ganz kleine Lamafiguren. Außerdem hat man erfahren, dass die Kinder, die geopfert wurden, schon im Alter von 1-2 Jahren ausgewählt wurden und diese alle zusammen aufgewachsen sind mit dem Wissen, dass sie irgendwann sterben werden, schon krass. Juanita wird von Januar bis April nicht ausgestellt, weshalb wir Glück hatten und sie sehen konnten. Allerdings bin ich mir nicht sicher was ihre Konservierung angeht, denn in ihrem Glaskasten war sie ziemlich mit Eis überzogen, aber das müssen die Peruaner wissen.

Mittlerweile war dann auch schon Zeit für das Mittagessen, leider hatte die Chevicheria, die wir uns ausgesucht hatten, geschlossen und somit sind wir dann in einem netten Restaurant direkt an der Plaza de Armas mit Blick über den Platz essen gegangen. Anschließend haben wir uns ein altes koloniales Herrenhaus angeschaut die Casa de Moral, sehr hübsch mit begehbarem Dach für eine coole Aussicht.

20130706-202516.jpg

20130706-202450.jpg

Casa del Moral: Gang zum Garten & Innenhof

Danach stand das Monasterio Santa Catalina auf dem Plan – eine Stadt in der Stadt. Dieses Kloster hat eine besondere Geschichte, denn dort wurden fast ausschließlich nur Mädchen aus reichen spanischen Familien Nonnen. Doch die Nonnen hatten dort ein äußerst luxoriöses Leben mit Einzelappartements und Dienerinnen. Gekostet hat eine Aufnahme in dieses Kloster übrigens 50 Kilo Gold und normalerweise ereilte immer die zweite Tochter einer Familie das Schicksal der Nonne. Allerdings änderten sich die Zeiten drastisch als nach fast 300 Jahren ausschweifendem Lebensstil eine strengere Obernonne das Zepter in die Hand nahm und die Nonnen ab da in Gemeinschaftsschlafsälen nächtigen mussten ohne Dienerinnen und deshalb auch selbst kochen und putzen mussten. Bis 1970 war dieser Ort der Öffentlichkeit nicht zugänglich und Geheimnis umrungen, heute vermieten die Nonnen einen Großteil des Klosters und es kann besichtigt werden. Wir haben uns auch eine deutschsprachige Touristenführerin gegönnt, die in perfektem Deutsch die Geschichte des Klosters erzählt hat. Heute leben ca. 80 Nonnen in einem moderneren Teil des Monasterios und nicht mehr nur reiche Spanierinnen sondern zum Großteil Peruanerinnen. Diese Anlage ist definitiv einen Besuch wert und wunderschön:

20130706-202915.jpg

20130706-202936.jpg

20130706-203016.jpg

Monasterio Santa Catalina – eine Stadt in der Stadt

Hier sieht man auch mal wie luxuriös die Nonnen gelebt haben mit edlem Geschirr aus Frankreich.

20130706-203234.jpg

20130706-203352.jpg

Da wir am nächsten Tag los wollten zu einem 3-tägigen Trekking mussten wir noch packen und ein Restaurant für das Abendessen musste auch noch gefunden werden. Panos und Christian haben sich das Monasterio noch etwas länger angeschaut und Melanie und ich sind los, um im Hatunpa einen Tisch zu reservieren. Melanie wollte noch etwas für das Trekking in einem Outdoor Laden kaufen und dort habe ich doch dann spontan mal einen neuen Buff (also keinen echten, aber egal) gekauft, war auch ne super Sache für das Trekking. Bevor es ans Packen ging, haben wir noch einer der ältesten Kirchen Arequipas, der jesuitischen Iglesia de La Compania einen Besuch abgestattet. Nachdem Packen ging es dann zum Essen und das Restaurant war ein Volltreffer (ist auch Nummer 2 auf Tripadvisor in Arequipa bei Restaurants.) Es bietet nur Platz für 16 Personen, deshalb auch die Reservierung, hier bekommt man drei verschiedene Sorten Kartoffeln zusammen mit einem Belag und das tolle man kann eine kleine Portion eines anderen Belages dazu bestellen. Sehr lecker!

20130706-203618.jpg

20130706-203607.jpg

20130706-203627.jpg

Soo lecker!!

Die Zeit haben wir uns damit vertrieben, die 63 Flaggen, die auf dem Tischuntersetzer zu sehen waren mit Ländern zu versehen. Wenn man 50 weiß, bekommt man die Getränke zum halben Preis, wir haben es zwar nicht ganz geschafft, aber trotzdem 4 Soles beim Wasser gespart. 🙂 Nach dem Essen hieß es dann aber schon Zeit fürs Bett, denn wir mussten um 2 Uhr aufstehen, da wir um 3 Uhr für das Trekking in den Colca Canyon abgeholt wurden…das ist keine Uhrzeit, um aufzustehen, hab ich mal wieder festgestellt…

Cial: Bus des Grauens

Ich muss ja sagen, dass bisher meine Reisen von A nach B in Ecuador sowie in Kolumbien einwandfrei funktioniert haben, mal abgesehen von den Straßenverhältnissen vielleicht. In Peru haben wir aber zu viert Südamerika total erlebt. Um 20.00 Uhr sollte unser Nachtbus am Sonntag Abend in Ica losfahren und 12 Stunden später in Arequipa ankommen. Und jetzt ein Tipp für alle die durch Peru reisen:

    Fahrt niemals mit Cial!!!!

Zunächst einmal war die Busstation von Cial komplett runtergekommen, von den Toiletten erst gar nicht zu sprechen, das waren die miesesten die ich in Südamerika bis dahin jemals gesehen hatte. Nun wurde es dann 20.00 Uhr und unser Bus fuhr auch ein, aber es hieß wir sollten noch kurz warten, Tickets hatten wir auch noch nicht. Diese wurden uns aber kurz später ausgehändigt, mit den großen Rucksäcken ging es dann an den Bus, aber nein „momento“ hieß es dann von einem dieser kleinen Peruaner, die da wohl zum Arbeiten angestellt waren. Da standen wir nun, nach ein paar Minuten wurde mir das zu blöd und ich habe ihn freundlich darauf hingewiesen, dass so ein Rucksack Gewicht hat und wir die gerne in den Bus laden würden. Nein, das würde jetzt nicht gehen, stellt die Rucksäche hier in die Ecke. Da standen sie dann auch vorm Bus – eine lange Zeit standen sie da. Es wurde dann irgendwann halb Neun meine ich, als der Herr meinte wir könnten jetzt in den Bus da gäbe es jetzt Essen, aber die Rucksäcke nicht. Gut, wir dann in den Bus und unser Essen bekommen: Reis mit Hühnchen. Ich find’s ja mittlerweile schon fast lustig. Dazu noch ein Schluck IncaCola, nein die habe ich verweigert, das Zeug ist knallgelb und schmeckt wie Waldmeister nur noch synthetischer.

20130702-085913.jpg

Incacola

Uns hat ja schon irritiert, dass unsere Rucksäcke immer noch nicht eingeladen wurden und es immer später wurde…gegen 22 Uhr habe ich dann mal einen anderen echt ätzenden Typen gefragt, was denn jetzt eigentlich los wäre und warum unsere verdammten Rucksäcke immer noch vor dem Bus stehen würden. Seine Antwort: dieser Bus wird nicht fahren. Das hatten wir uns auch schon fast gedacht, weil ein Mechaniker unter dem Bus lag und zwischendrin verzweifelt telefoniert hat. Meine Frage, was denn dann die Lösung wäre, wurde mit „en cinco minutos“ abgetan. Nach diesen 5 Minuten habe ich mit Panos den Herren erneut aufgesucht, meint er „dime“ also sag mir. Ich: die 5 Minuten sind um. Er: Ja, der Bus fährt nicht. DANKE für diese Information! Als ich dann nachfragte, was denn seine Lösung sei, meinte er, es kommt ein neuer Bus um halb Eins und dann fahren wir nach Arequipa…großartig. Gut, also dachten wir uns warten wir halt, sind ja nur 4 Stunden Verspätung. Der eine Teil hat geschlafen, der andere, darunter meine Wenigkeit vor dem Bus hin und her getigert. Jetzt weiß ich wie sich Raubkatzen im Zoo fühlen, denn wir durften das Gelände auch nicht verlassen, sondern waren eingeschlossen. Da ist natürlich die erste Idee: Bier! Ich dann den kleinen Peruaner gefragt wo ich denn hier Bier kaufen kann. Nein, ich darf kein Bier kaufen, weil dann könnten wir nach Alkohol riechen…?????? WAS?! Okay, also kein Bier für uns, das hat die Laune nicht gebessert. Ich weiß gar nicht mehr warum wir dann noch mal mit dem Hässlichen gesprochen haben, aber irgendwann kam raus, dass im 1 Uhr Bus nicht genug Platz für alle sein wird und es einen anderen Bus um 3 Uhr gibt. Da war’s dann ja vorbei mit meiner Diplomatie und der Typ wollte uns am Ende auch einfach nicht verstehen und hat sich damit rausgeredet, dass er unser Spanisch nicht versteht. Irgendwie sollte es dann eine Lotterie geben, um auszulosen wer in welchem Bus fährt, aber da wir ja eine Gruppe wären, würde es ja Sinn machen, dass wir erst gar nicht daran teilnehmen. Der Typ wollte halt erstmal alle Peruaner besänftigen, bevor die dummen Ausländer dran sind. Ganz demokratisch ist er dann in den Warteraum und hat nach fast 3 Stunden eigen initiativ mal mit uns kommuniziert. Das war ja eh das Beste, der Bus fuhr und fuhr nicht, aber kein Schwein hat was gesagt. Wir hätten da auch immer noch wie die Schafe mit den Rucksäcken vor dem Bus stehen können…

Die Menge hat die Nachricht von der Verspätung aber relativ gelassen aufgenommen, es kam dann noch der abwegige Vorschlag Personen mit Kindern sollten definitiv im ersten Bus fahren, aber das wurde dann auch schnell verworfen. Ich habe meiner Wut dann in einer Flut von Kraftausdrücken, natürlich in Deutsch, freie Luft gelassen und mit kleinen Akten der Gewalt mich gegen das Busunternehmen gewehrt wie z.B. Klopapier in die Toilette zu schmeißen (was man in Südamerika niemals tun sollte), Plakate abzureißen und meinen Müll auf den Boden zu werfen. So richtig gut hat das aber auch nicht getan. Irgendwann konnt ich nicht mehr tigern und habe mich im kaputten Bus hingelegt. Ach so, es war übrigens nur die Kupplung, die nicht mehr ging. Grad war ich eingeschlafen als Melanie mich und Panos weckte, los wir müssen mit den Rucksäcken zum Bus.

Da standen wir dann alle, wir die Peruaner und noch zwei Franzosen vor den vergitterten Toren. Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein. Dann kam auch endlich der Bus und auf einmal waren die kleinen Peruaner ganz schnell und haben ihr Zeug hinten in die Gepäckaufbewahrung geschmissen. Ich habe mich schon gewundert woher auf einmal die Eile und warum auf einmal alle (außer der 12köpfigen frnazösischen Reisegruppe, die vorher schon aussortiert wurde) es so eilig haben. Ja, als wir dann im Bus drinne waren, wussten wir es: es gab nicht genug Sitzplätze!!!

Ich dachte ja, dass muss ein Missverständnis sein. Nein, nach dem Nachfragen wussten wir, dass in Nazca 8 Personen aussteigen werden und dann können alle sitzen. Vorher müssen wir aber 2 Stunden stehen! Ich konnt’s nicht glauben, gab natürlich auch keine Preisreduktion. Eine halbe Stunde haben Panos, Christian und ich es geschafft zu stehen, es war mittlerweile nach 1 Uhr und wir hatten 5 Stunden Verspätung. Danach haben wir uns auf die Treppe hoch zum zweiten Stock gesetzt und tatsächlich, ich weiß nicht wie, wir sind da eingeschlafen. Eingekeilt, saukalt und immer mal wieder gestört von Personen, die zur Toilette im ersten Stock wollten. Melanie hatte das Glück und konnte einen Sitz ergattern. Als wir dann in Nazca ankamen, sind wir sofort in das Abteil gegangen und haben uns 4 Sitze geschnappt. Wenigstens hatten wir jetzt cama, obwohl wir nur semicama gebucht hatten. Danach hieß es dann ca. 13 Stunden lang Bus fahren und aus dem Nachtbus wurde ein halber Tagesbus. Wir konnten auch so lange schlafen bis um 8.30 Uhr das Entertainment mit amerikanischen Sinnlosfilmen losging mit spanischer Synchronisierung. Aber hier kann man sich nicht aussuchen, ob man den Ton hört, man MUSS ihn über die Lautsprecher hören.

Zusammengefasst: wir waren schlagskaputt als wir gegen viertel vor Zwei in Arequipa ankamen!
Verspätung insgesamt: 6 Stunden und 2 Stunden mehr oder weniger ohne Sitzplatz verbracht. In Arequipa haben wir uns gleich bei Cial beschwert, die wollten uns dann als Entschädigung was zu essen geben, wir haben sie immerhin auf 10 Soles pro Person gehandelt. Kam dann in die Gemeinschaftskasse…nach einer kurzen Taxifahrt hatten wir es dann geschafft und waren in unserem Hostel in Arequipa angekommen. Ab jetzt fahren wir nur noch die Luxusklasse Cruz del Sur!!!

Nachtrag: trauriger Weise habe ich dann in diesem Bus meine super tolle Schlafmaske vergessen :(, gibt jetzt auch nen Artikel unter Allgemein in dem steht, was ich bisher alles vergessen habe…

Huacachina: Ein Traum in der Wüste

Wie bereits im letzten Artikel erwähnt, waren wir (sag ich jetzt einfach mal so für die Gruppe sprechend) extrem happy die Sonne zu sehen. Mit dem Bus sind wir ja nach Ica gefahren, einer Stadt, die an sich wohl nicht so wirklich viel zu bieten hat, weshalb wir dort auch keinen Stopp eingelegt haben, sondern mit dem Taxi direkt weiter gefahren sind nach Huacachina. Dieser wirklich kleine Ort mit nur 200 Einwohnern (von denen meiner Meinung nach ca. 150 im Tourismus arbeiten) besteht aus einer malerischen Oase umgeben von riesigen Sanddünen. Unser Hostel Banana’s Adventure war ebenfalls ein voller Treffer. Statt dem 4-er Dorm haben wir zwei Doppelzimmer bekommen in einer kleinen Hütte direkt am Pool. Nun hatten wir es leider nicht geschafft in Pisco das Nationalgetränk Pisco Sour zu trinken, was wir dann an der Bar des Hostels gleich mal geändert haben. Schmeckt ganz gut, aber die abgewandelte Maracuja Variante hat mir ja besser geschmeckt.

20130701-222519.jpg

20130701-222546.jpg

Unser Pool & die Lagune

Nach dieser kleinen Erfrischung sind wir zur Lagune gelaufen, die ca. 3m von unserem Hostel entfernt war, die Sanddünen hoch. Meine Güte, das war richtig anstrengend. Da saßen wir dann in der Sonne mit Blick auf die Lagune – traumhaft!

20130701-222827.jpg

Danke Melanie fürs Foto 🙂

Abends haben wir dann beim BBQ des Hostels mitgemacht, wobei Christian und ich uns einig waren, dass es definitiv nicht genug zu essen war. Ich habe das mit Daiquiris kompensiert, was ich mal besser hätte lassen sollen. Es gibt da Fotos, die bitte niemals die Öffentlichkeit erreichen, ja Herr Paulus? Danke.

Am nächsten Tag haben wir nach einem wirklich leckeren Frühstück* im Hostel den ersten Ausflug gemacht und zwar mit einem außergewöhnlichen Gefährt durch die Sanddünen zu fahren und dabei dann auch gleich auf einer Art simplen Snowboard die Dünen runterzusausen. Die Fahrt war richtig cool, wie eine Achterbahn nur im Sand mit

    Traumwetter

und jeder Menge schreiender Mädels. 🙂

*auch wenn ich den Fehler gemacht habe ein gekochtes Ei zu bestellen, das kam dann erst geschält und kalt, nach Reklamation immer noch geschält, aber warm, dennoch steinhart ach ja..

20130701-223237.jpg

20130701-223309.jpg

20130701-223351.jpg

Bild 1: unser Gefährt
Bild 2: Christian & ich beim Sandboarden
Bild 3: die Aussicht

Das einzig doofe war, dass unsere Tour nur 1,5 Stunden anstatt der versprochenen 2 Stunden ging, aber das haben wir reklamiert und jeder hat 5 Soles (weniger als 2€) Rabatt bekommen, immerhin. Und danach ging es dann auch gleich weiter zur nächsten Tour der Besichtigung einer Destillerie für Pisco Sour inkl. Verkostung. Ja, das war ganz nett gemacht und unser Guide hat uns das auch alles sehr nett erzählt, aber Pisco ist dennoch nicht mein Fall, ist halt ein Traubenschnaps.

20130701-223801.jpg

Der Ort der Verkostung

Danach sind wir nochmal zu einer Art Museum für Pisco, dort standen jede Menge alte Gefäße rum gefüllt mit Pisco und da war dann für mich nach dem insgesamt, ich glaube, 8. Pisco Schluss, einer mehr und ich hätte ganz schnell die örtlichen Sanitäranlagen aufsuchen müssen…aber nett war’s für eine Nachmittagsbeschäftigung. Den Rest des Tages haben wir dann im Hostel verbracht, wo ich ja noch kurz davor war den kleinen peruanischen Typen zu hauen der hinter der Bar des Hostels, die gleichzeitig auch Restaurant war, gearbeitet hat. Denn ich hatte mir einen Hamburger bestellt ohne Tomate, aber mit Pommes. Wer verdammt nochmal isst denn bitte Hamburger ohne Pommes?? Denn mein Burger kam dann ohne Beilage, wer mich kennt, weiß, ich ess‘ meinen Hamburger nicht ohne Pommes, da bin ich schwierig. Sofort zur Bar und reklamiert – was wirklich auffällig ist in Südamerika hier entschuldigt sich keine Sau, es wird immer jemand anderem die Schuld gegeben, in diesem Fall: mir. Ha, aber so nicht Freundchen, ich habe ihm dann deutlich zu verstehen gegeben, dass Pommes jetzt sehr freundlich wären und zwar hurtig. Daraufhin hat die Küche dann angefangen zu werkeln und hat sich auch gleich um Christians Essen gekümmert. Auf einmal kommt der Koch mit zwei neuen Burgern inkl. Pommes aus der Küche, ich natürlich gleich gefragt wo denn nun meine fehlenden Pommes wären. Antwort: der Koch hat gedacht, er muss auch einen neuen Burger machen, kundenfreundlich wäre ja gewesen mir nun das neue warme Essen zu geben, aber nein man schichtet die Pommes einfach auf einen anderen Teller und gibt mir diese…ich muss es ja nicht verstehen, war aber dennoch lecker. Meine Laune war nur kurzzeitig nahe dem Gefrierpunkt. So haben wir dann aber unseren Nachmittag verbracht bis es dann um 19.00 Uhr mit dem Taxi los ging, um den Nachtbus nach Arequipa zu erwischen. Und die Fahrt war so absolut unfassbar, dass es dafür einen extra Artikel geben wird: Cial: Bus des Grauens

20130701-225408.jpg

Da war die Welt noch in Ordnung…

Pisco: Klein Galápagos

Zwar waren wir in dieser Nacht in Pisco, allerdings war die Stadt Pisco nicht unser primäres Ziel, das wir uns anschauen wollten, sondern klein Galápagos: die Islas Ballestas. Auf dieser Inselgruppe nisten zehntausende Vögel, darunter Tölpel, Pelikane und noch weitere Arten, deren Namen ich jetzt nicht mehr weiß. Wirklich früh (und das nach einer Nacht mit wenig Schlaf) sind wir um 8.00 Uhr abgeholt worden von einem Kleinbus und sind nach Paracas gefahren. Unser Guide war außergewöhnlich sprachlich begabt und konnte Englisch, Französisch sowie Spanisch sprechen, allerdings muss er auch schon einmal Gäste verloren haben, denn er hat peinlichst genau darauf geachtet, dass wir immer genau da stehen wo er uns abgestellt hat und dieser Bereich wurde uns vorher ganz genau durch bestimmende Handbewegungen kenntlich gemacht. Mit einem kleinen Boot für 30 Passagiere ging es dann los. Ach nein, ich vergass, vorher mussten wir noch die Hafensteuer bezahlen: 7 Soles. Aber die kann man nicht auf einmal bezahlen, nein man bezahlt bei einer Dame 5 Soles und bekommt einen Voucher für diese Steuer und bei einer anderen Dame zahlt man dann die verbleibenden 2 Soles und bekommt einen kleinen Voucher, warum das nicht eine Dame in einem Aufwasch erledigen kann, weiß ich nicht, aber vielleicht schafft man so auch einfach Arbeitsplätze.

Ich dachte ja, dass die Inseln nicht so spektakulär wären, aber doch dieser Ausflug von 2 Stunden lohnt sich. Zuerst passiert man mit dem Boot den dreizackigen Kandelaber, eine große Figur, die in einen Hügel geritzt ist. Niemand weiß wohl so genau was er bedeutet oder wer ihn geschaffen hat, aber mich hat es ja schon gewundert, wie das da so lange alle Wetterbedingungen überdauern konnte, angeblich regnet es dort nicht, oder Volontäre müssen das einmal im Jahr überarbeiten, damit es erhalten bleibt, ist aber nur meine persönliche Vermutung.

20130701-211448.jpg

Kandelaber

Danach haben wir ca. eine Stunde lang die Inseln umschifft und dabei eine Unmenge an Vögeln gesehen. Seelöwen und sogar Humboldtpinguine konnten wir auch beobachten, das war wirklich toll. Vorallem da ich in Galápagos ja keine Pinguine gesehen habe. (Foto vom Pinguin folgt)

20130701-212428.jpg

20130701-212527.jpg

Islas Ballestas

Die Islas Ballestas sind übrigens auch die Inseln auf denen Guano abgebaut wurde – Vogelmist, der als Dünger dient. Dieser war so wertvoll, dass die Peruaner mit den Chilenen einen Krieg über diese Inseln geführt haben, heute allerdings hat Kunstdünger Guano abgelöst und ein Abbau findet nur noch ca. alle 10 Jahre statt. Am Hafen wieder angekommen, sind wir mit dem Taxi zur Plaza de Armas von Pisco gefahren. Pisco ist der Ort indem auch der gleichnamige Schnaps ansässig ist. Bekannt ist ja der Pisco Sour, der sich übrigens so mixen lässt:

3 Teile Pisco
1 Teil frischgepresster Limonensaft
2 Teelöffel löslicher Zucker
1 Eiweiß
Angostura und 10 gestoßene Eiswürfel

Im Mixer 2 Minuten durchrühren und in Gläser füllen, nach Wunsch mit Zimt bestreuen. Zum Geschmack des Getränkes kommen wir später noch bzw. im nächsten Artikel zu sprechen. Pisco wurde in einem schlimmen Erdbeben 2007 fast komplett zerstört und so sieht es dort auch aus. Mit einem Taxi sind wir zur Plaza de Armas gefahren und haben uns dort ein wenig umgeschaut sowie mal einen Snack zu uns genommen.

20130701-212928.jpg

20130701-212941.jpg

Plaza de Armas

20130701-213923.jpg

Die immer noch zerstörte Kirche am Plaza de Armas

Mit einem Taxi ging es dann wieder zurück zum Hostel, wo wir nur schnell die Rucksäcke geschnappt haben und direkt weiter sind zum Platz an dem die Busse nach Huacachina abgefahren sind – der Ort an dem wir endlich nach vier Tagen wieder Sonne sehen konnten. 🙂

Lima: nicht unbedingt einen Besuch wert

Die „Stadt der Könige“ (Lima) ist die Hauptstadt Perus, wahrscheinlich auch allgemein bekannt und schon der Lonely Planet findet sie im Vergleich zu anderen Hauptstädten Südamerikas nicht ganz so berauschend. Dieser Meinung schließe ich mich an. Am Donnerstag Morgen sind wir nach einem Frühstück im Hostel mit dem Taxi zum Museo de Oro – wieder ein Goldmuseum. Ich muss aber auch hier sagen im Vergleich zu dem in Bogotá war das in Lima für mich eher enttäuschend. In Bogotá war der Aufbau der Ausstellung viel moderner und interaktiver. Zudem gab es wohl mal einen großen Skandal als rauskam, dass wahrscheinlich die meisten Exponate Fälschungen sind. Zudem war der Preis unverschämt teuer: 33 soles, das sind ca. 10€, schon fast deutsche Museumspreise…naja. Aber einer der Verkäufer der zahlreichen Shops um das Museum herum hat uns ein Café empfohlen in der Nähe des Goldmuseums und da sind wir dann auch hin. Das Café war wirklich super, es gab unwahrscheinlich viele Kuchen, Stückchen usw. und das nicht teuer und die Sachen haben so geschmeckt wie man sie als Europäer gewohnt ist, also süß wenn es süß sein soll und salzig wenn es salzig sein soll. 🙂

Mit dem nächsten Taxi ging es dann in das Zentrum Limas zur Plaza de Armas, dort haben wir uns dann die 1555 erbaute Catedal de Lima angeschaut. In ihr befindet sich der Sarg von Francisco Pizarro, dem Gründer Limas, der generell eine wichtige Rolle in der Geschichte Perus spielte. Es gab wohl auch hier lange ein Gerücht, dass diese Überreste nicht ihm sind, aber angeblich ist es nun bewiesen. Wir hatten eine sehr nette englischsprachige Führerin, die uns allerhand interessantes erzählt hat. Seit 5 Monaten sind für Besucher auch die unter der Kirche liegenden Gräber zugänglich, das war schon beeindruckend und irgendwie mystisch. Obwohl wir später noch etwas viel obskureres gesehen haben.

20130630-155624.jpg

La Catedral de Lima

20130630-160024.jpg

20130630-160056.jpg

Wir vor dem Altar 🙂 & die Gräber

In unserem Ticket war auch der Besuch des Palacio de Arzbispo inkludiert, weshalb wir uns das auch noch angeschaut haben. Die religiöse Kunst fand ich jetzt nicht so spannend, aber dafür waren die Räume hübsch anzusehen in denen der Erzbischof gearbeitet hatte.

20130630-160347.jpg

20130630-160413.jpg

Innenansicht Palacio de Arzbispo

Danach ging es noch weiter mit Sightseeing und wir sind zum Convento San Francisco, eine Kirche und Kloster erbaut im Barockstil. Auch hier hatten wir eine englischsprachige Führung, allerdings hat die Dame ein äußerst gewöhnungsbedürftiges Englisch gesprochen und jeder Satz begann mit „follow me my friends“, was dann irgendwann zum Running Gag wurde. Dort findet man auch das berühmte Bild in dem Jesus mit seinen Jüngern Meerschweinchen zum letzten Abendmahl isst. Anscheinend gibts davon mehrere, denn ich dachte, das würde in Quito hängen…naja, zumindest wurden dort bis 1808 70.000 Tote bestattet. Die Knochen der Verstorbenen sind in einer äußerst merkwürdigen Art und Weise für Besucher zusammen gestellt worden, man hat einfach sortiert. Beinknochen zu Beinknochen und Schädel zu Schädel, das Ganze sieht dann so aus:

20130630-161202.jpg

20130630-161209.jpg

Knochen…

Eigentlich durfte man dort nicht fotografieren, Melanie hat es aber dennoch gewagt und mir freundlicher Weise ihre Fotos zur Verfügung gestellt. Danke, Melanie. 🙂
Nach so viel Kultur sind wir erstmal über die Plaza de Armas geschlendert und sind dabei von einem Tourveranstalter angesprochen worden, der eine Tour zu San Cristobal einem Aussichtspunkt Limas angeboten hat. Für 5 Soles haben wir das dann auch gemacht. Die Fahrt nach da oben war abenteuerlich, ging es doch ziemlich nah am Abgrund den Berg hoch. Allerdings hat Lima ein Luftverschmutzungsproblem, zudem war das Wetter auch einfach nur grau, so dass die Aussicht grade mal Null war…

20130630-161553.jpg

Die Aussicht über Lima

Mittlerweile war es dann auch Abend und wir mussten was essen, das sollte bei all dem ja nicht zu kurz kommen, gelle Christian? 🙂 Wir sind uns da einig, Hunger ist definitiv zu vermeiden! Bei einem ganz netten Restaurant haben wir dann zu Abend gegessen und sind auf unserem Rückweg ins Hostel noch einmal über die Plaza de Armas gelaufen, dieses Mal beleuchtet.

20130630-161740.jpg

Nun wollten wir dann mit dem Taxi in unserem Stadtteil Miraflores fahren. Ich kann jetzt ehrlicher Weise sagen, die Taxifahrer in diesem Land sind einfach unmöglich, 3 wollten uns nicht mitnehmen, weil sie nicht durch den Stau wollten und der vierte, der uns am Ende mitgenommen hat, hat den Vogel dann abgeschossen. Ich habe ihm die Adresse gesagt und er ja, er weiß nicht genau wo das ist – hmm, das haben wir gemerkt. Als wir dann in der Nähe des Hostels waren, blieb der Typ einfach stehen und hat das Auto nicht mehr bewegt. Wir konnten auch nur bis dahin kommen, weil Melanie ein GPS Gerät dabei hatte und so den Weg zum Hostel ablesen konnte, aber halt nicht die letzten Meter. Wir sind dann frustriert ausgestiegen und haben das Hostel selbst gefunden. Daraufhin haben Christian und ich erstmal ein Bier getrunken! Dann ging’s aber auch schon ins Bett.

War ganz schön viel was wir da am ersten Tag in Lima getan haben, aber wir wollten auch schon am nächsten Tag weiter nach Pisco, deshalb war das schon okay. Nach dem Frühstück, was unwahrscheinlich lange gedauert hat und generell hat unser Koch im Hostel zu viel Marihuana konsumiert, der Typ konnte sich nie merken was wir in welcher Menge bestellt haben und es war nie richtig was er dann brachte… an diesem Tag stand dann auf dem Programm sich Miraflores anzuschauen. Das ist der modernere und reichere Teil Limas, da wir gerade an einem Bus vorbei gelaufen sind, haben wir dort auch grade eine 1-stündige Tour durch Miraflores gemacht mit einem dieser Touribusse. War aber cool, so sind wir nochmal am Meer vorbei und haben den Parque del Amor gesehen, der von dieser Statue geschmückt wird.

20130630-162602.jpg

Die Tour hat zeitlich perfekt gepasst und wir sind dann noch schnell zur Bank um Geld zu holen. Denn am vorherigen Abend haben wir an drei Banken versucht Geld zu bekommen, aber alle unsere Karten wurden abgelehnt, keine Ahnung warum. Und auch hier ist es das selbe Problem: kein Peruaner hat Wechselgeld, was doof ist, wenn dir der Automat nur 100er gibt. Nach dem Mittagessen bei dem Christian Ceviche für sich entdeckt hat, sind wir zurück zum Hostel und anschließend mit dem Taxi zu unserem Bus nach Pisco. Lima hat leider auch kein zentrales Busterminal, weshalb es vorher ein kleiner Akt war rauszufinden wo wir am besten starten. Das Mädel aus unserem Hostel hat uns aber ganz lieb Bustickets telefonisch reserviert, die wir dann auch abgeholt haben. Unser Bus sollte eigentlich 3,5 Stunden direkt nach Pisco brauchen, aber es waren dann doch 5. Mit einem äußerst merkwürdigen Taxifahrer sind wir dann zu unserem Hostel im Stadtteil San Andres gefahren. Der Typ hat uns dann erzählt dort wo wir hinwollten, wäre es sehr gefährlich und am Besten sollten wir ein anderes nehmen. Ja klar, und wahrscheinlich hat sein Bruder grad eines aufgemacht? Wir sind trotzdem zum Hostel La Terraza und der Besitzer war super cool. Er hat uns dann noch spät um 21 Uhr alles zur Tour am nächsten Tag zu den Islas Bellastas erzählt und wir bekamen richtig gute Doppelzimmer, sogar mit Fernseher und warmer Dusche! Christian, Melanie und ich haben uns dann noch beim Bierchen mit dem Besitzer unterhalten, der lustigerweise Pfeiffer mit Nachnamen heißt, weil sein Urgroßvater aus Bremen kam. Er hat uns dann auch gesagt, dass es in San Andres kein Stück gefährlich ist, aber die Taxifahrer halt oft mit Hostels zusammenarbeiten. Ohne Mist: Traue NIEMALS einem Taxifahrer in Südamerika! Die Nacht dort war leider nicht sehr entspannend, da Pisco ein Fischerdorf ist und in dieser Woche feiern die Fischer irgendwas und zwar auch spät nachts. Von 1 Uhr nachts bis morgens um 6 Uhr war durchgängig Livemusik angesagt und zwar richtig laut…dafür war das Frühstück super. Es gab richtige Brötchen, Rührei, Joghurt und richtigen Kaffee, ich war glücklich, aber dazu dann mehr im Bericht über Pisco.

Popayán: meine letzte Stadt in Kolumbien

Sonntag Morgen war es dann soweit und ich bin los zu meiner letzten großen Stadt in Kolumbien. Morgens um 8.00 Uhr bin ich (mit dem Taxi) den Berg runter nach San Agustín und wartete vor dem Büro der Busfirma auf mein Transportmittel nach Popayán. So ganz habe ich auch dieses System nicht verstehen können, aber wir sind erst mit einem Auto abgeholt worden und sind anschließend mitten auf der Straße ausgesetzt worden, damit uns dort dann der richtige Bus abholt. Hat auch alles gut geklappt, aber die Fahrt war enrsthaft Horror. Mit Abstand war dies bisher meine schlimmste Fahrt in Südamerika. Nicht nur das die Strecke extremst bergig und damit kurvig war, nein, der Fahrer wollte natürlich auch noch den Geschwindkeitsrekord brechen und hat sich richtig angestrengt, dass die Kurven einen komplett durch den Bus warfen. Ich war der letzte Fahrgast somit musste ich hinten in einer kleinen 4-er Reihe sitzen, die meiner Meinung nach am ungünstigsten war, um den Fliehkräften entgegenzuwirken, weil nichts da war zum Festkrallen. Um das Ganze rund abzuschließen fuhren wir zu 85 % auf unbefestigter Straße bei Regen… ach nein, der gelungene Abschluss waren die kotzenden Kleinkinder in den Reihen vor mir. Komplett entnervt und meinem Gleichgewichtsgefühl beraubt, bin ich ausgestiegen und in das nächstbeste Taxi gestolpert. Zum Glück zu meinem Hostel Hosteltrail Guesthouse war es nicht weit. Es war aber schon gut 15.00 Uhr als ich mit Auspacken usw. fertig war, so dass ich mir dachte, was jetzt tun? Antwort: Shopping. 🙂 Habe schon vorher gesehen gehabt, dass Popayán eine Mall hat, da bin ich dann gleich mal hin – und sogar fündig geworden. Allerdings nur in einem Shop, ansonsten sind die Klamotten hier sehr dem südamerikanischen Geschmack angepasst (Sternchen, Glitter, knallbunte Farben). Meine Ersatzsonnenbrille hatte sich mittlerweile auch verabschiedet, weshalb ich sozusagen keine andere Wahl hatte und in einen Optikerladen gehen musste, um käuflich eine neue Sonnenbrille zu erwerben. Das war auch mal nach fast drei Monaten ohne (Quito zählt nicht, eines der beiden neuen T-Shirts habe ich schon wieder verloren) Shopping dringend notwendig. Nachdem ich meinen letzten Blogeintrag fertig geschrieben hatte, bin ich dann abends mit einem holländischen Pärchen zu einem kleinen Italiener und somit endete mein erster Tag in Popayán.

Am nächsten Tag schaute ich mir zunächst einmal die Altstadt von Popayán an und das an einem richtig schönen sonnigen Tag. Mein mich jederzeit begleitender Reiseführer lobte diese Stadt nah an der Grenze zu Ecuador ja ungemein, was ich jetzt nicht ganz so verstehen kann. Popayán hatte zwar eine hübsche Altstadt, aber einen besonderen Flair konnte ich in meinen fast vier Tagen dort nicht finden. Wie so viele Orte in Südamerika wurde auch Popayán bei einem Erdbeben in 1983 zerstört, mit ihr auch alle Kirchen, die heute aber wieder komplett neuaufgebaut sind. Einmal im Jahr findet hier eine sehr kitschige Prozession zur Karwoche statt, bei denen riesige Bilder des Leidensweges Christi durch die Stadt getragen werden. Wäre ganz interessant gewesen, hat aber leider mit meinem Timing nicht funktioniert und außerdem sind hier die Hotels dann auch gerne viermal so teuer wie sonst üblich. Auf meinem ersten Gang durch die Stadt habe ich mir zuerst die ganzen Kirchen angeschaut. Einige waren leider geschlossen, so dass ich mir die Innenarchitektur nicht anschauen konnte. Bei der Iglesia de San Francisco hatte ich aber Glück und konnte sie von außen wie innen betrachten.

20130629-153241.jpg

20130629-153345.jpg

Iglesia de San Francisco

Auch die klassizistische Kathedrale war geöffnet, sie ist im Jahre 1906 fertiggestellt worden und damit die jüngste Kirche Popayáns. Beim Erdbeben in den 80ern starben in ihr einige Menschen, die unter der einstürzenden Kuppel begraben wurden, tragisch, aber heute sieht man davon nichts mehr.

20130629-153517.jpg

La Catedral

Irgendwie war mir an diesem Montag aber nicht so wohl, so dass ich nach meinem Stadtspaziergang nochmal ins Hostel bin und gelesen habe. Man muss sich ja auch mal ausruhen, nicht wahr. Aber nachmittags bin ich noch einmal los, um mir eines der vielen so gerühmten Museen Popayáns anzuschauen. Ich geb’s zu, ich hatte mit dem Gedanken gespielt auf den Aussichtspunkt hochzulaufen, damit ich einen Ausblick auf die Stadt habe. Aber dieser Aussichtspunkt war ein Berg und es gab keinen offiziellen Weg, und da ich mich ja erst in San Agustín hingelegt hatte, wollte ich das Risiko nicht noch mal eingehen. Dafür habe ich dann der Casa Museo Mosquera einen Besuch abgestattet. General Tomás Cipriano de Mosquera war von 1845 – 1867 Präsident Kolumbiens und auch seine vier Söhne waren alle wichtige Persönlichkeiten in der Geschichte Kolumbiens. Nett ist, das Museum kostet nichts und man bekommt eine Führung vom Sicherheitsmann. Der Wachmann scheint dort eine Doppelposition inne zuhaben und hat mir einiges interessantes über die Familie Mosquera erzählt. Was ich allerdings wirklich, sagen wir mal außergewöhnlich fand, war, dass mir der Guide erzählte, dass sie nach dem Tod des Generals sein Herz herausgeschnitten haben und es heute immer noch aufbewahren. Was ich nicht wusste, dass es genau hinter einer Gedenktafel im Haus ist, die hat er dann geöffnet, eine kleine Kiste aus dem Hohlraum in der Wand hervorgeholt und in dieser befand sich dann ein Glas in dem das Herz Mosqueras eingelegt in Formaldehyd schwamm…damit hatte ich ja nicht gerechnet. Mit diesem Highlight endete dann auch meine Tour und darauf habe ich mir in einem kleinen süßen Café erstmal ein superleckeres Stück Schokoladentorte und einen richtigen Kaffee gegönnt. Bei meinen Besuchen der Altstadt habe ich öfters die zentrale Plaza durchquert, die sehr nett angelegt war:

20130629-153755.jpg

Plaza Mayor

Abends habe ich mich mit Arepa und einer Empanada begnügt. Arepa ist, wenn ich mich recht erinnere, ein Maismehlfladen, dieser war noch gefüllt mit Käse und wird anschließend mit Butter bestrichen – kalorisch also ganz unbedenklich. Früh bin ich an diesem Abend schlafen gegangen, weil ich am nächsten Tag ein kleines Dorf besuchen wollte.

SILVIA

Silvia – das ist der Name dieses kleinen Dorfes mit 30.800 Einwohnern. Man fährt dort wegen der Guambino hin, dass ist eines der 68 indigenen Völker Kolumbiens. Dienstag ist in Silvia Markttag und die Guambino verlassen ihr Reservat, um dort ihre Waren zu verkaufen, aber auch alltägliches für sich selbst einzukaufen. An der Tracht ist dieses indigene Volk ganz leicht zu erkennen, Männer wie Frauen tragen blaue Wollröcke, die abgeschlossen sind mit einer pinken oder türkisenen Naht, sieht sehr hübsch aus. Eigentlich sollte man dort nicht fotografieren, aber ich habe doch den ein oder anderen Schnappschuss versucht.

20130629-153954.jpg

20130629-154004.jpg

Spannend ist der Markt an sich nicht, dort werden wirklich nur Dinge des alltäglichen Lebens angeboten. Über Früchte, Fleisch (ungekühlt in einer Ecke neben den Früchten), Brot, Panela (wir erinnern uns die Zuckerblöcke) und Klamotten findet man dort auch andere gängige Haushaltswaren. Nach einem Gang über den Markt und längerem am Hauptplatz in der Sonne sitzen, habe ich mich dann auch wieder auf den Heimweg gemacht, weil ich noch ein Museum besuchen wollte in Popayán, das Museo Guillermo Valencia.

Zuerst habe ich aber im Supermarkt ein paar Sachen für Abendessen & Frühstück am nächsten Tag eingekauft, mich zu Hause meinem Rucksack gewidmet, meine Wäsche in der Wäscherei des Hostels gesucht, um vorherigen zu packen und bin dann los zum Museum. Das Museo Guillermo Valencia ist das ehemalige Haus des eben dieses Herren, der ein in Popayán geborener Dichter war und sich auch diplomatisch für Kolumbien eingesetzt hat. Auch hier kein Eintritt, aber brav in die Liste eintragen mit Passnummer usw., keine Ahnung wozu die das brauchen, aber mittlerweile ist meine Passnummer über kolumbianische Einrichtungen verstreut. Und auch hier: der Wachmann gab die Führung. Leider habe ich den aber nicht so gut verstanden wie meinen ersten Guide. War aber trotzdem nett und auch hier konnte ich mir zumindest die Gräber der Familie Valencia anschauen. Die ganze Familie ist irgendwann hier in das Haus umgebetet worden. Mehr war dann nicht mehr und nach Abendessen und einer netten Unterhaltung mit einer Kanadierin ging es ins Bett.

Mittwoch war es dann soweit, zum Glück hatte ich mich für den 13:44 Uhr Flug von Popayán nach Bogotá entschieden und gegen den um 08:00 Uhr, denn somit konnte ich am Mittwoch ganz entspannt etwas länger schlafen und in Ruhe mein Frühstück essen. Gepackt hatte ich am Vortag ja schon weitestgehend und irgendwie war der Mittwoch Abreisetag, denn ich war auf einmal die Einzige in meinem Zimmer und langsam wurde es auch Zeit für mich die letzten sieben Sachen zu schnappen und mich auf den Weg zum Flughafen zu machen. Der Flughafen von Popayán ist wirklich winzig, es gibt ein Gate und der Kiosk verkauft nur Nescafé mit Milchpulver…das weiß ich, weil ich einen gekauft habe ohne das zu wissen und nach zwei Schlucken habe ich das Getränk dann auch artgerecht im Mülleimer entsorgt…bäh. Bei der Aufgabe meines Gespäckes wurde ich dann erst einmal darüber aufgeklärt, dass die Polizei meinen Rucksack (den großen!) erst noch nach gefährlichen Gegenständen durchsuchen müsste bevor ich das Gepäck aufgeben darf. Ich dachte dann, ja gut die haben so’n Durchleuchtkastending – nee, falsch gedacht, die machen das manuell. Nun kann man sich wahrscheinlich vorstellen, dass in diesem Rucksack ein kompliziertes System besteht, das versucht die größte Menge an Sachen & Kleidung in den immer gleich bleibenden zur Verfügung stehenden Platz zu stopfen, perdon zu packen. Der gute Polizist fand mich aber irgendwie nett und hat zu meinem Glück die ganze Zeit mit mir geplaudert und sich somit recht wenig um den Inhalt in meinem Rucksack gekümmert. Ich sah wohl unverdächtig aus. 🙂 Los ging es dann mit einer Propellermaschine nach Bogotá von wo aus ich abends weiter nach Lima fliegen sollte.

20130629-154330.jpg

In Bogotá angekommen, habe ich nach meiner legalen Ausreise erstmal was gegessen. Aber vorher habe ich mich total gefreut, denn ich musste keine Flughafensteuer zahlen! Das ist hier sonst üblich, warum ich das nich musste, weiß ich nicht, evtl. weil ich nicht länger als 2 Monate in Kolumbien war. Das gesparte Geld habe ich dann erstmal dank der fachlichen Beratung eines sehr außergewöhnlichen männlichen Verkaufstalentes in zwei neue Lippenstifte von MAC investiert, muss ja auch mal sein. 15.000 Pesos habe ich noch übrig, vielleicht mach ich damit ne Collage. Toll war aber vor meinem Weiterflug das Essen. Es gibt hier eine Kette Crepes & Waffles, die vor allem (welch Überraschung) Crêpes in allen Varianten gefüllt verkaufen. Ich habe mich aber für eine Variante entschieden, die äußerst lecker war: französisches Brot gefüllt mit Garnelen in einer äußerst knoblauchaltigen Soße. Und weil das so lecker war, habe ich mir danach noch einen Crêpe mit Nutella gegönnt, nach mehr als 5 Wochen mal wieder Nutella Geschmack. Also egal wer mich noch besuchen kommt, bringt Nutella mit, ja? Danke.

20130629-154505.jpg

Soo lecker

Mein Flieger hatte dann mal locker 40 Minuten Verspätung und das obwohl am Gate (ich habe mehrmals gezählt!) 12 Angestellte von Avianca standen, die konnten aber auch nix dran ändern, dass wir somit erst gegen 21.00 Uhr in Lima gelandet sind. Und nun kommts: ich bin manchmal so dämlich. Kennt ihr das, wenn man sehenden Auges in sein Unheil rennt? Ja, man fühlt das und so ging es mir auch. Ich wusste, dass ein Taxi nach Miraflores, wo mein Hostel war, nicht mehr als 60 Soles kosten durfte. Als ich nun den Flughafen verliess, bin ich gleich mit einem Taxifahrer mit und ich weiß nicht warum erst als wir gefahren sind, habe ich gefragt was es kostet. Und ja da hat der nette Herr die Touristin doch mal richtig ausgenommen und von mir 120 Soles verlangt, was a) der doppelte normale Preis ist und b) umgerechnet ca. 35 € sind. Ich habe kurz protestiert, aber was sollte ich machen, ich saß ja schon drin. Heute zwei Tage später ärgere ich mich nicht mehr ganz so, aber das war einfach dämlich von mir, gut ich habe gelernt…Melanie, die Freundin von Christian (mit der ich mir in Lima das Doppelzimmer geteilt habe) hat es richtig gemacht und sich vom Hostel abholen lassen. Und auch Christian & Panos haben nur 50 Soles für ein offizielles Taxi bezahlt…oh Mann, aber gut aufregen bringt auch nichts, musste ich aber loswerden. So kam ich dann gegen 22 Uhr in meinem Hostel Boulevard Backpacker an und habe Melanie getroffen. Christian & Panos hatten ja gleich am Anfang gesagt, dass sie mich besuchen kommen, was ich auch echt cool finde, dass sie das auch getan haben. Melanie hat sich unserer Idee dann angeschlossen und somit sind wir nun fast vier Wochen zu viert unterwegs. Bzw. bald zu fünft, weil Kedda mich dann auch noch besuchen kommt. Ich hab so tolle Freunde. 🙂 (muss man auch mal sagen!) Um meinen Ärger über das Taxi zu besänftigen, brauchte ich erstmal ein Bier, das heißt hier in Peru aber nicht cerveza sondern chella…musste ich auch erst lernen. Tja, im Hostel war das Bier aber leer und Peru hat ein ganz tolles Gesetz, dass nach 23 Uhr Läden & Kioske keine alkoholischen Getränke mehr verkaufen dürfen. Wer macht denn sowas?? Habe mich darüber erstmal beschwert und der Koch des Hostels ist dann noch mal zu einer geheimen Quelle los und hat mir zwei Dosenbier mitgebracht hat. 🙂 Ich habe mich dann noch ein wenig mit zwei chilenischen Jungs unterhalten (Gabriel & David) und bin dann gegen 1 Uhr endlich in die Heia. Nachts habe ich noch ganz kurz Christian und Panos begrüßt, die auch angekommen waren, aber dann hab ich geschlafen wie ein Stein bis zum nächsten Morgen.

San Agustín: Steine, Statuen und Berge

Mittwoch Morgen bin ich nun in San Agustín angekommen, ein kleiner Ort (11.000 Einwohner) der an sich nicht viel zu bieten hat. Man kommt hierher um sich die Gräber eines ausgestorbenen Volkes anzusehen, diese sind nämlich verziert mit zum Teil metergroßen Statuen in Stein gehauen. Angeblich bilden diese über 500 Statuen eine der wichtigsten archäologischen Stätten des Kontinents (sagt der LP). Entdeckt wurden die Statuen erst im 18. Jahrhundert, sind also noch nicht sooo lange bekannt. Die meisten Statuen stellen Menschen dar, aber es werden auch Tiere verehrt wie z.B. der Frosch oder der Jaguar. Zunächst einmal hatte ich ja das Vergnügen meines ersten Nachtbusses, also das war nicht schön. Ich habe zwar geschlafen, kam aber trotzdem total fertig hier an, aber gut es gab keinen anderen Bus als ich aus Villa de Leyva zurück nach Bogotá kam. Nun hatte ich mir die Casa del Sol aus dem Lonely Planet als meine Unterkunft ausgesucht, weil es dort eine so schöne Aussicht geben soll. Das stimmt auch, nur liegen die meisten Hostels auf dem Hügel über San Agustín. Mit großem Rucksack laufe ich ja selten weit, deswegen habe ich mir ein Taxi genommen und was soll ich sagen, es ging eine Schotterstraße richtig schön steil bergauf. Clemencia, eine Kolumbianerin in den 50ern betreibt das Hostel zusammen mit ihrem Sohn und die beiden waren wirklich herzallerliebst. Trotzdem hat mich dieses jedes Mal ins Dorf Gelaufe nicht grade erfreut…aber dazu später mehr. Angekommen gab es erstmal Frühstück, ganz gesund mit einem Vollkornpancake. Clemencia ist extrem naturverbunden und Kaffee darf man z.B. auch nicht mit Früchten trinken, weil das schlecht für den Körper ist, was ich alles in meinen vier Tagen dort gelernt habe. 🙂 Nach dem Frühstück wollte ich nur mal kurz die Augen zu machen, habe dann aber doch bis 12 Uhr geschlafen. Irgendwann konnte ich mich doch aufraffen und bin los spaziert in Richtung Dorf. Nun meinte Clemencia es wären nur 10 Minuten ins Dorf – kolumbianische, glaub ich ja. Ich dachte, ja gut dann muss es da ne Abkürzung geben und schau an da liefen doch ein paar Jungens links vom Weg einen kleinen Trampelpfad bergab. Ich wollte ganz schlau sein und hinterher…ja, leider war das Ganze so voller Matsch, dass ich mich richtig schön auf meinen Allerwertesten gesetzt habe und meine gesamte Kleidung dreckig war. Da gab’s keinen anderen Weg, ich musste zurück und damit hatte ich dann für diesen Tag meine Motivation den Parque Arqueológico zu erkunden ganz verflüchtigt. Nach erneutem Umziehen und der Abgabe meiner Wäsche zur Reinigung bin ich dann ins Dorf auf dem offiziellen Weg gelaufen. Dort habe ich dann mal das örtliche Internetcafé besucht sowie Wasser gekauft und mir das Städtchen ein wenig angeschaut. Aber wie gesagt, so spannend ist das hier nicht. Auf der Straße wechselt sich Pferd mit Motorrad ab und manchmal kommt eines der zwei Taxis hier vorbei…somit bin ich dann auch an meinem ersten Tag nach dem Genuss einer kolumbianischen Pizza relativ früh schlafen gegangen.

Parque Arqueológico

Dafür bin ich dann aber am nächsten Tag gestärkt mit Frühstück los zum zweiten Versuch mir den Park und damit einige der schönsten Statuen anzusehen. Mit dem Bus (1.000 Pesos) bin ich direkt vor die Tür des Parkes gefahren und habe mir dann dekadenter Weise einen Führer genommen. Der war allerdings teuer (50.000 Pesos), aber ich wollte ja auch was wissen zu den ganzen Statuen und immerhin war die Führung in Englisch. Hier ein paar der schönsten Statuen, die im fast 80ha großen Park aufgestellt sind.

20130623-180233.jpg

20130623-180241.jpg

20130623-180256.jpg

Bild 1: Statue vor Grab
Bild 2: Frosch (wichtiges Tier für die indigenen Völker hier)
Bild 3: Eine Art Schwimmbad verziert mit zahlreichen Tieren & Gesichtern

Mein Guide hat mir allerhand interessantes zu den Statuen erzählt, z.B. das Volk, das diese Steinkunstwerke nur mithilfe anderer Steine gestaltet hat, existiert nicht mehr und man weiß auch nicht warum sie „ausgestorben“ sind. Alle Statuen stehen mit dem Gesicht zum Sonnenaufgang, weil das die gute Seite ist und je größer das Grab, um so wichtiger war der oder die Verstorbene. Eine der wichtigsten Statuen ist diese:

20130623-180659.jpg

Diese zeigt an ihrem oberen Ende einen Schamanen, der das frischgeborene Baby in seinen Händen hält, das die Frau (unteres Ende der Statue) gerade geboren hat. Es gibt zwar auch Theorien, dass es sich hierbei um ein Menschenopfer handelt, aber für wahrscheinlicher wird die erste positivere gehalten.

Im Park befindet sich auch der Bosque de las Estatuas (Wald der Statuen), auf einem sehr hübschen Waldspaziergang trifft man verschiedene weitere Figuren.

20130623-180927.jpg

20130623-180940.jpg

20130623-180959.jpg

Das letzte Bild stellt übrigens Affenmännchen auf Affenweibchen dar

Nach gut drei Stunden waren wir dann auch fertig mit unserem Rundgang, früher als ich dachte, aber irgendwann kann man auch nichts mehr aufnehmen. Mit dem Bus bin ich zurück in die Stadt und habe mir bei der Pasteleria Francesa (hoffe das schreib ich jetzt richtig) ein Eclair gegönnt. Zurück in meiner Hütte habe ich den Nachmittag über gelesen und die Aussicht genossen, die war nämlich wirklich toll auf all die Berge und den Rio Magdalena.

20130623-181226.jpg

Meine Aussicht

20130623-181254.jpg

Der Weg zu meiner Hütte

20130623-181322.jpg

Meine Hütte (hab leider vergessen noch ein gutes Fotos zu machen)

Abends hatten Clemencia und Nathanel Besuch von zwei Freunden, weshalb es Rum mit einer Art Kondensmilch gab und frisch gebackenen Schokokuchen, lecker – beides. 🙂

Am Donnerstag stand dann eine weitere Besichtigung der Grabstätten rund um San Agustín auf dem Plan, dieses Mal mit dem Jeep. Eine wahre Touriveranstaltung, aber schon mit Jeep bist du 7 Stunden unterwegs, so dass Laufen keine Option ist. Definitiv keine nachdem ich den Weg kenne! Auf der Tour waren zwei kolumbianische Pärchen (von denen eines aber perfekt Deutsch sprach) und Karl (32 aus Köln). Insgesamt kann ich sagen, dass diese Jeeptour megaanstrengend war, weil es größtenteils auf Schotterpisten auf und ab hin und her ging und der eigene Körper beim Aussteigen des Wagens sowie beim Betreten festen Bodens leichte Gleichgewichtsprobleme aufzeigte. Unser erstes Ziel war der Estrecho del Magdalena, ein schöner Blick direkt auf und am Rio Magdalena.

20130623-182129.jpg

20130623-182140.jpg

20130623-182147.jpg

Man denkt jetzt, warum trägt die Frau Mütze bei dem Wetter – ja, ich bin halt auf alles vorbereitet, denn später am Nachmittag hats zweimal kurz geregnet! Aber zu dem Zeitpunkt war’s noch richtig schön und fast unerträglich warm.

Als nächstes ging es zu Obando ein Museum über die Geschichte Kolumbiens und natürlich die Statuen. Allerdings war das Museum nicht sehr spektakulär bis auf den Hinweise, dass man dort nicht betrunken sein darf:

20130623-182403.jpg

Alkohol verboten

Draußen haben Karl und ich dann auf die anderen gewartet und während wir da so saßen, kam ein Mann vorbei, der uns seine gesamte Lebensgeschichte in Spanisch erzählt hat und diese damit endete, dass er uns seinen kranken nackten Fuß gezeigt hat… 🙁 das wollte ich nicht sehen…angeblich hat er dieses Museum, eine Schule und die weiterführende Schule hier gegründet und nu kann er nicht mehr Laufen, ob das stimmt, kann ich jetzt nicht wirklich beurteilen, aber die anderen haben ihm dann sehr interessiert zugehört, vielleicht hat er ja sogar die Wahrheit erzählt.

Sehr cool fand ich unseren Besuch eines Familienbetriebes für Panela, das sind Zuckerblöcke, die aus Zuckerrohr gewonnen werden und die hier für alles mögliche verwendet werden. Die FARC z.B. hält sich damit bei wochenlangen Märschen durch den Dschungel am Leben, Energie bringt Zucker ja zunächst einmal. Aber ganz ehrlich, als ich das gesehen habe, war ich doch schon froh über meine bisherigen privilegierten Bürojobs. In der kleinen Halle war es tierisch warm (es stehen dort vier Bottiche mit brodelndem karamellartigem Zeugs), alles klebte und am Ende kostet ein Block von 2kg gerade mal 4.000 Pesos…ich weiß ja nicht, ob das so gewinnbringend ist.

20130623-183124.jpg

Die Reste vom Zuckerrohr – werden dazu verwendet die Öfen anzuheizen

20130623-183239.jpg

Die Reduktion des Zuckerrohrs (unten drunter brennen die Öfen)

20130623-183334.jpg

Hier wird der flüssige Zucker eingefüllt

20130623-183416.jpg

Das Endprodukt: Panela

Nach diesem Fabrikbesuch hielten wir beim Park Alto de los Idolos. Bei einem ca. 1-stündigen Spaziergang auf einen Hügel hoch („alto“ heißt nämlich Hügel wie ich dann auch erfahren habe) konnten wir uns noch mehr Stauten anschauen…is wie in Griechenland, irgendwann haste dann auch genug Steine oder halt Statuen gesehen…

20130623-183540.jpg

20130623-183548.jpg

Aber das Krokodil (Bild unten) fand ich gut

Nach dem Mittagessen, bei dem ich mich mal wieder erfolgreich um Reis, Bohnen und Hühnchen gedrückt habe, ging es zu einem der Highlights rund um San Agustín: der Salto Bordones. Das ist ein 400m hoher Wasserfall und somit der zweigrößte Südamerikas und der größte Kolumbiens.

20130623-183725.jpg

Salto Bordones

Und weil es so schön war, haben wir an noch einem Park gehalten, um uns noch mehr Statuen anzuschauen, der Alto de las piedras – Hügel der Steine, wie treffend benannt. 🙂
Auch da waren Karl und ich dann komischerweise wieder zuerst fertig mit unserem Rundgang. Leid tun mir ja die Wärter, die dort arbeiten. Die sitzen den ganzen Tag da in diesem Park und haben nichts zu tun, außer wenn die 10 Touristen vorbeikommen mal für 1 Stunde so zu tun als würden sie alles im Griff haben, wahrscheinlich auch noch mies bezahlt. Wieder war ich froh über meine bisherigen Jobs…

20130623-183958.jpg

20130623-184016.jpg

Zu guter letzt haben wir dann noch einen Wasserfall besichtigt, den Salto Mortiño. Der war aber wohl nur 150 m hoch, ehrlich gesagt, kann ich so was ja gar nicht schätzen und glaub da einfach mal den Kolumbianern.

20130623-184221.jpg

20130623-184229.jpg

Das letzte Bild zeigt übrigens die Aussichtsbrücke, könnte man mal grunderneuern, würde ich sagen, aber gut sie hält, was will man mehr. Somit hatten wir dann unseren Besichtigungsmarathon hinter uns und waren auch irgendwann komplett durchgeschüttelt wieder in San Agustín. Ich dachte ja, naiv wie ich anscheinend bin, wenn dich das Auto zu Hause abholt, dann bringt es dich da auch wieder hin, haa…nee, mitten im Dorf wurden wir abgesetzt. Um diesen Schock zu verarbeiten haben Karl und ich uns erstmal ein Bier gegönnt in einer komplett leeren Kneipe und als wir tschüss sagen wollten, war die Bedienung gar nicht mehr da. Ich frage mich auch hier ein wenig, ob es Sinn macht eine Kneipe 10 Stunden aufzuhaben, um am Tag ca.12 Bier à 2.000 Pesos zu verkaufen? In einer Billardbar haben wir uns dann in den Eingang gesetzt und noch eins, zwei, drei Bier getrunken…das musste sein, weil ich den Weg nach Hause verdrängen wollte. Das hat einigermaßen gut geklappt, auf eben diesem Weg nach Hause war es A) schon dunkel und B) war ich doch ein wenig angetrunken, so dass mir das Hochlaufen doch ziemlich egal war. Nur schnell geduscht und dann sportlich wie man mich kennt, habe ich mich zum erneuten Weg in das Dorf gemacht (mit Taschenlampe, Laternen gab es da nicht), um mit Karl noch schnell was zu essen. Und was soll ich sagen, es gab ne richtig gute Pizza und danach noch ein Bier. Ich weiß nicht, ob es an der Jeeptour lag oder an den vier Bier zuvor, wir waren beide sowas von müde, dass wir ganz schnell heim sind. Lustigerweise kannte Karl auch Justin, den ich in Salento kennen gelernt hatte und in ihrem Hostel war wohl richtig was los abends, meines war bis auf mich und den Besitzern leer. Stimmt nicht ganz, Clemencia hatte nun eine andere Freundin zu Besuch, die in der kleinen Hütte neben mir gewohnt hat. Aber ich war nicht böse als ich mich in aller Ruhe schlafen legen konnte in meiner kleinen Bleibe, nur die Insekten, die Vögel und ich. 🙂

Gestern war nun mein letzter kompletter Tag in San Agustín, den ich mit, wer hätte es anders vermutet, einer weiteren Tour verbracht habe. Dieses Mal ging es mir aber mehr um die Art und Weise, den ich habe ein Pferdchen gemietet. Nathanel kennt sich mit Pferden aus und hat den Ausflug mit mir als mein Guide und Pferdflüsterer bestritten. Um 9 Uhr sind wir dann los auf eine ca. 5 stündige Reittour. Mein Pferd hieß übrigens Mariposa = Schmetterling und war wirklich ein ruhiges Tier. Ich war ja nur einmal Reitferien in Österreich machen und seitdem saß ich, glaub ich, nur das eine Mal im Nationalpark Tayrona auf so einem Gefährt und deshalb war ich darüber sehr froh, dass sich Mariposa durch nix hat beirren lassen. Hat wirklich Spaß gemacht, weil wir traumhaftes Wetter hatten und sogar galoppiert sind. Ich hab das sogar hinbekommen, nur tut mir heute doch ziemlich viel weh, Reiten ist ja tatsächlich Sport. 😉 Der Vollständigkeit halber wir haben folgende Orte besucht:

20130623-185543.jpg

La Pelota / El Purutal hier gab es auch endlich mal bemalte Figuren. Eigentlich waren alle Statuen mal farblich geschmückt, aber mit der Zeit hat sich die Farbe verflüchtigt. Diese Figuren sind auch nur deshalb bemalt, weil sie ein Unbekannter in 2011 (mein ich oder 2007) nachts einfach bemalt hat. Daraufhin haben Restauratoren die Figuren dann in den ursprünglichen Farben wieder hergerichtet…

20130623-185731.jpg

Der Ausblick von La Chaquira

und von El Tablon habe ich schon gar kein Foto mehr gemacht. 🙂 Natürlich mussten wir um die Statuen zu besichtigen, die Pferde immer irgendwo anbinden. Was beim letzten Stopp beinah böse geendet wäre, weil die beiden einfach den Längspfosten an dem sie angebunden waren abgerissen haben und damit alle Pferde um sich herum erschreckt haben. Aber alles gut am Ende und wir sind alle vier wohlbehalten im Dorf wieder angekommen.

20130623-185945.jpg

Mariposa und Marina

Wir hatten kein Mittagessen und somit fanden wir beide es eine super Idee was essen zu gehen. Nathanel ist im Hostel geboren worden und kennt sich somit gut aus in dem Kaff (sorry, aber war eines). Ich gebe zu, es war ein echt gutes Restaurant, aber musste es unbedingt das letzte ganz am Ende der Straße außerhalb des Dorfes sein??? Also, alle die San Agustín mal besuchen, geht zu Dondé Richard, sehr sehr lecker, der Weg lohnt sich. Nathanel hatte mittlerweile auch mitbekommen, dass ich Berge hochlaufen blöd finde und deshalb sind wir dann mit dem Taxi heim. 🙂 Nach einem Bier auf der Terrasse von Monica (Clemencias Freundin) habe ich mich dann ans Packen gemacht und abends noch mit Sarah (27, München), die gerade angekommen war, unterhalten und mich mit einem der drei Katzenbabies beschäftigt, die im Hostel wohnen. Süß, bin ja mehr der Hundemensch, aber die war niedlich.

Heute Morgen gab es dann nur ein sehr schnelles Frühstück, weil der Taxifahrer viel zu früh da war. Schnell habe ich mich auch von allen verabschiedet, gleich muss ich alle auch mal auf Facebook suchen und los ging’s zum Bus – dachte ich. Ich saß dann da brav 20 Minuten vor Abfahrt des Buses im Büro des Busunternehmens und wartete. Ich hatte mich schon gefragt, warum ich so viel früher da sein soll, aber das hat sich mir dann erklärt, als ich und zwei andere Fahrgäste mit dem Auto auf die Mitte irgendeiner Straße gefahren wurden, um dort vom richtigen Bus eingesammelt zu werden. Und von dieser Fahr berichte ich dann nächstes Mal, wenn ich aus Popayán, meiner letzten richtigen Stadt in Kolumbien schreibe. Wie traurig, 5 Wochen war ich dann ziemlich genau hier, die Zeit ist gerast und ich mache mich in drei Tagen auf den Weg nach Lima…

Villa de Leyva: Besuch in der Dorfkneipe

Letzten Samstag habe ich mich wieder in Richtung Norden Kolumbiens aufgemacht: Villa de Leyva war mein Ziel. Seit 1954 ist dieser kleine Ort mit noch nicht mal 10.000 Einwohnern Nationaldenkmal und an am Zustand des Städtchens wurde nichts mehr geändert. Das bemerkt man übrigens gleich an den Straßen, die aus großen unregelmäßigen Steinen bestehen und die es einem nicht leicht machen mit FlipFlops auf ihnen zu laufen.

20130619-151149.jpg

Kleiner Einblick in die Straßenverhältnisse

Lustigerweise hat sich Freitag Abend rausgestellt, dass Libby (UK) und ihr Freund ?Charois? (hab doch keine Ahnung wie man französische Namen schreibt) auch am Samstag Morgen nach Villa de Leyva wollten. Somit sind wir dann am nächsten Morgen zusammen mit dem TransMilenio zum Portal Norte gefahren und haben uns einen der Busse mit Ziel Tunja genommen. Es gibt am Tag nur zwei Direktbusse nach Villa de Leyva, deshalb ist ein Stopp in Tunja fast obligatorisch. Ich hatte überlegt dort auch ein oder zwei Tage zu verbringen, aber dann wurde mir von Leuten, die hier wohnen erzählt, dass sich das nicht lohnen würde. Nach zwei Stunden für 18.000 Pesos sind wir in Tunja in einen der Minibusse (4.100 Pesos) umgestiegen und waren dann am frühen Nachmittag in Tunja. Mein Hostel Rana liegt mitten in Villa de Leyva, was aber auch nicht schwer ist, der Ort besteht nur aus jeweils ca. 15 Carreras und Calles. Schnell hab ich mein Zeug abgeladen und bin losgeschlendert. Wirklich ein sehr hübscher Ort, verstehe warum viele Kolumbianer hier ihr Wochenende verbringen. Zunächst bin ich zur Plaza Mayor gelaufen, dem Hauptplatz, der angeblich der größte seiner Art in Kolumbien ist. Die Kirche habe ich mir auch von innen anschauen können, nur war da gerade eine Hochzeit, bin ich also dann schnell wieder raus, man will ja nicht stören…aber hübsch.

20130619-151354.jpg

20130619-151401.jpg

20130619-151416.jpg

Plaza Mayor und darüber die Gemeindekirche (außen und innen)

In der Touristeninformation habe ich mir schon schnell ein Kärtle vom Ort geholt und dann einen der Innenhöfe Cada de Juan de Castellanos angeschaut, eine rekonstruierte Kolonialvilla, die im Innenhof kleine Cafés und Shops beherbergt. Weil hier alles um die Ecke ist, habe ich dann dem Case Museo de Luis Alberto Acuña einen Besuch abgestattet. Der Herr Acuña war Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Historiker und sein altes Haus wird von seiner Familie als ein privates Museum geführt. Vom Stil her wurde er als dem Pointilismus verwandt beschrieben, aber er war wie bereits erwähnt in vielen musischen Feldern tätig. Das Museum gibt einem ein Informationsblatt mit, was ich echt gut fand.

20130619-151727.jpg

20130619-151713.jpg

20130619-151701.jpg

Beispiele für die Malerei Acuñas & Innenansicht des Museums

Richtig schön ist allerdings der Innenhof des Museums, Acuna hat alle Wände des Hauses bemalt zum einen mit Dinosauriern (um Villa de Leyva sind mehrere archäologische Fundstätten), aber auch mit mythologischen Themen. D.h. verschiedene Götter aus der hier ansässigen Kultur, hab ich mir jetzt nicht alles gemerkt, aber war sehr interessant.

20130619-151958.jpg

20130619-152008.jpg

20130619-152014.jpg

Der Innenhof & eine der bemalten Wände

Zu guter letzt habe ich dann noch die Iglesia del Carmen aufgesucht, die wohl innen sehr hübsch sein soll, sie war aber geschlossen. Von außen mit dem Traumwetter aber auch einen Blick wert.

20130619-152129.jpg

Iglesia del Carmen

Nach so viel Kultur bin ich erstmal zurück in mein Hostel und habe Fredrik (Schweden) kennen gelernt. Er hat mich gleich gefragt, ob ich mit auf ein Bier gehe und da sag ich ja nicht nein. Hier muss ich mal den englischen Colombia Lonely Planet rügen: die Kneipe am Plaza Mayor heißt nicht Dortkneipe – sondern Dorfkneipe…tststs mies recherchiert! In eben dieser Bar haben wir uns dann jeder 1 Liter Bier für 5.000 Pesos (gut 2€) gegönnt und uns auf die Treppen der Plaza Mayor gesetzt. In so einem kleinen Ort kennt man natürlich auch jemanden, der vorbeiläuft und somit haben sich dann Libby und ihr Freund zu uns gesellt, was noch ein Bierschäppchen bedeuete. Ein wenig angetrunken waren wir dann ja schon, um dem entgegenzuwirken, sind wir in ein italienisches Restaurant – ja gut, es schmeckte, aber so richtig italienisch war das auch nicht. Da wir relativ früh angefangen haben mit Trinken, waren wir auch relativ früh müde, als es dann 21 Uhr war fanden wir das diese Uhrzeit okay ist für die Heia. 🙂

Wie so oft wollten wir nämlich am nächsten Tag früh aufstehen und die Umgebung Villa de Leyvas erkunden. Nachdem wir einen Ort zum Frühstücken gefunden hatten und unsere Einkäufe für das Mittagessen erledigt hatten, hat uns noch Jay aus unserem Hostel Gesellschaft beim Frühstück geleistet. Ich muss sagen, ich werde diesen Liter frisch gepressten Maracujasaft für gut 1€ am Morgen vermissen, wenn ich wieder in europäische Gefilde zurückkomme…
Auf ging es dann zu einem der vielzähligen Fahrradverleihe im Ort bei dem ich schon am vorherigen Tag (typisch deutsch) reserviert habe…Fredrik ist übrigens fast 2m groß, d.h. das Fahrrad optimiert für kolumbianische Einheitsgröße war ihm erstmal zu klein, aber wir sind schon mal los – bis ich gemerkt habe, nee also ich brauch meinen Rucksack mit Umhängetasche geht das nicht. Also, wieder zurück zum Hostel und Sachen umgepackt. Bei der kurzen Fahrt merkte Fredrik seine Gänge schalten nicht richtig, also wieder zum Fahrradverleih – anstatt uns ein neues Radl zu geben, hat der gute Mann dann 15 Minuten am alten Rad rumgeschraubt und dabei ständig telefoniert, das Ergebnis war mäßig. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich die Reifen nochmal aufpumpen lassen, sicher ist die Mutter der Porzellankiste oder des kolumbianischen Radls. Nach ungefähr 40 Minuten seit unserem eintrudeln im Fahrradverleih gings dann los, denn um Villa de Leyva gibt es einiges zu sehen und man kann in einem Loop eine Vielzahl von Sachen besichtigen. Wir wollten aber sogar noch weiter und unser erstes richtiges Ziel war das Monasterio de Santo Eppchomo. Traumhaft schön dort – aber der Weg! Natürlich war auch Fredrik einer dieser sportlichen Typen, der zuhause mal schnell 70 km an einem Tag radlt, großartig für mich…und die ersten Meter nach verlassen der Stadt: BERGAUF! Aber wie…ich wollt mich ja nicht mehr beschweren, aber das war Höchschstarbeit für meine Beinmuskeln oder was davon da ist… zwischendurch musste ich schieben, weil es so steil war. Man muss auch sagen, dass die Räder mies waren, Frederik war da auch meiner Meinung, dass es mit guten Rädern viel leichter gewesen wäre da hinzukommen. 😉 Hier mal ein paar Eindrücke von unserem Weg:

20130619-152442.jpg

20130619-152457.jpg

20130619-152449.jpg

Auf unserem Weg hätten wir auch noch El Fosil besuchen können, das wohl am besten erhaltene Fossil eines Meeresdinos, aber das hätte 8.000 Pesos Eintritt gekostet, das haben wir uns dann gespart, auch haben wir Abstand genommen von der Weinprobe, die man auf dem Weg machen konnte. Aber irgendwann haben wir dann unser Ziel erreicht, das Monasterio:

20130619-152642.jpg

20130619-152700.jpg

20130619-152651.jpg

Wieder so ein hübscher Innenhof.

20130619-153108.jpg

Das Ganze hat mir wirklich gut gefallen, weniger gut fand ich, dass die Gesänge, die man ständig während des Besuches gehört hatte nicht von einem Chor sondern vom Band kamen…Kolumbianer. Zeitlich hat es gut gepasst und so haben wir uns danach in die Sonne gesetzt und ein Picknick veranstaltet, auf der Wiese vor dem Kloster werden jetzt ein Orangenbaum, ein Avocadobaum und eine Thunfischpflanze wachsen, die beiden ersteren habe ich dort liegen lassen und letzteres habe ich verschüttet. 🙂 Die Mönche werden sich freuen..

Zurück gings dann erstmal schön bergab, hach wat war dat herrlich, so gefällt mir das Radeln! Nun sind wir dann den Loop auf der anderen Seite zurückgeradelt und hätten beinahe die für mich tollste Sehenswürdigkeit verpasst: die Casa de Barro. Ein aus Terrakotta gebautes Häuschen, designt bei einem Architekten, dem Herrn Barro und der hat sich das wirklich schlau überlegt wie er sein Häuschen baut. Heute steht es leer bzw. man kann es nur besichtigen, aber es ist wohl geplant, dass man dort auch bald mal ein Wochenende zubringen kann. Würde ich glatt machen, so hübsch wie es da ist:

20130619-153303.jpg

20130619-153311.jpg

20130619-153325.jpg

20130619-153341.jpg

20130619-153400.jpg

Casa de Barro

Auf unserem Weg dahin haben wir noch eine Sache von unserer Liste gestrichen, die Estación Astronómica Muisca (El Infiernito). Das sind Steinmonolithen mit denen die Muisca die Jahreszeit bestimmt haben. Hätte aber auch 8.000 Pesos gekostet und durch den Maschendrahtzaun konnte man die sehr gut sehen ohne Eintritt zu bezahlen, aber ehrlicher Weise sah das jetzt nicht so spektakulär aus, also sind wir direkt weiter zur Casa de Barro.
Da wir leider auf unserem ersten Teil des Loops die Pozos Azules verpasst haben, sind wir sogar noch mehr gefahren als die zweimaligen 11 km. Die Pozos Azules sind Seen, die eine wunderschöne Färbung haben, leider durfte man dort nicht schwimmen, was Fredrik überhaupt nicht verstanden hat und sich ständig beschwert hat, warum wir das jetzt nicht dürfen. 🙂 Aber gut, war sehr hübsch anzusehen, nur hab ich schon beim Weg zu den Seen bemerkt, das wir steil bergab fahren (als wir eine Herde berittener Pferdchen überholt haben) und uns war beiden bewusst, dass wir das wieder hoch müssen. Das war nicht schön! Hier mal der Weg vor und hinter uns:

20130619-153623.jpg

20130619-153617.jpg

Und natürlich die Seen an sich:

20130619-153654.jpg

20130619-153705.jpg

Pozos Azules

Wir hatten echt Glück mit dem Wetter. Nachdem wir komplett fertig am Hostel wieder angekommen sind, war erstmal duschen angesagt. Die Fahrräder haben wir natürlich vorher abgegeben, nett war, dass die uns nur vier anstatt der eigentlichen 5 Stunden berechnet haben, aber das war auch gut bei der nicht vorhandenen Qualität der Räder. Natürlich mussten wir dieses sportliche Ereignis begießen, aber dieses Mal nur mit einem kleinen Bierchen. Und wie es der Zufall will, haben wir wieder Libby und ihren Freund getroffen, und dieses Mal sind wir in eine Pizzeria um die Ecke der Plaza Mayor. Auch hier ja gut richtig italienisch is was anderes und vor allem hat mein erstes Glas Hauswein nach Essig geschmeckt, das habe ich dann gleich mal zurück gehen lassen, gab auch anstandslos dann ein neues mit richtigem Geschmack. Das englisch-französische Pärchen hat sich eine Pizza bestellt mit Ei drauf. Das war der Sonderwunsch des französischen Teiles, nur kennen die das hier nicht – Magnus, da musste ich an Dich denken bei Ei auf der Pizza. 🙂 Die haben das hier dann so gelöst in dem sie ein Ei vorgekocht haben und die Scheiben auf die Pizza gelegt haben, erklärt auch warum die Pizza so viel länger als die Nudeln gebraucht hat. Nach unserem sportlichen Tag waren wir dieses Mal noch fertiger als am Abend zuvor und sind gegen halb Neun ins Bett. 🙂 Hat mich aber nicht davon abgehalten am nächsten Tag länger zu schlafen, denn gestern war einer der Tage an denen ich mir vorgenommen hatte mal nichts zu tun. Ich habe nur gegessen, gelesen, geskypt und telefoniert. Abends bin ich noch mal in ein Restaurant zum Essen, hier gibt es wirklich riesige Fleischportionen (und ein Stück, das genau so groß war, habe ich schon gegessen gehabt als ich das Foto gemacht habe) zusammen mit Pommes und Salat für 28.500 Pesos (12€):

Kann das Foto nich finden – wird nachgeliefert

Natürlich begleitet von einem frisch gepressten Maracujasaft, muss ja auch mal nen Abend ohne Bierchen geben, nicht wahr. Der Tag gestern (Dienstag) ist nun fast rum, aber heute kann ich schnell zusammenfassen in einem Wort: BUS. Mehr habe ich nicht gemacht, außer zu packen, zu frühstücken und dann mit einem Direktbus nach Bogotá zu fahren. Netterweise hat mir Miguel aus dem Bus Bescheid gegeben, dass ich später aussteigen muss als ich ursprünglich wollte, wirklich nett die Kolumbianer. Nun war ich gegen 17 Uhr im Busterminal von Bogotá angekommen und seitdem warte ich auf meinen Nachtbus (9,5 Stunden) nach San Agustín. Eigentlich wollte ich später in Bogotá sein, aber gestern habe ich den Fehler gemacht dem Sohn einer der Hostelbesitzerinnen mein iPad zum Spielen zu leihen. Danach haben mich diese Bälger nicht mehr in Ruhe gelassen und ich mag Kinder doch noch nicht mal wirklich. Das unverschämte Ding hat mich dann dauernd gefragt, ob es nochmal spielen darf, ist zwischendurch als ich gepackt habe mit meiner iPad Hülle abgehauen, hat meinen Rucksack lustig durch die Gegend gerollt…argh…ja und als ich da dann eigentlich nur noch auf gepackten Taschen warten wollte bis es 13 Uhr ist, haben mich diese Kinder so genervt, das ich früher das Haus verlassen habe. Sonst war das Hostel echt nett, aber ich lerne ja, das war das letzte Mal das Kinder mit meinem Technikszeug spielen dürfen…so und nun noch eine Stunde bis zu meinem Nachtbus. Evtl. habe ich da ja sogar WLAN und kann meinen Artikel hier gleich hochladen. Es kann gut sein, dass ich in San Agustin kein Internet habe, konnte ich nicht so rausfinden, also wundert Euch nicht, wenn ich offline bin. SMS gehen aber immer noch, außer es ist wie in Villa de Leyva wo ich keinen Handyempfang hatte.

Nachtrag: Ich hatte kein WLAN und die Fahrt dauerte 12 Stunden. Hier in San Agustín is Internet echt Mangelware und ich zahle gerade das erste Mal für die Benutzung dieses… Sonntag bin ich wohl in Popayán, mal schaun ob es da besser is.

Zipaquirá: was machen die nur mit all dem Salz?

Nachdem ich mir die letzten Tage Bogotá angeschaut habe, ging es am Freitag zusammen mit Amit und Amit, die ich im Hostel kennen gelernt habe nach Zipaquirá zu einer der angeblich beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Kolumbiens: Catedral de Sal – eine Kathedrale in einen Salzberg hineingebaut. Gegen neun Uhr sind wir zu einer der vielen Stationen des TransMilenio gefahren. Bogotá verfügt im Gegensatz zu Medellín nicht über ein Metronetz, aber der Transmilenio sind unglaublich lange Busse, die auf einer eigenen Fahrbahn die einzelnen Stadtteile Bogotás miteinander verbinden. Bin ich damit dann auch mal gefahren, für 1.400 Pesos sind wir dann gut 40 Minuten zum Portal Norte, dem Busterminal Bogotás gefahren. Dort schnell auf die andere Seite der Bushaltestelle gehüpft und in einen der vielen Minibusse nach Zipaquirá (ein unaussprechlicher Ort, wie ich finde) gefahren. Für 4.100 Pesos sind wir dann noch mal eine Stunde bis zu unserem Ziel gefahren und haben im Bus einen englischsprachigen halb Japaner / halb Peruaner kennen gelernt, der hat uns dann auch freundlicher Weise gesagt, wann wir aussteigen müssen.

Zipaquirá

Dieser Ort mit 100.000 Einwohnern liegt ungefähr 50 km entfernt von Bogotá und hat soweit ich das beurteilen kann, außer der Salzkathedrale nicht allzu viel zu bieten. Der Hauptplatz ist noch ganz hübsch anzusehen, diesen durchquert man auf dem Weg zur Kathedrale.

20130617-123203.jpg

Entstanden ist die Kathedrale in einer gigantischen Salzmine, die schon vom indigenen Volk hier aus der Gegend, den Muisca genutzt wurde, als dann die Spanier kamen, wurde dieses Volk wie so viele ausgebeutet und durfte ab da für die spanische Krone in der Mine arbeiten. Seit 1995 können Touristen die Kathedrale sowie auch die Mine besuchen. Ein paar Fakten, die ich frecher Weise aus meinem Reiseführer klaue (Angaben beziehen sich auf die Kathedrale):

75m lang
18m hoch
Platz für 8.400 Menschen

Nun sind wir dann erstmal zur Mine gelaufen, brauch ich eigentlich nicht erwähnen, aber natürlich etliche Stufen bergauf. Auch wenn die Kathedrale total beeindruckend sein soll, ich fand sie jetzt ehrlich gesagt nicht so atemberaubend. Kann auch an unserem Guide gelegen haben, der versuchte die Führung in Englisch zu halten, aber er war einfach total schwer zu verstehen und hat zusätzlich die ganze Zeit noch versucht in ein Mikrofon zu sprechen, das sehr offensichtlich seine Funktionalität vor langer Zeit eingestellt hat. Die ersten Meter der Kathedrale durchläuft man symbolisiert durch Kreuze die verschiedenen Stationen von Jesus Leidensweg…kennen die meisten wahrscheinlich. Das sah dann z.B. so aus:

20130617-124425.jpg

20130617-124458.jpg

20130617-124512.jpg

20130617-124536.jpg

Jede Station war nummeriert

Man kommt nach all diesen Stationen dann zur eigentlichen Kathedrale mit Altar. War schon sehr hübsch gemacht mit dem Licht, aber ich hatte es mir irgendwie spektakulärer vorgestellt.

20130617-125207.jpg

20130617-125249.jpg

Verschiedene Statuen von einem italienischen Bildhauer

20130617-125354.jpg

20130617-125413.jpg

Am Ende der Führung und der Kathedrale wartet dann eine Vielzahl an Möglichkeiten auf den ahnungslosen Touristen um noch mehr Geld als die 20.000 Pesos Eintritt auszugeben. Über Essen, Taschen, Armbändchen und natürlich jede Menge Souvenirs aus Salz kann man auch Salzlampen kaufen, die die schlechte Energie aus einem Raum absorbieren. Umsonst ist allerdings eine LED Show, die mich doch sehr an die Fotos von Mama und Papa aus Las Vegas erinnert hat. War ganz nett anzuschauen, aber auch das war jetzt kein Highlight. Interessant war allerdings der 3D Film, den man sich ebenfalls kostenlos anschauen konnte und der die Geschichte der Mine über die letzten Jahrhunderte erklärt hat mit englischem Untertitel. Eine Frage hat mir der Film aber nicht beantwortet, wenn die Kolumbianer so viel Salz haben, warum benutzen sie es dann nicht? Es ist mir bisher nicht gelungen (außer Baguette) Brot zu kaufen oder Snacks, die eigentlich salzig sein sollten, die nicht süß geschmeckt haben. Jedes Brot oder Brötchen hier hat einen süßen Nachgeschmack, woran ich mich einfach nicht gewöhnen werde und beim Toastbrot oder Baguette bleibe. Wo also geht das ganze Salz hin? Export?? Zumindest nicht in die lokale Brotindustrie, vielleicht finde ich das ja noch raus.

Gegen Nachmittag waren wir dann nach einer recht holprigen Rückfahrt wieder am Busterminal, allerdings sind wir nicht am TransMilenio rausgelassen worden, was uns wiederum eine Taxifahrt mit einem äußerst talentfreien Fahrer beschert hat. Aber wir habens zum Hostel zurück geschafft und sind abends dann zu dritt um die Ecke zu einem Italiener. Der war auch echt gut, die ältere Dame, der das Restaurant gehört, hat auch immer schön in italienisch gesprochen, hab ich kein Wort verstanden… durch Zufall sind wir danach am ältesten Platz Bogotás vorbeigekommen auf dem ab und zu Geschichtenerzähler studentisches Publikum unterhalten. Der Platz war voll mit Studenten und alle saßen sie brav um den Erzähler herum, haben applaudiert und es war einfach eine tolle ausgelassene Stimmung. Nur wie in Ecuador darf man auch in Bogotá nicht in der Öffentlichkeit trinken, weshalb wir uns mit unserem Dosenbier immer ein bisschen weiter weg vom Hauptplatz stellen mussten nach mehrfacher Aufforderung der Polizei. Anschließend sind wir dann noch in eine der Studentenbars auf zwei Bier gegangen. Und ich musste natürlich chicha probieren, ein fermentierter Schnaps aus Mais, der eigentlich mit Spucke hergestellt wird und schon von den Inkas getrunken wurde. Ich kann ein eindeutiges Urteil sprechen: widerlich – ernsthaft das Zeug schmeckt nach Mayonnaise oder Salatcreme, bäh… aber gut nun hatten wir den Becher da stehen, um ihn loszuwerden, haben wir ein englisches Trinkspiel gespielt. Was unfair war, da ich ja keine Muttersprachlerin Englisch bin und somit immer wieder die Wörter vergessen habe, die ich sagen sollte und am Ende habe ich 3/4 von dem Gebräu alleine getrunken. Irgendwie waren wir auch in der falschen Bar gelandet, denn um uns rum saßen nur knutschende Pärchen und ein Jungspund, der gleich zwei Damen bei sich hatte…nach dem Genuss der alkoholischen Getränke haben wir uns dann zurück zum Hostel gemacht und sind schlafen gegangen bevor es am nächsten Tag weiter für mich nach Villa de Leyva ging.

Bogotá: die Hauptstadt Kolumbiens kann sich sehen lassen

Mittlerweile bin ich schon den dritten Tag in Bogotá und ich kann sagen, hier gibt es einiges zu tun, weshalb ich mal wieder meinen geplanten Aufenthalt verlängern werde. Aber Jungens keine Angst, ich hab’s geschafft und einen Flug nach Lima gebucht, werde also pünktlich am 26. Juni auf Euch warten. Nach der doch relativ langen Busfahrt am Dienstag bin ich nach der Ankunft in meinem Hostel Lima Lémon angekommen. Kerstin, nochmal lieben Dank für den Tipp, ist echt ein süßes Hostel! Allerdings befindet sich die Altstadt Bogotás La Candelaria natürlich auf einem Berg. Wie in Medellín besteht hier das Straßensystem aus Carreras und Calles, diese verlaufen gitterförmig: carreras verlaufen von Osten nach Westen (ansteigend) und die calles senkrecht dazu. Nun wohne ich ganz oben in der Carrera 1, 12B-15 – 12B ist die calle, die hier am nächsten verläuft, somit hat man eine Orientierung wo auf der Carrera sich ein Ort befindet, klingt eigentlich ziemlich logisch, aber dazu nachher mehr. Zumindest ist mein Hostel ganz oben auf diesem Berg, grrr, aber okay, lauf ich halt wieder mal. Bogotá war ja wie Medellín Schauplatz diverser Verbrechen, aber auch hier hat sich einiges getan. Kommt man am Busbahnhof an, findet man dort eine Liste mit Hinweisen wie man sich ein Taxi in die Stadt nimmt und man muss vorher ein Ticket für das Taxi ziehen. Sollte der Taxifahrer irgendwie versuchen mehr Geld rauszuschlagen, hat man auf diesem Ticket sein Kennzeichen und kann sich damit direkt beschweren gehen. Mein Taxifahrer wusste erstmal nicht wohin, aber ansonsten hat er sich ganz den Richtlinien verhalten. Nach meiner Ankunft bin ich nur noch schnell in den Supermarkt und habe für Abendessen und diverse Mittagessen eingekauft. Dabei habe ich allerdings schon solche Kopfschmerzen bekommen, dass ich froh war, als ich wieder im Hostel war. Dort hat mich dann ein Amerikaner drauf gebracht, dass das gut von der Höhe kommen kann, denn Bogotá liegt wie Quito ziemlich hoch auf 2.600 m. Nach dem Essen habe ich mich dann nur noch mit einer Kopfschmerztablette ins Bett gelegt und hab gegen Neun geschlafen. Aber irgendwie gings mehreren so, mein gesamtes Zimmer hat bis auf eine Person früh die Augen zugemacht.

Um so sportlicher ging es dann am nächsten Tag los. Glaubt nicht, dass das so weitergeht, wenn ich zu Hause bin, da wird wieder kontinuierlich Sport verweigert. Nach dem Frühstück, das in meinem Übernachtungspreis inbegriffen ist, wollte ich nämlich auf zu einer Radtour durch Bogotá. Zum Frühstück kurz: es gibt hier eine extrem leckere Karamellcreme (Kathi, kennt die ja :))Arequipe, in Argentinien heißt sie Dulce de Leche und das gibt’s hier morgens zum Croissant – lecker! Nun habe ich mich dann aufgemacht, um Bogotraveltours zu finden, laut Google Maps 6 Minuten Fußweg von mir entfernt…ja, wenn man das Straßensystem versteht. Die Marina ist nämlich viel zu weit gelaufen und hat dann die Adresse einfach nicht gefunden – gut, dacht ich, dann ist heute halt Museumstag, aber dann auf einmal stand Kevin (USA) aus dem Hostel vor mir mit einem der Räder von Bogotraveltours. Ha, die hatten mich auch gesucht. 🙂 Nachdem ich dann ein echt schickes Stadtrad bekommen habe (4-stündige Tour 35.000 Pesos), gings dann zu zweit plus Guide los. Wir sind einmal komplett durch die Candelaria gefahren und unser Guide hat uns auf Spanisch sehr interessante Sachen erzählt. Unter anderem haben wir an dem Platz Halt gemacht an dem am 09. April 1948 Jorge Eliécer Gaitán ermordet wurde. Er war Anwalt und kolumbianischer Politiker, der die Hoffnung Kolumbiens in dieser Zeit war. Nach seiner Ermordung litt Kolumbien unter der sogenannten Violencia (Gewalt) und einem 10 Jahre andauernden Bürgerkrieg.

20130613-185427.jpg

Jorge Eliécer Gaitán’s letzer Ort an dem er lebend war

20130613-181858.jpg

Plaza de Bolívar

Solche Plätze mit dramatischer Geschichte gibt es viele in Bogotá und somit waren wir auch am Plaza de Bolívar, dem Hauptplatz Bogotás. Dort stehen mehrere wichtige Gebäude zur Geschichte der Stadt aneinander gereiht. Gegenüber der Statue von Herrn Bolívar in der Mitte des Platzes befindet sich der Palacio de Justicia, der am 6.November 1985 einmal fast komplett in Schutt und Asche gelegt wurde. Guerillas haben damals den Palast gewaltsam eingenommen und um die 300 Menschen als Geiseln festgehalten. Das Militär hat daraufhin mit Panzern und Geschossen den Palast bombardiert, obwohl der damalige Justizminister, der auch eine Geisel war (meine ich, der war’s) versucht hat durch die Presse zu kommunizieren, dass das Militär aufhören soll das Gebäude zu bombardieren, hat es aber nicht. Seltsamerweise hat man am Ende Personen, die man vorher lebend aus dem Palast hat herauskommen sehen, später getötet durch Kopfschüsse aufgefunden. Die einzige Schlussfolgerung ist, dass dies auch die Militärs waren. Bis heute gehen die Untersuchungen diesbezüglich wohl noch voran. Ein sehr dunkler Fleck in der Geschichte Kolumbiens und dieses Datum ist ebenfalls ein extrem wichtiges für die Bevölkerung dieses Landes.

20130613-182744.jpg

Palacio de Justicia

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das Capitolio Nacional, sozusagen der Sitz des Kongresses Kolumbiens, der Präsident allerdings arbeitet in einem anderen Gebäude hinter dem Kongress. Und damit auch alle versammelt sind, zwischen den beiden genannten Gebäuden befindet sich das Alcaldía Mayor, der Sitz vom Bürgermeister. Sehr interessant war, dass auf einer der Treppen, die zum Capitolio Nacional hochführen einzelne Schuhe und Handtaschen aufgereiht waren. Unser Guide fragte dann eine Gruppe Frauen neben diesem seltsamen Kunstwerk und die Geschichte dazu ist auch traurig. In 8 Jahren zwischen 2004 – 2012 starben rund um diesen Platz 1.200 Frauen – ermordet durch verschiedene Personen und jede/r Schuh/Handtasche steht für eine Frau. Heute war das Ganze schon wieder entfernt, schien also eine einmalige Aktion gewesen zu sein. Die vierte Seite des Platzes wird von mehreren wichtigen Gebäuden gesäumt: Palacio Arzobispal (hat was mit dem Bischof zu tun), Capilla del Sagrario das einzige Kolonialgebäude am Platz und die Catedral Primada, die größte Kirche Bogotás.

20130613-183611.jpg

Catedral Primada

Sehr hübsch war die Iglesia de San Augustin, die wir mit unseren Rädern betreten haben. Ich glaube, in Deutschland wäre der Pfarrer ausgerastet, hier hat das aber keinen gestört.
Leider ist das Bild schlecht, aber sie haben eine Jesusstatue in einem schwarzen Offiziersgewand, denn Kolumbien ist das einzige Land in dem Jesus der oberste Befehlshaber über das Militär ist und er auch ein Gehalt bezieht, wie er das allerdings bekommt, habe ich nicht gefragt.

20130613-184123.jpg

20130613-184146.jpg

Jesus im Offiziersgewand

Auf unserem Weg durch Bogotá haben wir auch in einem typischen Markt Halt gemacht und Früchte probiert. Lecker, einige kannte ich aber schon aus Ecuador.

20130613-183820.jpg

Wirklich toll fand ich auch die Arena in der bis vor einem Jahr noch Stierkämpfe aufgeführt wurden. Bei dieser Art Veranstaltung starben hier bis vor kurzem noch 600 Stiere in zwei Wochen zur Belustigung der Mengen. Jetzt steht die Arena mehr oder weniger leer, was bis auf die schöne Architektur für mich kein Verlust ist.

20130613-184311.jpg

Die Stierkampfarena von außen

20130613-184457.jpg

Marinchen neben einem berühmten Torrero

20130613-184643.jpg

Die Arena

20130613-184721.jpg

20130613-184734.jpg

Torrero beim Üben?

Kurze Zeit später fühlte ich mich auf einmal wie in London, die Häuschen sahen genau so aus wie ich sie aus England kannte und unser Guide hat dann auch erzählt, dass sich hier einige Engländer niedergelassen haben und die Häuser im englischen Stil haben errichten lassen.

20130613-184811.jpg

England in Kolumbien

Vorbei an diesem Kleinengland sind wir in einen Park gefahren, der auch schon mehrmals komplett überflutet war. Heute kann man darin schwimmen, wenn einen der Müll im Wasser nicht so stört. Dort haben wir auch endlich was essen können, ich war ja schon ganz ausgehungert…

20130613-184944.jpg

Parque Nacional Olaya Herrera

Anschließend haben wir noch eine Botero Figur besichtigt und sind am Centro Memoria
vorbeigekommen. Dieses erinnert an all die Opfer der Violencia, war aber leider geschlossen, weil ein Fernsehfilm über diese Personen gedreht wird. Insgesamt habe ich hier jetzt schon vier oder fünf Fernsehteams gesehen, Bogotá scheint gerade ein sehr populäres Thema zu sein.

20130613-203116.jpg

Centro Memoria

Nach einem Besuch einer Kaffeerösterei und dem obligatorischen café tinto haben wir uns nach vier Stunden dann auf den Rückweg gemacht. Dabei sind wir durch ein Viertel gefahren, dass man abends nicht besuchen sollte und indem es nur so von Prostituierten in äußerst fragwürdigen Outfits wimmelt…nach dieser Tour habe ich dann den Nachmittag im Hostel verbracht bis ich mich abends mit Lilly, Lisa und Pauline aus Deutschland getroffen habe. Die drei hatte ich vorher in Salento kennen gelernt und somit habe ich mich dann aufgemacht in den Norden Bogotás.

Wir waren in einem sehr coolen Thai-Restaurant essen, das im reichen Teil Bogotás liegt. Wirklich, hier ist ein Designerladen neben dem anderen und sehr teure Restaurants & Bars, hier scheint die (kleine) Elite Kolumbiens auszugehen und zu wohnen. Ich habe mir dort mal was gegönnt und hatte Phad-Thai Reisnudeln mit Langostinos. 🙂 Sooo lecker!

20130613-190931.jpg

Für Papa 😉

Begleitet wurden die beiden von zwei kolumbianischen Freunden, bei dem einen wohnen sie. Es war echt ein lustiger Abend und die Stimmung war ausgelassen, weil die Mädels am nächsten Tag (also heute) wieder zurück nach Deutschland sind, nach mehreren Monaten. Nach dem Essen sind wir noch in eine total abgefahrene Location gegangen, die Bar, Restaurant und Bailando (zum Tanzen) war, aber teuer – ca. 11.000 Pesos für ein Bier oder 37.000 Pesos für einen Cocktail. Ich würde sagen, dass sind ca. 4fache Preise wie ich sie sonst kenne. Aber es war ein super Abend dort, denn German (einer der Kolumbianer) hat dem Kellner erzählt, dass er Pauline Geburtstag hat, woraufhin eine extrem merkwürdige Musikkombo ihr eine kolumbianische Scherbe und Krone überreicht sowie ein Ständchen gebracht hat. 🙂

20130613-191452.jpg

Ich nach dem Trinken dieses ekligen Anisschnapses hier

Auf dem Weg zur nächsten Bar in der man tanzen konnte, haben die zwei Kolumbianer dann Freunde getroffen, die mit uns auf der Straße Fotos machten und Wein getrunken haben. Alles sehr außergewöhnlich. 🙂 Nach einer Stunde Tanzen zu Reggaeton (kann man als Europäer einfach nicht, behaupte ich) gings dann nach Hause. Obwohl vor dem Club ca. 100 Taxis standen, haben die beiden Kolumbianer darauf bestanden mir ein Taxi zu rufen, weil das sicherer wäre. Der Taxifahrer hat auch echt gewartet bis ich im Hostel drin war bevor er weiter gefahren ist. Somit endete mein zweiter Tag in Bogotá.

Leute, es tut mir leid, aber es kommt noch mehr. Hier kann man aber auch einfach so viel machen…sonst lest morgen ab hier meinen 3. Tag in Bogotá weiter.

Bei aktuer Langeweile hier erst morgen weiterlesen

Ich hatte ja schon erzählt, dass ich es echt toll finde, wie gut man hier Leute kennen lernt. Dabei muss ich kurz ausholen, in Salento hab ich mehrmals einen indischen Jungen getroffen, mich auch kurz unterhalten, aber nie wirklich länger als eine Minute. An meinem ersten Kopfschmerzabend hier im Hostel kommt er auf einmal ins Zimmer. Da mussten wir uns natürlich unterhalten, nur ich kann mir indische Namen einfach nicht merken…noch krasser war der Zufall dann, dass Kevin, der mit mir die Fahrradtour gemacht hat, der Freund war von dem der Inder vorher erzählt hat, dass er jetzt in Bogotá ankommt. 🙂 Somit kannte ich dann beide und sie haben mich dann gefragt, ob ich heute mitwill zu einer besonderen Tour Bogotás und zwar eine Graffiti bzw. Streetatart Tour. Da wollte ich natürlich mit. Also, alle die das gar nicht interessiert (es kommt noch härter mit richtiger Kunst in Museen) sollten jetzt aufhören zu lesen.

Kolumbianische Streetart

Diese Tour funktioniert wie die anderen Free Walking Tours und finanziert sich durch Spenden der Teilnehmer am Ende. Für mich war sie aber definitiv die 30.000 Pesos wert! Gestartet sind wir am Parque de los Periodistas bei uns um die Ecke. Ich war total zu spät, weil ich irgendwie dachte wir starten um 10.30 Uhr, war aber 10.00 Uhr…sorry Opa, dass ich so schnell auflegen musste! Wir waren insgesamt 2 Stunden unterwegs und haben echt interessante Details zu den verschiedenen Graffitis erfahren und da das Ganze hier ja auch mir als Tagebuch fungiert, hier eine Auswahl der besten.

20130613-192851.jpg

Künstler: Stinkfish, Kolumbien

Der Künstler, der diese Art von Graffitis zu seinem Markenzeichen gemacht hat, ist hier mittlerweile sehr erfolgreich und kann von seiner Kunst sogar leben. Er fotografiert Menschen ohne dass sie es bemerken und wandelt diese Fotografien dann in Bilder wie das obige um.

20130613-193055.jpg

Künstler: Rodez, Kolumbien

Rodez ist ein inzwischen über 50-jähriger Illustrator, der zusammen mit seinen beiden Söhnen StreetArt neben seinem Job betreibt und auch in Einverständnis mit Besitzern von kleinen Geschäften deren Außenwände verschönert. Sein Markenzeichen sind die vielen Augen, auch wenn er eine Phase hatte in der er Augen komplett ausgespart hat:

20130613-193252.jpg

Wie ich heute gelernt habe, ist der Unterschied zwischen südamerikanischer und westlicher Streetart das die Südamerikaner viel buntere Farben verwenden und der Zweck oft einfach nur die Verschönerung der Stadt sein soll. Obwohl es auch hier einige politische und gesellschaftskritische Künstler gibt.

20130613-193616.jpg

Nicht ganz so gesellschaftskritisch, aber typisch für Streetart sehr ironisch das obige Bild. In Bogotá gibt es ein großes Problem mit Wildpinklern und wirklich ab und zu riecht es doch streng. Man erkennts leider nicht so gut, aber auf dem Bild ist ein Pissoir gesprayt mit dem Spruch „bitte hier pinkeln“. Die Besitzer der Hauswand werden sich gefreut haben…

Der Gründer der Bogota Graffiti Tour ist selbst Streetartkünstler unter dem Pseudonym CRISP und stammt ursprünglich aus Australien. In Kolumbien werden Vergehen wie das Besprühen von Hauswänden nicht hart geahndet, d.h. man muss evtl. 24 Stunden ins Gefängnis und das ist der schlimmste Fall, ansonsten zahlt man eine sehr kleine Strafe. Ein wenig anders als in Deutschland wo es spezielle Units nur gegen Graffitisprüher gibt, aber gut in Bogotá gibt’s ein paar dringlichere Verbrechen zu klären oder zu vermeiden. Crisp’s Bilder sollen eigentlich einfach nur schön aussehen und mir haben sie sehr gut gefallen, auch wenn keine tiefgründige Bedeutung dahinter steckt.

20130613-194139.jpg

20130613-194227.jpg

20130613-194241.jpg

Anders hingegen die Arbeiten von Toxicomano (= toxische Hand), der sehr wohl die Probleme Kolumbiens aufgreift sowie DJ LU, der heute neben der Streetart Professor für Architektur ist und früher einmal DJ war, weshalb der Name geblieben ist.

20130613-194425.jpg

Künstler: DJ LU, Kolumbien

Das obige Bild soll die Rekrutierung Jugendlicher und Kinder thematisieren, denn sowohl die Guerillas sowie die Paramilitärs gewinnen oft diese Zielgruppe für sich, weil die Kinder meist keine andere Alternative haben als sich einer der Gruppen anzuschließen.

20130613-194704.jpg

Künstler: Toxicmano, Kolumbien

In der Sprechblase, die aus dem Mund des Mannes kommt, dem die Augen von einem Fernseher zugehalten werden, steht „jetzt kann ich sehen“. Eine Kritik an den Massenmedien, die uns den Blick für das wirklich wichtige nehmen.

20130613-195009.jpg

20130613-195020.jpg

Beide Bilder: APC

Das APC steht für Animal Powered Crew, und wie der Name schon sagt, thematisiert diese kolumbianische Gruppe bestehend aus ca. 35 Mitgliedern Tiere in ihren Bildern. Wenn ich mich recht erinnere, ist das die größte Crew hier in Bogotá.

Wie so oft in der Kunst, kommen die Frauen zu kurz, aber zum Glück gibt es hier in der Szene auch Frauen, die äußerst bekannt und anerkannt sind. Bastardilla ist eine von ihnen. Sie hatte eine ziemlich harte Kindheit und verarbeitet mit ihren Bildern die frühe Vergewaltigung, die ihr widerfahren ist. Sie malt aber vor allem in den ärmeren Stadtvierteln, um den Menschen dort eine Freude zu machen. Interessant ist, dass sie oft eine Farbe verwendet, die fluoresziert, wenn Autos nachts mit ihren Scheinwerfern die Bilder streifen.

20130613-195403.jpg

Künstler: Bastardilla, Kolumbien

Am Ende haben wir dann eine Zusammenarbeit von vier Künstlern gesehen, die alle vier die Missstände in Kolumbien thematisieren, fand ich wirklich toll.

20130613-195547.jpg

Die gesamte Wand

Normalerweise haben diese Kunstwerke eine Haltbarkeit von 6 Monaten, danach ist es okay, wenn drübergesprüht, geklebt oder was auch immer wird. Diese Wand existiert allerdings schon seit fast zwei Jahren.

20130613-195705.jpg

Wie bereits erwähnt, gibt es hier in Kolumbien eine große Schere zwischen reich und arm, dieses Bild zeigt das recht deutlich. Ein Armer muss einen Reichen tragen und dies war gängige Praxis im Dschungel Kolumbiens. Da es dort keine richtigen Straßen gibt zum Transport, auch von Menschen, wurden diese von anderen Leuten für Geld getragen. Auf dem Bild sieht man es leider nicht, aber die arme Person hält verschiedene Fäden in der Hand. Hinter sich zieht er Geld, Schuld und Besitztümer, die ihn belasten und vorne sind Tauben, die seinen Wunsch nach Freiheit zeigen sollen. Und der Rest der Wand, wobei jedes der einzelnen Bilder Kritik an der Gesellschaft beinhaltet:

20130613-204125.jpg

20130613-204133.jpg

20130613-204143.jpg

20130613-200102.jpg

Hier sieht man zwei Bilder nebeneinander. Das linke soll den Präsidenten Kolumbiens Uribe präsentieren, der in dem Land die Sicherheit um einiges verbessert hat, aber auch als Hardliner bekannt ist und nicht nur gutes über das Land gebracht hat. Aus diesem Grund sieht er ein wenig aus wie ein Vogel und die Krone soll an Kolumbus erinnern, der ebenfalls gutes im Sinne hatte, aber am Ende doch die Indianer zu ihrem Untergang geführt hat. Rechts davon sehen wir unten eine Frau, sie repräsentiert die Oberschicht Kolumbiens, die sich plastische Eingriffe leisten kann. Über dem Mann steht wir gestalten unser Lächeln (so oder ähnlich), was sich eben auf die Schönheits-Ops bezieht, aber auch auf den Mann mit dem weniger schönen Lächeln. Denn die Unterschicht konsumiert hier eine Droge, die eingeatmet wird und durch deren „Genuss“ man seine Zähne verliert – die ärmere Bevölkerung gestaltet also auch ihr Lächeln.

Das hier muss ich euch noch zeigen, weil es den Stierkampf, der ja grade erst verboten wurde, thematisiert. Links erkennt man ein Nashorn, das ja geschützt ist vor Wilderern und ganz rechts unten erkennt man einen Stier, dem dieses Recht bis vor kurzen nicht zuteil wurde.

20130613-204456.jpg

Stierkampf – nein, danke! Sorry, das Nashorn wollte nicht ganz drauf, aber da war rechts eines…

Es gab noch viel mehr einprägende Bilder mit Geschichten, aber ich will es mal hier belassen. Ihr hasst mich jetzt bestimmt eh schon. Aber um den Tag abzuschließen, erzähle ich noch kurz wo ich heute dann nachmittags noch war. Ich habe einen richtigen Museumsmarathon veranstaltet und bin zuerst in das Museo Botero gegangen. Es ist in einem sehr hübschen Gebäude untergebracht und das Beste umsonst. 🙂 Hier nur ein paar Bildchen, denn das Museum beherbergt Gemälde vieler internationaler bekannter Künstler und einige Botero Werke:

20130613-200827.jpg

20130613-200836.jpg

Der Innenhof des Museo Botero

20130613-203915.jpg

20130613-203940.jpg

Miró und Giacometti

Danach habe ich den folgenden Stätten einen Besuch abgestattet:

Museo de Arte Colonial
= leider für mich nicht so interessant, weil es nun einmal religiöse Kunst ist und das nicht mein Ding ist, aber ebenfalls ein sehr nettes Gebäude.

20130613-201038.jpg

Der Blick vom Innenhof des Museo de Arte Colonial

Iglesia Santa Clara
= ist sehr klein und die Kirche wurde in ein Museum umgewandelt. Wieder natürlich religiöse Thematik, deshalb war ich auch hier schnell durch.

20130613-201147.jpg

Museo de la Independencia – Casa del Florero
= interessant gemachtes Museum zur Unabhängigkeitsgeschichte Kolumbiens. Allerdings hauptsächlich in Spanisch, weshalb ich nicht alles verstanden habe, aber es waren sehr interessante Videos zu sehen über den Anschlag vom 06. November (siehe ganz oben Blogeintrag). Um die Unabhängigkeit dreht sich die Legende, dass zu einem Bankett eine Blumenvase gezeigt werden sollte, der damalige kolumbianische Verwalter oder wie auch immer hat sich dessen aber verweigert und die Vase hingeschmissen, daraufhin soll wohl der Wunsch nach der Unabhängigkeit von Spanien gewachsen sein…ich hoffe, das stimmt so, wenn einer die Geschichte besser weiß, lass ich mich gerne korrigieren.

20130613-204802.jpg

Der Obelisk der Unabhängigkeit im Innenhof der Casa del Florero

Zum letzten Museum hatte ich dann das Highlight der Museen Bogotás auserkoren, das Museo del Oro sprich Goldmuseum. Das ist wirklich sehr schick gemacht u.a. mit einem Raum dessen Türen sich schließen, wenn man ihn betreten hat, dann hört man Schamanengesänge und Goldschmuckstücke werden unterschiedlich durch Licht in Szene gesetzt. Übrigens haben alle Museen heute jeweils nur 3.000 Pesos gekostet, da ging das finanziell auch mit dem Kulturmarathon. So, und nun habt ihr’s geschafft, ich verspreche der nächste Artikel wird kürzer, aber die Geschichte Bogotás und auch die Straßenkünstler haben mich echt beeindruckt. Bis bald!